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Ernst Heinrich Buschor 2 Juni 1886 in Hurben seit 1902 Ortsteil von Krumbach Schwaben 11 Dezember 1961 in Munchen war ein deutscher Klassischer Archaologe Buschor war einer der einflussreichsten Archaologen seiner Zeit Er ubersetzte samtliche Tragodien des Aischylos Sophokles und Euripides Die Auseinandersetzung mit seinem Werk bestimmte weite Teile nicht nur der deutschsprachigen Klassischen Archaologie noch weit uber seinen Tod hinaus Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenErnst Buschor besuchte von 1895 bis 1904 das Melanchthon Gymnasium Nurnberg Er studierte von 1904 bis 1912 an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Altertumswissenschaften wo er massgeblich vom Archaologen Adolf Furtwangler beeinflusst wurde Buschor wurde bei Paul Wolters im Jahr 1912 promoviert Von 1912 bis 1914 hatte er das Reisestipendium des Deutschen Archaologischen Instituts Von 1915 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil Ihm wurde das Eiserne Kreuz 2 Klasse 1917 und der Bayerische Militarverdienstorden 1918 verliehen Buschor wurde 1919 in Erlangen ausserordentlicher und 1920 in Freiburg ordentlicher Professor Von 1922 bis 1929 war er Erster Direktor der Abteilung Athen des Deutschen Archaologischen Instituts wo er unter anderem Ausgrabungen in Athen Olympia und in Amyklai bei Sparta durchfuhrte Anschliessend lehrte er von 1929 bis 1959 als Professor fur Archaologie an der Universitat Munchen Ab 1929 war er ausserdem Leiter des Munchner Museums fur Abgusse Klassischer Bildwerke Er leitete von 1925 mit Unterbrechungen bis 1961 die Ausgrabungen auf Samos Buschor war nicht Mitglied der NSDAP Er gehorte aber wohl ab dem Jahr 1934 dem Nationalsozialistischen Lehrerbund an und war ab 1938 Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt 1 Von Fruhjahr 1946 bis Herbst 1947 war er durch die amerikanische Militarregierung als Professor suspendiert 2 Buschor leistete wichtige Beitrage zum Verstandnis der griechischen Kunst der Archaik und des Strengen Stils Die Eigenart von Gegenstanden der Kunst ihre Bedeutung fur den Zeitgenossen und dessen Sehweise herauszuarbeiten war ihm ebenso Anliegen wie ihren Wert fur den modernen Betrachter fruchtbar zu machen Wichtig war seine Erkenntnis dass die Kunst der archaischen Zeit und der Hochklassik unter strukturellen Aspekten einander naherstehen als die der Hoch und der Spatklassik Mit den Begriffen Daseinsform und Erscheinungsform versuchte er der Freund Martin Heideggers den Unterschied sprachlich zu fassen Wahrend ein Kunstwerk der Hochklassik auf sich selbst bezogen ist und vom Betrachter nichts weiss bezieht die Kunst der Spatklassik den Betrachter ein erscheint gleichsam in dessen Wahrnehmungsraum Bereits in seinem 1913 erschienenen Buch Griechische Vasenmalerei trat das Besondere Buschors zutage Die theoretischen Grundlagen seines Forschens legte er in Begriff und Methode der Archaologie dar ein Beitrag den er 1932 fur den 1939 erschienenen ersten Band des Handbuchs der Archaologie verfasst hatte Unverandert wurde dieser Text in die Auflage von 1969 ubernommen und bildete eine der Grundlagen in der Ausbildung von Generationen junger Archaologen 3 Auf die Kunst der Spatantike ubertragen verdeutlichte sein 1952 publizierter Beitrag Technisches Sehen seine Herangehensweise die hinter Stilwandel das Wirken einer hoheren Ordnung erkannte und hierin grundsatzlich anderen Pramissen folgte als etwa Alois Riegl mit seinem Begriff des Kunstwollens 4 Einem breiteren Publikum brachte er die Kunst der Antike in Werken wie Die Plastik der Griechen oder Phidias der Mensch nahe ohne popularwissenschaftlich zu werden Der Geschichte des Portrats von den Anfangen in der Kunst des Alten Agyptens bis zu Pablo Picasso widmeten sich Buschors Bildnisstufen Zudem ubersetzte er samtliche 31 erhaltenen griechischen Tragodien von Aischylos Sophokles und Euripides Massgeblichen Einfluss auf die deutsche Klassische Archaologie nach dem Zweiten Weltkrieg in West wie Ost hatte Buschor insbesondere durch seine Schuler In den 1960er Jahren wurden uber 50 der Lehrstuhle fur Klassische Archaologie von Buschor Schulern eingenommen 5 Zu ihnen gehorten unter anderem Roland Hampe Gerhard Kleiner Frank Brommer Ernst Berger und Friedrich Hiller Der Bauforscher Gottfried Gruben wurde stark von Ernst Buschor beeinflusst Der Buschor Schuler Ludger Alscher pragte nachhaltig die Klassische Archaologie der Deutschen Demokratischen Republik Mit Nikolaus Himmelmann setzte sich der bis heute anhaltende Einfluss der Buschor Schule auf die deutsche Klassische Archaologie fort Zugleich war Nikolaus Himmelmann einer der ersten der sich kritisch mit Buschors Stilbegriff auseinandersetzte 6 Befreundet war Buschor unter anderem mit dem Munchner Bildhauer Hans Wimmer Fur seine Forschungen wurden Buschor zahlreiche wissenschaftliche Ehrungen und Mitgliedschaften zugesprochen 1937 erhielt er die Ehrendoktorwurde der Universitat Athen Im Jahr 1959 wurde ihm der Orden Pour le Merite verliehen Buschor war Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts ab 1921 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ab 1931 der Preussischen Akademie der Wissenschaften ab 1943 und des Osterreichischen Archaologischen Instituts ab 1930 Seit 1919 bis zu seinem Tod war Ernst Buschor mit der ehemaligen Loheland Tanzerin Berta Muller 1897 bis 1992 verheiratet 7 Sie hatten funf Kinder darunter der sehr erfolgreiche Schlagertexter Georg Buschor und die zu ihrer Zeit bekannte Kunstrestauratorin Hera Buschor Schriften Auswahl BearbeitenGriechische Vasenmalerei Klassische Illustratoren Band 5 ZDB ID 514662 8 Piper Munchen 1913 Beitrage zur Geschichte der griechischen Textilkunst Die Anfange und der orientalische Import Kastner amp Callwey Munchen 1912 Munchen Universitat phil Dissertation 26 Januar 1912 Die Tondacher der Akropolis Zwei Bande De Gruyter Berlin 1929 1933 Die Plastik der Griechen Rembrandt Verlag Berlin 1936 Grab eines attischen Madchens F Bruckmann Munchen 1939 Altsamische Standbilder Funf Bande Mann Berlin 1934 1962 Vom Sinn der griechischen Standbilder Mann Berlin 1942 Bildnisstufen Munchner Verlag Munchen 1947 Phidias der Mensch Munchner Verlag Munchen 1948 Fruhgriechische Junglinge Piper Munchen 1950 Euripides Orestes Iphigenie in Aulis Die Maenaden 3 Tragoedien Beck Munchen 1960 Winke fur Akropolispilger Beck Munchen 1960 Gesamtausgabe der griechischen Tragodien 10 Bande Artemis Verlag Zurich u a 1979 ISBN 3 7608 3657 7 Literatur BearbeitenErnst Buschor in Internationales Biographisches Archiv 04 1962 vom 15 Januar 1962 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Nikolaus Himmelmann Schonheit vor aller Geschichte Erinnerungen an den Archaologen Ernst Buschor In Frankfurter Allgemeine Zeitung 4 Juni 1986 S 36 Mathias Rene Hofter Ernst Buschor 1886 1961 In Gunnar Brands Martin Maischberger Hrsg Lebensbilder Klassische Archaologen und Nationalsozialismus Menschen Kulturen Traditionen Studien aus den Forschungsclustern des Deutschen Archaologischen Instituts Bd 2 1 Rahden Westfalen 2012 ISBN 978 3 86757 382 5 S 129 140 Karl Schefold Ernst Buschor 1886 1961 In Archaologenbildnisse Portrats und Kurzbiographien von Klassischen Archaologen deutscher Sprache von Zabern Mainz 1988 ISBN 3 8053 0971 6 S 234 235 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Buschor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiographie von Ernst Buschor PDF Datei 41 kB Kurzbiographie im Munzinger ArchivAnmerkungen Bearbeiten Mathias Rene Hofter Ernst Buschor 1886 1961 In Gunnar Brands Martin Maischberger Hrsg Lebensbilder Klassische Archaologen und Nationalsozialismus Rahden Westfalen 2012 S 129 140 hier S 131 Mathias Rene Hofter Ernst Buschor 1886 1961 In Gunnar Brands Martin Maischberger Hrsg Lebensbilder Klassische Archaologen und Nationalsozialismus Rahden Westfalen 2012 S 129 140 hier S 130 Ernst Buschor Begriff und Methode der Archaologie 1932 In Ulrich Hausmann Hrsg Allgemeine Grundlagen der Archaologie Begriff und Methode Geschichte Problem der Form Schriftzeugnisse Munchen 1969 S 3 10 Ernst Buschor Technisches Sehen Zur Phanomenologie der romischen und spatantiken Kunst Munchen 1952 Paul Zanker Ernst Buschor 1886 1961 Archaologe Padagoge Weltdeuter In umbits Zeitschrift der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Band 5 1986 S 16 Nikolaus Himmelmann Der Entwicklungsbegriff der modernen Archaologie In Marburger Wickelmann Programm 1960 S 13 40 Herta Dettmar Kohl Imme Heiner Elisabeth Hertling Drei Frauen drei Geschichten Herausgegeben von der Loheland Stiftung Kunzell Loheland 2012 S 114 Elisabeth Mollenhauer Kluber Die Tanze der Lohelanderinnen In Elisabeth Mollenhauer Kluber Michael Siebenbrodt Hrsg loheland 100 Gelebte Visionen fur eine neue Welt Fulda 2019 S 40 Inhaber der Professuren fur Klassische Archaologie an der Universitat Freiburg Erste Professur Lehrstuhl W3 Franz Studniczka 1889 1896 Otto Puchstein 1896 1905 Hermann Thiersch 1905 1917 Ludwig Curtius 1918 1920 Ernst Buschor 1920 1921 Hans Dragendorff 1921 1936 Walter Herwig Schuchhardt 1937 1968 Hans Weber 1968 1980 Volker Michael Strocka 1981 2005 Ralf von den Hoff seit 2006 Zweite Professur Felix Eckstein 1965 1988 Wolf Dietrich Niemeier 1986 1991 Luca Giuliani 1992 1998 Sekretare und Direktoren des Deutschen Archaologischen Instituts in Athen Otto Luders 1872 1874 Ulrich Kohler 1875 1886 Eugen Petersen 1886 1887 Wilhelm Dorpfeld 1887 1912 Georg Karo 1912 1919 Ernst Buschor 1921 1929 Georg Karo 1930 1936 Walther Wrede 1937 1944 Emil Kunze 1951 1966 Ulf Jantzen 1967 1974 Helmut Kyrieleis 1975 1988 Klaus Fittschen 1989 2001 Wolf Dietrich Niemeier 2001 2013 Katja Sporn seit 2014 Inhaber der Professuren fur Klassische Archaologie an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Erste Professur Lehrstuhl Heinrich Brunn 1865 1894 Adolf Furtwangler 1894 1907 Paul Wolters 1908 1929 Ernst Buschor 1929 1959 Ernst Homann Wedeking 1959 1973 Paul Zanker 1976 2002 Luca Giuliani 2002 2007 Stefan Ritter seit 2008 Zweite Professur Hans Peter Laubscher 1989 1999 Rolf Michael Schneider 2001 2016 Ruth Bielfeldt seit 2016 Normdaten Person GND 118665448 lobid OGND AKS LCCN n85154397 NDL 00434949 VIAF 52483257 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Buschor ErnstALTERNATIVNAMEN Buschor Ernst HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer ArchaologeGEBURTSDATUM 2 Juni 1886GEBURTSORT HurbenSTERBEDATUM 11 Dezember 1961STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Buschor Archaologe amp oldid 237688972