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Erwin Chargaff 11 August 1905 in Czernowitz Bukowina Osterreich Ungarn 20 Juni 2002 in New York war ein osterreichisch amerikanischer Chemiker und Schriftsteller Als Wissenschaftler auf den Gebieten der Biochemie und Genforschung lieferte Chargaff wichtige Beitrage zur Entschlusselung der DNA Struktur Nach seiner Emeritierung 1974 machte er sich mit stilistisch geschliffenen kritischen Essays als Wissenschaftskritiker einen Namen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Forscher 3 Die Chargaff schen Regeln 4 Der Schriftsteller 5 Werke auf Deutsch 6 Auszeichnungen und Mitgliedschaften 7 Nachrufe 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksLeben BearbeitenChargaff besuchte das Gymnasium Wasagasse in Wien wo er dann ab 1923 zunachst kurz Philologie bald aber Chemie an der dortigen Technischen Hochschule studierte Er war damals ausserdem ein Verehrer von Karl Kraus dem unbestechlichen Kritiker seiner Zeit 1928 schloss er sein Chemiestudium mit der Promotion ab Sein Doktorvater war Fritz Feigl 1 Mit einem Stipendium ging er als Fellow an die Yale University in den Vereinigten Staaten und betrieb dort Forschungen uber die Lipide des Tuberkulosebakteriums 1930 kehrte er nach Europa zuruck und setzte diese Forschungen als Assistent fur Chemie am Hygienischen Institut der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin fort Dort arbeitete er bis 1933 auch an seiner Habilitationsschrift 2 Chargaff stammte aus einer judischen Familie Daher verliess er Deutschland 1933 nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und wechselte nach Paris ans Institut Pasteur 1935 emigrierte er in die USA und arbeitete an der New Yorker Columbia University wo er ab 1938 als Assistenzprofessor und ab 1952 als Professor fur Biochemie lehrte und forschte Nach seiner Emeritierung 1974 trat er vermehrt mit literarischen Arbeiten an die Offentlichkeit Sein Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach und in Philadelphia Der Forscher BearbeitenErwin Chargaff stellte die nach ihm benannten Chargaff schen Regeln auf Nachdem er in der zweiten Halfte der 1940er Jahre festgestellt hatte dass in der DNA jedes untersuchten Lebewesens die von Albrecht Kossel entdeckten Basen Adenin und Thymin sowie Cytosin und Guanin jeweils immer im gleichen molaren Verhaltnis 1 1 vorkommen formulierte er die Regel dass diese Basen stets paarweise auftreten Damit erbrachte Chargaff einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der DNA Seine Arbeiten halfen James Watson und Francis Crick bei der bahnbrechenden Entdeckung dass die DNA als Spirale der Doppelhelix Struktur angeordnet ist Bei der Verleihung des Nobelpreises dafur im Jahr 1962 wurde Chargaff allerdings nicht bedacht Chargaff selbst hatte Francis Crick und James Watson zunachst nicht ernst genommen da ihm die beiden zu wenig Fachwissen in Chemie besassen In einem Gesprach mit Chargaff konnte Crick wichtige Molekulstrukturen nicht wiedergeben 3 Watson machte im selben Gesprach unpassende Anmerkungen die seine Unkenntnis auf dem Gebiet der Chemie verrieten Chargaff nannte die jungen Kollegen im Anschluss wissenschaftliche Clowns Die Chargaff schen Regeln BearbeitenSiehe Chargaff Regeln Die Basenzusammensetzung der DNA ist von Spezies zu Spezies verschieden Die DNA jeder Spezies besteht nur aus den vier Grundnukleotiden dAMP dCMP dGMP und dTMP In allen DNA Molekulen gilt A T und C G hingegen gleicht die Menge A G der Menge T C DNA Proben aus unterschiedlichen Geweben eines Individuums sind gleich Die Basenzusammensetzung der DNA einer Spezies ist unabhangig von Alter Ernahrungszustand und Lebensraum Der Schriftsteller BearbeitenAls Autor pflegte Chargaff die Form des Essays Er knupfte dabei an Karl Kraus an dessen Vorlesungen er in seiner Wiener Studienzeit besucht hatte Chargaff setzte sich in seinen Essays kritisch mit gesellschaftlichen politischen und kulturellen Erscheinungen auseinander besonders aber mit der aktuellen Wissenschaft und hier vor allem mit seinem eigenen langjahrigen Fachgebiet der genetischen Forschung Werke auf Deutsch BearbeitenAlle hier angefuhrten Werke sind im Klett Cotta Verlag Stuttgart erschienen Das Feuer des Heraklit Skizzen aus einem Leben vor der Natur 1979 ISBN 3 608 95134 2 Unbegreifliches Geheimnis Wissenschaft als Kampf fur und gegen die Natur 1980 ISBN 3 608 95452 X Bemerkungen 1981 ISBN 3 12 901631 7 Warnungstafeln Die Vergangenheit spricht zur Gegenwart 1982 ISBN 3 608 95004 4 Kritik der Zukunft Essay 1983 ISBN 3 608 93576 2 Gedichte Privatdruck 1985 einmalige Auflage von 1 000 Exemplaren Zeugenschaft Essays uber Sprache und Wissenschaft 1985 ISBN 3 608 95373 6 Abscheu vor der Weltgeschichte Fragmente vom Menschen 1988 ISBN 3 608 93531 2 Alphabetische Anschlage 1989 ISBN 3 608 95646 8 Vorlaufiges Ende Ein Dreigesprach 1990 ISBN 3 608 95443 0 Vermachtnis Essays 1992 ISBN 3 608 95851 7 Uber das Lebendige Ausgewahlte Essays 1993 ISBN 3 608 95976 9 Armes Amerika Arme Welt 1994 ISBN 3 608 93291 7 Ein zweites Leben Autobiographisches und andere Texte 1995 ISBN 3 608 93313 1 Die Aussicht vom 13 Stock Neue Essays 1998 ISBN 3 608 93433 2 Ernste Fragen Essays 2000 ISBN 3 608 93420 0 Brevier der Ahnungen Eine Auswahl aus dem Werk 2002 ISBN 3 608 93513 4 Stimmen im Labyrinth Uber die Natur und ihre Erforschung 2003 ISBN 3 608 93580 0 Die Aussicht aus dem 13 Stock Gesprach mit Ludger Bult 55 Minuten Ursendung 10 August 2000 MDR KulturAuszeichnungen und Mitgliedschaften Bearbeiten1961 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1963 Prix Charles Leopold Mayer 1964 H P Heineken Preis fur Biochemie und Biophysik 1965 Mitglied der National Academy of Sciences 1971 Mitglied der Leopoldina 1973 Gregor Mendel Medaille 1974 National Medal of Science 1979 Mitglied der American Philosophical Society 4 1984 Johann Heinrich Merck Preis 1990 Grosses Goldenes Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich 5 1994 Preis der Stadt Wien fur Publizistik 1994 Osterreichisches Ehrenzeichen fur Wissenschaft und Kunst 2000 Friedrich Marker PreisNachrufe BearbeitenLothar Jaenicke Die Fackel des Erwin Chargaff und das Feuer des Heraklit fressen ihre Kinder Angewandte Chemie 114 2002 S 4387 4390 Lothar Jaenicke Ein Kampfer mit den Fachmannern Nachrichten aus der Chemie 50 2002 S 1228 1231 Literatur BearbeitenDoris Weber Wider den Genrausch Eine Jahrhundertbegegnung Publik Forum Oberursel 1999 ISBN 3 88095 101 2 Ingeborg Harms In den Wortern liegen unsere Gene Erwin Chargaff und der Erfindungsreichtum des Skeptikers In Frankfurter Allgemeine Zeitung 11 Dezember 1999 Walter Kappacher Hellseher sind oft Schwarzseher Erinnerungen an Erwin Chargaff Keicher Warmbronn 2007 ISBN 978 3 938743 52 2 Henner Reitmeier Im spitzen Winkel zur Welt Ein Portrat In Die Brucke 151 2 2009 6 Gerhard Oberkofler Erwin Chargaff und sein Wien Ein paar Randnotizen zu seinem hundertsten Geburtstag Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft Nr 2 2005 S 11 18 Friederike Migneco Wer den Menschen manipuliert totet die Menschlichkeit die Voraussagen von Erwin Chargaff werden von der Entwicklung eingeholt Die Warte Luxembourg Jahr 63 2011 n 4 n 2318 27 Januar 7 Einzelnachweise Bearbeiten Informationen zu und akademischer Stammbaum von Erwin Chargaff bei academictree org abgerufen am 28 Januar 2018 Biografie bei www encyclopedia com abgerufen am 12 Januar 2013 James D Watson Die Doppel Helix Ein personlicher Bericht uber die Entdeckung der DNS Struktur Rowohlt Taschenbuch 6803 Reinbek bei Hamburg 1973 Ungekurzt nach Original 1968 Ihren Hohepunkt erreichte Chargaffs Verachtung als er Francis das Gestandnis entlockte er konne sich an die chemischen Unterschiede zwischen den vier Basen nicht mehr erinnern S 106 Member History Erwin Chargaff American Philosophical Society abgerufen am 17 Juni 2018 Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952 PDF 6 9 MB Hier auch online nachlesbar abgerufen am 20 Juni 2012 https a z lu primo explore fulldisplay docid ALEPH LUX01001016669 amp 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