www.wikidata.de-de.nina.az
Gottlieb Lukas Friedrich Tafel 6 September 1787 in Bempflingen 14 Oktober 1860 in Ulm war ein deutscher klassischer Philologe der als Professor fur alte Litteratur an der Universitat Tubingen wirkte 1818 1846 Er gilt als Pionier der Byzantinistik in Europa und schrieb vielbeachtete philologische und historische Abhandlungen Gottlieb Lukas Friedrich Tafel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGottlieb Lukas Friedrich Tafel wurde 1787 als viertes Kind eines Landpfarrers geboren Der fruhe Tod seines Vaters brachte ihn dazu sich ebenfalls der geistlichen Laufbahn zuzuwenden die damals ein sicheres Auskommen bot Er besuchte zunachst die Schulen in Cannstatt und Tubingen dann ab 1801 die Seminare zu Blaubeuren und Bebenhausen Nach dieser Vorbildung studierte er ab 1805 Theologie in Tubingen wo ihn besonders der Orientalist Christian Friedrich Schnurrer beeinflusste Seine erste Stelle nach dem Studium erhielt Tafel 1810 im Holsteinischen als Hauslehrer der Adoptivsohne des Diplomaten Friedrich Karl von Reventlow Vier Jahre spater begann Tafel sein Vikariat in Tubingen aber seine Neigung zur Philologie brachte ihn immer mehr von der Pfarrerlaufbahn ab Als Repetent hielt er ab 1815 Vorlesungen zur antiken Literatur die grossen Anklang fanden Bereits 1818 wurde er zum ausserordentlichen Professor ernannt In den folgenden Jahren beschaftigte sich Tafel mit den griechischen Dichter Pindar und veroffentlichte 1824 und 1827 in zwei Banden seine Dilucidationes Pindaricae Auseinandersetzungen mit Pindar Mit dem Erscheinen des zweiten Bandes wurde er zum ordentlichen Professor fur alte Litteratur befordert und wirkte fortan als zweiter Ordinarius neben dem alteingesessenen Karl Philipp Conz Ein Hinweis seines Schulers Christoph Friedrich Stalin fuhrte Tafel nach 1827 in die Universitatsbibliothek Basel wo er eine Pindar Handschrift des 12 Jahrhunderts intensiv studierte Bei dieser Arbeit erwachte sein Interesse an dem byzantinischen Philologen Eustathios von Thessalonike dessen Pindar Kommentar wertvolle Beitrage zum Verstandnis des Dichters lieferte Obwohl die Beschaftigung mit byzantinischen also mittelgriechischen Autoren zu dieser Zeit ein von der Forschung gemiedenes Feld war setzte sich Tafel damit auseinander Er konnte dabei auch die byzantinischen Handschriften nutzen die seit dem 16 Jahrhundert im Besitz der Universitat Tubingen waren Im Zusammenhang damit beschaftigte er sich auch mit dem Werk des Tubinger Grazisten Martin Crusius mit der griechischen Topographie und der Geschichte Griechenlands und der Balkanhalbinsel seit dem Mittelalter Aus Gesundheitsgrunden trat Tafel im Herbst 1846 im Alter von 59 Jahren in den Ruhestand Er zog zunachst nach Munchen dann aus pensionsrechtlichen Grunden nach Ulm das wie Tubingen im Konigreich Wurttemberg lag Hier fuhrte Tafel seine Forschungsarbeit fort Als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften forderte Tafel die Beschaftigung der Philologen mit den Byzantinern Um das Rathsel der byzantinischen Geschichte deuten zu konnen muss man selbstandige byzantinische Studien gemacht haben die sich von den antiken Studien in Sprache und Sache gewaltig unterscheiden Man tritt in einen neuen Lebenskreis ein in welchen die fruheren Vorstellungen die uns die Schule gab nicht mehr eingefugt werden konnen 1 Tafel war der erste deutsche Philologe der die Byzantiner nicht als unterlegene Nachkommen der antiken Griechen sondern als eigenstandige kulturelle Gemeinschaft ansah Auch die Akademie der Wissenschaften in St Petersburg ernannte ihn 1855 zum korrespondierenden Mitglied 2 da die Beschaftigung mit den Byzantinern in Russland schon damals einen besseren Stand hatte Tafel starb am 14 Oktober 1860 im Alter von 73 Jahren Seine Privatbibliothek schenkte er der Stadtbibliothek Ulm sein handschriftlicher Nachlass ging an die Schwester seines Freundes Georg Martin Thomas der als Bibliothekar in Munchen lebte 1893 erwarb die Staatsbibliothek zu Berlin seine nachgelassenen Manuskripte zu den byzantinischen Autoren Georgios Hamartolos Laonikos Chalkokondyles und Eustathios von Thessalonike Literatur BearbeitenCarl Neumann Tafel Gottlieb Lukas Friedrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 342 346 Frank Raberg Biografisches Lexikon fur Ulm und Neu Ulm 1802 2009 Suddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2010 ISBN 978 3 7995 8040 3 S 431 f Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Gottlieb Lukas Friedrich Tafel Quellen und Volltexte Literatur von und uber Gottlieb Lukas Friedrich Tafel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Gottlieb Lukas Friedrich Tafel in der Staatsbibliothek zu BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd 39 3 Classe S 152 Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften Gottlieb Lukas Friedrich Tafel Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 25 Oktober 2015 russisch Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Tubingen Erster Lehrstuhl David Christoph Seybold 1796 1804 Karl Philipp Conz 1804 1827 Gottlieb Lukas Friedrich Tafel 1827 1846 Albert Schwegler 1847 1857 Karl Hirzel 1857 1874 Ernst von Herzog 1874 1902 Gotthold Gundermann 1902 1921 Otto Weinreich 1921 1954 Hildebrecht Hommel 1955 1964 Gunther Wille 1965 1991 Heinz Hofmann 1993 2009 Anja Wolkenhauer seit 2010 Zweiter Lehrstuhl Ernst Christian von Walz 1832 1857 Wilhelm Siegmund Teuffel 1857 1878 Erwin Rohde 1878 1886 Otto Crusius 1886 1898 Wilhelm Schmid 1898 1926 Johannes Mewaldt 1927 1931 Hans Herter 1932 1938 Friedrich Focke 1939 1946 Wolfgang Schadewaldt 1950 1968 Konrad Gaiser 1968 1988 Thomas A Szlezak 1990 2006 Irmgard Mannlein Robert seit 2006 Ausserordentliche Professur Rudolf Herzog 1903 1909 Adolf von Mess 1909 1916 Otto Weinreich 1916 1918 Friedrich Zucker 1918 Friedrich Pfister 1918 1924 Friedrich Focke 1925 1939 Dritter Lehrstuhl Ernst Zinn 1956 1978 Ernst A Schmidt 1979 2002 Vierter Lehrstuhl Konrad Muller 1963 1964 Hartmut Erbse 1965 1968 Richard Kannicht 1969 1997 Funfter Lehrstuhl Hubert Cancik 1974 2003 Jurgen Leonhardt 2004 2010 Robert Kirstein seit 2011 ab 2018 als Ordinarius Normdaten Person GND 117196606 lobid OGND AKS LCCN no2015062304 VIAF 25373384 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tafel Gottlieb Lukas FriedrichALTERNATIVNAMEN Tafel Theophilus Lucas FridericusKURZBESCHREIBUNG deutscher klassischer Philologe Pionier der ByzantinistikGEBURTSDATUM 6 September 1787GEBURTSORT BempflingenSTERBEDATUM 14 Oktober 1860STERBEORT Ulm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottlieb Lukas Friedrich Tafel amp oldid 238828152