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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem griechischen Maler fur den gleichnamigen Vasenmaler siehe Polygnotos Vasenmaler Polygnotos altgriechisch Polygnwtos Polygnōtos aus Thasos war nach antikem Zeugnis einer der beruhmtesten griechischen Maler der allerdings auch Bronzebildwerk schuf Er wirkte von etwa 480 v Chr bis um die Mitte des 5 Jahrhunderts v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Stellung 4 Anmerkungen 5 LiteraturLeben Bearbeiten Polygnot Sohn und Schuler des Aglaophon stammte aus Thasos erhielt aber das athenische Burgerrecht zum Dank dafur dass er die Stoa Poikile oder nach anderen die Gemalde im Theseion und Anakeion unentgeltlich gemalt hatte Mit diesen Worten zitiert Valerius Harpokration aus einer Rede des Lykurgos von Athen Herkunft und Abstammung Polygnots 1 und liefert den Grund warum Theophrast ihn laut Plinius einen Athener nannte 2 Zugleich hatte er das delphische Gastrecht die Proxenie 3 In den ubrigen Quellen wird er als Thasier und Sohn des Aglaophon und somit Bruder des Aristophon genannt 4 als Sohn und Schuler seines Vaters auch bei Dion Chrysostomos 5 Seine Lebenszeit ist vor der 90 Olympiade also vor 420 v Chr anzusetzen 6 Fur sein Gemalde der Iliupersis in der Lesche der Knidier in Delphi schuf der 468 467 v Chr gestorbene Dichter Simonides von Keos die Aufschrift 7 Zu dieser Zeit muss Polygnot also bereits ein angesehener Maler gewesen sein Geburtsjahr daher spatestens um 490 v Chr anzusetzen sein Das Ende seines Wirkens lasst sich weniger gut fassen In perikleischer Zeit scheint er keine aktive kunstlerische Rolle mehr gespielt zu haben Vielmehr wird die Ausstattung der sogenannten Pinakothek in den 432 v Chr vollendeten Propylaen von Athen mit Bildern des Polygnot als eine postume Ehrung zu verstehen sein 8 Er malte hauptsachlich in Athen Delphi und Thespiai Polygnot war mit Kimon ahnlich eng vertraut wie Phidias einige Jahrzehnte spater mit Perikles und insbesondere Kimons Schwester Elpinike verbunden Werk BearbeitenBereits der Antike waren seine bedeutendsten Werke die Gemalde in der Lesche der Knidier in Delphi 9 Das eine Bild zeigt den Fall Trojas die Iliupersis das andere die Nekyia den Abstieg des Odysseus in die Unterwelt Pausanias widmet der Beschreibung der Bilder sieben Kapitel seiner Reisebeschreibung 10 wahrend Plinius sie nur ganz beilaufig erwahnt hic Delphis aedem pinxit 11 In der Stoa Poikile auf der Athener Agora waren zu Zeiten des Pausanias vier Gemalde zu sehen 12 Welche davon aus der Hand Polygnots stammten ist hingegen nicht eindeutig zu ermitteln Sicher von Polygnot waren die Bilder der Einnahme Trojas und des Rats der Griechen uber den Frevel des Aias gegen Kassandra wie Plutarch uberliefert 13 Laut Plutarch verewigte er in dem erstgenannten Bild Elpinike mit deren Portrat er Laodike die Tochter des Priamos versah Von dem Gemalde der Schlacht bei Marathon behauptet allein Aelian es hatten Polygnot und Mikon geschaffen 14 wahrend ublicherweise Mikon meist mit Panainos als Urheber genannt wird 15 Vielleicht besass Polygnot aber auch die Aufsicht uber die Arbeiten in der Poikile denn Suda und Diogenes Laertios weisen ihm die ganze Ausschmuckung zu 16 Im Anakeion dem in Athen so bezeichneten Tempel der Dioskuren war sein Gemalde des Raubes der Leukippiden bei der Hochzeit der Dioskuren zu sehen 17 Inwieweit Gemalde im athenischen Theseion von Polygnot stammten ist nicht sicher zu erschliessen Pausanias schreibt sie Mikon zu 18 Die nicht naher bestimmbaren Werke Polygnots werden von Harpokration in einem Thesauros verortet eine Angabe die man zu Theseion korrigieren mochte 19 Unter den Gemalden in der Pinakothek der Propylaen wird namentlich nur das Bild Achills wie er sich verkleidet unter den Tochtern des Lykomedes auf Skyros versteckt genannt bereits zur Zeit des Pausanias in keinem guten Zustand mehr 20 Im Pronaos des Tempels der Athena Areia in Plataiai der nach der dortigen Schlacht errichtet und dessen Gotterbild von Phidias geschaffen wurde befand sich ein Gemalde des Freiermordes durch Odysseus die Mnesterophonia aus der Hand Polygnots 21 Beilaufig erwahnt Pausanias die Restaurierung von Gemalden Polygnots unbekannten Inhalts in Thespiai 22 In der porticus vor der Curia des Pompeius einer Raumlichkeit im Theater des Pompeius in Rom hing das Bild eines Schildtragers 23 Polygnot widmete sich auch der Enkaustik bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiss auf den Maluntergrund aufgetragen werden 24 und tat sich ohne erwahnenswertes Ergebnis als Bildhauer hervor 25 Stellung Bearbeiten Polygnot war der erste der Frauen in durchscheinenden Gewandern malte und die Kopfe mit einer bunten Kopfbedeckung versah und als erster vieles Weitere in die Malerei einfuhrte etwa die Offnung des Mundes das Zeigen der Zahne uberhaupt dem Gesicht einen beweglicheren Ausdruck anstelle der alten Starrheit zu verleihen so die ausfuhrlichste Schilderung zu den kunstlerischen Besonderheiten Polygnots bei Plinius 26 Dass Polygnot Frauen in durchsichtigen Gewandern malte ist nicht wortlich zu nehmen und liesse sich mit seiner Zeitstellung auch nicht vereinen Was das Besondere an seinen Gewandern war verdeutlichen hingegen Lukian und Aelian Die Gewander waren von ausserordentlicher Feinheit 27 und wie vom Winde bewegt 28 machten also eher die Korperformen als die Hautfarbe kenntlich Das Verdienst ist nicht zu gering sondern war eine der Voraussetzungen fur die weitere Entwicklung in deren Verlauf sich die Maler mit der Korperdarstellung und den Problemen von Licht und Schattens auseinandersetzten Ansatze hierzu muss bereits Polygnot geliefert haben Denn wenn eine seiner besonderen Leistungen in der Darstellung des leicht geoffneten Mundes der Darstellung der Zahne lag so wird hiermit nicht unbedingt nur das Uberwinden des archaischen Lachelns gemeint gewesen sein sondern eine realistische Darstellung der dunklen Mundhohle durch Farbubergange und Schattenwirkungen Ohne dies waren seine Errungenschaften im Gesichtsausdruck nicht denkbar die sich nicht nur auf die schon gezogene Linie der Augenbraue stutzen kann wie sie Lukian fur die Kassandra in der Lesche der Knidier hervorhebt sondern tiefer gegangen sein muss Laut einem Epigramm lag in den Augenlidern einer polygnotischen Polyxena der ganze Trojanische Krieg 29 Uber die Farbgebung Polygnots ist nur weniges bekannt Nach Quintilian waren seine Gemalde simplex color also von einfacher Farbgebung 30 und Cicero zahlt ihn unter die Vierfarbenmaler 31 Plinius uberliefert seine Verwendung von Ocker 32 und einer auf Weinhefe basierenden schwarzen Farbe 33 Lukian lobt die roten Wangen der Kassandra 34 Pausanias bei seiner Beschreibung der delphischen Bilder kommt auch auf die Farben der einzelnen Dargestellten zu sprechen Demnach war etwa Eurynomos der Damon der Verwesung von einer zwischen Schwarz und Blau stehenden Farbe wie die der Schmeissfliegen 35 Uber Grundfarben kennzeichnete Polygnot Charakter und Wesen der Dargestellten Seine Kompositionsweise zeichnete sich durch Hohenstaffelung Gruppenbildung und das teilweise Uberschneiden der Dargestellten durch Gelandelinien aus Quelle seiner Darstellung war das griechische Epos das er wie im Bild der Iliupersis beispielhaft gliederte und alles zeitliche Nacheinander dem Betrachter zugleich vorfuhrte Im Zentrum die Einnahme mit Zerstorung der letzten Mauern Trojas flankiert von der Darstellung und dem Zustande des Lagers der Griechen und jener der Trojaner an den Randern jeweils der Abzug der Griechen und Trojaner Polygnots Bilder waren zumeist lebensgrosse Darstellungen des Geschehens worin er laut Aelian etwa Dionysios von Kolophon ubertraf 36 Bereits Aristoteles stellte Polygnot mit Dionysios zusammen erganzte Pauson Uber alle drei urteilte er dass Polygnot uber der Wirklichkeit Pauson unter derselben und Dionysios der Wirklichkeit entsprechend ihre Gestalten schufen 37 Seine Darstellungen waren also von einer Idee gepragt waren ideale Umsetzungen die die kleinliche und zufallige Wahrheit uberhohten und einen Wesenszug zum Ausdruck brachten der uber der rein materiellen Wirklichkeit stand Fur Aristoteles traf Polygnot damit das Wesen der Dinge in seinen Gemalden Daher galt Polygnot ihm auch als Ethographos als Charaktermaler wahrend dem jungeren Zeuxis von Herakleia das Ethos abginge 38 Denn in der Kunst sei das Unmogliche sobald man ihm den Schein des Wahren gebe dem Moglichen aber Unwahrscheinlichen vorzuziehen Aristoteles urteilt aus seiner Behandlung der griechischen Tragodie und in diesem Sinne ist die Einstufung des Charakterbildners zu verstehen So wie Aischylos die Charaktere der Tragodie formte schuf Polygnot die Darstellung seiner ins Bild gesetzten Charaktere Anmerkungen Bearbeiten Harpokration s v Polygnwtos Suda Stichwort Polygnwtos Adler Nummer pi 1948 Suda Online Photios Lexikon s v Polygnwtos Plinius Naturalis historia 7 205 Plinius Naturalis historia 35 59 Platon Ion 532 Plinius Naturalis historia 35 58 Scholion zu Platon Gorgias 448 B Hesychios s v 8asios pais Aglaofῶntos Dion Chrysostomos orationes 55 1 282 Plinius Naturalis historia 35 58 Pausanias 10 27 4 Pausanias 1 22 6 Plutarch de defectu oraculorum 6 Philostrat vita Apollonii Scholion zu Platon Gorgias 448 B Lukian imagines 7 Themistios orationes 34 11 40 Pausanias 10 25 31 Plinius Naturalis historia 35 59 Pausanias 1 15 Plutarch Kimon 4 Aelian de natura animalium 7 38 Plinius Naturalis historia 35 57 Pausanias 5 11 6 Harpokration s v Mhkwn Diogenes Laertios 7 1 5 Suda Stichwort Peisianakteios stoa Adler Nummer pi 1469 Suda Online Pausanias 1 18 1 Pausanias 1 17 2 Harpokration s v Polygnwtos Pausanias 1 22 6 Pausanias 9 4 2 Pausanias 35 123 Plinius Naturalis historia 35 59 Plinius Naturalis historia 35 122 Plinius Naturalis historia 34 85 Plinius Naturalis historia 34 85 Aelian varia historia 4 3 Lukian imagines 7 Anthologia Graeca 3 147 5 Quintilian institutio oratoria 12 10 Cicero Brutus 18 Plinius Naturalis historia 33 160 Plinius Naturalis historia 35 42 Lukian imagines 7 Pausanias 10 28 7 Aelian varia historia 4 3 Aristoteles de arte poetica 2 Aristoteles de arte poetica 6 derselbe Politeia 8 5 7 Literatur BearbeitenJohannes Overbeck Die antiken Schriftquellen zur Geschichte der bildenden Kunste bei den Griechen Leipzig 1868 S 187 205 Nr 1042 1079 archive org Andreas Rumpf Polygnotos 1 In Enciclopedia dell Arte Antica Classica e Orientale Band 6 Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1965 Walter Hatto Gross Polygnotos 1 In Der Kleine Pauly KlP Band 4 Stuttgart 1972 Sp 995 f Normdaten Person GND 119385198 lobid OGND AKS LCCN n84083900 VIAF 262616976 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME PolygnotosKURZBESCHREIBUNG griechischer MalerGEBURTSDATUM um 490 v Chr GEBURTSORT ThasosSTERBEDATUM 5 Jahrhundert v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polygnotos amp oldid 234595092