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Ernst Georg Karl Herzog seit 1886 von Herzog 23 November 1834 in Esslingen am Neckar 16 November 1911 in Stuttgart Degerloch war ein deutscher Klassischer Philologe Althistoriker Epigraphiker und Provinzialromischer Archaologe Er wirkte als Privatdozent und Professor fur Philologie und Archaologie an der Universitat Tubingen 1862 1902 und war Streckenkommissar der Reichs Limeskommission 1892 1911 Ernst Herzog Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Studium 1 2 Hauslehrer in Paris 1857 1859 Aufenthalt in Berlin 1859 1860 1 3 Aufenthalt in Rom 1860 1861 1 4 Privatdozent und Professor in Tubingen 1862 1902 1 5 Ruhestand und Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit 2 Leistungen 3 Einzelnachweise 4 LiteraturLeben BearbeitenJugend und Studium Bearbeiten Ernst Herzog besuchte das Padagogium zu Esslingen das heutige Georgii Gymnasium wo sein Vater Georg Karl unterrichtete und absolvierte 1848 das Landexamen Anschliessend schloss er seine Schulbildung am Seminar des Klosters Schontal ab wo er im Herbst 1852 die Konkursprufung ablegte Im Wintersemester 1852 1853 begann Herzog sein Studium der Philologie und Theologie an der Universitat Tubingen wo ihn besonders der Kirchenhistoriker Ferdinand Christian Baur und die Philologen Ernst Christian Walz Wilhelm Siegmund Teuffel und Albert Schwegler pragten Besonders mit Schwegler der zu dieser Zeit seine Romische Geschichte erscheinen liess zur selben Zeit wie Theodor Mommsen der ihn uberlebte trat Herzog in ein freundschaftliches Verhaltnis Seit dem Studium war er Mitglied der Verbindung Normannia Tubingen 1 Nach der Ersten Theologischen Dienstprufung 1856 setzte Herzog seine philologischen Studien fort und wurde am 19 Februar 1857 mit einer Arbeit uber das romische Sakralrecht promoviert die Schwegler angeregt hatte Im Sommersemester 1857 vertiefte er seine Studien an den Universitaten zu Munchen und Erlangen Hauslehrer in Paris 1857 1859 Aufenthalt in Berlin 1859 1860 Bearbeiten Im August 1857 erhielt er auf Vermittlung seines Tubinger Lehrers Baur eine Stelle als Hauslehrer bei der Familie des russischen Diplomaten Nikolai Iwanowitsch Turgenew 1789 1871 in Paris Wahrend seiner zwei Jahre als Hauslehrer von Oktober 1857 bis Oktober 1859 lernte Herzog fliessend Franzosisch erhielt Kontakt zu den akademischen Grossen von Paris und konnte wahrend eines Urlaubs das British Museum in London besuchen Sein dort geschurtes Interesse an der Archaologie brachte ihn dazu nach Ablauf seiner Pariser Hauslehrerstelle an der Berliner Universitat Archaologie zu studieren In die Methodik des Faches fuhrte ihn Eduard Gerhard ein in die Hilfswissenschaften August Boeckh Ausserdem horte Herzog Vorlesungen bei Moriz Haupt und Theodor Mommsen mit dem er durch ihr gemeinsames Interesse an romischer Epigraphik und Rechtsgeschichte bis zu seinem Tod in enger Verbindung stand Aufenthalt in Rom 1860 1861 Bearbeiten Im Juni 1860 reiste Herzog uber Stuttgart nach Rom wo das Archaologische Institut seine erste Anlaufstelle war Dort lernte er ausser den Sekretaren Wilhelm Henzen und Heinrich Brunn die Gaste Alexander Conze Adolf Michaelis Adolph Kiessling Kurt Wachsmuth Eugen Petersen Franz Reber Tycho Mommsen Heinrich Degenkolb Henri Jordan und Karl Friederichs kennen In Rom arbeitete Herzog seinen Plan aus die romischen Inschriften Sudfrankreichs zu sammeln Er hatte diesen Plan schon in Berlin gefasst und mit Anregungen Mommsens und Henzens in Gedanken fortgefuhrt Im April 1861 hielt sich Herzog in Neapel und Pompeji auf und reiste dann uber Florenz nach Sudfrankreich wo er im Mai ankam Er sammelte dort nicht samtliche romischen Inschriften sondern konzentrierte sich auf diejenigen aus denen sich die Geschichte der Provinz Gallia Narbonensis erschliessen liess So konnte Herzog seine Studien schon im Hochsommer abschliessen und reiste uber Paris in seine Heimat zuruck Privatdozent und Professor in Tubingen 1862 1902 Bearbeiten In Tubingen trat Herzog mit den Fruchten seiner Arbeit und seiner ausgedehnten intensiven Studien in die akademische Laufbahn ein Er erwarb sich durch seine umfassenden Kenntnisse und seinen Lehrerfolg innerhalb weniger Jahre hohe Anerkennung und weitete seine Vorlesungsthemen auf verschiedene Zweige der Altertumswissenschaft aus Mit den Forschungsergebnissen seiner franzosischen Reise habilitierte sich Herzog am 2 April 1862 an der Universitat Tubingen fur Klassische Philologie nicht fur Archaologie oder Alte Geschichte Im Wintersemester 1862 63 begann Herzog seine Lehrtatigkeit mit zwei Vorlesungen uber romische Verwaltungsgeschichte und romische Inschriftenkunde Im folgenden Semester hielt er eine Vorlesung uber Christliche Kunstarchaologie die erste Vorlesung dieser Art in Tubingen Erst im November 1865 nach der Berufung des Archaologen Adolf Michaelis erhielt Herzog von der Universitat einen Lehrauftrag fur romische Altertumer Im Fruhjahr 1867 wurde er zum ausserordentlichen Professor der Klassischen Philologie und Archaologie ernannt Seine Antrittsvorlesung hielt er uber ein sprachwissenschaftliches Thema Am 1 Marz 1868 heiratete er Fanny Knapp 1843 1922 die Tochter des wurttembergischen Finanzministers Christian von Knapp 1800 1861 Das Paar hatte eine Tochter und drei Sohne darunter den spateren Altphilologen Rudolf Herzog 1871 1953 Im Sommersemester 1869 wurde Herzog neben den Direktoren Wilhelm Siegmund Teuffel und Karl Hirzel an den Ubungen des Philologischen Seminars beteiligt Er betreute die wissenschaftlichen Ausarbeitungen der Studenten Im Sommer 1872 beantragte der Senat der Universitat Tubingen die Einrichtung einer dritten Professur fur Klassische Philologie die mit Erlass vom 4 Februar 1874 geschaffen und Ernst Herzog ubertragen wurde Gleichzeitig wurde Herzog zum dritten Seminardirektor ernannt und ubernahm mit dem Sommersemester 1875 die Stilubungen und die interpretatorischen Ubungen des Seminars Nach dem Tod des Althistorikers Alfred von Gutschmid 1887 und der Umwidmung seines Lehrstuhls fur Mittelalterliche Geschichte hielt Herzog von 1890 bis 1902 auch Vorlesungen uber griechische und romische Geschichte sowie historische Methodik Im akademischen Jahr 1889 90 war er Rektor der Universitat Tubingen 1886 erhielt er das Ehrenritterkreuz des Ordens der wurttembergischen Krone 2 das mit dem wurttembergischen Personaladel Nobilitierung verbunden war Im August 1900 erlitt Herzog einen Schlaganfall der ihm das Sprechen erschwerte Herzog nahm ein Jahr Urlaub von seiner Vorlesungstatigkeit und hielt sich im Sanatorium in Baden Baden auf wo er den Philosophiehistoriker Eduard Zeller kennenlernte Im Wintersemester 1901 02 nahm Herzog seine Vorlesungen wieder auf reichte aber am 20 Mai 1902 beim Rektorat und Kultusministerium sein Rucktrittsgesuch ein dem zum 30 Mai stattgegeben wurde So beendete Herzog nach 80 Semestern seine Tubinger Lehrtatigkeit Zu seinem Nachfolger wurde zunachst der Hallenser Professor Georg Wissowa berufen nachdem er den Ruf abgelehnt hatte trat der Giessener Professor Gotthold Gundermann seine Nachfolge an Ruhestand und Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit Bearbeiten Ernst Herzog blieb trotz seiner gesundheitlichen Einschrankungen bis zu seinem Tod als Forscher aktiv Seine Arbeit war schon lange international anerkannt Er war seit 1885 Mitglied der Griechischen philologischen Gesellschaft zu Konstantinopel und seit 1894 ordentliches Mitglied des Archaologischen Instituts Seine letzten Jahre widmete er der Reichs Limeskommission der er seit 1892 angehorte und deren Vorstandsmitglied er lange Zeit war Von 1903 bis 1910 war er Vertreter Wurttembergs in der Romisch Germanischen Kommission in Frankfurt am Main 1911 zog er von Tubingen nach Stuttgart Degerloch wo er am 16 November kurz vor Vollendung des 77 Lebensjahres starb Leistungen BearbeitenErnst Herzog hat sich als Forscher wie als akademischer Lehrer grosse Verdienste erworben In seinen Vorlesungen behandelte er fast die gesamte Altertumswissenschaft deren weite Auffassung von seinem Kontakt mit Boeckh und Mommsen herruhrte Herzogs grosste Leistungen liegen auf dem Gebiet der romischen Epigraphik Unter seinen fruhen Veroffentlichung ragt besonders seine Arbeit uber die Geschichte der Provinz Gallia Narbonensis hervor Galliae Narbonensis provinciae Romanae historia descriptio institutorum expositio Leipzig 1864 die nach dem Vorbild einer Studie Mommsens uber die romische Schweiz entstanden war Die Academie des Inscriptions et Belles Lettres in Paris der Herzog die Arbeit 1865 vorlegte zeichnete sie mit dem 1 Preis aus Als Hauptwerk Herzogs gilt seine zweibandige Abhandlung Geschichte und System der romischen Staatsverfassung Leipzig 1884 1887 Er geht dabei von Niebuhrs Ansichten uber die Verfassung der Romischen Republik aus die inzwischen als uberholt gelten Die gleichzeitig erschienenen Werke Romische Geschichte seiner Lehrer Schwegler und Mommsen bespricht er ausfuhrlich lehnt aber Mommsens Ansicht ab dass die romische Staatsverfassung von der fruhen Republik bis zur spaten Kaiserzeit ein systematisches Ganzes ergebe Wegen dieser systematischen Mangel geriet dieses Werk Herzogs bald nach seinem Erscheinen in Vergessenheit es bleibt aber wegen der umfassenden Darstellung des Forschungsstandes und der einzigartigen Sammlung antiker Quellen wertvoll Neben seinen Arbeiten zur Epigraphik und Staatsrecht verfasste Herzog Arbeiten zur romischen Sprachwissenschaft und ihrer Anwendung im Schulunterricht Bedeutender war jedoch sein Einsatz fur die Einrichtung der Reichs Limeskommission in Wurttemberg die Konig Karl I am 22 August 1877 genehmigte Nach den ersten Begehungen der Limesstrecke veroffentlichte Herzog 1879 und 1880 detaillierte Berichte uber die vorlaufigen Ergebnisse 1883 und 1884 fuhrte er Ausgrabungen in Rottenburg am Neckar durch wo er ein romisches Kastell vermutete Seine Annahmen wurden jedoch nicht bestatigt Im August und September 1892 fuhrte er Grabungen am Westkastell Ohringen durch 1893 in Mainhardt und Jagsthausen Ab 1894 erlebte Herzog noch das Erscheinen der Schlusspublikation der Limes Kommission Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Einzelnachweise Bearbeiten Ernst von Herzog in der Deutschen Digitalen Bibliothek Hof und Staatshandbuch des Konigreichs Wurttemberg 1907 S 35 Literatur BearbeitenPeter Goessler Ernst Herzog In Wurttembergische Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte 41 1935 S 128 171 mit Bild Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Tubingen Erster Lehrstuhl David Christoph Seybold 1796 1804 Karl Philipp Conz 1804 1827 Gottlieb Lukas Friedrich Tafel 1827 1846 Albert Schwegler 1847 1857 Karl Hirzel 1857 1874 Ernst von Herzog 1874 1902 Gotthold Gundermann 1902 1921 Otto Weinreich 1921 1954 Hildebrecht Hommel 1955 1964 Gunther Wille 1965 1991 Heinz Hofmann 1993 2009 Anja Wolkenhauer seit 2010 Zweiter Lehrstuhl Ernst Christian von Walz 1832 1857 Wilhelm Siegmund Teuffel 1857 1878 Erwin Rohde 1878 1886 Otto Crusius 1886 1898 Wilhelm Schmid 1898 1926 Johannes Mewaldt 1927 1931 Hans Herter 1932 1938 Friedrich Focke 1939 1946 Wolfgang Schadewaldt 1950 1968 Konrad Gaiser 1968 1988 Thomas A Szlezak 1990 2006 Irmgard Mannlein Robert seit 2006 Ausserordentliche Professur Rudolf Herzog 1903 1909 Adolf von Mess 1909 1916 Otto Weinreich 1916 1918 Friedrich Zucker 1918 Friedrich Pfister 1918 1924 Friedrich Focke 1925 1939 Dritter Lehrstuhl Ernst Zinn 1956 1978 Ernst A Schmidt 1979 2002 Vierter Lehrstuhl Konrad Muller 1963 1964 Hartmut Erbse 1965 1968 Richard Kannicht 1969 1997 Funfter Lehrstuhl Hubert Cancik 1974 2003 Jurgen Leonhardt 2004 2010 Robert Kirstein seit 2011 ab 2018 als Ordinarius Normdaten Person GND 116762314 lobid OGND AKS VIAF 14833863 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Herzog Ernst vonALTERNATIVNAMEN Herzog Ernst Georg Karl Herzog Ernst Herzog Ernst Georg Karl von Herzog Ernst G K KURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe Althistoriker Epigraphiker und Provinzialromischer ArchaologeGEBURTSDATUM 23 November 1834GEBURTSORT Esslingen am NeckarSTERBEDATUM 16 November 1911STERBEORT Stuttgart Degerloch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst von Herzog amp oldid 234259134