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Nautik ist die Wissenschaft und Lehre von der Fuhrung eines Schiffes von der Schifffahrt und ihren Hilfsmitteln kurz die Schifffahrtskunde 1 oder Steuermannskunst Das Wort wurde in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts entlehnt aus dem altgriechischen naytikh sc texnh nautikḗ namlich techne 1 das bereits Schifffahrtskunde bedeutete Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Geschichte der Nautik 3 Grundlagen der Organisation 4 Wissenschaftliche Fachgebiete 5 Navigation 6 Nautische Instrumente 7 Ausbildung 8 Rechtliche Grundlagen 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDas Eigenschaftswort nautisch bezeichnet einerseits die damit zusammenhangenden Tatigkeiten andererseits unterscheiden sich die in der Schifffahrt verwendeten Methoden und Messgerate von jenen der Luftfahrt der Geodasie und anderen Fachgebieten siehe z B nautische Meile nautische Dammerung nautisches Jahrbuch Geschichte der Nautik BearbeitenUm 3500 v Chr fuhrte verstarkter Handel zwischen Mesopotamien und dem Mittelmeergebiet zur Grundung der ersten Kustenstadte in der Levante Der Seehandel fuhrte nach Westen entlang der Kuste von Kleinasien in die Agais und in Richtung Suden nach Agypten Die Seefahrer richteten sich nach markanten Kustenpunkten verwendeten das Steinlot zum Messen der Wassertiefe und richteten sich nach dem Sonnenstand Wenn ein senkrechter Stab Gnomon den kurzesten Schatten warf war Mittag In dieser Richtung war auch Norden entgegengesetzt Suden und im rechten Winkel Osten und Westen In der Nacht richtete man sich nach dem Grossen Wagen Dies alles gilt nur fur die nordliche Erdhalbkugel Nach Uberlieferungen soll der Gelbe Kaiser Huangdi 2634 v Chr in China den ersten Kompass verwendet haben Ein Stuck Magneteisenstein das auf einem Bambusbrettchen in einer Wasserschale schwamm und sich in die Nord Sud Richtung ausrichtete diente als Kompassnadel Die Chinesen nannten es daher Sudstein In Europa wurde dieses Wissen erst 800 Jahre spater entdeckt In Nordeuropa uberwand man um 1500 v Chr grossere Strecken mit Ruderfahrzeugen auf offener See mit dem so genannten Nachtsprung in klaren Nachten Man orientierte sich nachts am Polarstern und musste tagsuber die Landmarken oder Berge der anzulaufenden Kuste in Sicht haben Thales von Milet 625 547 v Chr Philosoph Mathematiker und Astronom beschaftigte sich auch mit Seefahrtsproblemen und soll ein erstes astronomisches Lehrbuch fur die Seefahrt verfasst haben Um 600 v Chr beschrieb der Periplus von Massilia dessen Originalmanuskript verloren ging in drei Teilen die Seehandelswege von Massilia nach Tartessos von Tartessos entlang der Westkuste von Europa bis zu den Britischen Inseln und moglicherweise von Teilen der Nordsee Der Seefahrer Skylax von Karyanda fuhr um 510 v Chr im Auftrag des Perserkonig Dareios I vom Indus in 30 Monaten um die arabische Halbinsel bis nach Agypten Er verfasste eine Periplus Kustenbeschreibung Die nach ihm benannte heutige Fassung die Pseudo Skylax war aber uber 100 Jahre junger und stammte von anderen Autoren Wissenschaftlich unbelegt wies vermutlich bereits ca 440 v Chr der erste Leuchtturm und Tempel des Poseidon auf Kap Sunion der Landspitze des Vorgebirges von Attika Seeleuten den Weg nach Piraus und Athen 326 324 v Chr befand sich die Flotte von Alexander dem Grossen auf dem Ruckweg von Indien nach Mesopotamien Ihr Admiral Nearchos benutzte diese Fahrt zu Forschungszwecken Sein Bericht uber diese Fahrt war die erste genauere Kunde aus dem Indischen Ozean Um 280 v Chr wurde der erste bekannte Leuchtturm der Pharos von Alexandria fertiggestellt und war eines der sieben Weltwunder Um 285 v Chr entsandte Seleukos I Konig der Seleukiden den Griechen Patrokles zu Erkundung des Kaspischen Meeres Der Grieche Eratosthenes aus Kyrene berechnete nach Sonnenstandsmessungen mit einem Sonnenstab Gnomon in Alexandria und Assuan die Grosse der Erdkugel bereits erstaunlich genau Eratosthenes vermutete auch dass der grosste Teil der Erdoberflache von Meeren bedeckt sei Die ersten Kustenbeschreibungen um ca 150 v Chr Periplus waren eine Zusammenfassung von Ptolemaus Fur exaktere Angaben fehlten noch die entsprechenden Messgerate Marinos von Tyros schrieb um 110 n Chr ein Werk uber die damals bekannte Welt mit 7000 geographischen Positionen von den britischen Inseln bis in den Indischen Ozean Marinos erwahnte die Reisezeiten fur Seefahrer und verarbeitete diese Angaben fur seine Breiten und Langenkreise Claudius Ptolemaus bezog sich bei seiner Arbeit auf Marinos In einem Bericht uber Astronomie in China 200 n Chr der Sterne aufzahlte wurde auch erwahnt dass Seeleute zur Navigation einige grosse Sterne beobachteten Dies war der erste Hinweis fur eine Hochseeschifffahrt die sich nach dem Sternenstand orientierte Die erste genauere Beschreibung von Seerouten war die Stadiasmus maris magni darin wurde um 400 n Chr die Kusten Hafen und Ansteuerungspunkte beschrieben und enthielten bereits Entfernungsangaben in Tagesleistungen bei durchschnittlichen Segel und Ruderfahrten Wikinger entwickelten bereits im fruhen Mittelalter einen Sonnenkompass zur Bestimmung der Himmelsrichtungen aufgrund des Sonnenstandes Unter Wissenschaftlern wird der Einsatz von Sonnensteinen als Polarisationsfilter durch navigierende Wikinger des 9 bis 11 Jahrhunderts diskutiert um am truben Himmel des Polarkreises den Sonnenstand anpeilen zu konnen 2 Campanile di San Marco Der Campanile di San Marco mit ca 98 Metern Hohe wurde um 1150 in Venedig errichtet Der Markusturm ist gleichzeitig Ansteuerungspunkt der Schiffe Bei Tage glanzt seine vergoldete Spitze bei Nacht wird oben ein Licht angezundet damit der Markusturm als Leuchtturm dient Der deutsche Astronom und Mathematiker Regiomontanus veroffentlichte 1475 seine astronomischen Tafeln fur die Jahre 1475 bis 1506 Diese Ephemeriden genannten Tafeln zeigten den Stand der Gestirne bezogen auf die Erde zu jedem beliebigen Zeitpunkt Fur die Hochseeschifffahrt waren diese Ephemeriden zur Ortsbestimmung unentbehrlich und ermoglichten erst die Entdeckungsfahrten quer uber die Ozeane Der Monch Felix Faber kehrte 1483 von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zuruck und beschrieb die Schiffsfuhrung eines Mittelmeerschiffes Der Steuermann Pilot verfugte bereits uber einen Kompass neben dem Mast und uber einen zweiten auf der Poop Achterdeck Seekarten sowie uber Instrumente die nicht genauer beschrieben sind Ferner beobachtete der Steuermann die Sterne die Windrichtung die Fische und die Farbe des Wassers sogenannte Augapfelnavigation Die Einfuhrung des Astrolabiums um 1500 und des Jakobstabs ermoglichten die astronomischen Berechnungen der Breite eines Ortes auf See was das Wiederfinden einmal entdeckter Inseln und bei Meeresuberquerungen der Kuste ermoglichte Erst die Erfindung des Sextanten und des Schiffschronometers 1764 loste das Problem der Ortsbestimmung auf See einigermassen so dass die geographischen Koordinaten eines Orts bestimmt werden konnten Grundlagen der Organisation BearbeitenIn der Nautik ist die Organisation auf der Brucke fur die Steuerung des Schiffes von hoher Bedeutung Ein zentrales Element ist die Seemannschaft Sie besteht aus dem Kapitan und den Offizieren Ein Offizier mit Befehlsgewalt ist der wachhabende Offizier Die Arbeit im Team erfolgt auf der Basis internationaler Regeln Diese sind im Bridge Procedure Guide festgelegt und werden als Bridge Resource Management oder als Maritime Resource Management angewendet Die Reedereien bemuhen sich gemeinsam mit der IMO um eine international einheitliche Praxis Weitere wichtige Bestimmungen sind die Kollisionsverhutungsregeln die Bestimmungen fur das sichere Gehen einer Seewache nach dem STCW Code das Ship Management System nach dem ISM Code interne Anordnungen und die Regeln guter Seemannschaft 3 Wissenschaftliche Fachgebiete BearbeitenDie Nautik bezieht mehrere wissenschaftliche Disziplinen ein Dazu gehoren die Geographie die Ozeanografie die Meteorologie und die Chemie Die Reisezeiten konnen durch Meeres oder Gezeitenstromungen beeinflusst werden In die Reiseplanung muss einbezogen werden ob es sich bei der Zielregion um eine Polarregion oder die Tropen handelt Die Crew auf der Brucke muss kritische Situationen vorhersehen und auf sie reagieren konnen Als Wetterphanomene konnen Hoch und Tiefdruckgebiete Gewitter Wasserhosen Passate Tropische Wirbelsturme Polar Lows und Meereis auftreten 4 Navigation BearbeitenEin bedeutender Teil der Nautik ist die Navigation der Einsatz geeigneter Mittel um ein Schiff sicher zum Ziel zu fuhren Diese Aufgabe setzt sich aus verschiedenen Unteraufgaben zusammen Bestimmung des Schiffsortes Bestimmung der Geschwindigkeit und des Kurses uber Grund und im Wasser Planung der Reiseroute unter Berucksichtigung der geographischen meteorologischen und ozeanografischen Bedingungen Die Bestimmung des Ortes des gefahrenen Kurses und der Geschwindigkeit konnen durch astronomische oder terrestrische Navigation oder auch durch elektronische Navigation erfolgen Auch Koppeln ist moglich Das Koppeln war in fruheren Zeiten wenn es keine Landsicht gab im laufenden Schiffsbetrieb die Methode die zuruckgelegte Strecke und damit die gefahrene Geschwindigkeit und den gefahrenen Kurs zu ermitteln Diese Methode ist aber ungenau da hier die Fahrt durchs Wasser und der Kurs durchs Wasser bestimmt wird jedoch nicht die Fahrt oder der Kurs uber Grund Heutzutage werden die Position der Kurs und die Geschwindigkeit mittels GPS bzw DGPS bestimmt GPS bzw DGPS sind die wesentlichen Systeme der elektronischen Navigation Weitere Systeme mit grafischen Displays sind ECDIS Radar und AIS 5 Nautische Instrumente BearbeitenLot Schifffahrt Kompass Sextant Quadrant Oktant Stundenglas Sandglas Langenuhr Astrolabium Jakobsstab NumisnautikAusbildung BearbeitenDie Artikel Nautik Ausbildung und Nautischer Offizier Ausbildung uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch im anderen Artikel befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Dieser Abschnitt stellt die Situation in Deutschland dar Bitte hilf uns dabei die Situation in anderen Staaten zu schildern Die Ausbildung zum Nautiker erfolgt bei der Marine oder an Seefahrtschulen beziehungsweise Fachhochschulen Die Ausbildungszeit schliesst man an der Seefahrtschule mit dem Befahigungszeugnis Patent zum Staatlich gepruften Nautiker ab und betragt insgesamt zwei Jahre reine Ausbildungszeit Viele Nautiker haben zuvor eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker durchlaufen ansonsten ist auch hier eine Praxiszeit von 12 Monaten vorgeschrieben An der Fachhochschule dauert die Ausbildung langer Hier wird eine Praxiszeit von mindestens 12 Monaten an Bord von Seeschiffen gefordert und man schliesst als Dipl Wirt Ing f Seeverkehr ab Hochschule Bremen Die Regelstudienzeit betragt acht Semester inklusive der Praxissemester An der Hochschule Wismar Bereich Seefahrt in Warnemunde schlossen alle Absolventen welche bis einschliesslich 2005 immatrikuliert wurden mit dem Grad Dipl Ing FH ab Die Studienzeit betrug 9 Semester sofern noch keine Seefahrpraxis vorlag Konnten mindestens 12 Monate Seefahrtzeit nachgewiesen werden reduzierte sich das Studium auf 7 Semester Rechtliche Grundlagen BearbeitenIn die Arbeit eines Kapitans und der Offiziere fliessen juristische Grundlagen des Seeverkehrsrechts des Arbeitsrechts und des Privatrechts ein 6 Siehe auch BearbeitenAeronautik AstronautikWeblinks Bearbeiten Wiktionary Nautik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b Nautik In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Abgerufen am 12 Juni 2015 Ramon Hegedus et al Could Vikings have navigated under foggy and cloudy conditions by skylight polarization On the atmospheric optical prerequisites of polarimetric Viking navigation under foggy and cloudy skies In Proc R Soc A Band 463 Nr 2080 2007 S 1081 1095 doi 10 1098 rspa 2007 1811 Bernhard Berking Werner Huth Handbuch Nautik Navigatorische Schiffsfuhrung 1 Auflage Seehafen Verlag 2010 S 11 44 Bernhard Berking Werner Huth Handbuch Nautik Navigatorische Schiffsfuhrung 1 Auflage Seehafen Verlag 2010 S 247 299 Bernhard Berking Werner Huth Handbuch Nautik Navigatorische Schiffsfuhrung 1 Auflage Seehafen Verlag 2010 S 139 217 Bernhard Berking Werner Huth Handbuch Nautik Navigatorische Schiffsfuhrung 1 Auflage Seehafen Verlag 2010 S 319 357Normdaten Sachbegriff GND 4041447 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nautik amp oldid 231838983