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Thomas Alexander Szlezak 12 Juli 1940 in Budapest 18 Oktober 2023 1 war ein deutscher Klassischer Philologe Er war Lehrstuhlinhaber fur Griechische Philologie und Direktor des Platon Archivs der Eberhard Karls Universitat Tubingen Als kooptierter Professor war er auch Mitglied der Philosophischen Fakultat Uber die Fachkreise hinaus bekannt wurde er durch seine Einfuhrung in die Platonische Philosophie Platon lesen die in zahlreiche Sprachen ubersetzt wurde Thomas A Szlezak 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung und Lehre 3 Ehrungen und Mitgliedschaften 4 Veroffentlichungen 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenThomas A Szlezak studierte von 1959 bis 1967 Klassische Philologie Philosophie und Geschichte an den Universitaten Erlangen Munchen und Tubingen An der Technischen Universitat Berlin wurde er promoviert Seine Dissertation behandelte einen Bereich der spatantiken Aristoteleskommentierung 2 Von 1975 bis 1976 war er Fellow am Center for Hellenic Studies der Harvard University Er habilitierte sich 1976 an der Universitat Zurich mit der Schrift Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins 3 Darin wurde Plotins Methode der philosophischen Exegese der Werke Platons und Aristoteles erstmals einer systematisch durchgefuhrten philologischen Analyse unterzogen Danach folgte eine mehrjahrige Forschungs und Lehrtatigkeit als Privatdozent in Zurich 1983 wurde Szlezak auf den Lehrstuhl fur Klassische Philologie an der Julius Maximilians Universitat Wurzburg berufen Sein Werk Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie erschien 1985 4 Sein erfolgreichstes Buch ist das zuerst in Italien veroffentlichte Come leggere Platone dt Platon lesen das inzwischen in 17 Sprachen vorliegt 5 Szlezak war 1989 Grundungsmitglied der International Plato Society dann bis zum turnusmassigen Ausscheiden sechs Jahre in deren Exekutiv Komitee und von 1991 bis 2007 im Herausgebergremium dem Editorial Board der International Plato Studies Er lehrte ab 1990 an der Universitat Tubingen in der Fakultat fur Kulturwissenschaften Dort hatte er den Lehrstuhl fur Griechische Philologie II inne Als Grazist wurde er von der Philosophischen Fakultat kooptiert 2003 konnte er sein 40 jahriges Dienstjubilaum feiern die Emeritierung Szlezaks erfolgte 2006 Forschung und Lehre BearbeitenEiner der Forschungsschwerpunkte Szlezaks ist Platons ungeschriebene Lehre Platon hatte seine veroffentlichten Dialoge als Spiel bezeichnet Sein Schuler Aristoteles hatte ausdrucklich behauptet dass es neben den veroffentlichten Schriften Platons noch eine ungeschriebene Lehre gegeben habe In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts war diese Frage das zentrale Thema der Forschung zur alteren Philosophiegeschichte Mit Wolfgang Schadewaldt hatte die Altphilologie in Tubingen einen ihrer prominentesten Vertreter dieses Jahrhunderts Aus dem Kreis seiner Schuler gingen auch fur die Philosophie bedeutende Impulse aus die zur sogenannten Tubinger Platonschule fuhrten Thomas A Szlezak hat diese Interpretationsrichtung als Nachfolger Konrad Gaisers unmittelbar weitergefuhrt In Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie zeigt er dass die platonischen Schriften keine autarken Werke sind sondern vielmehr der Erganzung durch Platons mundliche Lehre bedurfen Er belegt dass Platons Dialoge selbst auf die ungeschriebene Prinzipienlehre verweisen Aussparungsstellen Zu der Struktur der Dialoge gehort die klar bezeichnete Aussparung des Komplexes der Prinzipientheorie Figurenkonzeption Der jeweilige Gesprachsfuhrer ist als Dialektiker dem Gesprach stets weit voraus konnte also noch mehr und Prinzipielleres einbringen Damit erledigt sich nach Auffassung Szlezaks der fruher beliebte Versuch die Existenz der Dialoge gegen die ungeschriebene Lehre auszuspielen Von dem Mailander Philosophen Giovanni Reale wurde Szlezak gebeten ein einfuhrendes Buch zu der einbandigen italienischen Ausgabe von Platon zu schreiben Es sollte sich nicht nur an Fachleute richten sondern fur alle an Platon und seiner Philosophie Interessierten lesbar sein Szlezak war davon zunachst nicht angetan aber der Hartnackigkeit Reales ist es zu verdanken dass Come leggere Platone dann doch verfasst wurde Das Buch ist ein vollig unerwarteter Erfolg geworden Szlezak verteidigt darin den Interpretationsansatz der Tubinger Schule und entwickelt ihn weiter Das Buch wurde in viele europaische sowie in die fernostlichen Sprachen Koreanisch Japanisch und Chinesisch ubersetzt Andere Forschungsschwerpunkte Szlezaks waren die griechische Tragodie des 5 Jahrhunderts v Chr sowie die Metaphysik des Aristoteles Auch dazu veroffentlichte er eine Reihe von Aufsatzen und Rezensionen zur Aristotelischen Metaphysik legte er eine eigene Ubersetzung vor Szlezak sieht den Erfolg der antiken griechischen Kultur in ihrer Tendenz zum Uberschreiten der eigenen Grenzen 6 Diese setzte sie in den Stand sich ohne die Regie staatlicher wirtschaftlicher oder kirchlicher Organisationsmacht zu behaupten Im Athen des funften Jahrhunderts sei jene Form des Politischen entstanden welche die Entwicklung unseres kritischen sakularen und liberalen Blicks auf den Staat erst ermoglicht habe Das moderne Europa verdanke seine Vorstellungen von Literatur Philosophie Geschichtsschreibung politischer Analyse und Freiheit letztlich den alten Griechen In der Philosophie wird also das geistige Europa so wenig von den Griechen jemals loskommen wie in der Literaturbetrachtung der Geschichts und Politik Auffassung und in seinem Glauben an das Individuum zum Gluck fur Europa denn ohne den Anspruch der in den damit gegebenen Grundhaltungen Wertungen und Postulaten liegt wurde es die politisch moralische Berechtigung verlieren die Weltkultur von morgen massgeblich mitzugestalten Thomas A Szlezak 7 Ehrungen und Mitgliedschaften BearbeitenGrundungsmitglied der International Plato Society Ehrenburger der Stadt Syrakus Sizilien Profesor Honorario der Pontificia Universidad Catolica del Peru korrespondierendes Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Veroffentlichungen BearbeitenPseudo Archytas uber die Kategorien Texte zur griechischen Aristoteles Exegese De Gruyter Berlin New York 1972 Platon und Aristoteles in der Nus Lehre Plotins Schwabe Basel Stuttgart 1979 Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Interpretationen zu den fruhen und mittleren Dialogen De Gruyter Berlin New York 1985 Platon lesen frommann holzboog Stuttgart 1993 Die Idee des Guten in Platons Politeia Beobachtungen zu den mittleren Buchern Lecturae Platonis 3 Academia Verlag Sankt Augustin 2003 Aristoteles Metaphysik Ubersetzung und Einleitung Akademie Verlag Berlin 2003 Das Bild des Dialektikers in Platons spaten Dialogen Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Teil II De Gruyter Berlin New York 2004 Was Europa den Griechen verdankt Von den Grundlagen unserer Kultur in der griechischen Antike Mohr Siebeck UTB Tubingen 2010 Homer oder Die Geburt der abendlandischen Dichtung C H Beck Munchen 2012 ISBN 978 3 406 63729 2 Aufsatze zur griechischen Literatur und Philosophie International Plato studies Bd 39 Academia Baden Baden 2019 ISBN 978 3 89665 745 9 Platon Meisterdenker der Antike C H Beck Munchen 2021 ISBN 978 3 406 76528 5 Festschrift Ulrike Bruchmuller Hrsg Platons Hermeneutik und Prinzipiendenken im Lichte der Dialoge und der antiken Tradition Festschrift fur Thomas Alexander Szlezak zum 70 Geburtstag Spudasmata Bd 148 Olms Hildesheim 2012 ISBN 978 3 487 14894 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Thomas A Szlezak im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jurgen Paul Schwindt Die Aufklarung uber uns selbst beginnt in Athen Rezension zu Was Europa den Griechen verdankt in faz net vom 12 Dezember 2010 Das Mega Epos der Antike Die Ilias und die OdysseAnmerkungen Bearbeiten Todesanzeige Prof Dr Thomas Alexander Szlezak Abgerufen am 25 Oktober 2023 Pseudo Archytas uber die Kategorien Texte zur griechischen Aristoteles Exegese erschienen 1972 Das Werk erschien 1979 eine italienische Ubersetzung folgte 1997 Es wurde auch in italienischer Ubersetzung veroffentlicht 1 Auflage Mailand 1989 3 Auflage Mailand 1993 in portugiesischer Sprache Sao Paulo 2009 Th A Szlezak Was in vierzig Jahren Bedeutung hat Ruckblick auf eine fruhe Arbeit von Klaus Oehler In Kai Michael Hingst Maria Liatsi Hrsg Pragmata Festschrift fur Klaus Oehler zum 80 Geburtstag Tubingen 2008 S 95 107 hier S 99 Siehe dazu die Ausarbeitung seiner Vorlesung im Rahmen des Tubinger Studium generale Thomas A Szlezak Was Europa den Griechen verdankt 2010 S 262 f Thomas A Szlezak Was Europa den Griechen verdankt 2010 S 261 f Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Wurzburg Erster Lehrstuhl Bonaventura Andres 1783 1809 Ferdinand Blumm 1809 1821 Peter von Richarz 1821 1835 zuvor seit 1817 ao Prof Ernst von Lasaulx 1837 1844 zuvor seit 1835 ao Prof Franz Josef Hermann Reuter 1844 1867 Wilhelm Studemund 1869 1870 zuvor seit 1868 a o Prof Martin Schanz 1874 1912 zuvor seit 1870 ao Prof Carl Hosius 1913 1933 Josef Martin 1933 1952 Rudolf Gungerich 1953 1968 Carl Joachim Classen 1969 1973 Udo W Scholz 1974 2007 Thomas Baier seit 2008 Zweiter Lehrstuhl bis 1899 auch fur klassische Archaologie 1900 1919 ausserordentliche Professur Ludwig von Urlichs 1855 1889 Karl Sittl 1889 1899 Thomas Stangl 1900 1921 Dritter Lehrstuhl Franz Boll 1903 1908 Otto Stahlin 1908 1913 Engelbert Drerup 1913 1923 Friedrich Pfister 1924 1951 Franz Dirlmeier 1951 1959 Ernst Siegmann 1960 1981 Thomas A Szlezak 1983 1990 Michael Erler 1991 2019 Jan Stenger seit 2020 Professur fur Klassische Philologie Bernd Manuwald 1981 1983 Ludwig Braun 1985 2008 Christian Tornau seit 2009 Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Tubingen Erster Lehrstuhl David Christoph Seybold 1796 1804 Karl Philipp Conz 1804 1827 Gottlieb Lukas Friedrich Tafel 1827 1846 Albert Schwegler 1847 1857 Karl Hirzel 1857 1874 Ernst von Herzog 1874 1902 Gotthold Gundermann 1902 1921 Otto Weinreich 1921 1954 Hildebrecht Hommel 1955 1964 Gunther Wille 1965 1991 Heinz Hofmann 1993 2009 Anja Wolkenhauer seit 2010 Zweiter Lehrstuhl Ernst Christian von Walz 1832 1857 Wilhelm Siegmund Teuffel 1857 1878 Erwin Rohde 1878 1886 Otto Crusius 1886 1898 Wilhelm Schmid 1898 1926 Johannes Mewaldt 1927 1931 Hans Herter 1932 1938 Friedrich Focke 1939 1946 Wolfgang Schadewaldt 1950 1968 Konrad Gaiser 1968 1988 Thomas A Szlezak 1990 2006 Irmgard Mannlein Robert seit 2006 Ausserordentliche Professur Rudolf Herzog 1903 1909 Adolf von Mess 1909 1916 Otto Weinreich 1916 1918 Friedrich Zucker 1918 Friedrich Pfister 1918 1924 Friedrich Focke 1925 1939 Dritter Lehrstuhl Ernst Zinn 1956 1978 Ernst A Schmidt 1979 2002 Vierter Lehrstuhl Konrad Muller 1963 1964 Hartmut Erbse 1965 1968 Richard Kannicht 1969 1997 Funfter Lehrstuhl Hubert Cancik 1974 2003 Jurgen Leonhardt 2004 2010 Robert Kirstein seit 2011 ab 2018 als Ordinarius Normdaten Person GND 11775403X lobid OGND AKS LCCN n85123628 NDL 00882610 VIAF 108446370 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Szlezak Thomas A ALTERNATIVNAMEN Szlezak Thomas AlexanderKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 12 Juli 1940GEBURTSORT BudapestSTERBEDATUM 18 Oktober 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas A Szlezak amp oldid 238647997