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Eine Theologische Hauslehranstalt auch Philosophisch theologische Hauslehranstalt Theologisches Hausstudium Klosterlehranstalt ist eine in Osterreich und in der Schweiz gebrauchliche Bezeichnung fur eine innerhalb eines Klosters oder in einer Diozese organisierte nicht offentliche Einrichtung zur theologischen Basisausbildung fur den Ordens oder Priesternachwuchs In Deutschland heissen solche Einrichtungen bei den Diozesen Seminar bei den Orden Studienhaus Studienkonvent oder Ordensstudium Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Entwicklung 3 Auflosung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAufgaben BearbeitenDie auch als schola interior bezeichneten Klosterschulen boten einerseits eine auf die Ordensspiritualitat ausgerichtete theologische Grundausbildung die propadeutischen Studien der Artes liberales fur all jene die spater als Seelsorger oder Religionslehrer tatig wurden oder das Priesteramt anstrebten und stellten andererseits auch eine Vorbereitung auf das an Universitaten angebotene Studium der Theologie dar Die Ordensstudien richteten sich zunachst ausschliesslich an kunftige Ordensleute und erfolgten durch die Ordensgemeinschaft selbst in den einzelnen Stiften oder Abteien bei den Bettelorden in jeweils mehreren ausgewahlten Klostern auf der Ebene einer Ordensprovinz Die Dozenten wurden Lesemeister oder Lektoren genannt und waren Mitglieder des Ordens Bei den Franziskanern gab es seit dem 13 Jahrhundert in den Ordensprovinzen in verschiedenen Konventen studia particularia fur die einzelnen Grundlagenfacher der Philosophie und Theologie wie sie fur die Seelsorge und die Predigt notwendig waren und daneben ein zentrales studium generale das in vier bis funfjahrigen ordensinternen Theologiestudien vertiefte Kenntnisse vermittelte die fur Positionen auf der Leitungsebene der Ordensprovinzen als Hausobere oder Lektoren bestimmt waren 1 Von Fall zu Fall wurden die Studieneinrichtungen auch fur Interessenten aus dem angehenden Sakularklerus geoffnet 2 Entwicklung BearbeitenKarl der Grosse hatte alle Kloster und Stifte verpflichtet Schulen zu errichten die nach einem Plan seines Beraters Alkuin gefuhrt wurden und an dem romischen Vorbild der sieben freien Kunste orientiert waren Die Qualitat des Unterrichts war unterschiedlich manche Lektoren waren gelehrt und nahmen am wissenschaftlichen Diskurs ihrer Zeit Anteil an anderen Lehranstalten unterrichteten junge Theologen und Laien die haufig wechselten Besonders qualifiziert waren die Studia generalia die die einzelnen Orden schwerpunktmassig fur begabte Studenten errichteten und an denen promovierte Lektoren tatig waren die oft auch als Professoren an einer theologischen Fakultat lehrten 3 Nach der Reformation qualifizierte das Konzil von Trient die Priesterausbildung die sich schwerpunktmassig auf die Universitaten verlagerte die Studenten lebten in Konvikten oder in Klostern ihres Ordens und besuchten von dort aus die universitaren Lehrveranstaltungen Hinzu kamen mit der Grundung des Jesuitenordens eine Vielzahl von Gymnasien Im 17 Jahrhundert boten die noch bestehenden Klosterlehranstalten eine Ausbildung auf vergleichsweise niedrigem Niveau in wenigen Fachern mit einer Dauer von zwei Jahren um schnell moglichst viele Priester auszubilden Nur die Kleriker die an einem vertieften Studium interessiert waren konnten eine Universitat oder ein Studium generale besuchen 4 Mit wachsenden Anforderungen wurden die Theologischen Hauslehranstalten mit immer mehr Regelwerk bedacht auch von staatlicher Seite in Osterreich ab der Mitte des 18 Jahrhunderts durch Erzherzogin Maria Theresia Sie mussten nach einheitlichem Muster wie offentliche Lehranstalten gefuhrt werden Es mussten mit ausgebildeten Lehrern nach einem Lehrplan wie an der Universitat unterrichtet Prufungen abgenommen und die Absolventen den staatlichen Stellen gemeldet werden Teilweise hatten die Lehranstalten Promotionsrecht Am 10 September 1782 wurden die Studien in den Klostern aufgehoben die Kleriker mussten ein allgemeines Seminarium generale fur die studierende Jugend der Kloster an der Universitat besuchen Diese Generalseminarien wurden jedoch bereits 1790 wieder aufgelost Die Kloster und Orden erhielten wieder das Recht eigene theologische Lehranstalten mit gepruften Lehrern und vorgeschriebenen Studienplanen und Lehrbuchern einzurichten Die Anstalten waren jeweils nur fur Studenten des eigenen Ordens zuganglich Nur Studenten aus Stiften oder Orden die aus Personalmangel keine eigenen Lehranstalten einrichten konnten durften diozesane Lehranstalten oder solche eines anderen Ordens besuchen In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts kam es in Osterreich zu mehreren Grundungen von theologischen Hauslehranstalten in allen Teilen des Landes und zwar von Benediktinern und Zisterziensern Jesuiten Franziskanern Minoriten und Kapuzinern Dominikanern Karmeliten und Serviten 5 Der osterreichische Minister fur Cultus und Unterricht bestatigte am 30 Juni 1850 fur die katholisch theologischen Diocesan und Klosterlehranstalten und Facultaten in den Kronlandern zuvor von den osterreichischen Bischofen beschlossene Anforderungen insbesondere Die theologischen Lehranstalten der Kloster unterstehen in gleicher Weise wie die ubrigen der Leitung und Beaufsichtigung der Bischofe die Bestimmungen uber Lehrgegenstande und Professoren gelten auch dort Unterrichtssprache der theologischen Facher ist Latein wie weit fur die Ausbildung der Seelsorger die Landessprache zugelassen wird wird von den Bischofen einer Kirchenprovinz vereinbart Voraussetzung fur die Aufnahme in eine Anstalt ist der erfolgreiche Besuch eines Gymnasiums Theologie wird in vier Jahrgangen von wenigstens sechs Professoren gelehrt Verbindliche Lehrgegenstande sind hebraische Sprache Bibelkunde des alten und neuen Bundes Kirchengeschichte Patrologie Kirchenrecht Dogmatik Moral Pastoral Katechetik und Unterrichtslehre Professoren der Theologie mussen in der Regel ihre Befahigung durch eine schriftliche und mundliche Prufung im Ausnahmefall durch ausgezeichnete wissenschaftliche Leistungen unter Beweis stellen Frei gewordene Lehrstuhle mussen ausgeschrieben werden Bewerber durchlaufen ein vom zustandigen Diozesanbischof zu organisierendes Auswahlverfahren Concursprufung Die Professoren an Klosterlehranstalten werden von dem betreffenden Ordensvorsteher dem Bischof vorgeschlagen der ihre wissenschaftliche Befahigung einer concursartigen Prufung unterzieht Von Professoren und Lehrern der Theologie wird die Gewahrleistung kirchlicher Gesinnung in Bezug auf ihren Wandel ihre Lehre und gesammte Amtsthatigkeit gefordert bei Verstossen kann die Lehrbefahigung fur Theologie zuruckgenommen werden Die Studierenden mussen halbjahrlich Prufungen ablegen die vom Bischof uberwacht werden Die staatlichen Behorden uberprufen die Einhaltung dieser Bestimmungen die Lehranstalten haben gegenuber dem Bischof Berichtspflicht uber Personal Schuler und Lehrinhalte der Bischof leitet die Berichte an die Behorden weiter Eine theologische Fakultat einer Universitat und eine Diozesan Lehranstalt konnten in Osterreich nebeneinander bestehen der Lehrkorper war teilweise identisch 6 Daneben entwickelten sich im 18 und 19 Jahrhundert parallel zu den Hauslehranstalten aus den offentlichen Klosterschulen des Mittelalters die Stiftsgymnasien die ebenso auf das Studium an einer Universitat vorbereiteten bzw eine breite theologische Bildung ermoglichten Die Theologischen Hauslehranstalten wurden teilweise geschlossen in Gymnasien ubergefuhrt oder man erhob sie zu Theologischen Hochschulen und Priesterseminaren Hauslehranstalten andere Orden waren Franziskaner in Innsbruck ab 1578 Bozen Reutte und Fussen 18 Jahrhundert Schwaz Salzburg Kaltern Bozen Gorz 19 Jahrhundert Kapuziner ab etwa 1615 in Meran Bozen Brixen und Innsbruck 19 Jahrhundert Redemptoristen in Mautern in Steiermark ab 1828 Missionspriester Lazaristen im Provinzialhaus in Graz ab 1882 7 Auflosung BearbeitenSpatestens im 20 Jahrhundert wurden die Theologischen Hauslehranstalten aufgelost oder in andere Institutsformen uberfuhrt So entstand aus der Hauslehranstalt der Diozese St Polten im Jahr 1971 die Philosophisch Theologische Hochschule St Polten 8 oder im Stift Heiligenkreuz die Philosophisch Theologische Hochschule Benedikt XVI Literatur BearbeitenJoseph Helfert Von den Rechten und Pflichten der Bischofe und Pfarrer Sommer sche Buchdruckerei Prag 1832 Hermann Zschokke Die Theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Osterreich Wien Leipzig 1894 Als Digitalisat bei BSB abrufbar 2 Einzelnachweise Bearbeiten Jana Bretschneider Predigt Professur und Provinzleitung Funktion und Struktur des franziskanischen Bildungswesens im mittelalterlichen Thuringen In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinz von der Grundung bis zum Anfang des 21 Jahrhunderts Bd 1 Ferdinand Schoningh Paderborn 2015 ISBN 978 3 506 76989 3 S 325 339 hier S 325 334 Dieter Berg Bettelorden und Bildungswesen im kommunalen Raum Ein Paradigma des Bildungstransfers im 13 Jahrhundert In ders Armut und Geschichte Studien zur Geschichte der Bettelorden im Hohen und Spaten Mittelalter Saxonia Franciscana Band 11 Butzon amp Bercker Kevelaer 2001 ISBN 3 7666 2074 6 S 115 123 hier S 121 ff Hermann Zschokke Die Theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Osterreich Wien Leipzig 1894 S 1053f Hermann Zschokke Die Theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Osterreich Wien Leipzig 1894 S 1055f Hermann Zschokke Die Theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Osterreich Wien Leipzig 1894 S 1057f 1060 1063f 1067f Bundesrecht konsolidiert Gesamte Rechtsvorschrift fur Katholisch theologische Diozesan und Klosterlehranstalten Fassung vom 31 12 1999 In RIS Rechtsinformationssystem des Bundes Abgerufen am 21 Juli 2022 Hermann Zschokke Die Theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Osterreich Wien Leipzig 1894 78 82 1 Geschichte der Hochschule In pth stpoelten at Abgerufen am 2 November 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theologische Hauslehranstalt amp oldid 227064299