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Clement Marot 23 November 1496 in Cahors 12 September 1544 in Turin war ein franzosischer Dichter Er gilt als der bedeutendste franzosische Lyriker der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts Marot Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 2 Bedeutung und Nachwirkung 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Schaffen BearbeitenClement Marot wurde geboren als Sohn des Kaufmanns und angesehenen Dichters Jean Marot Sein Vater stammte aus der Normandie seine Mutter aus Cahors in Sudfrankreich Hier verbrachte er seine Kindheit wobei er zweisprachig aufwuchs d h franzosisch und vor allem okzitanisch 1506 zog die Familie nach Paris denn der Vater hatte einen Sekretarsposten im Dienst von Konigin Anna von Bretagne erhalten Spater wurde er zum Kammerdiener bei ihrem Gatten Ludwig XII befordert und nach dessen Tod 1515 vom neuen Konig Franz I ubernommen Durch seinen Vater erhielt der junge Marot fruh Kontakt zum Hof und bekam eine Stelle als Page bei einem hochrangigen Adeligen der ihn auch weiterhin protegierte und ihm etwas spater einen Schreiberposten in der Chancellerie quasi beim Justizminister verschaffte Eine solide Schulbildung genoss Marot offenbar nicht doch lernte er Latein sowie Italienisch und eignete sich eine gewisse klassische Bildung an Ab ca 1511 dichtete er angeleitet vom Vater und von dessen Dichter und Sekretarskollegen Jean Lemaire de Belges Daneben schulte er seine Feder mit Ubertragungen von Texten Vergils und Lukians 1514 trat er erstmals an die Offentlichkeit mit der Versepistel epitre Le Temple de Cupido die er verfasst hatte zur Hochzeit von Claude de France der alteren Tochter Ludwigs XII und ihres Cousins Franz von Angouleme der aufgrund des Fehlens eines direkten mannlichen Thronerben engster Anwarter auf die franzosische Krone war Im selben Jahr wurde auch ein erstes Werk gedruckt die Epitre de Maguelonne Nachdem Franz seinem Schwiegervater schon 1515 auf dem Thron gefolgt war schaffte es Marot ihm dem nur zwei Jahre Alteren mit weiteren Gedichten zu gefallen und seine Sympathie zu gewinnen z B einer witzigen Petite epitre au Roi 1519 empfahl ihn Franz seiner alteren Schwester Margarete von Navarra die ihn als Kammerdiener und Sekretar in ihre Dienste aufnahm Dies hinderte Marot nicht Franz 1521 und 22 auf Feldzugen gegen Kaiser Karl V in Flandern und im Hennegau zu begleiten Meist jedoch lebte er als vom Konig geschatzter Dichter und Unterhalter am Hof in Paris Hier verfasste er zu den verschiedensten Anlassen und Gelegenheiten Texte in allen lyrischen Gattungen der Zeit Eine Spezialitat dieser fruhen Schaffensphase waren neben Vers Episteln kurzere Gedichte zum Thema Liebe insbesondere Rondeaus und Chansons Seine Texte verbreitete er in der Regel zunachst durch Lesung oder Vortrag vor seinem Zielpublikum doch kursierten meistens rasch auch Abschriften Dritter Unter dem Einfluss Margaretes und ihrer Umgebung offnete Marot sich dem reformatorischen Gedankengut Martin Luthers das sich um 1520 als Evangelismus auch in Frankreich zu verbreiten begann Dies aber vermutlich auch ein etwas lockerer Lebenswandel und eine spottische Zunge trug ihm Anfeindungen und bald auch Probleme ein Offensichtlich erzurnte er die konservativen Richter des Pariser Obersten Gerichts des Parlement de Paris und die orthodoxen Theologen der Sorbonne Als 1525 Konig Franz bei der Schlacht von Pavia in die Gefangenschaft von Kaiser Karl geraten war und seine Schwester Margarete zu Freilassungsverhandlungen nach Madrid gereist war wurde Marot von einer rachsuchtigen Frau beschuldigt er habe in der Fastenzeit Speck gegessen Seine Feinde und Neider nutzten die Abwesenheit seiner furstlichen Gonner ihn im Februar 1526 inhaftieren und im beruchtigten Pariser Stadtgefangnis Le Chatelet einkerkern zu lassen Dank der Furbitte eines Freundes schaltete sich jedoch der Bischof von Chartres ein und liess ihn in sein eigenes humaneres Gefangnis uberstellen Im Mai kam Marot durch einen Gnadenerlass des soeben zuruckgekehrten Konigs frei Seine misslichen Erlebnisse im Chatelet schilderte er sehr realistisch und mit bissigem Humor in einer Epistel mit dem sprechenden Titel L Enfer Die Holle Er veroffentlichte sie aber vorsichtshalber nicht weil sie allzu leicht als Attacke auf die Pariser Justiz und deren Gehilfen verstanden werden konnte Ebenfalls 1526 wurde Marot zum Nachfolger seines kurzlich verstorbenen Vaters Jean im Kammerdieneramt ernannt Als er 1527 erneut im Kerker landete weil er einem von der Polizei festgenommenen Bekannten zur Flucht verholfen hatte befreite ihn Konig Franz umgehend selbst Die betreffende Anordnung und der vorangehende Hilferuf Marots in Gedichtform sind erhalten ebenso ein humorvolles Dankgedicht Die Jahre nach 1526 waren sehr fruchtbar fur Marot zunachst auch dank seiner Verliebtheit in Anne d Alencon eine junge Nichte von Margaretes erstem Gatten die ihn zu vielen Gedichten insbesondere Rondeaus und Chansons inspirierte Vor allem jedoch fungierte er wie schon vorher als Hofdichter mit Gelegenheitsgedichten aller Art und zu allen moglichen Anlassen wobei er u a die Gattung Epigramm entwickelte d h witzige oft bissige einstrophige Texte Finanziell ging es ihm ebenfalls gut so dass er 1529 heiraten konnte und angeblich seine bald vorhandenen drei Kinder taglich dankbar fur den Konig beten liess Nachdem 1531 eine erste Sammlung seiner Gedichte als Raubdruck in Lyon erschienen war gab Marot 1532 unter dem etwas burschikosen Titel L Adolescence Jugendzeit clementine erstmals selber einen Sammelband heraus dem er 1534 eine Suite Fortsetzung de l adolescence clementine folgen liess Schon um 1525 hatte er die Idee gehabt nach quasi humanistischen Editionsprinzipien Werke der alteren franzosischen Literatur gedruckt herauszugeben So hatte er 1526 den Roman de la rose Rosenroman 13 Jahrhundert in leicht modernisierter Sprache ediert 1533 liess er eine Ausgabe der Dichtungen von Francois Villon 15 Jahrhundert folgen Der Oktober 1534 brachte einen tiefen Einschnitt im Leben Marots Er wurde in die Affaire des Placards verwickelt eine Plakataktion protestantischer Aktivisten vielleicht aber auch verkappter katholischer Scharfmacher die bewirkte dass Konig Franz seine bis dahin geubte religiose Toleranz oder auch Gleichgultigkeit aufgab Partei auf Seiten der konservativen Krafte des Katholizismus bezog und einer scharfen Repression des Protestantismus freien Lauf gewahrte was zu einer Reihe von Ketzerprozessen vor dem Parlement und zahlreichen Todesurteilen und Hinrichtungen fuhrte sowie eine erste Fluchtwelle ausloste der z B auch Jean Calvin angehorte Als Marot erfuhr dass er auf einer Liste Verdachtiger stand floh auch er zunachst zu Margarete nach Nerac im Bearn das als Hauptort des kleinen Konigreichs Rest Navarra diente dessen Titularkonig Henri d Albret sie inzwischen geheiratet hatte Nachdem er 1535 vom Pariser Parlement in Abwesenheit verurteilt worden war ging er auf Anraten Margaretes nach Ferrara an den Hof der Herzogin Renee d Este der mit Luthers Lehren sympathisierenden jungeren Tochter von Ludwig XII die schon andere franzosische Fluchtlinge beherbergte Von dort aus richtete er eine Bitt Epistel an Konig Franz worin er den Vorwurf er sei Lutheriste zu entkraften versuchte und sich sarkastisch uber seine Feinde in der Pariser Justiz und an der Sorbonne beklagte Er bekam aber keine Antwort so dass er eine weitere Epistel nunmehr an den Dauphin Kronprinz verfasste Als er in Ferrara wenig spater mit Duldung des Herzogs der de jure Lehensmann des Papstes war von der Inquisition bedrangt wurde floh er 1536 weiter nach Venedig Hier erreichte ihn 1537 die Nachricht dass er amnestiert worden war und er kehrte nachdem er in Lyon dem Protestantismus abgeschworen und sich von Lyoneser Sympathisanten etwas feiern lassen hatte nach Paris und zu seiner Familie zuruck Wieder aufgenommen am Hof wurde er dort zunachst in eine Fehde mit Gedichten verwickelt von einem alten Rivalen namens Francois de Sagon der sich inzwischen als Platzhirsch betrachtete Marot setzte sich jedoch durch und erreichte hiernach den Hohepunkt seiner Anerkennung 1538 liess er unter dem schlichten Titel Les Œuvres bei dem bekannten Drucker Etienne Dolet in Lyon eine erste Gesamtausgabe seiner Werke herausgeben Im selben Jahr ubertrug er Gedichte Francesco Petrarcas darunter sechs Sonette 1539 bekam er vom Konig ein Haus in Paris als Geschenk Seine Stellung als bester Dichter seiner Zeit schien gesichert Schon 1533 hatte er einen Bibel Psalm in Gedichtform ubertragen Nach seiner Ruckkehr aus dem Exil hatte er auf Vorschlag des Konigs diese Arbeit wieder aufgenommen und fortgefuhrt 1541 gab er das Ergebnis unter dem Titel Trente psaumes de David mis en francais in Druck und durfte das Buch sogar Kaiser Karl widmen der gerade wahrend einer Kriegspause auf der Durchreise in Paris weilte Nachdem ihm die Trente Psaumes zunachst viel Lob eingebracht hatten als der erste gelungene Versuch einer kunstlerisch adaquaten Nachdichtung der Psalmen in franzosischen Versen und Strophen wurden sie 1542 auf Betreiben der Sorbonne uberraschend verboten Ein Grund war dass soeben der inzwischen eindeutig protestantische Dolet ohne Genehmigung Marots dessen L Enfer veroffentlicht hatte ein anderer war der Umstand dass der in Genf gerade an die Macht gelangte Reformator Calvin die Psalmen Nachdichtung ebenfalls lobte und seinen Anhangern empfahl Marot floh einmal mehr aus Paris und ging nach Genf wo er weitere 20 Psalmen ubertrug so dass er 1543 eine Neuauflage mit nunmehr 50 Psalmen herausbringen konnte Kurz danach jedoch verliess er Genf weil er Probleme mit Calvin und dessen fundamentalistisch strengem Regime bekam Er zog weiter in das von franzosischen Truppen besetzte Herzogtum Savoyen von wo aus er vergeblich Kontakt mit Konig Franz aufzunehmen versuchte Nach kurzeren Aufenthalten in Annecy und Chambery starb er 1544 verbittert in Turin Kurz nach seinem Tod dessen genaues Datum ebenso unbekannt ist wie das seiner Geburt erschien eine Neuauflage der Œuvres Ob Marot auch komponierte ist nicht bekannt aber eher unwahrscheinlich In seinem Epigramm An Maurice Sceve schreibt er dass dieser seine Singstimme gelobt und es bedauert habe dass er sie nicht schule Er habe aber keine Lust Musiker zu werden und Noten zu lernen Bedeutung und Nachwirkung BearbeitenMarots literarhistorische Bedeutung liegt darin dass er im Sinne seiner beiden Lehrmeister einerseits die reiche eigenstandige franzosische lyrische Tradition mit ihrem vielfaltigen Formenbestand weiterfuhrte sich andererseits aber als einer der ersten franzosischen Autoren auch an der zu dieser Zeit tonangebenden italienischen Lyrik inspirierte Vielleicht war er es der das Sonett in Frankreich einfuhrte Er pflegte insbesondere die Gattung Versepistel wobei er oft sehr personlich wirkende Passagen einflicht Vor allem aber gilt er als ein erster Meister wenn nicht sogar Erfinder der Kurzform Epigramm Insgesamt verfasste er 65 Episteln 80 Rondeaus 15 Balladen 300 Epigramme 27 Elegien Viele seiner Gedichte insbesondere der Elegien Rondeaus und Chansons gelten dem Thema Liebe siehe als Beispiel das Huitain Epigramme de soy mesme wobei er hochst kunstvoll mal eher ernst mal eher scherzhaft die Begrifflichkeit und die Vorstellungswelt der uberkommenen hofischen Lyrik aufnimmt und variiert Sein Markenzeichen vor allem der Gedichte die der leichteren Muse gelten ist formale und stilistische Vielfalt bei gleichzeitiger Eleganz und spielerischer oft verspielter Leichtigkeit des Ausdrucks der sprichwortlich gewordene style marotique Die Beurteilung Marots in Frankreich war nicht immer frei von antiprotestantischen Motiven Dennoch war seine Nachwirkung gross allein im 16 Jahrhundert wurden die Œuvres weit uber zweihundertmal neu aufgelegt und er blieb bis ins 19 Jahrhundert hinein ein von vielen Lesern und Autoren sehr geschatzter und gern pastichierter spasshaft nachgeahmter Dichter der als prototypisch galt fur die vermeintlich guten alten Zeiten Seine Cinquante psaumes wurden zum Kern des Genfer Psalters Hugenottenpsalters Marots Sohn Michel der Page von Margarete von Angouleme wurde versuchte sich ebenfalls als Dichter erreichte aber nicht entfernt die Bedeutung des Vaters oder auch des Grossvaters Douglas R Hofstadter hat in seinem Buch Le Ton beau de Marot 88 Ubersetzungen von Marots A une Damoyselle malade veroffentlicht und diese Texte als Beispiele verwendet um das Problem der Un Ubersetzbarkeit von Gedichten zu diskutieren Literatur BearbeitenDie kleine Enzyklopadie Bd 2 Encyclios Verlag Zurich 1950 S 121 Jean Pierre de Beaumarchais Daniel Couty Alain Rey Dictionnaire des litteratures de langue francaise Bd 3 Bordas Paris 1994 ISBN 2 04 016351 4 Monika Grunberg Droge Marot Clement In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 864 872 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Clement Marot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Clement 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