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Julian der Theurg war nach einer antiken Uberlieferung ein Wundertater der in der zweiten Halfte des 2 Jahrhunderts tatig war und unter anderem die Chaldaischen Orakel als gottliche Offenbarungen empfing und aufzeichnete Die Orakel stammen wohl tatsachlich aus diesem Zeitraum bei Julian handelt es sich aber moglicherweise um eine fiktive Gestalt In der Spatantike galt Julian als Begrunder der Theurgie der Kunst mittels bestimmter Verfahren in direkten Kontakt mit Gottheiten zu treten Inhaltsverzeichnis 1 Angaben der Suda 2 Spatantikes und byzantinisches Legendengut 3 Julian als Begrunder der Theurgie 4 Kommentare 5 Literatur 6 AnmerkungenAngaben der Suda BearbeitenDie Suda eine byzantinische Enzyklopadie des 10 Jahrhunderts enthalt einen Eintrag uber einen Autor namens Julian der Theurg der dort als Sohn Julians des Chaldaers bezeichnet wird Julian der Chaldaer wird als Philosoph und Autor eines Werks in vier Buchern Uber die Damonen vorgestellt Weiterhin teilt die Suda uber Julian den Theurgen mit er habe unter Kaiser Mark Aurel gelebt und Schriften uber okkultes Wissen verfasst darunter Theourgika Telestika und Logia di epōn Spruche in Versen Bei den Spruchen handelt es sich um die beruhmten nur fragmentarisch uberlieferten Chaldaischen Orakel logia Chaldaika die in Versen abgefasst waren und anscheinend in nicht erhaltenem Prosaschrifttum das Julian zugeschrieben wurde erlautert wurden 1 Ferner berichtet die Suda folgende Wundertat Julians des Theurgen Einmal soll er als die Romer am Verdursten waren dunkle Gewitterwolken herbeibeschworen und schweren Regen mit aufeinander folgenden Donnerschlagen und Blitzen erzeugt haben Es heisst Julian habe dies durch ein gewisses Wissen vollbracht Andere behaupten jedoch der agyptische Philosoph Arnouphis habe das Wunder verrichtet 2 Die Darstellung in der Suda beruht wohl auf Angaben aus einer verlorenen Schrift des spatantiken Neuplatonikers Proklos Das Regenwunder das auch von dem Geschichtsschreiber Cassius Dio berichtet wird und auf der Mark Aurel Saule in Rom bezeugt ist ereignete sich wahrend eines Feldzugs des Kaisers Mark Aurel Die Romer wurden an einem Ort ohne Wasser von den Feinden eingeschlossen und waren am Verdursten als ein plotzlich auftretendes Gewitter die Rettung brachte Die Ansichten daruber wem dies zu verdanken war gingen je nach den religiosen Uberzeugungen auseinander Nach den paganen antiken Quellen war der Urheber der Kaiser selbst oder Arnouphis die christliche Legende schrieb die Rettung den Gebeten der Christen unter den Soldaten zu Schon der Kirchenvater Tertullian der zur Zeit von Mark Aurels Feldzug ein junger Mann war kannte diese christliche Deutung 3 Der in der Suda erwahnte Agypter Arnouphis ist eine auch inschriftlich bezeugte historische Gestalt Cassius Dio bezeichnet ihn als Gefahrten Mark Aurels und erwahnt dass ihm das Regenwunder zugeschrieben wurde Daher geht die Forschung davon aus dass in der ursprunglichen Version der Erzahlung Arnouphis als tatsachlicher oder zumindest moglicher Urheber des Wunders Erwahnung fand und dass seine Rolle erst viel spater im spaten dritten oder fruhen vierten Jahrhundert auf Julian den Theurgen ubertragen wurde entweder weil Julian damals bekannter war als Arnouphis oder weil man ihm dadurch Autoritat verschaffen wollte 4 Dies spricht fur die Vermutung dass Julian der Theurg und Julian der Chaldaer fiktive Gestalten sind Diese Vermutung stutzt sich auch auf den Umstand dass in der Zeit vor dem spaten dritten Jahrhundert in den Quellen keine Hinweise auf die Existenz der beiden zu finden sind 5 Anderer Meinung ist Polymnia Athanassiadi Sie halt die Zuschreibung der Chaldaischen Orakel an Julian den Theurgen fur glaubwurdig und vertritt die Hypothese dass er der Priesterschaft des Belos Tempels in Apameia in der romischen Provinz Syria angehorte 6 Spatantikes und byzantinisches Legendengut BearbeitenDie christlichen Schriftsteller Sozomenos Anastasios Sinaites und Michael Psellos erzahlen weitere Wunder Julians des Theurgen Im 5 Jahrhundert schreibt Sozomenos in seiner Kirchengeschichte Julian habe durch die Kraft seines Wortes einen Felsen von Hand spalten konnen Anastasios Sinaites 7 Jahrhundert versetzt den Wundertater in die Zeit des Kaisers Domitian und berichtet von einem Wettstreit Julians mit Apollonios von Tyana und Apuleius Es ging um die Rettung Roms vor einer damals ausgebrochenen Seuche Jeder der drei Magier sollte seine Fahigkeiten in einem Drittel der Stadt erweisen Julian gewann den Wettkampf denn er verfugte uber die wirksamste Magie er rettete nicht nur sein Drittel sondern auf Bitten des Kaisers die ganze Stadt Anastasios Sinaites halt diese Tat fur historisch und beurteilt Julian dennoch negativ Er meint Julian sei der machtigste der drei gewesen weil er dem Teufel am nachsten stand 7 Auch Michael Psellos 11 Jahrhundert vergleicht Julian mit Apuleius und meint die Magie des Apuleius sei materieller diejenige Julians geistiger gewesen 8 Seine Angaben beruhen teilweise auf derselben spatantiken Legende wie diejenigen der Suda auch er unterscheidet in seiner Julian Erzahlung zwischen Vater und Sohn An einer Stelle gibt er an beide hatten unter Mark Aurel gelebt an einer anderen Stelle behauptet er ein Julian der unter Kaiser Trajan lebte also offenbar der Vater habe die als Orakel bezeichneten Lehren in Versen dargelegt 9 Ferner uberliefert Psellos eine spatantike Sage wonach der Vater Julians des Theurgen seinem Sohn einen direkten Zugang zur Seele des Philosophen Platon verschafft habe Dadurch sei eine Befragung Platons der hier wie ein gottliches Wesen betrachtet wird moglich geworden Der Christ Psellos wertet dies als Albernheit in der Spatantike stand dahinter aber offenbar die Absicht Julian in neuplatonisch orientierten Kreisen zusatzliche Autoritat zu verschaffen 10 Julian als Begrunder der Theurgie BearbeitenDa die Chaldaischen Orakel Julian dem Theurgen und oder Julian dem Chaldaer zugeschrieben wurden galten die beiden als Begrunder der Theurgie der Kunst mittels bestimmter Riten und Praktiken mit gottlichen Wesen in Verbindung zu treten und von ihnen Hilfe zu erlangen Man ging davon aus dass ihnen diese Verfahren von Gottern gemeint waren in erster Linie Apollon und Hekate geoffenbart worden waren Bei den spatantiken Neuplatonikern welche die Chaldaischen Orakel zitierten wurden als Autoren die Chaldaer oder die Theurgen oder einer der Theurgen angegeben ob damals die in der Suda dargelegte Unterscheidung zwischen Vater und Sohn allgemein gelaufig war ist unklar 11 Der spatantike Neuplatoniker Proklos erwahnt in seinem Kommentar zu Platons Timaios Julian habe ein Werk uber die Zonen Planetenspharen verfasst 12 Dabei handelt es sich moglicherweise um einen Teil des in der Suda erwahnten Werks Theourgika 13 Kommentare BearbeitenDer Neuplatoniker Porphyrios der im 3 Jahrhundert lebte schrieb laut der Suda eine Abhandlung Uber die Lehren Julians des Chaldaers Eis ta Ioulinanou tou Chaldaiou Dieses Werk ist moglicherweise mit seinem verlorenen Kommentar zu den Chaldaischen Orakeln identisch Porphyrios Schuler und philosophischer Gegner Iamblichos von Chalkis kommentierte die Chaldaischen Orakel ebenfalls In den funfziger Jahren des 4 Jahrhunderts richtete Kaiser Julian an den Philosophen Priskos brieflich die Bitte Besorge mir alles was Iamblichos uber meinen Namensvetter geschrieben hat mit dem Namensvetter meinte er offenbar Julian den Theurgen 14 Literatur BearbeitenPolymnia Athanassiadi Julian the Theurgist Man or Myth In Helmut Seng Michel Tardieu Hrsg Die Chaldaischen Orakel Kontext Interpretation Rezeption Winter Heidelberg 2010 ISBN 978 3 8253 5862 4 S 193 208 Garth Fowden Pagan Versions of the Rain Miracle of A D 172 In Historia 36 1987 S 83 95 Richard Goulet Iulianus Julien le Theurge In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 CNRS Paris 2000 ISBN 2 271 05748 5 S 978 f Peter Kovacs Marcus Aurelius Rain Miracle and the Marcomannic Wars Brill Leiden Boston 2009 ISBN 978 90 04 16639 4 Anmerkungen Bearbeiten Eric Robertson Dodds Die Griechen und das Irrationale Darmstadt 1970 S 151 Ada Adler Hrsg Suidae Lexicon Bd 2 Leipzig 1931 S 642 Adler Nr I 434 Online 1 Siehe dazu Garth Fowden Pagan Versions of the Rain Miracle of A D 172 In Historia 36 1987 S 83 95 hier 84 86 Henri Dominique Saffrey Les Neoplatoniciens et les Oracles Chaldaiques In Revue des Etudes Augustiniennes 27 1981 S 209 225 hier 213 f Garth Fowden Pagan Versions of the Rain Miracle of A D 172 In Historia 36 1987 S 83 95 hier 87 94 Helmut Seng Kosmagoi azonoi zonaioi Heidelberg 2009 S 145 147 Skepsis hinsichtlich der Historizitat von Vater und Sohn aussert Rowland Smith Julian s Gods London 1995 S 92 97 vgl John Vanderspoel Correspondence and Correspondents of Julius Julianus In Byzantion 69 1999 S 396 478 hier 459 465 Vanderspoel nimmt Entstehung der Chaldaischen Orakel im Zeitraum 280 305 an Polymnia Athanassiadi Julian the Theurgist Man or Myth In Helmut Seng Michel Tardieu Hrsg Die Chaldaischen Orakel Kontext Interpretation Rezeption Heidelberg 2010 S 193 208 hier 196 203 Polymnia Athanassiadi Apamea and the Chaldaean Oracles A holy city and a holy book In Andrew Smith Hrsg The Philosopher and Society in Late Antiquity Swansea 2005 S 117 143 hier 123 125 129 133 Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy Mysticism Magic and Platonism in the Later Roman Empire 3 Auflage Paris 2011 S 3 Anm 1 vgl Henri Dominique Saffrey Les Neoplatoniciens et les Oracles Chaldaiques In Revue des Etudes Augustiniennes 27 1981 S 209 225 hier 211 f mit franzosischer Ubersetzung des griechischen Textes Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy Mysticism Magic and Platonism in the Later Roman Empire 3 Auflage Paris 2011 S 287 f und Anm 109 Carine Van Liefferinge La Theurgie Des Oracles Chaldaiques a Proclus Liege 1999 S 16 Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy Mysticism Magic and Platonism in the Later Roman Empire 3 Auflage Paris 2011 S 5 und Anm 3 Henri Dominique Saffrey Les Neoplatoniciens et les Oracles Chaldaiques In Revue des Etudes Augustiniennes 27 1981 S 209 225 hier 218 f Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy Mysticism Magic and Platonism in the Later Roman Empire 3 Auflage Paris 2011 S 229 Zu den Quellenbelegen siehe Willy Theiler Die chaldaischen Orakel und die Hymnen des Synesios Halle Saale 1942 S 1 3 Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy Mysticism Magic and Platonism in the Later Roman Empire 3 Auflage Paris 2011 S 3 8 Proklos In Timaeum 4 27 siehe dazu die Hinweise von Andre Jean Festugiere Proclus Commentaire sur le Timee Bd 4 Paris 1968 S 45 Anm 1 Eric Robertson Dodds Die Griechen und das Irrationale Darmstadt 1970 S 151 f Julian Briefe hrsg von Bertold K Weis Munchen 1973 S 38 und 258 Brief 18 Normdaten Person GND 10239654X lobid OGND AKS LCCN n79053401 VIAF 93879004 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Julian der TheurgKURZBESCHREIBUNG WundertaterGEBURTSDATUM 2 JahrhundertSTERBEDATUM 2 Jahrhundert oder 3 Jahrhundert Abgerufen von 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