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Thymos altgriechisch 8ymos thymos deutsch Lebenskraft 1 ist ein Ausdruck fur die Gemutsanlage eines Menschen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsherkunft 2 Anthropologische Hypothesen 3 Begriffliche Ableitungen 3 1 Thymopsyche 3 2 Alexithymie 3 3 Megalothymia und Isothymia 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBegriffsherkunft BearbeitenThymos ist ein philosophisches Konzept eingefuhrt von Platon als eine der drei menschlichen Grundmotivationen In der Antike wurde der sterbliche Thymos von der unsterblichen Psyche psyxh und vom Nous noῦs unterschieden Die antike Medizin vermutete den Sitz des Gemutes im Zwerchfell 1 Anthropologische Hypothesen BearbeitenAus der Verwendung verschiedener Worter fur Teile der menschlichen Person und Personlichkeit in den homerischen Epen zog Bruno Snell den Schluss die Menschen hatten in dieser Epoche noch kein Ichbewusstsein im Sinne eines Bewusstseins der eigenstandigen Handlungsfreiheit und Verantwortung besessen sondern sich entweder von ihrem Thymos oder ihrem Nous im Zweifelsfall aber von den Gottern gesteuert gesehen Snells These wurde spater von E R Dodds und Christopher Gill weitergedacht Begriffliche Ableitungen BearbeitenVom Thymos leitet sich der Name des Thymus ab eines fruher auch Wachstumsdruse genannten hinter dem Brustbein gelegenen drusenartigen Gebildes in der Anatomie des Kindes und Jugendalters das sich nach der Geschlechtsreife zuruckbildet 1 2 Thymopsyche Bearbeiten In der Psychologie wurde bisweilen der Begriff Thymopsyche Gemutsseele verwendet der den Anteil des Gemuts im Seelenleben bezeichnen sollte 3 Alexithymie Bearbeiten Der Begriff Alexithymie wurde in den 1970er Jahren von amerikanischen Psychiatern als Bezeichnung fur das Phanomen der angeborenen oder erworbenen Gefuhlsblindheit gepragt 4 Megalothymia und Isothymia Bearbeiten Thymos kann im Sinne der politischen und ethischen Philosophie Hegels als das Streben der Menschen nach Anerkennung ihrer Leistung durch andere gedeutet werden Indem dieses menschliche Geltungsstreben in eine rationale Form uberfuhrt wird lassen sich unfruchtbare Macht und Konkurrenzkampfe Hegel zufolge in der liberalen auf dem Gleichheitsgrundsatz aufbauenden Gesellschaftsordnung uberwinden Thymos bleibt dabei nicht unverandert erhalten wird aber auch nicht vollig verleugnet sondern als Antriebskraft fur den Fortschritt der Geschichte in das hegelianische System eingebunden Wahrend Isothymia das Bedurfnis bezeichnet als ein den Mitmenschen gleichwertiges Individuum anerkannt zu werden ist Megalothymia der Wunsch von anderen als uberlegen erkannt zu werden Francis Fukuyama der dieses Begriffspaar entwickelt hat meinte das thymotische Streben des Menschen sei letztlich stets darauf gerichtet als anderen Menschen uberlegen anerkannt zu sein und dieses Verlangen in die Tat umzusetzen sodass ihn das Postulat der Gleichwertigkeit aller Gesellschaftsglieder nie vollig zufriedenstellt 5 6 Auch jene Auspragungen der Identitatspolitik die seit Mitte der 2000er Jahre weltweit zum Aufstieg antiliberaler rechtspopulistischer und nationalistischer Bewegungen gefuhrt haben sind Fukuyama zufolge im Thymos verwurzelt 7 Literatur BearbeitenBruno Snell Die Entdeckung des Geistes Studien zur Entstehung des europaischen Denkens bei den Griechen Claassen amp Goverts Hamburg 1946 Eric Robertson Dodds Die Griechen und das Irrationale WBG Darmstadt 1970 ISBN 3 534 04342 1 Original The Greeks and the Irrational University of California Press Berkeley 1951 zuletzt nachgedruckt 2004 ISBN 0 520 24230 0 Julian Jaynes Der Ursprung des Bewusstseins durch den Zusammenbruch der bikameralen Psyche Rowohlt Reinbek 1988 ISBN 3 498 03320 4 Taschenbuch rororo 9529 Reinbek 1993 ISBN 3 499 19529 1 Hayden Pelliccia Mind Body and Speech in Homer and Pindar Hypomnemata Heft 107 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1995 ISBN 3 525 25207 2 Christopher Gill Universitat Exeter Personality in Greek Epic Tragedy and Philosophy The Self in Dialogue Clarendon Press Oxford 1996 ISBN 0 19 815232 9 Tadeusz Stefan Zielinski Homeric Psychology 1922 englische Ubers in Organon 31 2002 S 15 46 Onlineveroffentlichung PDF 423 KB des Instytut Historii Nauki PAN Warschau 2002 Wolfram Brinker Platons Ethik und Psychologie Philologische Untersuchungen uber thymetisches Denken und Handeln in den platonischen Dialogen Reihe Europaische Hochschulschriften Peter Lang Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 631 53520 2 Klappentext Abstract online Einzelnachweise Bearbeiten a b c Ursula Hermann Knaurs Herkunftsworterbuch Lexikographisches Institut Munchen 1982 S 479 Thymus der In Duden online laut DWDS verzeichnet im GWDS 1999 Abrufe im April 2019 Markus Antonius Wirtz Hrsg Dorsch Lexikon der Psychologie 18 Auflage Hogrefe Gottingen 2017 Onlinestichwort Jens Uehlecke Kein Gefuhl nirgends In Zeit Wissen 02 2006 online publiziert in Zeit Online 6 November 2009 abgerufen am 11 Oktober 2018 Henk de Berg Das Ende der Geschichte und der burgerliche Rechtsstaat Hegel Kojeve Fukuyama Francke Tubingen 2007 ISBN 978 3 7720 8205 4 S 27 30 u o John O Neill Economy Equality and Recognition In Larry Ray Andrew Sayer Hrsg Culture and Economy after the Cultural Turn Sage London u a 1999 ISBN 0 7619 5816 9 S 76 91 hier S 79 81 Francis Fukuyama Identitat Wie der Verlust der Wurde unsere Demokratie gefahrdet Hoffmann und Campe Hamburg 2019 ISBN 978 3 455 00528 8 S 42 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thymos amp oldid 229460544