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36 356666666667 29 318055555556 Koordinaten 36 21 N 29 19 OXanthos Die antike Stadt Xanthos gr 3an8os und der zugehorige Tempelbezirk Letoon stehen als Hauptstadt und Bundesheiligtum des Lykischen Bundes im Mittelpunkt der Geschichte Lykiens Kleinasien Neben bedeutenden Resten von Tempeln und stadtischen Bauten steht Xanthos fur eine Reihe einzigartiger lykischer Denkmaler deren Grabbauten Pfeilergraber und Sarkophage reich mit Reliefs und Skulpturen geschmuckt sind Xanthos und Letoon liegen rund 40 km sudostlich von Fethiye im Landkreis Kas der Provinz Antalya und gehoren seit 1988 zum Weltkulturerbe Welterbe der UNESCO Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Ruinen des Stadtgebietes 3 Die Grabmaler 4 Umland 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Geschichte der Stadt umspannt nahezu 2000 Jahre und ist in der klassischen Antike gepragt vom Kampf um Selbststandigkeit und Unabhangigkeit An der Spitze des Lykischen Bundes und in der romischen Kaiserzeit erlangte die Stadt besondere Bedeutung Sie wurde 1838 von dem englischen Archaologen Charles Fellows wiederentdeckt seitdem befinden sich viele Funde im Britischen Museum in London Bis 2011 gruben vor allem franzosische Archaologen intensiv in Xanthos 2012 wurde ihnen aber wie mehreren anderen europaischen und amerikanischen Teams an anderen Orten Kleinasiens auch von der turkischen Regierung keine Grabungslizenz mehr erteilt nbsp Die Ruinen von XanthosDer griechische Name geht auf den Flussnamen Xanthos zuruck der schon in der Ilias belegt ist In lykischer Sprache hiess der Ort Arnna lyk aramaisch WRN aram was den in hethitischen Quellen fur das 13 Jahrhundert v Chr bezeugten Namen Awarna fortsetzt 1 Wahrend seines u a in den Yalburtinschriften geschilderten Feldzugs gegen die Lukka Lander eroberte Tudḫalija IV hethitischer Grosskonig von ca 1237 bis 1215 v Chr auch Awarna Gefangene die er dort und im nahe gelegenen Pinali nahm bot er im Austausch gegen Geiseln aus Atrija und Utima an wie aus dem Milawata Brief CTH 182 2 hervorgeht der an einen westanatolischen Vasallen gerichtet war dessen Identitat strittig ist 3 Archaologisch ist eine Besiedlung aber erst seit dem 8 Jahrhundert fassbar und erst in Herodots Schilderung der Ereignisse des Jahres 545 v Chr tritt die Stadt in die antike Geschichte ein Im verzweifelten Abwehrkampf gegen die Truppen des persischen Feldherrn Harpagos so berichtet der Geschichtsschreiber um 425 v Chr zogen sich die Lykier in die befestigte Stadt zuruck und verschanzten sich Die Manner sammelten ihre Frauen Kinder Sklaven und allen Besitz in der Burg und brannten diese vollstandig nieder Entschlossen wagten sie einen Ausfall bei dem alle von den Persern getotet wurden Nur 80 Familien so Herodot uberlebten weil sie zur Zeit des persischen Angriffs ausserhalb der Stadt waren Da man archaologisch keine grossere Zerstorung der Stadt im 6 Jahrhundert nachweisen kann bezweifeln heutige Forscher die Historizitat dieser Geschichte Ein erneuter Grossbrand war Folge der athenischen Eroberung von Xanthos um 470 v Chr durch den Feldherrn Kimon diesmal scheinen sich tatsachlich Spuren eines Feuers auf der Akropolis nachweisen zu lassen Die nun folgende Abhangigkeit von Athen beendete der lykische Dynast Trbbenimi 430 429 v Chr mit einem Sieg uber eine weitere Flottenexpedition Athens die von Melesandros gefuhrt wurde der im Kampf fiel Dieses Ereignis erwahnt der Inschriftenpfeiler von Xanthos s u In den nun folgenden rund 100 Jahren unter lockerer persischer Oberhoheit bluhte Xanthos auf das Stadtgebiet wurde erweitert und es entstanden die erhaltenen glanzvollen Grabbauten und Denkmaler 334 333 v Chr wurde Lykien von Alexander dem Grossen erobert Appian behauptet damals sei Xanthos ein weiteres Mal zerstort worden doch da Arrian und andere zuverlassige Quellen nichts hiervon berichten ist auch dies fragwurdig Nach Alexanders Tod geriet die Stadt bald unter die rasch wechselnden Herrschaften der nachfolgenden Diadochenreiche Von 188 bis 168 v Chr war die Stadt unter der Herrschaft von Rhodos Von da an stand Xanthos an der Spitze des Lykischen Bundes und pflegte freundschaftliche Kontakte zu Rom Die nachste Katastrophe die von den Zeitgenossen als Wiederholung der angeblichen Tragodie von 545 v Chr angesehen wurde soll sich 42 v Chr in den Wirren des romischen Burgerkrieges ereignet haben Damals suchte Brutus Truppen auszuheben und Geld einzutreiben um gegen Octavian und Marcus Antonius zu kampfen Die lykischen Truppen wurden geschlagen und die Stadt Xanthos belagert Wieder sollen die Xanthier alle Gebaude mit Frauen und Kindern niedergebrannt und einander getotet haben wieder liegt aus moderner Sicht nahe dass die Ereignisse in den Quellen zumindest stark ubertrieben wurden Dass Xanthos im Krieg gelitten hatte ist dennoch wahrscheinlich Zunachst unter Marcus Antonius spater unter Vespasian wurde die Stadt wieder aufgebaut und mit Theater und Agora Marktplatz ausgestattet Sie genoss seitdem dauerhaft kaiserlichen Schutz und Forderung Diese Bauten verwahrlosten jedoch in fruhbyzantinischer Zeit als sich die Bevolkerung wie uberall in Kleinasien zur Verteidigung gegen Sassaniden und Araber im 7 Jahrhundert auf den Stadtberg zuruckziehen musste und diesen mit den antiken Bauteilen zur Festung ausbaute Im Gefolge der Arabereinfalle im 7 8 Jahrhundert wurde Xanthos schliesslich weitgehend verlassen und sank zu einem unbedeutenden Dorf herab Die Ruinen des Stadtgebietes Bearbeiten nbsp Romisches Theater und lykische GrabmalerDer alteste Teil der Stadt die kleine lykische Akropolis weist noch die Reste eines kleinen Tempels eines einem holzernen Haus nachgebildeten Gebaudes und einen Grossteil ihrer ursprunglichen Mauer auf Dominiert wird sie aber von den Fundamenten eines byzantinischen Klosters und der machtigen ebenfalls byzantinischen Festungsmauer die nicht nur ein lykisches Grabmal sondern auch Teile des Theaters mit einbezieht Hierher hatten sich die Bewohner in den letzten Jahrhunderten der Stadt zuruckgezogen Das in den Nordhang des Stadtberges eingelassene romische Theater zeigt in seiner Anlage den bemerkenswerten Respekt vor der Stadtgeschichte Die alteren lykischen Grabpfeiler wurden nicht abgetragen sondern bewusst in die Planungen einbezogen Auch die unterhalb gelegene Agora der Kaiserzeit liess die an ihren Seiten gelegenen lykischen Monumente unangetastet Von den Wohngebieten ist so gut wie nichts erhalten geblieben Hier finden sich noch die Uberreste zweier byzantinischer Basiliken und die vor allem im Nordosten gut erhaltene Stadtmauer Ausserhalb liegt eine ausgedehnte lykische Nekropole Die Grabmaler Bearbeiten nbsp Langste lykische Inschrift Der bedeutendste und grosste aller Grabbauten in ganz Lykien ist das Nereidenmonument aus dem 4 Jahrhundert v Chr Es befand sich in unmittelbarer Nahe des Stadteingangs im Suden Nach Zerstorung durch Erdbeben wurden seine Reste nach London gebracht und dort 1969 zu jenem Grabbau rekonstruiert der nun im British Museum ausgestellt ist Das furstliche Grabmal wurde als ionischer Tempel auf einem hohen Sockel errichtet der mit Reliefplatten aus Marmor geschmuckt ist Der Architrav zeigt als Fries Jagdszenen die Giebelfelder enthalten Reliefs mit dem Bild der Familie des Toten und Kampfdarstellungen An der Nordostecke der Agora steht der Inschriftenpfeiler der ursprunglich Grabkammer und Statue des Kherei trug Er ist auf allen vier Seiten mit verschiedenen Texten in drei Sprachen bedeckt In der normalen lykischen Sprache ist der Text der Sudseite mit 55 Zeilen und dessen Fortsetzung auf der Ost und Nordseite mit 73 Zeilen verfasst Darauf folgen zwolf griechische Verse die den Sohn des Harpagos auf uberschwangliche Weise ruhmen Es schliessen sich zwei Gedichte in der lykischen Dichtersprache an die beide Cheriga wohl der altere Bruder des Dynasten zu ruhmen scheinen das Nordgedicht mit 34 Zeilen und das Westgedicht mit 71 Zeilen mitten im Vers aus Platzmangel abbrechend Das erste im Prosa Text erkennbare geschichtliche Ereignis ist der Sieg uber den athenischen Feldherrn Melesandros 430 429 v Chr das letzte wohl ein Aufenthalt des persischen Satrapen Tissaphernes in Kaunos 412 11 v Chr nbsp Kopien der Reliefs am Harpyienmonument genannten PfeilergrabDas Harpyienmonument um 480 v Chr ist einer der beiden vorromischen Grabpfeiler die im Westen des Theaters die Sitzreihen uberragen Reliefplatten Kopien verkleiden eine Grabkammer die auf einem 5 m hohen monolithischen Pfeiler ruht Die originalen Reliefplatten befinden sich heute im British Museum Die heute bezweifelte Deutung einiger abgebildeter Fabelwesen als Harpyien durch Fellows gab dem Pfeiler seinen Namen Die wesentliche Darstellung gibt eine Huldigungsszene wieder Hier nehmen die Vorfahren des vornehmen Verstorbenen von ihren Kindern Gaben entgegen Dieser Grabpfeiler durfte dem Dynasten Kybernis zuzuschreiben sein der nach Herodot am persischen Feldzug gegen Griechenland 480 v Chr teilnahm und Munzen mit den griechischen Buchstaben KY oder KYB pragte Das unmittelbar benachbarte Denkmal aus dem 4 oder auch erst 3 Jahrhundert v Chr ist eigentlich ein Doppelgrab Der Grabpfeiler ist aus Platten zusammengesetzt und bildet so eine untere Grabkammer Der darauf stehende Sarkophag ahmt ein lykisches Haus in Holzbauweise mit Giebeldach nach nbsp Sarkophagpfeiler in XanthosVor der ostlichen Stadtmauer liegt der gewolbte Deckel des so genannten Sarkophags der Tanzerinnen die in den Giebelfeldern dargestellt sind Die Seiten schmucken Kampf und Jagdszenen Die Reliefplatten des altesten xanthischen Grabpfeilers des Lowengrabs von 560 v Chr befinden sich heute ebenso wie der vollstandige reich geschmuckte Payava Sarkophag in London Umland BearbeitenDer Letoon genannte heilige Bezirk von Xanthos mit den Tempeln der Leto Artemis und des Apollon befindet sich nur zwei Kilometer entfernt auf der gegenuberliegenden Seite des weitgehend verlandeten Flusses Xanthos der heute Koca Cayi genannt wird Dort wurde u a die so genannte Trilingue vom Letoon gefunden Im Xanthos Tal heute Esen Tal finden sich zahlreiche weitere Siedlungsreste so etwa Pinara oder Tlos Als Flotten und Handelshafen diente Xanthos die alte an der Kuste gelegene lykische Stadt Patara rund zehn Kilometer entfernt Die Region darf somit als relativ dicht besiedelt gelten Am Oberlauf des Xanthos liegen vier Kilometer nordlich vom Dorf Kemer die Reste der romischen Brucke bei Kemer deren Lange einstmals mindestens 500 m betrug Literatur BearbeitenDie Xanthischen Marmor In Illustrirte Zeitung Nr 4 J J Weber Leipzig 22 Juli 1843 S 61 62 Wikisource Fouilles de Xanthos Paris Band 1 Pierre Demargne Les piliers funeraires par Pierre Demargne 1958 Band 2 Henri Metzger L Acropole lycienne 1963 Band 3 Pierre Coupel Pierre Demargne Les monuments des Nereides l architecture 1969 Band 4 Henri Metzger Les ceramiques archaiques et classiques de l Acropole lycienne 1972 Band 5 Pierre Demargne Tombes maisons tombes rupestres et sarcophages 1974 Band 6 Henri Metzger La stele trilingue du Letoon 1979 Band 7 Andre Ballard Inscriptions d epoque imperiale du Letoon 1981 Band 8 William A Childs Le monument des Nereides 1989 Band 9 Andre Bourgarel u a La region nord du Letoon 1992 Jacques DesCourtils Guide de Xanthos et du Letoon Istanbul Ege Yayinlari 2003 ISBN 975 8070 54 1 A guide to Xanthos and Letoon Istanbul Ege Yayinlari 2003 ISBN 975 8070 55 X Hansgerd Hellenkemper Friedrich Hild Lykien und Pamphylien Tabula Imperii Byzantini 8 Wien 2004 Bd 2 S 911 915 ISBN 3 7001 3280 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Xanthos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fouilles francaises Xanthos Letoon Memento vom 29 Mai 2006 im Internet Archive The Canadian Epigraphic Misson at Xanthos Letoon Xanthos Hauptstadt des lykischen Bundes London Britisches Museum Bilder der Monumente Ausfuhrliche Bildersammlung von Xanthos Beschreibung Bilder und Plane von Xanthos in Lykien Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Max Gander Die geographischen Beziehungen der Lukka Lander Texte der Hethiter Heft 27 2010 ISBN 978 3 8253 5809 9 S 6 AHT 5 s dazu Gary M Beckman Trevor R Bryce Eric H Cline The Ahhiyawa Texts Writings from the Ancient World 28 Society of Biblical Literature Atlanta 2011 S 123 133 John David Hawkins TAWAGALAWA The Topography In Susanne Heinhold Krahmer Elisabeth Rieken Hrsg Der Tawagalawa Brief Beschwerden uber Piyamaradu Eine Neuedition Untersuchungen zur Assyriologie und vorderasiatischen Archaologie Bd 13 De Gruyter Berlin Boston 2019 S 350 Welterbestatten in der Turkei Kulturerbe Historische Bereiche von Istanbul 1985 Grosse Moschee und Krankenhaus von Divrigi 1985 Ḫattusa Hauptstadt der Hethiter einschliesslich Felsheiligtum Yazilikaya 1986 Nemrut Dagi 1987 Xanthos Letoon 1988 Altstadt von Safranbolu 1994 Archaologische Statte von Troja 1998 Selimiye Moschee in Edirne 2011 Neolithische Statte von Catalhoyuk 2012 Bursa und Cumalikizik die Wiege des 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