www.wikidata.de-de.nina.az
Der Begriff Feld wird in der allgemeinen Feldtheorie des franzosischen Soziologen Pierre Bourdieu verwendet und beschreibt eine Struktur oder Konfiguration objektiver Beziehungen zwischen mehreren Akteuren die auch eine Dynamik und eine Geschichte hat In einer Gesellschaft existieren mehrere relativ autonome Felder wobei jedes Feld eine relativ abgrenzbare Funktion in der Gesellschaft einnimmt z B Justiz Gesundheit Wirtschaft Religion Kunst Literatur jedoch nicht die Geschlossenheit von Sub Systemen aufweist wie sie von der Systemtheorie postuliert wird Fur Bourdieu hat die grundlegende Funktionsweise von Feldern auf der strukturellen Ebene nicht auf der inhaltlichen klare Regeln und Gemeinsamkeiten die die Interaktionen z B Kooperation und Konkurrenz der Akteure steuern In seiner Feldtheorie manchmal auch allgemeine Feldtheorie genannt beschreibt er diese Gemeinsamkeiten die in allen Feldern auftreten 1 Die Feldtheorie bietet daher ein Gerust an Konzepten und Theoretisierungsvorschlagen zur Analyse von einzelnen gesellschaftlichen Feldern Fur die spezielle Funktionsweise von einzelnen Feldern siehe Politisches Feld Literarisches Feld Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft des Begriffs und Abgrenzung 2 Feldinteresse 3 Feldillusio 4 Feldstruktur 4 1 Herrschende und Beherrschte Erhalt und Wandel der Feldstruktur 5 Feldpositionen 5 1 Relationalitat von Feldpositionen 6 Feldgeschichte 7 Kapitalsorten 7 1 Symbolisches Kapital in Feldern 7 2 Feldspezifisches Kapital 8 Feldlogik 9 Feldgrenzen 10 Akteure in Feldern 10 1 Strategien 11 Beispiele von Feldern 12 Literatur 13 Einzelnachweise 14 Siehe auchHerkunft des Begriffs und Abgrenzung BearbeitenBourdieu ubernimmt den Begriff des Feldes franzosisch champ in modifizierter Form aus dem religionssoziologischen Kapitel von Max Webers Wirtschaft und Gesellschaft um die Einseitigkeiten des soziologischen Funktionalismus einerseits wie in der Systemtheorie 2 und die des strukturalistischen Determinismus und des Marx schen Basis Uberbau Modell andererseits zu vermeiden 3 Er anerkennt jedoch die Bedeutung der von Marx hervorgehobenen hierarchischen sozialen Stratifikation sowie der Konflikte und Kampfe auf den einzelnen Feldern die durch symbolische Gewalt gekennzeichnet sind Feldinteresse BearbeitenJedes Feld besitzt genau ein klar definiertes Feldinteresse Das Feldinteresse ist der Hauptgegenstand der das Feld konstituiert 4 Es bestimmt worum es in einem Feld geht worum gestritten und gekampft wird Beispiele im okonomischen Feld primar um Geld im juristischen Feld um Recht im medizinischen Feld um Gesundheit im politischen Feld um Herrschaft im religiosen Feld um Wahrheit etc Personen die in einem bestimmten Feld teilnehmen empfinden grundsatzlich das jeweilige Feldinteresse als wichtig 5 Ein bestimmtes Feldinteresse z B Gesundheit Recht Kunst konstituiert somit ein eigenstandiges und autonomes Feld medizinisches Feld juristisches Feld kunstlerisches Feld indem es einen einzigen Schwerpunkt bzw Hauptgegenstand festlegt 6 Dadurch wird auch grosstenteils inhaltlich bestimmt was sich in einem Feld abspielen sollte und was nicht 7 Felder weisen somit gewisse Parallelen zu der soziologischen Systemtheorie auf welche den gesellschaftlichen Systemen ahnliche Eigenschaften zuschreibt autopoietisch ausdifferenziert in sich geschlossen Allerdings zeigt Bourdieu etwa am Beispiel der Mode wie sich Felder nicht einmal mehr programmatisch der Logik des Okonomischen verweigern was zunehmend auch fur Kunst 8 Sport Medizin und andere Felder gelten durfte Feldillusio BearbeitenDas Konzept der Illusio lasst sich aus zwei Perspektiven betrachten Feldinteresse als Illusio Jedes Feld erschafft eine Illusio indem es Teilnehmern und Aussenstehenden falschlicherweise vorgibt dass es im Feld ausschliesslich und allein um das Feldinteresse geht Die Illusio des Wissenschaftfeldes ware beispielsweise eine interesselose Wissensproduktion die Illusio des Bildungssystems gleichberechtigte Bildungschancen die Illusio der Kunst eine okonomiefreie Kunst um der Kunst willen L art pour l art Bourdieu bricht mit den geschaffenen Illusionen der Felder Selbstverstandlich wurde schon immer in Feldern auch um andere Ressourcen gekampft wie Macht Geld Positionen Interessen Verteilungsstrukturen u v m 9 Das Feldinteresse ist somit keineswegs das einzige was in Feldern relevant ist worum gekampft und gestritten wird Die Illusio in Feldern beschreibt wie das Wort selbst schon impliziert eine Art Tauschungsversuch Aussenstehende oder Naive Teilnehmer eines Feldes sollen der Illusion Glauben schenken dass es in einem Feld ausschliesslich und wirklich nur um das Feldinteresse selbst geht 10 Die Illusio eines Feldes verschleiert somit unschone Machtkampfe und Auseinandersetzungen um Geld Einfluss Prestige Positionen umv Das Feld bewahrt durch die Illusio zumindest bei Nicht Teilnehmern und Unwissenden dessen positives Image Feldillusio bei Teilnehmern Alle Teilnehmer eines bestimmten Feldes teilen die feste Uberzeugung dass es sich lohnt im Feld teilzunehmen Sie teilen auch die Bereitschaft Investitionen zu tatigen und an den Auseinandersetzungen im Feld mitzuwirken 11 Gleichzeitig akzeptieren und verinnerlichen die Teilnehmer die Regeln und Gesetze eines Feldes Fur den unbewussten Vollzug der Spielregeln im Feld fuhrt er den Begriff illusio Wirklichkeitsillusion ein Darunter versteht er die Tatsache dass man vom Spiel gefangen ist dass man glaubt dass das Spiel den Einsatz wert ist oder um es einfacher zu sagen dass sich das Spielen lohnt PV 140f Die illusio bringt die Spieler dazu sich so tief in das Spiel zu involvieren dass die Spieleinsatze ohne Vergegenwartigung worum es in dem Spiel uberhaupt geht stillschweigend anerkannt werden Daraus erwachst ein heimliches Einverstandnis mit den Spielregeln 12 Feldstruktur BearbeitenDas Konzept der Feldstruktur liefert die wichtigsten Eigenschaften und Metakonzepte zur Analyse aller existierenden Felder Mit diesem Konzept sind alle wichtigen Strukturen eines Feldes gemeint Die Feldstruktur regelt beispielsweise die Machtstruktur die Distributionsstruktur von Kapitalsorten 13 Teilnahmebedingungen und Veranderungsmoglichkeiten im Feld Feldregeln u v m 14 Jedes Feld besitzt somit eine eigene und komplexe Struktur welche die Interaktionen Kommunikationsformen Regeln Normen Profite und Teilnahmebedingungen regelt Eben weil die Strukturen eines Feldes eine gewaltige Macht auf alle Teilnehmer ausuben sind die Feldstrukturen selbst umkampft Herrschende und Beherrschte Erhalt und Wandel der Feldstruktur Bearbeiten Jedes dieser Felder hat seine Herrschenden und Beherrschten seine Kampfe um Erhalt oder Umsturz seine Reproduktionsmechanismen usw 15 Herrschende Unter Herrschenden versteht Bourdieu vor allem diejenigen Akteure welche in einem Feld reich an allen relevanten Kapitalsorten sind kulturelles okonomisches soziales symbolisches feldspezifisches Kapital und welche herrschende Machtpositionen im Feld einnehmen Nach Bourdieu sind es vor allem die Herrschenden welche die Moglichkeit besitzen Feldstrukturen zu formen zu andern oder zu reproduzieren Meistens versuchen sie die Feldstruktur aufrechtzuerhalten und zu reproduzieren da sie von ihr profitieren 16 17 Obwohl die Herrschenden stets in der Minderheit sind haben sie meistens die grossten Einflussmoglichkeiten die Feldstrukturen zu bestimmen 18 Daher ist es kein Zufall dass Feldstrukturen meistens auch so gestaltet sind dass sie den Interessen der Herrschenden entsprechen welche sich meistens fur einen Erhalt der Strukturen aussprechen Dennoch Herrschende werden stets von den Beherrschten herausgefordert und angefochten weswegen auch sie um den Erhalt der Feldstruktur kampfen mussen Beherrschte Die Beherrschten wenig Kapital kaum Machtpositionen in einem Feld kampfen fur gewohnlich fur eine Veranderung in der Feldstruktur Bourdieu weist mehrfach darauf hin dass Feldstrukturen keineswegs statisch sind Sowohl Herrschende als auch Beherrschte kampfen ununterbrochen um eine Veranderung in den Feldstrukturen zu ihren Gunsten Aus einer Langzeitperspektive betrachtet sind Dynamik und Wandel die charakteristischen Eigenschaften eines Feldes Das Feld ist ein Ort von Kampfen um die Veranderung dieser Verhaltnisse und folglich ein Ort des permanenten Wandels 19 Feldpositionen BearbeitenEin Feld ist fur Bourdieu ein Raum von relativen Krafteverhaltnissen und Positionen Jeder Akteur der in einem Feld interagiert nimmt auch in diesem Feld eine Position ein Die Positionen sind nicht statisch in allen Feldern besteht die Moglichkeit zur Mobilitat und zur Veranderung der eigenen Position Auf und Abstieg 20 Die Feldposition eines Akteurs entscheidet massgeblich daruber wie viel Macht Einflussmoglichkeiten Teilnahmeberechtigungen und Rederecht dieser Akteur im Feld hat Bourdieu behauptet dass es in allen Feldern bestimmte Regelmassigkeiten und Gemeinsamkeiten bezuglich der Positionen gebe Generell gilt Je mehr Kapitalsorten ein Akteur besitzt desto hoher ist seine Position im jeweiligen Feld 21 Positionen sind nicht statisch sondern mussen hart erarbeitet bzw verteidigt werden Beherrschte Akteure kampfen meistens darum ihre Position im Feld zu verbessern wahrend herrschende Akteure viel Zeit und Energie dafur verwenden diese aufrechtzuerhalten Relationalitat von Feldpositionen Bearbeiten Bourdieu betont mehrfach dass Feldpositionen und Felder im Allgemeinen stets relational verstanden werden mussen Eine Feldposition ergibt sich erst dann wenn sie relational zu den anderen Positionen im Feld betrachtet wird Dasselbe gilt fur die Kapitalsorten Akteure nehmen erst eine hohere Feldposition ein wenn sie uber relativ mehr Kapital verfugen als ihre Kontrahenten Die Relationalitat spielt dementsprechend eine zentrale Rolle fur Bourdieus Feldtheorie 22 Mit dem Wandel und der Dynamik von Feldern andern sich auch die einzelnen Positionen im Feld welche die Akteure einnehmen Die Feldposition eines Akteurs ist direkt abhangig von dem Kapital das er besitzt Vielmehr sind sie Kapitalbesitzer und haben entsprechend ihrem Lebenslauf und der Position die sie im Feld aufgrund ihres Kapitalbesitzes Volumen und Struktur einnehmen eine Neigung aktiv auf den Erhalt oder eben den Umsturz der Kapitaldistribution hinzuarbeiten 23 Generell gilt Je mehr Kapital ein Akteur besitzt desto mehr Chancen und Moglichkeiten besitzt er an den Kampfen im Feld teilzunehmen und sich darin durchzusetzen Daher streben Akteure danach moglichst viel Kapital an sich zu binden um sich Vorteile gegenuber anderen Kontrahenten zu verschaffen Bourdieu verweist wie bei der Feldposition darauf hin dass das Potential von einzelnen Kapitalsorten stets relativ zu betrachten ist Nur Kapital das relativ ungleich verteilt ist kann als effektive Waffe eingesetzt werden Beispielsweise besitzen akademische Titel eine Form von kulturellem Kapital einen Seltenheitswert da sie nicht jeder besitzt Durch diese relative Seltenheit konnen sich Akteure in einem Feld Vorteile gegenuber anderen Konkurrenten verschaffen Dasselbe gilt fur Geld okonomisches Kapital und Beziehungen soziales Kapital welche ebenfalls hochst ungleich verteilt sind Erst durch Relationalitat und die ungleiche Verteilung von einzelnen Kapitalsorten oder Fahigkeiten entstehen mogliche Vorteile fur die Trager Beispiel In einem Land mit einer hohen Rate an Analphabeten profitieren bereits diejenigen Akteure im Feld die nur Lesen und Schreiben konnen eine Form von kulturellen Kapital In einem alphabetisierten Land hingegen bringt die Fahigkeit Lesen und Schreiben zu konnen uberhaupt keinen Profit im Feld da sie jeder beherrscht Kapital bestimmt und ermoglicht auch die Mobilitat in einem Feld Akteure welche im Laufe der Zeit viel an Kapitalsorten zulegen verbessern auch ihre Position im Feld was gleichzeitig mit besseren Teilnahmemoglichkeiten einhergeht Diese Mobilitat zeigt erneut dass Felder dynamisch zu verstehen sind Feldgeschichte BearbeitenBourdieu weist auf die Wichtigkeit hin die Geschichte von Feldern mitzuanalysieren Felder sollten niemals als blosses Produkt der Gegenwart betrachtet werden sondern wurden massgeblich durch die Vergangenheit gepragt 24 25 Felder wie das politische religiose kunstlerische oder okonomische Feld haben eine lange Entstehungsgeschichte in welchen Strukturen geschaffen wurden welche die Felder noch in der Gegenwart pragen Besonders ersichtlich wird das im interkulturellen Vergleich Ein und dasselbe Feld z B das juristische Feld religiose Feld kann sehr unterschiedlich in den einzelnen Gesellschaften ausgepragt sein da es in unterschiedlichen Kulturen entstanden ist und eine eigene Geschichte mit sich bringt was die derzeitige Struktur mitpragte Kapitalsorten BearbeitenFur die Feldtheorie sind funf Kapitalsorten relevant 1 kulturelles Kapital 1 1 inkorporiertes Kulturkapital Wissen Bildung Sprach amp Artikulationsfahigkeiten 1 2 institutionalisiertes Kulturkapital akademische Titel Abzeichen Ehrungen Zertifikate legitime Positionen etc 1 3 objektiviertes Kulturkapital Bucher Instrumente Kunstwerke 26 2 okonomisches Kapital Geld Besitz 3 soziales Kapital Beziehungen Freundschaften Kooperationen Gruppenzugehorigkeiten 4 symbolisches Kapital Anerkennung Ehre Legitimitat Durchsetzungsvermogen 5 feldspezifisches Kapital Spezielle Fahigkeiten die zur Teilnahme in einem Feld zwingend notwendig sind Sind meistens nur in einem Feld nutzlich Kapitalsorten spielen eine elementare Rolle in Feldern Von den Kapitalsorten eines Akteurs hangen seine Teilnahmemoglichkeiten seine Macht seine Legitimitat und vieles mehr ab Bourdieu nennt Kapitalsorten Waffen derer sich Akteure im Feld bedienen um ihre eigenen Interessen und Wirklichkeitsdeutungen durchzusetzen Felder bieten aber auch die Moglichkeit sein eigenes Kapital gezielt zu vermehren weswegen es auch Auseinandersetzungen um Kapitalsorten selbst gibt 27 28 Ein Kapital oder eine Kapitalsorte ist das was in einem bestimmten Feld zugleich als Waffe und als umkampftes Objekt wirksam ist das was seinem Besitzer erlaubt Macht oder Einfluss auszuuben also in einem bestimmten Feld zu existieren und nicht bloss eine quantite negligeable zu sein 29 Die einzelnen Kapitalsorten haben ganz eigene Funktionsweisen und Logiken in den Feldern Bourdieu betont dass nicht alle Felder die einzelnen Kapitalsorten fur gleich wichtig erachten Die Hierarchie bzw die Wichtigkeit einzelner Kapitalsorten variiert von Feld zu Feld 30 In manchen Feldern wird beispielsweise das kulturelle Kapital weitaus hoher geschatzt als das okonomische Kapital juristisches Feld wohingegen in anderen Feldern Feld der Pop Musik das okonomische Kapital viel wichtiger fur den Erfolg ist Im Allgemeinen spielen fur alle Felder das 1 kulturelle das 2 okonomische und das 3 soziale Kapital mit unterschiedlicher Gewichtung eine zentrale Rolle Symbolisches Kapital in Feldern Bearbeiten Bourdieu setzt das symbolische Kapital mit Legitimitat in einem Feld gleich Das symbolische Kapital einer Person ergibt sich aus dessen Summe aller anderen Kapitalsorten kulturelles okonomisches soziales und feldspezifisches Kapital Viel symbolisches Kapital besitzen somit meistens diejenigen Akteure im Feld welche auch reich anderen Kapitalsorten sind Das symbolische Kapital ist das wirkmachtigste Kapital in allen Feldern Akteure mit viel symbolischem Kapital werden in einem Feld besonders hoch geschatzt und gewurdigt 31 Sie erhalten auch am haufigsten das Rederecht in offentlichen Diskursen Die ihnen zugesprochene Legitimitat und Professionalitat fuhrt dazu dass ihre Aussagen Deutungen und Wirklichkeitskonstruktionen eine hohere Wertschatzung und Gultigkeit geniessen 32 Generell gilt dass die wenigen Herrschenden in einem Feld uber das meiste symbolische Kapital verfugen Bourdieu verwendet in diesem Zusammenhang haufig das Konzept der symbolischen Gewalt bzw der symbolischen Macht Akteure mit viel symbolischen Kapital besitzen exklusive Macht und Gestaltungsmoglichkeiten Sie haben das Privileg ihre Wirklichkeitskonstruktionen und Weltdeutungen leichter zu legitimieren und wahr werden zu lassen als andere Akteure im Feld 33 34 Die symbolische Gewalt geht jedoch uber die Konstruktion von legitimen Wirklichkeiten hinaus Herrschende reich an allen Kapitalsorten haben die Moglichkeit die Feldstrukturen am meisten zu pragen und zu gestalten Das symbolische Kapital ist aber nicht ausschliesslich den Herrschenden vorbehalten und nicht ausschliesslich an das Kapital gekoppelt Vereinzelt geniessen auch kapitalarme Akteure viel Legitimitat in einem Feld wenn sie als besonders authentisch wahrgenommen werden oder mit weiteren personlichen Eigenschaften uberzeugen konnen z B langes Engagement Sympathie Ehrlichkeit herausragende Fahigkeiten Attraktivitat etc Feldspezifisches Kapital Bearbeiten Unter dem feldspezifischen Kapital fallen meistens alle Fahigkeiten um in einem Feld oder Subfeld teilzunehmen zu konnen und darin erfolgreich zu sein 35 Fur die Teilnahme in einem Feld sind basale Kenntnisse die Bedingung Beispiele fur feldspezifisches Kapital waren Alt griechisch Kenntnisse im Feld der Grazistik Schreibkenntnisse im Feld der Literatur Musikkenntnisse im Feld der Musik Kleidungsgeschmack im Feld der Mode Glaube im Feld der Religion Die Hohe des feldspezifischen Kapitals eines Akteurs hangt davon ab wie professionell und wie selten seine Fahigkeiten im Feld sind Die Profite eines Akteurs im Feld sind also erneut abhangig von der Relationalitat und der Seltenheit seines feldspezifischen Kapitals Auffallig ist sofort dass bestimmte Formen von feldspezifischen Kapital ausschliesslich im jeweiligen Feld nutzlich sind aber ausserhalb von diesem Feld wertlos sind Alt griechisch Kenntnisse sind beispielsweise eine zwingend notwendige Bedingung um im Subfeld der Grazistik teilzunehmen gleichzeitig aber sind Alt griechisch Kenntnisse in allen anderen Feldern nutzlos Das gilt fur die meisten Felder Ohne feldspezifisches Kapital bzw Kenntnisse ist eine Teilnahme unmoglich Bourdieu nennt dies eine Eintrittsgebuhr 36 um in bestimmten Feldern uberhaupt teilnehmen zu konnen und wertgeschatzt zu werden Charakteristisch fur das feldspezifische Kapital ist aber auch dessen fehlende Akkumulierbarkeit Wahrend die anderen Kapitalsorten kulturelles okonomisches soziales symbolisches Kapital durchaus woanders einsetzbar und konvertierbar sind ist das beim feldspezifischen meistens nicht der Fall Feldlogik BearbeitenJedes Feld und dessen Subfelder 37 besitzt eine einzigartige Logik wonach es funktioniert und das Feld konstituiert 38 Daher konnen die einzelnen Felder nicht so leicht miteinander verglichen werden Auch wenn unterschiedliche Felder durchaus gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen was Bourdieu in seiner allgemeinen Feldtheorie auf einer Metaebene versucht zu beschreiben so gilt das nicht fur die Feldlogik Die einzigartigen Logiken der jeweiligen Felder sind nicht miteinander vergleichbar Feldlogiken mussen einzeln und inhaltlich fur jedes Feld separat analysiert werden Feldgrenzen BearbeitenWahrend das Feldinteresse den Hauptgegenstand eines Feldes konstituiert sind die Grenzen von Feldern weniger klar determiniert Auch die Feldgrenzen sind dynamisch und konnen sich im Laufe der Zeit andern 39 Sie bestimmen wo das Feld anfangt bzw wo es aufhort Feldgrenzen regeln somit wer als Aussenstehender zu betrachten ist und wer Mitglied eines Feldes ist Sie regeln auch die Zugangsbeschrankungen zum Feld beispielsweise in Form von Kompetenzen Ressourcen oder Zugehorigkeitsbedingungen Auch die Feldgrenzen selbst sind ein standig umkampftes Gebiet Akteure im Feld streiten sich um die Zugehorigkeit Eintrittsgelder die notwendigen Kompetenzen und Qualitaten zur Teilnahme in einem Feld 40 Durch den Kampf um die Feldgrenzen versuchen die einzelnen Akteure eigene Interessen durchzusetzen indem sie die Grenzen so gestalten dass sie ihnen Vorteile bringen 41 Akteure in Feldern BearbeitenBourdieu benutzt gezielt den Begriff des Akteurs und vermeidet damit den Begriff auf rationale Einzelpersonen zu reduzieren Auch wenn in einem Feld die meisten Akteure tatsachlich Einzelpersonen sind so durfen kollektive Akteure nicht vernachlassigt werden Organisationen Institutionen und Gruppen sind kollektive Akteure und interagieren ebenfalls in Feldern Auch diese kampfen in Feldern um ihre Interessen besitzen unterschiedliche Kapitalsorten und pragen die Entwicklung von Feldern entscheidend mit Strategien Bearbeiten Strategien bezeichnen ein weiteres Konzept mit dem Bourdieu die Auseinandersetzungen und Kampfe in Feldern beschreibt Strategien sind gezielte Versuche und Massnahmen von Akteuren sich im Feld oder gegen Kontrahenten durchzusetzen Da Felder Orte standiger Konflikte und Auseinandersetzungen sind setzten teilnehmende Akteure Strategien ein um sich Vorteile zu verschaffen sich zu legitimieren oder Veranderungen herbeizufuhren Bourdieu behauptet einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den jeweiligen Strategien der Feldposition und den Kapitalsorten der Akteure zu sehen 42 Welche genauen Strategien ein Akteur verfolgt hangt nicht etwa von dessen Kreativitat oder Laune ab Akteursstrategien sind grosstenteils Produkte von den Kapitalsorten und der Feldposition die ein Akteur besitzt bzw einnimmt 43 Einen weiteren Faktor fur Strategien spielt der Habitus der Akteure Dabei grenzt sich Bourdieu explizit von der Theorie der rationalen Entscheidung ab die er aufgrund ihrer okonomistischen Verkurzung kritisiert Zwar spricht auch er von handlungsleitenden Strategien der Akteure in den Feldern doch fuhrt er diese nicht auf bewusst kalkulierte Entscheidungen sondern auf den unbewusst wirkenden Habitus der Handelnden zuruck Okonomisch privilegierte und bildungsferne Akteure werden beispielsweise jegliche Strategien nutzen die nur mit viel Geld realisierbar sind Bildungsstarke aber okonomisch schwache Akteure nutzen hingegen vielmehr ihre Bildungstitel ihr exklusives wissenschaftliches Wissen zur Legitimierung ihrer Positionen und Strategien Beherrschte und im Feld marginalisierte Akteure arm an allen Kapitalsorten nutzen auch spezielle Strategien um sich im Feld zu behaupten Unter Strategien sind auch Abwertungen und Unterstellungen zu verstehen wie die Unterstellung einer fehlenden Authentizitat v a im Musik und Kunstbereich die Abwertung der Okonomisierung des Feldinteresses kein Gesangstalent alles nur Kommerz Popmusik Unterstellung der Ausnutzung von sekundaren Interessen Macht Geld Popularitat Die Herrschenden verfugen uber die meisten und besten Moglichkeiten ihre Interessen mithilfe von Strategien durchzusetzen da sie uber alle Kapitalsorten verfugen und am meisten Legitimitat im Feld besitzen Zusammenfassend hangen laut Bourdieu Strategien von vier Faktoren ab 1 Feldposition des Akteurs 42 43 2 ausgestattetes Kapital des Akteurs 42 43 3 Habitus des Akteurs 44 und 4 Feldstruktur allgemein 45 Beispiele von Feldern BearbeitenBourdieu grenzt die Anzahl der Felder nicht ein Das okonomische Feld ist durch die Herausbildung der Marktokonomien entstanden und gehorcht wie die anderen Felder auch seinen eigenen Gesetzen denen des Profitkalkuls der Konkurrenz und der Ausbeutung Das kulturelle Feld ist durch die Verbreitung der Schriftlichkeit und die Etablierung von Bildungssystemen entstanden Am Beispiel des kulturellen Subfeldes Kunst heisst das Der Zweck der Kunst ist die Kunst und nur die Kunst Die Entstehung dieses Subfeldes verortet Bourdieu in der Zeit des Impressionismus als Kunstler sich von den Farbvorschriften und den Figurenvorschriften der Auftraggeber lossagten Es sei deshalb problematisch in der Zeit vor der Epoche des Impressionismus den Begriff Kunstler zu verwenden Das politisch staatliche Feld ist in seiner Entstehung an die Geschichte der Burokratien gebunden Das feldspezifische Grundgesetz gebietet den Dienst an der Offentlichkeit in dem die Feld Akteure ihre eigenen Interessen der Offentlichkeit dem offentlichen Dienst und der Allgemeinheit opfern Literatur BearbeitenPrimarliteratur Pierre Bourdieu Die Logik der Felder In Pierre Bourdieu Loic Wacquant Hrsg Reflexive Anthropologie Surkamp Frankfurt 1996 Pierre Bourdieu Das okonomische Feld In Der Einzige und sein Eigenheim Schriften zu Politik amp Kultur 3 Pierre Bourdieu Das politische Feld Zur Kritik der politischen Vernunft 2001 ISBN 3 89669 984 9 Pierre Bourdieu Das religiose Feld Texte zur Okonomie des Heilsgeschehens UVK 2000 Pierre Bourdieu Homo academicus Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 518 28602 1 Pierre Bourdieu Die feinen Unterschiede Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft Suhrkamp Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 518 06743 5 im Original zuerst 1979 Pierre Bourdieu Der Tote packt den Lebenden Schriften zu Kultur und Politik 2 VSA Hamburg 1997 ISBN 3 87975 622 8 insbesondere die Abschnitte Zur Genese der Begriffe Habitus und Feld sowie Fur einen anderen Begriff von Okonomie Pierre Bourdieu Praktische Vernunft Zur Theorie des Handelns deutsche Erstausgabe Auflage Frankfurt 1998 Pierre Bourdieu Uber einige Eigenschaften von Feldern In Pierre Bourdieu Hella Beister Bernd Schwibs Hrsg Soziologische Fragen Dt Erstausg 1 Aufl Nachdr Edition Suhrkamp Bd 1872 N F 872 Frankfurt 2001 S 107 114 Sekundarliteratur Boike Rehbein Die Soziologie Pierre Bourdieus 3 uberarbeitete Auflage UTB Stuttgart 2016 ISBN 978 3 8252 4700 3 Eva Barlosius Pierre Bourdieu 2 Auflage Campus Verlag Frankfurt 2011 Franz Schultheis Bourdieu und die Frankfurter Schule Kritische Gesellschaftstheorie im Zeitalter des Neoliberalismus Transcript Verlag Bielefeld 2014 Markus Schwingel Pierre Bourdieu zur Einfuhrung Junius Hamburg 2003 ISBN 3 88506 380 8 Marcel Schone Pierre Bourdieu und das Feld Polizei Ein besonderer Fall des Moglichen Frankfurt M Verlag fur Polizeiwissenschaft 2011 ISBN 978 3 86676 198 8 Rainer Diaz Bone Kulturwelt Diskurs und Lebensstil Eine diskurstheoretische Erweiterung der bourdieuschen Distinktionstheorie VS Verlag Wiesbaden 2010 Werner Fuchs Heinritz Alexandra Konig Pierre Bourdieu Eine Einfuhrung 3 Auflage UKV Verlagsgesellschaft Konstanz 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Rainer Diaz Bone Kulturwelt Diskurs und Lebensstil Eine diskurstheoretische Erweiterung der Bourdieuschen Distinktionstheorie VS Verlag Wiesbaden 2010 S 49 Armin Nassehi Gerd Nollmann Hrsg Bourdieu und Luhmann Ein Theorienvergleich Frankfurt Main 2004 Wolfgang Muller Funk Kulturtheorie 2 erw Auflage Stuttgart 2010 S 224 ff Eva Barlosius Pierre Bourdieu 2 Auflage Campus Verlag Frankfurt 2011 S 102 Werner Fuchs Heinritz Alexandra Konig Pierre Bourdieu Eine Einfuhrung 3 Auflage UKV Verlagsgesellschaft Konstanz 2014 S 115 Rainer Diaz Bone 2010 S 49f Barlosius 2011 S 94f Wolfgang Muller Funk 2010 S 226 Pierre Bourdieu Praktische Vernunft Zur Theorie des Handelns deutsche Erstausgabe Auflage Frankfurt 1998 S 88 f Barlosius 2011 S 100f Konig 2014 S 115 Barlosius 2011 S 100 Pierre Bourdieu Die Logik der Felder In Pierre Bourdieu Loic Wacquant Hrsg Reflexive Anthropologie Surkamp Frankfurt 1996 S 139 Bourdieu 1996 S 132 Bourdieu 1996 S 137 Konig 2014 S 119 Franz Schultheis Bourdieu und die Frankfurter Schule Kritische Gesellschaftstheorie im Zeitalter des Neoliberalismus Transcript Verlag Bielefeld 2014 S 66 Bourdieu 1996 S 133 Bourdieu 1996 S 134f Bourdieu 1998 Praktische Vernunft S 72f Bourdieu 1996 S 127 Bourdieu 1996 S 125 127 138 Bourdieu 1996 S 140 Bourdieu 1998 S 71 Pierre Bourdieu Zur Soziologie der symbolischen Formen Frankfurt am Main 1970 S 85 Joseph Jurt Bourdieus Kapital Theorie In Bergmann M M et al Hrsg Bildung Arbeit Erwachsenwerden Springer 2012 S 25 Bourdieu 1996 S 128 Diaz Bone 2010 S 50 Bourdieu 1996 S 128 Bourdieu 1996 S 128 Diaz Bone 2010 S 52f Bourdieu 1998 Praktische Vernunft S 84 Bourdieu 1996 S 143 Schultheis 2014 S 68 Bourdieu 1996 S 139 Bourdieu 1996 S 139 Bourdieu 1996 S 135 Bourdieu 1996 S 127 Bourdieu 1996 S 135 Bourdieu 1996 S 130 Bourdieu 1996 S 130 a b c Bourdieu 1996 S 129 amp 136f a b c Bourdieu 1998 Praktische Vernunft S 64f Pierre Bourdieu Das okonomische Feld In Der Einzige und sein Eigenheim Schriften zu Politik amp Kultur 3 S 215 Bourdieu 1996 S 129 Siehe auch BearbeitenKlasse Soziologie Die historische Entwicklung der sozialen Felder zur Geschichte der sozialen Felder bei Bourdieu Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Soziales Feld amp oldid 238584893