www.wikidata.de-de.nina.az
Der Rosenroman franzosisch Le Roman de la Rose ist ein im 13 Jahrhundert verfasster Versroman zum Thema Liebe und gilt als das erfolgreichste und einflussreichste Werk der mittelalterlichen franzosischen Literatur Autoren waren die Kleriker Jean de Meun und Guillaume de Lorris Der Roman fand im 14 und 15 Jahrhundert grosse Verbreitung und zahlreiche Nachahmungen Abaelardus und Heloise in einer Handschrift des Roman de la Rose 14 Jahrhundert Das Werk ist nicht zu verwechseln mit dem auf Jean Renart zuruckgehenden Roman de la Rose welcher der Unterscheidbarkeit halber auch Guillaume de Dole genannt wird Inhaltsverzeichnis 1 Informationen zum Werk 2 Inhalt 2 1 Teil 1 Guillaume de Lorris 2 2 Teil 2 Jean de Meun 3 Rezeption 3 1 Der Streit um den Rosenroman 4 Ausgaben 5 Literatur 6 WeblinksInformationen zum Werk BearbeitenDer Rosenroman besteht aus 22 068 paarweise reimenden achtsilbigen Versen und erzahlt einen langen Traum Dieser Traumbericht stellt dar wie der Protagonist und Ich Erzahler einer der ersten der franzosischen Literatur sich in eine Rose verliebt und wie er diese nach vielen Schwierigkeiten am Ende erlangt Die handelnden Figuren sind ausser dem Erzahler keine als real vorstellbaren Personen sondern Allegorien wie die Vernunft oder mythologische Figuren wie Amor Die Rose ihrerseits symbolisiert die Frau Der Roman wurde um 1235 von Guillaume de Lorris begonnen Von ihm offenbar stammte die bahnbrechende Idee drei in der Literatur seiner Zeit zwar vorhandene aber kaum gelaufige Elemente miteinander zu verbinden die Form der Ich Erzahlung die Verwendung allegorischer Figuren als handelnde Romanpersonen und die Darstellung einer ganzen Romanhandlung als Traumbericht Guillaumes Text brach jedoch aufgrund seines Todes als Fragment bei Vers 4058 ab Allerdings hatte er irgendwo mitten darin den Liebenden Erzahler en passant bemerken lassen er werde spater den tieferen Sinn des Werkes erklaren und hatte ihn vor allem andeuten lassen er werde die Rose am Ende einer langen Schlacht erlangen Offenbar waren es diese Bemerkungen die um 1275 Jean de Meun auf die Idee einer Fortsetzung brachten nachdem der Text fur einige Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war Jean de Meun fugte etwa 18 000 Verse hinzu und beendete seine Arbeiten an dem Werk gegen 1280 nbsp La ronde au dieu d amour Manuskript des Rosenromans 1420 1430 Die beiden Teile des Romans sind hochst unterschiedlich Der Verfasser des ersten Teils Guillaume war Adeliger und schrieb sichtlich fur ein adeliges Publikum Die von ihm geplante Gesamtkonzeption war die einer idealistischen hofischen ars amatoria Liebeskunst durch die der Liebende dank der Belehrungen Amors und in der hingebungsvollen Uberwindung von Widerstanden und Hindernissen die Kunst der Liebeswerbung und des Liebens lernen und dabei eine moralische Lauterung erfahren sollte Der Text steht also in der Tradition der hofischen Dichtung seiner Zeit sein Bild der Liebe entspricht dem hofischen Minne Ideal Der Fortsetzer Jean de Meun war Stadter und hatte sichtlich das inzwischen angewachsene stadtische Lesepublikum im Auge Entsprechend steht er in einer ironischen Distanz zur hofischen Denkart seines Vorgangers und zeigt eine burgerlich nuchterne Mentalitat Jean war aber auch Kleriker und als solcher sieht er aus einer misogynen frauenfeindlichen und misogamen ehefeindlichen Grundhaltung heraus die Liebe nicht als Ideal sondern als von der Natur gesteuerten Trieb und die Frau nicht als Mittel der Lauterung sondern als Versuchung vor der er die Vernunft den Liebenden warnen lasst Insgesamt vertritt er rationalistisch skeptische fast materialistische Vorstellungen Inhalt BearbeitenTeil 1 Guillaume de Lorris Bearbeiten Das Werk beginnt mit einer kleinen Vorrede des Autors der dem Leser Horer ankundigt er wolle seiner Dame zu Gefallen einen quasi Wahrheit gewordenen Traum berichten den er vor funf Jahren als Zwanzigjahriger gehabt habe Der Bericht enthalte die ganze Kunst der Liebe und heisse der Roman von der Rose Denn mit dieser Blume sei seine Dame zu vergleichen Der dann folgende Traumbericht ist einem Ich Erzahler in den Mund gelegt der zugleich Protagonist der Handlung und wie sich bald zeigt fast die einzige als realer Mensch vorzustellende Figur hierin ist Alles beginnt damit dass der Erzahler vor einen mauerumschlossenen paradiesischen Garten gelangt dessen Besitzer Deduit Spass Vergnugen dort mit einer frohlichen Gesellschaft darunter Amor tanzt und singt Von Oiseuse die Mussige eingelassen feiert der Erzahler etwas mit erkundet dann jedoch den Garten heimlich verfolgt von Amor Im Spiegel eines Brunnens desjenigen von Narziss erblickt er das Bild einer Rosenknospe die er fasziniert sofort sucht und an einem grossen Busch auch findet Bei dem Versuch sich ihr zu nahern wird er von den Pfeilen Amors getroffen Sie verwandeln seine Faszination in Liebe und machen ihn zu Amors Vasallen Nachdem er Treue und Gehorsam gelobt hat wird er von ihm ausfuhrlich uber die Pflichten und sehr anschaulich uber die unvermeidlichen Qualen eines Liebenden belehrt Bei seinen weiteren Annaherungsversuchen an die Rose bekommt er es mit vielerlei allegorischen Figuren zu tun unter anderen Bel Accueil Freundlicher Empfang der sich ihm zu helfen erbietet Raison Vernunft die ihn warnt und den Bosewichten Malebouche Verleumdung Peur Furcht Honte Scham und vor allem Dangier unrechtmassiger Herrschaftsanspruch einem Unhold dessen Figur anschliessend in der franzosischen Literatur immer wieder auftritt als Verkorperung aller Machte die das Zusammenkommen von Liebenden behindern und gefahrden Schliesslich schafft der Liebende es zwar mit der Hilfe von Venus Dangier zu uberlisten und einen Kuss der Rose zu erhaschen doch lasst nun Jalousie Eifersucht um den Rosenbusch herum eine Burg errichten und Bel Accueil in den Burgturm sperren so dass der Liebende verzweifelt in eine lange Klage ausbricht womit der erste Teil endet Teil 2 Jean de Meun Bearbeiten Jean setzt zunachst die Klage des Liebenden fort doch andert sich sofort die Atmosphare des Textes Der Liebende wirkt skeptischer offener fur Zweifel Auch lasst Jean ihn Aufklarung suchen zunachst bei Raison die ihm einen so nuchternen wie langen Vortrag uber die Probleme und Spielarten der Liebe halt ihn aber noch ausfuhrlicher uber moralisches und unmoralisches Handeln uberhaupt aufklart ihn vor dem launischen Walten Fortunas warnt und ihn zur Aufkundigung seines Vasallenverhaltnisses zu Amor drangt was der Liebende naturlich ablehnt Auch im nachsten Abschnitt dem Vortrag uber praktische Lebensregeln aller Art den Jean seine Figur Ami auf Bitte des Liebenden halten lasst geht es nur am Rande um die Probleme Verliebter Jean ist offensichtlich vor allem an allgemeiner Unterweisung seiner Leser gelegen Insgesamt kommt die Handlung in Jeans Teil fast zum Stillstand das eigentliche Ziel die Rose scheint eher nebensachlich auch wenn der Liebende sie schliesslich dank der Hilfe von Amor und seiner Mutter Venus und am Ende eines heftigen Kampfes der allegorischen Figuren um die Rosenburg erlangt und pfluckt Jean namlich verschafft sich standig neue Gelegenheiten zu gelehrten und satirischen Exkursen So diskutiert er philosophische und theologische Probleme wie das des freien Willens breitet seine beachtlichen mythologischen astrologischen und naturkundlichen Kenntnisse aus und nimmt zu aktuellen Fragen Stellung indem er etwa die Bettelmonchsorden karikiert oder die Herrschenden und die Vertreter der Kirche kritisiert Die Liebe sieht er als ein Phanomen der Natur das deren Gesetzen unterworfen ist und von moralischen Vorstellungen nur geringfugig beeinflusst wird nbsp Eine Seite des Rosenromans in einer Handschrift aus Flandern London British Library Harley 4425 fol 14v um 1490 1500 Die Buchmalerei zeigt eine hofische Gesellschaft die sich zum Tanz versammelt hat Rezeption BearbeitenDem Erfolg des Werkes tat die Diskrepanz der beiden Teile keinen Abbruch denn uber 300 Manuskripte eine enorme Zahl fur einen mittelalterlichen Text und an die 20 fruhe Drucke der letzte von 1538 sind erhalten Entsprechend gross war der Einfluss des Werkes auf die franzosische Literatur wo es die Gattung Traumgedicht heimisch machte und in allen Gattungen allegorische Figuren zur Selbstverstandlichkeit werden liess Zwischen ca 1300 und 1530 wurde es praktisch von allen Autoren gelesen und in dieser oder jener Form verarbeitet 1527 versuchte Clement Marot den Text durch eine sprachliche Modernisierung zu revitalisieren Diese Fassung erlebte jedoch nur noch vier Auflagen ehe der Roman der starken Veranderung des literarischen Geschmacks zum Opfer fiel die von der Wiederentdeckung der Antike und dem Einbruch des kulturellen Einflusses Italiens ausgelost wurde Viele der Handschriften des Rosenromans enthalten Miniaturen und sind deshalb auch fur Kunsthistoriker sehr interessant Eine spate und besonders schone Handschrift ist die von Jerome Acarie fur Franz I hergestellte und illuminierte In der Ubertragung Geoffrey Chaucers hat der Rosenroman die englische Literatur beeinflusst in einer parodistischen vielleicht von Dante verfassten Version auch die italienische Der Titel von Umberto Ecos Roman Der Name der Rose ist unter anderem eine Anspielung auf den Roman de la Rose In der deutschsprachigen Literatur scheint er keine nennenswerten Spuren hinterlassen zu haben Die Bedeutungveranderung zu Gefahr die das franz Wort danger aus spatlat dominiarium Herrschaft Herrschaftsanspruch im 14 Jahrhundert vollzogen hat ist vielleicht dem von Guillaume de Lorris kreierten gefahrlichen Unhold Dangier und seinen zahlreichen Nachfolgern in der franz Literatur zu verdanken nbsp Christine de Pisan ubergibt der franzosischen Konigin Isabeau ihre Streitschrift gegen den Rosenroman Der Streit um den Rosenroman Bearbeiten Am Rosenroman entzundete sich 1399 auch der erste bekannte Literatenstreit in Frankreich bzw in Paris Querelle des femmes und zwar im Anschluss an die Epitre au Dieu d Amour Sendbrief an den Gott der Liebe von Christine de Pizan 1364 1430 Hierin kritisiert Christine die negativen Ausserungen von Jean de Meun uber die Frauen und die Liebe Als besonders frauenfeindlich prangert sie seine drastische und zynische Darstellung der korperlichen Liebe an Unterstutzt wurde Christine von dem Theologen und Rektor der Pariser Universitat Jean Gerson andere Professoren wie Jean de Montreuil und die Bruder Pierre und Gontier Col nahmen Jean de Meun in Schutz Christine selbst bezog ebenfalls noch einmal Stellung mit dem Dit Gedicht de la rose 1402 worin sie die fiktive Grundung eines die Frauen schutzenden Rosenordens schildert Ausgaben BearbeitenErnest Langlois Hrsg Le Roman de la Rose par Guillaume de Lorris et Jean de Meun publie apres des manuscrits 5 Bande Paris 1914 ff Ronald Sutherland Hrsg The Romaunt of the Rose and Le Roman de la rose A Parallel Text Edition Oxford 1967 Karl August Ott Hrsg Der Rosenroman Altfrz dt Munchen 1976 1979 Karl August Ott Der Rosenroman Darmstadt 1980 Literatur BearbeitenChristine de Pisan Epistre au dieu d amour 1399 Christine de Pisan Dit de la rose 1402 Sekundarliteratur Heather M Arden The Roman de la Rose An Annotated Bibliography New York London 1993 Georges Duby Der Rosenroman In Georges Duby Wirklichkeit und hofischer Traum Zur Kultur des Mittelalters Berlin 1986 S 65 102 John V Fleming The Roman de la rose A Study in Allegory and Iconography Princeton 1961 Margareta Friesen Der Rosenroman fur Francois I New York Pierpont Morgan Library M 948 Kommentar Graz 1993 ISBN 978 3 201 01607 0 Maxwell Luria A Reader s Guide to the Roman de la Rose Hampden Connecticut 1982 Karl August Ott Neuere Untersuchungen uber den Rosenroman Zum gegenwartigen Stand der Forschung In Zeitschrift fur romanische Philologie 104 1988 S 80 95 Margarete Zimmermann Christine de Pizan Rowohlt Reinbek 2002 ISBN 3 499 50437 5 Kap Der Streit um den Rosenroman S 55 65 Weblinks BearbeitenRoman de la Rose Paris 1505 Abbildungen Artikel in Namen Titel und Daten der franz Literatur Hauptquelle fur Informationen zum Werk Inhalt und Rezeption Text des Roman de la Rose bei Projekt Gutenberg Diese Ausgabe von 1878 ist zwar wissenschaftlich uberholt enthalt aber im Vorspann ein ausfuhrliches Resumee des Inhalts Roman de la Rose Digital Library at Johns Hopkins UniversityNormdaten Werk GND 4128615 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rosenroman amp oldid 231641516