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Habitus lateinisch Gehaben von habere haben bezeichnet das Auftreten oder die Umgangsformen einer Person die Gesamtheit ihrer Vorlieben und Gewohnheiten oder die Art ihres Sozialverhaltens Durch Norbert Elias und Pierre Bourdieu wurde Habitus auf der Basis ihres philosophischen Werkes zum soziologischen Fachbegriff weiterentwickelt Seitdem verbreitet sich der Begriff auch in anderen Wissenschaftsdisziplinen Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 1 1 Habitus und Habitualisierung 1 1 1 Habitus 1 1 2 Habitualisierung 1 2 Ahnliche Konzepte 2 Habitus und soziale Praxis 2 1 Opus operatum Werk 2 2 Modus Operandi Handlungsweise 2 3 Hexis 3 Beispiele Habitus 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenVorlaufer des Begriffs ist der von Aristoteles in der Nikomachischen Ethik verwendete Begriff der hexis ἕ3is abgeleitet von einem Wortstamm fur haben oder besitzen im Sinne einer festen Handlungsgewohnheit oder ethischen oder korperlichen Grundhaltung Thomas von Aquin verwendet die Begriffe des habitus corpus habitus activus und habitus operativus wobei der zuletzt genannte dem Bourdieuschen Begriff schon recht nahekommt Habitus und Habitualisierung Bearbeiten Habitus Bearbeiten In der Soziologie wurde der Begriff Habitus von Norbert Elias und Pierre Bourdieu zum Fachbegriff entwickelt Aufgrund ihres Philosophiestudiums waren beide mit der Entwicklung des Habitus Konzepts seit der Antike vertraut 1 Auf Basis dieses Begriffsverstandnisses entwickelten sie ihre Habitus Begriffe unabhangig voneinander 2 Bei Elias 1897 1990 ist Habitus seit seinem Grundlagenwerk Uber den Prozess der Zivilisation von 1939 ein zentrales Begriffskonzept seiner Prozesssoziologie Als sozialen Habitus bezeichnet er Gewohnheiten im Denken Fuhlen und Handeln die Mitgliedern einer Figuration gemeinsam sind gleichbedeutend soziale Personlichkeitsstruktur die den Mitgliedern einer Gruppe gemeinsamen psychischen Merkmale und als personlichen Habitus die daraus sich mit entwickelnde individuelle Personlichkeitsstruktur 3 4 Bis zur Neuauflage 1969 war dieses Werk jedoch nur relativ wenig bekannt Genau wie andere prozesssoziologische Begriffe wird auch der Habitus Begriff bei Elias nicht im klassischen Sinne abschliessend definiert sondern entwickelt und weiterentwickelt siehe Grundbegriffe der Prozesssoziologie Nach Bourdieu 1930 2002 bezeichnet Habitus das gesamte Auftreten einer Person im Einzelnen etwa den Lebensstil die Sprache die Kleidung und den Geschmack Zwischen 1962 und 1965 verwendete Bourdieu anstelle des Habitusbegriffs im Anschluss an Weber den Begriff Ethos nach Max Weber Eingefuhrt und in der endgultigen Funktion benutzt wurde der Begriff des Habitus wiederum 1968 mit Verweisen auf Erwin Panofsky Jedoch wurde er standig weiter ausgearbeitet und angepasst 5 Am Habitus einer Person lasst sich ihr Rang oder Status in der Gesellschaft ablesen Durchaus moglich ist allerdings auch dass eine Person mit einem der sozialen Schicht angemessenen Habitus durch verschiedenste Einflusse in eine tiefere soziale Schicht ab oder eine hohere aufsteigt Der Habitus andert sich zumindest kurzfristig nicht Habitualisierung Bearbeiten Sowohl Elias als auch Bourdieu beschreiben im Konzept des Habitus die psychosoziale Entwicklung von Menschen als ein wechselseitiges Formen und Geformt Werden das keiner weiteren Theorien und Konzepte mehr bedarf Die etwa beim Konzept der Sozialisation meist zugrundeliegende getrennte Vorstellung von Individuum und Gesellschaft sei irrefuhrend 6 Elias beschreibt die Entwicklung des personlichen Habitus als lebenslangen Prozess der personlichen Psychogenese als Teilprozesse im langfristigen Prozesszusammenhang der Psychogenese und Soziogenese einer Gesellschaft Bourdieu beschreibt den Habitus als generatives Erzeugungsprinzip von Praxisformen und Verhaltensstrategien Ahnliche Konzepte Bearbeiten In diesem Sinne haben bereits altere Soziologen Habitusformen untersucht ohne den Begriff zu benutzen so 1899 Thorstein Veblen den demonstrativen Konsum in The Theory Of The Leisure Class Spatestens 1925 benutzte Otto Ruhle in Die Seele des proletarischen Kindes den Begriff Habitus auch wortwortlich als er den Marxismus mit Alfred Adlers Individualpsychologie verband Kulturanthropologische und psychoanalytische Ansatze die den Einfluss der Sozialstruktur auf die Entwicklung der sozialen Personlichkeit berucksichtigen ahneln etwa dem Habituskonzept Der Habitus als System verinnerlichter Muster erzeugt eine Auswahl von kulturtypischen und klassenspezifischen Gedanken Wahrnehmungen und Handlungen die den Individuen als ihre eigenen erscheinen die sie jedoch mit den anderen Mitgliedern ihrer jeweiligen Klasse teilen Die theoretischen Uberlegungen und empirischen Untersuchungen Erich Fromms zum Gesellschaftscharakter sind ein Beispiel fur einen dem Habitus Konzept in der Erkenntnisleistung vergleichbaren Ansatz Auch der Gesellschaftscharakter dient als Vermittlungsglied zwischen der individuellen psychischen Struktur und den soziookonomischen Verhaltnissen erfullt die Funktion der Herrschafts sicherung unterhalb des Bewusstseins der Menschen die scheinbar freiwillig das tun was sie aus funktionalen Grunden tun sollen Habitus und soziale Praxis Bearbeiten Habitus umfasst fur Bourdieu zunachst die objektive Kategorisierung von Angehorigen bestimmter sozialer Klassen innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen und daruber hinaus ein auf das Subjekt bezogenes Konzept der Verinnerlichung kollektiver Dispositionen Der Habitus ist ein Erzeugungsprinzip von Praxisformen und Verhaltensstrategien eines sozialen Akteurs In Bezug auf eine der drei zentralen Strukturkategorien der Gesellschaft auf die soziale Klasse wird die Auspragung des Habitus unter anderem von der Teilhabe an den gesellschaftlichen Gutern abhangig Dabei spielen das okonomische kulturelle soziale und symbolische Kapital eine entscheidende Rolle Um die Funktionsweise des Habitus klarzustellen muss man erstens verstehen was Bourdieu unter der generativen Grammatik versteht und zweitens muss man den Habitus im sozialen Kontext vor allem in Bezug auf die drei zentralen Kategorien der Gesellschaft soziale Klasse Geschlecht und soziales Feld betrachten 1 Generative Grammatik In Anlehnung an Noam Chomskys Analyse der Sprachprozesse entwickelt Bourdieu diese Seite des Habitus Noam Chomsky untersuchte das Sprechverhalten der Menschen und ist zu diversen Einsichten gekommen Die Wichtigste fur das Verstandnis des Habitus ist nach Bourdieu die Annahme dass soziale Subjekte uber ein System generativer Strukturen verfugen die ihnen ermoglichen unendlich viele Ausserungen zu erzeugen und damit auf jede mogliche Situation im Leben zu reagieren Dies verhalf Bourdieu zur Konstruktion des Habitus als generative Grammatik Man muss im Zusammenhang mit Noam Chomsky klarstellen dass Bourdieu von Chomsky nur diesen Ansatz ubernahm und weiterentwickelte Chomskys Annahme dass Sprecher ihre personliche Sprechweise von einer angeborenen Universalgrammatik ableiten lehnte Bourdieu ab Bourdieu definiert den Habitus als eine erworbene nicht als angeborene und als erfahrungsabhangige Konstruktion 2a Habitus und soziale Klasse Mit der sozialen Klasse sind die vertikalen Ungleichheiten der Gesellschaft und die ungleiche Teilhabe der sozialen Subjekte an gesellschaftlichen Gutern gemeint Man unterscheidet unter mehreren Kapitalformen die fur die Definition der Klassen eine grundlegende Bedeutung haben Es handelt sich um okonomisches Kapital kulturelles Kapital symbolisches Kapital und soziales Kapital Mit dem okonomischen Kapital sind die materiellen Ressourcen uber die ein soziales Subjekt verfugt gemeint Die akademischen Titel erworbene Praktiken bilden kulturelles Kapital Mit symbolischem Kapital sind Prestige und Anerkennung in der Gesellschaft gemeint Die sozialen Beziehungen sind die Grundlage fur soziales Kapital Wenn eine Gruppe von sozialen Subjekten ahnliche Vorlieben vorweist und sich ausserdem in ahnlichen sozialen Verhaltnissen befindet beobachtet man gewisse Gemeinsamkeiten Diese gemeinsamen habituellen Strukturen sind nach Bourdieu fur eine bestimmte soziale Klasse typisch Diese gemeinsamen habituellen Strukturen bezeichnet der Begriff Klassenhabitus Der klassenspezifische Habitus kann durch das Handeln der sozialen Subjekte die einer Klasse angehoren rekonstruiert werden Damit ist das Handeln der Klassenzugehorigen fur andere Mitglieder der Gruppe leicht nachvollziehbar und erklarbar 2b Habitus und Geschlecht Mit dieser Strukturkategorie ist die Arbeitsteilung zwischen Frau und Mann gemeint Diese gesellschaftliche Strukturierung ist in jeder Gesellschaft vorfindbar Nach Bourdieu wird durch diese grundlegende Strukturkategorie der Gesellschaft das Herrschaftsverhaltnis impliziert Mit dem Verstandnis von Zweigeschlechtlichkeit und mit der Hervorhebung der mannlichen Herrschaft ist das Herrschaftsverhaltnis in unserer modernen Gesellschaft besonders gut begreifbar Die Zweigeschlechtlichkeit ist ein Unterscheidungsprinzip das bei den Individuen von fruher Kindheit an besonders ausgepragt ist Diese Kategorie hat eine grosse Bedeutung bei der Herausbildung des Habitus Geschlechter sind als polare entgegengesetzte Kategorien nicht wie ein Klassifikationssystem konstruiert Das geschlechtsspezifische Verhalten ist im Habitus besonders tief eingepragt und beeinflusst intensiv das soziale Verhalten Im Zusammenhang mit der Kategorie Geschlecht verwendet Bourdieu den Begriff der symbolischen Gewalt Mit der symbolischen Gewalt ist eine mittelbare Form der Gewaltausubung gemeint Charakteristisch fur die symbolische Gewalt ist das nicht bewusste Einverstandnis der Beherrschten Frauen gegenuber der herrschenden Ordnungsvorstellung Beide Seiten die Herrschenden Manner und die Beherrschten Frauen mussen dafur uber ein Verhaltenssystem uber einen Habitus verfugen in dem dieses Herrschaftsverhaltnis eingepragt ist So muss man sich die Frage stellen warum auch in unserer modernen Gesellschaft die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann nicht vollkommen stattgefunden hat Bourdieu erklart dieses Phanomen damit dass der Habitus so tief verwurzelt 7 ist dass er die erlernten patriarchalen Verhaltensweisen und das geschlechtsspezifische Verhalten in der Praxis oder besser in der Mehrzahl den Praxen des sozialen Lebens vorstrukturiert 8 Dies fuhre dazu dass die Frauen unbewusst die mannliche Herrschaftsordnung akzeptieren und diese selbst wiederum aktiv reproduzieren 2c Habitus und soziales Feld Mit dem sozialen Feld ist die funktional differenzierte arbeitsteilige Gliederung der Gesellschaft gemeint Ein soziales Feld ist nach Bourdieu ein Kraftefeld in dem die Beteiligten um Macht konkurrieren Die Beteiligten versuchen ihre Positionen und Reprasentationen durchzusetzen Bourdieu vergleicht das soziale Feld mit einem Spiel Jedes soziale Feld verfugt uber eigene fur das soziale Feld typische Funktionsweisen mit spezifischen Grundsatzen Fur die Existenz eines sozialen Feldes ist die Identifizierung der Beteiligten mit diesem Funktionssystem wichtig die Beteiligten machen es zu ihrem Beruf Die spezifische Funktionsweise und die fur das soziale Feld typischen Grundsatze sind bei den beteiligten sozialen Subjekten tief eingepragt Sie sind ihnen zur Natur geworden und werden im Habitus gespeichert Das Habituskonzept vermittelt zwischen den fundamentalen elementaren Lebensbedingungen und den Praxisformen eines sozialen Akteurs Raum der Lebensstile Fundamentale Lebensbedingungen zeichnet Bourdieu im sozialen Raum nach Der Habitus erfullt eine Doppelfunktion Er ist als Opus operatum Werk Produkt des Handelns durch die elementaren Lebensbedingungen der sozialen Lage bestimmt und zugleich als Modus Operandi Handlungsweise Art des Handelns generatives Erzeugungsprinzip fur die Praxis Bourdieu spricht in Bezug auf das Opus operatum von strukturierter Struktur des Habitus Die zweite Seite des Habitus wird von Bourdieu als modus operandi bezeichnet es ist die strukturierende Struktur des Habitus Opus operatum Werk Bearbeiten Der Habitus ist klassenspezifisch determiniert d h Lebensbedingungen werden uber Anpassungs Lern und Konditionierungsprozesse als klassenspezifische Klassifikationssysteme verinnerlicht In der alltaglichen Praxis werden kollektive generative Schemata und Dispositionen grundlegende Einstellungen einverleibt Die soziale Herkunft und der bisherige soziale Lebenslauf sind fur die Pragung des Habitus von zentraler Bedeutung Uber die fruhkindliche Entwicklung vermittelt geht daruber hinaus die gesamte kollektive Geschichte der Familie und der Klasse in den Habitus ein Nicht nur klassenspezifische Sprache oder Werte haben konstituierende Funktion sondern beispielsweise auch die Architektur grosse und helle oder enge dunkle Raume oder auch die Beschaffenheit der Inneneinrichtung wirken in der fruhkindlichen Entwicklung pragend Bourdieu bezeichnet den Habitus als geronnene Lebensgeschichte Soziale Positionen werden als Dispositionen verinnerlicht Modus Operandi Handlungsweise Bearbeiten Der Habitus ist ein generatives Erzeugungsprinzip von sozialen Praxisformen Die Schemata des Habitus bilden Urformen der Klassifikation und sind die fundamentalsten Prinzipien der Konstruktion und Bewertung der sozialen Welt Weil diese als hierarchisch strukturiert erfahren wird ja inkorporiert ist wird sie auch als solche wahrgenommen und bewertet Die Art zu denken die Sichtweise auf die soziale Welt das Verhalten und Handeln in sozialen Situationen bis hin zu alltaglichen Handlungen werden von den Dispositionen und Klassifikationen des strukturell angepassten Habitus gesteuert und realisiert Entstandene Dispositionen inkorporierte Lernakte beziehen sich nicht nur auf die konkrete Lernsituation sondern folgen dem generativen Prinzip des Habitus und wirken in eine Vielzahl von Handlungs Bewertungs und Wahrnehmungssituationen hinein Die durch die Klassenzugehorigkeit bestimmte Determinierung des Habitus bietet gleichwohl Raum fur eine individuelle kreative Weltgestaltung In einer Theorie der Praxis verbindet Bourdieu sozialstrukturell beeinflusste Verhaltensformen mit nutzungsorientierten Strategien Die sozialen Akteure greifen in variablen niemals gleichen Situationen auf dauerhafte Dispositionen zuruck die gleich den Zugen eines Schachspiels improvisiert kombiniert erfunden werden Der Habitus ist also objektiv determiniert erlaubt aber zugleich subjektive individuelle Handlungsstrategien in einem Raum der Moglichkeiten Der Habitus umfasst ein System dauerhafter und ubertragbarer Dispositionen welche als Erzeugungs und Ordnungsgrundlage fur Praktiken und Vorstellungen dienen die sich in der Spontaneitat des Momentes also ohne Wissen und ohne Bewusstsein in der Praxis eines Menschen offenbaren einverleibte zur Natur gewordene und damit als solche vergessene verinnerlichte also inkorporierte einverleibte Geschichte ein sozial konstituiertes System von strukturierten und strukturierenden Dispositionen das durch Praxis erworben wird und konstant auf praktische Funktionen ausgerichtet ist Zeichen der Distinktion der einzelnen Klassen die sich unter anderem in einer speziellen Kleidung Sprache Geschmack oder dem Konsumverhalten aussert Denk und Sichtweise der Wahrnehmungsschemata welche die Prinzipien des Urteilens und Bewertens begrunden Die Doxa ist die stillschweigende in der Ubereinstimmung des Habitus mit den objektiven Strukturen entstehende Erfahrung der bestehenden Ordnung nicht als willkurlich geschaffene und damit kritisierbare sondern als ein naturlich gegebener selbstverstandlicher Zustand und wird somit als naturlich aufgefasst Ausserdem benutzt Bourdieu in diesem Zusammenhang folgende Terminologie Korper gewordene Sprache bedeutet Durch den Habitus verdinglichen sich Denk und Sichtweisen am menschlichen Korper Praxis meint dass der Habitus den Menschen jeden Moment seines Daseins durchdringt und seinen Handlungsspielraum einengt ihm aber Moglichkeiten der Gestaltung innerhalb dieses Rahmens lasst Generativer Operator stellt eine erzeugende Verbindung von Strukturierendem und Strukturiertem bereit In modernen Industriegesellschaften unterscheiden sich gemass Bourdieu die einzelnen sozialen Klassen nicht nur durch ihre unterschiedliche Verfugungsgewalt uber die Produktionsmittel sondern auch durch feine Unterschiede vgl auch Die feinen Unterschiede in ihren Habitusformen im Raum der Lebensstile Diese Unterschiede die Zeichen der Distinktion beziehen sich z B auf Kleidung Sprache Geschmack und das Konsumverhalten Habitus bedeutet bei Bourdieu die klassenspezifisch erworbene unbewusste aber nichtsdestoweniger genaue Angepasstheit der Dispositionen Verhaltensmuster und Einstellungen einer Person an das jeweilige soziale Um Feld Das gesamte Handeln der Individuen wird von diesem Habitus bestimmt Der Habitus leistet die Umsetzung objektiver gesellschaftlicher Verhaltnisse in subjektive individuelle und klassenbestimmte Praxis Unbewusst und trotzdem genau angepasst an das soziale Feld ist diese Praxis deshalb weil der Habitus geschichtlich erst in Reaktion auf ein immer schon vorhandenes soziales Feld entsteht Der Habitus ist daher das Produkt eines geschichtlichen Prozesses In ihm manifestieren sich die objektiven Notwendigkeiten und Moglichkeiten des Handelns einer Klasse und werden mittels eines Klassenethos in subjektiven Sinn verwandelt Hexis Bearbeiten Hexis ist die griechische Version des bekannteren Habitus Verhalten aussere Form Haltung Bourdieu benutzt Hexis und Habitus teilweise in verschiedener Bedeutung Wahrend er mit dem Begriff Habitus Steuermechanismen fur geistige Einstellungen und Gewohnheiten bezeichnet zum Beispiel Kunst oder Musikgeschmack verwendet er Hexis in Bezug auf die korperliche Dimension zum Beispiel Gestik Mimik Korperhaltung Wahl der Sportart Beispiele Habitus BearbeitenBeispiele fur Aspekte des Habitus sind nationaler Habitus 9 professioneller Habitus 10 Geschlechtshabitus mannlicher Habitus weiblicher Habitus Schulerhabitus 11 Siehe auch BearbeitenIdentifikatorischer Habitus Habituation Geltungskonsum Stallgeruch im ubertragenen SinnLiteratur BearbeitenPierre Bourdieu Der Sozialraum und seine Transformationen In Die feinen Unterschiede Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft Suhrkamp Frankfurt am Main 1982 ISBN 3 518 57625 9 S 171 210 Pierre Bourdieu Zur Genese der Begriffe Habitus und Feld In Derselbe Der Tote packt den Lebenden VSA Verlag Hamburg 1997 ISBN 3 87975 622 8 Pierre Bourdieu Loic Wacquant Reponses Pour une anthropologie reflexive Seuil Paris 1992 Ins Deutsche ubersetzt von Hella Beister Reflexive Anthropologie Suhrkamp Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 518 58229 1 Taschenbuch Suhrkamp Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 518 29393 1 Norbert Elias Uber den Prozess der Zivilisation 2 Bande Suhrkamp Frankfurt am Main Norbert Elias Die Gesellschaft der Individuen Suhrkamp Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 518 28574 2 Gerhard Frohlich Habitus und Hexis Die Einverleibung der Praxisstrukturen bei Pierre Bourdieu In Hermann Schwengel Britta Hopken Hrsg Grenzenlose Gesellschaft Band 2 2 Ad hoc Gruppen Foren Centaurus Pfaffenweiler 1999 ISBN 3 8255 0290 2 S 100 102 ssoar info PDF 288 kB 5 Seiten Heike Guthoff Kritik des Habitus Zur Intersektion von Kollektivitat und Geschlecht in der akademischen Philosophie Transcript Bielefeld 2013 Beate Krais Gunter Gebauer Habitus Transcript Bielefeld 2002 ISBN 3 933127 17 3 Doris Martin Habitus Sind Sie bereit fur den Sprung nach ganz oben Campus Frankfurt 2019 ISBN 978 3 593 50983 9 Peter Nickl Ordnung der Gefuhle Studien zum Begriff des Habitus Meiner Hamburg 2001 literaturkritik de Heinrich Wilhelm Schafer HabitusAnalysis 1 Epistemology and Language Springer VS Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 531 17511 9 Heinrich Wilhelm Schafer HabitusAnalysis 2 Praxeology and Meaning Springer VS Wiesbaden 2020 ISBN 978 3 658 27769 7 Heinrich Wilhelm Schafer Identitat als Netzwerk Habitus Sozialstruktur und religiose Mobilisierung Springer VS Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 658 10342 2 Tom Sparrow A History of Habit From Aristotle to Bourdieu Lexington Books Lanham 2013 ISBN 978 0 7391 8198 0 Katia Tangian Spielwiese Kunstakademie Habitus Selbstbild Diskurs Olms Hildesheim 2010 ISBN 978 3 487 14357 6 zugleich Dissertation Universitat Karlsruhe 2008 Loic Wacquant Eine kurze Genealogie und Anatomie des Habitusbegriffs In Berliner Debatte Initial Heft 4 2016 S 103 109 Weblinks BearbeitenCenter for the Interdisciplinary Research on Religion and Society CIRRuS HabitusAnalysis Universitat Bielefeld abgerufen am 10 Januar 2022 Werner Zips Matthaus Rest Die Praxeologie Pierre Bourdieus Doxa In Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen Fakultat fur Sozialwissenschaften Universitat Wien 27 Januar 2010 abgerufen am 4 Marz 2019 nbsp Wiktionary Habitus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Tom Sparrow A History of Habit From Aristotle to Bourdieu Lanham 2013 Aufgrund ahnlicher Zugangs und Denkweisen ahneln sich uber den Habitusbegriff hinaus ihre soziologischen Konzepte in vielen Aspekten weisen aber auch einige Unterschiede auf Von 1976 bis 1990 standen beide per Brief im Austausch Der Briefwechsel befindet sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar wurde bislang jedoch kaum ausgewertet Vgl Inken Hasselbusch Norbert Elias und Pierre Bourdieu im Vergleich Eine Untersuchung zu Theorieentwicklung Begrifflichkeit und Rezeption 2014 abgerufen am 4 Juli 2017 Norbert Elias Uber den Prozess der Zivilisation Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen 1 Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes Frankfurt am Main 1997 Erstausgabe 1939 Norbert Elias Uber den Prozess der Zivilisation Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen 2 Wandlungen der Gesellschaft Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation Frankfurt am Main 1997 Boike Rehbein Die Soziologie Pierre Bourdieus 3 Auflage Konstanz 2016 S 86 87 Norbert Elias Soziologie und Psychiatrie In Aufsatze und andere Schriften I Gesammelte Schriften Band 14 Suhrkamp Frankfurt 2006 ISBN 3 518 58453 7 S 322 Diese Deutung zeigt vor allem dass die mannliche Ordnung so tief verwurzelt ist dass sie keiner Rechtfertigung bedarf P Bourdieu L Wacquant Reflexive Anthropologie Suhrkamp Frankfurt am Main 1996 S 208 Der Habitus als strukturierende und strukturierte Struktur aktiviert in den Praktiken und im Denken praktische Schemata die aus der uber den Sozialisationsprozess ontogenetisch vermittelten Inkorporierung von sozialen Strukturen hervorgegangen sind die sich ihrerseits in der historischen Arbeit vieler Generationen gebildet haben P Bourdieu L Wacquant 1992 Reflexive Anthropologie Suhrkamp Frankfurt am Main 1996 S 173 Norbert Elias Studien uber die Deutschen Machtkampfe und Habitusentwicklung im 19 und 20 Jahrhundert In Gesammelte Schriften Band 11 Frankfurt am Main 1989 2005 Michaela Pfadenhauer Profession Habitus und Wandel Frankfurt am Main 2009 Werner Helsper Hrsg Schulerhabitus theoretische und empirische Analysen zum Bourdieuschen Theorem der kulturellen Passung Wiesbaden 2014 Normdaten Sachbegriff GND 4022724 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Habitus Soziologie amp oldid 234392411