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Divrigi Moschee und Krankenhaus turkisch Divrigi Ulu Camii ve Darussifa ist ein wahrend der seldschukischen Zeit in Anatolien 1228 29 von einem Herrscher der Mengucek Dynastie erbauter Gebaudekomplex in der Kleinstadt Divrigi in der turkischen Provinz Sivas Die nach ihrem Stifter Ahmet Schah auch Ahmet Sah Camii genannte Moschee ist mit dem zeitgleich von Turan Melek vermutlich seiner Ehefrau gestifteten Krankenhaus verbunden Grosse Moschee und Krankenhaus von DivrigiUNESCO WelterbeMoschee und Krankenhaus Nordseite vom FestungshugelVertragsstaat en Turkei TurkeiTyp KulturKriterien i iv Flache 2 016 haReferenz Nr 358UNESCO Region Europa und NordamerikaGeschichte der EinschreibungEinschreibung 1985 Sitzung 9 Ein bis zwei Jahrhunderte nach der Fertigstellung in fruhosmanischer Zeit wurde das Krankenhaus in eine Madrasa umgewandelt Die ausserst lebendig gestalteten vegetabilen und geometrischen Ornamente an den Portalen am Minbar und im Innern des Krankenhauses stellen eine Synthese seldschukischer und christlich armenischer Bautraditionen dar Die Gesamtanlage ist von weitem am oberen Stadtrand zu sehen und zahlt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Bauwerken in Anatolien 1985 wurde sie in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Baumeister 1 2 Nach der Fertigstellung 2 Architektur 2 1 Nordportal 2 2 Westportal der Moschee 2 3 Portal des Krankenhauses 2 4 Saal der Moschee 2 5 Krankenhaus 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDivrigi lag am westlichen Rand einer zusammenhangenden Kulturregion die von Transkaukasien Persien bis nach Anatolien reichte Moschee und Krankenhaus verdanken ihre Ausgestaltung dem Kunstsinn mehrerer Mengucek Herrscher die ihr kleines Furstentum Beylik beinahe 100 Jahre mit diplomatischem Verhandlungsgeschick umgeben von machtigeren seldschukischen Teilreichen behaupten konnten Der Dynastiegrunder Mengucek Gazi kam wahrscheinlich als turkischer Militarfuhrer im Dienst des Seldschukenherrschers Alp Arslan nach Anatolien und war damit beauftragt die in der Schlacht von Manzikert 1071 eroberten Gebiete zu sichern Menguceks Machtbasis lag ab etwa 1080 hauptsachlich in Kemah sein Gebiet umfasste den oberen Euphrat zwischen Divrigi weiter im Westen und Erzincan im Osten Nach dem Tod seines Nachfolgers Malik Ishak erhielten dessen drei Sohne die drei Hauptorte als eigenstandige Herrschaftsbereiche zugeteilt In der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts wurde Kemah von Erzincan vereinnahmt Unter dem am langsten regierenden Herrscher von Erzincan Fahrettin Behramschah Fakhr al Din Bahramsah reg 1162 oder 1165 1225 bluhten Wirtschaft und Kultur Er unterhielt gute diplomatische Beziehungen zu den Seldschuken die nach der Annexion der Danischmenden Gebiete und dem Sieg uber die Byzantiner in den 1170er Jahren zur machtigsten Dynastie in Anatolien wurden Behramschah wird in der Geschichtsschreibung als Forderer der Kunste und sozialer Wohltater gewurdigt Der Persisch schreibende Dichter Nezami widmete Behramschah das Versepos Machzan ol Asrar Schatz der Geheimnisse und der seldschukische Historiker Ibn Bibi lobte ihn als den seltenen Fall eines gerechten und wohltatigen Herrschers 1228 also im selben Jahr als in Divrigi der Moscheekomplex fertiggestellt wurde beendeten die Seldschuken die Erbfolge der in Erzincan herrschenden Dynastie Ab dieser Zeit existierte einzig in Divrigi ein kleines Mengucek Reich ohne tatsachliche Macht weiter bis nach der Mitte des 13 Jahrhunderts die mongolischen Ilchane die Herrschaft des Gebietes ubernahmen In der Geschichtsschreibung dieser Zeit wird das Furstentum von Divrigi nicht erwahnt dass es auch nach dem Ende von Erzincan weiterbestand ist nur durch Inschriften an der Moschee an anderen Gebauden der Stadt und durch wenige Munzfunde belegt nbsp Nordportal der MoscheeDie Naschi Grundungsinschrift der Moschee uber dem Hauptportal an der Nordfassade nennt als Stifter Ahmetschah reg um 1229 nach 1242 dem Sohn von Suleymanschah reg um 1197 um 1229 1 und das Jahr 626 AH 1228 29 n Chr Den Bau dieser grossen Moschee hat angeordnet aus Liebe zu Allah der Diener der der Barmherzigkeit Allahs bedurftig ist Ahmetschah der Sohn des Suleyman Schah Allah verewige seine Konigsherrschaft Im Jahre 626 2 Die Inschrift fur den damaligen seldschukischen Sultan Kai Kobad I ʿAlaʾ ad Din Kai Qubad reg 1220 1237 in der Bogenspitze daruber fiel weniger aufwendig aus und stellt ein Zugestandnis an die seldschukische Vorherrschaft dar Am Eingang zum Krankenhaus ist in der Grundungsinschrift aus dem gleichen Jahr von der gerechten Konigin al malika al adila Turan Malik die Rede Sie war die Tochter des Behramschah und vermutlich ohne Bestatigung durch eine schriftliche Quelle die Frau von Ahmetschah Drei weitere Inschriften von Ahmetschah in den folgenden beiden Jahrzehnten bestatigen dessen fortdauernde Herrschaft Zwei Inschriften an der Zitadelle sind 1236 37 und 1242 43 datiert In einer Inschrift am Minbar der Moschee von 1240 41 wird im Unterschied zur Grundungsinschrift Ahmetschah mit langen Ehrentiteln erwahnt dafur fehlt dieses Mal die Huldigung an die seldschukische Oberherrschaft Hierin spiegeln sich die damaligen Machtverhaltnisse und Rucksichtnahmen auch innerhalb der Dynastie Drei Jahre nach dem Tod von Bahramschah und im selben Jahr als die Familiendynastie in Erzincan von den Seldschuken aufgelost wurde schien bei der Grundungsinschrift Zuruckhaltung angebracht Ahnlich bescheiden geben sich auch zwei kleine Inschriften von 1228 zu beiden Seiten des Nordportals In ihnen wird formelhaft ein nicht namentlich genannter Herrscher malik gepriesen und der beliebte Thronvers des Korans zitiert Ahnlich zuruckhaltend ist auch eine Inschrift am vermutlich dem Adel vorbehaltenen Ostportal der Moschee formuliert wonach die Herrschaft al mulk allein von Gott ausgeubt wird In Turan Maliks Grundungsinschrift wird keine seldschukische Vorherrschaft eingeraumt vermutlich war dies nicht notig weil ein Krankenhaus als weniger politisch bedeutend und symboltrachtig galt als eine Freitagsmoschee Der Ruf Erzincans als Kulturstadt zog auch den aus Bagdad stammenden beruhmten Gelehrten Abd al Latif al Baghdadi 1163 1231 an Nach den Stationen Kairo Damaskus und Jerusalem lebte Latif einige Jahre in Erzincan Als Kai Kobad die Stadt 1228 annektierte reiste er uber Kemah Divrigi Malatya und Aleppo zuruck nach Bagdad Von April bis Juni 1229 hielt sich Latif in Divrigi auf als eben die Moschee fertiggestellt war Moglicherweise hatte er geplant in Divrigi zu bleiben und zu unterrichten denn in einer osmanischen Quelle von 1530 wird Turan Malik auch als Grunderin einer heute nicht mehr existierenden Madrasa erwahnt In den 1230er bis 1250er Jahren blieb Divrigi ein kulturell bedeutender Ort der Gebildete von weither anzog wie an deren Nisbas Herkunftsort als Namensbestandteil zu erkennen ist Die spateste Mengucek Inschrift mit dem Datum 7 Oktober 1252 war an der Zitadelle angebracht und stammt von Melik Salih Malik al Ṣaliḥ reg nach 1242 nach 1252 dem Sohn und Nachfolger von Ahmetschah In einem der folgenden Jahre nahmen die Seldschuken Divrigi ein 3 Baumeister Bearbeiten Stilunterschieden zufolge mussen beim Bau der Anlage mehrere Werkstatten beteiligt gewesen sein Als Baumeister sind Ahmed ibn Ibrahim aus der georgischen Stadt Tbilisi und Churramschah ibn Mullit aus Ahlat am Vansee bekannt Letzterer war vermutlich Armenier Tbilisi befand sich seit der Abbasidenzeit im 8 Jahrhundert unter der Kontrolle arabischer Muslime ab 1122 war die Stadt wieder unter georgischer Herrschaft Die Besetzung durch die Choresmier 1226 durfte die gesellschaftlich kulturellen Verhaltnisse drastisch verandert haben Es ist daher nachvollziehbar dass ein Baumeister wie Ahmed sich nach einer anderen Wirkungsstatte umsah und von einem Angebot aus Divrigi angezogen wurde Welche gestalterische Pragung er aus Tbilisi mitbrachte lasst sich nicht feststellen Das mittelalterliche Tbilisi wurde wegen seiner Architektur aus Nadelholzern geruhmt die vielleicht die ausserordentlich feine Holzornamentik am Minbar beeinflusst hat Besser einzuschatzen ist der Einfluss der mittelalterlichen Baukunst von Ahlat damals Khilat Obwohl bei einem Erdbeben 1275 76 ein grosser Teil der Stadt zerstort wurde blieben hunderte Grabsteine erhalten die uberwiegend zwischen dem 12 und 14 Jahrhundert aufgestellt wurden Die qualitatvollen Ornamente vermitteln einen Eindruck von der verlorenen Baukunst Die altesten dieser teilweise ubermannshohen Grabstelen aus den letzten beiden Jahrzehnten des 12 Jahrhunderts zeigen stilisierte geometrische Ornamente die zu Beginn des neuen Jahrhunderts durch feingliedrige geometrische Sternenmuster erganzt wurden Die Grabsteine von Ahlat stehen in der Traditionslinie der armenischen Gedachtnisstelen Chatschkar Kreuzstein die ab dem 9 Jahrhundert in den armenischen Gebieten Anatoliens und Transkaukasiens hergestellt wurden Mittels der Datierungen auf den Grabsteinen von Ahlat lasst sich in den 1220er Jahren ein deutlicher Produktionsruckgang feststellen der offensichtlich auch hier mit dem Einfall der Choresmier unter der Fuhrung von Dschalal ad Din Mengubirti 1226 und 1229 zusammenhangt Die meisten Grabstelen von Ahlat tragen die Signatur ihres Schopfers ein Zeichen fur deren Individualitat und Wertschatzung als Meister ustad Die Handwerker waren mehrheitlich in einer futuwwa stadtischen Bruderschaft organisiert die vom 13 bis zum 15 Jahrhundert in Anatolien ein soziales Netzwerk anbot und besonders in unruhigen Zeiten fur gegenseitige Unterstutzung sorgte Einige der Steinhauer durften schon bei der ersten Belagerung und anschliessenden Zerstorung der Stadt moglicherweise durch Verbindungen innerhalb der futtuwa Auftraggeber in einer entfernten sicheren Region gesucht und so den Weg nach Divrigi gefunden haben 4 Nach der Fertigstellung Bearbeiten Im 14 oder 15 Jahrhundert wurden keine Kranken mehr versorgt das Hospital wurde in eine islamische Bildungseinrichtung Madrasa umgewandelt und hiess nun Medrese i Kubra Grosse Madrasa Dies geht aus osmanischen Steuerurkunden tahrir defterleri der Jahre 1519 und 1530 hervor in denen Abrechnungen der zur Moschee gehorenden Stiftungen waqf enthalten sind einschliesslich deren Vermogen und den Ausgaben fur Dienstleistungen Bis zum Anfang des 16 Jahrhunderts muss ein grosserer Bereich der Westfassade und eventuell der angrenzenden Nordfassade aus statischen Grunden eingesturzt sein Zur Verstrebung der Nordwestecke wurde ein zylindrischer massiver Stutzbau angefugt der zugleich als Sockel fur ein neu errichtetes Minarett dient Am Sockel findet sich die Inschrift erbaut unter der Herrschaft von Suleyman I von Ibrahim dem Sohn von Ahmed zwischen 1523 und 1533 5 Zu diesem Umbau gibt es ansonsten keine schriftlichen Quellen Im 19 Jahrhundert benutzte man die Moschee als Scheune zur Lagerung von Heu Nach einer Restaurierung um 1900 wurden in ihr wahrend des Zweiten Weltkrieges fur eine gewisse Zeit die Schatze des Topkapi Sarayi aufbewahrt die vor einem deutschen Einmarsch in Sicherheit gebracht werden sollten Seit 1985 gehort das Gebaude zum Weltkulturerbe der UNESCO Die Moschee erfullt heute wieder ihre ursprungliche Bestimmung als Freitagsmoschee Daneben gibt es noch die restaurierte aber meist verschlossene Moschee in der Burgruine und eine kleinere schlichte Moschee von etwa 1900 in der Stadtmitte Der Gebaudekomplex ist tagsuber fur Besucher geoffnet 6 Architektur BearbeitenDas 63 Meter 32 Meter grosse Gebauderechteck erstreckt sich in nord sudlicher Richtung Im Suden nimmt das Krankenhaus etwa ein Drittel der Grundflache ein sein einziger Eingang befindet sich an der Westseite Die nordliche Langswand des Krankenhauses ist zugleich die Qibla Wand der Moschee Deren basilikaler Betsaal wird durch vier Pfeilerreihen in funf Schiffe unterteilt wobei das Mittelschiff deutlich breiter ist als die beiden Seitenschiffe Vom Haupteingang im Norden fallt der Blick durch die mittlere Pfeilerreihe auf den zentralen Mihrab Der zweite Eingang fuhrt von der Westwand in den Zwischenraum des mittleren Pfeilerpaares Die Wande sind aus gelbbraunen sorgfaltig behauenen Quadern in gleichbleibenden Steinhohen von etwa 40 Zentimetern gefugt Die Lange der Quader variiert zwischen 40 und 100 Zentimetern 7 Nordportal Bearbeiten nbsp Hinterschnittene und Brucken bildende Formen am NordportalDer aus der Wand hervortretende rechteckige Baukorper des Nordportals Kuzey Tac Kapisi Nordliches Kronen Tor uberragt als einziger die Dachtraufe und stellt das dominierende Element der gesamten Fassadengestaltung dar Seine Konturen und die innere Gliederung werden durch geometrische und teilweise vollplastisch aus der Flache tretende florale Ornamente aufgelost Die zentrale Grundstruktur bildet ein durch eine Rundkante dargestellter Spitzbogen der an mehreren Stellen von Pflanzenranken ubersprungen wird Die Flachen bis zur Aussenkante sind mit grossformatigen Phantasieblattformen ubersat die als Lebensbaummotiv gedeutet werden konnen Eine schrage Flache mit Rosetten und Rauten dazwischen leitet nach innen zu einer zweiten Ebene von der aus die Portalnische eingetieft ist Diese verjungt sich nach oben uber eine Reihe von Gesimsen und endet in kurzen Muqarnas Ein Rundwulst verlauft im Rechteck quasi entgegen der Tiefenstaffelung von der Aussenkante entlang der Seitenwande der Nische und uber die Tur hinweg Auch die gitterartigen Wulstformen innerhalb dieses Rahmens nehmen keine Rucksicht auf die verschiedenen raumlichen Flachen Die Grundungsinschrift uber der Tur wirkt machtig und wird noch durch den Rahmen betont Die Folge von Rahmen und Gesimsen in der Nische vermindern die bei sonstigen seldschukischen Portalen vorhandene Hohe der Muqarnas Den ausseren Rand des Portals nehmen pilasterartige Rundformen ein die sich in der Mitte mehrgliedrig verbreitern ausgehend von einem zweistufigen Muqarnas Kapitell das frei zu schweben scheint da es nur von einer dunnen Saule unterstutzt wird Nahezu samtliche Flachen sind in barocker Manier mit Ornamenten ausgefullt Die Ornamentformen zeugen von aussergewohnlicher Gestaltungskraft und Handwerkskunst es fehlt jedoch an Harmonie zwischen den einzelnen Elementen die sich durch ihre Uberlagerung an manchen Stellen im Weg zu stehen scheinen 8 Westportal der Moschee Bearbeiten nbsp Westportal der MoscheeDas Westportal Bati Tac Kapisi Westliches Kronen Tor wirkt feiner und bescheidener es tritt in einem schragen Winkel aus der Fassade ragt aber nicht nach oben uber diese hinaus Eine Besonderheit stellt die hohe mehrfach getreppte Sockelzone dar Im Unterschied zum Nordportal bestimmt hier eine klare Gestaltung durch hintereinander gestaffelte Rechteckrahmen den Gesamteindruck Darin sind Bander mit kleinteiligen geometrischen Ornamenten enthalten die in ihrer kunstlerischen Ausgestaltung und Anordnung einzigartig innerhalb der seldschukischen Baukunst sind Sie verweisen auf armenische Buchillustrationen wie sie zu jener Zeit in der Residenz des Katholikos von Rum Kalesi am Euphrat nahe der syrischen Grenze und anderswo in Kilikien angefertigt wurden Oftmals umschlossen solche Portalabbildungen einen Eusebischen Kanon Die Ornamente sind im Flachrelief ausgefuhrt und bedecken ohne Freiraum die gesamten Flachen so dass bei den nur leichten Rucksprungen der Rahmen die Wirkung eines geschlossenen teppichartigen Musters entsteht Das direkt die Muqarnas Nische umgebende Band besteht aus ineinanderfliessenden lilienartigen Mustern wie sie ahnlich in einem armenischen Manuskript zu sehen sind nbsp Spolie eines doppelkopfigen Vogels Rechte Seite am Westportal der MoscheeDer innere um etwa das Doppelte uberhohte Turrahmen wird durch einen Rundbogen weiter nach oben verlangert Kreissegmente mit exotischen Rankenornamenten leiten vom Rechteckrahmen in den runden Abschluss Archivolte uber von dem in der Mitte als einziges vollplastisches Gestaltungselement ein kugelformiger Zapfen herunterhangt Seitlich des Eingangs stehen zwei ungleiche nach fruhislamischen Vorbildern verzierte Saulen Die schragen Wandflachen an den Aussenseiten des Portalvorbaus enden im unteren Bereich in spitzformigen Muqarnas Nischen In die seitlichen Wandflachen darunter sind Ornamentsteine eingefugt die jeweils einen doppelkopfigen Greifvogel zeigen an der Wandfassade auf der linken Seite zusatzlich noch einen einkopfigen Vogel 9 Bei diesen eleganten Formen drangt sich ein Vergleich mit dem indischen Kulturraum auf etwa mit den Reliefs am Tempel von Banteay Srei Gerade die asymmetrische Anordnung einzelner Schmuckmotive lasst den Schluss zu dass auch das Westportal vom Einsturz des nordwestlichen Moscheebereichs betroffen war und zu einem spateren Zeitpunkt unter Verwendung von Spolien aus diesem oder einem anderen Gebaude der Mengucek Periode wiederaufgebaut wurde Hierzu wurde passen dass in der Inschrift uber dem Portal von einer ursprunglichen Konstruktion die Rede ist Da es keine datierten Inschriften gibt ist eine zeitliche Einordnung des spateren Umbaus nicht moglich 10 Portal des Krankenhauses Bearbeiten nbsp Portal des KrankenhausesZwei hintereinander gestaffelte machtige Spitzbogen uber seitlichen aus mehreren Halbsaulen bestehenden Bundelpfeilern erzeugen die raumliche Tiefe des Krankenhausportals Sifahane Tac Kapisi Krankenhaus Kronen Tor Die Pfeiler stehen auf flachen Sockeln die aus der Wandflache nach vorn ragen Beim inneren Bogen setzen sich die senkrechten Halbsaulen nach oben als Kantenwulste fort die Streifen dazwischen sind schmucklos Dagegen wird der aussere Bogen durch drei Ornamentstreifen am ausseren Rand hervorgehoben Links unten sind zwischen beiden Pfeilern zwei Reliefkopfe zu sehen moglicherweise haben sich hier die Baumeister abbilden lassen 11 Am Beginn des ausseren Bogens ragen auf jeder Seite tropfenformige Gebilde die sich von unten aus dreistufigen Muqarnas entwickeln fast frei schwebend nach vorn Etwas tiefer hangen am inneren Bogen Tondos mit Sternenmuster sie korrespondieren mit von Blattranken ausgefullten Rosetten an der Ruckwand Das ruckwartige Bogenfeld Lunette ist mit strengen funfzackigen Sternen ausgefullt Beachtung verdient eine ungewohnliche aufwendig verzierte Saule die ein rechteckiges Fenster unter dem Bogenfeld in der Mitte teilt Die beiden oberen Ecken der rechteckigen Ruckwand auf Hohe des Fensters sind mit Flachreliefs in Rankenmustern ausgefullt von denen weder die Formen noch die Positionierung in einer Beziehung zum Fenster oder zu den ubrigen Dekorationen stehen Ein quadratisches Feld unter dem Fenster ist mit achteckigen Mustern in zwei verschiedenen Grossen ausgefullt Komplexere Rankenornamente finden sich in breiten senkrechten Streifen neben der Tur 12 Saal der Moschee Bearbeiten Die vier achteckigen Pfeiler in jeder Reihe sind durch spitz zulaufende Gurtbogen miteinander verbunden und tragen Kuppeln in unterschiedlichen Formen und Grossen Funfschiffige Moscheen gab es haufiger in seldschukischer Zeit jedoch wurden sie selten so klar in der Langsachse ausgerichtet wie es hier durch das breitere Mittelschiff erfolgte Von den insgesamt 16 Pfeilern tragen die vier zentralen ein erhohtes Kuppelfeld das mit einem achteckigen durchfensterten Aufsatz Tambour das Dach knapp uberragt Das meiste Tageslicht fallt durch diesen heute mit Wellblech uber einer Holzkonstruktion gedeckten Dachaufbau in den Betsaal Bei der jungsten Restaurierung verschwanden einige weitere Aufbauten des fruheren Flachdachs unter dem schutzenden Wellblechdach die hohen Fenster des Tambours mussten dafur verkleinert und nach oben versetzt werden 13 Sehr wahrscheinlich gab es ursprunglich eine Kuppel mit einer zentralen Deckenoffnung Schneedepot weil im Winter Schnee hereinfiel uber dem Tambour Genau darunter befand sich am Boden fruher ein Wasserbecken beides ist eine Erinnerung an den alteren Bauplan der Hofmoschee Die ubrigen unterschiedlich gestalteten Gewolbe haben Ahnlichkeit mit armenischen Dachformen aus derselben Zeit nbsp Moschee Das helle Bogenfeld zeigt die mittlere Deckenoffnung Richtung SudwestenDer grosste uberkuppelte Bereich ist die Maqsura direkt vor dem Mihrab Durch ein Querschiff vor der Qiblawand in derselben Breite des langs gerichteten Mittelschiffs entstand an dieser bedeutsamen Stelle der Moschee das einzige quadratische Deckenfeld mit einer hohen Kuppel die aussen von einem achteckigen Pyramidendach nach dem Modell eines persischen Grabbaus Gonbad uberragt wird Das Gewolbe ist aus zwolf Kreuzrippen konstruiert die von Zwickeln ausgehen Der durch zwei machtige Wulste eingerahmte Mihrab steht in raumlicher Beziehung zum Nordportal und ubernimmt von dort einige Dekorationsformen wie die an den seitlichen Randern vorkragenden komplex aufgebauten Kapitelle Der holzerne Minbar daneben ist 1240 41 datiert und enthalt ein beliebtes Sternendekor Er gehort zu den feinsten Moscheekanzeln der mittelalterlichen islamischen Welt 14 15 Eine nachtraglich um 1241 eingebaute Offnung an der Ostwand im Feld vor der Qiblawand bietet Anlass fur Spekulationen Die Moschee ist mit der Ostseite quer zum Hang gebaut sodass sich die Unterkante dieser Offnung aussen auf und innen deutlich uber Bodenniveau befindet Entweder war hier ein Fenster um die ansonsten dunkle Qiblawand zu erhellen oder es handelte sich eher wahrscheinlich um einen exklusiven Zugang fur die Adligen die von ihrem Palast in der Zitadelle hereinkamen und uber einen holzernen Steg direkt auf eine fur sie reservierte Empore turkisch mahfil arabisch dikka gelangten Folglich erhielt der Eingang den Namen Sah Mahfili Tac Kapisi Nach einer dendrochronologischen Untersuchung stammen zumindest Teile des Mahfil aus den Jahren um 1240 sind also zeitgleich mit dem Minbar In vergleichbarer Lage am Hang besitzt eine funfschiffige Holzsaulenmoschee in Ankara die Arslahane Cami vom Ende des 13 Jahrhunderts einen hoher gelegenen Haupteingang gegenuber dem Mihrab der zu einem holzernen Balkon fuhrt 16 Aussen ist das Osttor mit einer fur die Seldschukenzeit typischen spitz zulaufenden Muqarnas Nische gestaltet die von einem hohen Rechteckrahmen mit zwei Bandern im Flachrelief umgeben ist Krankenhaus Bearbeiten nbsp Zentrale Halle des Krankenhauses Vorne der ehemalige BrunnenDie kleine Eingangstur fuhrt uber einen Vorraum von dem zwei seitliche Nebenraume abgehen in eine etwa 13 14 5 Meter grosse Halle die wie die Moschee in der Mitte durch die Fenster eines hohen Tambours erhellt wird Nach dem Grundriss eines persischen Vier Iwan Baus befindet sich gegenuber dem Eingang an der Ostseite ein breiter offener Raum Iwan mit einem Kreuzrippengewolbe der durch einen hohen Gurtbogen von der Halle abgegrenzt wird Zusammen mit den beiden seitlichen kleineren Iwanen im Norden und Suden und dem Vorraum entsteht ein kreuzformiger Grundplan Die halbkreisformigen seitlichen Wandfelder des Ostiwans sind mit aus Mulden gebildeten Facherformen ausgefullt Grossere Raume in den Aussenecken und kleinere auf beiden Seiten der Iwane an den Langsseiten vervollstandigen den Plan Sie sind alle durch Turen von der zentralen Halle zu betreten Der nordostliche Nebenraum ist durch eine zweite Tur in der Qiblawand mit der Moschee verbunden Aussen ist er durch einen pyramidenformigen Dachaufbau kenntlich gemacht Unter den ein Dutzend Sarkophagen in diesem Raum sollen auch diejenigen der Stifter zu finden sein Gegenuber in der Sudwestecke der Halle fuhrt eine steile Steintreppe zu einem Obergeschoss hinauf das sich auf den Bereich uber dem Sud Iwan bis uber dem Nebenraum rechts vom Eingang beschrankt 17 Literatur BearbeitenVolker Eid Ost Turkei Volker und Kulturen zwischen Taurus und Ararat DuMont Koln 1990 S 101 104 ISBN 3 7701 1455 8 Vera und Hellmut Hell Turkei Nordturkei Ostturkei Sudostturkei Kohlhammer Stuttgart u a 3 Aufl 1988 S 27 29 Thomas Alexander Sinclair Eastern Turkey An Architectural and Archaeological Survey Vol II The Pindar Press London 1989 S 396 400 Traugott Wohrlin Divrigi Unterwegs zur turkischen Mystik in Stein Dr Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 89500 981 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Divrigi Moschee Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Great Mosque and Hospital of Divrigi ArchNet Oya Pancaroglu The Mosque Hospital Complex in Divrigi A History of Relations and Transitions Anadolu Kultur Varliklarini Arastirma Dernegi AKVAD Ankara 2009 S 169 198 Omur Bakirer The Story of Three Graffiti In Muqarnas An Annual on the Visual Culture of the Islamic World XVI 1999 S 42 69 Mosque hospital of Divrigi QantaraEinzelnachweise Bearbeiten Regierungszeiten nach Clifford Edmund Bosworth The New Islamic Dynasties A Chronological and Genealogical Manual New Edinburgh Islamic Surveys 2 Aufl Edinburgh University Press Edinburgh 2004 S 109 ISBN 978 0 7486 2137 8 Eid S 102 Pancaroglu S 172 178 Pancaroglu S 184 189 Mosque hospital of Divrigi Memento des Originals vom 19 August 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www qantara med org Qantara Pancaroglu S 170 Sinclair S 396 Bakirer S 43 Sinclair S 399f Eid S 102 Sinclair S 399 Eid S 103 Pancaroglu S 170 Hell S 29 Sinclair S 398f media routledgeweb com Memento des Originals vom 25 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot media routledgeweb com Grundriss und Modell ohne Wellblechdach PDF 348 kB Pancaroglu S 185 Sinclair S 396 398 Pancaroglu S 170 Fussnote 5 Sinclair S 396Welterbestatten in der Turkei Kulturerbe Historische Bereiche von Istanbul 1985 Grosse Moschee und Krankenhaus von Divrigi 1985 Ḫattusa Hauptstadt der Hethiter einschliesslich Felsheiligtum Yazilikaya 1986 Nemrut Dagi 1987 Xanthos Letoon 1988 Altstadt von Safranbolu 1994 Archaologische Statte von Troja 1998 Selimiye Moschee in Edirne 2011 Neolithische Statte von Catalhoyuk 2012 Bursa und Cumalikizik die Wiege des Osmanischen Reichs 2014 Pergamon und seine Kulturlandschaft 2014 Festung von Diyarbakir und Kulturlandschaft Hevsel Garten 2015 Ephesos 2015 Archaologische Statte von Ani 2016 Aphrodisias 2017 Gobekli Tepe 2018 Arslan Tepe 2021 Gordion 2023 Holzsaulenmoscheen des mittelalterlichen Anatolien 2023 Kultur Naturerbe Nationalpark Goreme und die Felsbauten von Kappadokien 1985 Antike Stadt Hierapolis Pamukkale 1988 39 373611111111 38 123611111111 Koordinaten 39 22 25 N 38 7 25 O Normdaten Geografikum GND 4320194 5 lobid OGND AKS LCCN no00100848 VIAF 124611903 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Divrigi Moschee amp oldid 230772428