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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Homo academicus ist eine von Pierre Bourdieu 1984 veroffentlichte soziologische Studie in der er sich mit den Hierarchien und gesellschaftlichen Strukturen innerhalb franzosischer Universitaten und Hochschulen beschaftigt Ziel der soziologischen Analyse der universitaren Welt ist es den Homo academicus diesen Klassifizierer unter Klassifizierenden den eigenen Wertungen zu unterwerfen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort 2 Kapitel 1 Ein Buch das verbrannt gehort 2 1 Einleitung 2 2 Kapitel 1 1 Die Konstruktionsarbeit und ihre Effekte 2 3 Kapitel 1 2 Empirisches und epistemisches Individuum 3 Kapitel 2 Streit der Fakultaten 3 1 Kapitel 2 1 Zustimmung und Distanzierung 3 2 Kapitel 2 2 Wissenschaftliche und soziale Kompetenz 4 Kapitel 3 Kapitalarten und Formen der Macht 4 1 Kapitel 3 1 Die Struktur des Raumes der Machtformen 4 2 Kapitel 3 2 Die normalen Professoren und die Reproduktion der Korperschaft 4 3 Kapitel 3 3 Zeit und Macht 4 4 Kapitel 3 4 Die arrivierten Haretiker 4 5 Kapitel 3 5 Gegner als Komplizen 4 6 Kapitel 3 6 Das aggiornamento 4 7 Kapitel 3 7 Stellungen und Stellungnahmen 5 Kapitel 4 Verteidigung der Korperschaft und Zusammenbruch der Gleichgewichte 6 Kapitel 5 Der kritische Moment 6 1 Kapitel 5 1 Ein spezifischer Widerspruch 6 2 Kapitel 5 2 und 5 3 Die Synchronisation und die Krise als Enthullung 6 3 Kapitel 5 4 und 5 5 Veroffentlichte Meinungen und die Illusion der Spontaneitat 7 Ausgaben 8 EinzelnachweiseVorwort BearbeitenPierre Bourdieu legt mit seinem Homo academicus eine soziologische Studie vor welche sich mit der Darstellung Position und Machtverteilung der Akademiker im universitaren Raum sozialer Raum soziales Feld beschaftigt Bourdieu sah das Grundproblem dass die Wissenschaftler klassifizieren ohne die Produktionsbedingungen ihrer Klassifikations Kriterien zu reflektieren Das ubergeordnete Ziel der Studie ist es den Einfluss der sozialen Determinismen auf die wissenschaftlichen Untersuchungskriterien unter Kontrolle zu bringen die Objektivierung des objektivierenden Subjekts Das besondere an Bourdieus Studie liegt darin dass sie im Gegensatz zu den meisten Texten die von ihrem jeweiligen Produktions und Verwendungszusammenhang Bourdieu 1988 14 abstrahieren den eigenen Kontext mit vermittelt Bourdieu ist selbst Teil der Welt deren Mechanismen er aufdeckt und die er kritisiert S 13 2 Bourdieu prognostiziert dass die Leser des Homo academicus sehr unterschiedlich auf die Studie reagieren werden namlich je nachdem ob sie Teil des geschilderten universitaren Feldes sind oder ihm als Fremde gegenuberstehen Letztere konnen sich leichter auf die Studie einlassen und von ihr belehren lassen weil sie sich von der moglichen Kritik nicht tangiert fuhlen und sich damit verhalten wie im Theater wo man ja auch lachen kann ohne zu erkennen dass man ein Bild seiner eigenen Fehler vor Augen hat S 14 Bourdieu fuhrt eine Methode an wie der Wissenschaftler aus seiner Untersuchung herausgelost werden kann um ein moglichst objektives Ergebnis zu bekommen Hierbei muss in der wissenschaftlichen Analyse der Raum der Positionen und der Raum der Werke zusammengebracht werden Anders gesagt Erst wenn ein Werk in die fachspezifische Schublade gesteckt wird Bedingung 1 in der sich auch die Werke anderer Hochschullehrer zum gleichen Themengebiet befinden Bedingung 2 auf diese Weise die Symbole des neuen Werkes eine Bestimmung erfahren Bedingung 3 und zudem eine Schublade in den Gesamtkorpus Universitat eingefugt wird Bedingung 4 kann der Text und das Forschungsergebnis Sinn gewinnen In diesem Fall ware der Raum der Werke mit dem Raum der Positionen S 17 zusammengebracht Im universitaren Raum hat jeder Professor eine Stellung inne die sich zum Beispiel auf seine politische Stellung auswirkt Beispielsweise fanden sich diejenigen Professoren gesammelt an einer Stelle des Raumes wieder die sich gegen die Studentenbewegungen aussprechen Die Professoren die sich fur diese Bewegungen aussprechen finden sich an einer ganz anderen Stelle im Raum wieder Im universitaren Raum gibt es Wissenschaftler mit Aussenseiterpositionen die sich bewusst vom universitaren Feld ausgrenzen und trotzdem in gewissem Masse Macht und Prestige erwerben konnen wie zum Beispiel Roland Barthes Diese Aussenseiter mussen sich jedoch damit abfinden nie die gleiche Macht und Position erlangen zu konnen wie ihre Kollegen in Institutionen Weiter beschreibt Bourdieu den Generationenwechsel der Facher an den Universitaten So bedrohen neue Disziplinen Linguistik Anthropologie etc die Herrschaft der altehrwurdigen Facher Philosophie Literaturwissenschaften etc S 18 Bourdieu umschreibt dies als Krieg der Facher ebd indem sich nahezu jede Fachrichtung von der anderen abgrenzen mochte es jedoch vermehrt zu Verbindungen der Facher kommt Kapitel 1 Ein Buch das verbrannt gehort BearbeitenEinleitung Bearbeiten Die Einleitung zum 1 Kapitel seines Werkes kann man allgemein als eine Rechtfertigung fur Bourdieus Untersuchung ansehen Zu Beginn macht er deutlich dass es Probleme aufwirft wenn man sich eine soziale Welt zum Thema macht in die man selbst unmittelbar verstrickt ist Ein weiteres Problem sieht Bourdieu in der Schreib bzw Darstellungsweise die auftritt wenn man wissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln will Besonders ist dies bei der Anwendung von Beispielen der Fall da diese zumeist aus dem Alltagswissen gespeist werden gegen das die Wissenschaft sich abzugrenzen versucht Gleichzeitig ist er sich aber bewusst dass nicht der Verdacht der Denunziation ausgeraumt werden kann weil er neben der wissenschaftlichen Analyse auch Eigennamen und Anekdoten verwendet Ein weiteres Problem ergibt sich daraus dass er sein Werk uber die Gruppe Menschen schreibt zu denen seine Kollegen und sein engeres Umfeld gehort Er bringt sich so in eine komplizierte Lage weil die akademische Welt in dem das Objektivieren das zentrale Instrumentarium darstellt sich angegriffen fuhlen konnte wenn sie nun selbst Objekt des Objektivierens wird Am Ende weist er noch darauf hin dass sich durch seine Analyse eine Freiheit fur den Menschen ergibt da er nun sich selbst in seinem Feld verorten kann und diese Struktur durchschaut Kapitel 1 1 Die Konstruktionsarbeit und ihre Effekte Bearbeiten Bourdieu hat das Vorhaben eine Welt zu untersuchen an die er als Soziologe selbst geknupft ist Hierbei tritt das Problem auf dass er sich als Subjekt zum Objekt der Untersuchung machen muss Es besteht dabei jedoch die Gefahr zum eigenen Vorteil zu arbeiten und dies unter dem Deckmantel der Wissenschaft zu verbergen Als Losung dieses Problems sieht er den Ruckgriff auf objektive Verfahren Hieraus folgt eine Verantwortlichkeit des Wissenschaftlers bei der Konstruktion seiner Arbeit und der Ausgestaltung seines Erhebungsdesigns Neben der Verantwortlichkeit des Wissenschaftlers die sich aus der Konstruktion seiner Arbeit ergibt betont Bourdieu jedoch auch die Rolle der Intuition die dem Wissenschaftler erst eine Moglichkeit eroffnet bahnbrechende Neuerungen zu entdecken Etwas tun ohne genau zu wissen was man tut damit eroffnet man sich die Chance in dem was man getan hat etwas zu entdecken was man vorher nicht wusste S 39 Intuition wird dabei als mehr oder minder kontrollierte Form der vorwissenschaftlichen Erkenntnis verstanden Im Forschungsverlauf sei der Bruch mit der Primarintuition vollig selbstverstandlich Wissenschaftliche Arbeit wird als dialektischer Prozess gesehen bei dem es im Forschungsverlauf zu Schwierigkeiten kommt aus denen immer neue Hypothesen entstehen Eine Konkretisierung der Hypothese entwickelt sich erst nach und nach im Forschungsverlauf Die wesentliche Bedeutung der wissenschaftlichen Objektivierung beruht auf der Moglichkeit die Objektivierung zu objektivieren Instrument dieser Objektivierung ist die Erzeugung eines Codes Bourdieu unterscheidet hierbei die Alltagswahrnehmung und den konstruierten Code Innerhalb des konstruierten Codes kann zudem zwischen dem wissenschaftlich normativen Code der sich an in der sozialen Wirklichkeit vorhandenen Gegebenheiten orientiert und dem rein konstruierten Code dem aus sich heraus ein neues Kriterium schaffenden Code unterschieden werden Die Entstehung der Codes wird in der wissenschaftlichen Praxis oft verheimlicht um Diskussionen um deren Relevanz zu umgehen Zudem sind in der Konstruktion und der Verbreitung der Codes zwei Effekte zu beobachten Zum einen ein Offizialisierungseffekt womit gemeint ist dass nicht Objektivierbares objektiviert wird und zum anderen ein Institutionalisierungs und Homogenisierungseffekt womit die Verbreitung und andauernde Anwendung der Codes in der Praxis gemeint ist Fur die Soziologie ergibt sich aus diesem Wissen die Konsequenz darauf zu achten dass es eine fehlende klare Trennung zwischen inoffiziellen Zuschreibungen und wissenschaftlichen Begriffen gibt und sich diese haufig vermischen Das sich daraus ergebende Problem dass eine Ruckubertragung des empirisch Vorgefundenen auf die scheinbar wissenschaftliche objektive Ebene nicht sinnvoll sei da dies verkurzend sei und somit nicht aussagekraftig wird dadurch gelost dass alltagssprachliche Kriterien zum Gegenstand der soziologischen Analyse gemacht werden Kapitel 1 2 Empirisches und epistemisches Individuum Bearbeiten Bourdieu weist auf zwei mogliche Missverstandnisse hin die sich beim Lesen soziologischer Texte ergeben konnen und bezeichnet diese als Gefahr da es aufgrund der konstruierten Sprache hier also die wissenschaftliche Sprache dazu kommen kann dass die Leser den Autor falsch verstehen da sie die Sprache funktional wie auch im umgangssprachlichen Gebrauch benutzen Weiter kritisiert Bourdieu dass sich die verwendete Rhetorik nicht immer auf wissenschaftlich klar definierte Fakten bezieht Daher betont er dass es wichtig ist weniger Ausschmuckungen zu nutzen da durch diese die wissenschaftliche Tiefe verloren ginge Das empirische Individuum Empirie beschreibt lediglich eine Markierung ohne grosse Bedeutung und ohne grossen Informationsgehalt Es das Individuum wird zwar differenziert aber ohne genau zu benennen worin es sich differenziert Das epistemische beziehungsweise konstruierte Individuum hingegen unterscheidet sich durch klar definierte endliche Merkmale wie Alter oder Geschlecht Das konstruierte Individuum bezieht sich nicht nur auf den alltagspraktischen Raum sondern innerhalb eines konstruierten Raums der zuvor durch bestimmte Merkmale erstellt worden ist In Bezug auf die wissenschaftliche Methode Bourdieus bleibt festzuhalten dass die wissenschaftliche Anschauung die systematische Totalisierung dar stellt die beim gegebenen Stand der Erkenntnismittel und der moglichsten Objektivierung des historischen Datenmaterials zu erreichen ist S 76 Dies stellt das Ziel Bourdieus dar weil weder durch das Festsitzen in den Strukturen in denen man verweilt noch durch eine absolute Perspektive eines gottlichen Zuschauers Erkenntnis gewonnen werden kann weil man ja immer in die Strukturen eingebunden ist Je offener man fur das Feld ist desto grosser ist die Erkenntnis uber den Raum und die Individuen im Feld Kapitel 2 Streit der Fakultaten BearbeitenKapitel 2 1 Zustimmung und Distanzierung Bearbeiten Pierre Bourdieu sieht die soziale Welt als mehrdimensionalen sozialen Raum In diesem nehmen die Akteure relative Positionen ein die durch Status Macht ausgestattet sind Diese Macht wird durch die Fulle und Grosse an Kapitalsorten bestimmt Dieser Raum kann zum besseren Verstandnis auf zwei Dimensionen reduziert werden So kann dieser durch ein zwei dimensionales Koordinatensystem dargestellt werden wo die Statushierarchie vertikal und die kulturelle Dimension horizontal angeordnet ist So besitzt z B ein Handelsunternehmer viel weniger kulturelles Kapital als ein Universitatsprofessor und ist somit auf dieser imaginaren horizontalen Achse sehr weit links angeordnet Diese Positionen werden dann vor dem Hintergrund der Verfugung uber die anderen Kapitalsorten z B distinktive Sprache korperliche Ausdrucksformen Kleidung Stil Verhalten eingenommen Dazu gehort auch das so genannte symbolische Kapital welches durch Prestige Ehrenzeichen Privilegien und Positionen verliehen wird Neben dem sozialen Raum existiert das Machtfeld Hierbei liegt die Unterscheidung zwischen vielen verschiedenen Feldern vor universitares Feld politisches Feld etc Die einzelnen Fakultaten sind im Sozialen Raum unterschiedlich verortet Die naturwissenschaftlichen Fakultaten bringen viel okonomisches dafur aber nur relativ wenig kulturelles Kapital mit Bei der philosophischen Fakultat hingegen wird etwas weniger okonomisches dafur viel kulturelles Kapital angehauft wahrend die juristische Fakultat viel okonomisches und relativ gesehen wenig kulturelles Kapital vorzuweisen hat Medizin bringt es zu etwas mehr kulturellem und etwas weniger okonomischen Kapital als die juristische Fakultat Das universitare Feld ist homolog zum sozialen Raum und reproduziert diesen Nicht alle Professoren verteilen sich im universitaren Feld auf die gleiche Art und Weise sie sind je nach Fakultatszugehorigkeit an verschiedenen Polen angesiedelt Bourdieu unterscheidet hier die Naturwissenschaften die Philosophie Jura und Medizin Die Professoren weisen je nachdem welcher Fakultat sie angehoren und wo sie demnach im universitaren Feld angeordnet sind Unterschiede in der sozialen Integration und Respektabilitat auf Das bedeutet dass Akteure eine umso hohere soziale Respektablitat aufweisen je mehr okonomisches Kapital sie vorzuzeigen haben Bourdieu verweist des Weiteren in diesem Zusammenhang auf die unterschiedlichen Wertigkeiten des sozialen und okonomischen Kapitals so gibt das okonomische Kapital deutlich mehr Macht als das kulturelle und ist haufiger in den Fakultaten der Juristen und Mediziner vorhanden Damit erklart sich die von Bourdieu aufgestellte Rangfolge der Fakultaten Um die Charakteristika der einzelnen Pole innerhalb des universitaren Feldes darzustellen benutzt Bourdieu das Verfahren der Korrespondenzanalyse mit dem Ziel eine vergleichende Soziologie herzustellen Bourdieu untersucht in seiner Studie 405 Pariser Professoren aus den Disziplinen Naturwissenschaften Philosophie Jura und Medizin Er erstellt anhand dieser Studie mehrere Tabellen in denen die Auspragungen der Indikatoren fur ererbtes und erworbenes kulturelles und okonomisches Kapital der Befragten wiedergegeben werden Als relevante Indikatoren ist das Kapital an wissenschaftlichem Prestige Kapital an interkultureller Prominenz Kapital an okonomischer und politischer Macht politische Einstellungen soziale Determinanten der Zugangschancen zu den eingenommenen Positionen bildungsspezifische Determinanten Universitares Machtkapital und Kapital an wissenschaftlicher Macht Zusammenfassende Ergebnisse sind dass der politische Machtpol des universitaren Feldes von kinderreichen Familien Wahl einer rechten Partei Katholizismus Besuch privater Bildungsanstalten etc gekennzeichnet ist Der interkulturelle Pol hingegen ist durch eine linke Uberzeugung und judische Identitat charakterisiert Auch die Einstellungen der Pole zur Wissenschaft sind nennenswert Die Naturwissenschaften und die philosophische Fakultat sind gepragt durch ein geringes Streben nach Macht Hier stehen freies Denken und Forschung im Vordergrund Bei den Fakultaten Jura und Medizin wird hingegen zwischen Forschung und Lehre getrennt Zudem herrschen soziale Vernunft und Religion vor Die Professoren lassen sich auf zwei Pole verteilen Den Pol der politisch okonomischen Macht und den des kulturellen Prestiges Bourdieu stellt hier also dem Begriff der Macht den des Prestiges gegenuber Die charakteristischen Eigenschaften nehmen in dem Masse zu wie man von der naturwissenschaftlichen Fakultat zu der rechtswissenschaftlichen und medizinischen Fakultat gelangt Aus diesen beiden Positionen innerhalb des Machtfeldes ergeben sich zwei kontrare Haltungen zur Wissenschaft Die Verteilungsstruktur der verschiedenen Fakultaten weist eine chiastische Gestalt auf und ist der Struktur des Machtfeldes homolog mit den wissenschaftlich dominanten aber gesellschaftlich dominierten Fakultaten und den wissenschaftlich dominierten aber gesellschaftlich dominanten Fakultaten Weiter ist das universitare Feld nach zwei Legitimationsprinzipien organisiert Auf der einen Seite befindet sich die soziale Hierarchie entsprechend ererbten Kapital und aktuellem Besitz von okonomischen Kapital auf der anderen Seite die kulturelle Hierarchie mit dem Kapital an wissenschaftlicher Autoritat Dieser Gegensatz spiegelt sich in zwei konkurrierenden Legitimationsprinzipien wider Ein genuin weltliches und politisches Prinzip sowie ein auf Autonomie der wissenschaftlichen und intellektuellen Ordnung begrundetes Prinzip Diese zu beobachtbaren Gegensatze zwischen okonomischer und kultureller Macht erklaren wieso zwei Oppositionen zwischen diesen beiden Polen mit tiefsitzenden und allgemeinen einem Lebensstil insgesamt zugrunde liegende Dispositionen zu beobachten sind Kapitel 2 2 Wissenschaftliche und soziale Kompetenz Bearbeiten Wie spiegelt sich das Machtfeld im universitaren Feld wider Wie bereits beschrieben besitzen Universitatsprofessoren nach Bourdieu allgemein hohes kulturelles Kapital jedoch ist eine Differenzierung in folgende Fakultaten moglich Naturwissenschaften philosophische Fakultat Jura Medizin Bourdieu sieht eine Aufteilung der Professoren der verschiedenen Fakultaten auf die beiden Pole kulturelles Prestige und politisch okonomische Macht Die weltlich dominierten Fakultaten Naturwissenschaften philosophische Fakultat stehen dabei im Gegensatz zu den sozial dominierten Fakultaten Medizin Jura Der Gegensatz zwischen den beiden Fakultaten zwischen den wissenschaftlichen Kompetenzen und der sozialen Kompetenz findet sich jedoch auch innerhalb jeder der sozial dominierten Fakultaten wieder S 117 Der Raum der Fakultaten Fakultaten sind nach Bourdieu in einem Raum zwischen links und rechts angeordnet Auf der linken Seite sind die kulturell dominierten Fakultaten und auf der rechten Seite sind die sozialokonomisch dominierten Fakultaten vorzufinden Philosophie Padagogik Psychologie und Sozialwissenschaften links rechts hingegen Jura Medizin und Theologie Die Mitglieder der kulturell dominierten Fakultaten haben einen relativen Uberschuss an wissenschaftlicher Macht und belegen daher eher mit wissenschaftlicher Ausrichtung universitatsinterne Amter und Stellungen Ihre Funktion besteht darin dass sie wissenschaftliches Wissen produzieren aktuelle Ordnungsstrukturen hinterfragen und Alternativen und Verbesserungen bis hinzu Innovationen aufzeigen welche jene alten Ordnungsstrukturen ersetzen konnen Dieser aufklarerisch kritische Typus von Mitarbeiter hat in Relation zu den sozialokonomisch dominierten Fakultaten eine grossere Autonomie Die Mitglieder der sozialokonomisch dominierten Fakultaten haben mehr soziales und okonomisches Kapital wie Geld oder Beziehungen Sie sind im Besitz von gesellschaftlichen Mandaten d h sie nehmen Stellungen in gesellschaftlich relevanten Positionen ausserhalb der Universitat ein Hier ware etwa an den Arzt zu denken welcher durch Gesetze an einen bestimmten Verhaltenskodex sowie wirtschaftliche wie gesellschaftliche Strukturen gebunden ist und als Privat oder offentlicher Arzt eine gesellschaftlich wichtige Position einnimmt Die besonderen Stellungen implizieren Rechte und Pflichten Daher sind sie in ihrem Handeln durch gesamtgesellschaftliche Interessen determiniert weniger Autonomie und bilden einen klaren Gegensatz zu den Mitgliedern der kulturell dominierten Fakultaten Dies lasst sich auch als Abhangigkeit von der Gesellschaft sehen da ohne Mandate die Kapitalarten dieser Mitglieder drastisch sinken wurde So sind sie immer im Spannungsfeld zwischen Fremd und Selbstbestimmung gefangen und mussen ihre wissenschaftliche Ausrichtung dem gesellschaftlich Relevanten anpassen Reproduktion des sozialen Raumes Bourdieu nimmt an dass es eine Homologie zwischen den Raumen einer Gesellschaft gibt d h dass die Strukturen des gesamtgesellschaftlichen Systems sich in seinen Teilsystemen reproduzieren Fur die Universitaten ist danach der soziale Raum homolog zum Raum der Fakultaten ist und dieser wiederum homolog zum Raum der jeweiligen Fakultaten Intrafakultare Differenzen Anhand von Bourdieus Beispiel der medizinischen Fakultat konnen diese beiden Pole so gegenubergestellt werden Charakteristikum Typ 1 Grundlagenforscher Wissenschaft Typ 2 Kliniker Kunst Soziale Determinanten Kommt aus armeren sozial schwacheren Schichten Eher aus betagteren in der soz Hierarchie hoher gestellten SchichtenNur Professor Gehalt Professor Gehalt und MandatsgehaltForscher selbsttatig Leitender Forscher PrivatarztWohnt selten in schicken Vierteln Wohnt in schicken ViertelnWeniger im Who s Who reprasentiert Im Who s Who reprasentiertPolitische Einordnung Eher links Eher rechts konservativWissenschaftliches Prestige Hoch Eher geringSozial okonomische Macht Gering HochOrdnungscharakter Ketzer Ordnungsfanatiker strebt Reformen an Erkennt Ordnungen anHinterfragt Methoden Will Ordnungen reproduzieren und schutzenWill neuere Methoden etablieren Reproduktion des eigenen Habitus und der Uberzeugungen und EinstellungenKarrierelaufbahn Forscherkarriere riskant Forschungsleiter mit Zusatztiteln und Amtern in verschiedenen gesellschaftlich relevanten StellungenBesitzt sehr viel Handlungsautonomie sichere aber determinierte KarriereOrdnet sich den strukturellen Gegebenheiten unterVerwaltet und reproduziert diese OrdnungIntrafakultare Konflikte am Beispiel der mediz Fakultat Aus Bourdieus Schilderungen lassen sich drei grundlegende Ebenen ableiten auf welche die Konflikte angesiedelt sind Die allgemeine Ebene Der Streit um kulturelles Prestige Der Streit um sozial okonomisches Kapital sozialen gesellschaftlichen Einfluss Ausstattung mit RessourcenZu 1 Hier stehen Fragen wie Welche Sparte der Medizin ist angesehener Wessen Kapital ist mehr Wert und Wie hoch ist der Stellenwert einer Position innerhalb der Fakultat Wissenschaft und Gesellschaft Es geht also um die Wertigkeit des jeweiligen dominierenden Kapitals der Positionen innerhalb der Gesellschaft Universitat und Fakultat Jeder mochte sein ausreichend vorhandenes Kapital im Wert steigern um mehr Macht zu erlangen Als Konsequenz ergeben sich die folgenden Konfliktbereiche Zu 2 Beim Streit um kulturelles Prestige geht es um den Machtkampf auf wissenschaftlicher Ebene Dabei wird versucht die Distribution von knappen Positionen und Ressourcen an der Fakultat der Universitat und innerhalb der Gesellschaft zu seinen eigenen Gunsten zu beeinflussen Unter anderem spielt sich dieser Streit zwischen den kulturell dominierten und den sozial okonomisch dominierten Professoren ab Zu 3 Auf dieser Ebene geht es um die Stellung der eigenen Person und die damit verbundenen Ressourcen wobei versucht wird die Zuteilung von Forschungsauftragen Mandaten Positionen zu beeinflussen Methoden Bei seiner empirischen Uberprufung des universitaren Systems hat Bourdieu verschiedene Indikatoren lt ich gebe auf gt wie z B den Schulbesuch oder die Anzahl der Veroffentlichungen zu den Kapitalarten z B das Kapital an universitarer Macht s o festgelegt die er mit Hilfe von einschlagigen Zeitschriften Chroniken Publikationslisten oder Jahrbuchern etc uberprufte Daraus ergab sich fur jeden Professor eine Vielzahl von Daten denen Bourdieu und sein Forscherteam nochmals genau nachgegangen ist und die je nach Aussagekraft unterschiedlich gewichtet wurden oder teilweise verworfen wurden wenn sich Codierungsschwierigkeiten ergaben Kapitel 3 Kapitalarten und Formen der Macht BearbeitenDie philosophische und humanwissenschaftliche Fakultat ist in zwei Akteursformen unterteilt intellektuelle Prominenz und legitime Bildung Diese Struktur ist reprasentativ fur den Gesamtraum Dabei steht die intellektuelle Prominenz fur den Bereich Forschung die legitime Bildung fur den Bereich weltliche Macht Als Indikatoren fur die jeweiligen Machtinhaber in den wissenschaftlichen Bereich universitare Macht dienten etwa Die Mitgliedschaft in einer Kommission des CNRS oder Die Mitgliedschaft in einer Jury fur die Aufnahme an der ENS fur die Machtkategorie wissenschaftliches Prestige dienten etwa Herausgeber einer Buchreihe oder eine mehr als funfmalige Erwahnung im Citation Index Kapitel 3 1 Die Struktur des Raumes der Machtformen Bearbeiten In seinen Untersuchungen der philosophischen und humanwissenschaftlichen Fakultaten fand Bourdieu viele soziale Determinanten heraus Die Universitaten sind im Raum der Macht unterschiedlich stark vertreten Das College de France und die Sorbonne weisen dabei einen hoheren Grad an wissenschaftlichem Profil auf als etwa EPHE oder Nanterre Was den sozialen Hintergrund der Universitatsprofessoren anbelangt haben Bauern Arbeiter und Angestelltensohne grundsatzlich schlechtere Chancen im Raum der Macht weit oben vertreten zu sein im Gegensatz zu Sohnen von etwa Grundschullehrern oder Industriellen Aber nicht nur der berufliche Hintergrund der Eltern sondern auch die Wohnsituation ist fur die Stellung im Raum der Macht nach Bourdieu von Bedeutung Nach seinen Forschungsergebnissen wachst der soziale Erfolg mit der Nahe zur Grossstadtbourgeoisie Dort besteht eher die Moglichkeit auf private Bildungsanstalten zu gehen als etwa auf dem Land Kapitel 3 2 Die normalen Professoren und die Reproduktion der Korperschaft Bearbeiten Ausgangspunkt der Macht ist nach Bourdieu allein die Position die jemand in universitaren Strukturen bekleidet Diese Positionen und Herrschaftsstrukturen sollen erhalten bleiben Reproduktion Die Macht uber die Reproduktionsinstanzen der universitaren Korperschaft sichert ihren Inhabern eine statuarische Autoritat Dies ist eine Art Funktionsattribut das weitaus starker mit der Stellung innerhalb der Hierarchie zusammenhangt als mit den aussergewohnlichen Eigenschaften der Personen Die Reichweite der halb institutionalisierten Macht ist abhangig von offensichtlichen Machtattributen und Tauschmoglichkeiten aus den verschiedenen Positionen Das herrschende Prinzip ist Wer Kapital hat bekommt Kapital Akkumulation universitaren Kapitals nimmt Zeit in Anspruch Die Reproduktion der Hierarchie setzt die geordnete Nachfolge voraus diese Ordnung wird nun aber gerade durch die Einfuhrung anderweitig erworbener Macht bedroht Dadurch kommt es zu einem Kampf aller gegen alle Dieser Kampf tragt zu der Reproduktion der Ordnung als System von zeitlichen Abstanden bei Wo immer Macht kaum institutionalisiert ist setzt der Aufbau dieser Verhaltnisse Autoritat die Erwartung und die Kunst des Wartenlassens voraus Universitare Macht beruht auf Fahigkeit Hoffnungen zu behalten und auf die objektiven Wahrscheinlichkeiten einzuwirken Die Reproduktion der Korperschaft grundet somit in erster Linie auf Karriereerwartungen Nur wer an etwas festhalt wird auch gehalten Kapitel 3 3 Zeit und Macht Bearbeiten Nach Bourdieu wird das Abhangigkeitsverhaltnis zwischen dem Patron und seiner Klientel bestimmt durch die Position bzw Disposition des Patrons und der jeweiligen aktuellen Marktlage Hierbei muss der Patron eine Balance finden zwischen der Forderung seiner Klientel und einer Eindammung des zu schnellen Erstarkens selbiger Zwei wichtige Entscheidungen sind relevant fur den universitaren Erfolg Die Wahl der these und die Wahl des Patrons In beiden Fallen ist die Entscheidung abhangig vom Habitus und ausserst entscheidend fur die Laufbahn Universitarer Erfolg setzt nach Bourdieu die Einhaltung bestimmter Spielregeln voraus Fur Kritik und Fortschritt bleibt an den Universitaten kein Raum so dass hier eine Art von Anti Intellektualismus herrscht Dieser Anti Intellektualismus ist bereits eine spezifische inkorporierte Form von Kultur Habitus Die Folgenden verinnerlichten Eigenschaften und Kriterien sind wieder zu finden unter den Akteuren welche sich auf dem Pol des Universitaren Feldes anordnen der die weltliche Macht darstellt Die Angehorigkeit zur unteren bis mittleren Schicht der Herkunft aus dem Lehrermilieu des schulischen Curriculums ist verinnerlicht worden dem eigenen Selbstbild nach sieht man sich als Verteidiger der franzosischen Kultur und Sprache Das Wissen dieser Personen ist kanonisiert und normiert und bildet daher auch eine Legitimation Es gibt eine Interdependenz zwischen dem Feld und dem Habitus Die Personen entwickeln entsprechend ihrem Habitus eine Affinitat fur bestimmte Institutionen die genau jene Akteure aufgrund ihrer Attribute ansprechen So bildet sich nach und nach ein Wissenskanon der eine eingeschrankte Perspektive vorgibt die wiederum erhaltend fur ebendiesen Wissenskanon ist weswegen dieser unverandert bleibt Die Macht dieser Akteure innerhalb des Universitaren Feldes besteht in der Tatsache dass sie einflussreiche Amter bekleiden und genau dieser Einfluss hat wiederum eine Wirkung auf den anderen Pol des Universitaren Feldes Daher ist der Forscher auf das Wohlwollen seiner Geldgeber bedacht Somit sind diejenigen erfolgreich die sich diesem Kanon unterwerfen Kapitel 3 4 Die arrivierten Haretiker Bearbeiten Die im universitaren Feld bestehenden Machtgegensatze werden reprasentiert durch diejenigen Universitatsangehorigen die eine Modellkarriere verfolgt haben und diejenigen welche sich am Forschungspol angesiedelt haben und sich quasi nicht am regularen Universitatsbetrieb beteiligen Letztere geniessen in den meisten Fallen ein grosses Renommee und einen Bekanntheitsgrad weit uber das universitare Feld hinaus Falls sie lehren tun sie dies an der Ecole pratique des hautes etudes oder am College de France welche unter universitaren Gesichtspunkten eher marginale Institutionen sind Auch die Disziplinen in denen sie tatig sind sind eher die randstandigen und die den anerkannten Studiengangen fernen bzw diejenigen der kanonischen Disziplinen die sich methodisch erneuert haben Pramisse und Folge dieser Position am Forschungspol sind eine Aussenseiterposition ergo der Verzicht auf die Macht uber die universitaren Reproduktionsinstanzen sowie die damit verbundenen Sicherheiten Die dazu erforderliche Risikobereitschaft rekrutiert sich aus einer sozial und geographisch privilegierteren Herkunft der betreffenden Personen Dieser Gegensatz innerhalb des universitaren Feldes Forschungsorientierung vs Lehre Orientierung reproduziert den strukturellen Gegensatz zwischen den Freiheiten und Ungeniertheiten des Kunstlerlebens und der phantasielos trockenen Strenge des homo academicus Bourdieu 1988 184 Die Rangfolge an diesen beiden Polen orientiert sich gleichwohl am Kapitalumfang welches aber von den jeweiligen Angehorigen nach unterschiedlichen Prinzipien akkumuliert wird Symbolisches Kapital steht demnach Hierarchisierungsprinzipien rein universitarer Natur angesammelten Kapital gegenuber An der Ecole pratique des hautes etudes fuhrt die Kumulation von Universitatsangehorigen zu einer strukturellen Dissonanz von Bourdieu als Institutionseffekt bezeichnet Durch das alleinige Vorhandensein von symbolischem Kapital mangelt es der Institution an Renommee mit dem es seine Angehorigen und Produkte ausstatten kann der Anspruch und die Realitat driften auseinander Dies fuhrt zu Gegenmassnahmen seitens der EPHE Mit PR Politik und dem zwanghaften Bruch mit den akademischen Normen der Autonomie gegenuber dem Journalismus durch die Angehorigen versucht die Institution sich durch die Etablierung von Macht aus dem intellektuellen Feld zu rehabilitieren Der aufgrund dessen grosse Einfluss journalistischer Normen und Anspruche fuhrt paradoxerweise jedoch lediglich zur Perpetuierung der ambivalenten Position der EPHE die ungeduldigen Anwartern auf universitare Positionen welche die Modellkarriere ablehnen die Aussicht auf schnellen Ruhm eroffnet Kapitel 3 5 Gegner als Komplizen Bearbeiten Die sozialen Gegensatze die in Frankreich zwischen den Oblaten des Hohepriesteramtes Bourdieu 1988 190 und der Ecole des hautes etudes herrschten manifestierten sich im Gegensatz des Modernismus zum Fundamentalismus Diese Gegensatzpaare konkurrieren miteinander bedingten sich allerdings auch wechselseitig in der Auseinandersetzung mit den Machtformen intellektuelles Prestige und der weltlichen sozialen Macht Die untersuchten Universitatslehrer waren mit ihrer Stellung im Feld dieser Machtformen allgemein zufrieden Die sozialen Gegensatze die die verschiedenen Machtformen widerspiegeln bestanden also zwischen den Wortfuhrern der neuen Kritik Schriftsteller Kritiker Philosophen und Sozialwissenschaftlern und den Lectores anerkannte Universitatslehrer ehemalige Absolventen der Ecole normale Superieur Kapitel 3 6 Das aggiornamento Bearbeiten Pierre Bourdieu bezieht sich in diesem Abschnitt auf den Kampf zwischen den alten und den neuen Disziplinen an der Universitat Dieser Kampf und das Eindringen der neuen Disziplinen in die einzelnen Universitaten hat fur ihn zur Folge dass sich das symbolische Krafteverhaltnis innerhalb des gesamten Bildungssystems Bourdieu 1988 198 verschoben hat Dabei setzten sich die neuen Disziplinen immer mehr gegen die alten durch und etablieren sich so nach und nach an den Universitaten und kommen dadurch ihrem Ziel sich des Bereiches der alten Facher zu bemachtigen immer naher Unterstutzt werden sie bei ihrem Vorhaben zum einen durch eine breite intellektuelle Offentlichkeit und zum anderen durch ein starkes Anwachsen der Studentenschaft Sie bilden das Mindestkontingent an Aktiven und Gefolgsleuten welche die neuen Disziplinen benotigen um sich uberhaupt nachhaltig an der Universitat etablieren zu konnen Dies versuchen die neuen Disziplinen welche in einem doppelten Sinn negativ eingestuft werden also weder zu den Natur noch zu den Geisteswissenschaften gezahlt werden weiter hin dadurch dass sie den Schein wissenschaftlicher Strenge mit der literarischer Eleganz zusammenzubringen versuchen Daraus folgt jedoch gleichzeitig dass sich die Kriterien fur Publikationen verschieben Es werden nicht nur Produkte mittlerer Kultur als eine authentische Errungenschaft der Avantgarde verkauft oder veranderte Denk und Ausdrucksmuster bzw neuartige Fragestellungen und Anschauungen treten auf sondern der Fokus geht weg von der eigentlichen Forschung und ihrer Ergebnisse hin zu Kriterien des finanziellen Gewinns Das Forschen und Auswerten der Ergebnisse findet nur in einem geringen Masse statt Vielmehr geht es den Produzenten darum durch ihre jeweiligen Publikationen schnell Geld fur ihre Laboratorien zu verdienen Durch die Etablierung dieser neuen Disziplinen tritt eine Pluralitat der Welten auf wodurch das vereinheitlichte Universum der Universitat ins Wanken gerat Kapitel 3 7 Stellungen und Stellungnahmen Bearbeiten Die Stellungen des homo academicus im universitaren Raum stehen unter anderem auch in Verbindung zu verschiedenen politischen Stellungen Bourdieu beschreibt dass sie geradezu deckungsgleich mit den Vorkommnissen der politischen Auseinandersetzungen vom Mai 1968 in Frankreich sind Hierunter fallt der Aspekt dass die Professoren ihren Stand fur ein streng kontrolliertes Studentenpublikum verteidigen Bourdieu 1988 210 Dieses Publikum richtet sich nach dem Wert der Produkte die die Professoren publizieren so wie sie von der Stabilitat des Marktes abhangig sind Das heisst also dass alle Beteiligten um ihr Kapital kampfen mussen indem sie sich auf dem Markt gegenuber anderen Fachern behaupten hieran wird die Abhangigkeit vom Markt vor allem deutlich Kapitel 4 Verteidigung der Korperschaft und Zusammenbruch der Gleichgewichte BearbeitenDas Kapitel Verteidigung der Korperschaft und Zusammenbruch der Gleichgewichte beschreibt den Zerfall des universitaren Feldes und die damit verbundenen Strategien zur Verteidigung der universitaren Korperschaft die dem Zusammenbruch entgegenwirken wollten Bourdieu ist der Auffassung dass die Struktur des universitaren Feldes durch den Stand der Krafteverhaltnisse der Akteure reprasentiert wird Wird dieses Krafteverhaltnis nun gestort wird auch die Struktur des universitaren Feldes verandert Das universitare Feld wird durch die globalen Wandlungsprozesse des sozialen Feldes bedingt Insbesondere morphologische Veranderungen haben einen grossen Einfluss auf das universitare Feld So hatte das Anwachsen der studentischen Klientel in den 60er Jahren eine ungleiche Zunahme verschiedener Teile des Lehrkorpers zur Folge was wiederum ein verandertes Krafteverhaltnis zwischen den Fakultaten und Disziplinen hervorrief Folge dieser Expansionsbewegung und der Veranderung des Gleichgewichts zwischen Lehrpersonen und Studenten war eine Veranderung der Rekrutierungs und Karrierebedingungen innerhalb des universitaren Feldes Somit veranderten sich die Rekrutierungsmassnahmen innerhalb der verschiedenen Disziplinen aber nur in dem Sinne dass das Krafteverhaltnis innerhalb der Struktur nicht gefahrdet wurde Aus diesem Grund wurde auf sogenannte funktionale Aquivalenzen zuruckgegriffen so dass damit auf implizite Rekrutierungskriterien wie z B Bildungstitel Alter Geschlecht verzichtet wurde Diese Massnahmen waren in Bezug auf die klassischen und neuen Disziplinen verschieden Als ein Beispiel dafur lasst sich das klassische Fach der franzosischen Literatur nennen das im Vorfeld zwar uber einen sehr hohen Anteil an agreges verfugte die eine der grandes ecoles besuchten aber nun mehr Lehrende rekrutierte die keine der grandes ecoles besucht haben Obwohl also nun das fachliche Niveau gesenkt wurde beschrankte sich der Kreis der Lehrenden weiterhin auf agreges die ein gewisses fachliches Niveau gewahrleisten Es wurde also immer auf diejenigen Rekrutierungsmassnahmen zuruckgegriffen welche die geringste Wahrscheinlichkeit hatten den eigenen akademischen Status zu mindern bzw diesen nicht zu reproduzieren Da die neuen Disziplinen uber andere Strukturen verfugten mussten sie andere Massnahmen fur sich nutzen Das alte Rekrutierungssystem produzierte auswechselbares Lehrpersonal welches den universitaren Habitus verinnerlicht hatte um die eigene Reproduktion zu sichern Aufgrund steigender Studentenzahlen und in Folgen dessen fehlender Arbeitskraftereserven wurden Lehrkrafte ohne diesen universitaren Habitus rekrutiert So veranderte sich das Rekrutierungssystem Obwohl die Rekrutierungsprinzipien zufallig und intuitiv waren stellte man Personen mit bestimmten Eigenschaften und Titeln ein Im Zuge der 68 er Aufstande solidarisierten sich die unterschiedlichen Universitatsgenerationen untereinander Die Lehrkrafte des alten Systems strebten nach der Erhaltung und Wiederherstellung des alten Systems Dieses Streben erwies sich als aussichtslos da das neue Rekrutierungssystem auf mehr Zuspruch stiess Fur das gesamte Kapitel Verteidigung der Korperschaft und Zusammenbruch der Gleichgewichte mussen also alle Veranderungen denen das universitare System gegenubergestellt war als Hauptmerkmal verstanden werden Der Wechsel des alten Rekrutierungssystems zum Neuen ist eben darunter zu verstehen Die Folge waren universitare Veranderungen die die alte Hierarchie und so auch das alte System hinterfragten und zu zerstoren drohten Dieses Dilemma ist der wesentliche Aspekt des vorliegenden Kapitels Kapitel 5 Der kritische Moment BearbeitenDer Sozialwissenschaftler beschaftigt sich nicht unmittelbar im Kontext der Entstehung mit einem Ereignis Objekt sondern postum Dabei besteht die Gefahr dass der Forscher einen privilegierten Moment in der Geschichte unterstellt Letztlich ist es so dass eine Krise zu einem Bruch mit dem ihr Vorausgehenden fuhrt und somit die Notwendigkeit besteht diese Krise in die Reihe fruherer Ereignisse zuruckzuversetzen Ziel der wissenschaftlichen Intention dagegen ist es das aussergewohnliche ausseralltagliche Ereignis zuruckzuversetzen in die Reihe der alltaglichen Ereignisse in deren Rahmen es eine Erklarung findet Gilcher Holtey 2001 123 Daraus ableitend lasst sich Bourdieus Erkenntnisinteresse folgendermassen formulieren Unter welchen Bedingungen konnen krisenhafte Spannungen eines Feldes lokale Krisen in eine allgemeine Krisensituation kritischer Moment uberschlagen Anschliessend sollen die einzelnen Krisen die zu einer allgemeinen Krise fuhren dargestellt werden Kapitel 5 1 Ein spezifischer Widerspruch Bearbeiten Durch die Bildungsexpansion und die darauf folgende Entwertung der Bildungstitel kam es zu einem Missverhaltnis von Erwartungen bzw Hoffnungen und objektiven Chancen speziell unter den Studenten aus der Oberschicht Zudem entstand die Gefahr der Enttauschung bei den Studenten aus der Mittelschicht da diese kein soziales Kapital besassen um die abgewerteten Titel nutzbar zu machen Auch unter den Lehrenden die wegen des Ansturms der Studenten beschaftigt wurden kam es zu Spannungen bzw zu einem Missverhaltnis zwischen Anspruchsniveau Habitus Wissen Laufbahn usw und frustrierender Erfahrung die zu einem heimlichen Groll fuhrte der durch eine anti institutionelle Grundstimmung erganzt wurde Kapitel 5 2 und 5 3 Die Synchronisation und die Krise als Enthullung Bearbeiten Unter diesen Voraussetzungen verdichteten sich im Vorfeld der Maibewegung von 1968 die einzelnen lokalen Krisen zu Phasen und erhielten einen Beschleunigungseffekt So spielten kritische Ereignisse z B die Nacht der Barrikaden am 10 Mai 1968 eine besondere Rolle da mit ihrer Hilfe die lokalen Krisen in eine allgemeine Krise uberfuhrt wurden Kritische Ereignisse synchronisieren die Wahrnehmung heterogener Gruppen da sich die Akteure den gleichen Situationen und Gefuhlslagen ausgesetzt sehen Selbst bei Zeitgenossen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund findet sich immer ein Aspekt der beide eint und die Empfindung einer Gruppenidentitat hervorruft Der Augenblick der Entstehung einer allgemeinen Krise wird als Kritischer Moment bezeichnet der nicht nur einen sichtbaren Bruch darstellt sondern als offene Zeit in der alle Zukunfte moglich erscheinen wahrgenommen wird Der eigene soziale Standort wird nicht mehr realistisch wahrgenommen und die Ungewissheit der Zukunft erscheint nun verheissungsvoll da sie alles fur alle moglich macht Kapitel 5 4 und 5 5 Veroffentlichte Meinungen und die Illusion der Spontaneitat Bearbeiten Durch politische Anlasse bei denen Stellungnahmen erarbeitet werden fuhrt die Krise zur Ausbildung einer gemeinsamen politischen Problematik Bourdieu sagt dazu dass man ob man will oder nicht ob man es weiss oder nicht sich innerhalb des Raumes situieren muss oder situiert wird Bourdieu 1988 239 Durch diese politischen Anlasse wird der Akteur gezwungen sich offentlich zu bekennen und die Entscheidungen der anderen Akteure zu bewerten Der Politisierungseffekt Prozess in dem das politische Prinzip der Sicht und Gliederung der sozialen Welt tendenziell gegenuber allen anderen Prinzipien obsiegt fuhrt Personen zusammen die sich vormals nicht einig waren oder sie treibt die Personen auseinander die sich in ihren Werten und Einstellungen sehr nahestanden Im Alltagsleben stellt das Genuine des politischen Entscheidungsprinzips nur den sichtbaren Verstarker von Faktoren dar die wie Dispositionen und Interessen an die jeweilige Position gebunden sind Das Prinzip ermoglicht die systematische und generalisierte Anwendung spezifischer Kriterien auf alle Probleme Bourdieu hebt hervor dass die vermeintlichen spontanen Treffen eine Illusion seien Im Vordergrund jeder Gruppentreffen steht die Reproduktion der eigenen Klasse und somit des vorherrschenden Habitus Ausgaben BearbeitenHomo academicus Les Editions de Minuit Reihe Le sens commun Paris 1984 ISBN 2 7073 0696 7 Homo academicus ubersetzt von Bernd Schwibs Suhrkamp Verlag Frankfurt a M 1988 ISBN 978 3 518 57893 3 Homo academicus ubersetzt von Bernd Schwibs Suhrkamp Verlag Taschenbuch Wissenschaft Frankfurt a M 1992 ISBN 978 3 518 28602 9 Einzelnachweise Bearbeiten Pierre Bourdieu Homo academicus ubersetzt von Bernd Schwibs Suhrkamp Verlag Frankfurt a M 1988 S 9 Seitenangeben beruhen auf Pierre Bourdieu Homo academicus ubersetzt von Bernd Schwibs Suhrkamp Verlag Frankfurt a M 1988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Homo academicus amp oldid 236654978