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Athena Lemnia ist die Bezeichnung fur eine Athena Statue des Phidias Der Bildhauer schuf nach haufig vertretener Auffassung die Bronzestatue der Gottin um 450 440 v Chr fur die Kolonisten die von Athen nach Lemnos zogen Abguss des Athena Lemnia Torsos des Albertinums Dresden im Moskauer Puschkin MuseumAthena Lemnia in Dresden Anfang des 20 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Furtwanglers Rekonstruktionsversuch 3 Kritik an Furtwangler und weitere Theorien 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Original der Athena Lemnia ist nicht erhalten Es gibt jedoch Statuen die als Nachbildungen dieses Werks angesehen werden und zu Ruckschlussen auf das ursprungliche Aussehen der Athena Lemnia gefuhrt haben Erika Simon nennt als ursprunglichen Standort der Athena Lemnia die Akropolis in Athen und fuhrt antike Schriftsteller an die das Monumentalwerk erwahnten unter anderen Pausanias und Lukian von Samosata Pausanias bezeichnet die Athena Lemnia in seiner Beschreibung Griechenlands als das sehenswerteste Werk des Phidias und erklart dass das Standbild der Athena nach seinen Stiftern benannt wurde tῶn ἔrgwn tῶn Feidioy 8eas malista ἄ3ion Ἀ8hnᾶs ἄgalma ἀpὸ tῶn ἀna8entwn kaloymenhs Lhmnias 1 Moglicherweise hatte auch Plinius der Altere diese Statue im Sinn als er erklarte Phidias habe eine so gelungene Athenadarstellung geschaffen dass diese den Beinamen forma erhalten habe 2 John Boardman der Bestrebungen Fruhwerke des Phidias des Parthenon Meisters sogar in Kopien zu entdecken vielleicht nicht vollig unangebracht findet 3 referiert zu den Teilen einer Athena die sich im Albertinum in Dresden und im Stadtmuseum von Bologna befinden Viele haben dies fur die Kopie einer Bronze gehalten die Phidias fur die Kolonisten von Lemnos anfertigte Ein anderer Forscher hat sie hingegen mit den Riace Bronzen und der phidianischen Gruppe von Delphi in Verbindung gebracht 3 Furtwanglers Rekonstruktionsversuch BearbeitenErika Simon geht noch davon aus dass Adolf Furtwangler eine uberzeugende Rekonstruktion des griechischen Kunstwerks nach einer romischen Marmorkopie gelungen ist Der Archaologe liess 1893 zwei Statuenkopfe mit zwei Torsi verbinden Er hatte den bis zu diesem Zeitpunkt nur als Madchenkopf bezeichneten Statuenkopf aus Bologna bzw eine Reproduktion davon zur Verfugung zu dem es in Dresden ein schlecht erhaltenes Pendant gab und in Dresden befanden sich zwei einander sehr ahnliche Athenatorsi 4 Furtwangler liess Kopfe und Torsi miteinander verbinden und erganzte die Arme samt Attributen Dabei ergaben sich Standbilder mit einer Hohe von etwas mehr als zwei Metern 5 Der Statuenkopf aus Bologna weist eine Wellenfrisur mit Mittelscheitel auf die von einem breiten Band gehalten wird Er zeigt damit die fur die Zeit der Klassik typische Haartracht Der Torso ist mit einem attischen Peplos mit Uberfall bekleidet eine Kordel dient als Gurtel Die schrag gegurtete Agis mit dem nach links weisenden Gorgoneion weist ein Schuppenmuster auf und ist von sich windenden Schlangen eingefasst Vom linken Oberarm ist ein Teil erhalten der etwa waagerecht von der Schulter abgewinkelt ist wahrend der rechte Oberarm wohl herabhing und sich in der rechten Hand ein Gegenstand befunden haben muss dem Athenas Blick zugewandt war 6 In Furtwanglers Rekonstruktion die sich in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden 5 befindet halt Athena ihren Helm in der rechten Hand und betrachtet ihn sinnend Mit der linken Hand halt sie einen Speer aufrecht dessen hinteres Ende auf dem Boden aufgestutzt ist nbsp Helmlose Athena mit Kauzchen auf einer Schale des DurisTrotz ihrer eigentlich positiven Beurteilung dieses Rekonstruktionsversuchs stellt Simon die Frage ob die Athena Lemnia tatsachlich ihren Helm in der rechten Hand hielt und nicht etwa einen anderen Gegenstand Sie argumentiert Zwar hat Athene in einer ganzen Reihe von Vasenbildern ihren Helm in der Hand jedoch nicht um ihn zu betrachten Ihr Blick richtet sich dann vielmehr auf ein Gegenuber denn das Abnehmen des Helmes war ein Gestus ihrer Epiphanie 7 Nach Simon konnte die Athena Lemnia auch ein Kauzchen als Attribut in der verlorenen rechten Hand gehalten haben Fur die attischen Kolonisten die nach Lemnos zogen ware der heilige Vogel der Athene der zum Flug bereit auf ihrer Rechten sass ein gunstiges Vorzeichen gewesen 7 Simon fuhrt als Argument fur diese Theorie unter anderem ein Vasenbild des Duris an auf dem eine helmlose Athena mit der einen Hand dem erschopften Herakles Wein eingiesst und mit der anderen ihr Symboltier halt Sie tragt dabei ihre Agis so dass das erschreckende Medusenhaupt vom Eulengesicht verdeckt wird Erika Simon untermauert ihre Argumentation mit den Beinamen glaukopis bzw gorgopis fur Athena und meint Das Eulengesicht muss fur die Griechen eine Art positives Gorgoneion gewesen sein ein Gluck verheissendes Zeichen An der Statue der Athena Lemnia ware wenn unser neuer Erganzungsvorschlag stimmt dieser Blick noch verstarkt gewesen durch den Blick der glaukopis Athene Dagegen wendet sich das Gorgoneion auf der schrag gegurteten Agis vom Betrachter fort nach der Linken der Gottin der Unglucksseite hin 7 Doch mochte Erika Simon auch die Theorie die Athena Lemnia habe ihren Helm in der Rechten gehalten nicht vollig ablehnen Kritik an Furtwangler und weitere Theorien BearbeitenDass Kopf und Torso ursprunglich wirklich zusammengehorten bzw dass Furtwanglers Rekonstruktionsversuch uberhaupt etwas mit der ursprunglichen Athena Lemnia zu tun hat wird allerdings mittlerweile bestritten 8 9 Schon Paul Jamot wies bald nach Furtwanglers Publikation zu den Rekonstruktionsversuchen darauf hin dass z B die Grosse des Kopfes nicht mit der des Torsos ubereinstimmte 10 Walter Amelung bestatigte die Seriositat seiner Einwande und erweiterte diese durch die Erklarung der Kopf sei eher argivisch als attisch und passe damit nicht zu einem Werk des Phidias Hartwick unternahm es in mehreren Untersuchungen die Einwande gegen Furtwanglers Rekonstruktion weiter zu untermauern Gegen diese Versuche Hartwicks fuhrte Olga Palagia ein Relief aus Epidauros und eine Statuette von der Athener Akropolis an in denen sich eine Athenadarstellung die der von Furtwangler rekonstruierten gleiche widerspiegle Dies wies Hartwick zuruck weil die Statuette genauso wie die Dresdner Torsi armlos ist die Erganzung des Helms also nur auf Annahmen der Rekonstruierenden basiert Lediglich auf der Reliefdarstellung halt Athena ihren Helm in der Hand Hartwick zog ausserdem einen Briefwechsel zwischen Furtwangler und Georg Treu heran in dem die Zusammenfugung der Kopfe mit den Torsi diskutiert wurde und der es zumindest als zweifelhaft erscheinen lasst dass die Kopfe ursprunglich zu den Torsi gehorten Harrison schliesslich pladierte fur eine Identitat der Athena Lemnia mit der sogenannten Athena Medici Diese tragt Peplos und Helm in der linken Hand halt sie Schild und Speer in der rechten eine Phiale Ein Relief aus Ostia 11 zeigt eine Athena dieses Typs in Verbindung mit einer Darstellung des Hephaistos der als Kind aus dem Olymp gesturzt wird und in der Nahe von Lemnos landet Nach der Feststellung dass die schrag gegurtete Agis durchaus eine romische Kreation sein kann was aber nichts uber die ursprungliche Gestaltung der verlorenen Phidias Statue aussagt schloss Hartswick 1998 mit den Worten even this must be accepted with caution for there is not enough hard information to be certain of the appearance of this Pheidian statue We need to keep our eyes and minds open to other possibilities and suggestions The final word I am sure has not yet been written 12 Einer jungeren Theorie nach war in Phidias Darstellung der Athena zwar ebenfalls die Verbindung zu Hephaistos angedeutet es habe sich aber dabei nicht um eine Athena Medici gehandelt sondern um eine Athena Ergane Denn so Peter Gercke in seinem Text uber den Athenatorso in der Kasseler Antikensammlung den Vorschlagen andere Figurentypen mit der Lemnia zu identifizieren Athena Typ Medici Harrison 1996 oder Athena Typ Fier Berlin Richmond Meyer 1997 mangelt es an motivischen und mythisch aitiologischen Indizien fur eine lemnische Weihung Die neue ikonographische Interpretation des Figurentypus Dresden Kassel als Ergane bestarkt die Gleichsetzung mit der pheidiasischen Lemnia 13 Literatur BearbeitenAdolf Furtwangler Meisterwerke der griechischen Plastik Leipzig 1904 S 4ff Digitalist grundlegend Kim J Hartswick The Athena Lemnia reconsidered In American Journal of Archaeology 87 1983 S 335 346 Matthias Steinhart Athena Lemnia Athen und Lemnos In Archaologischer Anzeiger 2000 S 377 385 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Athena Lemnia Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Pausanias Beschreibung Griechenlands 1 28 2 online Plinius der Altere Naturalis historia 34 54 zitiert in Ortrun Deutschmann Athena Lemnia archaeosammlungen uni graz at abgerufen am 15 November 2016 a b John Boardman Hrsg Reclams Geschichte der antiken Kunst Reclam Stuttgart 1997 ISBN 3 15 010432 7 S 110 Ein dritter Torso der mit diesen beiden Dresdener Kunstwerken eng verwandt scheint und dieselben Masse hat befindet sich in Kassel a b SKD Online Collection Abgerufen am 29 Juni 2023 Vgl Ortrun Deutschmann Athena Lemnia archaeosammlungen uni graz at abgerufen am 15 November 2016 Hartswick nimmt an dass auch der Kopf romischen Ursprungs ist a b c Erika Simon Die Gotter der Griechen 2 Auflage Hirmer Munchen 1980 ISBN 3 7774 3160 5 S 207 Athena Lemnia www goddess athena org abgerufen am 15 November 2016 Kim J Hartswick The Athena Lemnia Reconsidered In American Journal of Archaeology 87 1983 S 335 346 Paul Jamot L Athena Lemnia de Phidias Response a M Furtwaenger In Revue Archeologique 3 Ser 27 1895 S 7 39 Abbildung des Reliefs auf bdsae org abgerufen am 15 November 2016 Kim J Hartswick In Stephanos Studies in Honor of Brunilde Sismondo Ridgway University of Pennsylvania Museum of Archaeology Philadelphia 1998 ISBN 978 0 924171 52 9 S 105 112 hier S 112 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Peter Gercke Athena Lemnia Typ Dresden Kassel antikeskulptur museum kassel de abgerufen am 15 November 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Athena Lemnia amp oldid 236585977