www.wikidata.de-de.nina.az
Claude Le Jeune um 1530 in der Nahe von Valenciennes vor dem 26 September 1600 in Paris war ein franko flamischer Komponist und Lautenist der spaten Renaissance 1 2 Claude Le Jeune Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenIn einigen Publikationen mit Werken des Komponisten nach seinem Tod wird er als natif de Valentienne bezeichnet es gibt auch archivarische Dokumente uber die Existenz einer Familie Le Josne in Valenciennes die der calvinistischen Religion anhing Uber die fruhe Zeit von Claude Le Jeune und seine Ausbildung sind keine Informationen uberliefert doch gehen Musikhistoriker davon aus dass er entweder in Valenciennes selbst oder in deren Umgebung geboren wurde und dort auch seine Ausbildung bekam Belege uber seinen Werdegang sind ab den 1550er Jahren vorhanden Vier weltliche Chansons die im Jahr 1552 bei dem Verleger Pierre Phalese in Lowen erschienen sind werden ihm zugeschrieben Zwei Jahre spater hat er den ersten Band mit franzosischsprachigen Psalmvertonungen veroffentlicht denen die neue Ubersetzung von Theodore de Beze zu Grunde lag mit dem Titel Dix Pseaumes de David en forme de motets avec un dialogue Gewidmet war dieses Werk zwei Angehorigen des protestantischen Adels die ihn gefordert hatten Auch Widmungen spaterer Werke Meslanges von 1585 und Dodecachorde von 1598 offenbaren seine Verbundenheit mit der protestantischen Prominenz seiner Zeit Im Jahr 1570 hatten Jean Antoine de Baif und Joachim Thibault de Courville 1581 unter der Schirmherrschaft des franzosischen Konigshauses Karl IX in Paris die kulturelle humanistisch ausgerichtete Institution Academie de poesie et de musique gegrundet Le Jeune schloss sich diesem Kreis an und wurde einer seiner wichtigsten Komponisten Publikationen der Akademie waren einer strengen Auswahl unterworfen so dass die meisten Kompositionen Le Jeunes fur diesen Kreis erst nach seinem Tod erschienen sind Zu den hofischen Feiern anlasslich der Hochzeit von Duc de Joyeuse mit Marguerite de Vaudemont Lorraine am 24 September 1581 hat Le Jeune einige Kompositionen beigetragen Im folgenden Jahr ist er als Lautenist in den Dienst von Herzog Francois d Anjou dem Bruder von Konig Heinrich III getreten und wirkte bei ihm auch als Lehrer der Chorknaben Maistre des enfants de musique Nach dem Tod des Herzogs 1584 war er moglicherweise in den Diensten von Herzog Heinrich von Bouillon und hat adelige Hugenotten unterrichtet Im Jahr 1590 kam es nach der Ermordung von Konig Heinrich III in Paris zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Claude Le Jeune konnte mit Hilfe des Musikers Jacques Mauduit gerade noch die Stadt verlassen sowie seine wertvolle Sammlung unveroffentlichter Kompositionen mitnehmen Hierzu gehorte auch Dodecachorde ein Zyklus von Psalmvertonungen der dann spater 1598 in La Rochelle veroffentlicht wurde Gewidmet ist dieses Werk dem erwahnten Prinzen Heinrich Herzog von Bouillon 1594 kehrte der Komponist nach Paris zuruck und trat anschliessend in die Hofkapelle von Konig Heinrich IV ein welcher ein weiterer Mazen von Claude Le Jeune war Dort wurde er 1596 zum Kammerkomponisten ernannt was auch in der Widmung eines Dodecachorde vom Jahr 1598 vermerkt wurde Nach Mitte September 1600 ist Claude Le Jeune verstorben und wurde am 26 September auf dem protestantischen Friedhof der Pariser Gemeinde La Trinite beigesetzt Weil der Komponist zu Lebzeiten nur ungern eigene Werke im Druck erscheinen liess sind erst nach seinem Tod eine Reihe von Kompositionen unter der Aufsicht seiner Schwester Cecile und seiner Nichte Judith Mardo veroffentlicht worden so Le Printemps 1603 mehrere Bucher mit Psalmvertonungen 1602 1610 die Octonaires de la vanite et inconstance du monde 1606 die Pseaumes en vers mesures 1606 die Bucher mit Airs 1608 und das Second Livre des melanges 1612 Bedeutung BearbeitenDas Gesamtwerk von Claude Le Jeune von etwa 650 Stucken zeigt ein breites Spektrum an kompositorischen Formen seine Werke beweisen ein grosses kontrapunktisches Konnen und eine erkennbare Vorliebe fur die Techniken von Cantus firmus und Kanon Nachdem er sich sehr grundlich mit der humanistischen Auffassung beschaftigt hat dass Tone einen Horer tief bewegen konnen werden in seiner Musik die jeweils zur Vertonung ausgewahlten literarischen und geistlichen Texte sorgfaltig berucksichtigt Eine Sonderform des polyphonen Liedes stellen seine in den 1570er Jahren entstandenen Airs en vers mesures a l antique dar Chansons in denen er sich eng an die von Jean Antoine de Baif aufgestellten Regeln der Musique mesuree fur die franzosische Lyrik halt Entsprechend diesen Regeln haben diese Chansons einen streng homorhythmischen Satz der sich an den langen und kurzen Silben der einzelnen Zeilen orientiert Ein weiterer wichtiger Teil seines Schaffens besteht in den zahlreichen Vertonungen von Psalmen Neben seinem Werk Pseaumes en vers mesures sind mehrere Sammlungen von Psalmkompositionen entstanden die alle mehr oder weniger auf den Texten und Melodien des calvinistischen Genfer Psalters beruhen und grosse Verbreitung gefunden haben Diese Kompositionen waren nicht gedacht fur den kirchlichen Gemeindegesang sondern stellen eine grosse Sammlung privater Andachtsmusik dar Die nach Le Jeunes Tod erschienene Ausgabe des Gesamtpsalters wurde unter anderem im Jahr 1646 in Amsterdam 1669 in Basel mit dem deutschen Text von Ambrosius Lobwasser und 1733 in Strada im schweizerischen Unterengadin mit ratoromanischem Text veroffentlicht Einzelne andere Werke von Claude Le Jeune gehen auf Kompositionen von Adrian Willaert Clement Janequin und Jean Richafort zuruck Auch italienische Einflusse zeigen sich in manchen Werken so konnte die Musikwissenschaftlerin Isabelle His 1991 und 2000 nachweisen dass viele Chansons der Sammlung Les Melanges von 1585 auf italienische Canzonen und Villanellen zuruckgehen die in der Mitte des 16 Jahrhunderts in gedruckter Form bekannt waren Daruber hinaus hat sich der Komponist offensichtlich sehr sorgfaltig mit den Schriften der zeitgenossischen Musiktheoretiker befasst besonders von Gioseffo Zarlino Dessen neue Nummerierung der Modi hatte wesentlichen Einfluss auf Le Jeunes Dodecachorde 12 Psalmen die jeweils ein Beispiel fur einen Modus darstellen und Octonaires 36 Stucke nach den 12 Modi gruppiert Werke BearbeitenMessen Missa ad placitum zu vier bis sieben Stimmen erschienen 1607 Messe zu 5 Stimmen Autorschaft ungesichert Psalmen Dix Pseaumes de David en forme de motets avec un dialogue zu vier bis sieben Stimmen erschienen 1564 Dodecachorde zu zwei bis sieben Stimmen erschienen La Rochelle 1598 enthalt 12 Psalmen Les 150 Pseaumes zu vier bis funf Stimmen erschienen 1601 Premier Livre contenant 50 pseaumes de David mis en musique zu drei Stimmen erschienen 1602 Pseaumes en vers mesures zu zwei bis acht Stimmen erschienen 1606 Second Livre contenant 50 pseaumes de David zu drei Stimmen erschienen 1608 Troisieme Livre des pseaumes de David zu drei Stimmen erschienen 1610 Zwei Psalmen zu funf bis sechs Stimmen im Second Livre des melanges erschienen 1612 Sonstige geistliche Vokalwerke Magnificat acht Motetten und ein Chanson spirituelle zu drei bis zehn Stimmen in der Sammlung Modulorum ternis vocibus volumen primum erschienen 1565 Livre de meslanges erschienen 1585 Second Livre des meslanges erschienen 1612 Octonaires de la vanite et inconstance du monde zu drei bis vier Stimmen erschienen 1606 enthalt 36 geistliche Lieder Weltliche Vokalwerke Livre de meslanges zu vier bis zehn Stimmen erschienen Antwerpen 1585 enthalt 26 Chansons 36 Canzonetten und 1 lateinische Echomotette Airs mis en musique zu vier bis funf Stimmen erschienen 1594 enthalt 33 Airs Le printemps zu zwei bis acht Stimmen erschienen 1603 enthalt 33 Airs mesurees und 6 chansons Airs zu drei bis sechs Stimmen erschienen 1608 enthalt 59 Airs Second Livre des melanges zu vier bis acht Stimmen erschienen 1612 enthalt 31 Chansons 3 Airs 2 Airs mesurees und 7 Canzonetten Chansons Airs und Canzonetten zu vier bis funf Stimmen in verschiedenen Einzelausgaben erschienen zwischen 1552 und 1605 Instrumentalmusik Drei Fantasien zu vier bis funf Stimmen in dem Second Livre des melanges erschienen 1612Literatur Auswahl BearbeitenD P Walker The Aims of Baifs Academie de poesie et de musique In Journal of Renaissance and Baroque Music Nr 1 1946 47 Seite 91 100 Francois Lesure Daniel P Walker Claude Le Jeune and musique mesuree In Musica Disciplina Nr 3 1949 Nr 2 4 Seite 151 170 Zugang bei JSTOR K Levy The Chanson of Claude Le Jeune Dissertation Princeton New Jersey 1955 D R Lamothe Claude Le Jeune le psautier huguenot et la musique religieuse a la cour pendant les regnes de Charles IX Henri III et Henri IV Dissertation an der Universitat Strassburg 1980 Isabelle His Claude Le Jeune et le rythme prosodique la mutation des annees 1570 In Revue de musicologie Nr 59 1993 Seite 201 226 R Freedman Claude Le Jeune Adrian Willaert and the Art of Musical Translation In Early Music History Nr 13 1994 Seite 123 148 Marie Therese Bouquet Boyer Pierre Bonniffet Herausgeber Claude Le Jeune et son temps en France et dans les Etats de Savoie 1530 1600 musique litterature et histoire Kongressbericht Chambery 4 7 novembre 1991 Lang Bern 1996 ISBN 3906754421 Isabelle His La Renaissance a defaut d Antiquite Olivier Messiaen analyste du Printemps de Claude Le Jeune Paris 1998 Seite 235 250 Isabelle His Claude Le Jeune vers 1530 1600 Un compositeur entre Renaissance et baroque Actes Sud Arles 2000Weblinks BearbeitenWerke von und uber Claude Le Jeune im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Claude Le Jeune in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Claude Le Jeune im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Claude Le Jeune in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Claude Le Jeune in dem niederlandischen Online Lexikon ENCYCLO NLQuellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 10 Barenreiter und Metzler Kassel und Basel 2003 ISBN 3 7618 1120 9 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 5 Koth Mystischer Akkord Herder Freiburg im Breisgau u a 1981 ISBN 3 451 18055 3 Dichter Komponisten und Ubersetzer des Genfer Psalters DichterTheodore de Beze Johannes Calvin Clement MarotKomponistenLoys Bourgeois Pierre Davantes Guillaume FrancSchopfer von ChorsatzenClaude Goudimel Claude Le Jeune Jan Pieterszoon SweelinckUbersetzerHeinrich Albert John Dowland Paschal de l Estocart Philibert Jambe de Fer Matthias Jorissen Ambrosius Lobwasser Samuel Mareschall Samuel Scheidt Johann Stobaus Normdaten Person GND 119024705 lobid OGND AKS LCCN n80122965 VIAF 105871811 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Le Jeune ClaudeALTERNATIVNAMEN Le Jeune Claudin Lejeune ClaudeKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist der RenaissanceGEBURTSDATUM um 1530GEBURTSORT ValenciennesSTERBEDATUM September 1600STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Claude Le Jeune amp oldid 219411418