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Nikolaus Himmelmann auch Nikolaus Himmelmann Wildschutz 31 Januar 1929 in Munster 19 Dezember 2013 in Bonn war ein deutscher Klassischer Archaologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Literatur 4 Nekrologe 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenHimmelmann studierte zunachst Naturwissenschaften dann Archaologie an den Universitaten Marburg Basel und Munchen wo er 1954 bei Ernst Buschor promoviert wurde Anschliessend arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Staatlichen Antikensammlungen in Munchen Nach einer Forschungsreise als Stipendiat des Deutschen Archaologischen Instituts 1955 56 arbeitete er ab 1956 als Assistent am Archaologischen Seminar der Universitat Marburg wo er sich 1958 habilitierte 1962 wurde er Professor fur Klassische Archaologie an der Universitat des Saarlandes mit 33 Jahren jungster Vertreter des Fachs in Deutschland 1966 wechselte er an die Universitat Bonn wo er 1994 emeritiert wurde Von 1963 bis zu seiner Emeritierung gehorte er der Zentraldirektion des Deutschen Archaologischen Instituts an ab 1972 als Stellvertreter des Prasidenten in wissenschaftlichen Fragen Von 1972 bis 1979 war er zudem Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft fur das Fach Klassische Archaologie Himmelmann war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien 1967 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz seit 1974 korrespondierendes Mitglied 1974 ordentliches Mitglied der Nordrhein Westfalischen Akademie der Wissenschaften und der Kunste 1986 Corresponding Fellow der British Academy 2003 Mitglied der Accademia dei LinceiVon 1966 bis 1977 war Himmelmann als Vertreter der Klassischen Archaologie Mitherausgeber des Gnomon Fur seine Verdienste erhielt er am 25 Oktober 1993 das Komturkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik Die Universitaten Athen und Thessaloniki verliehen ihm 1987 und 1996 die Ehrendoktorwurde Sein Sohn Nikolaus ist Sprachwissenschaftler sein Sohn Philipp Opernregisseur Wirken BearbeitenHimmelmann war weder in seiner Lehre noch in seiner Forschung auf eine bestimmte Epoche festgelegt Er umschloss insbesondere in der Forschung den gesamten Zeitraum der griechisch romischen Antike wandte sich aber auch dem Alten Agypten und der Kunst des Mittelalters und der Neuzeit zu Antike Plastik Kleinkunst und Vasenmalerei bildeten die von ihm bevorzugt behandelten Materialgattungen Gepragt von der Stilforschung Ernst Buschors und beeinflusst von der archaologischen Strukturforschung die in Marburg durch Friedrich Matz einen prominenten Vertreter der Nachkriegszeit hatte fand er in der Auseinandersetzung mit beiden seinen eigenen Weg Bereits 1960 setzte er dem Entwicklungsbegriff Buschors der von Stefan George und Oswald Spengler beeinflusst Stilentwicklung als etwas Uberpersonliches begriff seine eigenen Vorstellungen entgegen Stil war hierbei Ausdruck komplexer Gesellschaft und Religion umfassender aber auch durch psychologische Determinanten bestimmter Phanomene 1 Schon fruh fand er ein Thema das seine Forschungen immer wieder bestimmen sollte Das antike Bild der Gotter Die Tatsache dass opfernde Gotter ab spatarchaischer Zeit ein gangiger Topos waren deutet er als Hinweis dass die Darstellung das Wesen die Idee von der Gottheit im platonischen Sinne als Wesensschau zum Ausdruck bringt 2 ein Gedanke den er in seiner weiteren Forschung mit dem Ergebnis vertiefte nicht die Gotter seien im griechischen Denken anthropomorph vielmehr seien die Menschen theomorph 3 In der Auseinandersetzung mit Matz beginnt in seiner Marburger Zeit seine homerische Epoche Eine Reihe von Schriften zur Kunst der geometrischen Zeit entstand unter denen Der Maander auf geometrischen Gefassen 4 eine besondere Stellung einnimmt Das geometrische Muster des Maanders in seinen verschiedensten Auspragungen erkannte er als Abstraktion der Ranke was ihm die Deutung fast aller geometrischer Muster als symbolische Darstellung von Pflanzen eroffnete 5 Das Symbolische und seine hermeneutische Erschliessung die weite Teile seiner Forschung bestimmen traten bereits in seinen fruhen Schriften zutage 6 Es folgte die Hinwendung zur Kunst des Hellenismus und der romischen Kaiserzeit Sarkophagstudien 7 die Beschaftigung mit dem antiken Portrat 8 und Genrestudien 9 fuhrten zu Forschungen die etwa der idealen Nacktheit 10 oder dem Realismus in der griechischen Kunst gewidmet waren Den Realismus griechischen Kunstschaffens der mit Portrat und Darstellung griechischer Banausoi auf Votivreliefs ab klassischer Zeit in Erscheinung tritt interpretierte Himmelmann als Bescheidenheit als Sophrosyne ihrer Auftraggeber Dies fuhrte Himmelmann zu der Erkenntnis dass Religiositat entgegen der vorherrschenden Lehrmeinung die von einer Entreligiosierung gebildeter Kreise mit der einsetzenden Klassik ausging weiterhin treibende Kraft im gesellschaftlichen Leben der Griechen klassischer und hellenistischer Zeit war Wurzeln dieses Realismus verortete er in der Kunst des Alten Agypten und er hob hervor dass das realistische Portrat in der griechischen Kunst ganz andere Funktionen hatte als es unserer heutigen Sicht selbstverstandlich ist 11 Dem Religiosen in der griechischen Kunst widmet er auch seine Studien zum antiken Tieropfer 12 Als Inhaber des Bonner Lehrstuhls war Himmelmann zugleich Direktor des Akademischen Kunstmuseums Hier widmete er sich zunachst wie sein Vorganger Ernst Langlotz dem Wiederbau und der Anschaffung antiker Originale fur die Sammlung Konfrontiert mit den Auswuchsen und Schattenseiten des Kunsthandels mit Antiken wandte er sich mit Bestimmtheit gegen die damalige Praxis Seine Einstellung legte er wiederholt schriftlich nieder 13 1989 gelang es ihm die Grossbronzen vom Quirinal fur eine viel beachtete Ausstellung nach Bonn zu holen 14 Himmelmann entwickelte in Bonn eine ausserst fruchtbare Lehre zahlreiche Lehrstuhle wurden und werden von seinen Schulern und Schulerinnen eingenommen Zugleich war er ein streitbarer Forscher der etwa in der Kontroverse um die Statuengruppe von Sperlonga und den Laokoon im Vatikan klar Stellung bezog und seine Meinung mit Nachdruck vertrat 15 Literatur BearbeitenInge Auerbach Catalogus professorum academiae Marburgensis Zweiter Band 1910 bis 1971 Philipps Universitat Marburg Marburg 1979 S 524 Hans Ulrich Cain Hanns Gabelmann Dieter Salzmann Hrsg Festschrift fur Nikolaus Himmelmann Beitrage zur Ikonographie und Hermeneutik Bonner Jahrbucher Beiheft 47 Philipp von Zabern Mainz 1989 ISBN 3 8053 1033 1 Nekrologe BearbeitenHelmut Kyrieleis Alltag der griechischen Gotter Von Musen lernen Zum Tod des klassischen Archaologen Nikolaus Himmelmann In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29 Januar 2014 Nr 24 S N3 Harald Mielsch Prof Dr Nikolaus Himmelmann 30 01 1929 19 12 2013 In Kolner und Bonner Archaeologica Band 3 2013 S 5 6 ders in Bonner Jahrbucher Band 213 2013 S 3 7 In memoriam Nikolaus Himmelmann 30 01 1929 19 12 2013 Reden gehalten bei der Akademischen Gedenkfeier am 8 Januar 2016 im Horsaal des Akademischen Kunstmuseums ALMA MATER Beitrage zur Geschichte der Universitat Bonn Band 109 Bouvier Bonn 2016 ISBN 978 3 416 03395 4 Stefan Lehmann Kassiber an den Doktorvater Erinnerungen zum dritten Todestag des Bonner Archaologen Nikolaus Himmelmann In Bulletin Antieke Beschaving Annual Papers on Mediterranean Archaeology Band 91 2016 S 247 258 Weblinks BearbeitenLiteratur von Nikolaus Himmelmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nikolaus Himmelmann bei der Nordrhein Westfalischen Akademie der Wissenschaften Memento vom 2 Juni 2014 im Internet Archive Transkript des Interviews vom 20 und 21 Februar 1995 Archaeology and hermeneutics Nikolaus Himmelmann The J Paul Getty Trust 1996Anmerkungen Bearbeiten Der Entwicklungsbegriff der modernen Archaologie In Marburger Wickelmann Programm 1960 S 13 40 Die Gotterversammlung der Sosias Schale In Marburger Wickelmann Programm 1960 S 41 48 Taf 4 12 Zur Eigenart des griechischen Gotterbildes Prestel Munchen 1959 Alltag der Gotter Schoningh Paderborn Munchen Wien Zurich 2003 In Marburger Wickelmann Programm 1962 S 10 43 Taf 3 10 Uber einige gegenstandliche Bedeutungsmoglichkeiten des fruhgriechischen Ornaments Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz 1968 Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Abh d geistes u sozialwiss Kl 1968 Nr 7 Uber bildende Kunst in der homerischen Gesellschaft Wiesbaden 1969 Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Abh d geistes u sozialwiss Kl 1969 Nr 7 siehe auch Winckelmann s Hermeneutik Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz 1971 Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Abh d geistes u sozialwiss Kl 1971 Nr 12 Typologische Untersuchungen an romischen Sarkophagreliefs des 3 und 4 Jahrhunderts n Chr Zabern Mainz 1973 Das Bildnis Pindars Ein uberraschender Portratfund im kleinasiatischen Aphrodisias In Antike Welt Bd 24 1993 S 56 58 Die private Bildnisweihung bei den Griechen Zu den Ursprungen des abendlandischen Portrats Westdeutscher Verlag Opladen 2001 Uber Hirten Genre in der antiken Kunst Westdeutscher Verlag Opladen 1980 Antike Gotter im Mittelalter von Zabern Mainz 1986 Ideale Nacktheit in der griechischen Kunst de Gruyter Berlin 1990 Alexandria und der Realismus in der griechischen Kunst Wasmuth Tubingen 1983 Realistische Themen in der griechischen Kunst der archaischen und klassischen Zeit Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts 28 Erganzungs Heft de Gruyter Berlin New York 1994 Tieropfer in der griechischen Kunst Westdeutscher Verlag Opladen 1997 Utopische Vergangenheit Mann Berlin 1976 Antike zwischen Kommerz und Wissenschaft Westdeutscher Verlag Opladen 1994 Herrscher und Athlet Die Bronzen vom Quirinal Olivetti Mailand 1989 Laokoon In Antike Kunst Bd 34 2 Basel 1991 S 98 100 Sperlonga Die homerischen Gruppen und ihre Bildquellen Westdeutscher Verlag Opladen 1996 Inhaber des Lehrstuhls fur Klassische Archaologie an der Universitat des Saarlandes Heinz Kahler 1953 1960 Nikolaus Himmelmann 1962 1966 Friedrich Hiller 1967 1995 Carola Reinsberg 1995 2014 Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Archaologie an der Universitat Bonn Lehrstuhl Reinhard Kekule von Stradonitz 1870 1889 Georg Loeschcke 1889 1912 Franz Winter 1912 1928 Richard Delbrueck 1928 1940 Ernst Langlotz 1944 1966 Nikolaus Himmelmann 1966 1994 Harald Mielsch 1995 2009 Frank Rumscheid seit 2010 Zweite Professur Hanns Gabelmann 1973 1996 Marion Meyer 1997 2003 Martin Bentz seit 2004 Normdaten Person GND 116893788 lobid OGND AKS LCCN n84012974 VIAF 109771643 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Himmelmann NikolausALTERNATIVNAMEN Himmelmann Wildschutz NikolausKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer ArchaologeGEBURTSDATUM 31 Januar 1929GEBURTSORT MunsterSTERBEDATUM 19 Dezember 2013STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nikolaus Himmelmann amp oldid 229767480