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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Essay Begriffsklarung aufgefuhrt Der bzw das 1 Essay Plural Essays oder Essai ist eine geistreiche Abhandlung in der wissenschaftliche kulturelle oder gesellschaftliche Phanomene betrachtet werden Im Mittelpunkt steht oft die personliche Auseinandersetzung des Autors mit einem Thema Die Formalitat des Essays ist dabei nicht auf die Kriterien wissenschaftlicher Methodik angewiesen sondern beruht primar auf subjektiven Erfahrungen und Urteilen des Autors Essayist uber die zu behandelnde Thematik Ahnliche Textarten teilweise auch synonym verwendet sind Traktat Aufsatz und veraltet Causerie Verwandte journalistische Darstellungsformen sind die Glosse die Kolumne der journalistische Kommentar und der Leitartikel Der Essay ist im Sinne des Geistreichtums dem Aphorismus ahnlich Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Entstehung 3 Form 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer franzosische Ausdruck essai stammt wie der italienische saggio und der spanische ensayo von dem selten belegten spatlateinischen Substantiv exagium das Wagen das Gewicht ab das insbesondere die Schrotproben welche die Kaiser des 5 Jahrhunderts sich von jedem neuen Munzschlag vorlegen liessen 1 6 einer Unze 1 Solidus 2 bezeichnet und von dem haufig belegten Verb exigere u a prufen untersuchen beurteilen abwiegen erwagen abgeleitet ist Entstehung Bearbeiten Michel de Montaigne Francis BaconDer Essay als literarische Form oder Gattung geht zuruck auf den franzosischen Autor Michel de Montaigne 1533 1592 Montaigne entwickelte den Essay aus den Adagia des Erasmus von Rotterdam Was bei diesem noch eine Sammlung von Spruchen Aphorismen und Weisheiten ist versieht Montaigne nun mit Kommentaren und Kritik Dabei stellt er aus einer skeptischen Grundhaltung heraus seine Erfahrungen und Abwagungen dem scholastischen Absolutheitsanspruch entgegen Montaigne tritt als ein Fragender auf der nach Antwort en sucht und sie letztlich nicht findet Ein guter Essay wirft neue Fragen auf und oder umreisst ein neues Problem Erkenntnisse und Forderungen werden oft nur so weit ausgefuhrt dass der Leser sie selbst assoziieren und als eigene Gedanken anregungen betrachten kann nicht als eine dogmatische Lehrmeinung Montaignes Bekenntnis zur Subjektivitat und sein Zweifel an der Existenz absoluter Wahrheit widersprachen der damaligen offiziellen Lehrmeinung des Vatikans Der Vatikan veroffentlichte 1559 erstmals einen Index Librorum Prohibitorum Montaignes Essays Les essais wurden 1676 also 84 Jahre nach seinem Tod auf den Index gesetzt 3 Sein Nachfolger der Englander Francis Bacon erweiterte die Gattung des Essays in Richtung einer belehrenden moralisierenden Form mit deduktiver Beweisfuhrung in der Folge pendelt der Essay zwischen diesen beiden Ausrichtungen So wurde der Essay auch zu einer beliebten literarischen Form von Moralisten und Aufklarern Die Enzyklopadisten adaptierten die ursprunglich literarisch philosophische Form zu einem wissenschaftlichen Stil Im Gegensatz zum Traktat oder zur wissenschaftlichen Abhandlung verzichtet ein Essay auf objektive Nachweise und definitive Antworten Das schliesst aber keine Parteinahme aus wie etwa in Virginia Woolfs Essay Ein eigenes Zimmer in dem sie fur Frauenrechte eintrat oder Jonathan Lethem der in Bekenntnisse eines Tiefstaplers fur einen grosszugigen Umgang mit dem Kopieren von Ideen pladierte In seinem Text Lebenslauf III deutete Walter Benjamin seine Essays so Ihre Aufgabe ist es den Integrationsprozess der Wissenschaft durch eine Analyse des Kunstwerks zu fordern die in ihm einen integralen nach keiner Seite gebietsmassig einzuschrankenden Ausdruck der religiosen metaphysischen politischen wirtschaftlichen Tendenzen einer Epoche erkennt Form BearbeitenDie essayistische Methode ist eine experimentelle Art sich dem Gegenstand der Uberlegungen zu nahern und ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten Das Wichtigste ist jedoch nicht der Gegenstand der Uberlegungen sondern das Entwickeln der Gedanken vor den Augen des Lesers Ein Essay ist eine Abhandlung die eine literarische oder wissenschaftliche Frage in knapper und anspruchsvoller Form behandelt 1 Viele Essays zeichnen sich aus durch eine gewisse Leichtigkeit stilistische Ausgefeiltheit Verstandlichkeit und Humor Jeder neue Begriff wird eingefuhrt und vorgestellt Handlungen werden chronologisch erzahlt und Zitate deutlich gekennzeichnet meist ist er aber befreit von vielen Zitaten Fussnoten und Randbemerkungen Zuweilen ist es auch schlicht eine stilisierte asthetisierte Plauderei Wahrend der Autor einer wissenschaftlichen Analyse gehalten ist sein Thema systematisch und umfassend darzustellen wird ein Essay eher dialektisch verfasst mit Strenge in der Methodik nicht aber in der Systematik Essays sind Denkversuche Deutungen unbefangen oft zufallig scheinend Damit ein Essay uberzeugen kann sollte er im Gedanken scharf in der Form klar und im Stil geschmeidig sein Siehe auch Sprachebene Stilistik rhetorische Figur Siehe auch BearbeitenDiatribe Essay China eine Gattung der chinesischen Literatur EssayfilmLiteratur BearbeitenTheodor W Adorno Der Essay als Form In Ders Noten zur Literatur Hrsg von Rolf Tiedemann Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 zuerst 1958 S 9 49 Hans Peter Balmer Aphoristik Essayistik Moralistik In Hans Vilmar Geppert Hubert Zapf Hrsg Theorien der Literatur Grundlagen und Perspektiven Bd III A Francke Tubingen 2007 S 191 211 Max Bense Uber den Essay und seine Rede In Merkur 1 1947 S 414 424 Bruno Berger Der Essay Form und Geschichte Bern 1964 Andreas Beyer Lichtbild und Essay Kunstgeschichte als Versuch in Wolfgang Braungart und Kai Kauffmann Hrsg Essayismus um 1900 Universitatsverlag GmbH Winter Heidelberg 2006 S 37 48 ISBN 3 8253 5125 4 Erwin Chargaff Alphabetische Anschlage Stuttgart 1989 darin Versuch mit oft unzulanglichen Mitteln S 223 230 Michael Ewert Vernunft Gefuhl und Phantasie im schonsten Tanze vereint Die Essayistik Georg Forsters Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1993 ISBN 3 88479 769 7 Petra Gehring Der Essay ein Verbindendes zwischen Philosophie und Literatur In Winfried Eckel Uwe Lindemann Hrsg Text als Ereignis Programme Praktiken Wirkungen Berlin 2017 S 157 175 Gerhard Haas Essay Stuttgart 1969 Osborne Bennett Hardison Jr Binding Proteus An Essay on the Essay In The Sewanee Review 96 4 1988 S 610 632 Nachdruck in Alexander J Butrym Hrsg Essays on the Essay Redefining the Genre The University of Georgia Press Athens London 1989 S 11 28 Ludwig Rohner Der deutsche Essay Materialien zur Geschichte und Asthetik einer literarischen Gattung Luchterhand Neuwied Berlin 1966 Ludwig Rohner Deutsche Essays Prosa aus zwei Jahrhunderten in 6 Banden dtv Munchen 1982 DNB 540088889 ISBN 3 423 06013 1 Band 1 Michael Rutschky Wir Essayisten Eine Selbstkritik In Ders Reise durch das Ungeschick Und andere Meisterstucke Haffmans Zurich 1990 S 199 220 Reto Rossler Vom Versuch Experiment und Essay 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