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Die Abgusssammlung des Archaologischen Instituts der Universitat Gottingen ist eine Sammlung historischer Abgusse aus Gips von Plastiken der Antike die das Archaologische Institut der Universitat Gottingen verwahrt Die Sammlung ist die alteste und eine der bedeutendsten Sammlungen ihrer Art Sie besteht aus mehr als 2000 Abgussen deren Originale auf mehr als 150 archaologische Sammlungen weltweit verteilt sind Blick in einen der Sammlungssale 2008 Links an der Wand Abgusse vom Pergamonaltar dunkel der Dornauszieher im Hintergrund die Nike von SamothrakeInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausstellungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 BelegeGeschichte BearbeitenDie Geschichte der Abgusssammlung begann im Jahr 1767 mit dem Wirken des Altphilologen Professor Christian Gottlob Heyne Heyne der als einer der Begrunder der modernen Klassischen Altertumswissenschaft gilt erkannte als Erster die didaktischen Moglichkeiten antiker Kunstwerke in der Lehre Weil Originale jedoch zum Teil recht teuer waren fanden schon seit der Renaissance Gipsabgusse in Europa Verbreitung Diese waren zunachst jedoch meist Studienmodelle in Kunstlerateliers und dienten der Produktion von Marmorstatuen und Bronzen Zunachst hatte Heyne mit verschiedenen Problemen zu kampfen Es gab keinen Etat fur die Sammlung keine Raumlichkeiten und auch keinen ausreichend grossen Markt fur Abgusse weder in der Menge noch in der notigen Qualitat Zunachst erwarb Heyne 18 Abgusse von Bronzebildnissen romischer Kaiser und einiger anderer Personen des antiken Geisteslebens deren Vorbilder sich in der Galerie Herrenhausen befanden und zum Teil noch heute befinden Dabei handelte es sich jedoch nicht um Abgusse von Originalen sondern um Abgusse von Abgussen was Heyne allerdings nicht wusste Lange war nicht klar warum er ausgerechnet diese 18 Bildnisse erwarb gehorten antike Portrats doch nicht zum Kanon der beruhmten Bildwerke der Antike Heute weiss man aus Aufzeichnungen Rudolf Erich Raspes dass neben Heyne auch der Landgraf von Hessen Kassel und der Herzog von Mecklenburg Schwerin einen Satz der Abgusse erwarben Somit waren diese Bildnisse da nur eine Negativform benotigt wurde vergleichsweise preiswert An der Herstellung der Abgusse die unter der Aufsicht des Hofbildhauers Johann Friedrich Ziesenis gefertigt wurden waren offenbar auch die italienischen Gebruder Ferrari beteiligt die zu einigen der bedeutendsten Gipsformern werden sollten Eine Buste Konstantin des Grossen 1 ist von einem der Bruder signiert worden Auch spater lieferten die Bruder die sich in Leipzig niederliessen einige der Abgusse fur die Sammlung Darunter waren mehrere Abgusse ganzer Statuen wie der Apoll von Belvedere die Venus Medici der Borghesische Fechter und der Laokoon Spater mussten ausgerechnet diese Werke auf die Heyne wegen ihrer Wirkung besonderen Wert legte durch neue Abgusse ersetzt werden weil sie schlichtweg zu unscharf waren Das betraf im Laufe der Zeit auch weitere Werke die den Anspruchen der Lehre nicht genugten so auch die Bildnisse aus der Werkstatt der Gebruder Rost die ebenfalls in Leipzig in den beiden letzten Jahrzehnten des 18 Jahrhunderts wirkten Ihre Abgusse waren zwar im Schnitt besser als die der Ferraris doch benutzen offenbar beide Firmen abgenutzte Formen 1781 kamen als Geschenk des Grafen Johann Ludwig von Wallmoden Gimborn Abgusse von Skulpturen seiner Sammlung der altesten privaten Antikensammlung in Deutschland ans Institut 2 Weitere Geschenke kamen etwa mit einem Abguss der Buste der Klytia von Raspe 1792 oder von Friedrich Wilhelm Eugen Doll dessen Geschenke 1802 zugleich die letzten Neuzugange zur Sammlung in Heynes Zeit in Gottingen waren Problematisch waren zum Teil die Kosten So musste fur einen Abguss einer Nachschopfung des Silen mit Dionysosknabe der in Bologna erworben wurde 20 Taler bezahlt werden fur den Transport nach Gottingen jedoch das vierfache Probleme bereitete auch die Aufstellung der Abgusse Zunachst waren sie in den Bibliotheksraumen des sogenannten Kollegiengebaudes untergebracht Die Aufstellung konnte dank Aufzeichnungen Heynes und weiterer zeitgenossischer Berichte rekonstruiert werden Die Abgusse waren auf mindestens sieben Bibliotheksraume verteilt Die Statuen standen meist in Nischen die Busten und Kopfe auf Wandkonsolen Es scheint dass Heyne bei der Aufstellung versuchte Bezuge zwischen Statuen und der jeweiligen Abteilung der Bibliothek herzustellen Die Bildnisse von Regenten und Politikern standen im Historischen Saal die der Geistesgrossen im Philologischen Saal Der Sterbende Fechter und der Fechter Borghese fanden Aufstellung im Medizinischen Saal Letztere Statue galt als anatomische Musterfigur Unklar ist warum auch die Bildnisse Caesars und Konstantins hier standen Ebenfalls lasst sich kein klarer Bezug der Frauendarstellungen zum Physikalischen Saal herstellen Hier standen auch die archaologischen Bucher und Heyne hielt hier seit 1767 jeden Sommer seine archaologischen Vorlesungen ab Im Physikalischen Saal standen daneben auch Busten zeitgenossischer Personen wie Johann Joachim Winckelmann und Georg III Eine Erklarung des Standortes des Laokoon und des Apoll von Belvedere im Juristischen Saal und dem Silen mit Dionysoskind im Theologischen Saal konnte nicht gefunden werden Zwar hatten die Bildnisse den Nebeneffekt ein wurdiger Schmuck der Bibliothek zu sein doch war die Nutzbarkeit in dieser Aufstellung begrenzt denn nicht alle Bildnisse waren wahrend der Vorlesungen vor Ort greifbar Die nachsten Impulse fur die Sammlung gingen ab 1823 von Karl Otfried Muller aus So gelang es ihm beispielsweise eine originalgetreue Abbildung der Venus von Milo vom Louvre zu erwerben Zudem fanden die Bildnisse auf Mullers Initiative hin 1823 eine neue Aufstellung in der Paulinerkirche wo die Apsis ebenfalls auf Mullers Initiative zu einer Art Vorlesungsraum umgestaltet wurde Wahrend der Agide von Mullers Nachfolger Friedrich Wieseler fand die Sammlung wieder einen neuen Aufstellungsort 1844 kamen die Abgusse in das Aulagebaude der Universitat am Wilhelmsplatz Doch wegen weiterer Ankaufe etwa des Bauschmucks des Zeustempels von Olympia im Jahr 1877 war der Raum auch dort binnen kurzer Zeit zu klein geworden Teile der Sammlung mussten in die Aula ja sogar ins Treppenhaus ausgelagert werden 1912 wahrend der Amtszeit von Gustav Korte fand die Sammlung ihre bis heute endgultige Aufstellung im zeitgleich errichteten Seminargebaude am Nikolausberger Weg Eigens fur die Sammlung wurden hohe Ausstellungsraume geschaffen Neu hinzu kamen beispielsweise Giebelfiguren des Aphaiatempels von Agina sowie Architekturplastiken aus Delphi 1930 konnte die Sammlung nochmals nennenswert durch den Erwerb der Elgin Marbles einem Teil der Parthenon Skulpturen erweitert werden Christof Boehringer der erste hauptamtliche Kustos der Sammlung ordnete diese seit 1967 grundsatzlich neu Die Sammlung wurde weiterhin kontinuierlich und zahlreich erganzt Die Raumlichkeiten mussten durch Magazine fur die Kopfe und Busten erweitert werden 1986 kamen weitere drei Raume fur hochklassische und klassizistische Statuen und ein Saal fur Abgusse romischer Kunstwerke im ehemaligen Hofauditorium hinzu Ausstellungen BearbeitenDie offentlich zugangliche Sammlung ist aktuell im Institut auf zwei Etagen mit jeweils mehreren Raumen verteilt Zudem sind einige Skulpturen Teil der Dauerausstellung in der Paulinerkirche Einen eigenen Etat gibt es fur die Abgusssammlung nicht sie ist direkt dem klassisch archaologischen Institut angeschlossen und ist neben der Sammlung der Originale und der numismatischen Sammlung eine der drei vom Institut betreuten Sammlungen Kustos der Sammlungen ist derzeit Daniel Graepler Literatur BearbeitenKlaus Fittschen Hrsg Verzeichnis der Gipsabgusse des Archaologischen Instituts der Georg August Universitat Gottingen Bestand 1767 1989 Gottingen 1990 Klaus Fittschen Christian Gottlob Heyne und die Gottinger Gipsabgusssammlung In Daniel Graepler Joachim Migl Hrsg Das Studium des schonen Altertums Christian Gottlob Heyne und die Entstehung der Klassischen Archaologie Georg August Universitat Gottingen Niedersachsische Staats und Universitats Bibliothek Gottingen 2007 ISBN 978 3 930457 82 3 S 89 99 Christof Boehringer Uber die Gottinger Sammlung von Gipsabgussen antiker Skulpturen In Ganz fur das Studium angelegt Die Museen Sammlungen und Garten der Universitat Gottingen Wallstein Verlag Gottingen 2001 ISBN 3892444528 S 64 72 Ellen Suchezky Die Abguss Sammlungen von Dusseldorf und Gottingen im 18 Jahrhundert Zur Rezeption antiker Kunst zwischen Absolutismus und Aufklarung Berlin 2019 ISBN 978 3 11 060949 3 Weblinks BearbeitenDarstellung der Geschichte der Abgusssammlung auf der Webseite des Archaologischen Instituts der Universitat Gottingen Virtueller Gang durch die SammlungenBelege Bearbeiten Inventarnummer 687 Daniel Graepler Die Originalsammlung des Archaologischen Instituts in Dietrich Hoffmann Kathrin Maack Rheinlander Hg Die Museen Sammlungen und Garten der Universitat Gottingen 2001 S 60Museen in Gottingen Anthropologische Sammlung der Universitat Gottingen Biodiversitatsmuseum Gottingen Bismarckhauschen Computer Cabinett Gottingen Ethnologische Sammlung der Universitat Gottingen Forum Wissen Galerie des Kunstvereins Gottingen Geowissenschaftliches Museum der Universitat Gottingen Historische Sammlung zur Geburtsmedizin der Universitat Gottingen Kunsthaus Gottingen Kunstsammlung der Universitat Gottingen Museum am Thie Gottingen Museum der Gottinger Chemie Musikinstrumentensammlung der Universitat Gottingen Naturhistorisches Museum der Universitat Gottingen Sammlungen des Archaologischen Instituts der Universitat Gottingen Stadtische Galerie Altes Rathaus Gottingen Stadtisches Museum Gottingen Studentenkarzer Zoologisches Museum Gottingen Normdaten Korperschaft GND 1036676935 lobid OGND AKS VIAF 303986679 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abgusssammlung des Archaologischen Instituts der Universitat Gottingen amp oldid 224514865