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Das Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke ist eine Sammlung von Gipsabgussen antiker Plastik im Kunstareal Munchen Insgesamt beherbergt das Museum rund 2 000 Abgusse und gehort damit zusammen mit den Sammlungen in Bonn Gottingen und Berlin zu den vier grossten Abgusssammlungen Deutschlands 1 Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Im Haus der Kulturinstitute ist u a auch das Museum untergebracht 2007 DatenOrt Munchen 48 144572 11 56634 Koordinaten 48 8 40 5 N 11 33 58 8 OArt AbgusssammlungAntikenmuseumArchitekt Paul Ludwig TroostEroffnung 1869Leitung Stefan RitterWebsite http www abgussmuseum de ISIL DE MUS 192614 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausstellung 3 Auswahl vergangener Sonderausstellungen 4 Konservatoren des Museums 5 Ausstellungen Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenGeschichte BearbeitenIm Rahmen der Grundung eines Lehrstuhls fur Klassische Archaologie an der Universitat Munchen wurde 1869 das Museum von Gypsabgussen klassischer Bildwerke von Heinrich Brunn dem ersten Professor fur Klassische Archaologie an der Universitat Munchen eingerichtet Sinn und Zweck seines Museums bestand darin die wissenschaftliche Erforschung antiker Skulpturen anhand ihrer Gipsabgusse zu ermoglichen Bis 1877 waren die 360 Abgusse die in den ersten Jahren angekauft wurden vor den Raumen des Munzkabinetts ursprunglich das Jesuitenkolleg untergebracht 1877 zog die Sammlung in neue Raume in den nordlichen Hofgartenarkaden der Residenz um Die Aufstellung der Abgusse war an einer neuen kunsttheoretischen Methode orientiert die auch archaologische Sehschule genannt wird Bei dieser Methode des archaologischen Sehens werden antike Kunstwerke miteinander verglichen um so Parallelen und Unterschiede zwischen den Objekten zu erkennen sowie ihren Stil und damit den Zeitpunkt ihrer Entstehung zu bestimmen Basierend auf entsprechenden erstellten Reihen konnen die Werke chronologische geordnet werden Parallel dazu entstand 1865 mit der Grundung des Lehrstuhles eine Fotothek die heute uber 100 000 Aufnahmen umfasst und immer noch regelmassig erweitert wird Adolf Furtwangler ubernahm 1894 den Lehrstuhl fur Klassische Archaologie von Heinrich Brunn und blieb bis 1907 auch der Direktor des Museums Einer seiner Interessensschwerpunkte bestand in der Rekonstruktion verlorenen griechischen Skulpturen aus dem Bereich der Idealplastik wofur bereits Heinrich Brunn mit seiner Methode des vergleichenden Sehens eine massgebliche Basis geschaffen hat Viele bedeutende Rekonstruktionen gehen auf Adolf Furtwangler zuruck darunter unter anderem die der Athena Lemnia des Doryphoros der Aphrodite von Knidos sowie des Diskobol Diesen Bildwerken widmete er eigene Sale im Museum Zahlreiche seiner Rekonstruktionen sind heute im Stettiner Nationalmuseum erhalten wohin er enge Beziehungen pflegte Paul Wolters fuhrte als neuer Museumsdirektor ab 1908 nach dem Tod Furtwanglers dessen Projekte fort und arbeitete die Sammlungsbestande systematisch auf Er sorgte gleich in seinen ersten Jahren fur Ordnung in der Sammlung indem er eine Revision der Stucke vornahm und ein neues Inventar einfuhrte Wolters war sehr bemuht die Sammlung zu vergrossern was ihm durch gute Vernetzung und zahlreiche Bestellungen sowie Ankaufe auch gelang Unter ihm wuchs die Sammlung um rund 500 Objekte an Die Ausstellung selbst aber litt immer unter Platzmangel und den schlechten Raumverhaltnissen 1919 musste das Museum geschlossen werden weil immer wieder Gipse beschadigt wurden Aber noch am Ende seiner Amtszeit gelang es Wolters dass ihm neue und hervorragend geeignete Sale mit Oberlicht zugesprochen wurden Ernst Buschor der zwischen 1929 und 1959 Direktor des Museums war konnte auf den Erfolg Wolters aufbauen und 1932 eine hochgelobte Neuaufstellung in grossen lichtdurchfluteten Ausstellungsraumen prasentieren 1937 wurde diese Ausstellung aufgrund der Ausstellung Entartete Kunst geschlossen da hierfur die Sammlungsraume genutzt wurden Zwar wurde das Museum danach noch einmal eroffnet aber wahrend des Zweiten Weltkrieges musste das Museum nach und nach seine Raumlichkeiten aufgeben Der Grund hierfur war die andauernde Bombardierung Munchens bei der die Sammlung 1945 fast vollstandig zerstort wurde Im Januar 1945 wurde die Sammlung durch Bomben schwer getroffen und fast alle der 2398 Abgusse wurden zerstort Die 15 Exponate die ubrig blieben kamen 1949 zusammen mit der Verwaltung des Museums und dem Institut fur Klassische Archaologie in das Haus der Kulturinstitute am Konigsplatz Nach dem Zweiten Weltkrieg begann 1959 ein langsamer Wiederaufbau unter Ernst Hoffmann Wedeking der zwischen 1959 und 1976 Direktor des Museums war Unter seinem Direktorat wurden neue Abgusse gekauft welche im zweiten Stock des Hauses der Kulturinstitute ausgestellt wurden Anlasslich der Olympischen Spiele 1972 zeigte das Nationale Olympische Komitee im Bibliotheksbau des Deutschen Museums im selben Jahr eine umfangreiche Ausstellung uber die Ausgrabungen in Olympia Neben antiken Originalen wurden auch rund 100 Repliken aus Zinn und Bronze sowie Gipsabgusse ausgestellt welche anschliessend in den Besitz des Museums fur Abgusse Klassischer Bildwerke uberging Unter Paul Zanker der von 1976 bis 2002 Museumsdirektor war wurde die Sammlung systematisch ausgebaut Von 1981 an war es wegen einer Sanierung des Hauses nur zeitweise moglich die Sammlung offentlich zu zeigen Erst nach Abschluss der Arbeiten ist das Museum seit 1991 dauerhaft zuganglich Die Sammlung ist heute in beiden Lichthofen und dem sogenannten Gartensaal im Erdgeschoss im Untergeschoss sowie teilweise in den Galerien im ersten und zweiten Obergeschoss aufgestellt 2 3 Ausstellung BearbeitenDie Sammlung bietet einen umfangreichen Uberblick zur antiken Plastik und umfasst Abgusse nach Skulpturen sowie Reliefs und Kleinkunst aus sieben Jahrhunderten der antiken Kunstgeschichte Der offentliche Bereich des Gebaudes verteilt sich auf zwei Lichthofe und drei Geschosse Betritt man das Museum gelangt man in den ersten Lichthof in welchem sich Abgusse hellenistischer Plastiken befinden Im vom Eingang aus rechts gelegenen beziehungsweise dem zweiten Lichthof befinden sich Abgusse von Plastiken aus der Klassik sowie der Archaik In dem dazwischenliegenden kleineren Saal an der Ostseite des Gebaudes dem sogenannten Gartensaal werden Abgusse gezeigt die exemplarisch fur die romische Reprasentationskunst stehen Die Ordnung der Abgusse folgt also der Chronologie der Kunstepochen wie es das vergleichende Sehen erfordert So ist hier die Entwicklung der antiken Kunst auf einem kleinen gut einsehbaren Raum nachvollziehbar Die Lichthofe sind von Galerien umgeben In diesen werden uber dem hellenistischen Lichthof im zweiten Stock verschiedene Herrscherportrats und uber dem archaisch klassischen Hof in den oberen beiden Stockwerken Feldherrn und Philosophenportrats ausgestellt Im Untergeschoss befindet sich daruber hinaus eine weitere romische Abteilung mit romischen Reliefs wie etwa die Ara Pacis die Marc Aurel Saule oder die Decennalien Basis 4 Seit Juni 2005 befindet sich ein farbig gefasstes Modell des Parthenon von Athen in der Ausstellung Das Exponat ist mit weiteren rund 150 Abgussen eine Dauerleihgabe des Metropolitan Museum of Art in New York Das imposante Modell ist im Massstab 1 20 gefertigt hat eine Lange von 4 09 m und ein Gewicht von 1 7 t Der grosse Massstab war Wunsch des Stifters Levi Hale Willard der bisherige Modelle als toys deutsch Spielzeuge bezeichnete Das Modell wurde mitsamt der Farbrekonstruktion 1883 nach Paris ubergeben Das von Adolf Jolly gebaute Modell sollte eine moglichst umfassende Anschauung des Parthenon um Zustand des 5 Jhs v Chr vermitteln Die Rekonstruktion der Architektur basiert auf dem archaologischen Wissen der Zeit Aussen und Innenausstattung erfolgten nach einer hypothetischer Rekonstruktion im Zustand des 5 Jh v Chr Uberlieferungen von Pausanias waren u a eine Quelle Mit der Fertigstellung um das Jahr 1889 war es das umfassendste Rekonstruktionsmodell des Parthenon seiner Zeit Vermutlich wurde es auf der Pariser Weltausstellung 1889 ausgestellt Im Jahr 1946 wurden umfangreiche Umbauten vorgenommen um es auf einen der neuesten Forschung gemassen Stand zu bringen Der Restaurierungsprozess des Objekts halt seit 13 Jahren an Das Modell ist bis heute die umfassendste Rekonstruktion wenn auch keine die dem aktuellen Forschungsstand entspricht Daher ist heute das Modell fur die Archaologie weniger als Rekonstruktionsgrundlage fur aktuelle Forschungen wichtig sondern vielmehr als uberragendes Zeitzeugnis der Beschaftigung mit dem im 19 Jh als Zenit antiker Architektur wahrgenommener Kunst und Kultur geltender Bauwerke 5 Auswahl vergangener Sonderausstellungen BearbeitenIn der Ausstellung Begegnung in bunt Farbfassungen antiker griechischer und chinesischer Plastik im Vergleich welche zwischen Juni und August 2008 besuchbar war ging es neben dem Vergleich von chinesischer und antiker griechischer Kunst aus etwa der gleichen Zeit ca 320 210 v Chr vor allem um die Farbigkeit dieser Plastiken Dabei zeigte die Ausstellung Ergebnisse aus laufenden Forschungsprojekten zur Polychromie antiker chinesischer sowie griechischer Plastik Neben theoretischer Arbeit wurde hier auch handwerklich der Prozess zur Bemalung praktisch erforscht Als Ergebnis wurden hier bemalte Abgusse von Teilen des Istanbuler Alexandersarkophages welcher auf ca 320 v Chr zu datieren ist sowie zweier Kopien von Kriegern aus der Grabanlage des ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuangdi gestorben 210 v Chr ausgestellt Die Ausstellung war eine Kooperation mit der Technischen Universitat Munchen und dem Lehrstuhl fur Restaurierung Die Ausstellung anders Ideal und Gegenbild Juni September 2015 widmete sich der immer noch aktuellen Frage von Schonheitsidealen und stellte Abgusse von idealen Korpern denen ihrer scheinbaren Gegenbilder entgegen Die Ausstellung war eine Kooperation mit der Graduiertenschule Distant Worlds und wurde von Doktoranden und Doktorandinnen verschiedenster Fachrichtungen der Altertumskunde durchgefuhrt Die Ausstellung Die zwei Leben des Pergamonaltars bot einen ganz neuen Blick auf den Ostfries des Grossen Altars von Pergamon Der russische Pantomime und Fotokunstler Andrey Alexander rekonstruierte in jahrelanger Zusammenarbeit mit der Autorin Angelika Gebhard den uber 30 m langen Fries und verstand dies als fiktive kunstlerisch inspirierte Wiederherstellung des Originals Zusammen mit zahlreichen Gipsabgussen des Grossen Altars und weiteren hellenistischen Kunstwerken erzahlte die Ausstellung die Geschichte die Ausgrabung in Pergamon die Auf und Ausstellung des Bauwerkes in Berlin sowie die kunstlerische Adaption des Pergamonaltars Konservatoren des Museums BearbeitenNomineller Direktor des Museums ist der jeweilige Lehrstuhlinhaber fur Klassische Archaologie an der Universitat Munchen qua Amt in Nebenfunktion Im Tagesgeschaft wird das Museum von einem Konservator geleitet 1 Paul Arndt 1892 ca 1894 Heinrich Bulle 1894 1898 Hermann Thiersch 1899 1903 Johannes Sieveking 1897 1907 Ludwig Curtius 1901 1908 Eduard Schmidt 1908 1914 Ernst Buschor 1914 1919 Carl Weickert 1919 1934 Hans Diepolder 1934 1937 Heinz Kahler 1937 1953 Dieter Ohly 1949 1953 Hans Walter 1954 1966 Ingeborg Scheibler 1966 1991 Hans Ulrich Cain 1992 1997 Ingeborg Kader 1997 2017 seit 2017 Andrea Schmolder Veit und Nele Schroder GriebelAusstellungen Auswahl BearbeitenDas antike Olympia in Munchen 1972 2022 6 Literatur BearbeitenAndrea Schmolder Veit Nele Schroder Griebel Hrsg Lebendiger Gips 150 Jahre Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Munchen 2019 ISBN 978 3 947450 76 3 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Homepage des MuseumsAnmerkungen Bearbeiten a b Geschichte des Museums Historie In Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Munchen abgerufen am 20 August 2019 Geschichte des Museums Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Munchen Abgerufen am 10 Oktober 2022 Haus der Kulturinstitute und Kunstareal Munchen Haus der Kulturinstitute In Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Munchen abgerufen am 20 August 2019 Gebaudeplane In Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Munchen abgerufen am 20 August 2019 Inge Kader Parthenonmodell In Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Munchen abgerufen am 20 August 2019 Ulrich Hofstatter Andrea Schmolder Veit Nele Schroder Griebel Hrsg Das antike Olympia in Munchen 1972 2022 Propylaeum Heidelberg 2022 ISBN 978 3 96929 122 1 Digitalisat Museen und Sammlungen im Kunstareal Munchen Alte Pinakothek Neue Pinakothek Pinakothek der Moderne Stadtische Galerie im Lenbachhaus mit Kunstbau Turkentor Museum Brandhorst Glyptothek Staatliche Antikensammlungen Staatliche Graphische Sammlung Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke Staatliches Museum Agyptischer KunstInstitute und ForschungseinrichtungenDoerner Institut Palais Pinakothek im Palais Durckheim Normdaten Korperschaft GND 811216 2 lobid OGND AKS LCCN nr90027348 VIAF 159303010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Museum fur Abgusse Klassischer Bildwerke amp oldid 238207348