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Die mittelalterliche Universitat ist eine Einrichtung der hoheren Bildung die im Hochmittelalter entstand und im Spatmittelalter zu ihrer vollen Entfaltung kam Zusammenkunft von Doktoren an der Universitat von ParisDie ersten Bildungsstatten im mittelalterlichen Europa die die Bezeichnung Universitat trugen wurden in Italien Frankreich und England im spaten 11 und im 12 Jahrhundert eingerichtet Ihr Ziel war die Vermittlung von Wissen auf den Gebieten der Sieben Freien Kunste des Rechts der Medizin und der Theologie Diese Universitaten entwickelten sich aus dem alteren Schulwesen Es ist schwer zu sagen wann sie zu echten Universitaten wurden obwohl die Liste der Studia Generalia einen hilfreichen Ansatzpunkt darstellt Das Wort universitas wurde ursprunglich nur auf die scholastische Gilde innerhalb eines studium angewandt also auf die Gemeinschaft der Studierenden und Magister Der Begriff wurde ursprunglich immer durch eine Erganzung prazisiert etwa universitas magistrorum universitas scholarium oder universitas magistrorum et scholarium Im Spatmittelalter begann man den Begriff universitas ohne solche naheren Bestimmungen zu verwenden Es wurde darunter ausschliesslich eine sich selbst verwaltende Gemeinschaft von Lehrenden und Scholaren verstanden deren Korperschaft von den weltlichen bzw geistlichen Autoritaten anerkannt wurde Siehe Liste der mittelalterlichen Universitaten fur einen Uberblick uber alle Grundungen bis zum Jahr 1500 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprunge 1 2 Etablierung 2 Charakteristika 3 Anmerkungen 4 Literatur 5 Siehe auchGeschichte BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Siehe auch Liste der altesten Universitaten nbsp Karte mittelalterlicher Universitaten von 1923 nbsp Karte mittelalterlicher Universitaten von 1979Die Ursprunge der Universitat vielerorts in Europa liegen in den christlichen Klosterschulen und Domschulen in denen seit dem 6 Jahrhundert n Chr Monche und Nonnen Unterricht gaben 1 Die Universitat gilt als eine klassisch europaische Schopfung die im mittelalterlichen Westeuropa entstanden ist 2 Die Universitat ist eine ja die europaische Institution par excellence Als Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden ausgestattet mit besonderen Rechten der Selbstverwaltung der Festlegung und Ausfuhrung von Studienplanen und Forschungszielen sowie der Verleihung offentlich anerkannter akademischer Grade ist sie eine Schopfung des europaischen Mittelalters Keine andere europaische Institution hat wie die Universitat mit ihren uberlieferten Strukturen und ihren wissenschaftlichen Leistungen in der ganzen Welt universale Geltung erlangt Die Titel der mittelalterlichen Universitat Bakkalaureat Lizenziat Magistergrad Doktorat werden in den unterschiedlichsten politischen und ideologischen Systemen anerkannt 3 Die erste Universitat die Bildungsabschlusse verlieh war die Universitat Bologna gegrundet 1088 Universitaten des Mittelalters wurden auch durch den Ethos der Gotik beeinflusst Sie hatten das Ziel mittelalterliche Gemeinschaften Stadte oder Gilden aufzubauen Mit der anwachsenden Arbeitsteilung der Gesellschaften des 12 und 13 Jahrhunderts ergab sich auch ein verstarkter Bedarf an Klerikern Vor dem 12 Jahrhundert hatte das intellektuelle Leben Europas an den Klostern stattgefunden die sich im Wesentlichen mit den Studien der Liturgie und des Gebetes befassten Nur wenige Kloster konnten echte Intellektuelle hervorbringen Nachdem die Gregorianischen Reformen verstarktes Augenmerk auf das Kanonische Recht sowie des Sakraments legten grundeten Bischofe Domschulen um die Geistlichen in Kanonischem Recht aber auch in sakularen Aspekten der Kirchenverwaltung wie der Logik der Rhetorik und der Buchhaltung zu trainieren welches der Predigt und der theologischen Diskussion aber auch einer effektiven Finanzverwaltung zugutekommen sollte Lernen wurde zu einem entscheidenden Element um in der Kirchenhierarchie nach oben zu gelangen und Lehrer gewannen gleichermassen an Ansehen Allerdings uberstieg die Nachfrage schon bald die Kapazitaten der Kathedral Schulen welche im Wesentlichen von einem Lehrer gefuhrt worden waren Zusatzlich begannen sich zwischen den Studenten der Kathedrals Schulen und der Burgern kleinerer Stadte Spannungen zu entwickeln was zu ihrer Verlagerung in grossere Stadte wie Paris und Bologna fuhrte Die ersten Universitaten in Europa Universitat Bologna 1088 Universitat von Paris 1160 Universitat Oxford 1167 Universitat Cambridge 1209 Universitat Palencia 1212 Universitat Salamanca 1218 Universitat Montpellier 1220 Universitat Padua 1222 Universitat Toulouse 1229 und die Universitat Orleans 1235 begannen als private Unternehmungen von Lehrern und ihrer Schuler Diese ersuchten die Machthaber um Privilegien und diese Verfahrensweise breitete sich aus Kaiser Friedrich I Barbarossa gab in Authentica Habita 1158 die ersten Privilegien an Studenten in Bologna In einem weiteren Schritt verbot Papst Alexander III 1179 den Meistern der Kirchenschulen Gebuhren fur die Vergabe der Lizenz zur Lehre licentia docendi zu verlangen und verpflichtete sie diese Lizenz an qualifizierte Lehrer auszugeben d h an solche die Prufungen bei erfahreneren Lehrern bestanden haben 4 nbsp Lehre in Paris des spaten 14 Jahrhunderts Grandes Chroniques de France Die Studenten mit Tonsur sitzen am BodenEtablierung Bearbeiten Die Universitat in Paris gilt als Vorganger der modernen Universitaten insbesondere unter dem Einfluss von Petrus Abaelardus dem Autor von Sic et Non Ja und Nein ein Buch in welchem er Texte fur universitare Studien sammelte Die Magister gestalteten die universitas nach dem Modell der mittelalterlichen Gilde als selbstverwaltete standige Einrichtung der hoheren Bildung Die Universitat Paris wurde zu einer der ersten eingerichteten Universitaten als Papst Gregor IX die Bulle Parens Scientiarium verkundete 1231 4 Der revolutionare Schritt bestand darin dass neben den bestehenden studium generale und der universitas der Gemeinschaft aus Studenten und Lehrern nun die Autonomie hinzutrat Die papstliche Bulle von 1233 in der verkundet wurde dass jeder der als Lehrer in Toulouse arbeiten durfte auch anderswo ohne weitere Prufungen ius ubique docendi lehren durfte verwandelte dieses Privileg in das wichtigste Charakteristikum der Universitat und machte es zum Symbol seiner institutionellen Autonomie Bis zum Jahr 1292 fuhlten sich sogar die zwei altesten Universitaten Bologna und Paris gedrangt ahnliche Bullen von Papst Nikolaus IV zu ersuchen 4 Im 13 Jahrhundert wurde bereits die Halfte der hochsten Kirchenamter Abte Erzbischofe Kardinale und uber ein Drittel der zweithochsten Amter mit Magistern besetzt Die Entwicklung der mittelalterlichen Universitat ging mit der verbreiteten Einfuhrung der Lehren des Aristoteles einher der Einfluss des Platonismus bzw Neuplatonismus ging im Spatmittelalter zuruck Charakteristika Bearbeiten nbsp Seminar in einer mittelalterlichen Universitat bebildertes Manuskript aus dem 13 Jahrhundert Ursprunglich hatten mittelalterliche Universitaten keinen Campus Seminare fanden statt wo Platz verfugbar war wie etwa in Kirchen oder Privathausern Eine Universitat war nicht der physische Ort sondern die Gemeinschaft der Individuen die sich als universitas verbunden hatten Bald jedoch begannen einige Universitaten wie etwa die Universitat Cambridge Raumlichkeiten speziell fur die Lehre zu kaufen oder zu mieten Universitaten waren in drei Typen gegliedert je nachdem wer die Lehrenden bezahlte Der erste Typus war der der Universitat Bologna bei der Studenten die Lehrer bezahlten Der zweite Typus ist der der Universitat Paris bei welchem die Lehrer durch die Kirche finanziert wurden Oxford und Cambridge wurden vor allem durch die Krone und den Staat bezahlt was ihnen ermoglichte die Auflosung der Kloster und der darauf folgenden Auflosung aller weiterer katholischer Einrichtungen in England ab dem Jahre 1538 zu uberstehen Diese strukturellen Unterschiede brachten weitere Charakteristika hervor In Bologna bestimmten Studenten den Lauf der Dinge eine Tatsache die den Lehrenden grossen Druck und Nachteile brachte In Paris wurde die Schule von Lehrern gefuhrt wodurch es zum Anziehungspunkt fur Lehrende aus ganz Europa wurde In Paris war zudem Theologie das Hauptfach also lag die Kontrolle der vergebenen Abschlusse in der Hand einer externen Autoritat dem Kanzler der Diozese In Bologna wo Studenten weltliche Studienfacher wahlten war Jura das Hauptfach Bis zu einem Bakkalaureat musste bis zu sechs Jahre lang studiert werden Bis zu 12 weitere waren fur die Erreichung eines Magister oder Doktorats Abschlusses notwendig Die ersten sechs Jahre wurden durch die Artistenfakultat organisiert Hier wurden die sieben freien Kunste gelehrt Arithmetik Geometrie Astronomie Musiktheorie Grammatik Logik und Rhetorik Das Hauptaugenmerk lag auf der Logik Nach dem Erreichen des Baccalaureus Artium konnte der Student die Universitat verlassen oder weitere Studien in einer der folgenden Fakultaten fortfuhren Jura Medizin oder Theologie und darin einen Magister oder den Doktorgrad erlangen Theologie hatte dabei das grosste Ansehen und war das schwierigste dieser Facher Ursprunglich hatten nur wenige Universitaten theologische Fakultaten weil die Papste eine strenge Kontrolle uber das Studium der Theologie ausuben wollten Bis zur Mitte des 14 Jahrhunderts wurde deshalb ein universitares Studium der Theologie nur in Paris Oxford Cambridge und Rom zugelassen Erst die Grundung der Universitat in Prag 1347 beendete ihr Monopol und folgend erhielten auch andere Universitaten das Recht theologische Fakultaten einzurichten 5 Kurse wurden dabei nicht nach Thema sondern nach Buchinhalten organisiert Zum Beispiel konnte ein Kurs sich mit einem Buch von Aristoteles befassen oder einem Buch der Bibel Kurse waren ausserdem nicht wahlbar Das Kursangebot war gegeben und jeder Student musste dieselben Kurse besuchen Es gab allerdings beizeiten die Moglichkeit den Lehrer auszuwahlen nbsp Universitats Kurs 1350er Jahre Studenten begannen mit etwa 14 oder 15 Jahren an der Universitat zu studieren Die Klassen begannen ublicherweise um 05 00 oder 06 00 morgens Studenten standen unter dem gesetzlichen Schutz der Geistlichkeit was bedeutete dass ihnen kein physisches Leid zugetan werden durfte Sie mussten sich nur vor einem Kirchengericht verantworten und waren daher immun gegenuber der Korperstrafe Dies gab der Studentenschaft die Freiheit in stadtischer Umgebung ungestraft Gesetze zu brechen eine Tatsache die vielerlei Missbrauch hervorrief Diebstahl Vergewaltigung und Mord waren unter Studenten die keine ernsthaften Konsequenzen zu tragen hatten nicht ungewohnlich Dies fuhrte zu Spannungen mit weltlichen Autoritaten sowie zu regelmassigen Konflikten zwischen Studenten und Burgern Die Studentenschaft fuhrte auch manchmal Streiks bei denen sie die Stadt fur Jahre verliessen So geschehen im Jahr 1229 im Universitats Streik von Paris als nach einem von Studenten ausgelosten Aufruhr mehrere Studenten starben Die Universitat trat in Streik und kehrte erst zwei Jahre spater zuruck Nachdem Studenten den rechtlichen Status von Monchen hatten welche nach kanonischem Recht nicht weiblich sein durften waren Frauen an den Universitaten nicht zugelassen Ein verbreitetes Lehrbuch war das der Sentenzen Libri Quattuor Sententiarum von Peter Lombard Theologiestudenten und magister mussten als Teil ihres Curriculums ausschweifend Kommentare uber diesen Text verfassen Mittelalterliches Gedankengut in Philosophie und Theologie kann in den scholastischen Kommentierungen gefunden werden da die Scholastik eine weit verbreitete Lehrmethode darstellte Anmerkungen Bearbeiten Riche Pierre Education and Culture in the Barbarian West From the Sixth through the Eighth Century University of South Carolina Press Columbia 1978 ISBN 0 87249 376 8 S 126 7 282 98 Verger Jacques 1999 Universitat Lexikon des Mittelalters Bd 8 J B Metzler Stuttgart Ruegg Walter Hrsg Geschichte der Universitat in Europa Bd 1 Mittelalter C H Beck Munchen 1993 ISBN 3 406 36952 9 S 13 a b c Kemal Guruz Quality Assurance in a Globalized Higher Education Environment An Historical Perspective Memento vom 16 Februar 2008 imInternet Archive Istanbul 2007 S 5 The decretal of Pope Alexander III in 1179 forbidding masters of the church schools to take fees for granting the license to teach licentia docendi and obliging them to give license to properly qualified teachers i e those who had passed examinations conducted by senior teachers is another example that pertains to autonomy and faculty privileges Walter Ruegg Asa Briggs Geschichte der Universitat in Europa Bd 1 Mittelalter C H Beck Munchen 1993 ISBN 3 406 36952 9 S 68 Literatur BearbeitenAlan B Cobban English University Life in the Middle Ages Ohio State University Press Columbus 1999 ISBN 0 8142 0826 6 Stephen Ferruolo The Origins of the University The Schools of Paris and their Critics 1100 1215 Stanford University Press Stanford 1998 ISBN 0 8047 1266 2 Charles Homer Haskins The Rise of Universities Cornell University Press Ithaca New York 1972 ISBN 0 87968 379 1 Jurgen Miethke Die mittelalterlichen Universitaten und das gesprochene Wort Schriften des Historischen Kollegs Vortrage Bd 23 Munchen 1990 Digitalisat Hastings Rashdall F M Powicke und A B Emden The Universities of Europe in the Middle Ages 3 Bde Clarendon Press Oxford 1987 ISBN 0 19 821431 6 Robert S Rait Life in the Medieval University Cambridge University Press Cambridge 1931 ISBN 0 527 73650 3 Robert Francis Seybolt Ubersetzer The Manuale Scholarium An Original Account of Life in the Mediaeval University Harvard University Press Cambridge 1921 Lynn Thorndike Ubersetzer und Herausgeber University Records and Life in the Middle Ages Columbia University Press New York 1975 ISBN 0 393 09216 X Siehe auch BearbeitenListe der fruhneuzeitlichen Universitaten in Europa Liste der modernen Universitaten in Europa 1801 1945 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mittelalterliche Universitat amp oldid 218542928