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Der identifikatorische Habitus IH ist eine von dem seit 1996 am Sudasien Institut Heidelberg arbeitenden Indologen Axel Michaels fur den Hinduismus postulierte Denkform Michaels sieht in dem IH eine kulturelle Kraft mit der er versucht das Phanomen des Hinduismus zu erklaren der in westlicher Sicht keine einheitliche Religion darstellt sondern ein Konglomerat an unterschiedlichen Lehren und Weltanschauungen Die Frage ist daher warum der Hinduismus dennoch als in sich abgeschlossenes Ganzes existiert In seiner Monographie Der Hinduismus Geschichte und Gegenwart Munchen 1998 ISBN 3 406 44103 3 schreibt Michaels Die kohasive Kraft die die Hindu Religionen zusammenhalt und sie gegen fremde Einflusse widerstandsfahig macht bezeichne ich als identifikatorischen Habitus Ich messe ihm einen herausragenden Wert zu weil er in besonderer Weise an die Deszendenz die Abstammung des einzelnen gebunden ist die selbst den in Indien entscheidenden Heilsbezug hat Identifkatorischer Habitus Deszendenz und Heilsbezug bzw Unsterblichkeit sind daher Schlusselbegriffe meines Verstandnisses der Hindu Religionen S 19 Der IH ist die Festlegung einer Identitat durch ihre Gleichsetzung mit etwas anderem Ein Habitus der im philosophischen Non Dualismus des Vedanta ebenso steckt wie in der Methode der Ersetzung bei Opferritualen oder Askese mit denen das Kastensystem arbeitet und die Vielheit der Gotter gleichermassen einleuchtet wie der Monotheismus Indiens S 21 Michaels entlehnt den Begriff des Habitus dabei aus der Soziologie wie er zuerst von Max Weber und pragnant dann von Pierre Bourdieu verwendet wird namlich als objektive und subjektive Konditionierung und Praxis von Angehorigen bestimmter sozialer Klassen Michaels erklart Habitus bezeichne kulturell erworbene Lebenshaltungen und einstellungen Gewohnheiten und Veranlagungen ebenso wie bewusste zielgerichtete Handlungen oder mythologische theologische bzw philosophische Arte und Mentefakte loc cit Bourdieu habe dabei an den Begriff der totalen sozialen Tatsache von Emile Durkheim angeknupft Michaels schreibt uber den IH als Code hindu religioser Identitat Weil Hindu Religionen von einem solchen identifikatorischen Gleichheitsprinzip ausgehen storen sie auch weniger Oppositionen und Dichotomien Sie haben gewissermasser Ausgrenzung nicht notig weil das Andere immer schon das Eigene ist Da sie von der prinzipiellen Einheit ausgehen kann fur sie Trennung und Harmonie bedeuten die Aufrechterhaltung einer Spannung die im Grunde keine ist Der andere Gott kann der andere Gott bleiben weil er im Grunde auch der eigene ist S 22 Michaels Begriff ist ein Beitrag zur Diskussion daruber was den historisch positiven Hinduismus eigentlich in seiner Eigenart auszeichnet Als unterschiedlichste Traditionen in der indischen Religionsgeschichte pragende Denkform mussen Parallelen zu dem Begriff des Inklusivismus hier vor allem nach der Definition des Bonner Indologen Paul Hacker gezogen werden Siehe auch BearbeitenHinduismus Identifikationen in den Brahmanas Inklusivismus Pluralismus Theologie Weblinks BearbeitenHomepage von Axel Michaels Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Identifikatorischer Habitus amp oldid 212022528