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Der heilige Willibrord Villibrordus um 658 in Northumbria spater England 7 November 739 in Echternach war ein angelsachsischer Missionar der das Kloster Echternach grundete Oftmals wird er als Apostel der Friesen bezeichnet Heiliger Willibrord Buchmalerei aus dem Umfeld des Meisters des Registrum Gregorii teilweise auch dem Meister zugeschrieben Trier um 1000 Paris Bibliotheque Nationale Lat 10510 Willibrord missioniert in Friesland aus Arend Geschichte der Niederlande Band 1 1840 Statue des heiligen Willibrord in EchternachWillibrord Statue Holz in der Basilika in EchternachDenkmal fur Willibrord in Trier Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Historischer Kontext 3 Friesenmission 4 Ruckzug nach Echternach 5 Gedenktag 6 Willibrord als Namensgeber 7 Quellen und Ubersetzungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenSein zum Christentum konvertierter Vater Wilgis oder Hilgis war ein Angliter oder wie Alkuin ihn bezeichnete ein Sachse aus Northumbria Nach einer Erziehung im englischen Benediktinerkloster Ripon trat Willibrord 678 in das irische Benediktinerkloster Rathmelsigi ein das in Connacht gelegen haben soll Zusammen mit elf Gefahrten unter ihnen auch Suitbert der Grunder des Klosters Kaiserwerth zog er im Jahr 690 nach Friesland Politisch gestutzt auf den frankischen Hausmeier Pippin den Mittleren konnte Willibrord zunachst in der frankisch beherrschten Fresia citerior entspricht dem diesseitigen Friesland bis hin zum Lek und einigen Gebieten sudlich davon missionieren Ausgangspunkt fur die Mission war vermutlich Antwerpen mit der vom aquitanischen Missionsbischof Amandus errichteten Peter und Paul Kirche Historischer Kontext BearbeitenIn der zweiten Halfte des 7 Jahrhunderts bildete wahrscheinlich der Unterlauf der Maas die frankisch friesische Grenze Die Eroberungen Pippins von 690 fuhrten indes noch nicht zu einer Wieder Inbesitznahme Utrechts Dies ermoglichte erst ein zweiter Friesenfeldzug des Vorvaters der Karolinger im Jahr 695 der vielleicht durch Spannungen zwischen frankenfreundlichen Gruppen des friesischen Adels Wursing und Radbod verursacht wurde und in der Schlacht bei Dorestad gipfelte Von nun an war Friesland vermutlich bis zum Vliestrom zwischen Vlieland und Terschelling frankisch worauf nicht zuletzt das Wirken des Willibrord Helfers Adalbert in Egmond und die alte Grenzfunktion des Vlie weist Zwischen Pippin und Radbod herrschte in der Folgezeit zumindest partielles Einvernehmen das die Ruckkehr christlich friesischer Emigranten ermoglichte Friesenmission BearbeitenDie besondere Bedeutung der Mission Willibrords lag darin dass er mit dem iro schottischen Ideal der asketischen Heimatlosigkeit der Wandermonche brach Dieses Peregrinations ideal war unter den englischen Missionaren in Schweden noch lange wirksam Der heilige Eskil 1080 glaubte noch dem Himmel umso naher zu kommen je weiter er sich von der Heimat entfernte Bei Willibrord trat an die Stelle dieses alten Missionsideals die Zusammenarbeit mit dem frankischen Hausmeier und dem Papsttum die Eingliederung des Missionars in den Reichsverband und die Einbindung in die papstliche Missionsvollmacht durch Erwerb des erzbischoflichen Titels Ein Zeichen dieser Einbindung ist auch dass Pippin ihn mit unterstutzender Einmutigkeit aller favente omnium consensu nach Rom sandte Im November 695 hielt sich der Missionar zum zweiten Mal nach 692 in Rom auf und wurde dort auf Verlangen Pippins von Papst Sergius I 687 701 zum reisenden Erzbischof ins friesische Volk lat in gentem Frisonem geweiht gemass dem romisch universalmissionarischen Ansatz einer Bekehrung des gesamten friesischen Volkes Durch Anderung seines Namens in Clemens trat er in die Familiaritas des Romischen Stuhls ein Der Metropolitan Bischofssitz der solcherart begrundeten der romischen Kirche unterstellten friesischen Kirchenprovinz war zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon und sicher im Einvernehmen mit Pippin als Utrecht bestimmt Auf jeden Fall hat Willibrord kurz nach 695 696 den Ort als Zentrum der neuen friesischen Kirchenorganisation zugewiesen bekommen Er ubertrug dabei die in England entwickelte Lehre ein Erzbischof musse um seine Funktion erfullen zu konnen als Zeichen der Teilhabe an der Machtfulle des Papstes das Pallium erhalten auf den Kontinent und leitete damit einen neuen Abschnitt papstlicher Bevollmachtigungen ein In England war diese Ansicht bereits seit Gregor dem Grossen gefestigt 1 Dem Erzbischof stand die Grundung neuer Diozesen zu und er war das Bindeglied zwischen den Diozesanbischofen und dem Papst Diese Ansicht setzte sich mit den nachstromenden Missionaren aus England unter ihnen Bonifatius auch auf dem Kontinent durch Von hier aus entwickelten sich die kirchlichen Strukturen und das Christentum weiter unter dem Schutz der frankischen Herrschaft Ansiedlung von Franken homines Franci und unter Einbeziehung der gesellschaftlichen Eliten wahrend ausserhalb des Machtbereichs des Hausmeiers das heidnische Friesland des Kleinkonigs Radbod weiterhin Bestand hatte Willibrord begab sich um 700 zu ihm wurde dort zwar freundlich aufgenommen aber die Missionsbemuhungen hatten zunachst keinen Erfolg Am 1 Mai 704 schenkte Herzog Heden II an Willibrord in Wurzburg Castellum Virteburh Besitztumer in Thuringen in Arnstadt Arnestati Muhlberg Mulenberge und Grossmonra Monhore Am 18 April 716 schenkte Herzog Heden II wiederum an Willibrord in Hammelburg ad Hamulo castellum sein Erbgut in Hammelburg fur die Errichtung eines Klosters Die Mission Willibrords wurde durch den Tod Pippins im Jahr 714 jah unterbrochen Damals gelang es Radbod unter Ausnutzung der innerfrankischen Wirren grosse Teile des frankisch beherrschten Frieslands zuruckzuerobern Erst als sich gegen den Widerstand der Plektrud Karl Martell 714 741 als Hausmeier und princeps durchsetzen konnte gelang die Wiedereroberung des ehemals frankischen Frieslands im Feldzug von 722 dem 733 und 734 weitere Friesenzuge und die Ausdehnung der frankischen Herrschaft bis hin zur Lauwers folgten Die Moglichkeiten zur Missionierung waren also wieder gegeben Mission und Christianisierung konnten nach den Jahren der Unterbrechung durch Willibrord der 716 kurzfristig auch in Zusammenarbeit mit Bonifatius stand wobei beide nicht recht miteinander auskamen wieder aufgenommen werden wenn auch nicht in Danemark Dort wurde sie erst wieder unter Ludwig dem Frommen aufgenommen da Karl der Grosse eine Missionierung nicht unterworfener Gebiete ablehnte Willibrord brachte 690 auch den Kult des Hl Oswald mit nach Friesland der sich von dort aus weiter verbreitete Ruckzug nach Echternach Bearbeiten nbsp Willibrord Altarbild in der Basilika in Echternach nbsp Sarkophag fur Willibrord in der ihm geweihten Basilika in Echternach nbsp Willibrord Quelle in der Krypta der Basilika in EchternachWillibrord verbrachte immer mehr Zeit in seinem Kloster Echternach das er 697 698 auf Basis einer Schenkung der Irmina von Oeren gegrundet hatte und dem er umfangreichen Besitz unter anderem in Friesland und Thuringen zuwies und wo er auch in der Nacht vom 6 zum 7 November 739 verstarb Im Chorraum seiner Klosterkirche wurde der Missionar gemass seinem Testament von 726 begraben und alsbald in Echternach als Heiliger verehrt Jedes Jahr am Dienstag nach Pfingsten findet in Echternach die Echternacher Springprozession statt Bei dieser religiosen Prozession springen die Teilnehmer zu Polkamelodien in Reihen durch die Strassen der Stadt bis zum Grab des Heiligen Willibrord in der Echternacher Basilika Diese Prozession wurde von der UNESCO 2010 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen 2 Gedenktag BearbeitenDer 7 November ist Willibrords Gedenktag fur folgende Kirchen Evangelische Kirche in Deutschland Anglikanische Gemeinschaft Romisch katholische Kirche Orthodoxe Kirchen 3 Altkatholische KircheAm 7 November 2015 ernannte der Erzbischof von Luxemburg Jean Claude Hollerich Willibrord zusatzlich zum Hl Tarzisius und damit zum Schutzpatron der Messdiener Luxemburgs 4 Willibrord als Namensgeber BearbeitenDer ehemals zum Kloster Echternach gehorige Willibrordi Dom in Wesel wie auch weitere Willibrordkirchen wurden im deutschsprachigen Raum nach ihm benannt Auch das St Willibrord Gymnasium in Bitburg in der Sudeifel tragt seinen Namen Eine Gedenktafel uber ihn befindet sich in der Walhalla in Donaustauf In Utrecht wo Willibrord Ende des 7 Jahrhunderts zum Bischof geweiht wurde tragt die Sankt Willibrordkirche seinen Namen nbsp St Willibrord in Munchen 48 132351 11 568871In Munchen tragt ein Kirchengebaude der altkatholischen Kirche den Namen des Heiligen Fur das heute unter Denkmalschutz stehende Gebaude erfolgte 1911 die Grundsteinlegung als Kirche fur englischsprachige Personen anglikanischen Glaubens und war dem heiligen Georg geweiht Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kirche von der alt katholischen Gemeinde in Munchen zunachst gemietet und erhielt den Namen St Willibrord 1932 erwarb die Kirchengemeinde das Gebaude Quellen und Ubersetzungen BearbeitenPaul Drager Hrsg Alkuin Lebensbeschreibung des hl Willibrord Lateinisch Deutsch Kliomedia Trier 2008 ISBN 978 3 89890 127 7 W Wattenbach G Grandaur M Laurent Ubersetzer Die Lebensbeschreibungen des hl Willibrord Gregors von Utrecht Liudgers und Willehads von Bremen Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit 2 Gesamtausgabe Bd 14 Leipzig 1896 Literatur BearbeitenArnold Angenendt Willibrord im Dienste der Karolinger In Annalen des Historischen Vereins fur den Niederrhein AnnHVNdrh 175 1973 S 63 113 Arnold Angenendt Das Fruhmittelalter Die abendlandische Christenheit von 400 bis 900 Stuttgart 1990 Johannes Derksen In Gottes Namen voran Mosaiksteine zu einem Lebensbild d hlg Willibrord St Benno Verlag Leipzig 1974 Franz Flaskamp Die fruhe Friesen und Sachsenmission aus northumbrischer Sicht Das Zeugnis des Beda In Archiv fur Kulturgeschichte Bd 51 1969 S 183 209 Wolfgang H Fritze Universalis gentium confessio Formen Trager und Wege universalmissionarischen Denkens im 7 Jahrhundert In Fruhmittelalterliche Studien 3 1969 S 78 130 Georges Kiesel Der heilige Willibrord im Zeugnis der bildenden Kunst Ikonographie d Apostels d Niederlande mit Beitragen zu s Kulturgeschichte Saarbrucken 1968 Diss Rainer Neu Willibrord und die Christianisierung Europas im Fruhmittelalter Stuttgart 2021 Lutz E von Padberg Mission und Christianisierung Formen und Folgen bei Angelsachsen und Franken im 7 und 8 Jahrhundert Stuttgart 1995 Lutz E von Padberg Die Christianisierung Europas im Mittelalter RUB 17015 Stuttgart 1998 Knut Schaferdiek Fragen der angelsachsischen Festlandmission In Fruhmittelalterliche Studien 28 1994 S 172 195 Jorg Schmitz Leben und Werk des Architekten Wilhelm Peter Schmitz 1864 1944 Dombaumeister Denkmalpfleger Kunstschriftsteller und Lothringischer Konservator Ein Rheinischer Architekt des Spathistorismus Aachen Koln Trier Metz Band 1 Biographie und Abbildungsteil Tonning 2005 S 43 u Band 2 Werkverzeichnis Tonning 2005 S 69 77 zum neoromanischen Willibrordus Grabdenkmal Wolfgang Seegrun Das Papsttum und Skandinavien Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig Holsteins Band 51 Neumunster 1967 Emile Seiler Willibrord In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 18 Bautz Herzberg 2001 ISBN 3 88309 086 7 Sp 1522 1530 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Camille Wampach Willibrord Sein Leben und Lebenswerk Luxemburg 1953 Wilhelm Wattenbach Willibrord In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 43 Duncker amp Humblot Leipzig 1898 S 276 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Willibrord Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Missionare in Franken Willibrord Bonifatius Burkard Lullus Megingaud Internetseite des Willibrordus Bauvereins in Echternach mit Informationen zu Willibrord und zur Abtei Wolfgang Meyer 07 11 739 Todestag von Willibrord WDR ZeitZeichen vom 7 November 2019 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Seegrun S 17 UNESCO Intangible Heritage Home Abgerufen am 30 Mai 2023 englisch Willibrord im Okumenischen Heiligenlexikon Willibrord zum Schutzpatron der Luxemburger Messdiener ernannt wort lu 8 November 2015VorgangerAmtNachfolger Bischof von Utrecht 695 739WeraNormdaten Person GND 11863335X lobid OGND AKS LCCN n90704864 VIAF 265587657 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME WillibrordKURZBESCHREIBUNG angelsachsischer Missionar der das Kloster Echternach grundeteGEBURTSDATUM um 658GEBURTSORT NorthumbriaSTERBEDATUM 7 November 739STERBEORT Echternach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willibrord amp oldid 234170148