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Der Lykische Bund war ein antikes Koinon der Stadte der kleinasiatischen Landschaft Lykien heute Turkei Er existierte vermutlich seit dem fruhen 3 Jahrhundert v Chr bis in die Spatantike hinein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Organisation 3 Rezeption 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenWahrend die altere althistorische Forschung annahm der Bund habe bereits seit dem 6 Jahrhundert v Chr existiert geht die jungere davon aus dass er fruhestens im 3 Jahrhundert entstand Sicher bezeugt ist er erst 167 v Chr als Lykien vom romischen Senat fur unabhangig von Rhodos erklart wurde Nach seiner Grundung besass der Lykische Bund noch die Moglichkeit selbst uber Krieg und Frieden zu befinden zur Zeit Strabons der sich zur Verfassung des Lykischen Bundes aussert hatte das Koinon diese Kompetenzen jedoch bereits eingebusst 1 Uber die romische Provinzzugehorigkeit ab 43 n Chr bis in die Spatantike lassen sich Aktivitaten und Existenz des Lykischen Bundes uber griechische Inschriften aus Lykien verfolgen Er spielte ab Mitte des ersten Jahrhunderts n Chr eine wichtige Funktion im Kaiserkult und in der Kommunikation zwischen den lykischen Stadten und der romischen Provinzadministration sowie bei der Ehrung herausragender Personlichkeiten wie etwa Opramoas aus Rhodiapolis Ausserdem bewahrte sich der Lykische Bund Privilegien in der Erhebung finanzieller Abgaben an Rom die durch den Archiphylax organisiert wurden Organisation BearbeitenUber die genaue Anzahl der Bundesstadte waren sich schon die antiken Autoren uneins So sollen es nach Strabon 23 Mitglieder gewesen sein Plinius der Altere spricht hingegen einige Jahrzehnte spater von 36 Stadten Bedeutendes Merkmal der Organisation des Lykischen Bundes war das Reprasentativsystem Seine Organisation uberliefert Strabon nach Darstellung Artemidors 1 Danach entsandten die Stadte entsprechend ihrer Bedeutung und Einwohnerzahl ein bis drei Vertreter in die Bundesversammlung und leisteten entsprechend ihre Beitrage zur Bundeskasse Nach Artemidor waren die sechs grossten lykischen Stadte Olympos Myra Xanthos Patara Pinara und Tlos letztere hebt er in seiner geographischen Lage im Verhaltnis zu Kibyra hervor In hellenistischer Zeit wechselten sich die Stadte Strabon zufolge bei der Ausrichtung der Bundesversammlung ab Bei dieser Gelegenheit wahlten sie den Lykiarchen an ihre Spitze und anschliessend weitere Amtstrager des Lykischen Bundes auch wurden Gerichte altgriechisch dikasthria eingesetzt Einige griechische Inschriften aus Lykien nennen als weitere Amtstrager im hellenistischen Lykischen Bund Strategen Nauarchen und Hipparchen Diese militarischen Posten wurden spatestens mit der Einrichtung der romischen Provinz Lycia obsolet der Lykiarch durch den Bundespriester im Kaiserkult ersetzt Wahrscheinlich seit dem 1 Jahrhundert v Chr besass auch Limyra drei Stimmen Kleinere Stadte verfugten uber nur zwei oder eine Stimme oder schlossen sich als Gemeindeverbund Sympolitie unter der Fuhrung eines Ortes zusammen mit einer gemeinsamen Stimme im Bund Ein Beispiel hierfur ist die Sympolitie unter Fuhrung von Aperlai der Isinda Apollonia und Simena angehorten Moglicherweise erklart dies auch die unterschiedlichen Mitgliedszahlen in den Quellen In der Kaiserzeit war der Bundespriester des Lykischen Bundes regelmassig zugleich auch sein oberster Sekretar Grammateus Diese oberste Leitungsfunktion folgte dem Annuitatsprinzip offizielle Dokumente in Lykien datierten nach dem lykischen Bundespriester Ab dem 2 Jahrhundert n Chr werden diese ehemaligen Amtstrager regelmassig wieder als Lykiarch bezeichnet Daneben ubernahm der Archiphylax wichtige Aufgaben in der Finanzverwaltung des kaiserzeitlichen Bundes Ihm waren Hypophylakes zugeordnet die vermutlich regional zustandig waren Als Sitz der wichtigsten lykischen Kultstatte Letoon spielte Xanthos im hellenistischen und kaiserzeitlichen Bund Zeit eine herausgehobene Rolle Durch die Provinzialisierung und die Bedeutung Pataras fur die Provinzialverwaltung gewann die benachbarte Hafenstadt einst Hafen von Xanthos an Bedeutung Patara erlebte in den ersten Jahrhunderten n Chr eine Blutezeit und war vielleicht die Zeugnisse sind widerspruchlich Sitz der romischen Provinzialverwaltung von Lykien und Pamphylien Das Buleuterion von Patara diente vermutlich in der Kaiserzeit als Versammlungsort des Lykischen Bundes Rezeption BearbeitenMontesquieu hebt in seinem Werk Vom Geist der Gesetze De l Esprit des Lois das proportionale Wahlrecht nach der bei Strabon uberlieferten Verfassung des hellenistischen Lykischen Bundes hervor und sieht in ihm ein Modell einer guten foderalen Republik 2 Als solches spielte er beim Entwurf der amerikanischen Verfassung 1787 eine Rolle Literatur BearbeitenFrank Kolb Barbara Kupke Lykien Geschichte Lykiens im Altertum Antike Welt Sonderheft Zaberns Bildbande zur Archaologie Bd 2 von Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1415 9 Martin Zimmermann Zwischen Polis und Koinon zum ὑpofyla3 im lykischen Bund in EA 21 1993 S 107 120 Rudolf Haensch Capita Provinciarum Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der romischen Kaiserzeit Mainz a Rh 1997 Ralf Behrwald Der Lykische Bund Untersuchungen zu Geschichte und Verfassung Antiquitas Reihe 1 Abhandlungen zur alten Geschichte Bd 48 Habelt Bonn 2000 ISBN 3 7749 3035 X Zugleich Chemnitz Techn Univ Diss 1997 98 Denis Knoepfler Un modele d une belle republique federative Montesquieu et le systeme politique des Lyciens de la genese de l Esprit des Lois aux decouvertes epigraphiques les plus recentes en Asie Mineure in Journal des Savants 2013 111 154 Babett Edelmann Singer Koina und Concilia Genese Organisation und soziookonomische Funktion der Provinziallandtage im romischen Reich Stuttgart 2015 v a S 101 105 Ralf Behrwald Lykian League In Federalism in Greek Antiquity hgg v Hans Beck Peter Funke Cambridge 2015 403 418 Einzelnachweise Bearbeiten a b Strab 14 3 3 Montesquieu De l Esprit des Lois IX 3 S 372 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lykischer Bund amp oldid 214429207