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Theurgie griechisch 8eoyrgia theourgia Gotteswerk ist eine antike Bezeichnung fur religiose Riten und Praktiken die es ermoglichen sollten mit gottlichen Wesen in Verbindung zu treten und von ihnen Hilfe zu erlangen Der Ausubende wird Theurg genannt Nach der gangigen Auffassung der antiken Theurgen wurde nicht versucht die erwunschte Reaktion der Gotter mit magischen Mitteln zu erzwingen sondern es ging um ein Zusammenwirken von Gott und Mensch bei dem sich der Theurg gottlichem Einfluss offnete Das Konzept der Theurgie entstand in der romischen Kaiserzeit Seine Hauptbefurworter waren spatantike Neuplatoniker doch stiess der Gedanke eines rituellen Zusammenwirkens mit den Gottern bei manchen neuplatonischen Philosophen auch auf grundsatzliche Ablehnung Der stark vom Neuplatonismus beeinflusste spatantike Theologe Pseudo Dionysius Areopagita ubernahm den Begriff Theurgie in die christliche Theologie Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 2 Begrundung 3 Lehre und Praxis 4 Geschichte 4 1 Zweites und drittes Jahrhundert 4 2 Spatantike 5 Rezeption 6 Quellensammlung 7 Literatur 8 AnmerkungenBegriffsbestimmung BearbeitenDie Begriffe Theurgie und Theurg wurden fruhestens im 2 Jahrhundert gepragt gangig waren sie ab dem spaten 3 Jahrhundert Das Wort theourgia wurde aus den Bestandteilen theo von theos Gott und ourgia von ergon Werk zusammengesetzt Gemeint ist mit dem Gotteswerk im Gegensatz zur Theologie als philosophischer Theorie die praktische rituelle Seite des Verhaltnisses zwischen den theurgisch orientierten Philosophen und den von ihnen verehrten Gottern Die in der alteren Forschung vertretene Interpretation es handle sich etymologisch und sachlich um einen vom Menschen auf die Gotter ausgeubten Zwang wird heute uberwiegend abgelehnt nur vereinzelte Belege zeigen dass einige Theurgen so dachten 1 Das Werk ist sowohl das Handeln des Theurgen als auch der Akt des darauf reagierenden Gottes In der Spatantike verstand man unter Theurgie in erster Linie die Ausfuhrung der einschlagigen Instruktionen der Chaldaischen Orakel einer religiosen Lehrdichtung in griechischer Sprache die Anweisungen fur die theurgische Praxis gibt Auch die dort dargelegte theologische und kosmologische Lehre die theoretische Basis der theurgischen Praxis gehorte dazu Die Chaldaischen Orakel die meist kurz als die Spruche bezeichnet wurden waren bei den Neuplatonikern sehr angesehen Man glaubte dass sie ein gottliches Offenbarungswissen enthalten Daneben wurden auch Elemente des traditionellen offentlichen Kultes und Vorstellungen agyptischer Herkunft in den Theurgiebegriff integriert 2 In der modernen Religionswissenschaft werden mitunter auch Praktiken ausserhalb des antiken Kontextes die an die antike Theurgie erinnern als Theurgie bezeichnet 3 Die in der Medizin bzw Heilkunde des Altertums gangige Vorstellung von Gottern und Damonen als Krankheitsbringer und Heiler mit therapeutischer Anwendung von Heilgebet Opfer Beschworung und Amuletten wurde als theurgische Pathologie und Therapie bezeichnet 4 Begrundung BearbeitenAlle Neuplatoniker stimmten uberein dass die Aufgabe des Philosophen darin bestehe sich von der materiellen Welt zu emanzipieren und der intelligiblen rein geistigen Welt der platonischen Ideen zuzuwenden Zur Erreichung dieses Ziels hatte sich der Philosoph von hinderlichen Orientierungen zu befreien Er sollte sich von niederen Begierden reinigen und sein ganzes Leben konsequent auf das spirituelle Ziel ausrichten Diesem Zweck diente eine philosophische Lebensweise im Sinne der platonischen Tradition Angestrebt wurde die Erlosung der Seele von ihrem irdischen Dasein und ihr Aufstieg in die geistige Welt die ihre wahre Heimat sei Unterschiedlicher Meinung waren die Neuplatoniker jedoch uber den Weg der zu diesem Ziel fuhren sollte Es lassen sich zwei Hauptrichtungen unterscheiden eine rein philosophische die auf theurgische Rituale verzichtete und eine kultisch orientierte die von der Unentbehrlichkeit theurgischer Praktiken ausging Der profilierteste Reprasentant der rein philosophischen Richtung war Plotin der Begrunder des Neuplatonismus Die theoretische Basis der theurgischen Richtung schuf Iamblichos Der Standpunkt der rein philosophischen Richtung lautete dass die Erlosung der Seele aus ihrer Not in der materiellen Welt eine Selbsterlosung sei Dazu sei die Seele dank ihrer unverlierbaren gottlichen Natur von sich aus befahigt Es liege in ihrer Macht sich von ihrer zeitweiligen Unwissenheit und deren Folgen zu befreien Trotz ihres Abstiegs in die Korperwelt habe sie den Kontakt mit ihrer geistigen Heimat niemals vollig verloren Plotin meinte sogar die Seele steige nie ganz herab Ihr oberster Teil bleibe auch wahrend ihrer Verbindung mit dem Korper immer in der geistigen Welt und dadurch habe sie standig Anteil an deren ganzer Fulle auch wenn ihr verkorperter Teil Unheil erleidet 5 Daher braucht man nach dieser Lehre keine Hilfe in der Aussenwelt zu suchen Vielmehr genugt es eine philosophische Lebensweise zu praktizieren und die Aufmerksamkeit stets kontemplativ auf das Hohere zu richten Rituale werden mit materiellen Objekten durchgefuhrt daher konnen sie keine geistige Befreiung bewirken Der Weg zur Freiheit fuhrt uber die Selbsterkenntnis der Seele Gegen diese Sichtweise wandten sich die Anhanger der Theurgie deren Position Iamblichos begrundete Iamblichos hielt eine Erlosung der Seele aus eigener Kraft nur durch ihre Tugend und Einsichtsfahigkeit fur unmoglich Er ging von einer grundsatzlichen Wesensverschiedenheit von Gottern und menschlichen Seelen aus Daher konne sich die Seele nicht selbst erlosen Plotins Lehre der oberste Seelenteil bleibe in standiger Gemeinschaft mit dem gottlichen Bereich lehnte Iamblichos ab Er argumentierte dass diese Behauptung nicht zutreffen konne da sonst alle Menschen unablassig glucklich waren Die Philosophen die der theurgischen Richtung folgten schatzten die Fahigkeiten der Seele relativ pessimistisch ein Sie meinten die Seele sei in ihrer Gesamtheit in der materiellen Welt gefangen und konne sich ohne Hilfe von aussen nicht befreien Daher sei der Mensch auf die Unterstutzung hoherer Machte angewiesen Diese konne erlangt werden indem man sich theurgisch mit den Gottern verbinde Die Rituale seien zwar materielle Handlungen doch wirke auch im materiellen Bereich heilbringende gottliche Kraft Die Wirkung der Rituale auf die Seele sei therapeutisch und die Theurgie sei der Weg den die Gotter den Menschen gezeigt hatten um sie zu heilen und zu retten 6 Fur Iamblichos wird auf der hochsten Stufe der Theurgie eine Verehrung der Gotter ohne materielle Riten und Opfergaben moglich Der materielle Kult ist somit nur eine Vorstufe des immateriellen 7 Lehre und Praxis BearbeitenDie in den Chaldaischen Orakeln dargelegten Grundsatze und Methoden der Theurgie setzen eine platonische Ontologie und Kosmologie voraus 8 In diesem Weltbild kommt der Materie der niedrigste Rang zu sie bildet den unvollkommensten Bereich der Welt Zuoberst steht der transzendente hochste Gott der in theurgischen Texten oft Vater genannt und metaphorisch als Feuer bezeichnet wird Er ist die Quelle von Emanationen die als feurig oder lichtartig beschrieben werden und fur die theurgischen Bestrebungen hilfreich sind Die aus theurgischer Sicht bedeutsamste Emanation ist die Weltseele die aus dem Nous Intellekt des Vaters hervorgeht Sie ist das belebende Prinzip des Kosmos Eine zentrale Rolle spielt im theurgischen Kult die Gottin Hekate Sie vermittelt zwischen dem Reich der Gotter und der Welt der Menschen indem sie den Sterblichen gottliche Wohltaten zukommen lasst und den Aufstieg der Seelen ins himmlische Reich ermoglicht Ihr verdanken die Menschen die Kenntnis vieler theurgischer Rituale Als Erloserin verhilft Hekate dem Theurgen zur Erreichung seines Ziels 9 Die theurgische Praxis umfasste neben Reinigungen und Einweihungen Rituale die dem Theurgen die Begegnung mit einer Gottheit ermoglichen sollten Die Gotter konnten dem Theurgen der sich an sie wandte in einer korperlichen Gestalt erscheinen Zur Vorbereitung liess der Theurg meist gottliches Licht in sich einstromen Ausserlich geschah dies beispielsweise durch rituelles Einatmen von Sonnenlicht denn das Sonnenlicht galt als Manifestation des gottlichen Lichts auf der Ebene des sinnlich Wahrnehmbaren Wichtig waren die Anrufungen der Gotter mit ihren wahren geheimen Namen Dank seiner Kenntnis der wahren Namen erhielt der Theurg Zugang zu den Namenstragern denn man glaubte dass im Namen das Wesen des Benannten enthalten sei Daher durften die barbarischen nichtgriechischen Gotternamen nicht ubersetzt werden 10 Auch das gottliche Licht wurde angerufen 11 Die Theurgen setzten auch Symbole ein die sie fur gottlich und zur Vermittlung zwischen Gottern und Menschen geeignet hielten Die Symbole sollten den Kontakt zu den Instanzen ermoglichen deren Reprasentanten auf der materiellen Ebene sie waren Ausserdem galten Trancebotschaften die im Rahmen der theurgischen Praxis empfangen wurden als Mitteilungen der Gotter Aus der Sicht der Theurgen waren theurgische Akte keine mechanischen Vorgange die unabhangig von der Wurdigkeit und Absicht des Ausfuhrenden ausgelost werden konnten und wie nach einem Naturgesetz ex opere operato Wirkung zeigten Vielmehr handelte es sich in jedem Fall um einen gottlichen Gnadenerweis der nur einem Wurdigen zuteilwerden konnte 12 Allerdings gibt es Belege fur die Meinung der Gott konne sich dem Wunsch des Theurgen nicht willkurlich entziehen sondern handle zwangslaufig falls die erforderlichen Voraussetzungen erfullt sind 13 Der Theurg erlangte durch seine kultische Betatigung die er mit einer philosophischen Lebensweise verband die Reinigung von den ublen Leidenschaften welche die Materie im Menschen verursacht und Befreiung vom Schicksalszwang heimarmene dem menschliches Leben ansonsten unterliegt Dank der Gnade der Gottheit qualifizierte er sich zum Aufstieg in ein himmlisches Reich nach dem Tod seines Korpers Er konnte aber darauf verzichten und sich dafur entscheiden weiterhin im irdischen Bereich zu verbleiben um sich dort fur das Erlosungswerk einzusetzen 14 Geschichte BearbeitenZweites und drittes Jahrhundert Bearbeiten Als ursprungliche Ubermittler der von Gottheiten geoffenbarten theurgischen Verfahren galten zwei legendenumwobene Gestalten des 2 Jahrhunderts Julian der Chaldaer und sein Sohn Julian der Theurg der unter Kaiser Mark Aurel 180 gelebt und als Wundertater gewirkt haben soll Ihnen oder einem von ihnen soll die Aufzeichnung der Chaldaischen Orakel zu verdanken sein Das heute nur in Fragmenten vorliegende Orakelbuch kann tatsachlich in der zweiten Halfte des 2 Jahrhunderts entstanden sein Julian der Theurg und sein Vater sind aber moglicherweise erfundene Gestalten denn in der Zeit vor dem spaten dritten Jahrhundert sind in den Quellen keine Hinweise auf ihre Existenz zu finden 15 Falls die uberlieferte Zuschreibung falsch ist sind die Orakel vielleicht ins 3 Jahrhundert zu datieren 16 Als der Neuplatonismus entstand und sich ab 244 in Rom ausbreitete stiess die theurgische Denkweise anfangs im neuplatonischen Milieu auf Ablehnung Plotin 270 der Begrunder der neuen Richtung lehrte die Selbsterlosung und unterliess aus grundsatzlichen Erwagungen alle Versuche mit kultischen Mitteln gottliche Hilfe zu erlangen An rituellen Opfern und Kultfesten nahm er nicht teil Dies begrundete er mit den Worten Jene die Gotter mussen zu mir kommen nicht ich zu ihnen 17 Plotins namhafteste Schuler Porphyrios und Amelios Gentilianos hingegen nahmen eine positivere Haltung zur kultischen Verbindung mit den Gottern ein Amelios war ein eifriger Opferer und Besucher der Gottesdienste und Feste Porphyrios setzte sich mit den Chaldaischen Orakeln auseinander und verfasste mindestens eine Schrift uber dieses Thema die nicht erhalten geblieben ist Porphyrios teilte Plotins Auffassung kultische Riten seien kein Erlosungsweg und ein Philosoph sei nicht auf solche Mittel angewiesen denn es komme nur auf die Tugend und Selbsterkenntnis der Seele an Er raumte aber ein dass Theurgie bei unphilosophischen Menschen eine heilsame Wirkung entfalte 18 Spatantike Bearbeiten Porphyrios Schuler und philosophischer Widersacher Iamblichos um 320 325 erhob die Theurgie zu einem zentralen Bestandteil seiner Lehre und religiosen Praxis 19 Sie sei nicht wie Porphyrios glaubte furs unphilosophische Volk bestimmt sondern stehe noch uber der Philosophie und sei nur wenigen besonders Qualifizierten vorbehalten Tugendhaftigkeit sei fur den Theurgen unerlasslich da die Gotter nur mit guten Menschen Gemeinschaft hielten Eine philosophische Ausbildung sei zwar als Vorstufe notwendig zur Erlosung fuhre aber nur die Theurgie 20 Scharf grenzte Iamblichos die Theurgie von der Magie ab Die Magie oder Zauberei goeteia verwarf er da sie das Gottliche verfehle und Trugbilder erzeuge Uberdies seien die Magier schlechte gottlose Menschen 21 Zu den ubermenschlichen Wesen mit denen der Theurg Umgang pflegen kann zahlte Iamblichos nicht nur die Gotter die der Seele des Anrufenden den gottlichen Eros und Kraft dynamis verleihen sondern auch Engel gutartige Damonen und Kosmosherrscher 22 Die Auffassung des Iamblichos setzte sich in der Folgezeit weitgehend durch sie bildete den Ausgangspunkt der weiteren Entwicklung bei den religios orientierten Philosophen Die meisten spatantiken Neuplatoniker bekannten sich zur Theurgie Zu den namhaften neuplatonischen Theurgen des 4 Jahrhunderts zahlten Chrysanthios von Sardes Sosipatra 23 und Maximos von Ephesos Maximos vertrat mit seiner Einschatzung der Rolle des Theurgen eine andere Position als die meisten Neuplatoniker Fur ihn war der theurgische Ritus nicht nur eine Vorbereitung des Menschen auf gottliches Einwirken sondern auch ein Instrument mit dem der Theurg zwangslaufig die Gotter veranlassen kann ihm ihre Gunst zuzuwenden auch wenn sie dies ursprunglich nicht wollten Mit seiner ausserst selbstsicheren Haltung die ihm als Arroganz angekreidet wurde erregte Maximos in Philosophenkreisen Anstoss Auf entschiedenen Widerspruch stiess das Theurgiekonzept des Maximos bei Eusebios von Myndos der zu seinen Studienkollegen zahlte und in Pergamon neuplatonische Philosophie unterrichtete Eusebios war wie Plotin der Uberzeugung die Befreiung der Seele sei nicht durch ausserliche Handlungen im Rahmen der Kultpraxis zu erreichen sondern nur durch eine rein geistige Reinigung mittels der Vernunft Er meinte die Wirkungen der Theurgie seien nicht gottlichen Ursprungs sondern durch materielle Krafte erzeugte Sinnestauschungen Es handle sich um einen Irrweg der in den Wahnsinn fuhre Man solle stattdessen auf die Fahigkeit der Seele zur Selbsterlosung durch philosophische Erkenntnis vertrauen Eusebios warnte den kunftigen Kaiser Julian der bei ihm studierte vor Maximos Damit erreichte er jedoch das Gegenteil Julian der von der Theurgie fasziniert war brach seine Ausbildung in Pergamon ab und begab sich nach Ephesos zu Maximos dessen Richtung er sich anschloss 24 Zwischen dem Theurgen und dem kunftigen Kaiser entstand eine enge Freundschaft Julian der von 360 bis 363 regierte bekannte sich zu den traditionellen Gottern und versuchte das Christentum zuruckzudrangen wobei er sich auf neuplatonisches und theurgisches Gedankengut stutzte In seiner personlichen Religiositat spielte die Theurgie in der Variante die ihm Maximos vermittelt hatte eine wichtige Rolle 25 Julian glaubte dass die judischen Erzvater Abraham Isaak und Jakob sowie Konig Salomo Theurgen gewesen seien 26 Nach Julians Tod setzte sich das Christentum endgultig durch Die Christen betrachteten die pagane Theurgie als Gotzenkult Der Kirchenvater Augustinus glaubte es seien dabei Damonen am Werk Daher wurde die Theurgie im Verlauf der Christianisierung des Romischen Reichs zunehmend marginalisiert und schliesslich ausgerottet 27 Eine von den christlichen Kaisern lange geduldete pagane Nische war die neuplatonische Philosophenschule von Athen die erst im fruhen 6 Jahrhundert geschlossen wurde In ihr stand die Theurgie bis zuletzt in hohem Ansehen Der beruhmte Denker Proklos 485 der diese Schule fast ein halbes Jahrhundert lang als Scholarch Schuloberhaupt leitete verband intensive philosophische Arbeit mit hingebungsvoller theurgischer Praxis Grossen Wert legte er auf die rituellen Reinigungen Er hielt die Theurgie womit er deren hochste Stufe meinte fur machtiger als alle menschliche Weisheit und Wissenschaft 28 Noch der letzte Scholarch der Athener Schule Damaskios nach 538 schatzte die Theurgie Allerdings war er der Meinung man solle nicht Philosophie und Theurgie zugleich praktizieren und sich als Philosoph eine theurgische Kompetenz anmassen 29 Zu den Befurwortern eines Vorrangs der Theurgie vor der Philosophie gehorte Damaskios jungerer Zeitgenosse Olympiodoros der Jungere nach 565 ein prominenter Lehrer an der Philosophenschule von Alexandria Der spatantike Theologe Pseudo Dionysius Areopagita dessen neuplatonisch gepragte Werke im Mittelalter hohes Ansehen genossen fuhrte den Begriff Theurgie in die christliche Theologie ein Er bezeichnete damit das Wirken des Heiligen Geistes und Jesu Christi und insbesondere die von Gott herbeigefuhrte Wirksamkeit der Sakramente 30 Rezeption BearbeitenIm mittelalterlichen Byzantinischen Reich befasste sich im 11 Jahrhundert der Gelehrte Michael Psellos intensiv mit den ihm zuganglichen Quellen zur antiken paganen Theurgie 31 Im Westen waren den lateinischsprachigen Gelehrten des Mittelalters die Hauptquellen zur paganen Theurgie unbekannt sie wurden erst von den Humanisten entdeckt In der Fruhen Neuzeit spatestens im 17 Jahrhundert setzte sich die Einschatzung durch die Theurgie sei eine Form von Weisser Magie 32 Im einschlagigen Artikel der Encyclopedie 1765 wurde hervorgehoben dass die Theurgen hohen moralischen Anforderungen genugen mussten und dass zwischen Theurgie und Schwarzer Magie ein grosser Unterschied bestand 33 Quellensammlung BearbeitenRichard Sorabji The Philosophy of the Commentators 200 600 AD A Sourcebook Band 1 Psychology with Ethics and Religion Duckworth London 2004 ISBN 0 7156 3245 0 S 381 390 Quellentexte zur Theurgie in englischer Ubersetzung Literatur BearbeitenSarah Iles Johnston Hekate Soteira A Study of Hekate s Roles in the Chaldean Oracles and Related Literature Scholars Press Atlanta 1990 ISBN 1 55540 427 8 Sarah Iles Johnston Rising to the Occasion Theurgic Ascent in its Cultural Milieu In Peter Schafer Hans G Kippenberg Hrsg Envisioning Magic Brill Leiden 1997 ISBN 90 04 10777 0 S 165 194 Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy Mysticism Magic and Platonism in the Later Roman Empire 3 Auflage Institut d Etudes Augustiniennes Paris 2011 ISBN 978 2 85121 243 6 grundliche Untersuchung nach dem Tod des 1945 gestorbenen Autors publiziert teilweise uberholt mit Supplement Les Oracles chaldaiques 1891 2011 Georg Luck Theurgy and Forms of Worship in Neoplatonism In Georg Luck Ancient Pathways and Hidden Pursuits Religion Morals and Magic in the Ancient World University of Michigan Press Ann Arbor 2000 ISBN 0 472 10790 9 S 110 152 Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Peter Lang Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 631 48926 9 Carine Van Liefferinge La Theurgie Des Oracles Chaldaiques a Proclus Centre International d Etude de la Religion Grecque Antique Liege 1999 Open Access E Book Anmerkungen Bearbeiten Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Frankfurt am Main 1995 S 116 und Anm 426 Beate Nasemann Theurgie und Philosophie in Jamblichs De mysteriis Stuttgart 1991 S 49 und Anm 38 Sarah Iles Johnston Hekate Soteira Atlanta 1990 S 85 87 131f Anderer Meinung ist Georg Luck Ancient Pathways and Hidden Pursuits Ann Arbor 2000 S 118f Vgl Ilinca Tanaseanu Dobler Konversion zur Philosophie in der Spatantike Stuttgart 2008 S 89f und zur Begriffsgeschichte Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy 3 Auflage Paris 2011 S 461 464 Zur Begriffsbestimmung der Theurgie siehe Friedrich W Cremer Die Chaldaischen Orakel und Jamblich de mysteriis Meisenheim am Glan 1969 S 19 23 Ilinca Tanaseanu Dobler Konversion zur Philosophie in der Spatantike Stuttgart 2008 S 38f Beispielsweise bei Karl Erich Grozinger Judisches Denken Theologie Philosophie Mystik Band 2 Frankfurt am Main 2005 S 147 451 596 Theurgie in der Kabbala Zu dieser Begriffsverwendung siehe Menachem Kallus The Theurgy of Prayer in the Lurianic Kabbalah Jerusalem 2002 S 12 Anm Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 2 Zu dieser Lehre siehe Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Basel 1979 S 167 205 Gregory Shaw After Aporia Theurgy in Later Platonism In John D Turner Ruth Majercik Hrsg Gnosticism and Later Platonism Atlanta 2000 S 57 82 hier S 67 79 Friedrich W Cremer Die Chaldaischen Orakel und Jamblich de mysteriis Meisenheim am Glan 1969 S 23 Zur Rechtfertigung materieller Hilfsmittel siehe Gregory Shaw Theurgy as Demiurgy Iamblichus Solution to the Problem of Embodiment In Dionysius Band 12 1988 S 37 59 hier S 52 55 Beate Nasemann Theurgie und Philosophie in Jamblichs De mysteriis Stuttgart 1991 S 225 und 228 Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy 3 Auflage Paris 2011 S 316 394 Sarah Iles Johnston Hekate Soteira Atlanta 1990 S 49 133 153 163 Zur Kosmologie der Theurgen siehe Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy 3 Auflage Paris 2011 S 76ff zu Hekate S 83 98 353 366 Ilinca Tanaseanu Dobler Konversion zur Philosophie in der Spatantike Stuttgart 2008 S 29 34 Gregory Shaw Theurgy and the Soul The Neoplatonism of Iamblichus University Park Pennsylvania 1995 S 110f 179 188 Zur Lichtanrufung Photagogie siehe Friedrich W Cremer Die Chaldaischen Orakel und Jamblich de mysteriis Meisenheim am Glan 1969 S 110 112 Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Frankfurt am Main 1995 S 101 174 176 230 Sarah Iles Johnston Hekate Soteira Atlanta 1990 S 85 87 Beate Nasemann Theurgie und Philosophie in Jamblichs De mysteriis Stuttgart 1991 S 132 f 279 Carine Van Liefferinge La Theurgie Liege 1999 S 55 85 Georg Luck Ancient Pathways and Hidden Pursuits Ann Arbor 2000 S 118 f Vgl dazu Sarah Iles Johnston Hekate Soteira Atlanta 1990 S 131 f Ilinca Tanaseanu Dobler Konversion zur Philosophie in der Spatantike Stuttgart 2008 S 41 und Anm 102 47 49 89 f Carine Van Liefferinge La Theurgie Liege 1999 S 143 f Zu den Jenseitsvorstellungen der Theurgen siehe Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy 3 Auflage Paris 2011 S 211 226 Skepsis hinsichtlich der Historizitat von Vater und Sohn aussert Rowland Smith Julian s Gods London 1995 S 92 97 Vgl Henri Dominique Saffrey Les Neoplatoniciens et les Oracles Chaldaiques In Revue des Etudes Augustiniennes Band 27 1981 S 209 225 hier S 210 215 John Vanderspoel Correspondence and Correspondents of Julius Julianus In Byzantion Band 69 1999 S 396 478 hier S 459 463 John Vanderspoel Correspondence and Correspondents of Julius Julianus In Byzantion Band 69 1999 S 396 478 hier S 459 465 nimmt Entstehung im Zeitraum 280 305 an und vermutet der Verfasser konne Iulius Iulianus sein der Grossvater des Kaisers Julian Anderer Meinung ist Polymnia Athanassiadi The Chaldaean Oracles Theology and Theurgy In Polymnia Athanassiadi Michael Frede Hrsg Pagan Monotheism in Late Antiquity Oxford 1999 S 149 183 hier S 150 sie halt die Zuschreibung der Chaldaischen Orakel an Julian den Theurgen fur glaubwurdig Porphyrios Vita Plotini 10 Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Frankfurt am Main 1995 S 117f Andrew Smith Porphyry s Place in the Neoplatonic Tradition Den Haag 1974 S 128 140 Georg Luck Ancient Pathways and Hidden Pursuits Ann Arbor 2000 S 139 141 Eine zusammenfassende Darstellung bietet Ilinca Tanaseanu Dobler Konversion zur Philosophie in der Spatantike Stuttgart 2008 S 37 56 Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Frankfurt am Main 1995 S 117 119 Ilsetraut Hadot Die Stellung des Neuplatonikers Simplikios zum Verhaltnis der Philosophie zu Religion und Theurgie In Theo Kobusch Michael Erler Hrsg Metaphysik und Religion Zur Signatur des spatantiken Denkens Munchen 2002 S 323 342 hier S 324 325 Gregory Shaw Theurgy and the Soul The Neoplatonism of Iamblichus University Park Pennsylvania 1995 S 85 87 Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Frankfurt am Main 1995 S 119 121 Friedrich W Cremer Die Chaldaischen Orakel und Jamblich de mysteriis Meisenheim am Glan 1969 S 25 36 Friedrich W Cremer Die Chaldaischen Orakel und Jamblich de mysteriis Meisenheim am Glan 1969 S 37 101 Silvia Lanzi Sosipatra la teurga una holy woman iniziata ai misteri caldaici In Studi e materiali di storia delle religioni Band 28 2004 S 275 294 Zum Gegensatz zwischen Eusebios Haltung und der von Maximos vertretenen Richtung siehe Polymnia Athanassiadi Julian An Intellectual Biography London 1992 S 31 37 Klaus Rosen Julian Kaiser Gott und Christenhasser Stuttgart 2006 S 95 97 Zu Julians Verstandnis der Theurgie siehe Ilinca Tanaseanu Dobler Konversion zur Philosophie in der Spatantike Stuttgart 2008 S 135 141 Jay Bregman Judaism as Theurgy in the Religious Thought of the Emperor Julian In The Ancient World Band 26 1995 S 135 149 hier S 146 148 Zur Abdrangung in die Illegalitat siehe Jean Benoit Clerc Theurgica legibus prohibita A propos de l interdiction de la theurgie In Revue des Etudes Augustiniennes Band 42 1996 S 57 64 Proklos Platonische Theologie 1 25 herausgegeben von Henry D Saffrey und Leendert G Westerink Proclus Theologie platonicienne Bd 1 Paris 1968 S 113 Z 6 10 Zur Interpretation dieser Stelle siehe Anne Sheppard Proclus attitude to theurgy In The Classical Quarterly Band 76 Neue Folge 32 1982 S 212 224 hier S 219 221 Zur Theurgie bei Proklos siehe auch Robbert M Van den Berg Towards the Paternal Harbour Proclean Theurgy and the Contemplation of the Forms In Alain Philippe Segonds Carlos Steel Hrsg Proclus et la Theologie Platonicienne Leuven Paris 2000 S 425 443 Polymnia Athanassiadi Hrsg Damascius The Philosophical History Athen 1999 S 222 223 Nr 88A und 326 327 Nr 150 Vgl Ilsetraut Hadot Die Stellung des Neuplatonikers Simplikios zum Verhaltnis der Philosophie zu Religion und Theurgie In Theo Kobusch Michael Erler Hrsg Metaphysik und Religion Zur Signatur des spatantiken Denkens Munchen 2002 S 323 342 hier S 329 332 Zu dieser Rezeption des Begriffs Theurgie siehe Wiebke Marie Stock Theurgisches Denken Zur Kirchlichen Hierarchie des Dionysius Areopagita Berlin 2008 S 31f 160 171 mit Diskussion alterer Literatur Georg Luck Ancient Pathways and Hidden Pursuits Ann Arbor 2000 S 134 144f Sarah Iles Johnston Hekate Soteira Atlanta 1990 S 7f Thomas Stacker Theurgie In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 10 Basel 1998 Sp 1180 1183 hier 1182 Encyclopedie ou Dictionnaire raisonne des sciences des arts et des metiers Band 16 Neuchatel 1765 S 278 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theurgie amp oldid 236865249