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Radbod auch Ratbod Redbad war ein Konig der Friesen Herrschaftsdauer 679 719 Die Quellenlage uber sein Leben und Wirken ist nicht sehr umfangreich 1 so dass sich viele Aussagen uber Radbod nicht schlussig belegen lassen und in den Bereich der Legende fallen Mit dem Versuch gegenuber den rivalisierenden Franken Frieslands Eigenstandigkeit zu erhalten und dem damit verbundenen vehementen Widerstand gegen die frankischen Missionierungs und Christianisierungsbemuhungen hat Radbod einen nachhaltigen Eindruck in der friesischen Bevolkerung hinterlassen Das friesische Reich zu Radbods ZeitenStickerei der Darstellung der Legende in welcher der friesische Konig Radbod bereit ist durch Wulfram getauft zu werden in dieser Stickerei von Willibrord ersetzt aber im letzten Moment verweigert vom Museum Catharijneconvent in Utrecht Inhaltsverzeichnis 1 Herrscher des Grossfriesischen Reiches 2 Gegner der christlich frankischen Missionierung 3 Die gescheiterte Taufe Radbods 4 Tod 5 Legenden 6 Zeche Radbod 7 Literatur 8 Verfilmung 9 EinzelnachweiseHerrscher des Grossfriesischen Reiches BearbeitenRadbod herrschte Ende des 7 und Anfang des 8 Jahrhunderts uber das zu dieser Zeit noch vollstandig unabhangige Grossfriesische Reich Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich uber einen breiten Kustenstreifen der Nordsee vom Flusse Sinkfal heute Het Zwin bei Brugge bis zur Weser Das Kerngebiet des Reiches befand sich zwischen dem heutigen IJsselmeer und der Ems Er herrschte aus den Residenzen Utrecht und Dorestad Der Besitz der Rheinmundung machte die Friesen zu einem der grossten Handelsvolker Europas was durch zahlreiche Munzfunde belegt wird Urkunden zeigen dass friesische Sklavenhandler selbst in London auftraten friesische Felle und Tuche waren eine geschatzte Ware Radbod wurde und wird als Symbol fur diese Blutezeit Frieslands begriffen Das macht ihn in der Uberlieferung zu einer Art Pendant zum spateren frankischen Kaiser Karl dem Grossen Radbods Bestrebungen sein Reich nach Suden auszudehnen brachten die Friesen in Konflikt mit den benachbarten Franken die ihrerseits nach Norden strebten Radbods Vorganger Aldgisl der erste urkundlich belegte Friesenkonig hatte noch friedliche Beziehungen zu den Franken unterhalten die ab den Zeiten Dagoberts I mit Bekehrungsversuchen in Austrasien bzw Sudfriesland vor allem in Utrecht begonnen hatten Im Einverstandnis mit Dagobert II und im Gegensatz zu Neustrien hatte Aldgisl 677 den angelsachsischen Glaubensboten Wilfried freundlich aufgenommen ihm die Predigt gestattet und ein gegen ihn gerichtetes Schreiben des neustrischen Majordomus Ebroin in aller Offentlichkeit ins Feuer geworfen Radbod hingegen loste die Verbindungen zu den Franken und nahm 689 bei Wijk bij Duurstede Dorestad an den Ufern des Rheins den Kampf gegen sie auf Radbod wurde um 689 vom frankischen Hausmeier Pippin dem Mittleren Beherrscher des Frankenreichs und Sieger von Tertry bei Dorestad besiegt und verlor Westfriesland mit den heutigen Provinzen Zeeland Sud und Nordholland an das Frankische Reich Er fluchtete auf die heilige Insel Foseteland das heutige Helgoland Gegner der christlich frankischen Missionierung BearbeitenIn diese Zeit ab 690 fallen auch die zunachst auf Mittel und Ostfriesland beschrankten Missionierungsbemuhungen die insbesondere von Irland aus durch die Bischofe Willibrord von Utrecht ca 658 7 November 739 und Wigbert unternommen wurden Die Friesen widersetzten sich ihnen da der alte Glaube an ihre Gotter tief in ihrer Kultur verwurzelt war Des Weiteren sahen sie in den Missionierungsbemuhungen nur ein weiteres Mittel zur Unterwerfung ins Frankische Reich Ein neustrischer Missionar Bischof Wolfram von Sens fand Zutritt in Radbods Lande und versuchte ihn selbst fur das Christentum zu gewinnen Radbod jedoch setzte sich dagegen zur Wehr und entwickelte sich zu einem militanten Gegner der frankischen Missionierungsbestrebungen und des christlichen Glaubens 711 verheiratete Radbod seine Tochter Theudesinda mit Grimoald dem Jungeren Sohn Pippins II Im Jahre 714 wurde Grimoald ermordet Die spatere Uberlieferung der Morder sei ein heidnischer Friese gewesen den Radbod selbst beauftragt habe ist nach heutigem Erkenntnisstand nicht mehr haltbar Kurze Zeit spater starb auch Pippin II selbst Den nun entstehenden Doppelzwist zwischen Karl Martell und seiner Stiefmutter Plectrudis und beider zugleich mit Westfranzien benutzte Radbod zur Wiedergewinnung des einst verlorenen Gebietes Unmittelbar nach Pippins II Tod am 16 Dezember 714 riefen Radbods Herolde alle wehrfahigen Manner des Landes zusammen bis er ein starkes friesisches Heer um sich versammelt hatte Damit drang er in sein verlorenes Herrschaftsgebiet vor wo er die Kirchen niederreissen und heidnische Altare errichten liess Schliesslich fiel er in Austrasien ein Auf diese Weise gelang es Radbod wahrend der Herrschaft Chilperichs II alle verlorenen Landesteile zuruckzugewinnen Ein Bundnis mit den Neustriern die ihrerseits einen Angriff auf das Ostreich unternahmen ermoglichte ihm tiefer in das frankische Reich vorzudringen Per Schiff begann er sich in Richtung Koln voranzukampfen 716 stand Radbod mit seinem Heerhaufen vor Koln Hier besiegte er Karl Martell und fugte ihm seine erste und einzige Niederlage in seiner Amtszeit zu Die bis dahin in diesem Raum errichteten Kirchen wurden abgerissen oder niedergebrannt die Priester und Missionare vertrieben und die alten Gotterhaine und Tempel wiederhergestellt Koln musste gegen Zahlung einer grossen Geldsumme freigekauft werden Die Neustrier uberfiel Karl Martell bei Amel schlug sie bei Vincy und verfolgte die Fliehenden bis Paris Nicht belegt ist die Darstellung nach der er schliesslich auch Radbod besiegt und wieder unterworfen hat Die gescheiterte Taufe Radbods BearbeitenRadbod stand selbst einmal kurz vor der Taufe Ubernahme des Christentums Er befand sich schon im Taufbecken nach der Uberlieferung zumindest mit einem Fuss brach dann aber resolut die Taufe ab Diese Entscheidung Radbods fand auch Eingang in die mittelalterliche Ikonographie siehe z B die Abbildung rechts Der Abbruch der Taufe steht auch im Kontext der zeitgenossischen Diskussion im 8 Jahrhundert uber die fruheren naturgemass nicht getauften Vorfahren der Friesen und Germanen Diese Ahnen befanden sich nach der germanisch friesischen Mythologie im Totenreich Walhalla Demgegenuber wurden die getauften Christen nach Auffassung der christlichen Kirche in das christliche Himmelreich gelangen Dadurch wurde nach dem Glauben der heidnischen Zeitgenossen und auch der Kirche das erhoffte Wiedersehen der Friesen und der anderen Germanen mit ihren Vorfahren in Walhalla verunmoglicht Das erwartete zukunftige Zusammensein mit den verstorbenen Ahnen im Totenreich Walhalla bildete jedoch einen ganz zentralen Aspekt ihres Glaubens Diese Konstellation bedeutete fur die in der germanisch friesischen Religion verhafteten Menschen der Zeit einen schweren inneren Konflikt der teilweise eine dezidierte Ablehnung der Taufe zur Folge hatte Auch daraus resultierte die Bereitschaft lieber den Tod im Kampf oder auch teils massenweise die Todesstrafe die bei Verweigerung der christlichen Taufe drohte in Kauf zu nehmen als sich taufen zu lassen 2 Tod BearbeitenRadbod starb im Jahre 719 im Vollbesitze seines wiedererlangten Landes und seiner Selbststandigkeit Die Umstande seines Todes sind unklar ebenso wo er begraben liegt Nach einer Legende ist sein Grab am Radbodsberg im ostfriesischen Dunum zu finden Anderen Uberlieferungen zufolge liegt er unter einem grossen Stein im Radbodsholz in Berumerfehn begraben Einen Radbodsberg soll es auch auf der Insel Helgoland und der untergegangenen Insel Bant gegeben haben Auch nach Radbods Tod wollten die noch nicht von den Franken unterworfenen Freien Friesen zunachst vom Christentum nichts wissen und folgten damit Radbods Beispiel Bereits im Jahre 716 war ein Missionierungsversuch des Frankenknechts Bonifatius am Widerstand Radbods gescheitert Als Bonifatius erneut in Friesland erschien wurde er im Jahr 754 bzw 755 getotet was Franken bzw Christen als Martyrertod deuteten Bonifatius Leichnam wurde nach Utrecht gebracht Danach jedoch ebbte der nationale und religiose Widerstand der Friesen gegen Frankenherrschaft und Christentum langsam ab Jahrzehnte nach Radbods Tod setzte sich das Christentum durch Zwar konnten Karl Martell und Karl der Grosse nur schrittweise und nach erneuten Kampfen das ganze Friesenland unterwerfen aber noch vor Ablauf des Jahrhunderts bildete es einen integrierten Teil des Frankenreiches und die Friesen leisteten ebenso wie die anderen Volksgruppen der Region ihrem neuen Konig Heeresfolge auf seinen Kriegszugen Legenden BearbeitenIn der ostfriesischen Tradition ranken sich viele Sagen und Erzahlungen um diesen Konig Eine der bekanntesten durfte wohl die an die Kyffhauser Sage erinnernde Geschichte sein nach der Radbod unter dem Radbodsberg bei Dunum einer prahistorischen Grabstatte oder unter dem Plytenberg bei Leer begraben liege bewacht von den Erdmantjes und darauf warte bei grosser Not gerufen zu werden um den Friesen zu Hilfe zu kommen Eine literarische Erwahnung Radbods findet sich in Wagners Oper Lohengrin Lohengrins heidnische Gegenspielerin Ortrud wird als Radbods des Friesenfursten Spross eingefuhrt 3 Mehrere Strassen in Ostfriesland tragen den vermutlich von Konig Radbod abgeleiteten Namen Conrebbersweg Sie fuhren nach Rahe bei Aurich namentlich zum Upstalsboom einem fruhmittelalterlichen Versammlungsort friesischer Volksvertreter Doch liegt der Upstalsboom nicht im Kerneinflussbereich Radbods Im niederlandischen Medemblik existiert zudem eine Radbodsburg Es fehlt jedoch an einem direkten Nachweis einer Verbindung der Burg zum Friesenherrscher In der ostfriesischen Kleinstadt Esens gibt es eine Radbodstrasse Auch archaologische Ausgrabungen im niederlandischen Ort Wijnaldum bei Harlingen haben keine neuen Erkenntnisse uber Radbods Herrschaftssitz zu Tage gefordert Zeche Radbod BearbeitenDie Zeche Radbod ein ehemaliges Bergwerk im Stadtbezirk Bockum Hovel der Grossstadt Hamm in Westfalen ist nach dem Friesenherrscher benannt Literatur BearbeitenOelsner Ludwig Ratbod In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 27 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 340 f Kalma Jakob Jetses Hrsg Geschiedenis van Friesland Geschichte von Friesland Drachten 1968 S 96 101 Nonn Ulrich Art Radbod Friesenherzog 719 in Lexikon des Mittelalters Bd 7 1995 Sp 385 mit einer Zusammenstellung der wichtigsten mittelalterlichen Quellen uber Konig Radbod Heinrich Schmidt Radbod Redbad In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 82 Digitalisat Egmond Wolfert S van Radbod van de Friezen een aristocraat in de periferie Radbod von Friesland ein Adliger an der Peripherie des Frankenreichs in Millennium Tijdschrift voor middeleeuwse studies Bd 19 2005 S 24 43 mit Auswertung und Zusammenstellung der mittelalterlichen Quellen Meens Rob With one foot in the font the failed baptism of the Frisian king Radbod and the 8th century discussion about the fate of unbaptized forefathers in Moran Padraic Publ Early medieval Ireland and Europe chronology contacts scholarship Festschrift for Daibhi o Croinin Turnhout 2015 S 577 596 Verfilmung BearbeitenPfad des Kriegers Niederlandischer Film von 2018Einzelnachweise Bearbeiten Die wichtigsten mittelalterlichen Quellen uber Konig Radbod sind bei Nonn Egmond und Meens zusammengestellt siehe das Literaturverzeichnis Robert Meens With one foot in the font 2014 S 577 596 Richard Wagner Lohengrin Romantische Oper in drei Akten Textbuch als Online Ressource im Projekt Gutenberg DE abgerufen am 28 Juli 2016 Normdaten Person GND 137526792 lobid OGND AKS VIAF 81706145 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME RadbodKURZBESCHREIBUNG Konig der FriesenGEBURTSDATUM vor 679STERBEDATUM 719 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Radbod Friesland amp oldid 238929660