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Der Begriff judische Philosophie hebraisch פילוסופיה יהודית arabisch الفلسفة اليهودية jiddisch יי דישע פ ילא סא פ יע bezeichnet die Verbindung philosophischer Studien mit Inhalten der judisch religiosen Traditionen Wahrend das Konzept selbst kontrovers ist 1 und uber die prinzipielle Vereinbarkeit religioser und philosophischer Inhalte debattiert wird wird der Beginn judischer Philosophie ideengeschichtlich in der Regel mit Philon von Alexandria angesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Philon von Alexandria 2 Judische Mystik Kabbala 3 Isaak ben Salomon Israeli 4 Saadia Gaon 5 Solomon ben Jehuda ibn Gabirol Avicebron 6 Karaische Philosophie 7 Bachja ibn Pakudas 8 Jehuda ha Levi 9 Der Aufstieg des aristotelischen Denkens 10 Maimonides 11 Renaissance Philosophen 12 Aufklarerische und nach aufklarerische judische Philosophen 13 Moderne judische Philosophie 14 Holocaust Theologie 15 Moderne judische Philosophen 15 1 Orthodoxe judische Philosophen 15 2 Konservative judische Philosophen 15 3 Liberale judische Philosophen 15 4 Rekonstruktionistische judische Philosophen 15 5 Andere 15 6 Durch ihren judischen Hintergrund gepragte Philosophen 16 Belege 17 Literatur 18 WeblinksPhilon von Alexandria Bearbeiten nbsp Philo von Alexandria kunstlerisch dargestellt in einem Stich von Andre Thevet 1584 Hauptartikel Philon von Alexandria Philon von Alexandria 20 v Chr bis 40 n Chr war ein hellenistischer judischer Philosoph aus Alexandria Agypten Philon bezog in seine Philosophie sowohl die Weisheit des antiken Griechenland als auch das Judentum mit ein und er versuchte sie zu verschmelzen und zu harmonisieren durch die Kunst der Allegorie wobei er bestehende judischen Exegese Schriftauslegung ebenso weiterentwickelte wie die der Stoiker Philon machte seine Philosophie zum Instrument der Verteidigung und Rechtfertigung der judischen Religionslehren Diese religiosen Wahrheiten betrachtete er als gottlich festgelegt jedoch erst von Menschen zu finden nicht einfach identisch mit der schon bestehenden Tradition sondern durch eine vor allem allegorische nicht wortliche buchstabliche Auslegung der heiligen hebraischen Schriften Die Philosophie sollte bei dieser Auslegung als Hilfsmittel dienen Mit diesem Ziel vor Augen verwarf Philon diejenigen griechischen Lehren die sich nicht mit der judischen Religion harmonisieren liessen z B die aristotelische Lehre von der Ewigkeit und Unverganglichkeit der Welt In seiner Ethik knupft er stark an Aristoteles und die Stoiker an Er vertritt eine Tugendethik mit Idealen wie Leidenschaftslosigkeit zum Beispiel weder von Zorn noch von Begierde getrieben zu sein und allgemeiner Menschenliebe 2 Wahrend Philon in den fruhen christlichen Debatten rezipiert wurde war er judischen Gelehrten bis zur Renaissance unbekannt 3 Judische Mystik Kabbala Bearbeiten Hauptartikel Judische Mystik und Kabbala Ein fundamentaler Unterschied zwischen den Kabbalisten und den Vertretern der Philosophie liegt in ihrer Einschatzung der Macht der menschlichen Vernunft Kabbalisten verwerfen die Schlussfolgerungen der Vernunft und vertrauen stattdessen auf Tradition Inspiration und Intuition Im Gegensatz dazu halten Philosophen die Vernunft fur die wichtigste Voraussetzung jeder Wahrnehmung und Erkenntnis Der Status der Kabbala im Kontext judischer Philosophie ist strittig So verwirft etwa der einflussreiche rationalistisch orientierte Philosophiehistoriker und Rabbiner Julius Guttmann in seinem Standardwerk Philosophie des Judentums 1933 die Idee Kabbala als Philosophie aufzufassen Isaak ben Salomon Israeli Bearbeiten Hauptartikel Isaak ben Salomon Israeli Isaak ben Salomon Israeli oder Jizchak ben Schlomo Jisraeli ca 840 850 ca 932 war ein beruhmter Arzt und Philosoph Er war der Begrunder der neuplatonischen Stromung in der mittelalterlichen judischen Philosophie Oft zitiert wurde seine Beschreibung der Philosophie als Selbsterkenntnis des Menschen hinsichtlich seiner geistigen und korperlichen Beschaffenheit Isaak sah in der philosophischen Selbsterkenntnis die Basis fur eine Erkenntnis der gesamten Weltwirklichkeit die ebenfalls aus Geistigem und Materiellem zusammengesetzt sei Sein Grundsatz den Menschen als Erkenntnisgegenstand und zugleich als Erkenntnisprinzip aufzufassen wurde fur die Anthropologie der spatmittelalterlichen Scholastik wegweisend Saadia Gaon Bearbeiten Hauptartikel Saadia Gaon Saadia Gaon 882 942 wird als einer der bedeutendsten fruhen judischen Philosophen angesehen Sein Werk Emunoth ve Deoth hiess ursprunglich Kitab al Amanat wal l tikadat Das Buch der Glaubensartikel und dogmatischen Lehren Es war die erste systematische Darlegung und philosophische Begrundung der judischen Dogmen erschien im Jahr 933 und wurde im 12 Jahrhundert von Jehuda ibn Tibbon ins Hebraische ubersetzt In diesem Buch postuliert Saadia Gaon die Rationalitat des judischen Glaubens mit der Einschrankung dass die Vernunft kapitulieren muss wann immer sie in Widerspruch zur Tradition gerat Das Dogma muss den Vorrang vor der Vernunft haben So lehrt die Vernunft bei der Frage nach der Ewigkeit der Welt seit Aristoteles dass die Welt ohne Anfang sei dass sie nicht geschaffen worden sei im Gegensatz dazu behauptet das judische Dogma eine Schopfung aus dem Nichts Seit der Zeit des Aristoteles hiess es das logische Denken konne nur eine allgemeine Form der Unsterblichkeit beweisen aber eine individuelle Unsterblichkeit konne es nicht geben Die judische Dogmatik dagegen lehrte die Unsterblichkeit des Individuums Deshalb muss nach Saadias Ansicht die Vernunft nachgeben In der Systematik seines Werks hielt sich Saadia streng an die Regeln der Mutaziliten einer rationalistischen Glaubensrichtung des Islam denen er teilweise auch seine Thesen und Argumente entnahm wobei er meistens der mutazilitischen Schule des al Jubbai folgte Er hielt sich an den mutazilitischen Kalam vor allem in dem Sinne dass er in den ersten zwei Kapiteln die metaphysischen Fragen der Schopfung I und der Einheit Gottes II diskutiert wahrend er in den folgenden Kapiteln die judische Theorie der Offenbarung III behandelt sowie die Glaubenslehren die auf der gottlichen Gerechtigkeit beruhen inklusive Fragen des Gehorsams und Ungehorsams IV und auch Verdienst und Schuld V Eng verbunden mit diesen Kapiteln sind jene die von der Seele und dem Tod handeln VI und von der Wiederauferstehung von den Toten VII die dem Autor zufolge einen Teil der Theorie von der messianischen Erlosung VIII bildet Das Werk schliesst mit einem Kapitel uber die Belohnungen und Bestrafungen im jenseitigen Leben IX Solomon ben Jehuda ibn Gabirol Avicebron Bearbeiten Hauptartikel Solomon ibn Gabirol Solomon ibn Gabirol 1021 1070 war ein judischer Philosoph und Dichter in al Andalus Spanien Bis ins 19 Jahrhundert war er in der christlichen Gelehrtenwelt als Avicebron bzw Avencebrol bekannt In der arabischen Sprache hiess er Abu Ayyub Sulaiman ibn Yaḥya ibn Ǧebirul Man hielt ihn fur einen islamischen oder christlichen Philosophen Ibn Gabirol war einer der Vertreter der neuplatonischen Stromung in der mittelalterlichen judischen Philosophie In ibn Gabirols Werken ist Platon der einzige namentlich genannte Philosoph Charakteristisch ist die Konzeption eines mittleren Reichs zwischen Gott und Welt zwischen Gattung und Individuum Aristoteles hatte bereits den Einwand gegen Platons Ideenlehre formuliert dass ein vermittelndes Drittes zwischen Form und Materie fehle Hylemorphismus Diese Verbindung zwischen Form Ideen und Materie ist nach Philon der Logos nach ibn Gabirol ist es der gottliche Wille Er wird zitiert bei Moses ibn Ezra und Abraham ibn Ezra Stark beeinflusst hat er die christliche Scholastik Spatmittelalterliche christliche Autoritaten wie Albertus Magnus und dessen Schuler Thomas von Aquin bezogen sich ofters mit Hochachtung auf ihn Sein klassisches philosophisches Hauptwerk Die Lebensquelle arabisch Yanbuʾ al ḥayya hebraisch Sefer Meqōr Ḥajjim 4 ist besonders unter dem lateinischen Titel Fons vitae bekannt Es hatte starken Einfluss auf die christlich lateinische Scholastik ab der Mitte des 12 Jahrhunderts Die Lebensquelle ist ein neuplatonischer Dialog zwischen einem Lehrer und seinem Schuler uber die Natur der Schopfung und wie ein Verstandnis unserer menschlichen Natur uns helfen kann zu wissen wie wir leben sollen Sinn des Lebens 5 Sein Buch uber Ethik tragt in der hebraischen Ubersetzung des arabischen Originals den Titel Sefer Tiqqun Middōt ha Nefes Buch der Verbesserung der Seeleneigenschaften Die judische Rezeption war gering seine philosophischen Lehren wurden von den judischen Zeitgenossen grosstenteils ignoriert Auch sein Einfluss auf spatere judische Denker war relativ gering Am starksten wurde er auf dem Gebiet der judischen Liturgie rezipiert seine hebraische Lyrik in arabischen Versmassen verfasst fand Eingang in Gebetbucher Karaische Philosophie Bearbeiten Hauptartikel Karaer Die Karaer eine judische Stromung die die Lehren des rabbinischen Judentums ablehnt entwickelten ihre eigene Form der Philosophie eine judische Version des islamischen Kalam Die fruhen Karaer legten ihrer Philosophie den mutazilitischen Kalam zu Grunde einige spatere Karaer wie Aaron ben Elia 14 Jahrhundert in seinem Buch Etz Hayyim Baum des Lebens gingen zuruck zu den Lehren des Aristoteles Bachja ibn Pakudas Bearbeiten Hauptartikel Bachja ibn Pakuda Bachja ibn Pakuda lebte in Spanien in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts Er verfasste das erste judische System der Ethik geschrieben 1080 in Arabisch unter dem Titel Al Hidayah ila Faraid al hulub Wegweiser zu den Pflichten der Herzen 1161 1180 von Judah ben Saul ibn Tibbon ins Hebraische ubersetzt unter dem Titel Hovot ha Levavot Pflichten der Herzen Obwohl er haufig Saadia Gaons Werke zitierte gehorte er nicht zur rationalistischen Schule der Mutaziliten denen Saadia folgte sondern wie sein jungerer Zeitgenosse Solomon ibn Gabirol 1021 1070 war er ein Anhanger der neuplatonischen Mystik Oft hielt er sich an die Methoden der arabischen Enzyklopadisten die als Bruder der Reinheit bekannt sind Weil er zur kontemplativen Mystik und zur Askese neigte entfernte Bahya aus seinem System alle Elemente die seiner Ansicht nach den Monotheismus verschleiern oder mit dem judischen Gesetz in Konflikt geraten konnten Er strebte ein religioses System an das gleichzeitig erhaben und rein und in vollkommener Ubereinstimmung mit der Vernunft sei Jehuda ha Levi Bearbeiten Hauptartikel Jehuda ha Levi Der judische Dichterphilosoph Jehuda ha Levi 12 Jahrhundert argumentierte in seinem polemischen Buch Kuzari heftig gegen die Philosophie Er wurde so zum judischen al Ghazali dessen Destructio Philosophorum als Vorbild fur den Kuzari gedient hatte Die menschliche Vernunft zahlte fur ihn nicht viel Innere Erleuchtung emotionale Vision war ihm alles Im Kuzari diskutieren die Reprasentanten unterschiedlicher Religionen und Philosophien vor dem Konig der Chasaren uber die Verdienste der von ihnen vertretenen Systeme der Siegespreis wird am Ende dem Judentum verliehen Der Aufstieg des aristotelischen Denkens Bearbeiten Hauptartikel Aristoteles Jehuda ha Levi konnte die Verbreitung des aristotelischen Denkens unter den arabisch schreibenden Juden nicht aufhalten So wie die islamischen Philosophen Avicenna und Averroes entlehnten unter den judischen Denkern Abraham ibn Daud und Maimonides mehr und mehr von Aristoteles Rabbi Levi ben Gershon auch bekannt als Gersonides oder der Ralbag 1288 1345 ist vor allem bekannt fur sein Buch Milhamot HaShem oder einfach Milhamot Kriege des Herrn Unter den Scholastikern war Gersonides vielleicht der fortgeschrittenste er stellte die Vernunft uber die Tradition Milhamot HaShem ist nach dem Vorbild des Fuhrers der Unschlussigen von Maimonides gestaltet Von einem philosophischen vor allem averroistischen Standpunkt wird hier der Synkretismus aus Aristotelismus und judischer Orthodoxie wie er sich bei Maimonides findet kritisiert Hasdai Crescas 1340 1410 ist der Autor des Buches Or Hashem Licht des Herrn Crescas erklartes Ziel bestand darin das Judentum von den Fesseln des Aristotelismus zu befreien der seiner Ansicht nach durch die Einflusse des Ibn Sina auf Maimonides und des Ibn Roshd auf Gersonides die Authentizitat des judischen Glaubens zu verwassern drohte weil er die Lehrinhalte des Judentums zu Surrogaten aristotelischer Begriffe reduzierte Sein Buch Or Hashem besteht aus vier Teilen ma amar untergliedert in kelalim und Kapitel perakim Der erste behandelt die Grundlage allen Glaubens die Existenz Gottes das zweite die grundlegenden Lehrsatze des Glaubens das dritte weitere Lehrsatze die fur alle Anhanger des Judentums bindend sind das vierte Lehrsatze die zwar traditionell aber nicht bindend sind und deshalb offen fur philosophische Uberlegung Josef Albo war ein spanischer Rabbi und Theologe des 15 Jahrhunderts bekannt vor allem als Autor des Buches uber die judischen Glaubensprinzipien Seher ha Ikkarim Albo beschrankte die Zahl der fundamentalen judischen Glaubensprinzipien auf drei 1 Der Glaube an die Existenz Gottes 2 an die Offenbarung 3 an die gottliche Gerechtigkeit verbunden mit der Idee der Unsterblichkeit Albo kritisiert die Ansichten seiner Vorganger aber er will sie damit keinesfalls der Ketzerei beschuldigen Eine bemerkenswerte Breite an Interpretationsmoglichkeiten ist erlaubt so sehr dass es nach Albos Theorien schwierig ware die Orthodoxie sogar der liberalsten Juden anzufechten Albo verwirft die These dass die Schopfung ex nihilo eine wesentliche Implikation des Glaubens an Gott sei Er kritisiert freimutig Maimonides dreizehn Glaubensprinzipien und Crescas sechs Prinzipien Maimonides Bearbeiten Hauptartikel Maimonides Rabbi Moshe ben Maimon 1138 1204 רבי משה בן מיימון allgemein bekannt unter der griechischen Namensform Maimonides war ein judischer Rabbiner Arzt und Philosoph Maimonides lehrte dass Gott nicht mit positiven Attributen bezeichnet werden konne siehe dazu auch die Negative Theologie Die Zahl der Attribute Gottes wurde die Einheit Gottes beeintrachtigen Um die Doktrin der Einheit Gottes aufrechterhalten zu konnen mussen alle anthropomorphen Attribute wie Existenz Leben Macht Wille Wissen die verbreiteten positiven Attribute Gottes im Kalam vermieden werden wenn die Rede von Gott ist Zwischen den Attributen Gottes und den Attributen der Menschen gebe es keine Ahnlichkeit ausser der des Begriffs Homonymie es gebe keine Entsprechung im Wesen Fuhrer der Unschlussigen I 35 56 Die negativen Attribute implizieren dass nichts uber das wahre Wesen Gottes gewusst werden konne Maimonides formulierte dreizehn Glaubensartikel von denen er sagte alle Juden seien verpflichtet daran zu glauben Die ersten funf behandeln das Wissen vom Schopfergott die folgenden vier behandeln Prophezeiung und den gottlichen Ursprung der Tora und die letzten vier behandeln Fragen der Belohnung Bestrafung und Erlosung im Jenseits Das Prinzip das Maimonides ganze philosophische Aktivitat beeinflusste entsprach dem fundamentalen Prinzip der Scholastik Es kann keinen Widerspruch geben zwischen den Wahrheiten die Gott offenbart hat und den Entdeckungen des menschlichen Geistes in Wissenschaft und Philosophie Unter Wissenschaft und Philosophie verstand er Wissenschaft und Philosophie des Aristoteles In einigen wichtigen Punkten wich er jedoch auch von den aristotelischen Lehren ab So meinte er zum Beispiel die Welt sei nicht ewig wie Aristoteles meinte sondern aus dem Nichts erschaffen wie es in der Bibel steht Auch verwarf er die Lehre des Aristoteles die Fursorge Gottes erstrecke sich nur auf die Menschheit und nicht auf das einzelne Individuum Wahrend Maimonides in diesen wichtigen Punkten Ansichten spaterer Scholastiker vorwegnahm und beeinflusste war er durch seine Bewunderung fur die neuplatonischen Kommentatoren und durch seine Bindung an die judische Tradition geneigt Ansichten zu vertreten die fur christliche Scholastiker nicht annehmbar waren Renaissance Philosophen Bearbeiten Hauptartikel Renaissance im Artikel Philosophie In der Renaissance entwickelte sich ein neuer Zweig der judischen Philosophie der sich auf die Lehren des Tora Mystizismus stutzte der wiederum aus den esoterischen Lehren des Sohar und den Lehren des Rabbi Isaak Luria entstanden war Diese Philosophie findet sich vor allem im umfangreichen Werk des Rabbi Judah Low auch bekannt als Maharal von Prag Aufklarerische und nach aufklarerische judische Philosophen Bearbeiten Hauptartikel Aufklarung Baruch Spinoza gehort zu den fruh aufklarerischen judischen Philosophen entwickelte eine methodologisch auf dem mathematischen Philosophieideal basierende Form des Pantheismus und brach mit dem orthodoxen Judentum Moses Mendelssohn war ein einflussreicher Philosoph der in Berlin wirkte und als Wegbereiter der Haskala gilt Samuel Hirsch ein bedeutender Vertreter des Reformjudentums in Deutschland und spater als Nachfolger von David Einhorn in den USA Salomon Formstecher der die judischen Reformbewegung im Deutschland des 19 Jahrhunderts mitpragte Moderne judische Philosophie BearbeitenEin Haupttrend der modernen judischen Philosophie war der Versuch eine Theorie des Judentums durch den Existenzialismus zu entwickeln Auf diesem Gebiet trat vor allem Franz Rosenzweig hervor Wahrend der Recherchen fur seine Dissertation uber Georg Wilhelm Friedrich Hegel wandte sich Rosenzweig gegen Hegels Idealismus und favorisierte einen existenzialistischen Ansatz Zeitweise erwog Rosenzweig eine Konversion zum Christentum aber 1913 bekannte er sich zur judischen Philosophie Er studierte bei Hermann Cohen Rosenzweigs Hauptwerk Der Stern der Erlosung ist Ausdruck seiner neuen Philosophie in der er die Beziehung zwischen Gott Menschheit und Welt und ihren Zusammenhang durch Schopfung Offenbarung und Erlosung darstellt Als spatere judische Existenzialisten sind die konservativen Rabbiner Neil Gillman und Elliot N Dorff zu nennen Die vielleicht umstrittenste Form der judischen Philosophie die sich im fruhen 20 Jahrhundert entwickelte war der religiose Naturalismus des Rabbiners Mordechai Kaplan Seine Theologie war eine Variante der Philosophie von John Dewey Deweys Naturalismus kombinierte atheistische Uberzeugungen mit religioser Terminologie um eine religios zufriedenstellende Philosophie fur diejenigen zu konstruieren die den Glauben an die traditionelle Religion verloren haben In Ubereinstimmung mit den klassischen judischen Denkern des Mittelalters lehrte Kaplan dass Gott keine Person sei und alle anthropomorphen Beschreibungen im besten Fall unzureichende Metaphern Kaplans Theologie ging noch weiter zu der These Gott sei die Summe aller Naturprozesse die dem Menschen ein erfulltes Leben erlauben Kaplan schrieb an Gott glauben bedeutet es fur selbstverstandlich halten dass die Bestimmung des Menschen darin liegt sich uber das Animalische zu erheben und alle Formen der Gewalt und Ausbeutung aus der menschlichen Gesellschaft zu eliminieren Unter den neueren Trends gibt es den Ansatz einer Neugestaltung der judischen Theologie durch die Perspektive der Prozessphilosophie bzw Prozesstheologie Die Prozessphilosophie bezeichnet die grundlegenden Elemente des Universums als Erfahrungsereignisse Demzufolge sind das was man gemeinhin als konkrete Dinge bezeichnet tatsachlich Abfolgen von Erfahrungsereignissen Erfahrungsereignisse konnen in Gruppierungen zusammengefasst werden etwas so Komplexes wie ein menschliches Wesen ist demnach eine Gruppierung vieler kleinerer Erfahrungsereignisse Aus dieser Sicht ist alles im Universum charakterisiert durch Erfahrung die nicht mit Bewusstsein verwechselt werden darf es gibt keine Geist Korper Dualitat in diesem System denn Geist ist einfach eine sehr hoch entwickelte Art von Erfahrung Zu dieser Philosophie gehort auch die Annahme dass alle Erfahrungen durch fruhere Erfahrungen beeinflusst sind und dass sie alle zukunftigen Erfahrungen beeinflussen werden Dieser Prozess der Einflusse ist nie deterministisch ein Erfahrungsereignis besteht aus einem Prozess des Verstehens anderer Ereignisse und aus einer Reaktion darauf Dies ist der Prozess in der Prozessphilosophie Die Prozessphilosophie gibt Gott einen bestimmten Platz im Universum der Erfahrungsereignisse Gott umfasst alle anderen Erfahrungsereignisse aber transzendiert sie gleichzeitig so ist die Prozessphilosophie eine Form des Panentheismus Die Ideen der Prozesstheologie wurden anfanglich entwickelt von Charles Hartshorne 1897 2000 und sie beeinflussten zahlreiche judische Theologen einschliesslich des britischen Philosophen Samuel Alexander 1859 1938 sowie die Rabbis Max Kaddushin Milton Steinberg und Levi A Olan Harry Slominsky und in geringerem Masse Abraham Joshua Heschel Heute vertreten einige Rabbiner wie Donald B Rossoff William E Kaufman Harold Kushner Anton Laytner Gilbert S Rosenthal Lawrence Troster und Nahum Ward eine abgeschwachte Form der Prozesstheologie Die vielleicht erstaunlichste Entwicklung im judischen religiosen Denken des spaten 20 Jahrhunderts war das wiedererwachende Interesse an der Kabbala Viele Philosophen betrachten dies nicht als Form der Philosophie denn die Kabbala ist eine Form der Mystik Mystik wird generell verstanden als Alternative zur Philosophie nicht als Variante der Philosophie Holocaust Theologie Bearbeiten Hauptartikel Holocaust Theologie Das Judentum hat traditionell gelehrt dass Gott omnipotent allmachtig omniscient allwissend und omnibenevolent allgutig sei Aber diese Behauptungen stehen im Kontrast zu der Tatsache dass es viel Boses in der Welt gibt Die wohl schwierigste Frage mit der Monotheisten konfrontiert sind ist die Frage wie wir diese Sichtweise Gottes mit der Existenz des Bosen vereinbaren konnen Dies ist das Problem des Bosen In allen monotheistischen Glaubensrichtungen gibt es Losungsversuche dieser Frage Theodizeen Angesichts der Grosse des Bosen das im Holocaust sichtbar wurde haben viele Menschen die klassischen Sichtweisen dieses Problems neu untersucht Wie konnen Menschen nach dem Holocaust noch an Gott glauben Diese Problematik der judischen Philosophie bezeichnet man als Holocaust Theologie Moderne judische Philosophen BearbeitenDie folgenden Philosophen hatten einen deutlichen Einfluss auf die Philosophie der zeitgenossischen Juden sofern sie sich als solche verstehen Es handelt sich um Autoren die bewusst philosophische Themen in einem judischen Rahmen behandelten Orthodoxe judische Philosophen Bearbeiten Hauptartikel Orthodoxes Judentum Shalom Carmy Eliyahu Eliezer Dessler Samson Raphael Hirsch Yitzchok Hutner Menachem Kellner Steven T Katz Abraham Isaac Kook Norman Lamm Joseph SoloveitchikKonservative judische Philosophen Bearbeiten Hauptartikel Konservatives Judentum Elliot N Dorff Neil Gillman Abraham Joshua Heschel William E Kaufman Harold KushnerLiberale judische Philosophen Bearbeiten Hauptartikel Liberales Judentum Hermann Cohen Kaufmann Kohler Emil Fackenheim Schalom Ben Chorin Susannah HeschelRekonstruktionistische judische Philosophen Bearbeiten Hauptartikel Rekonstruktionismus Mordecai KaplanAndere Bearbeiten Martin Buber Will Herberg Moses Mendelssohn Franz Rosenzweig Richard Rubenstein Jacob TaubesDurch ihren judischen Hintergrund gepragte Philosophen Bearbeiten Theodor W Adorno Hannah Arendt Walter Benjamin Constantin Brunner Noam Chomsky Hermann Cohen Erich Fromm Nachman Krochmal Max Horkheimer Hans Jonas Emmanuel Levinas Thomas Nagel Karl Raimund Popper Ayn Rand Hans Reichenbach Gershom Scholem Peter Singer Leo Strauss Jacques Derrida Hilary PutnamBelege Bearbeiten Steven Nadler T M Rudavsky Introduction In Steven Nadler T M Rudavsky The Cambridge History of Jewish Philosophy Cambridge University Press 2008 S 3 David M Scholer C D Yonge The Works of Philo Hendrickson Publishers 1991 ISBN 0 943575 93 1 Abraham Melamed Politics and the State In Steven Nadler T M Rudavsky The Cambridge History of Jewish Philosophy Cambridge University Press 2008 Band 1 S 768 Vergleiche Ps 36 10 EU Sarah Pessin The Stanford 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Manekin Hrsg Medieval Jewish Philosophical Writings Cambridge Texts in the History of Philosophy University Press Cambridge 2008 T Meyer Vom Ende der Emanzipation Judische Philosophie und Theologie nach 1933 2008 L Morgan Peter Eli Gordon Hrsg The Cambridge companion to modern Jewish philosophy Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 01255 3 Verlagsseite Rezension von Abraham Socher Dov Schwartz Central problems of medieval Jewish philosophy The Brill reference library of Judaism Band 26 Leiden u a 2005 Heinrich Simon Marie Simon Geschichte der judischen Philosophie 2 Auflage Union Berlin 1990 ISBN 3 372 00376 4 TB Reclams Bibliothek 1656 1 Auflage Reclam Leipzig 1999 ISBN 3 379 01656 X Colette Sirat A History of Jewish Philosophy in the Middle Ages 2 Auflage Cambridge 1990 Weblinks BearbeitenDiskussion L E Goldman Jewish Philosophy In E Craig Hrsg Routledge Encyclopedia of Philosophy London 1998 1 2 Vorlage Toter Link radicalacademy com Adventures in Philosophy Jewish Philosophy Index Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven radicalacademy com 1 2 Vorlage Toter Link shekel jct ac il Survey of Jewish Philosophy Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven jct ac il Dagobert D Runes Jewish Philosophy In The Dictionary of Philosophy Quellenmaterial 1 2 Vorlage Toter Link www daat ac il daat ac il Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven hebraisch 1 2 Vorlage Toter Link hsf bgu ac il Primary Sources Ben Gurion University Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven hebraisch und englisch Online materials Halacha Brura Institute hebraisch 1 2 Vorlage Toter Link cms education gov il From the Israeli high school syllabus Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven education gov il hebraisch Normdaten Sachbegriff GND 4136677 3 lobid OGND AKS LCCN sh85100947 NDL 00574412 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Philosophie amp oldid 231865062