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Der Tempel des Hephaistos altgriechisch Ἡfaisteῖon daher auch Hephaisteion im Zentrum Athens ist einer der besterhaltenen griechischen Tempel und ist grosstenteils aus pentelischem Marmor erbaut Das Hephaisteion von OstenDas Hephaisteion von SudwestenDas Hephaisteion von OstenDarstellung des Hephaistos neo attisches Relief Vatikanische MuseenDas Hephaisteion von WestenSudostecke des Hephaisteion Detail des GebalksHephaisteion OpisthodomHephaisteion Fries uber dem OpisthodomDer Tempel ist auch unter den Namen Theseion oder Theseum bekannt da man in byzantinischer Zeit glaubte die Gebeine des legendaren griechischen Helden Theseus seien hier begraben Anhand von Bauinschriften und zahlreichen Funden des Metall verarbeitenden Gewerbes in der naheren Umgebung konnte der Tempel dem Hephaistos zugewiesen werden dem Gott der Schmiedekunst Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 2 3 Bauausfuhrung und Entwurf 3 Nachantike 4 Nachbildung 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenBaugeschichte BearbeitenDer Bau des Tempels wurde etwa 449 v Chr begonnen doch schleppte sich der sich von West nach Ost entwickelnde Baufortschritt hin Um 430 v Chr war der Tempel weitgehend vollendet allein Eindeckung und Kultbildgruppe fehlten noch Beide konnten erst wahrend des Nikias Friedens zwischen 421 und 415 v Chr in Angriff genommen werden 415 v Chr wurde der Tempel wohl geweiht Er befand sich an der damaligen westlichen Stadtgrenze Athens In diesem Stadtteil befanden sich damals viele Giessereien und metallverarbeitende Handwerke Deshalb war er auch dem Hephaistos geweiht dem Gott der damaligen Metallkunstler der Schmiede heute Kunstschmiede und deren Metallarbeiter Hephaistos war fur das gesamte kunstlerische Spektrum der Metallverarbeitung zustandig einschliesslich der Herstellung von Schmuck Waffen sakral rituellen und profanen Gebrauchsgegenstanden Der Tempel steht auf einem kleinen Hugel am Westrand der Agora dem Kolonos Agoraios Baubeschreibung BearbeitenAussenbau Bearbeiten Der Tempel erhob sich auf einem dreistufigen Unterbau der Krepis Die unterste Stufe war aus Kalkstein gearbeitet wahrend die ubrige sichtbare Architektur aus pentelischem und parischem Marmor bestand Dies ist ungewohnlich da gewohnlich die gesamte Krepis einheitlich aus einem Material gebildet wurde und sich somit von der letzten bereits im oberen Teil sichtbaren Schicht des Fundaments der Euthynterie deutlich abhob Auf dem etwa 1 06 Meter hohen Unterbau erhob sich der eigentliche Tempel Es handelt sich um einen Ringhallentempel einen Peripteros dorischer Ordnung von 13 71 Meter Breite und 31 78 Meter Lange mit je sechs Saulen an den Fronten und 13 Saulen an den Langseiten Der untere Saulendurchmesser betrug 1 02 Meter die Saulenhohe erreichte 5 71 Meter Der Achsabstand der Saulen betrug 2 59 Meter das Interkolumnium der lichte Abstand der Saulen war folglich 1 57 Meter weit Die Eckjoche weisen eine einfache Kontraktion auf Daruber erhob sich das mit einer Hohe von 2 02 Meter recht schwer proportionierte Gebalk aus dorischen Architrav und Triglyphen Metopen Fries Lediglich an der Ostfront und an den sich anschliessenden ersten beiden Jochen der Langseiten waren die Metopen mit Skulpturen versehen und aus parischem Marmor gearbeitet wahrend die ubrigen Metopen als einfache glatte und weiss belassene Marmorplatten eingefugt wurden Die Metopen der Ostseite stellten Szenen aus dem Sagenkreis des Herakles dar die Metopen der Langseiten hingegen Szenen aus dem Leben des lokalen Heros Theseus Insbesondere letztere fuhrten zur Deutung des Baus als Theseion als dem Theseus geweihten Tempel Die skulptierten Metopen waren mit einem satten Blau hinterlegt die Metopen in kontrastierendem Rot gehalten Uber dem Triglyphon folgte das dorische Geison mit seinen ublichen Mutulus Platten Es war wie die sich anschliessende Sima aus parischem Marmor Die Sima besass an ihren Traufseiten Lowenkopf Wasserspeier zwischen aufgemalten Palmettenfriesen Die an den Fronten folgenden Giebeldreiecke waren mit Figuren aus parischem Marmor gefullt Bei Nachgrabungen im 20 Jahrhundert wurden Reste dieser Giebelfiguren gefunden die im Ostgiebel den Kampf der Lapithen gegen die Kentauren Kentauromachie im Westgiebel weitere mythische Kampfe zeigten Akrotere zierten den First Eine schwebende Nike bekronte die Ostseite eine fliehende Frauengestalt die stilistisch der Zeit des Reichen Stils um 420 v Chr zuzuweisen ist den Westgiebel In diese Ringhalle war die Cella der das Kultbild bergende Raum eingebunden Prinzipien dorischen Tempelbaus folgend waren hierbei die Cellaaussenwande mit den Saulenachsen gefluchtet Die sich ergebenden Umgange die Ptera waren an den Langseiten ein Joch tief an der Ostseite hingegen zwei Joche und an der Westseite anderthalb Joche tief Gedeckt waren die Umgange mit einer Kassettendecke aus parischem Marmor Die Betonung der ostlichen Vorhalle durch ihre besondere Tiefe kann als Element ionischer Architektur das hier Eingang in einen dorischen Tempel gefunden hat interpretiert werden Die ostliche Vorhalle wies weitere Besonderheiten auf So wurde uber dem Architrav der die Anten des Pronaos verband ein ionischer Fries angebracht Dieser endete jedoch nicht wie zu erwarten an den Antenecken sondern wurde wie der zugehorige Architrav uber die Seitenptera hinaus verlangert und an den Gebalkinnenseiten der Vorhalle fortgefuhrt Oberhalb des verlangerten Pronaos Architravs tragt er figurliche Szenen Gottergruppen als Zuschauer mythischer Kampfe wahrend er sich an den verbleibenden drei Seiten der Vorhalle als glattes blaues Band fortsetzt Diese zwei Joche tiefe Vorhalle wird hierdurch deutlich von dem ubrigen Baukorper von den Seitenptera der Ringhalle als eigenstandig abgesetzt was in dieser Form einzigartig ist Auch uber dem Architrav des ruckwartigen Opisthodoms war ein figurlicher Fries mit der Darstellung einer Kentauromachie angebracht endet dort aber wie zu erwarten uber den Anten Beide ionische Friese wurden unten und oben von ionischen Eierstaben gerahmt und auch der Wandfuss der Cella wies einen solchen ionischen Fries auf Die Haufung ionischer Elemente an diesem ansonsten streng dorischen Bau ist bemerkenswert Innenraum Bearbeiten Die auf zwei Joche erweiterte ostliche Vorhalle brachte eine Reduzierung der Cellalange mit sich die dadurch insgesamt gedrungener ausfiel Man vermutet dass es sich hierbei um eine nachtragliche Plananderung handelte die dem Zweck diente die Cellaproportionen jenen des Parthenon anzugleichen Wie bei diesem wurde namlich eine Saulenstellung von 4 7 Saulen in der Cella eingefugt Am Hephaisteion mussten hierfur die seitlichen Saulen stark an die Wande herangeruckt werden um der vor der umlaufenden ruckwartigen Saulenstellung aufgestellten Kultbildgruppe ausreichend Platz zu lassen Die innere Saulenstellung war wie am Parthenon dorischer Ordnung und zweigeschossig um mit reduzierten Saulendurchmessern die notwendige Hohe fur die Deckenkonstruktion zu erreichen Denn die Saulenhohe war in der griechischen Architektur von dem unteren Durchmessern der Saulen abhangig und konnte nur mit diesem zunehmen Die Innenwande der Cella waren fur die Anbringung von Wandmalereien aufgeraut Erhalten hat sich von diesen Malereien nichts Die von Pausanias uberlieferte 1 Kultbildgruppe mit Hephaistos und Athena 2 wurde nach Ausweis der Abrechnungsurkunden zwischen 421 v Chr und 415 v Chr geschaffen und knapp 30 Jahre nach Baubeginn im Tempel aufgestellt Sie stammte vermutlich aus der Hand des Alkamenes 3 Bauausfuhrung und Entwurf Bearbeiten Basis fur die Proportionsentwicklung scheint an diesem Tempel die mittlere Stufe der Krepis gewesen zu sein Sie war mit 32 51 Meter hundert Fuss lang und 14 45 Meter breit Breite zu Lange verhielten sich also wie 4 9 was dem Proportionssystem des Parthenon entspricht Auch die Hohe bis einschliesslich des Geisons wies im Verhaltnis zur Breite diese Proportion auf die in ihrer Umkehrung auch im Verhaltnis Saulenhohe zu Joch mit 9 4 wiederkehrt All dies scheint dem Entwurf des Parthenon entlehnt obgleich nicht mit gleicher Folgerichtigkeit umgesetzt An optischen Verfeinerungen besass der Tempel eine von Krepis bis zum Geison durchgefuhrte Kurvatur eine leicht hebende Krummung aller Bauglieder deren Stichhohe an den Fronten 3 Zentimeter an den Langseiten 4 5 Zentimeter betrug Die Saulen wiesen eine leichte Entasis also einen leicht kurvolinearen Verlauf ihrer Verjungung und eine Inklination also eine leichte Innenneigung als weiteres Element der optischen Verfeinerung von 4 5 Zentimetern auf Nachantike BearbeitenIm Gegensatz zum Parthenon verfugt das Hephaisteion noch uber alle Saulen und selbst das Dach das keine Korrelation zwischen Saulenachsmass und Sparrenabstanden besass ist weitgehend intakt Die Friese und anderen Verzierungen wurden jedoch durch Bildersturmer Kunstliebhaber und Plunderer im Lauf der Jahrhunderte stark beschadigt Der Tempel blieb erhalten da er im funften Jahrhundert in eine christliche Kirche umgewandelt wurde die dem Heiligen Georg gewidmet war Diese Umwandlung ging jedoch zu Lasten des antiken Inneren das entfernt und durch christliche Erganzungen ersetzt wurde Insbesondere stammt die Gewolbeeindeckung des Inneren aus dieser Zeit Wahrend der Jahrhunderte unter osmanischer Herrschaft in Griechenland blieb der Tempel die wichtigste griechisch orthodoxe Kirche in Athen Als der erste Konig des unabhangigen Griechenlands Konig Otto I im Jahr 1834 die Stadt betrat wurde hier die Messe zur Begrussung abgehalten Ludwig Ross etablierte zu dieser Zeit das Theseion als erstes archaologisches Museum Athens Heutzutage ist der Tempel Teil der archaologischen Statte der Athener Agora unter Aufsicht der 3 Ephorie fur Prahistorische und Klassische Altertumer des griechischen Kulturministeriums Nachbildung Bearbeiten nbsp Theseustempel WienDer Theseustempel der sich im Volksgarten in Wien 1 Bezirk befindet ist eine verkleinerte Nachbildung des Athener Theseions Hephaisteion und wurde von 1819 bis 1823 vom osterreichischen Architekten Peter von Nobile erbaut Siehe auch Liste antiker DachwerkeLiteratur BearbeitenBruno Sauer Das sogenannte Theseion und sein plastischer Schmuck 1899 William B Dinsmoor Observations on the Hephaisteion Hesperia Supplementum Bd 5 1941 Homer A Thompson The Pedimental Sculpture of the Hephaisteion In Hesperia Bd 18 1949 S 23 ff Semni Papaspyridi Karusu Alkamenes und das Hephaisteion In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Athen Bd 69 70 1954 55 S 67ff Richard E Wycherley Literary and Epigraphical Testimonia The Athenian Agora Bd 3 1957 S 98 ff Nr 281 295 Homer A Thompson The Sculptural Adornment of the Hephaisteion In American Journal of Archeology Bd 66 1962 S 339 ff Charles H Morgan The Sculptures of the Hephaisteion I The Metopes In Hesperia Bd 31 1962 S 210 220 Taf 71 76 Charles H Morgan The Sculptures of the Hephaisteion II The Friezes In Hesperia Bd 31 1962 S 221 ff Taf 77 84 Charles H Morgan The Sculptures of the Hephaisteion III The Pediments Akroteria and Cult Images In Hesperia Bd 32 1963 91ff Taf 33 35 John Travlos Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen Ernst Wasmuth Tubingen 1971 S 261 273 Homer A Thompson Richard E Wycherley The Agora of Athens The History Shape and Uses of an ancient City Center The Athenian Agora Bd 14 1972 140 ff Inscriptiones Graecae I 1 1981 S 456 ff Nr 472 Jose Dorig La frise est de l Hephaisteion Zabern Mainz 1985 Haritini Kotsidu Zum baupolitischen Hintergrund des Hephaistostempels auf der Athener Agora In Hephaistos Bd 13 1995 S 93 ff Karl Reber Das Hephaisteion in Athen Ein Monument fur die Demokratie In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Bd 113 1998 S 31 48 Jan de Waele Der klassische Tempel in Athen Hephaisteion und Poseidontempel In Bulletin Antieke Beschaving Bd 73 1998 S 83 94 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tempel des Hephaistos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen des griechischen Kulturministeriums englisch griechisch Bauwerks Eintrag zu Tempel des Hephaistos in der archaologischen Datenbank Arachne Altaufnahmen Universitat Erlangen Hephaisteion im Perseus ProjectAnmerkungen Bearbeiten Pausanias 1 14 6 Platon Kritias 112b nennt das Hephaisteion Heiligtum der Athene und des Hephaistos Cicero De natura deorum 1 83 und Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 8 11 ext 3 nennen ihn als Schopfer der Hephaistos Statue 37 975588888889 23 721413888889 Koordinaten 37 58 32 1 N 23 43 17 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tempel des Hephaistos amp oldid 237463688