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Als Klassik bezeichnet man in den Klassischen Altertumswissenschaften insbesondere der Klassischen Archaologie die Epoche die mit den innergriechischen Umbruchen gegen Ende des 6 Jahrhunderts v Chr eingeleitet wird und mit den Siegen der Griechen gegen die von Persien drohende Gefahr in den Schlachten bei Marathon 490 v Chr Salamis 480 v Chr und Plataiai 479 v Chr beginnt Der hierdurch eingeleitete Wandel macht sich vor allem in der Kunst und der Architektur aber auch in der Malerei und Vasenmalerei in der Dichtkunst der Philosophie und Literatur bemerkbar Mit dem Tod Alexanders des Grossen und den sich anschliessenden Machtkampfen Gebietsaufteilungen und Herrschaftsformen der Diadochenzeit im Jahr 323 v Chr endet die Zeit der griechischen Klassik Sie steht zeitlich zwischen der archaischen Kunst und der des Hellenismus Obwohl die klassische Zeit sich uber einen Zeitraum von anderthalb Jahrhunderten erstreckt stellt sie keinen monolithischen Block dar Vielmehr lasst sich dieser Zeitraum anhand stilistischer Kriterien in weitere Einheiten aufteilen die mehr oder minder fliessend ineinander ubergehen in ihrer festgefugten Form sich aber deutlich voneinander absetzen lassen Die Klassische Archaologie unterscheidet hierbei folgende Stilstufen Fruhklassik oder Strenger Stil 480 bis 450 v Chr Hochklassik 450 bis 430 420 v Chr Reicher Stil 430 420 bis 400 390 v Chr Spatklassik 400 390 bis 330 323 v Chr Diese Stilstufen korrelieren mit keinen auffalligen historischen Ereignissen Im Gegensatz zu den Umbruchen zu Beginn und Ende der Epoche beeinflusste beispielsweise der Peloponnesische Krieg in keiner Weise die Entwicklung der Bildenden Kunst und die um 430 20 v Chr entwickelten Formen des Reichen Stils werden noch bis etwa 390 v Chr weitergefuhrt Sieht man den Reichen Stil hingegen selbst als Zeugnis des Ubergangs und Umbruchs dann ware der Krieg der einzige ausserlich gliedernde und wirkende Faktor auf die Kunst dieser Zeit Inhaltsverzeichnis 1 Fruhklassik oder Strenger Stil 2 Hochklassik 2 1 Architektur 2 2 Plastik 3 Reicher Stil 4 Literatur 5 AnmerkungenFruhklassik oder Strenger Stil Bearbeiten nbsp Krieger aus dem Westgiebel des Aphaiatempels Glyptothek Munchen nbsp Krieger aus dem Ostgiebel des Aphaia tempels Glyptothek MunchenAm deutlichsten wird der Ubergang von der archaischen Kunst des 7 und 6 Jahrhunderts v Chr zum Strengen Stil an den beiden Giebeln des Aphaiatempels auf der griechischen Insel Agina Beide Giebel stellen Kampfszenen dar Wahrend aber am 510 500 v Chr geschaffenen Westgiebel die Figuren noch ganz in archaischer Geschlossenheit und Selbstbezogenheit dargestellt werden und sich in plakativer Flachigkeit und Frontalitat zeigen beginnen die Darstellungen des 15 Jahre jungeren Ostgiebels mit Drehbewegungen den durch das Giebeldreieck vorgegebenen Darstellungsraum auch in seiner dritten Dimension der Tiefe zu fullen Das archaische Lacheln ist hier verschwunden und macht einem neuen Ernst Platz der zum Strengen Stil uberleitet Dieser tritt in voller Auspragung mit dem sogenannten Kritios Knaben in Erscheinung Obwohl motivisch noch der Kouros archaischer Zeit zu erkennen ist zeigt der wohl bald vor 480 v Chr geschaffene Knabe alle Gestaltungsansatze die fur die klassische Kunst verbindlich werden Klare Unterscheidung zwischen Stand und Spielbein dadurch ausgeloste Ponderation die sich in der leichten Hebung der Hufte auf der Standbeinseite abzeichnet Werner Fuchs pragte fur das Gestaltungsmuster den Begriff antistrophischer Parallelrhythmus bei dem eine Korperseite die nach vorn drangende Aktion tragt wahrend die andere Seite zuruckgenommen wird 1 Bis zu den Schultern entwickelt sich die Differenzierung der Ponderation noch nicht aber mit der leichten Drehung des Kopfes dem tiefen Ernst des Gesichtsausdrucks kommt eine andere Auffassung vom Menschen zur Darstellung als dies zuvor denkbar war Ein Seelenzustand wird erfahrbar den die archaische Kunst nicht kannte Nach den verspielten Gewandern vor allem spatarchaischer Zeit werden diese nun schlichter die Materialitat schwerer Die Giebelfiguren des Zeustempels von Olympia zeigen diese Tendenz besonders gut Bronze gewinnt bei der Herstellung von Statuen zunehmend an Bedeutung der Bronzeguss meistert nun auch grossformatige lebensgrosse Statuen wie etwa die 477 76 v Chr geschaffene Gruppe der Tyrannentoter der Erzgiesser Kritios und Nesiotes oder die Bronzestatuen von Riace Bedeutende Bildhauer der Hochklassik schufen wahrend der Zeit des Strengen Stils ihre ersten Werke Zu nennen sind hier Myron Phidias und Polyklet Die Errichtung monumentaler Tempel verbreitet sich in Griechenland Kleinasien aber auch in Grossgriechenland und zeugt von einem neuen Selbstbewusstsein der Auftraggeber Als prominentestes Beispiel dieser Zeitstellung sei auf den um 460 v Chr errichteten Zeustempel im Heiligtum von Olympia verwiesen auch Tempel E im Heraion von Selinunt gehort dieser Zeitstellung an nbsp Schale des Pistoxenos Maler 480 v Chr British Museum LondonDie griechische Vasenmalerei entwickelt die gegen Ende des 6 Jahrhunderts v Chr eingefuhrte Rotfigurige Vasenmalerei weiter tragt nun aber in der Darstellung von Gewandern eine grossere Plastizitat vor und wandelt auch den Inhalt ihrer Darstellung nachhaltig Nicht mehr der konkrete Moment eines bestimmten Ereignisses sondern der Weg dorthin das unmittelbare Davor wird wichtiger Inhalt Gleichwohl ist mit dem Beginn der Klassik die hohe Zeit der Vasenmalerei vorbei und die Kunstler wenden sich in der Folgezeit der Wandmalerei zu nbsp Diskobolos romische Marmorkopie aus der Villa Adriana British Museum LondonAn der Entwicklung nehmen dennoch nicht alle Gebiete des griechischen Kulturraumes gleichermassen teil Durchaus sind fur den Beginn der Fruhklassik noch gleichzeitige Werke nachzuweisen die ganz in archaischer Tradition stehen wie etwa das um 480 470 v Chr errichtete Grabmal eines lykischen Fursten in Xanthos das Harpyienmonument Der Fries des Monumentes zeigt hinsichtlich der Komposition aber auch in Haar und Gewandbildungen spatarchaische Formensprache das archaische Lacheln ist aber auch dort bereits verschwunden Uberhaupt halt sich in Denkmalergattungen die traditionell eher beharrend sind wie die Grabreliefs archaisches Formgut archaische Linearitat in der Darstellung langer als in freieren Gattungen Das sogenannte Leukothea Relief ebenfalls aus der Zeit um 480 470 v Chr weist trotz der neuen Korperlichkeit und der innigen Beziehung der Dargestellten deutlich archaische Stilisierung bei Haaren und Gewandern auf Bereits der Antike war bewusst dass in der Zeit der Perserkriege auf dem Gebiet der Kunst etwas Neues begonnen hatte das in einer Vorstufe die um 450 v Chr beginnenden Hochklassik einleitete und sich von Alterem deutlich absetzte So galt beispielsweise der ab etwa 490 480 v Chr wirkende Pythagoras aus Rhegion der romischen Kunstgelehrsamkeit als Neuerer Denn er druckte zuerst Sehnen und Adern aus und behandelte das Haar sorgfaltiger als seine Vorganger 2 Sicher erfand Pythagoras diese Art der Darstellung nicht aber mit einer Kunstlerpersonlichkeit zu verbinden war das Phanomen vielleicht zuerst bei ihm Laut Diogenes Laertios war Pythagoras auch der erste der sich in seinem Werk den Problemen der Symmetria und des Rhythmos widmete 3 Das vor dem 5 Jahrhundert v Chr nicht belegte Wort Symmetria meint im antiken Wortverstandnis das Massverhaltnis in dem verschiedene Aspekte ein und derselben Sache zueinander stehen und kann auf feucht trocken warm kalt auf Gebaudeteile und Bauglieder aber auch auf die Gliedmassen eines Korpers bezogen werden Symmetria ist im Gegensatz zu Asymmetria immer das gute und richtige Massverhaltnis 4 Rhythmos meint in seiner Grundbedeutung die geregelte Bewegung ubertragen dann eine innerhalb einer Ordnung sich fortpflanzende Fugung der Teile eine sich im Ganzen fortbewegende Beziehung der Teile zueinander 5 Mit Pythagoras setzt die Auseinandersetzung mit solchen Forderungen ein Dem wenig jungeren Myron wird attestiert dass er obwohl noch roh in der Darstellung des Scham und Haupthaares wie in der alteren Kunst zuvor als erster die Wahrheit vervielfaltigt habe Allerdings habe er noch nicht das Gefuhl oder die Stimmung der Seele wiedergegeben gleichwohl war er abwechslungsreicher und in der Festlegung seiner Symmetria sorgfaltiger gewesen als Polyklet 6 Im Werk Myrons vielleicht erst in seinem Spatwerk ist also was Pythagoras einfuhrte so weit entwickelt dass selbst Polyklet es nicht erreichen konnte Die Symmetria Zugleich fehlte ihm noch die seelische Ausdruckskraft Quintilian lobt an Myron die Bewegtheit seiner Statuen mit denen er die Starre fruherer Zeit mit ihren hangenden Armen und geschlossenen Fussen gemeint sind archaische Kouroi oder Koren uberwand und verteidigt das Werk Myrons denn in der Kunst sei doch gerade das Schwierige und Neue ganz besonders lobenswert 7 Hochklassik BearbeitenZwei Jahrzehnte nur dauerte der Zeitraum der als Hochklassik bezeichnet wird von 450 bis 430 420 v Chr Zwei Jahrzehnte in denen mit ungeheurer Anstrengung und mit ungeheuren finanziellen Mitteln aber auch mit einem bis dahin nicht gekannten schopferischen Potential die Kunst auf eine bis dahin unerreichte nachwirkende Reife gebracht wurde Das Vorbildliche dieser Kunst als welches es bereits der Antike galt und das in der Auseinandersetzung mit der Antike einen erheblichen Einfluss auf die Kunst der Neuzeit ausubte ist die Grundlage fur die Bezeichnung Hohe Klassik Massgeblich getrieben wurde diese Entwicklung von Athen und in Konkurrenz zu Athen Mit den Siegen des Attischen Seebundes in letzten Gefechten gegen die Perser war um die Mitte des 5 Jahrhunderts v Chr die persische Gefahr gebannt und Athen forderte aufgrund seiner Leistungen eine gewisse Vormachtstellung unter den griechischen Poleis Dies zu veranschaulichen und bei der Gelegenheiten die Verwustungen der Perserkriege zu beseitigen entwickelte Athen ein umfangreiches Bauprogramm getrieben von der Partei des Perikles und unterstutzt von den geistigen und kunstlerischen Grossen seiner Zeit Athen hob seine Demokratie mit der Beteiligung aller Burger dank der Einfuhrung von Diaten auf eine neue Stufe das geistige Leben war gepragt von den Kraften des Nous der Vernunft und zog Gebildete aus allen Teilen der griechischen Welt an Mit Anaxagoras hielt die ionische Naturphilosophie Einzug in Athen Sophokles und Euripides schufen ihre Tragodien Mit der Alten Komodie setzt in der Person des Kratinos zugleich die kritische Auseinandersetzung mit Perikles ein nbsp Pelike des Polygnotos Louvre G 375 ParisDie Konzentration auf Athen fuhrte auf der anderen Seite zu einem Verlust der Vielfaltigkeit Einst eigenstandige Zentren des Kunstschaffens verloren an Bedeutung insbesondere in der Kleinplastik verarmte der Ideenreichtum und die Produktion ging zuruck In der Vasenmalerei kommt die Polychromie auf weissgrundigen Lekythen auf fur die nur noch die Konturen in mattgrauer oder roter Farbe vor dem Brand aufgetragen wird Unter den Malern rotfiguriger Vasen sticht Polygnotos hervor der seinen Namen wahrscheinlich nach dem bedeutenden Maler dieser Zeit Polygnotos von Thasos wahlte Auch dieser ein nach Athen Zugewanderter der fur seine Leistungen als Maler mit dem athenischen Burgerrecht geehrt wurde aber auch andernorts etwa in Delphi wirkte Athen das vor der Schlacht von Plataiai angeblich geschworen hatte die von den Barbaren zerstorten Heiligtumer nicht wieder aufzubauen zundete den Beginn der Hochklassik nach gangiger Theorie im Jahr 449 448 v Chr mit dem Vorhaben Akropolis und zerstorte Heiligtumer Athens wieder zu errichten und neu zu gestalten Freilich waren die hierfur notwendigen Vorbereitungen langst vorher in Angriff genommen worden Bereits unter Kimon wurde die Akropolis eingeebnet und neu terrassiert in dem Zusammenhang auch erweitert was wahrscheinlich erst nach der Schlacht am Eurymedon um 465 v Chr denkbar war Als dann 454 v Chr die Kasse des Attischen Seebundes von Delos nach Athen uberfuhrt worden war standen den Athenern die finanziellen Mittel fur ein derartiges Vorhaben zur Verfugung Architektur Bearbeiten nbsp Parthenon Athen nbsp Tempel des Hephaistos AthenFur die Neugestaltung der Akropolis in deren Baukommission Perikles selbst sass wurden die Architekten Iktinos Kallikrates und Mnesikles unter der leitenden Bauaufsicht des Phidias bestimmt Das Vorhaben auf der Akropolis umfasste die Bauten des Parthenon der Propylaen des Erechtheions und des Tempels der Athena Nike Begonnen und vollendet bis 430 v Chr wurden von diesen nur der Parthenon und die Propylaen Am Rande der Agora entstand zur gleichen Zeit der Tempel des Hephaistos am Ilisos der Tempel der Artemis Agrotera auf Kap Sounion der Poseidontempel und in Eleusis wurde der unter Kimon begonnene Neubau des Telesterions durch Iktinos vollendet Am Parthenon bildeten 8 17 Saulen dorischer Ordnung den Saulenumgang die Peristasis Damit unterscheidet sich der Parthenon von allen fruheren dorischen Tempeln die nur sechssaulige Fronten kannten 8 Wahrend ionische Tempel mit achtsauligen Fronten aber einen doppelten Saulenkranz aufwiesen erweiterte man am Parthenon die Cella um zwei Joche Der Parthenon folgt darin dem bereits am Zeustempel in Olympia vorgegebenen klassischen Verhaltnis von Saulen der Front zu den Langseiten das nach der Regel Frontsaulen Flankensaulen n 2n 1 entworfen wurde Die gleiche Proportion auf das Verhaltnis 4 9 gekurzt durchzieht alle weiteren Entwurfsmasse des Parthenon Saulendurchmesser zu Saulenabstand wurden hierdurch festgelegt das Seitenverhaltnis des Stylobats folgt ihm auch der Naos ohne Anten Tempelbreite zu Tempelhohe bis zum horizontalen Geison ist durch das Verhaltnis 9 4 festgelegt und dem folgt ins Quadratverhaltnis gesteigert das Verhaltnis zwischen Tempellange zu Tempelhohe das 81 16 betragt Auch am Tempel des Hephaistos findet sich das Verhaltnis 4 9 oder 9 4 in den Entwurfsmassen wieder An beiden Bauten auffallig ist auch die Verschmelzung von Bau und Dekorationselementen dorischer und ionischer Ordnung Gehort schon der Fries der Cellawande beider Tempel nicht dem dorischen Formkanon an so ist die Verwendung ionischen Profile an beiden Bauten sei es am Wandfuss am Hephaisteion sei es der Perlstab uber dem Triglyphon des Parthenon noch ungewohnlicher obgleich es altere Ansatze hierzu gab Ahnliche Phanomene sind an den Propylaen des Mnesikles der seine ionischen Saulen in der Vorhalle des Prozessionsweges mit einer bis dahin dorischen Saulen eigentumlichen Entasis versah zu beobachten Geregelte Proportion Symmetria und Rhythmos das feinsinnige Spiel mit ordnungsfremden Elementen kennzeichnen diese Architektur Dass all diese Bauten mit optischen Verfeinerungen wie Kurvatur und Inklination aufwarten ist geradezu selbstverstandlich klassisch Waren die Bauglieder alterer Tempel noch autonome Gebilde fur sich die entweder trugen oder lasteten so wurden sie in den Bauten der Hochklassik in ein Netz aus Bewegung und Gegenbewegung verwoben waren korperhafte Gebilde im Bewegungsfluss der Bauten Bewegung und Gegenbewegung Ausgleich der Gegensatze und Kontrapost waren Themen die seit Beginn der Fruhklassik die griechischen Bildhauer beschaftigten Und angesichts der Tatsache dass mit Phidias ein ausgewiesener Bildhauer vielleicht der grosste Bildhauer seiner Zeit die Aufsicht uber die Arbeiten am Parthenon fuhrte mag erklaren wie diese Probleme und ihre Losung in den Bereich der Architektur Einzug halten konnten Plastik Bearbeiten nbsp Apollonstatue Typus Kassel Louvre nbsp Athena Lemnia Abguss im Puschkin Museum Moskau nbsp Doryphoros Nationalmuseum NeapelPhidias als massgeblicher Berater und zu Baubeginn des Parthenon wohl bereits beruhmtester Bildhauer seiner Zeit hatte gerade die Arbeiten an seiner Athena Promachos abgeschlossen als er mit der Bauleitung auf der Akropolis beauftragt wurde Mit ihm und den Kunstlern der eine Generation wahrenden Hochklassik beginnt eine neue Sicht auf den Menschen auf die Kunst und auf das Verhaltnis Natur Kunst Die in der Fruhklassik begonnene Auseinandersetzung mit den Regeln der Kunst wird fortgeschrieben neu geschrieben und anscheinend erstmals auch niedergeschrieben Hatte die Fruhklassik die Wahrheit vervielfaltigt und den Weg zu einem stark naturalistisch gepragten Realismus beschritten so werden nun das Regelhafte dessen Auffindung und Umsetzung einerseits das Seelenhafte Gefuhl und Stimmung andererseits Leitthema in der Darstellung des Menschen Bezuglich des Regelhaften sind Symmetria und der Ausgleich von Bewegung und Gegenbewegung von Aktion und Reaktion Ziele kunstlerischer Gestaltung die je verschiedenen Losungen werden zu Leitformen der Kunstentwicklung Der Stand das Standmotiv und seine Auswirkungen bei der nackten mannlichen Statue auf die Muskulatur bei der weiblichen Statue auf das Gewand werden in immer neuen Versuchen durchgespielt und zu einer hochklassischen Form gebracht dem chiastisch aufgebauten durchponderierten Kontrapost Der Mensch im Gleichgewicht unabhangig von ruhigem Stand oder bewegter Aktion Der antistrophische Parallelrhythmus des Strengen Stils wird zu einer chiastischen Verschrankung der aktiven und passiven Gliedmassen uber beide Korperhalften weiterentwickelt Das Ergebnis liegt nicht sofort vor und bei Phidias und Polyklet deren Werk die grosste Berucksichtigung romischer Kopisten erfuhr lassen sich Entwicklungen erkennen ja sogar der Einfluss des polykletischen Werks auf das des Phidias feststellen Das Werk anderer Kunstler der Zeit etwa des Kresilas lasst sich hingegen nur schwer fassen sollten die Zuweisungen der Amazone vom Typ des Sosikles oder der Athena von Velletri an Kresilas zutreffen ware auch bei ihm polykletischer Einfluss nachweisbar Von Phidias Schuler und Mitarbeiter Agorakritos ist bislang nur die sehr fragmentarisch erhaltene Statue der Nemesis von Rhamnous erhalten doch leitet er ebenso wie sein Zeitgenosse Alkamenes bereits zum Reichen Stil uber Der Stand ist an den Statuen des Phidias um 450 v Chr noch eng beim Kasseler Apoll treten beide Fusse mit ganzer Sohle auf das Spielbein ist leicht zur Seite und nach vorn gestellt Die Schultern antworten nur schwach auf die Kontraktion der Standbeinseite der der Kopf zugewandt ist Der Oberkorper ist mit deutlichen Leistenwulsten von den Oberschenkeln abgesetzt Ganz ahnlich aber bereits mit leicht gehobener Ferse des parallel aufgesetzten Spielbeins stellte Phidias die bald nach 450 v Chr geschaffene Athena Lemnia dar Das Motiv des aufgestutzten linken Arms des nach vorn abgewinkelten Unterarms der Standbeinseite erlaubte eine starkere Ponderation im Bereich der Schulter die nun deutlich der Kontraktion der Standbeinseite folgt und zu dieser abfallt Dem entspricht in chiastischer Weise der ansteigende Uberhang des gegurten Peplos der zum hoher stehenden rechten Huftgelenk ansteigt An der Athea Parthenos schliesslich die 437 v Chr vollendet wurde ist das Spielbein leicht zur Seite und zuruckgesetzt die Ferse vollends gehoben Proprium eius est uno crure ut insisterent signa Eigentumlich fur ihn ist dass die Standbilder mit einem Bein auftreten Mit diesen Worten kennzeichnet Plinius das Werk Polyklets 9 Polyklet war der Erfinder des Standmotivs bei dem der Fuss des Spielbeins nur noch mit dem Ballen den Boden beruhrt mit allen Konsequenzen fur die Ponderation und den Kontrapost der in seinem Werk und namentlich im Doryphoros die allgemeingultige Formulierung fand Tragen und Lasten Bewegung und Gegenbewegung Heben und Senken Anspannung und Entspannung alle Gegensatze finden in seinem Werk einen harmonischen Ausgleich bis in die Haarspitzen mit ihren geruhmten Zangenmotiven Ein Menschenbildner ἀndriantopoios bereits im antiken Urteil wahrend Phidias Praxiteles und Skopas als ἀgalmatopoios Gotterbildner galten 10 der sein grosses Thema immer wieder auf Neue anging und variierte wie etwa am Diadumenos Varro sagte denn Polyklet auch nach seine Standbilder gehen alle sozusagen auf ein einziges Modell zuruck 11 Um 430 v Chr fuhrte ein von Ephesos ausgeschriebener Wettbewerb die grossten Kunstler der Hochklassik zusammen Es traten aber die am hochsten gepriesenen Kunstler in Wettbewerb miteinander obwohl sie zu verschiedenen Zeiten geboren waren da sie namlich die Amazonen die im Tempel der Diana in Ephesos geweiht werden sollten geschaffen hatten kam man darin uberein durch das Urteil der anwesenden Kunstler selbst die anerkannteste bestimmen zu lassen als es namlich offensichtlich war dass einer Amazone von allen der zweite Preis nach der jeweils eigenen zugesprochen wurde Die ist die Amazone Polyklets den zweiten Platz belegte Phidias den dritten Kresilas den vierten Kydon und den funften Phradmon Plinius Naturalis historia 34 53 Unter den erhaltenen Statuentypen gehen die Amazonen vom Typ Sosikles Mattei und Sciarra auf den Wettbewerb zuruck Welche Schwierigkeiten die Hochklassik dennoch bereithalt sieht man an dem Umstand dass bis heute die Zuweisung der Amazonentypen an einzelne Kunstler umstritten ist 12 Reicher Stil Bearbeiten Hauptartikel Reicher StilLiteratur BearbeitenAdolf Furtwangler Meisterwerke der griechischen Plastik Kunstgeschichtliche Untersuchungen 2 Bande Textbd Tafelbd Giesecke amp Devrient Leipzig u a 1893 Werner Fuchs Die Skulptur der Griechen Mit Fotos von Max Hirmer Hirmer Munchen 1969 4 Auflage 1993 ISBN 3 7774 6100 8 Adolf Borbein Die klassische Kunst der Antike In Klassik im Vergleich Normativitat und Historizitat europaischer Klassiken DFG Symposion 1990 Hrsg von Wilhelm Vosskamp Stuttgart 1993 Germanistische Symposien Berichtsbande 13 S 281 316 Martin Maischberger Wolf Dieter Heilmeyer Hrsg Die griechische Klassik Idee oder Wirklichkeit Eine Ausstellung im Martin Gropius Bau Berlin 1 Marz 2 Juni 2002 und in der Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn 5 Juli 6 Oktober 2002 Zabern Mainz 2002 ISBN 3 8053 2854 0 Anmerkungen Bearbeiten Werner Fuchs Die Skulptur der Griechen S 49 Plinius Naturalis historia 34 59 Diogenes Laertios 8 47 Hildebrecht Hommel Symmetrie im Spiegelbild der Antike Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse 5 Bericht 1986 S 21 f Anmerkung 32 Hanna Philipp Zu Polyklets Schrift Kanon In Herbert Beck Peter C Bol Maraike Buckling Hrsg Polyklet Der Bildhauer der griechischen Klassik Ausstellung im Liebieghaus Museum Alter Plastik Frankfurt am Main Zabern Mainz 1990 ISBN 3 8053 1175 3 S 141 f Plinius Naturalis historia 34 57 58 Quintilian institutio oratoria 13 8 Manolis Korres Der Plan des Parthenon In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Athen Band 109 1994 S 53 120 Taf 18 24 Plinius Naturalis historia 34 56 Hermann Diels Laterculi Alexandrini Aus einem Papyrus ptolemaischer Zeit Verlag der Koniglichen Akademie der Wissenschaften Berlin 1904 Nr 7 Bei Plinius Naturalis historia 34 56 Renate Bol Die Amazone des Polyklet In Herbert Beck Peter C Bol Maraike Buckling Hrsg Polyklet Der Bildhauer der griechischen Klassik Ausstellung im Liebieghaus Museum Alter Plastik Frankfurt am Main Zabern Mainz 1990 ISBN 3 8053 1175 3 S 213 239 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Griechische Klassik Kunst amp oldid 227664742