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Heptarchie griechisch ἑptarxia deutsch Siebenherrschaft bezeichnet die sieben angelsachsischen Kleinkonigreiche in die das heutige England im fruhen Mittelalter vom Ende des 6 Jahrhunderts bis zum 9 Jahrhundert aufgeteilt war Die traditionelle Geschichtsschreibung geht davon aus dass England in die Kleinkonigreiche Wessex Sussex und Kent im Suden Ostanglien East Anglia und Essex im Osten Merzien Mercia in Mittelengland und Nordhumbrien Northumbria im Norden aufgeteilt war Tatsachlich ist diese Annahme eine vereinfachte Darstellung denn es gab neben diesen sieben Kleinkonigreichen noch weitere meist kleinere Herrschaftsbereiche so z B das Konigreich Lindsey sudlich des Humber oder das Konigreich Hwicce die erst im Laufe ihrer Geschichte in grosseren benachbarten Konigreichen aufgingen 1 Die Heptarchie nach Bartholomews A literary amp historical atlas of Europe 1914 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung der Heptarchie 2 Konigreiche der Heptarchie 3 Ende der angelsachsischen Kleinkonigreiche 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung der Heptarchie BearbeitenNach dem Abzug der romischen Legionen aus Britannien zu Beginn des 5 Jahrhunderts wurde der Osten und Suden der britischen Insel von einwandernden germanischen Stammen erobert und besiedelt Es handelte sich dabei um Teile der Sachsen Angeln und Juten deren ursprungliche Siedlungsgebiete der Norden des heutigen Deutschland und Danemark waren Nach einigen Quellen waren diese Germanen zunachst als Soldner fur romano britannische Herrscher auf die Insel gekommen hatten sich dann aber Mitte des 5 Jahrhunderts erhoben und begannen mit der Bildung eigener Herrschaftsgebiete Wahrend die altere Geschichtsschreibung und die Legenden von einer Eroberung sprechen geht die heutige Forschung aufgrund der schriftlichen Quellen und aufgrund archaologischer Funde davon aus dass die germanischen Volker nur in relativ kleiner Zahl nach Britannien ubersiedelten Wie weit sich die Angeln Sachsen und Juten als unterschiedliche Volker verstanden ist aus heutiger Forschungssicht ebenfalls fraglich 2 Um 700 kam fur diese Volker der Sammelbegriff der Angelsachsen auf 3 Seit dem Beginn des 6 Jahrhunderts sind Gesellschaften mit einem Konig an der Spitze und Kriegergefolgschaften historisch belegt Die schriftlichen Quellen fur die Zeit bis ins fruhe 8 Jahrhundert vor allem Beda Venerabilis und allgemein fur die politische Geschichte die sogenannte Angelsachsische Chronik lassen zumindest die Grundzuge der politischen Entwicklung erkennen Diese war von teils heftigen Kampfen innerhalb und zwischen den angelsachsischen Reichen sowie zwischen der angelsachsischen und der britannischen Elite gepragt Konigreiche der Heptarchie BearbeitenDie Konigreiche der Heptarchie waren 4 5 Essex Sussex Wessex Kent East Anglia Ostanglien Mercia Mercien Northumbria Nordhumbrien nbsp Die wichtigsten angelsachsischen KonigreicheDie Bezeichnung Heptarchie ist nicht ganz zutreffend da es neben den sieben genannten Konigreichen noch weitere gab die heute weniger bekannt sind aber zumindest zeitweise unabhangig von den Konigreichen der Heptarchie existierten und deren Herrscher zum Teil auch konigliche Titel fuhrten Zu diesen gehorten unter anderem 6 7 Konigreich Lindsey ostlich von Mercien geriet wahrend des 8 Jahrhunderts unter mercische Herrschaft Konigreich Hwicce westlich von Mercien geriet Ende des 7 Jahrhunderts unter mercische Herrschaft Magonsaete westlich von Mercien geriet Ende des 7 Jahrhunderts unter mercische Herrschaft Konigreich Surrey sudlich der Themse geriet Ende des 7 Jahrhunderts unter mercische HerrschaftFerner sind noch Bernicia Bernizien und Deira im Norden Englands zu nennen Sie waren zunachst unabhangige Konigreiche bevor sie sich an der Wende zum 8 Jahrhundert zu Nordhumbrien vereinigten 8 Die Kleinkonigreiche existierten nicht gleichberechtigt nebeneinander sondern im Laufe der Geschichte gewannen einzelne Konigreiche Einfluss uber ihre Nachbarn oder ubten sogar uber grossere Teile des heutigen Englands eine Hegemonie aus So herrschte der Konig von Nordhumbrien im 7 Jahrhundert uber weite Teil des Nordens wahrend im 8 Jahrhundert Mercien unter Konig Offa eine Fuhrungsrolle unter den Konigreichen innehatte sowie in der ersten Halfte des 9 Jahrhunderts etwa Egbert von Wessex 9 In mancher Literatur wird in diesem Zusammenhang dem jeweiligen Oberkonig der Titel eines Bretwalda zugeschrieben 10 In anderer Literatur wird jedoch darauf hingewiesen dass der Titel des Bretwalda erstmals erst in der angelsachsischen Chronik im neunten Jahrhundert auftaucht 11 Ende der angelsachsischen Kleinkonigreiche BearbeitenDer Uberfall auf das nordenglische Kloster Lindisfarne am 8 Juni 793 wird gemeinhin als der Beginn der Wikingerangriffe angesehen 866 fiel das sogenannte grosse heidnische Heer in Nordostengland ein und eroberte grosse Teile des Landes Die meisten Konigreiche hielten dem Ansturm nicht stand und zerfielen oder gerieten unter Vorherrschaft der danischen Wikinger die auf englischem Boden ein eigenes Herrschaftsgebiet das Danelag errichteten 12 878 schlug Alfred der Grosse Konig von Wessex die danischen Wikinger jedoch zuruck und konnte eine vorlaufige Ubereinkunft erzielen wenngleich die Bedrohung durch die Wikinger bis ins 11 Jahrhundert bestehen blieb Unter Alfred und seinen Nachfolgern wurden die verbliebenen angelsachsischen Gebiete unter einem Konig vereint siehe Konigreich England 13 Mit der Eroberung Englands durch den normannischen Wilhelm den Eroberer 1066 endete die angelsachsische Periode Englands endgultig Siehe auch BearbeitenEntstehung Englands Geschichte EnglandsLiteratur BearbeitenNicholas J Higham Martin J Ryan The Anglo Saxon World Yale University Press New Haven 2013 aktueller Uberblick mit weiterer Literatur David Peter Kirby The Earliest English Kings Revised Edition Routledge London 2000 ISBN 0 415 24210 X Harald Kleinschmidt Die Angelsachsen C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62137 6 Jurgen Sarnowsky England im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Karl Friedrich Krieger Geschichte Englands Band 1 Von den Anfangen bis zum 15 Jahrhundert 5 Auflage C H Beck Munchen 2018 ISBN 978 3 406 72824 2 Einzelnachweise Bearbeiten Jurgen Sarnowsky England im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 S 28 Jurgen Sarnowsky England im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 S 14 15 Harald Kleinschmidt Die Angelsachsen C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62137 6 S 15 Jurgen Sarnowsky England im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 S 28 Harald Kleinschmidt Die Angelsachsen C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62137 6 S 12 15 Nicholas J Higham Martin J Ryan The Anglo Saxon World Yale University Press New Haven London 2013 ISBN 978 0 300 21613 4 S 139 Harald Kleinschmidt Die Angelsachsen C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62137 6 S 13 14 Harald Kleinschmidt Die Angelsachsen C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62137 6 S 12 Kurt Kluxen Geschichte Englands 3 Auflage Kroner Stuttgart 1985 ISBN 3 520 37403 X S 17 Kurt Kluxen Geschichte Englands 3 Auflage Kroner Stuttgart 1985 ISBN 3 520 37403 X S 12 Mark Atherton The Making of England Tauris London 2017 ISBN 978 1 78453 005 1 S 104 Kurt Kluxen Geschichte Englands Von den Anfangen bis zur Gegenwart Alfred Kroner Verlag Stuttgart 1976 ISBN 3 520 37402 1 S 16 Jurgen Sarnowsky England im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 S 35 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heptarchie amp oldid 229947688