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Dieser Artikel behandelt die Klosterschule im Allgemeinen Fur die Klosterschulen die wahrend der bulgarische Aufklarung entstanden sind siehe Klosterschule Bulgarien Klosterschulen lateinisch Scholae monasticae claustrales waren mit Klostern verbundene Bildungseinrichtungen in denen Ordensleute den Unterricht erteilten Ein Benediktiner im Stiftsgymnasium Melk um 1890 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter 1 1 1 Benediktiner und weitere Orden 1 1 2 Madchenbildung in Frauenklostern 1 1 3 Klosterschulen im deutschsprachigen Raum 1 1 4 Dom und Pfarrschulen als Konkurrenz 1 1 5 Unterricht 1 2 Fruhe Neuzeit 1 2 1 Theologische Hauslehranstalt 1 2 2 Klosterschulen fur Madchen 1 2 3 Evangelische Klosterschulen 2 Sexueller Missbrauch in Klosterschulen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten nbsp Knaben auf dem Weg in die Klosterschule Bologneser Handschrift des Decretum Gratiani Mitte des 14 JahrhundertsBei ihrer Entstehung im 6 Jahrhundert hatten Klosterschulen zunachst nur die Ausbildung von Ordensgeistlichen zum Ziel wurden aber bald auch fur Laien erweitert Als die altesten dauerhaft bestehenden Schulen in Europa gelten die ehemaligen Kathedralschulen in den englischen Bischofsstadten Canterbury 597 Rochester 604 und York 627 die an Klostern gegrundet wurden Zwischen 800 und 1050 gewannen unter anderem die Klosterschulen von Fulda Reichenau St Gallen Chartres und Tours Bedeutung fur die allgemeine aber etwa auch die medizinische 1 Bildung Benediktiner und weitere Orden Bearbeiten Die ersten Klosterschulen im Abendland werden der Legende nach auf Benedikt von Nursia den Ordensgrunder der Benediktiner 547 und seinen Zeitgenossen Cassiodorus zuruckgefuhrt Im Frankenreich war eine der ersten Schulen in der Abtei Saint Pierre Beze wo die Schola Monastica ab 655 bestand doch in der Krise des 8 Jahrhunderts wurde dieses Kloster fur Jahrzehnte geschlossen Wesentlichen Aufschwung nahmen die Klosterschulen unter Karl dem Grossen namentlich durch Benedikt von Aniane Seit dieser Zeit teilten die Klosterschulen ihre Schuler in exteriores die Laien bleiben wollten z B adlige Zoglinge die in der Verwaltung etwas leisten sollten und interiores ein also fur eintretende Novizen Oblaten pueri oblati 2 Eine Rolle spielte immer auch die Ausbildung des Chors in der schola cantorum denn Gesang gehorte nach Hrabanus Maurus zum kontemplativen Leben 3 Der Nachfolger Ludwig der Fromme bemuhte sich vergeblich die Priester nach der Regel des Chrodegang von Metz an einem Ort zwangsweise zum gemeinsamen Leben zu vereinen damit sie am Gottesdienst teilnahmen und ihr Bibelstudium absolvierten So haufig die Bischofssynoden die Verbesserung der Schulen einforderten so schlecht stand es vermutlich damit in Wirklichkeit Mitkaiser Lothar sah sich 824 durch den weitgehenden Bildungsverlust in Italien gezwungen acht Schulstandorte in den Hauptorten zu organisieren Turin Pavia Cremona u a 4 Die Benediktiner pflegten ihren Unterricht zuerst vorwiegend in Irland sowie Britannien und verbreiteten ihn von dort aus wahrend der iroschottischen Missionsreisen uber Europa in Gallien Spanien und durch Willibrord und Bonifatius auch in den ostlichen Regionen des Frankischen Reiches Schreibschulen wurden zu einem wesentlichen Faktor fur die kulturelle Blute eines Klosters so etwa im 9 Jahrhundert im Kloster St Gallen Dort existierten zwei Schulen fur das Lesen und Schreiben eine innere fur angehende Monche und eine aussere weltliche Schuler Der Novize musste die Professurkunde mit dem Inhalt der Gelubde eigenhandig schreiben oder wenn er das nicht konnte einen anderen darum bitten Der Bildungsstand im Kloster war unterschiedlich den Urkunden zufolge konnte bei der Profess wahrscheinlich ein Teil der Monche noch gar nicht schreiben und unterzeichnete deshalb mit einem Kreuz wie es ausserhalb der Kloster damals die Regel war Abseits der Kloster und Bischofssitze gab es wohl lokale Schreibschulen an denen Geistliche unterrichteten Hierzu liegen allerdings kaum Quellen vor 5 Seit dem 12 Jahrhundert traten die Zisterzienser sowie die Bettelorden der Dominikaner Franziskaner und Karmeliten hinzu die auch ausserhalb der Kloster lehrten Stets waren in diesen Schulen Geistliche die Lehrer Spater kamen die Pramonstratenser und die von Gerhard Groote gestifteten Bruder vom gemeinsamen Leben hinzu Madchenbildung in Frauenklostern Bearbeiten Auch Madchen lernten in den Klostern die Anfange und konnten zu hoheren Studien gelangen Viele Frauenkloster betrieben Erziehung fur die Tochter des Adels von denen nicht wenige als Nonnen ein humanistisches Gelehrtenniveau erreichten wie Hroswitha von Gandersheim oder Hildegard von Bingen Ein weiteres Beispiel ist Heloisa die Nichte des Kanonikers Fulbert von Paris Sie begann im Kloster Notre Dame Argenteuil und durfte wegen ihrer Begabung an die hohere Pariser Schule Spater wurde sie Abtissin und bildete selbst im Parakletenkloster aus 6 Klosterschulen im deutschsprachigen Raum Bearbeiten Klosterschulen blieben im deutschsprachigen Raum lange Zeit die einzigen gelehrten Bildungsanstalten Die altesten Klosterschulen die ihren Hohepunkt in ottonischer und salischer Zeit bzw unter Karl dem Grossen erreichten sind die 724 gegrundete Reichenau St Gallen Mitte des 8 Jahrhunderts Niederaltaich 731 bzw 741 Fulda 748 Prum 752 Hersfeld 769 Kremsmunster 777 Corvey 815 Melk a d Donau 985 St Florian 1071 Admont 1074 sowie Hirsau 1091 das Schottenstift 1155 in Wien Dom und Pfarrschulen als Konkurrenz Bearbeiten Seit der karolingischen Zeit entstanden Dom oder Kathedralschulen der Bischofsstadte zu denen immer ein Kloster gehorte Entscheidenden Auftrieb gab ihnen die Admonitio generalis 789 mit der Karl der Grosse eine Grundung uberall vorschrieb um die Christianisierung voranzutreiben 7 In den wachsenden Stadten kamen weitere Pfarreischulen hinzu Pfarrschulen unter dem jeweiligen Pfarrer auch Kusterschulen unter Assistenz des Kusters Auf dem Land waren die Priester nach einer Verordnung Theodulfs von Orleans eines wichtigen Beraters Karls des Grossen verpflichtet Schulen zu halten in denen sie Lese und Schreibunterricht anboten Solch eine Schule ist um 820 im unterratischen Gerichtsort Rankweil durch die Nennung eines Lehrers magister Andreas und zweier Schupler Valerius und Vigilius bezeugt 7 Die hohere Bildung ging ab dem 13 Jahrhundert an die in Italien England und Frankreich neu entstehenden Universitaten uber Eine bedeutende Schule im Ubergang war z B in Paris Saint Victor mit Wilhelm von Champeaux 8 Unterricht Bearbeiten Der Elementarunterricht umfasste Lesen Kirchengesang Rechnen und Latein fur den Gottesdienst Paternoster Credo Das reichte auch fur den einfachen Weltklerus Der hohere Unterricht in den Klosterschulen richtete sich nach Paulus Diaconus dessen Empfehlungen auch immer Zeit zum Spielen vorsahen Der Lehrstoff umfasste als theologischen Lehrkursus das Bibelstudium die kirchlichen Ordnungen und Regeln sowie als antikes Erbe die sieben freien Kunste das Trivium Grammatik Rhetorik und Dialektik und das Quadrivium Musik Arithmetik Geometrie und Astronomie 2 Durch den Klosterplan von St Gallen sind wir uber die Methoden die Hilfsmittel wie Lexika Worterbucher und die Prufungen informiert 4 Fruhe Neuzeit Bearbeiten In der katholischen Kirche verdrangten in der fruhen Neuzeit oft die neu konzipierten Jesuitenkollegien die alteren Lehranstalten der Benediktiner wahrend die neueren der Barnabiten und Piaristen im Hintergrund blieben Die Schulen der Bettelorden bestanden weiter Die Aufhebung des Jesuitenordens beendete dies im spaten 18 Jahrhundert Theologische Hauslehranstalt Bearbeiten Die klostereigenen Theologischen Hauslehranstalten in Osterreich und der Schweiz fokussierten ihre Ausbildung auf den theologischen Bereich weil sie bereits auf in den Klosterschulen vorgebildete Knaben zuruckgreifen konnten Klosterschulen fur Madchen Bearbeiten In der Fruhen Neuzeit wurden weitere neue Kongregationen zur Madchenerziehung gegrundet etwa die Ursulinen die Katharinerinnen und die Englischen Fraulein Die Klosterschulen fur Madchen wurden in katholischen Landern besonders von hoheren Standen genutzt 9 Im 20 Jahrhundert haben sich diese Schulen sozial geoffnet doch leiden alle Frauenorden im deutschsprachigen Raum die in der Erziehung tatig sind im 21 Jahrhundert an mangelndem Nachwuchs Daher sind viele Einrichtungen etwa der Ursulinen zu bischoflichen Schulen geworden oder werden durch neu gegrundete Stiftungen unterhalten 10 Evangelische Klosterschulen Bearbeiten In einigen Landern die sich der Reformation anschlossen wurden die Einkunfte mehrerer Kloster und Domstifter zur Stiftung von Gelehrtenschulen verwendet welche immer noch die Namen Klosterschulen Domschulen oder Furstenschulen fuhren Auch wurden ganze Kloster in Schulen umgewandelt So entstanden beispielsweise in Sachsen die Schulen in Schulpforta Meissen und Merseburg spater nach Grimma verlegt in Thuringen die Schule in Rossleben Ilfeld gehorte bis 1866 als Exklave zu Hannover In Wurttemberg wurden nach der Reformation durch die 1556 erlassene Klosterordnung die vierzehn verbliebenen Monchskloster mit einer Ausnahme ebenfalls in Klosterschulen umgewandelt Von diesen Klosterschulen existieren heute einzig noch die Evangelischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren Sexueller Missbrauch in Klosterschulen BearbeitenBereits in der Zeit des Nationalsozialismus wurde sexueller Missbrauch in Klosterschulen zum Gegenstand offentlicher Angriffe gegen diese Erziehungsform 11 Bestehende Missstande wurden gezielt ausgenutzt um den Kirchenkampf gegen die katholische Kirche zu begrunden und katholische Schulen zu schliessen 12 Als sexueller Missbrauch von Abhangigen in den 1930er und 1940er Jahren sind beispielsweise die Ubergriffe des Internatsleiters der Regensburger Domspatzen Friedrich Zeitler zu nennen Der Priester Zeitler gestand 1959 in einem Strafprozess wegen Unzucht mit Abhangigen dass er einen Zogling bereits 1941 im Domspatzen Internat sexuell missbraucht hatte 13 Die Debatte um den sexuellen Missbrauch in katholischen Klosterschulen erhielt neue Beispiele durch Falle z B im Benediktinergymnasium Ettal oder in den jesuitischen Gymnasien Canisius Kolleg Berlin und Aloisiuskolleg Bad Godesberg um 2010 Siehe auch BearbeitenListe der altesten Schulen im deutschsprachigen Raum Liste fruhmittelalterlicher Schulgrundungen in West und Zentraleuropa Klosterschule Bulgarien Literatur BearbeitenGeorg Schwaiger Orden und Kloster Das christliche Monchtum in der Geschichte Munchen 2002 Roland Girtler Die alte Klosterschule eine Welt der Strenge und der kleinen Rebellen Wien Bohlau 2000 ISBN 978 3 205 21041 2 enthalt eine Geschichte seit der Zeit Benedikts Juliane Jacobi Madchen und Frauenbildung in Europa Von 1500 bis zur Gegenwart Campus Frankfurt a M 2013 ISBN 978 3 593 39955 3Einzelnachweise Bearbeiten Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 17 a b Franz Michael Konrad Geschichte der Schule von der Antike bis zur Gegenwart Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55492 6 S 28 34 Gudrun Gleba Klosterleben im Mittelalter Darmstadt 2004 ISBN 3 534 15401 0 S 83 85 a b Pierre Riche Die Welt der Karolinger 2 durchges Auflage Stuttgart 1999 ISBN 978 3 15 010463 7 S 231 263 Peter Erhart Lesen und Schreiben In Stiftarchiv Sankt Gallen Hrsg Lebenswelten des fruhen Mittelalters in 36 Kapiteln Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2019 ISBN 978 3 95976 182 6 S 13 Regine Pernaud Heloise und Abaelard ein Frauenschicksal im Mittelalter dtv Munchen 1994 ISBN 978 3 423 30394 1 S 202 207 a b Peter Erhart Auf dem Land In Stiftarchiv Sankt Gallen Hrsg Lebenswelten des fruhen Mittelalters in 36 Kapiteln Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2019 ISBN 978 3 95976 182 6 S 25 Rainer Berndt Sankt Viktor Schule von In Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 30 Berlin New York 1999 S 42 46 hier S 43 Andreas Rutz Bildung Konfession Geschlecht religiose Frauengemeinschaften und die katholische Madchenbildung im Rheinland 16 18 Jahrhundert Mainz 2006 ISBN 978 3 8053 3589 8 Geschichte St Angela Schule Duren Abgerufen am 8 Februar 2022 deutsch Hans Gunter Hockerts Die Sittlichkeitsprozesse gegen katholische Ordensangehorige und Priester 1936 1937 Eine Studie zur nationalsozialistischen Herrschaftstechnik und zum Kirchenkampf In Veroffentlichungen der Kommission fur Zeitgeschichte bei der Katholischen Akademie in Bayern Series B Forschungen Nr 6 Matthias Crunewald Verlag 1971 ISSN 1937 5239 doi 10 1086 ahr 77 4 1148 a Sven Felix Kellerhoff Nationalsozialismus Die katholische Kirche ein Sexualsumpf In DIE WELT 7 Juni 2013 welt de abgerufen am 7 Februar 2022 Robert Werner Die Causa Georg Zimmermann regensburg digital de 11 Mai 2013 Normdaten Sachbegriff GND 4298025 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klosterschule amp oldid 235989951