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Die Philosophie der Renaissance und des Humanismus als Epoche ca vor 1400 bis nach 1600 1 ist ein Abschnitt der Philosophiegeschichte der als Ubergang von der ganz unter dem Primat der Theologie stehenden Philosophie des Mittelalters zur Philosophie der Neuzeit angesehen werden kann Der Philosoph im Standebuch von 1568Renaissance bedeutet Wiedergeburt Die Periode wird so bezeichnet weil die Texte der antiken griechischen und romischen Philosophen neu rezipiert wurden und zugleich eine Loslosung von den mittelalterlichen Schulen der Scholastik erfolgte Die Philosophie der Renaissance und des Humanismus und damit die studia humanitatis war in ihrer Arbeitsweise noch ganz mittelalterlichen Traditionen verbunden arbeitete also spekulativ und textbezogen sie offnete sich aber mehr und mehr auch bereits vorhandenen naturwissenschaftlichen Fragen und Methoden die das beherrschende Thema der Philosophie der Neuzeit bilden werden Eine besondere Bedeutung auch mit grossem Einfluss auf die Philosophie dieser Epoche kommt der vor allem literarisch ausgerichteten Bildungsbewegung des Renaissance Humanismus zu Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangspunkte des neuen Denkens 2 Bedeutende Philosophen 3 Reformation 4 Philosophie und Naturwissenschaften 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAusgangspunkte des neuen Denkens Bearbeiten Roger Bacon Dante AlighieriUblicherweise wird mit Renaissance die Zeit des 15 und 16 Jahrhunderts bezeichnet wobei Anfange und Ende der Periode daruber hinausreichen Es ist eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in den Stadten und der grossen Handelshauser Hanse Fugger Medici und das Zeitalter der Entdeckungen Es ist die Zeit in der das Burgertum immer mehr an Gewicht gewann und sich Bildung aneignete Technische Neuerungen wie die Weiterentwicklung des Kompasses das Schiesspulver Gewichtsraderuhren ca 1300 und Federzuguhren ca 1400 ein ausgepragtes Wachstum im Erzbergbau wegen der Munzrechte die die Landesherren aufgrund der goldenen Bulle Karls des IV erlangt hatten und auch die Erfindung des Buchdrucks ca 1450 zeigen die ungeheure Aufbruchstimmung in dieser Zeit Die zunehmende Schwache der Kirche gegenuber dem Kaisertum tritt im papstlichen Exil in Avignon 1309 1377 im grossen Schisma 1378 1417 und in den darauf folgenden Konzilen von Konstanz und Basel zu Tage Die Wurzeln des Renaissancedenkens gehen bis ins 13 Jahrhundert zuruck Die Universitaten losten in wachsender Zahl die Kloster und Domschulen ab Die Bildung verbreiterte sich und mit den Artes liberales auch das allgemeine philosophische Wissen Bei den Philosophen trat Scotus 1266 1308 fur eine scharfere Trennung von Glauben und Vernunft ein und stiess damit die Tur auf fur die via moderna des Nominalismus Ockhams 1285 1349 Als wichtige Neuerer hervorzuheben sind etwa Roger Bacon 1214 1294 nach dem Wissenschaft streng von Theologie zu trennen ist und empirisch mit Experimenten und Mathematik betrieben werden muss Petrus Peregrinus der als Erster die Polaritat des Kompasses beschrieb Dietrich von Freibergs ca 1245 1318 Erforschung des Regenbogens oder Marsilius von Padua 1275 1343 der in der Schrift Defensor Pacis Verteidiger des Friedens fur eine republikanische Gesellschaft bis in die Kirche hinein eintrat und nach seiner Verurteilung durch den Papst ebenso wie Ockham bei Ludwig dem Bayern in Munchen Schutz suchen musste In einer Zeit immer starker wachsender und von der Kirche immer unabhangiger werdender Stadte Italiens waren es vor allem die Dichter und Kunstler die die Freiraume nutzten und eigenstandige Sichtweisen auf die Welt entwickelten Bei den Dichtern zu nennen sind insbesondere der noch stark dem mittelalterlichen Denken verhaftete Dante Alighieri 1265 1321 mit seiner Gottlichen Komodie und seiner staatsphilosophischen Schrift Monarchia Petrarca 1304 1374 der als Schriftsteller des Humanismus der Scholastik und dem Aristotelismus kritisch gegenuberstand Uber seine und viele anderer Unwissenheit und dessen Florentiner Freund Boccaccio 1313 1375 der als Begrunder der italienischen Novelle gilt Wichtig fur die Entwicklung in Florenz war auch Coluccio Salutati 1331 1406 der mit Petrarca personlich bekannt war intensive Kenntnisse der romischen Literatur hatte und als Kanzler fur einen Humanismus und die burgerliche Freiheit eintrat Unter anderem richtete Salutati einen Lehrstuhl fur griechische Sprache ein Sein Schuler Leonardo Bruni 1369 1444 war zugleich sein Nachfolger Bruni wurde bekannt durch Ubersetzungen von Platon Aristoteles und anderen griechischen Philosophen und verfasste selbst literarische Texte Spatere bekannte Renaissance Schriftsteller sind Torquato Tasso 1544 1594 Francois Rabelais 1494 1553 Erasmus von Rotterdam 1466 1536 und Philipp Melanchthon 1497 1560 und nicht zuletzt William Shakespeare Leonardo da Vincis Homo ad circulumIn der Kunst beruhmt geworden sind u a als Vorreiter der mit Dante befreundete Maler Giotto 1267 1337 der mit seinen grossen freistehenden Bronzestatuen herausragende Bildhauer Donatello 1386 1466 der fur seine Allegorien und Gemalde griechischer Mythologien beruhmte Maler Sandro Botticelli 1445 1510 das Universalgenie Leonardo da Vinci 1452 1519 der nicht nur in der Kunst sondern auch in der Technik der Architektur der Anatomie und anderen Gebieten Herausragendes leistete weiterhin Hans Holbein 1465 1524 Albrecht Durer 1471 1528 Michelangelo Buonarroti 1475 1564 Tizian 1477 1576 oder Raffael 1483 1520 Sie alle verband das Ideal der Vereinigung von Antike und Natur das sie zu immer starker naturalistischen Darstellungen fuhrte Bedeutende Philosophen Bearbeiten Pico della Mirandola gemalt von Cristofano dell AltissimoEs war auch das republikanische Florentiner Umfeld der Medici in dem es zur Losung vom scholastischen Aristotelismus kam als der aus Byzanz im Zuge des Konzils von Ferrara nach Florenz gekommene Georgios Gemistos Plethon 1355 1452 ein begeisterter Anhanger und Ubersetzer Platons dort Einfluss gewann Sein Schuler war Marsilio Ficino 1433 1499 Sohn des Leibarztes von Cosimo de Medici der sich insbesondere durch Platon Ubersetzungen auszeichnete Ficino versuchte platonische und neuplatonische Gedanken mit den christlichen Lehren zu verbinden und vertrat die Auffassung dass in der Ahnlichkeit beider Gedankenwelten zum Ausdruck komme dass es ewige Glaubenswahrheiten gibt Naturliche Theologie Die Seele strebt nach Ficino danach in das Geistige Gottliche aufzusteigen Wille und Liebe als Ausdruck des Willens dienen dabei als massgebliche Triebkrafte Als Schuler Plethons war auch Bessarion 1403 1472 nach Italien ubergesiedelt und hatte nach Ubertritt zur lateinischen Kirche und Ernennung zum Kardinal mit einer umfangreichen Bibliothek einen wichtigen Anteil an der Erschliessung Platons und weiterer antiker griechischer Texte Sein Anliegen war die Verbindung platonischer und aristotelischer Gedanken mit dem christlichen Glauben Pico della Mirandola 1463 1494 trat fur die Wurde des Menschen ein die vor allem in der Bildung liege Gott habe die Welt geschaffen wirke aber nicht in sie hinein so dass der Mensch die Natur sich selbst erschliessen muss Pico pladierte fur eine Einigung von Griechentum Christentum und Judentum Seine 900 Thesen die er in Rom zur Disputation stellte wurden vom Papst verboten und er entging der Inquisition nur durch den Schutz der Medici durch die er uber Paris nach Florenz gelangte Anders als viele andere Renaissance Humanisten erachtete Pico den Gehalt philosophischer Lehren fur wichtiger als die asthetisch schone Form Nikolaus von KuesEine Sonderrolle spielte Nikolaus von Kues Cusanus 1401 1464 der mit einer besonderen Neigung fur die Mathematik und die Naturwissenschaften als Kardinal und Bischof von Brixen bereits sehr fruh Gedanken im Bereich der Erkenntnislehre formulierte wie sie erst viel spater bei Kant neu formuliert wurden So waren fur ihn die Mathematisierung der Gegenstande der Erfahrung Ergebnis der Deutungen des Menschen die dieser mit seinem eigenen Denken erzeugt Damit wird die Wirklichkeit durch den Menschen geschaffen und existiert nicht unabhangig von ihm Der Mensch ist das Mass aller Dinge weil er mit seinem Geist alle Dinge in begriffliches Sein verwandelt In der Hierarchie der Geschopfe Gottes steht der Mensch an erster Stelle Die menschliche Natur aber ist jene die uber alle Werke Gottes erhoht und nur ein wenig unter die Engel erniedrigt ist die geistige und sinnliche Natur einfaltet und alles insgesamt in sich zusammenzieht so dass sie von den Alten verstandig Mikrokosmos oder kleine Welt genannt wurde De docta ignorantia III 3 Auch die Auffassung der raumlich zeitlichen Unendlichkeit des Universums findet sich bereits bei Cusanus Gott als Einheit des Unendlichen spiegelt sich wider im Zusammenfallen des Gegensatzlichen endlich unendlich in der Vernunft coincidentia oppositorum Mit Lorenzo Valla 1407 1457 gab es auch in Italien in der Nachfolge Petrarcas einen bekannten Humanisten der durch den gemeinsam mit Cusanus gefuhrten Nachweis dass die Konstantinische Schenkung ein Betrug war beruhmt wurde Bei Valla der im Lateran das Amt eines apostolischen Scriptors bekleidete standen Fragen nach der Freiheit des menschlichen Willens und nach dem hochsten Gut im Vordergrund Er bemuhte sich vor allem um die Wiederbelebung Ciceros und bewertete dabei auch die Lust positiv Erasmus von RotterdamDer Humanismus hatte auch nordlich der Alpen bedeutende Vertreter Rudolf Agricola 1443 1483 Humanist und Padagoge nahm mit seiner Schrift Uber die dialektische Denkmethode Einfluss auf die Rhetorik indem er forderte dass Argumente nicht nur wahr sondern auch vernunftig nachvollziehbar sein mussten Gabriel Biel 1415 1495 stand der Scholastik noch sehr nahe entwickelte aber fortschrittliche Ideen zur Okonomie und zum gerechten Preis Johannes Reuchlin 1455 1522 Schuler Angelo Polizianos und durch Nikolaus von Kues beeinflusst war ein Vertreter des Renaissance Platonismus Er lehrte an den Universitaten Ingolstadt und Tubingen und trat als Gegner Luthers auf Dabei geriet er in Konflikt mit dem Papst weil er sich gegen das Verbot judischer Bucher einsetzte Juan Luis Vives 1492 1540 der in der Wissenschaft einen Fortschritt des Christentums sah setzte sich fur eine an den modernen Naturerkenntnissen ausgerichtete Erziehung ein Die herausragende Personlichkeit des nordlichen Renaissance Humanismus war Desiderius Erasmus von Rotterdam 1466 1536 ebenfalls ein Gegner Luthers den er fur masslos hielt Er stand mit der platonischen Akademie in Florenz in Kontakt war mit Thomas Morus 1478 1535 gut bekannt und trat fur religiose Toleranz eine Achtung von Nationalismus und Krieg sowie eine auf antiken und christlichen Grundlagen aufbauende Bildung ein Im Gegensatz zu ihm und auch zu Luther mit dem er gleichwohl eng verbunden war suchte Philipp Melanchthon 1497 1560 die Grundgedanken der Reformation mit der Philosophie des Aristoteles zu verbinden um einen Ausgleich zwischen Vernunft und Offenbarung zu schaffen Fur die Auffindung neuer Erkenntnisse mit einer von Aristoteles abweichenden Logik trat in Frankreich Petrus Ramus 1517 1572 ein der in der Bartholomausnacht ermordet wurde Fur den Arzt Paracelsus 1493 1541 gilt eher das Pradikat Mystiker doch hat er auch auf die Naturphilosophie Einfluss Ahnliches gilt auch fur Jakob Bohme 1575 1624 fur den Gott als Leben Kraft und Wille erscheint und der seine hohe Bekanntheit seinem Eintreten fur die individuelle Freiheit und der Betonung des freien Willens zu verdanken hat Zu den eher literarischen Vertretern der Renaissance kann man den Freidenker Michel de Montaigne 1533 1592 zahlen der in seinen auch heute noch inhaltlich interessanten und sprachlich beeindruckenden Essays eine eher skeptische Grundhaltung gegenuber der Vernunft und dem Wissen vertrat Er befasste sich mit einer Vielzahl von Themen wie Literatur Philosophie Sittlichkeit oder Erziehung Dabei folgte er der Stoa in der Geringschatzung von Ausserlichkeiten Er ausserte sich kritisch gegen Wissenschaftsaberglauben jegliche Dogmen und die menschliche Uberheblichkeit gegenuber anderen Naturgeschopfen Sein Schuler Pierre Charron 1541 1603 ist insbesondere durch sein moralphilosophisches Werk bekannt Der aus Portugal stammende und in Frankreich lebende Francisco Sanches 1550 1623 vertrat in kritischer Distanz zum Aristotelismus einen pragmatischen Skeptizismus Niccolo MachiavelliAuch die politische Philosophie kam in der Renaissance in Bewegung Als Vorlaufer mit einer sehr eigenstandigen Betrachtungsweise ist Niccolo Machiavelli 1469 1527 anzusehen der wahrend des Exils der Medici 1494 1512 in Florenz als politischer Berater wirkte Er entwickelte ein eher skeptisches Bild des Menschen der fur ihn vorrangig an seinen Bedurfnissen und Wunschen orientiert ist und weniger humanistischen Idealen folgt Nach seiner Hauptthese ist die Ausubung politischer Herrschaft nicht unter dem moralischen sondern unter dem Nutzlichkeitsaspekt zu beurteilen Fur die Republik sieht er drei Staatszwecke Freiheit der Burger Grosse und Gemeinwohl Ganz anders entwickelte der Politiker und Humanist Thomas Morus 1478 1535 im utopischen Roman Uber die beste Verfassung des Gemeinwesens und uber die neue Insel Utopia seine Idee von einem sakularen Staat ohne Privateigentum in dem Bildung und Arbeit als Gemeinschaftsaufgaben fur alle verpflichtend sein sollten Als Lordkanzler unterstutzte er die Gegenreformation und wurde durch Heinrich VIII hingerichtet Johannes AlthusiusJohn Fortescue 1394 1476 1442 oberster Richter des koniglichen Gerichtshofs vertrat die Auffassung dass die Autoritat des Konigs auf offentlicher Zustimmung beruhen soll und wendete sich damit gegen ein Konigtum von Gottes Gnaden Fur die Einfuhrung des Begriffs der Souveranitat in der Staatslehre steht Jean Bodin 1530 1596 Fur ihn ist das Recht in der menschlichen Natur wie sie von Gott gegeben ist begrundet Bodin kannte noch keine Theorie des Staatsvertrages Allein der Souveran ob das Volk ein Stand oder ein Konig bleibt offen ist berechtigt Gesetze zu erlassen Diese Argumentation ist noch mit dem uneingeschrankten Absolutismus vereinbar Der Schotte George Buchanan 1506 1582 schliesslich vertrat das Prinzip der Volkssouveranitat bis hin zum Widerstandsrecht wenn ein absoluter Herrscher gegen die Interessen der Volksgemeinschaft verstosst Ahnlich auch die Position des Calvinisten Johannes Althusius 1557 1638 fur den das Volk politisch wie religios autonom war und der Staat auf einem foderalistischen Gesellschaftsvertrag beruht Eine direkte Ablehnung der uneingeschrankten Herrschergewalt durch einen Monarchen erfolgte durch die calvinistisch gepragten Monarchomachen wie Franciscus Hotomanus Philippe Duplessis Mornay oder Juan de Mariana Der Spanier Francisco Suarez 1548 1617 bedeutendster Vertreter der Schule von Salamanca wird oft noch der Spatscholastik zugerechnet betonte jedoch die Freiheit des Einzelnen und vertrat auch die Idee des Naturrechts und des Staatsvertrages Als Begrunder des Volkerrechts gilt der Niederlander Hugo Grotius 1583 1645 der in seinem Werk De jure belli ac pacis Uber das Recht des Krieges und des Friedens nicht nur Regeln fur internationale Beziehungen in Krieg und Frieden vorschlug sondern in Anlehnung an die spanischen Lehren auch eine Theorie des Naturrechts entwickelte das durch das positive Recht in die Praxis umgesetzt wird Francis BaconFrancis Bacon 1561 1626 war ein englischer Philosoph und Staatsmann Er gilt als Wegbereiter des Empirismus Der Ausspruch Wissen ist Macht wird ihm zugeschrieben Nach Bacon sei das Ziel der Wissenschaft die Naturbeherrschung im Interesse des Fortschritts Der Mensch konne die Natur jedoch nur dann beherrschen wenn er sie kenne Das Ziel naturwissenschaftlichen Erkennens jedoch werde vom Philosophen bestimmt der musse auch die allgemein verbindlichen Methoden finden Neben seiner Untersuchung der idola waren folgende zwei Schlussfolgerungen Bacons besonders fruchtbar erstens genuge es nicht eine durch Induktion gewonnene Schlussfolgerung zu akzeptieren Vielmehr musse der Forscher die negativen Instanzen mit besonderer Sorgfalt prufen das sind die Falle die eine Ausnahme von einer bisher gultigen Regel belegen Denn in der Philosophie genugt bereits ein einziges Gegenbeispiel die angeblich bereits bewiesene Wahrheit einer Folgerung zu widerlegen damit hatte er das Falsifikationsprinzip formuliert Zweitens war Bacon davon uberzeugt dass menschliches Wissen kumulativ ist Damit hatte er sich von der Ansicht der Scholastiker befreit die meinten alles was der Mensch wissen konne sei bereits in der Heiligen Schrift bzw den Werken des Aristoteles enthalten Als uberzeugter Gegner spitzfindiger Diskussionen die keine neuen Erkenntnisse bringen konnten setzte er auf eingehende Naturbeobachtung und das Experiment Empirie also Wissenschaftlich brauchbare Beobachtungen mussten fur ihn wiederholbar sein Aus ebendiesem Grunde war Bacon auch gegenuber der Intuition voreingenommen intuitiv bzw durch Analogieschlusse gewonnene Erkenntnisse gehorten nicht zu seinem Weltbild als Empiriker Reformation Bearbeiten Hauptartikel Reformation Martin LutherDie durch die Verkrustung der Kirche in der Scholastik ausgeloste Diskussion um ihre Reformbedurftigkeit fuhrte trotz der Reformkonzile Basel Konstanz unter der Uberschrift Zuruck zur Schrift zur Reformation Sie war nicht mit einer eigenstandigen philosophischen Bewegung verbunden sondern stand wie der Humanismus fur die Erneuerung des Denkens unter Betonung der Rolle des Einzelnen Nicht mehr die Gebote des Papstes sondern der individuelle Glaube wurden zum Massstab 2 Vorlaufer waren Wycliff 1330 1384 der die Sakramente in Frage gestellt und sich gegen die kirchliche Hierarchie gewandt hatte und Jan Hus 1369 1415 der aufgrund ahnlicher Ansichten als Ketzer verbrannt worden war Zum endgultigen Bruch kam es mit Martin Luther 1483 1546 Ulrich Zwingli 1484 1531 und Johannes Calvin 1509 1564 In Basel wirkte Johannes Oekolampad in Strassburg Wolfgang Capito Religiose Riten wie Wallfahrten Kasteiungen u a wurden ebenso abgelehnt wie Ablassbriefe und Amterkauf Was allein zahlte war das Wort durch das der Mensch zu Gott findet Dies war das Motiv zur wirkungsmachtigen Bibelubersetzung Wenn uberhaupt so stand Luther in der Tradition Augustinus und lehnte die an Aristoteles orientierte scholastische Philosophie als Stutze der papstlichen Regentschaft ab Trotz dieser grossen Distanz zur Philosophie und der modernen Naturwissenschaft trug die Reformation doch wesentlich zur geistigen Erneuerung und zum Machtverfall der Kirche bei mit der Folge einer Sakularisierung von Schulen und Universitaten Die Bauernkriege 1525 haben diesen Effekt noch verstarkt da der Sieg der Fursten ihre Position weiter festigte Diese Tendenz konnte auch nicht mehr durch die innere Reinigung der Kirche Katholische Reform im Vorfeld beziehungsweise im Zuge der Gegenreformation aufgehalten werden Die in der Reformation vorangetriebene Individualisierung des Glaubens machte in der fruhen Neuzeit die weitere Sakularisierung der Philosophie und die Entwicklung deistischer Gedanken moglich Philosophie und Naturwissenschaften Bearbeiten Giordano BrunoDer Portugiese Alvarus Thomaz knupfte an die Oxforder Kalkulatoren des Merton College an und befasste sich vor allem mit Fragen der Bewegung und der Veranderung Den Ubergang in die neue Zeit weisen auch sehr deutlich die italienischen Naturphilosophen Girolamo Cardano 1501 1576 Mediziner und Mathematiker bekannt durch das von ihm erfundene Kardangelenk im Alter von der Inquisition unter Lehrverbot gestellt Bernardo Telesio 1509 1588 Francesco Patrizi 1529 1597 Lehrer fur platonische Philosophie an der Universitat von Rom und Tommaso Campanella 1568 1639 der wegen seiner reformatorischen Ideen von der Inquisition 27 Jahre im Kerker verbrachte In seinem utopischen Staatsentwurf Der Sonnenstaat regiert ein Priesterkonig Sol zusammen mit den drei Fursten Pon potestas fur das Heer zustandig Sin sapientia Wissenschaft und Mor amor Erziehung Alle Menschen in diesem Staat sind gleich und haben ein fest geregeltes Leben Beeinflusst von Nikolaus von Kues und dem pantheistischen Denken seiner Zeit lehrte Giordano Bruno 1548 1600 die Unendlichkeit des Universums Gott ist das Grosste und das Kleinste Moglichkeit und Wirklichkeit in Einem Gott steht nicht ausserhalb sondern in der Welt Die Natur selbst ist gottlich und im ewigen Wandel Gott ist das Prinzip des ewigen Wandels und fur die menschliche Vernunft nicht anders als mittelbar in der Natur erkennbar Daher ist auch die Fleischwerdung Gottes nicht moglich Diese auf einen Pantheismus hinauslaufenden Ideen fuhrten zur Verhaftung durch die Inquisition und nach siebenjahriger Haft zur Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen Galileo GalileiWeniger philosophisch orientiert als durch seine naturwissenschaftlichen Leistungen bekannt ist Nicolaus Copernicus 1473 1543 der zur Durchsetzung des heliozentrischen Weltbildes durch seine Beobachtungen massgeblich beitrug Galileo Galilei 1564 1642 beruhmt fur seine Fallexperimente und die daraus abgeleiteten Gesetze der Bewegung schuf die Grundlagen der Mechanik Auch er setzte sich fur die Lehre des Copernicus ein musste jedoch im Alter auf Druck der Inquisition widerrufen Ihm wird der trotzige Ausspruch zugeschrieben Und sie dreht sich doch Sein Einsatz fur die Anwendung der Mathematik in der Naturforschung hat die Entwicklung der Wissenschaften massgeblich mit gepragt Das grosse Buch der Natur liegt aufgeschlagen vor uns Um es besser lesen zu konnen bedurfen wir der Mathematik denn es ist in mathematischer Sprache geschrieben In gleicher Weise gilt dies fur Johannes Kepler 1571 1630 der Copernicus mit seinen Berechnungen bestatigte und die Anwendung der Mathematik vorantrieb Der menschliche Geist durchschaut quantitative Verhaltnisse am klarsten er ist recht eigentlich geschaffen diese aufzufassen Das Schaffen dieser Naturforscher lag uberwiegend am Ende der Renaissance und leitete in die Neuzeit uber von der man sagen kann dass sich die Philosophie wie auch die Naturwissenschaft endgultig von der Theologie emanzipiert hat Als weiteres Beispiel fur das neue Denken kann das Schwimmen gelten Wurde es im Mittelalter noch als unnaturlich angesehen und als Gottesurteil herangezogen so fuhrte der Philosophieprofessor Everad Digby in Cambridge biomechanische Schwimmexperimente im Wasser durch diskutierte das spezifische Gewicht und entwickelte eine moderne Schwimmlehre die in franzosischer Ubersetzung die Grundlage der Schwimmausbildung der Armee Napoleon abgab 3 Es war die Zeit in der fur viele Sportarten Regeln und Gesetzmassigkeiten entwickelt wurden 4 Literatur BearbeitenErnesto Grassi Einfuhrung in die humanistische Philosophie Vorrang des Wortes 2 Aufl WBG Darmstadt 1991 ISBN 3 534 08770 4 Hanna Barbara Gerl Einfuhrung in die Philosophie der Renaissance Primus Darmstadt 1999 ISBN 3 89678 134 0 Paul Richard Blum Philosophieren in der Renaissance Kohlhammer Stuttgart 2004 ISBN 3 17 017591 2 Paul Richard Blum Hg Philosophen der Renaissance Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft Primus 1999 ISBN 978 3 89678 134 5 Eckhard Kessler Die Philosophie der Renaissance das 15 Jahrhundert Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 57641 6 Thomas Leinkauf Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance 1350 1600 2 Bande Meiner Hamburg 2017 ISBN 978 3 7873 2792 8 Stephan Otto Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung Bd 3 Renaissance und fruhe Neuzeit Reclam Stuttgart 1984 ISBN 3 15 009913 7 Charles B Schmitt Hrsg The Cambridge history of Renaissance philosophy Nachdr Cambridge University Cambridge 2000 ISBN 0 521 39748 0 Charles B Schmitt Studies in Renaissance philosophy and science Variorum Reprints London 1981 Aufsatzsammlung Frederick Copleston A history of philosophy Bd 3 Late Medieval and Renaissance philosophy Continuum London u a 2003 ISBN 0 8264 6897 7 Sergius Kodera Denken in der Renaissance und fruhen Neuzeit Philosophiegeschichte Europas 1450 1600 UTB Stuttgart 2005 ISBN 3 8252 8302 X Einzelnachweise Bearbeiten Eckhard Kessler Die Philosophie der Renaissance das 15 Jahrhundert Beck Munchen 2008 7 sowie Paul Oskar Kristeller Humanismus und Renaissance Band 2 Philosophie Bildung und Kunst Fink Munchen 1980 31 Ernst Cassirer Philosophie der Aufklarung 1932 Meiner Hamburg 2002 145 Everad Digby De arte natandi libti duo http www joh cam ac uk library special collections early books pix natandi htm Arnd Kruger amp John McClelland Hrsg Die Anfange des modernen Sports in der Renaissance London Arena 1984 John McClelland Body and Mind Sport in Europe from the Roman Empire to the Renaissance Sport in the Global Society London Routledge 2007 Die umfangreichste Bibliographie noch immer bei Arnd Kruger amp John McClelland Ausgewahlte Bibliographie zu Leibesubungen und Sport in der Renaissance in A Kruger amp J McClelland Hrsg Die Anfange des modernen Sports in der Renaissance London Arena 1984 S 132 180 Epochen der Philosophiegeschichte Philosophie der Antike Philosophie des Mittelalters Philosophie der Renaissance und des Humanismus Philosophie der Neuzeit Philosophie des 19 Jahrhunderts Philosophie des 20 Jahrhunderts Philosophie der Gegenwart Siehe auch Geschichte der Philosophie und Zeittafel zur Philosophiegeschichte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philosophie der Renaissance und des Humanismus amp oldid 223560122