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Eugen Adolf Hermann Petersen 16 August 1836 in Heiligenhafen 14 Dezember 1919 in Hamburg war ein deutscher Klassischer Archaologe Petersen um 1885 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenEugen Petersen wurde 1836 im damals danischen Herzogtum Holstein geboren Sein Vater war Justitiar seine Mutter war Elisabeth Catharina Margaretha Nissen Er besuchte das Gymnasium in Glucksstadt und begann danach ein Studium der Klassischen Philologie an der Universitat Kiel Von dort wechselte er an die Universitat Bonn wo er seine pragendste Zeit verbrachte und insbesondere von Friedrich Gottlieb Welcker Friedrich Ritschl und Otto Jahn nachhaltig beeinflusst wurde Fur das letzte Studienjahr kehrte er wieder nach Kiel zuruck wo er 1859 mit der Dissertation Theophrasti Characteres promoviert wurde die er allerdings schon in seiner Bonner Zeit verfasst hatte Fur die Arbeit erhielt er ein archaologisches Reisestipendium und bereiste damit gemeinsam mit den Inhabern der ersten Reisestipendien des Deutschen Archaologischen Instituts Alexander Conze und seinem Studienfreund Adolf Michaelis den Mittelmeerraum insbesondere Italien In Rom blieb er bis 1861 am Istituto di Corrispondenza Archeologica jetzt Deutsches Archaologisches Institut DAI wo ihm die Sekretare Wilhelm Henzen und Heinrich Brunn die Abfassung der Berichte der Institutsadundanzen ubertrugen eine Aufgabe mit der sich der Nachwuchswissenschaftler trotz seiner auffallenden Intelligenz nicht anfreunden konnte wie Henzen es in Briefen an Eduard Gerhard bemerkte Erfolgreicher verliefen neben anderen Arbeiten die Beschreibungen der neu entdeckten Graber an der Via Latina 1861 kehrte Petersen wieder nach Deutschland zuruck und habilitierte sich ein Jahr spater an der Universitat Erlangen und wurde dort Privatdozent Damit er dennoch ein Auskommen hatte wurde er 1864 Gymnasiallehrer in Husum wo Karl Heinrich Keck sein Rektor war den er bereits beim Studium in Bonn kennengelernt hatte 1865 heiratete er Ida Michaelis die Schwester seines Studienfreundes Sie war Nichte seines Lehrers Otto Jahn und ihre Schwester Emma war mit Johann Gustav Droysen verheiratet 1869 wechselte er von Husum ans Gymnasium in Plon Neben der schulischen Lehre betatigte er sich weiter intensiv wissenschaftlich veroffentlichte etwa Schriften zur Interpretation griechischer Kunstwerke wie dem Doryphoros des Polyklet dem Marsyas des Myron und widmete sich den Kunstwerken des Phidias am Parthenon und in Olympia Im Gegensatz zu Karl Botticher stellt Petersen polemisierend klar dass die antiken griechischen Tempelbauten wirkliche Kultorte waren und nicht nur Schatzhauser oder Agonaltempel fur staatliche Feste 1873 wurde er auf die ordentliche Professur der altklassischen Philologie und Archaologie an die Universitat Dorpat berufen Hier verbrachte die junge Familie Petersen eine ihrer glucklichsten Zeiten Petersens Tatigkeit lag zu dieser Zeit schwerpunktmassig auf der Philologie 1879 erfolgte ein Ruf auf den Lehrstuhl fur Archaologie an der Universitat Prag wo er Nachfolger von Otto Benndorf wurde der nach Wien wechselte In Prag widmete sich Petersen wieder schwerpunktmassig der Kunstarchaologie Er beschaftigte sich mit der Tyrannenmordergruppe Hekate dem Apoll des Kanachos und anderen Werken Mehrfach bereiste er Italien und vor allem mit Benndorf George Niemann Felix von Luschan Franz Studniczka und Karl Graf Lanckoronski Kleinasien Ergebnis war das grosse Gemeinschaftswerk Reisen in Lykien Milyas und Kibyratis 1889 und Stadte Pamphyliens und Pisidiens 1890 1892 Bei einem Aufenthalt in Athen forschte er zur Nikebalustrade 1886 war er nochmals fur kurze Zeit Gymnasiallehrer in Berlin wurde dann aber von der Zentraldirektion des DAI als Nachfolger Ulrich Kohlers zum Ersten Sekretar des Deutschen Archaologischen Instituts Athen gewahlt Petersen blieb nur ein Jahr in Athen Diese Zeit war vom personlichen wie auch vom wissenschaftlichen Gegensatz zwischen ihm und Wilhelm Dorpfeld gepragt Nachdem 1887 Wilhelm Henzen in Rom verstorben war traf es sich also gut dass Petersen von der konflikttrachtigen Position in Athen als Erster Sekretar des Deutschen Archaologischen Instituts Rom nach Italien wechseln konnte In Athen wurde Dorpfeld sein Nachfolger Petersen blieb fur 18 Jahre Erster Sekretar in Rom Die Zeit war denkbar ambivalent Einerseits war er wissenschaftlich ausserst produktiv andererseits wurden er und seine Frau in Rom nie recht glucklich Das lag zum einen am nordisch zuruckhaltenden Temperament der beiden das in krassem Gegensatz zu dem von Wolfgang und Nadina Helbig stand und auch ebenso wenig sich der italienischen Mentalitat anzupassen wusste zum anderen aber auch an der Haltung des langjahrigen Zweiten Sekretars Wolfgang Helbig der seinerseits Hoffnungen hegte zum Ersten Sekretar aufzurucken Als diese Position Petersen bekam verliess Helbig das Institut Um ihn bildete sich ein Kreis vor allem jungerer Wissenschaftler zu denen auch der neue Zweite Sekretar Christian Hulsen gehorte Petersen fuhrte ein strenges Regiment das etwa fur feuchtfrohliche Abende und spates Heimkommen von Mitarbeitern und Stipendiaten nichts ubrig hatte Die Petersens blieben somit von ihrer Umgebung isoliert Wahrend sich Eugen Petersen immerhin ausserlich anpassen konnte blieb seine Frau 18 Jahre lang in Rom unglucklich was auch auf das Institut ausstrahlen musste Mit Hulsen verband ihn zunachst ein kollegiales Verhaltnis das sich im Laufe der Zeit in Hass wandelte In der Ruckschau gestand Petersen ein dass er wohl nicht die richtige Wahl fur diese Position war Wissenschaftlich beschaftigte er sich gemeinsam mit Alfred von Domaszewski und Guglielmo Calerini mit der Markussaule mit den Reliefs des Bogens von Benevent und der Traianssaule und der Ara Pacis Mit fast 70 Jahren nahm er 1905 seinen Abschied Nachfolger wurde Gustav Korte Trotz seines vergleichsweise hohen Alters war Petersen noch recht rustig und reiste 1907 nochmals nach Athen wo er sich mit dem Problem des alten Athenatempels beschaftigte Ein Jahr spater veroffentlichte er ein popularwissenschaftliches Buch uber Athen ein Gegenstuck zur romischen Kunst hatte er schon acht Jahre zuvor publiziert Nach seiner Ruckkehr lebte er in Berlin beschaftigte sich mit Meisterfragen und gab eine Otto Jahn Biografie seines Freundes und Schwagers Michaelis heraus Zum grossen Alterswerk wurde Die attische Tragodie als Bild und Buhnenkunst das Buch erschien 1915 Sein letztes Werk Homers Zorn des Achilleus und der Homeriden Ilias ist eine von mehreren rein philologischen Studien Nachdem seine Frau gestorben und der Erste Weltkrieg ausgebrochen war siedelte Petersen ins Haus seines Sohnes nach Hamburg uber wo er 1919 bis zuletzt forschend verstarb Petersen gehorte zu den letzten Vertretern von Klassischen Archaologen denen die Kunst ebenso nah wie die Philologie war Er beschaftigte sich mit der antiken Kunst von der fruhgriechischen Kunst bis zur hohen romischen Kaiserzeit In seinen mehr als 200 Schriften befasste er sich vor allem mit der griechischen Plastik mit stadtromischen Kunstwerken und dem antiken Theater Dabei zeigte er sich seinen Kollegen wie auch im personlichen Umgang haufig von einer kompromisslosen schroffen und polemischen Seite wenn er seine Thesen nach aussen vertrat Den Blick fur stilistische Eigenheiten von Kunstwerken konnte er nie erwerben Ab 1861 war er ordentliches Mitglied des DAI ebenso ordentliches Mitglied des Osterreichischen Archaologischen Instituts korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften in Gottingen Ehrenmitglied des Deutschen Kunstlervereins in Rom sowie ab 1894 der Society for the Promotion of Hellenic Studies 1899 wurde er Mitglied der Pontificia Accademia Romana di Archeologia Als er 1905 als Sekretar in Rom ausschied wurde ihm der Rote Adlerorden Zweiter Klasse verliehen Fach und Amtsgenossen stifteten ein Bronzerelief mit seinem Portrat das Adolf Brutt geschaffen hatte Es wurde in der Bibliothek des Instituts angebracht ist heute aber nicht mehr erhalten Schriften BearbeitenKritischen Bemerkungen zur altesten Geschichte der griechischen Kunst 1871 Die Kunst des Pheidias am Parthenon und zu Olympia 1873 mit Alfred von Domaszewski und Guglielmo Calerini Hrsg Die Marcus Saule auf Piazza Colonna in Rom Munchen 1896 Vom alten Rom Leipzig 1898 3 Auflage 1904 Beruhmte Kunststatten 1 Trajans Dakische Kriege 2 Bande 1899 und 1903 Ara Pacis Augustae Wien 1902 Athen Leipzig 1908 Beruhmte Kunststatten 41 Die attische Tragodie als Bild und Buhnenkunst 1915Literatur BearbeitenHorst Blanck Eugen Petersen 1836 1919 In Reinhard Lullies Wolfgang Schiering Hrsg Archaologenbildnisse Portrats und Kurzbiographien von Klassischen Archaologen deutscher Sprache von Zabern Mainz 1988 ISBN 3 8053 0971 6 S 63 64 Horst Blanck Petersen Adolf Hermann Eugen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 254 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Eugen Petersen Quellen und Volltexte Literatur von und uber Eugen Petersen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Eugen Petersen in der Deutschen Digitalen BibliothekInhaber der Lehrstuhle fur altklassische Philologie Asthetik und Kunstgeschichte an der Universitat Dorpat Erster Lehrstuhl Karl Morgenstern 1802 1834 Ludwig Preller 1838 1843 Ludolf Stephani 1846 1850 Ludwig Mercklin 1851 1862 Ludwig Schwabe 1863 1872 Eugen Petersen 1873 1879 Georg Loeschcke 1879 1889 Wladimir Malmberg 1890 1907 Ernst Felsberg 1907 1918 Zweiter Lehrstuhl Johann Valentin Francke 1821 1830 Christian Friedrich Neue 1831 1861 Karl Heinrich von Paucker 1861 1875 Ludwig Mendelssohn 1876 1896 Dritter Lehrstuhl Wilhelm Hoerschelmann 1875 1895 Inhaber des Lehrstuhls fur Klassische Archaologie an der ehemaligen Deutschen Universitat Prag Otto Benndorf 1872 1877 Eugen Petersen 1879 1886 Wilhelm Klein 1892 1923 Camillo Praschniker 1923 1930 Alois Gotsmich 1935 1945 Sekretare und Direktoren des Deutschen Archaologischen Instituts in Athen Otto Luders 1872 1874 Ulrich Kohler 1875 1886 Eugen Petersen 1886 1887 Wilhelm Dorpfeld 1887 1912 Georg Karo 1912 1919 Ernst Buschor 1921 1929 Georg Karo 1930 1936 Walther Wrede 1937 1944 Emil Kunze 1951 1966 Ulf Jantzen 1967 1974 Helmut Kyrieleis 1975 1988 Klaus Fittschen 1989 2001 Wolf Dietrich Niemeier 2001 2013 Katja Sporn seit 2014 Sekretare und Direktoren des Deutschen Archaologischen Instituts Rom Sekretare Eduard Gerhard 1829 1832 Emil Braun 1835 1856 Wilhelm Henzen 1856 1887 Eugen Petersen 1887 1905 Gustav Korte 1905 1907 Richard Delbrueck 1908 1915 Direktoren Walter Amelung 1921 1927 Ludwig Curtius 1928 1937 Armin von Gerkan 1937 1944 Guido Kaschnitz von Weinberg 1952 1956 Reinhard Herbig 1956 1961 Theodor Kraus 1961 1984 Bernard Andreae 1984 1995 Paul Zanker 1995 2001 Dieter Mertens 2001 2006 Henner von Hesberg 2006 2014 Ortwin Dally seit 2014 Normdaten Person GND 11612234X lobid OGND AKS LCCN no2019124896 VIAF 59402618 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Petersen EugenALTERNATIVNAMEN Petersen Eugen Adolf Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer ArchaologeGEBURTSDATUM 16 August 1836GEBURTSORT HeiligenhafenSTERBEDATUM 14 Dezember 1919STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eugen Petersen amp oldid 233336147