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In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch wichtige Informationen Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Rabelais ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Personen dieses Namens finden sich unter Rabelais Begriffsklarung Francois Rabelais fʁɑ swa ʁa blɛ um 1494 vielleicht 1483 in La Deviniere bei Chinon Touraine 9 April 1553 in Paris war ein franzosischer Schriftsteller der Renaissance Humanist romisch katholischer Ordensbruder und Weltpriester als Mediziner praktizierender Arzt sowie Dozent 1 Er gehort zu den bedeutendsten Prosaschriftstellern der franzosischen Literatur von seinen Werken ist vor allem der Romanzyklus Gargantua und Pantagruel bekanntgeblieben Francois Rabelais anonymes Portrat aus dem 17 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Noviziat Ordens und Weltpriester sowie Studien 1 2 Arzt in Lyon und gelehrter Literat Ersterscheinung Pantagruel 1532 1 3 Kardinalsekretar in Rom und Stiftsherr bei Paris 1 4 Arzt in Lyon und Universitatsdozent in Montpellier 1 5 In Turin und in der Reichsstadt Metz 1 6 Diplomatische Mission in Rom Papstsatire 1 7 Pfrundenverlust in Meudon Werkverbote vor dem Tod 2 Literarische Werke 3 Literarische Rezeption 4 Ehrungen 5 Werke Auswahl 5 1 Franzosische Originaltitel 5 2 Deutsche Ubersetzungen 6 Werkausgaben 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben und Wirken Bearbeiten nbsp Musee Rabelais Maison La DeviniereGeboren wurde Rabelais vermutlich auf einem Landgut bei Chinon als jungster von drei Sohnen des wohlhabenden Grundbesitzers und Advokaten 2 Antoine Rabelais Seigneur de la Deviniere 1564 der nacheinander verschiedene Amter in Chinon bekleidete Seine Ehefrau war Marie Catherine geb Dusouil 3 4 Rabelais hatte eine Schwester namens Jeanne Francoise Rabelais Noviziat Ordens und Weltpriester sowie Studien Bearbeiten Rabelais trat sein Noviziat zum Ordenspriester im franziskanischen Kloster La Baumette Couvent des Cordeliers de la Baumette nahe Angers an Um das Jahr 1511 empfing er seine Weihesakramente Fur 1520 ist er als Ordenspater im Couvent des Puy Saint Martin in Fontenay le Comte Departement Vendee belegt 5 Hier kam er durch einen alteren Mitbruder in Beruhrung mit dem von Italien her ausstrahlenden Humanismus und begann Altgriechisch zu lernen Daruber hinaus knupfte er Briefkontakte zu Gelehrten wie ein auf 1521 datiertes offenbar schon zweites Schreiben an den bekannten Humanisten Guillaume Bude den Initiator des 1530 in Paris gegrundeten College Royal beweist Im Rahmen seiner griechischen Studien verfasste Rabelais gegen 1522 eine nicht mehr erhaltene Ubertragung des ersten Buches der Geschichte der Perserkriege von Herodot In den 1520er Jahren wurde auch er wie viele humanistisch interessierte Zeitgenossen von den Reformideen des Protestantismus erfasst Als 1523 alle Griechischstudien von der reformfeindlichen Pariser theologischen Fakultat der Sorbonne als Vorstufe zur Ketzerei gebrandmarkt wurden kam Rabelais wegen seiner Studien antiker und vor allem griechischer Texte in Konflikt mit seinen franziskanischen Ordensoberen Durch Vermittlung des Abtbischofs von Maillezais Geoffroy d Estissac der zugleich Abt eines Benediktinerklosters war erhielt er 1524 die papstliche Erlaubnis zum Ordenswechsel und konnte damit die eher bildungsfeindlichen Franziskaner zugunsten der traditionell bildungsfreundlicheren Benediktiner verlassen Offenbar lebte er aber meistens im Gefolge Estissacs in der Abtei Saint Martin de Liguge bei Poitiers wobei dieser ihn als Sekretar und vielleicht auch als Hauslehrer fur seinen Neffen beschaftigte Als sein Begleiter auf Reisen durch das Bistum kam er in Kontakt mit Menschen verschiedener Art und Herkunft Moglicherweise besuchte er in diesen Jahren auch juristische Vorlesungen an der Universitat Poitiers Ab dem Jahr 1528 findet man ihn in Paris vermutlich nach Zwischenstationen an den Universitaten Bordeaux Toulouse und Orleans Anscheinend hatte er den Status eines Diozesanpriesters angenommen als der er freier war seine Medizinstudien fortzusetzen und gelehrte Kontakte zu pflegen Aus der Verbindung mit einer Witwe gingen zwei uneheliche Kinder hervor Francois und Junine Dies hielt ihn nicht in Paris vielmehr schrieb er sich im September 1530 an der beruhmten medizinischen Fakultat von Montpellier ein wo Rabelais dann schon am 1 November einen akademischen Grad als Baccalaureus erwarb Die akademische Medizin war damals ein fast reines Buchstudium das die Schriften von Hippokrates und Galen zur Grundlage nahm Rabelais scheint sich denn auch vor allem philologisch mit der Medizin beschaftigt zu haben denn in einer Vorlesung kommentierte er im Fruhjahr und Sommer 1531 Texte der genannten Koryphaen wobei er die griechischen Originale zugrunde legte Als Baccalaureus kommentierte er die hippokratischen Aphorismen und die Ars parca Galens als Magister 1537 auch das Prognostikon des Hippokrates 6 Rabelais war stark von den Texten des Johannes Manardus beeinflusst Arzt in Lyon und gelehrter Literat Ersterscheinung Pantagruel 1532 Bearbeiten Im Sommer 1532 lebte Rabelais in Lyon wo er als Arzt praktizierte und zugleich bei dem Drucker und Verleger Sebastian Gryphius diverse gelehrte Werke herausgab Daneben verfasste er auch einen Roman der Ende 1532 ebenfalls in Lyon erschien Les horribles et epouvantables faits et prouesses du tres renomme Pantagruel Roi des Dipsodes fils du grand Gargantua Composes nouvellement par maitre Alcofrybas Nasier Schon am Titel war das Werk als Parodie vor allem der Gattung Ritterroman erkennbar Ende des Jahres 1532 erhielt Rabelais eine Anstellung an einem Lyoner Hospital dem Hotel Dieu de Notre Dame de la Pitie Neben seiner arztlichen Tatigkeit frequentierte er die intellektuellen Zirkel der Stadt die zu dieser Zeit mit Paris durchaus ebenburtig waren Wohl Anfang 1534 lernte er den hochgebildeten Bischof von Paris und Mitglied des Kronrates Jean du Bellay kennen der auf einer diplomatischen Reise nach Rom in Lyon Station machte und ihn den wenig Alteren als seinen Leibarzt und Gesellschafter Sekretar engagierte Bei seinem Aufenthalt in Rom vom Februar bis April 1534 erhielt Rabelais Einblicke in die Verhaltnisse am Heiligen Stuhl wo Papst Clemens VII zwischen den Interessen Frankreichs und Kaiser Karl V lavierte mit dem er seit der Eroberung und Plunderung Roms durch kaiserliche spanische Truppen 1530 unfreiwillig verbundet war Rabelais interessierte sich vor allem fur die zahlreichen Spuren der Antike in der Stadt und ihrer Umgebung Zuruck in Lyon edierte er ein gelehrtes lateinisches Werk eines Italieners uber die Topographie des antiken Roms Kardinalsekretar in Rom und Stiftsherr bei Paris Bearbeiten Anfang des Jahres 1535 soeben hatte Rabelais wieder einen Almanach drucken lassen verliess er Lyon Denn Konig Franz I hatte sich Ende Oktober 1534 entschlossen verstarkt gegen die Reformatoren vorzugehen und ermoglichte eine scharfere Fahndung Rabelais konnte in diesen unsicheren Zeiten wieder in den Dienst von Jean du Bellays treten und ihn der im Mai zum Kardinal erhoben worden war erneut nach Rom begleiten Bei einem Aufenthalt in Ferrara traf er auf Clement Marot und andere dorthin gefluchtete Sympathisanten der Reformation die Asyl bei der Herzogin einer Tochter Konigs Ludwig XII gefunden hatten Anschliessend verbrachte Rabelais von 1535 bis 1536 insgesamt sieben Monate mit Jean du Bellay in Rom Zweifellos uber ihn erhielt er 1536 die Zustimmung von Papst Paul III in den Benediktinerorden zuruckzukehren und zwar als Monch in der Abtei Saint Maur nahe Paris deren Prior Jean du Bellay war Dort sollte er nach der beabsichtigten Umwandlung der Abtei in ein Stift eine Pfrunde als Stiftsherr mit regelmassigen Einkunften bekommen was noch 1536 geschah aber auf den Widerspruch durch den vorherigen Nutzniesser traf Rabelais musste eine Eingabe an den Papst richten Der Ausgang der Angelegenheit ist nicht bekannt Arzt in Lyon und Universitatsdozent in Montpellier Bearbeiten Anfang 1537 erwarb er da ihm der Papst zugleich gestattet hatte als Arzt ohne chirurgische Eingriffe tatig zu bleiben in Montpellier den Doktortitel und hielt anschliessend Vorlesungen uber die Schriften des Hippokrates Erneut legte er hierbei das griechische Original zugrunde und kritisierte die gangige lateinische Version als fehlerhaft Im Sommer erregte er Aufsehen in Lyon als er im Rahmen eines Besuchs die Leiche eines Gehenkten offentlich sezierte was auch Eingang in ein Gedicht des mit Rabelais befreundeten Etienne Dolet fand 7 Im Wintersemester von 1537 38 hielt er wieder Kurse in Montpellier 1538 finden wir ihn in Aigues Mortes mit Jean du Bellay der hier an einem Treffen zwischen Konig Franz I und Kaiser Karl V teilnahm die in ihrem seit Jahren andauernden Ringen um die Vorherrschaft in Italien soeben einen Waffenstillstand ausgehandelt hatten Anschliessend folgte Rabelais seinem Forderer nach Lyon Vermutlich 1539 oder schon 1536 wurde ihm ein Sohn namens Theodule geboren der jedoch zweijahrig starb In Turin und in der Reichsstadt Metz Bearbeiten nbsp Das Wohnhaus von Francois Rabelais in MetzEnde des Jahres 1539 empfahl Jean du Bellay Rabelais seinem krankelnden alteren Bruder Guillaume du Bellay Seigneur de Langey 1491 1543 einem hohen Militar der zum Gouverneur im norditalienischen Herzogtum Piemont ernannt worden war das franzosische Truppen besetzt hielten Von ihm wurde er nach Turin die piemontesische Hauptstadt mitgenommen wo er unter dem Titel Stratagemata eine lateinische Geschichte seiner Feldzuge verfasste die aber verloren ist Die nachsten drei Jahre bis zum Tod Langeys Anfang 1543 pendelte Rabelais mit ihm zwischen Norditalien und Frankreich Das Werk bereitet Rabelais erneut Schwierigkeiten Er verliess deshalb fur eine Weile Frankreich und tauchte in die damaligen Freien Reichsstadt Metz bei einem Bekannten von Jean du Bellays unter Dort wirkte er als stadtischer Arzt und begann zugleich einen weiteren Fortsetzungsband Er parodierte die neue Modegattung der Berichte von Entdeckungsreisen und schildert eine fiktive Seefahrt die Pantagruel und Panurge zu dem Orakel der gottlichen Wein Flasche dive bouteille unternehmen das die Frage Heirat oder nicht beantworten soll Diplomatische Mission in Rom Papstsatire Bearbeiten Nach dem Tod von Konig Franz I im Jahre 1547 reiste Jean du Bellay einmal mehr in diplomatischer Mission nach Rom und Rabelais begleitete ihn Auf der Durchreise ubergab dieser in Lyon einem Drucker die ersten elf Kapitel des neuen Bandes die 1548 als Le Quart livre des faits et dits heroiques erschienen In Rom wo er mit Jean Du Bellay zwei Jahre bis 1549 blieb stellte er das Buch fertig Hierbei verarbeitete er in mehreren satirischen Passagen seine Beobachtungen aus der Politik des Papstes und unterstutzte damit indirekt den neuen franzosischen Konig Heinrich II der die Etablierung einer nationalen gallikanischen Kirche anstrebte Pfrundenverlust in Meudon Werkverbote vor dem Tod Bearbeiten Als Anfang 1552 nunmehr in Paris das Quart livre als Ganzes herauskam wandelte sich die Einstellung der Herrschenden Konig und Papst hatten sich arrangiert Kritik an Letzteren war nicht mehr erwunscht Entsprechend zogerte die Sorbonne nicht das Buch zu verurteilen In der Folge verbot auch das Parlement de Paris das Werk Hierbei half nicht dass der Kardinal Odet de Chatillon die Widmung von Rabelais zuvor angenommen hatte Dem Erfolg des Buches tat das Verbot keinen Abbruch Rabelais selbst musste allerdings Anfang 1553 eine Pfrunde in Meudon bei Paris und eine weitere im Bistum Le Mans aufgeben die er uber Jean Du Bellay erhalten hatte Hiernach ist nichts mehr von ihm bekannt Offenbar aber hatte er noch bis kurz vor seinem Tod im April 1553 an einem weiteren Fortsetzungsband gearbeitet Dieser wurde vermutlich auf Initiative seines Druckers von unbekannter Hand zu einem Abschluss gebracht Er kam 1563 unter dem Titel Le cinquieme livre heraus und wurde in die Gesamtausgaben des Zyklus aufgenommen die kurz nach dem Tod des Autors zu erscheinen begannen und weiterhin in grosser Regelmassigkeit erschienen Literarische Werke Bearbeiten nbsp Francois Rabelais Anonymus Anfang 17 Jahrhunderts Um das Jahr 1526 erschien sein erstes gedrucktes Werk eine lateinische Versepistel an einen befreundeten Dichter Juristen aus Liguge Sein wohl fast jedem Franzosen bekannter Name der sich in Ausdrucken wie une plaisanterie rabelaisienne verselbstandigt hat ist verknupft mit dem Romanzyklus um die beiden Riesen Gargantua und Pantagruel dessen funf Bande 1532 1534 1545 1552 und 1564 erschienen Vor allem die beiden ersten Bande waren sehr erfolgreich Ebenfalls fanden die Adjektive Einzug in die franzosische Alltagssprache so etwa pantagruelique in der Redewendung un appetit pantagruelique deutsch einen pantagruelischen Appetit haben oder gargantuesque in der Redewendung un repas gargantuesque deutsch ein gargantuesker Schmaus Rabelais Erfolg beruhte darauf dass er auf der Stilebene spielerische Ironie und Sarkasmus derben Witz und pedantische Gelehrtheit Wortspiele und komisch verwendete echte und fiktive Zitate vermischte Gleichzeitig war er aber auch als humanistischer Gelehrter aktiv Seine ausserst mobile Lebensweise im Gefolge furstlicher und klerikaler Forderer und die standige Suche nach Erweiterung seines Wissens zumal im Kontakt mit anderen Gelehrten war damals typisch fur viele europaische Intellektuelle Sein funfbandiges Romanwerk ist unter anderem durchdrungen von den Kenntnissen auf dem Gebiet der Medizin und seinen Erfahrungen als Arzt 8 9 10 Als Zeitgenosse von Martin Luther und Jean Calvin war er betroffen von den heftigen religiosen Querelen seiner Epoche Zwischen den Jahren 1541 bis 1544 brachte er je einen Almanach heraus letzteren unter dem Titel Grande et vraye pronostication nouvelle pour l an 1544 Im Jahr 1542 reagierte Rabelais wohl um sich als glaubiger Katholik zu erweisen und damit vor Verfolgungen Ruhe zu haben auf die Vorwurfe der Pantagruel und der Gargantua seien obszon und theologisch bedenklich Er publizierte in Lyon Versionen beider Bucher deren Text etwas bereinigt und leicht uberarbeitet war Auch die Titel wurden der eine stark der andere etwas verandert Pantagruel Roi des Dipsodes Restitue a son naturel avec ses faits et prouesses epouvantables Composes par feu M Alcofribas abstracteur de quinte essence bzw zu La Vie tres horrifique Doch etwa gleichzeitig druckte der Verleger Autor und Latinist Etienne Dolet ein fruherer Freund von Rabelais zu dessen Arger eigenmachtig nochmals die ursprunglichen Versionen nach wobei erstmals der Gargantua als erster Band und der Pantagruel als ihn fortsetzender zweiter Band konzipiert wurde Rabelais ubernahm diese verlegerische Einteilung und brachte noch 1542 ebenfalls eine zweibandige Ausgabe heraus unter dem Titel Grands annales ou chroniques tres veritables des gestes merveilleux du grand Gargantua et Pantagruel son fils roi des Dipsodes enchroniques par feu Maistre Alcofribas abstracteur de quinte essence Im Vorwort der Neuausgabe deren Text heute i d R den kritischen Editionen zugrunde liegt attackierte er Etienne Dolet Dennoch wurde die Edition von der Sorbonne verurteilt Trotz der Verurteilung schrieb Rabelais einen Fortsetzungsband mit dem er auf ein Werk aus dem Jahre 1542 reagierte La parfaite amie des Antoine Heroet 1492 1567 Hierin meidet er politisch brisantere Themen auch sein Humor ist weniger derb Im Zentrum steht die Frage ob Panurge die neben oder gar vor Pantagruel zentrale Figur der Handlung heiraten solle oder so sichtlich die Tendenz des Autors besser nicht Als das Buch 1545 fertiggestellt worden war durfte Rabelais es sogar der Schwester von Franz I Marguerite de Navarre widmen und mit einem koniglichen Privileg in Paris drucken lassen Es erschien 1546 sogar unter dem Namen des Autors als Le tiers livre des faits et dits heroiques du noble Pantagruel composes par M Franc Rabelais docteur en medicine Wahrscheinlich hatte Rabelais ein kurz zuvor anonym erschienenes Volksbuch als Vorlage genutzt Les grandes et inestimables croniques du grand et enorme geant Gargantua wobei er in seiner Version einen Sohn zu dem Riesen hinzufugte In Pantagruel schildert Rabelais in der Rolle des Ich Erzahlers und Domestiken Alcofrybas die Kindheit und Jugend die Studienjahre sowie die erste militarische Bewahrung des Protagonisten doch fuhrt er zu Beginn der Studienzeit eine zweite zunehmend wichtige Figur in die Handlung ein den ewigen Studenten und Tausendsassa Panurge mit dem er sich offensichtlich mehr identifiziert als mit dem Ich Erzahler Am Ende macht er auch diesen selbst zur handelnden Person die im Mund des jungen Riesen eine ganze Welt entdeckt die der unseren ahnelt Der Erfolg des locker strukturierten mit zahllosen burlesken Anekdoten witzigen Zitaten und satirischen Seitenhieben versehenen Werkes war unmittelbar und beachtlich Es wurde allein 1533 und 1534 acht Male z T in Raubdrucken neu aufgelegt Die Theologen der Sorbonne allerdings stiessen sich an Passagen in denen ihre scholastische Haarspalterei karikiert und Positionen vertreten wurden die dem Protestantismus der Reformatoren nahe stunden Auch die hohen Richter des Parlement fuhlten sich verspottet Die Reaktion war eine Verurteilung des Buches durch die Sorbonne Rabelais dagegen nutzte den Erfolg indem er sogleich einen satirischen z T horoskopartigen Almanach fur das Jahr 1533 publizierte La Pantagrueline Pronostication der bei spateren Nachdrucken des Pantagruel oft angefugt wurde Im Schlusswort des Pantagruel hatte Rabelais eine Fortsetzung mit weiteren Abenteuern seines Helden angekundigt Stattdessen liess er Ende 1534 oder Anfang 1535 anonym einen Roman erscheinen dessen Handlung umgekehrt eine Vorgeschichte enthalt La Vie inestimable du grand Gargantua pere de Pantagruel jadis composee par l abstracteur de quinte essence Livre plein de Pantagruelisme Offensichtlich hoffte Rabelais aufgrund der Erfahrungen aus der Publikation des Pantagruel den Erfolg des Werkes weiter fortzusetzen was allerdings sieht man die geringe Zahl der Nachdrucke nur massig gelang Zugleich jedoch verdeckte er seine Identitat als Autor starker als zuvor und verlegte die Entstehungszeit des Buches auf ein vages einst Sichtlich furchtete er eine erneute Verurteilung durch Sorbonne Denn dezidierter noch als im Pantagruel karikiert er anhand des Bildungsganges den er seinen Protagonisten Gargantua durchlaufen lasst die uberkommenen scholastisch gepragten Lerninhalte und methoden und propagiert die neuen humanistischen Bildungsideale die philosophisch historische und naturwissenschaftliche Studien gleichberechtigt nebeneinander stellten 6 Und auch der Schlussteil uber die Abtei Theleme 11 einen idealen utopischen Ort an dem eine geistige und soziale Elite von jungen Personen beiderlei Geschlechts ein Leben fuhrt das nur durch Vernunft Selbstbeherrschung und die Lehren des Evangeliums geregelt ist wirkt alles andere als orthodox katholisch Literarische Rezeption BearbeitenVom zeitgenossischen Lesepublikum wurden seine Romane vermutlich als erheiterndes Evasionsangebot genutzt in einer Zeit in der es wenig zu lachen gab angesichts einer Realitat die beherrscht war von einer enormen religiosen und ideologischen Polarisierung Diese reichte bis in die Familien hinein bewirkte eine zunehmende Intoleranz der konfessionellen Parteien und ihrer Propagandisten und fuhrte zu einer zunehmenden Brutalisierung Den Ausbruch der Hugenottenkriege 1562 erlebte Rabelais nicht mehr Die folgende Zeit urteilte sehr selektiv uber Rabelais dessen Werk bald auch in England den Niederlanden und Italien bekannt geworden war Kritisiert wurden das derb Materiell Leibliche das Ungehobelte und die grotesken Ubertreibungen nicht zuletzt von den Calvinisten denen die libertaren Implikationen der Rabelaischen Religions und Gesellschaftskritik und seine Apotheose einer freien Moral zu weit gingen da sie nicht mit der Annahme der prinzipiellen Sundhaftigkeit des Menschen und der Pradestinationslehre zu vereinen waren 12 Akzeptiert wurden die Psychologie die soziale Satire und die Dialogtechnik Man versuchte auch konkrete historische Personen und Ereignisse zu identifizieren und den Text allegorisch auszudeuten Der Amsterdamer Werkausgabe von 1659 lag erstmals ein Schlussel der Personen und Ereignisse bei 1693 wurde die englische Ubersetzung ebenfalls durch einen Schlussel erganzt So sollte es sich bei der riesigen Stute Gargantuas die mit ihrem Schweif den Wald von Beauce abholzt um Pferdebremsen zu vertreiben um Madame d Estampes handeln die Geliebte des Konigs Franz I die den Wald fallen liess Hinter Gargantua vermutete man oft den Konig selbst Die Komik verliert jedoch nicht an Wirkung wenn man diese Anspielungen nicht kennt 13 Heute gilt Rabelais obwohl er aufgrund seiner archaisch gewordenen Sprache und seiner oft kaum mehr verstandlichen Wortspiele und Anspielungen wenig gelesen wird als der grosste franzosische Autor des 16 Jahrhunderts als einer der Grossen der franzosischen Literatur uberhaupt und speziell als Galionsfigur des moralisch haufig unkorrekten dafur aber volkstumlich heiteren esprit gaulois oder eben rabelaisien Michail Bachtin sieht in Rabelais einen Protagonisten der Annaherung der mittelalterlichen Volkskultur und der Hochkultur die travestiert entsakralisiert und mit Ritualen des Volkes karnevalistisch zu einer Lachkultur verschmolzen wird Zugleich sei er ein Vertreter einer grotesken antispirituellen Korperkonzeption die in zahlreichen Festgelagen Prugel und Fakalienszenen ihren Ausdruck findet Ehrungen BearbeitenDie Universitat Francois Rabelais Tours 14 franzosisch Universite Francois Rabelais de Tours oder nur Universite de Tours ist eine staatliche Universitat in der franzosischen Stadt Tours und wurde nach ihrer Grundung am 27 Marz 1969 nach Francois Rabelais benannt Nach Rabelais benannt ist auch eine Pflanzengattung Rabelaisia Planch aus der Familie der Rautengewachse Rutaceae 15 Werke Auswahl Bearbeiten nbsp Konig Ludwig Philipp als Gargantua Lithographie von Daumier Franzosische Originaltitel Bearbeiten Les horribles et epouvantables faits et prouesses du tres renomme Pantagruel Roi des Dipsodes fils du grand geant Gargantua Composes nouvellement par maitre Alcofrybas Nasier 1532 La Vie inestimable du grand Gargantua pere de Pantagruel jadis composee par l abstracteur de quinte essence Livre plein de Pantagruelisme 1534 oder 1535 Le tiers livre des faits et dits heroiques du noble Pantagruel composes par M Franc Rabelais docteur en medicine 1546 Le quart livre des faits 1548 und 1552 Le cinquieme livre Postum 1563 dieser Band ist zumindest im zweiten Teil nicht authentisch Deutsche Ubersetzungen Bearbeiten Die erste deutsche Teil Ubertragung des Zyklus wurde von dem Strassburger Humanisten Johann Fischart verfasst und erschien 1575 unter dem Titel Abenteuerliche und ungeheuerliche Geschichtsschrift vom Leben Raten und Taten der Herren Grandgusier Gargantua und Pantagruel Gargantua und Pantagruel Ubersetzt von Ferdinand Adolf Gelbcke 2 Bande Leipzig 1879 Digitalisat von Band 1 und Band 2 bei Google Books Gargantua und Pantagruel Hrsg von Horst und Edith Heintze 2 Bande Sammlung Dieterich Leipzig 1970 Gargantua und Pantagruel Hrsg von Horst und Edith Heintze Illustrationen von Gustave Dore 12 Auflage Insel Taschenbuch Band 77 Frankfurt am Main 1974 ISBN 978 3 458 31777 7 Neudruck in zwei Banden Frankfurt am Main 1976 ISBN 978 3 458 01777 6 Gargantua und Pantagruel Ubersetzt von Karl August Horst und Walter Widmer mit einem Nachwort von Horst Lothar Theweleit und 682 Illustrationen von Gustave Dore 2 Bande Munchen und Stuttgart Hamburg 1968 Neudruck Rutten amp Loening Berlin 1970 Gargantua Pantagruel Ubersetzt und kommentiert von Wolf Steinsieck Ubersetzung der Verse und Nachwort von Frank Rutger Hausmann Mit 29 Holzstichen von Gustave Dore Reclam Bibliothek Stuttgart 2013 ISBN 978 3 15 010874 1 Werkausgaben BearbeitenOeuvres completes 2 Bande Hrsg von Pierre Jourda Paris 1962 Literatur BearbeitenMichail Bachtin Rabelais und seine Welt Volkskultur als Gegenkultur Suhrkamp Frankfurt am Main 1987 ISBN 3 518 04708 6 Elizabeth A Chesney The Rabelais Encyclopedia Greenwood Publishing Group 2004 ISBN 0 313 31034 3 Lucien Febvre Das Problem des Unglaubens im 16 Jahrhundert Die Religion des Rabelais Klett Cotta Stuttgart 2002 ISBN 3 608 91673 3 Frank Rutger Hausmann Francois Rabelais Sammlung Metzler M 176 Stuttgart 1979 ISBN 3 476 10176 2 Horst Heintze Francois Rabelais Reclam Leipzig 1974 Mireille Huchon Rabelais Gallimard Paris 2011 ISBN 978 2 07 073544 0 Michel Jeanneret Le Defi des signes Rabelais et la crise de l interpretation a la Renaissance Paradigme Paris 1994 Martin Krickl Die Listen Rabelais und Fischarts Annaherungen an eine arabeske Textstruktur Diplomarbeit Universitat Wien Wien 2011 Madeleine Lazard Rabelais l humaniste Hachette Paris 1993 ISBN 2 01 020645 2 Henning Mehnert Melancholie und Inspiration Begriffs und wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen zur poetischen Psychologie Baudelaires Flauberts und Mallarmes Mit einer Studie uber Rabelais Heidelberg 1978 ISBN 3 533 02611 6 S 311 ff Wolfgang Schwarzer Francois Rabelais 1494 1553 In Jan Pieter Barbian Red Vive la litterature Franzosische Literatur in deutscher Ubersetzung Hrsg amp Verlag Stadtbibliothek Duisburg ISBN 978 3 89279 656 5 S 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Francois Rabelais Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Francois Rabelais Zitate nbsp Wikisource Francois Rabelais Quellen und Volltexte franzosisch nbsp Wikisource Francois Rabelais Quellen und Volltexte Literatur von und uber Francois Rabelais im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Francois Rabelais in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Francois Rabelais im VD 17 Werke von Francois Rabelais bei Zeno org Werke von Francois Rabelais im Projekt Gutenberg DE Francois Rabelais im Internet Archive 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wikipedia org w index php title Francois Rabelais amp oldid 237768184