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Die Artikel Geschlechtshabitus Geschlechterrolle Gender und Geschlechtsidentitat uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch in den anderen Artikeln befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Geschlechtshabitus Geschlechterhabitus oder geschlechtlicher Habitus hat sich seit den 1990ern als soziologischer Fachbegriff auf der Basis des soziologischen Habitusbegriffs entwickelt um die Unterscheidung des Prinzips der Handlungspraxen entlang einer Geschlechtskategorie zu beschreiben Uber die Zuordnung zu einer Geschlechtskategorie werden bestimmte Praxen generiert und andere verhindert Michael Meuser 1 Im Zentrum der Handlungspraxen steht meist eine zweipolare Unterscheidung von mannlichem und weiblichem Habitus auf sozialer und in der Folge auf individueller Ebene 1 Die Unterscheidung ist eine Dimension des Sozialen und Bestandteil der sozialen Ordnung uber das ein unerschopfliches System von Gegensatzen hervorgebracht wird Menschen eignen sich den Geschlechtshabitus in ihrer psychosozialen Entwicklung an d h er ist eine alltagliche Selbstverstandlichkeit die vorbewusst einverleibt verinnerlicht und in der Identitatsarbeit laufend weiterentwickelt wird Habitualisierung bzw Sozialisation Er zeigt sich in Bewegungen Blicken und Gestik aber auch im Denken und Fuhlen 2 Der Geschlechtshabitus gehort zu den kulturellen Deutungsmustern uber die Geschlechtszugehorigkeit und Geschlechtsverhaltnisse als Natur und Kultur zu einer unauflosbaren Einheit verbunden werden Der Geschlechtshabitus ist allgegenwartig und spiegelt die Macht der sozialen Geschlechterordnung wider 1 Ziel des Fachbegriffs des Geschlechtshabitus ist die wissenschaftliche Beschreibung von Geschlecht als bio psycho sozialer Kategorie sozialer Ordnung und sozialer Differenzierung Andere Fachbegriffe in diesem Bereich waren bzw sind Geschlechtsidentitat Geschlechtscharakter Geschlechtsrollencharakter Geschlechterrolle Gender und Doing Gender Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsentwicklung Geschlechtscharakter Geschlechterrolle Gender Doing Gender Geschlechtshabitus 2 Geschlecht als zweite Natur 3 Unterschiede Geschlechtshabitus und Geschlechterrolle 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBegriffsentwicklung Geschlechtscharakter Geschlechterrolle Gender Doing Gender Geschlechtshabitus BearbeitenDie zweipolare Unterscheidung von mannlichem und weiblichem Habitus war unter anderem ein zentraler Aspekt der Verburgerlichung westlicher Gesellschaften und der Durchsetzung des zugehoren polaren Geschlechterideals Dabei haben sich zur Beschreibung unterschiedliche Fachbegriffe entwickelt Ende des 18 Jahrhunderts wurde zunachst auf das Konzept des Charakters zuruckgegriffen um den Begriff Geschlechtscharakter zu beschreiben Er gilt jedoch mittlerweile als weitgehend veraltet 3 Mit dem Aufkommen des Konzepts der sozialen Rolle setzte sich im 20 Jahrhundert zunehmend der Begriff Geschlechtsrollencharakter Geschlechtsrolle bzw Geschlechterrolle durch Mit der zunehmenden Beschaftigung mit der sozialen Unterscheidungskategorie Geschlecht etablierte sich ab 1975 zunachst im englischen Sprachraum und spater auch im Deutschen das Konzept Gender und mit der praxeologischen Wende ab Ende des 20 Jahrhunderts das Konzept des Doing Gender 4 Seit Etablierung des Konzepts des Habitus Ende des 20 Jahrhunderts setzt sich zunehmend der Begriff Geschlechtshabitus durch der die Psycho und Soziogenese von Gender bzw Doing Gender wissenschaftlich erklart 5 In der Alltagssprache wird noch weitgehend der Begriff der Geschlechterrolle bzw Geschlechtsrolle verwendet 6 Damit geht meist ein wenig differenzierteres Konzept von Geschlecht als biopsychosozialer Kategorie sozialer Ordnung und sozialer Differenzierung einher Teilweise sind dabei differenziertere Fachbegriffe nicht nur unbekannt sondern wirken fur die eigene Identitat bedrohlich und werden abgelehnt Im Vergleich zu den mittlerweile hoch differenzierten Fachbegriffen erscheinen geschlechtsbezogene Begriffe der Alltagssprache oftmals als unterkomplex bzw als naive simplifizierende Vorstellung von Geschlecht als naturhafte unveranderliche an sich so seiende Tatsache jenseits sozialer kultureller und spezifisch historischer Bedingtheiten 7 Geschlecht als zweite Natur BearbeitenDurch die alltagliche Selbstverstandlichkeit des Geschlechtshabitus wird die zugrundeliegende Habitualisierung quasi vergessen Durch den zugrundeliegenden Dimorphismus wird der Eindruck befordert dass der Geschlechtshabitus weitgehend biologisch bedingt ist Dadurch ist eine Naturalisierung sozialer Praxis naheliegend In der Folge wird der Geschlechtshabitus als zweite Natur angesehen und in seiner sozialen Bedingtheit und Veranderlichkeit verdeckt 1 Unterschiede Geschlechtshabitus und Geschlechterrolle BearbeitenGeschlechtshabitus hat sich zu einem Grundbegriff der allgemeinen Soziologie entwickelt Der Rollenbegriff impliziert eine Unterordnung des Individuums unter die Gesellschaft wahrend im Habitus Individuen als selbstgestaltend als aus den Moglichkeiten auswahlend betrachtet werden 8 Aufgrund dieser Probleme des Begriffs der sozialen Rolle wurde der Begriff des Habitus seit Ende des 20 Jahrhunderts zunehmend dominant und wird seitdem auf mehr Bereiche sozialer Ungleichheit angewandt auch auf den Bereich Geschlecht bzw Gender Unterschiede zwischen Geschlechtshabitus und Geschlechterrolle sind 1 Geschlecht ist nicht lediglich eine einzige Rolle sondern geht auf den sozialen Habitus als erzeugendes Prinzip zuruck durch den Geschlecht jeweils hergestellt wird Geschlechtlich zu agieren d h Doing Gender ist nicht lediglich in einer bestimmten sozialen Rolle erforderlich Lehrerrolle Vaterrolle etc sondern in jeder sozialen Situation Wahrend eine Geschlechtsrolle dem Menschen ausserlich bleibt da sie Unterordnung fordert und die Moglichkeit der Distanzierung bietet wird mit dem Habitusbegriff eine bewusste Gestaltung durch das Individuum betont Das Geschlecht wird einverleibt psychisch verinnerlicht und auf individuelle Weise gelebt also inkorporiert 9 D h man kann sich nicht davon distanzieren hochstens es muhevoll umlernen Literatur BearbeitenErika Bock Rosenthal Strukturelle Diskriminierung nur ein statistisches Phanomen In Erika Bock Rosenthal Hrsg Frauenforderung in der Praxis Frauenbeauftragte berichten Frankfurt M New York 1990 S 11 54 Pierre Bourdieu Die mannliche Herrschaft In Irene Dolling Beate Krais Hrsg Ein alltagliches Spiel Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis Frankfurt M 1997 S 153 217 Holger Brandes Der mannliche Habitus Bd 1 Manner unter sich Opladen 2001 Holger Brandes Der mannliche Habitus Bd 2 Mannerforschung und Mannerpolitik Opladen 2002 Steffani Engler Barbara Friebertshauser Die Macht des Dominanten In Angelika Wetterer Hrsg Profession und Geschlecht Uber die Marginalitat von Frauen in hochqualifizierten Berufen Frankfurt M New York 1992 S 101 120 Beate Krais Geschlechterverhaltnis und symbolische Gewalt In Gebauer Gunther Christoph Wulf Hrsg Praxis und Asthetik neue Perspektiven im Denken Pierre Bourdieus Frankfurt M 1993 S 208 250 Anne Schluter Wenn zwei das Gleiche tun ist das noch lange nicht dasselbe Diskriminierungen von Frauen in der Wissenschaft In Schluter Anne Annette Kuhn Hrsg Lila Schwarzbuch Zur Diskriminierung von Frauen in der Wissenschaft Dusseldorf 1986 S 10 33 Desiree Waterstradt Prozess Soziologie der Elternschaft Nationsbildung Figurationsideale und generative Machtarchitektur in Deutschland Munster 2015 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Michael Meuser Geschlecht und Mannlichkeit 3 Auflage Wiesbaden 2010 S 116 ff Steffani Engler Habitus und sozialer Raum Zur Nutzung der Konzepte Pierre Bourdieus in der Frauen und Geschlechterforschung In Ruth Becker Beate Kortendiek Hrsg Handbuch Frauen und Geschlechterforschung Theorie Methoden Empirie ISBN 978 3 531 16154 9 S 222 223 Karin Hausen Polarisierung der Geschlechtscharaktere Google Ngram Viewer Gender Doing Gender Abgerufen am 28 Marz 2017 Google Ngram Viewer Geschlechtscharakter Geschlechtsrolle Geschlechtshabitus Duden Geschlechtsrolle Abgerufen am 28 Marz 2017 Sabine Hark Paula Irene Villa Anti Genderismus Warum dieses Buch In Sabine Hark Paula Irene Villa Hrsg Anti Genderismus Sexualitat und Geschlecht als Schauplatze aktueller politischer Auseinandersetzungen Bielefeld 2015 S 7 Beate Krais Habitus Gegenuber den Rollenmodell unterstreicht der Habitus Begriff bei Bourdieu die Auswahl die Inkorporierung der Moglichkeiten im Verhalten einer Person Die Pradispositionen eines Menschen treten die Moglichkeiten seiner Konstitution aktiv filternd vermittelnd und transformierend diese also inkorporierend in das soziale Feld und pragen den so gelebten Habitus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschlechtshabitus amp oldid 226584064