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Dieser Artikel behandelt das Messinstrument Zu weiteren Bedeutungen siehe Sextant Begriffsklarung Ein Sextant Spiegelsextant von lateinisch sextans der sechste Teil 1 ist ein nautisches optisches Messinstrument 2 3 mit dem man den Winkel zwischen den Blickrichtungen zu relativ weit entfernten Objekten bestimmen kann insbesondere den Winkelabstand eines Gestirns vom Horizont Er wird hauptsachlich zur Hohenwinkel Messung von Sonne und Sternen fur die astronomische Navigation auf See verwendet seltener auch in der Luftfahrt fruher auch bei Expeditionen sowie in der Astronomie und der Landesvermessung Moderner Trommelsextant mit Feldstecher Monokular Messwinkel 30 Unten die Messtrommel links Sonnen und Mond FilterNavigator beim Messen der SonnenhoheDer Name Sextant kommt von dem Geraterahmen der einen Kreissektor von etwa 60 ein Sechstel eines Kreises darstellt womit infolge des Spiegelgesetzes Winkelmessungen in doppeltem Umfang also bis 120 moglich sind Der Sextant hat deshalb eine Skala von mindestens 120 Demgegenuber hatte sein Vorlaufer der Oktant eine Winkelskala von mindestens 90 Sein Rahmen umfasste 45 also ein Achtel eines Kreises Hingegen ist der Quadrant ein Winkelmesser bezuglich der Lotrichtung und misst ohne Spiegelung Hohenwinkel bis 90 Historische astronomische Winkelmesser ohne Spiegel aus der Zeit vor dem 18 Jahrhundert die wegen ihrer Grosse keinen Viertelkreis sondern nur ein Sechstel 60 oder ein Achtel 45 eines Kreises umfassten werden ebenfalls als Sextant oder Oktant bezeichnet Vorlaufer in der astronomischen Navigation war der Jakobsstab Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Funktionsweise 1 1 Aufbau 1 2 Funktionsweise 2 Handhabung 2 1 Astronomische Navigation 2 2 Terrestrische Navigation 2 3 Animierte Darstellung 3 Genauigkeit 4 Entwicklung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAufbau und Funktionsweise BearbeitenAufbau Bearbeiten nbsp Aufbau eines MarinesextantenGrundlegende Komponenten des Sextanten sind der Zeigerarm Alhidade mit dem die Messung vorgenommen wird und dessen genaue Winkeleinstellung am Gradbogen abgelesen werden kann ein Spiegel Indexspiegel der auf dem Drehpunkt der Alhidade senkrecht zur Instrumentenebene montiert ist und sich mit ihr dreht und ein feststehender Spiegel Horizontspiegel der bei Nullstellung der Alhidade parallel zum Indexspiegel steht Er ist entweder halbdurchlassig Vollsichtspiegel oder er besitzt eine verspiegelte rechte Seite und eine nicht verspiegelte lichtdurchlassige linke Seite Halbspiegel Ein kleines auf den Horizontspiegel gerichtetes Fernrohr oder auch nur ein einfaches Rohr ohne Linsen dient zum Anvisieren der Ziele Die Alhidade wird durch eine an ihrem unteren Ende sitzende Schraube bewegt die uber ein Schneckengetriebe in eine Verzahnung am unteren Rand des Gradbogens eingreift der Gradbogen entspricht dem Teilkreis beim Theodolit Bei modernen Sextanten tragt die Schraube eine Trommel mit eingravierten Gradbruchteilen zur bequemeren Feinablesung Trommelsextant Fur grossere Bewegungen der Alhidade kann die Schnecke mittels einer Sperrklinke aus der Verzahnung gehoben werden Weitere Komponenten sind verschiedene Filter Schattenglaser die in den Strahlengang geklappt werden konnen Mit dem starksten Filter kann die Sonne anvisiert werden mit dem mittleren der Mond ohne dass das Bild des Horizonts uberstrahlt wird Einige Modelle besitzen einen kunstlichen Horizont der nach dem Prinzip einer Wasserwaage funktioniert Diese Wasserwaage ist dann uber zusatzliche Spiegel durch die Einblickoffnung zu sehen und dient als physikalische Richtungsreferenz fur die Messung wenn der Horizont als optische Referenz nicht zur Verfugung steht Funktionsweise Bearbeiten nbsp Strahlengang im SextantenSchaut man durch die Einblickoffnung auf den Horizontspiegel so sieht man einerseits durch diesen hindurch wegen seiner Halbtransparenz oder wegen der unverspiegelten Halfte in direkter Sicht das eine der beiden Ziele Der Horizontspiegel ist so geneigt dass sich der Indexspiegel in ihm spiegelt und so auch das von diesem reflektierte Bild erkennbar ist Der Beobachter sieht daher zwei uberlagerte Bilder das eine direkt das andere nach zweifacher Reflexion Auch bei einem Halbspiegel stehen die Bilder nicht strikt nebeneinander sondern uberlagern sich teilweise weil die Grenze zwischen verspiegeltem und unverspiegeltem Teil von dem auf unendlich eingestellten Fernrohr sehr unscharf wiedergegeben wird In der Nullstellung der Alhidade sind der Horizontspiegel und der Indexspiegel parallel und beide Bilder daher deckungsgleich Genaugenommen gilt dies nur bei unendlich grosser Entfernung des betrachteten Zieles denn es entsteht eine kleine Parallaxe durch die Hohendifferenz zwischen Einblickoffnung und Indexspiegel bei Gestirnen und entfernten Landmarken kann diese Parallaxe aber vernachlassigt werden Um den Winkel zwischen zwei Zielen zu messen wird mit der Alhidade der Indexspiegel gegenuber dem Horizontspiegel so lange gedreht bis die Bilder der beiden Ziele zusammenfallen Wegen des Reflexionsgesetzes Einfallswinkel Ausfallswinkel ist der gesamte Reflexionswinkel doppelt so gross wie der Schwenkwinkel der Alhidade Die Skala ist deshalb mit dem jeweils doppelten Wert des Schwenkwinkels beschriftet Aus diesem Grund genugt auch ein 60 grosser Gradbogen fur einen Messbereich von 100 bis 20 Wird der Sextant wahrend der Messung nicht vollig ruhig gehalten so schwanken beide Bilder gemeinsam im Gesichtsfeld hin und her sodass eine zweifelsfreie Uberlagerung beider Ziele und damit eine korrekte Messung nach wie vor moglich wenn auch etwas erschwert ist Der Sextant kann daher freihandig und auch in schwankender Umgebung wie z B an Bord eines Schiffes verwendet werden Handhabung Bearbeiten nbsp Messung des SonnenunterrandesAstronomische Navigation Bearbeiten Bei der Hohenmessung von Gestirnen fur die astronomische Navigation wird mit dem Fernrohr durch den Horizontspiegel hindurch der Horizont angepeilt Bei der Ausfuhrung als Halbspiegel ist in der linken Halfte des Blickfeldes der Horizont zu sehen auf der rechten Seite der Horizontspiegel mit dem Bild des Indexspiegels Moderne Sextanten mit Vollsichtspiegel ermoglichen es unter Lichtverlust den Horizont uber die gesamte Breite des Blickfeldes zu sehen Der Beobachter verstellt die Alhidade so lange bis das gespiegelte Bild des Himmelskorpers im Horizontspiegel sichtbar ist und sich scheinbar auf Hohe des Horizonts befindet Bei Navigationssternen wird der Winkel zwischen Stern und Horizont gemessen also Horizont und Stern im Spiegel zur Deckung gebracht Im Fall des Mondes oder der Sonne wird hierfur die Ober oder Unterkante herangezogen Die Alhidade muss so eingestellt werden dass das Objekt im Beispiel der Sonnenunterrand am untersten Punkt den Horizont beruhrt Voraussetzung fur eine korrekte Messung ist eine exakt lotrechte Haltung des Sextanten Bei schrager Haltung wurde nicht der Winkel zwischen dem Sonnenunterrand und dem senkrecht darunter gelegenen Punkt des Horizonts gemessen sondern der grossere Winkel zu einem anderen Punkt des Horizonts Man schwenkt daher den Sextanten seitlich um die Fernrohrachse hin und her und justiert die Alhidade solange bis der Sonnenunterrand an einem Punkt der Schwenkbewegung den Horizont gerade eben beruhrt In dem Augenblick in dem die Alhidade richtig eingestellt ist bestimmt der Beobachter den Zeitpunkt der Beobachtung mit Hilfe einer genau gehenden Uhr am bequemsten durch Zuruf an einen Assistenten Der Beobachter kann auch das Bild des Gestirns lediglich in die Nahe des Horizonts bringen und warten bis seine auf oder absteigende Bewegung im Zuge der scheinbaren Himmelsdrehung es durch den Horizont tragt Es ist dann nur noch notig den genauen Zeitpunkt dieses Ereignisses zu bestimmen Die ganzzahligen Grade des eingestellten Winkels werden am Gradbogen abgelesen die Gradbruchteile bei Trommelsextanten an der Unterteilung der Ablesetrommel Bevor der gemessene Winkel zur Navigation verwendet werden kann sind noch mehrere rechnerische Korrekturen erforderlich u a fur vorher zu bestimmende Geratefehler Indexfehler die Differenz zwischen Horizont und Waagerechte so genannte Kimmtiefe abhangig von der Beobachtungshohe die Verfalschung der Gestirnshohe durch atmospharische Lichtbrechung und gegebenenfalls die Distanz der Gestirnsober oder unterkante von der Mitte Terrestrische Navigation Bearbeiten Bei der Verwendung in terrestrischer Navigation oder fur Vermessungsaufgaben wird der Sextant analog verwendet dann jedoch manchmal auch waagerecht gehalten wenn die Horizontalwinkel zwischen drei der Position nach bekannten Landmarken gemessen werden Zur Abstandsberechnung durch Messung von Hohenwinkeln an bekannten Bauwerken z B Leuchtturmen deren genaue Hohe man einem Leuchtfeuerverzeichnis entnehmen kann wird der Sextant senkrecht gehalten Animierte Darstellung Bearbeiten nbsp Animation Funktionsweise eines SextantenSextanten auf den Horizont unterhalb der Sonne richten Sperrklinke drucken um Alhidade zu losen Sonne auf den Horizont herunterholen Sperrklinke loslassen und Position der Sonne an Trommel fein einstellen Dabei Sextanten zur Prufung der Vertikalitat um die Teleskopachse schwenken Winkel ablesenGenauigkeit Bearbeiten nbsp Prufzertifikate 1935 1960 im Innern einer GehauseboxSchon zu Zeiten der Segelschifffahrt hatten Sextanten eine Messgenauigkeit von etwa einer Bogenminute 1 60 Grad was einer Positionsgenauigkeit von einer Seemeile entspricht Moderne Sextanten konnen eine mechanische Genauigkeit von 10 20 Bogensekunden erreichen In der nautischen Praxis ist die Handhabung des Sextanten v a durch Wellengang erschwert sodass die tatsachliche Messgenauigkeit selten besser als eine Bogenminute ist unter schwierigen Bedingungen kann eine Messung mit einem Fehler von funf Bogenminuten noch als gut gelten In der Luftfahrt fuhrt die hohe Geschwindigkeit des Flugzeugs zu Ungenauigkeiten da sich das Flugzeug bereits wahrend des Messvorgangs um einen Betrag bewegt der weit uber der Genauigkeit des Instruments liegt Durch Bracketing lasst sich dieser Fehler weitenteils eliminieren Hier wird derselbe Stern am Anfang und Ende der Beobachtungsreihe gemessen um so einen Mittelwert zu gewinnen Entwicklung Bearbeiten nbsp Spiegelsextant um 1810 nbsp Sextant auf der 10 DM Banknote nbsp Darstellung in StettinDas erste Konzept eines Winkelmessinstrumentes mit Hilfe von Spiegeln stammt von Isaac Newton der seinen Entwurf 1700 an die Royal Society einreichte Seine Skizzen blieben jedoch unbeachtet und wurden erst 1742 nach seinem Tod veroffentlicht Um 1730 entwickelten unabhangig voneinander John Hadley 1682 1744 englischer Astronom und Mathematiker und Thomas Godfrey 1704 1749 Optiker und Erfinder in den britischen Kolonien in Amerika ein Spiegelinstrument das einen Achtelkreis umfasste also Winkel bis 90 Grad messen konnte und deshalb als Oktant bezeichnet wurde Hadley reichte der Royal Society seinen Entwurf im Mai 1731 ein im August 1732 wurde Hadleys Quadrant wie das Instrument spater zumeist genannt wurde an Bord der Chatham in Gegenwart des Koniglichen Astronomen Bradley getestet und fur gut befunden Im November dieses Jahres machte allerdings Godfrey geltend dass er bereits im Jahr 1730 ein gleiches Spiegelinstrument erfunden habe Uber diese Prioritat und den wechselseitigen Vorwurf des Plagiats wurde langere Zeit gestritten praktisch setzte sich jedoch Hadleys Quadrant durch zumal dieser alsbald ein Patent auf seine Erfindung erhielt Die ersten Sextanten waren noch aus Holz gebaut Auf See verzog sich das Holz durch die Luftfeuchtigkeit sodass die Instrumente bald aus Metall gefertigt wurden Der Sextant ist ein recht empfindliches Instrument Eine kleine Verformung der Alhidade des beweglichen Teils der den Spiegel tragt oder eine kleine Verstellung des Spiegels durch ein Fallenlassen kann zu einem falschen Messergebnis fuhren das wiederum zu einer Positionsabweichung von vielen Meilen fuhrt Um sicher sein zu konnen dass das Instrument nicht beschadigt ist wurde ein Sextant in der Regel neu gekauft und nur selten aus der Hand gegeben Bei neueren Instrumenten lassen sich die Spiegel an den Halterungen justieren Wichtig ist hier die exakte Parallelstellung der Spiegel zueinander die rechtwinklige Anordnung der Spiegel zur Gerateebene sowie die Nullstellung der Alhidade Der Oktant ersetzte schnell den Jakobsstab und den Davisquadranten Im Bereich der Landvermessung wurde er spater vom Theodolit abgelost Bei der Navigation auf See verlor der Sextant erst mit der Satellitennavigation nach dem UTM Referenzsystem mit dem GPS an Bedeutung In der Luftfahrt war der Sextant nur kurze Zeit in Gebrauch und wurde bald durch Funknavigation LORAN und Tragheitsnavigation ersetzt die heute durch die Satellitennavigation ersetzt und erganzt werden Der auf der 10 DM Banknote abgebildete Sextant auf Basis eines Quintanten 144 Messbereich der englischen Firma Troughton ist von Carl Friedrich Gauss 1821 mit einem dritten Spiegel versehen worden um ihn in der Landesvermessung als Sonnenspiegel Licht Scheinwerfer Vize Heliotrop zur Sichtbarmachung von Vermessungspunkten zu verwenden Literatur BearbeitenCharles H Cotter A History of the Navigator s Sextant Brown Son amp Ferguson Glasgow 1983 ISBN 0 85174 427 3 Franz Adrian Dreier Winkelmessinstrumente Vom 16 bis zum fruhen 19 Jahrhundert Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz Berlin 1979 Antonio Estacio dos Reis Medir estrelas Measuring Stars CTT Correios Lisboa 1997 ISBN 972 9127 40 9 Peter Ifland Taking the Stars Celestial Navigation from Argonauts to Astronauts Mariner s Museum Newport News VA 1998 ISBN 1 57524 095 5 Dag Pike Der Sextant Technik und Handhabung Delius Klasing Bielefeld 2004 ISBN 3 7688 1559 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sextant Album mit Bildern Videos und Audiodateien Private Sammlung von Seefahrt und Luftfahrt Sextanten aus verschiedenen Epochen und Landern Aufbau des SextantenEinzelnachweise Bearbeiten Karl Ernst Georges sextans In Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch 8 verbesserte und vermehrte Auflage Band 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 1918 Sp 2644 Digitalisat zeno org Sextant In Heinrich August Pierer Julius Lobe Hrsg Universal Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit 4 Auflage Band 15 Altenburg 1862 S 923 Digitalisat zeno org Sextant In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Band 18 Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1909 S 389 390 nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern Text der gesprochenen VersionMehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Normdaten Sachbegriff GND 4181103 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sextant amp oldid 238349292