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Dieser Artikel behandelt das antike Gerat Zu modernen Geraten siehe Prismenastrolab und Ni2 Astrolab Siehe auch Astrolab Ein Astrolabium auch Astrolab griechisch fur Stern Nehmer oder Planispharum ist ein scheibenformiges astronomisches Rechen und Messinstrument Mit ihm kann man den sich drehenden Himmel nachbilden und Berechnungen von Sternpositionen vornehmen Astrolabium des al Sahl al Nisaburi Vorderseite 1178 1191 oder 1284 1299 Hama Syrien heute Germanisches Nationalmuseum in Nurnberg 1 Iranisches Astrolabium Vorderseite moderner Nachbau Von der Vorderseite eines Astrolabiums abgehobene Einzelteile Mathematisch Physikalischer Salon des Zwingers Dresden Kugelformiges AstrolabiumAuf einer festen Scheibe Tympanon sind der Horizont und Kreise des horizontalen Koordinatensystems abgebildet Daruber liegt die drehbare Rete die als Himmelskorper einige Sterne und die Jahresbahn der Sonne Ekliptik enthalt Einige von vielen Anwendungsmoglichkeiten sind folgende Wird die Rete auf Datum und Uhrzeit eingestellt so lassen sich die Positionen der Sterne ablesen Umgekehrt lassen sich aus dem Datum und der Position eines Sterns oder der Sonne die Uhrzeit oder die Himmelsrichtungen bestimmen Meistens befindet sich auf der Ruckseite ein Diopter mit dem der Hohenwinkel eines Objekts auf der Erde oder am Himmel zum Beispiel Stern oder Sonne uber dem Horizont gemessen werden kann Die uberkommene griechische Bedeutung als Sternnehmer oder Sternhohenmesser stammt von dieser Zusatzeinrichtung die vor dem Sextanten auch in der Seefahrt zur Bestimmung des Breitengrads benutzt wurde Astrolabien wurden von der Antike bis in die fruhe Neuzeit verwendet Die heute noch gebrauchten zweidimensionalen Sternkarten sind vereinfachte Abwandlungen des Astrolabiums Bei der Darstellung des drehenden Himmels hat das anschaulichere dreidimensional darstellende Planetarium das Astrolabium verdrangt Inhaltsverzeichnis 1 Darstellungsprinzip 2 Geschichte 2 1 Stationen 3 Bauteile und Skalen 4 Gebrauch des Astrolabiums 4 1 Momentanen Himmel einstellen und Sterne identifizieren 4 2 Ortszeit bestimmen 4 3 Himmelsrichtungen bestimmen 5 Astronomische Uhren 6 Vergleich mit Sternkarten 7 Trivia 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseDarstellungsprinzip BearbeitenDas Astrolabium wird als eine in die Ebene ubertragene Armillarsphare betrachtet was zur Folge hatte diese heute auch spharisches Astrolabium und das Astrolabium ebene Armillarsphare zu nennen Die Ubertragung geschieht mit Hilfe der stereographischen Projektion Deren Projektionszentrum ist ein Punkt auf der Armillarsphare beziehungsweise auf der abzubildenden Himmelskugel Bevorzugt sind der sudliche oder nordliche Himmelspol um die sich der Himmel scheinbar dreht Da das Astrolabium zur Zeit seiner Erfindung ausschliesslich fur die Darstellung des Nordhimmels vorgesehen war enthalten die klassischen Exemplare die Projektion aus dem Sudpol Der Nordpol ist Mitte und Drehpunkt auf dem Astrolabium In der Antike war es Tradition die Sicht auf die Himmelskugel von aussen zu bevorzugen Ebenso wird eine Armillarsphare gesehen Die Sichtweise von aussen wurde im Astrolabium kunstlich durch Spiegeln der durch die stereographische Projektion gewonnenen inneren Ansicht der Himmelskugel hergestellt Das ist in erster Linie an der gegenseitigen Anordnung der Sternsymbole auf der Rete und an deren Drehrichtung erkennbar Die von der Erde aus gesehenen und die auf der Rete abgebildeten Sternbilder sind zueinander Spiegelbilder Die Rete dreht im Uhrzeigersinn von der Erde aus wird der Himmel aber im Gegenuhrzeigersinn um den Nordpol drehend beobachtet Geschichte Bearbeiten nbsp Arabisches Astrolabium um 1208 Oben Rete durchbrochene Scheibe mit exzentrischem Tierkreis und Sternen als Spitzen von Dornen Unten links Vorderseite mit Rete Unten rechts Ruckseite Dorsum mit AlhidadeDie Armillarsphare wurde angeblich vom griechischen Astronom Eratosthenes gegen 250 v Chr entwickelt Der griechische Astronom Hipparchos ca 190 120 v Chr habe dem innersten Astrolabring eine Visiereinrichtung zum Anpeilen eines Sterns hinzugefugt Die alteste vollstandige Beschreibung befindet sich im arabisch vermittelten Astronomie Werk Almagest des Ptolemaus ca 100 160 n Chr 2 Damit wurden die Sternkataloge von Hipparchos und Ptolemaus erstellt Die seit dem Mittelalter allgemein bekannten ebenen scheibenformigen Astrolabien wurden im griechisch romischen Raum entwickelt wobei der genaue Zeitpunkt zwischen dem zweiten und dem vierten Jahrhundert ungewiss ist Das Astrolab verbindet mathematische Erkenntnisse aus der Zeit von Hipparchos mit Elementen von fruheren mechanischen Instrumenten wie der Dioptra ein universelles geodatisches Instrument sowie portablen Sonnenuhren die auf der stereographischen Projektion beruhen aus dem zweiten Jahrhundert Die alteste bekannte Schrift zum Astrolab wurde gemass dem byzantinischen Lexikon Suda 970 n Chr vom Astronom Theon von Alexandria ca 330 400 n Chr dem Vater der Mathematikerin Hypatia im spaten vierten Jahrhundert verfasst 3 Die Astrolabien wurden im arabischen Raum weiterentwickelt wobei wiederum eine Frau eine Rolle gespielt haben soll Ijliya die Tochter von al Ijli al Asturlabi eines Astrolabbauers aus Aleppo Das Astrolab als Instrument zur Darstellung der Gestirnsbewegungen zur Ortung von Sternen zur Winkel und Zeitmessung versehen mit einem Tierkreis fur astrologische Spekulation entwickelte sich aus den romischen Naturwissenschaften fussend auf antiken Quellen Solche existierten vor allem in der Gelehrtenstadt und in der Bibliothek von Alexandria Wichtige Stationen des Astrolabs bis ins europaische Hochmittelalter sind Stationen Bearbeiten Synesios von Kyrene nach seiner Ausbildung in Alexandria uberbringt im Jahr 399 als Gesandter ein Planispharium Astrolab als Geschenk an den ostromischen Kaiserhof nach Byzanz Synesios von Kyrene Uber das Geschenk samt Beschreibung nicht erhalten Ebenfalls in Alexandria hat um 530 der christliche Naturwissenschafter Johannes Philoponos die Gebrauchsanweisung eines astrolabos Sterngreifers beschrieben Es ist die alteste erhaltene Beschreibung des Astrolabs 4 Vom 8 Jahrhundert an benutzten arabische Gelehrte das Astrolab als Gerat fur astronomische und astrologische Berechnungen zusammen mit den indischen Dezimalzahlen Arabische Zahlschrift Bekannt ist die schriftliche Anleitung die der Mathematiker und Astronom al Chwarizmi in Bagdad um 840 erstellt hat 5 Im arabischen Spanien am Kalifenhof in Cordoba Kalifat von Cordoba Blutezeit nach 930 bluhten Kultur und Wissenschaften in einem fast immer friedlichen Nebeneinander von Muslimen Juden und Christen Hier entwickelte sich eine rege Ubersetzungstatigkeit von antiken Texten der Naturwissenschaften und der Medizin ins Arabische und vom Arabischen ins Lateinische woran auch Juden beteiligt waren Von hier aus wurden lateinische Ubersetzungen uber die Pyrenaen in das Frankenreich gebracht 6 Solche gelangten nach Fleury Abtei von Saint Benoit sur Loire wo Gelehrte und Abschreiber tatig waren Von 988 bis 1004 wirkte Abt Abbo von Fleury als Kirchenmann als Musiktheoretiker und auch als Astronom Die Bibliothek von Fleury enthielt eine bedeutende Sammlung antiker und mittelalterlicher Texte auch ausserhalb der Theologie 7 Eine der altesten Beschreibungen des Astrolabs in lateinischer Sprache ist Codex 196 der Burgerbibliothek Bern Die Pergament Handschrift ist wahrscheinlich in Fleury im 11 Jahrhundert hergestellt worden Sie gibt eine Anleitung zum Gebrauch des Astrolabs und enthalt funf Skizzen und eine Tabelle 8 Von Fleury aus kamen die ersten Kenntnisse uber das Astrolab in die Zentren der Wissenschaft im deutschen Reich Im Kloster Reichenau auf der Insel besass der gelehrte Monch Hermann von Reichenau der von 1013 bis 1054 lebte ein Astrolab Lehrbuch in lateinischer Sprache Dieses ist uns nicht als ganzes uberliefert doch als Buchbindermakulatur im Stadtarchiv Konstanz erhalten Die Textfassung deutet auf Herkunft aus Barcelona der Zeit um 980 Hermanns Abt auf der Reichenau Berno von Reichenau hatte in Fleury studiert und vielleicht das Buch von dort mitgebracht ein fruhes lateinisches Lehrbuch der Astrolabkunde 9 Zur gleichen Textfassung gehort auch die Handschrift die im 12 Jahrhundert dem Kloster St Emmeram Regensburg gehort hat und heute in Munchen Bayerische Staatsbibliothek codex latinus 14689 aufbewahrt wird Sie ist ein Beispiel dafur wie solche Texte von der Reichenau aus in weitere Zentren des Reiches weitergegeben worden sind 10 Hermann der Lahme erstellte einen Bauplan fur ein Astrolabium und griff dabei auf arabische Quellen zuruck Konstruktionsanleitung De mensura astrolabii 11 12 Ein gleichformig drehendes zu einer Uhr erweitertes ebenes Astrolabium ist allerdings schon in der vom romischen Ingenieur Vitruv 1 Jh v Chr beschriebenen Aufzugsuhr oder Wasseruhr zu erkennen 13 Etwa tausend Jahre spater taucht das Getriebe Astrolab des persischen Astronomen al Biruni 973 1048 auf 14 Damit wurde ausser der Bewegung der Sonne auch die des Mondes dargestellt Mit einem Uhrwerk versehene Astrolabien Astrolabiumsuhren wurden seit dem Ende des 14 Jahrhunderts als meist grosse offentliche Astronomische Uhren errichtet von denen einige heute noch existieren In der europaischen Schifffahrt wurden zwischen dem 15 und 17 Jahrhundert sehr einfache Astrolabien als sogenannte Seeastrolabien verwendet die Vorlaufer des Sextanten sind Ab dem fruhen 16 Jahrhundert wurde zur Winkelmessung auch der Jakobsstab verwendet Astrolabien entwickelten sich aufgrund ihrer filigranen Formen auch zu Reprasentationsobjekten die in den fruhneuzeitlichen Wunderkammern europaischer Fursten Einzug erhielten So schuf der Duisburger Kartograph Gerhard Mercator mehrere solcher Instrumente fur Kaiser Karl V Das Astrolabium ist weniger anschaulich als sein Vorganger die dreidimensionale Armillarsphare die in Europa noch im 14 bis 17 Jahrhundert als Demonstrationsinstrument von Astronomen und Lehrern benutzt wurde 15 Es ist aber einfacher als Messgerat anwendbar Der Name Astrolab dient seit etwa 1930 auch fur einige Instrumente der Astrogeodasie mit denen Sterndurchgange in einem konstanten Hohenwinkel von meist 60 prazise gemessen werden Dieser Winkel mit Bezug auf die Lotrichtung wird entweder durch ein speziell geschliffenes frei hangendes Glasprisma durch einen spiegelnden Quecksilber Horizont oder durch ein Nivelliergerat realisiert Bekannte Bautypen sind das Danjon Astrolab das Zirkumzenital und das Ni2 Prismenastrolab von Zeiss Sie erlauben je nach Aufwand und Gewicht die Bestimmung der astronomischen Lange und Breite mit Genauigkeiten von 0 01 bis 0 5 nbsp Astrolabium Vorderseite moderner Nachbau Bauteile und Skalen Die Sterne zum Beispiel Rigel aus dem Sternbild Orion sind hier nicht als Sternzeiger sondern als Punkte auf einer mit der Rete verbundenen Folie dargestellt Wie bei Astrolabien ublich ist der Sternhimmel spiegelverkehrt gezeigt Bauteile und Skalen BearbeitenUber dem Tympanon befindet sich die drehbare netzartig durchbrochene Sternenscheibe Rete deren kleine Spitzen als Symbole Sternzeiger fur etwa zwei Dutzend ausgewahlte helle Sterne am Himmel dienen Auf dem Tympanon befinden sich die Bilder des Horizonts und eines Netzes der Horizont Koordinaten Da diese Bilder von der geographischen Breite des Beobachtungsortes abhangen sind sie auf auswechselbaren Tympanonen dargestellt von denen eines in die Grundplatte Mater des Astrolabiums eingelegt wird Dadurch kann das Astrolabium in mehreren Breitengradregionen angewendet werden Die Grundplatte tragt an ihrem Aussenrand eine Skala der 24 Stunden eines Tages Limbus manchmal auch zweimal 12 Stunden oder eine 360 Skala Auf einem Tympanon sind die horizontalen Himmelskoordinaten zwischen Horizont und Zenit dargestellt Horizont Hohenkreise Almukantarate und Azimutbogen Die Bilder sind Kreise denn Kreise werden bei der stereographischen Projektion immer als Kreise abgebildet Dazu kommen die zum Himmelspol zentrischen Kreise Himmelsaquator und die beiden himmlischen Wendekreise Die Kreisbogen unter dem Horizont sind Linien temporaler Stunden Auf der Rete sind Einzelsterne Sternzeiger und die Ekliptik als mit Tierkreiszeichen oder direkt mit dem Kalenderdatum markierter Datumskreis abgebildet 16 Die Sonne andert von der Erde aus gesehen im Jahresverlauf ihre Position relativ zum Fixsternhimmel sie durchlauft den Ekliptikkreis Ein drehbarer Zeiger Ostensor hilft das Datum auf der Ekliptik durch Drehen passend zur Uhrzeit auf der Stundenskala Limbus am Rand der Mater einzustellen Bei manchen Varianten tragt der Zeiger eine Deklinationsskala nbsp Ruckseite eines Astrolabiums mit Diopter Alhidade Auf der Ruckseite dorsum befindet sich ein drehbarer Doppelzeiger Alhidade mit Diopter mit dem der Hohenwinkel eines Sterns messbar ist Eine von mehreren Skalen wird dafur verwendet dabei muss das Astrolabium genau senkrecht am Haltering Armilla hangen Gebrauch des Astrolabiums BearbeitenDas Astrolabium war uber viele Jahrhunderte ein universelles Instrument fur den Astronomen Landvermesser und Astrologen Es diente zudem als Zeitmesser und zur Ermittlung von Kalenderdaten Oft war es aber auch nur ein schones Schmuckstuck im Besitz von wohlhabenden Laien Was der Verbreitung des Astrolabiums jedoch hinderlich war waren die guten Kenntnisse in der Astronomie und Mathematik die man beim Gebrauch haben musste Konnte das Instrument zur Hohenmessung noch in jeder Einstellung mit geringen Kenntnissen benutzt werden war es vor einer astronomischen Messung erforderlich eine komplizierte Grundeinstellung vorzunehmen 17 Was in den folgenden Absatzen uber die Peilung der dargestellten Sterne am Nachthimmel beschrieben wird gilt tagsuber ebenso fur die Sonne Zu den Anwendungen gehorten Messung der Stern oder Sonnenhohe Ermittlung der Aquinoktialstunden Ermittlung der Temporalstunden Bestimmung der Auf und Untergangszeiten Beobachtung der Dammerung geodatische Messungen und astrologische Vorhersagen 18 Von den vielen Anwendungsmoglichkeiten eines Astrolabiums wird im Folgenden nur eine Auswahl besprochen Momentanen Himmel einstellen und Sterne identifizieren Bearbeiten Der Ostensor wird auf das aktuelle Datum auf der Ekliptik eingestellt Das ist der Ort der Sonne Befindet sie sich innerhalb des Horizontkreises uber dem Horizont so ist Tag Rete und Ostensor werden gemeinsam gedreht bis der Ostensor auf die momentane Sonnenzeit auf dem Stundenring zeigt Innerhalb des Horizontkreises liegen nun die Sternzeiger derjenigen Sterne die zu dieser Zeit am Himmel zu sehen sind Ihre Positionen lassen sich aus den in die Mater oder Tympanon gravierten Koordinatenlinien ablesen Ortszeit bestimmen Bearbeiten Ein bekannter Stern wird uber die drehbare Alhidade auf der Ruckseite des lotrecht hangenden Astrolabiums angepeilt Die Alhidade zeigt dann auf der Gradskala den aktuellen Hohenwinkel des Sterns Es wird festgestellt ob der Stern gerade in der ostlichen oder der westlichen Halfte des Himmels liegt das heisst ob er momentan auf oder absteigt Die Rete wird gedreht bis der Zeiger des bekannten Sterns uber demjenigen in der Mater gravierten Kreis Almukantarate liegt der die im ersten Schritt gemessene Hohe angibt Im Allgemeinen ergeben sich zwei Moglichkeiten eine in der ostlichen eine in der westlichen Halfte Die richtige wurde im zweiten Schritt bestimmt Der Ostensor wird uber der Ekliptik auf das aktuelle Datum gestellt Dann zeigt er auf dem Stundenkreis der Mater Limbus die wahre Ortszeit an Himmelsrichtungen bestimmen Bearbeiten Der Azimutbogen uber den ein Sternzeiger bei einer der oben beschriebenen Anwendungen gebracht wurde gibt die Himmelsrichtung an in der der Stern steht genauer die Richtung in der dessen Azimutbogen Vertikalkreis den Horizont schneidet Bei manchen Astrolabien ist der Horizontkreis mit den Azimutwinkeln skaliert Astronomische Uhren Bearbeiten nbsp Die astronomische Uhr am Prager RathausMit einem Astrolabium lasst sich auch die scheinbare gleichmassige Drehung des Himmels nachbilden wenn man die Rete gleichmassig und mit entsprechender Geschwindigkeit dreht Die Kombination eines Astrolabiums mit einem Uhrwerk ist als sogenannte Astrolabiumsuhr die anschaulichste Variante der astronomischen Kunstuhren Auf der Nordhalbkugel verwendete Astrolabien enthalten die sogenannte nordliche Projektion Projektion vom sudlichen Himmelspol aus nordlicher Polarstern im Drehzentrum Da sich die Sonne als Zeitmacher vorwiegend uber dem Sudhorizont aufhalt wird deren Bewegung bei sogenannter sudlicher Projektion anschaulicher dargestellt und deshalb in Astrolabiumsuhren bevorzugt verwendet Der Horizont ist konvex geformt der dargestellte Himmel dreht sich im uns gelaufigen Uhrzeigersinn das heisst dass dieser von den Astrolabiumsuhren ausgegangen sein konnte 19 Beim Astrolabium geht es primar um die Darstellung der Sterne bei einer Uhr um die Anzeige der 24 Stunden Letztere wird von der Sonne angegeben die dem Astrolabium hinzugefugt ist Das Sonnensymbol dreht sich zusammen mit dem Stundenzeiger bleibt also hinter den Sternen pro Tag um etwa 4 Minuten 1 zuruck Der Antrieb der Rete die meistens nur noch die im Ekliptik Ring vereinten Sterne beziehungsweise Tierkreiszeichen enthalt ist so ausgelegt dass sie sich in 24 Stunden etwa 1 mehr als einmal ganz herumdreht Das Sonnensymbol wird auch auf dem Ekliptik Kreis gefuhrt auf dem es taglich etwa 1 zuruckbleibt und auf diese Weise die Ruckwartsbewegung der Sonne durch den Tierkreis einmal pro Jahr darstellt Infolge der Exzentrizitat des Ekliptik Kreises hat die Symbol Sonne ubers Jahr verschiedenen Abstand vom Drehzentrum was wiederum der Anderung der jahreszeitlichen Sonnen Hohe entspricht Meistens wird in ihnen zusatzlich auch die Bewegung des Mondes dargestellt Die aufwandigere Darstellung der Planetenbewegungen ist sehr selten versucht worden Vergleich mit Sternkarten BearbeitenDrehbare Sternkarten lassen sich als abgewandelte Astrolabien verstehen Aus deren Rete ist die ebenfalls drehbare Sternenscheibe geworden Diese enthalt wesentlich mehr Sterne gemass dem eingeschrankten Zweck Laien die Orientierung am Sternenhimmel durch vergleichende Betrachtung zu erleichtern Dafur wird auf mehrere Skalen verzichtet so dass viele quantitative Mess Bestimmungs und Umrechenfunktionen nicht mehr moglich sind Die Drehung der Sternenscheibe simuliert die Drehung des Sternenhimmels Ihre Einstellmoglichkeit relativ zum Horizont verhilft dazu den zur Zeit der Beobachtung nicht sichtbaren Teil des Himmels auch auf der Sternkarte auszublenden Im Unterschied zum Astrolabium wird anstatt der stereographischen oft die mittabstandstreue Azimutalprojektion angewendet Wesentlicher Unterschied ist aber dass der beim Astrolabium ubliche Blick von aussen zugunsten des Blicks von der Erde aus gegen den Sternenhimmel aufgegeben ist Daher sind die Sternbilder auf den Sternkarten nicht spiegelverkehrt mussen zum Vergleich mit dem Nachthimmel aber uber Kopf gehalten werden Trivia BearbeitenIn der US amerikanischen Serie Warehouse 13 kommt ein magisches mysterioses Astrolabium vor mit dem man die Zeit zuruckstellen kann Siehe auch BearbeitenTorquetum eine Weiterentwicklung der Armillarsphare Planisphare eine drehbare Sternkarte ohne Messfunktion Dioptra antikes geodatisches Instrument mit vergleichbarer Visiereinrichtung Literatur BearbeitenWerner Bergmann Innovationen im Quadrivium des 10 und 11 Jahrhunderts Studien zur Einfuhrung von Astrolab und Abakus im lateinischen Mittelalter Sudhoffs Archiv Beiheft 26 Steiner Stuttgart 1985 ISBN 3 515 04148 6 Zugleich Habilitationsschrift Universitat Bochum 1985 Arianna Borrelli Aspects of the Astrolabe architectonica ratio in tenth and eleventh century Europe Sudhoffs Archiv Beiheft 57 Wissenschaftsgeschichte Steiner Stuttgart 2008 ISBN 978 3 515 09129 9 Dissertation Technische Universitat Braunschweig 2006 englisch Arno Borst Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften philosophisch historische Klasse Jahrgang 1989 Nr 1 Heidelberg 1989 ISBN 3 533 04146 8 Martin Brunold Der Messinghimmel Eine Anleitung zum Astrolabium Institut l Homme et le Temps La Chaux de Fonds 2001 ISBN 2 940088 11 X Martin Brunold Das Astrolabium In Cartographica Helvetica 23 2001 ISSN 1015 8480 S 19 25 Raymond d Hollander L astrolabe Histoire theorie et pratique Institut oceanographique Paris 1999 ISBN 2 903581 19 3 franzosisch Gottfried Gerstbach Beitrage zur Optimierung von Astrolab Beobachtungen In Geowissenschaftliche Mitteilungen 7 1976 ISSN 1811 8380 S 103 134 Johann Hugin Das Astrolabium und die Uhr Kempter Ulm 1978 ISBN 3 921348 23 4 eine deutschsprachige Einfuhrung zum Astrolab Edward S Kennedy P Kunitzsch R Lorch Hrsg The Melon shaped Astrolabe in Arabic Astronomy Boethius Band 43 Steiner Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07561 5 englisch arabisch David A King Astrolabes from Medieval Europe Variorum Collected Studies Series Band 977 Ashgate Farnham 2011 ISBN 978 1 4094 2593 9 englisch Ludwig Meier Der Himmel auf Erden Die Welt der Planetarien Ambrosius Barth Leipzig Heidelberg 1992 ISBN 3 335 00279 2 Henri Michel Traite de l astrolabe Gauthier Villars Paris 1947 Reimpression en fac simile Brieux Paris 1976 Henri Michel Paul Adolf Kirchvogel Bearbeiter und Ubersetzter Messen uber Zeit und Raum Messinstrumente aus 5 Jahrhunderten Belser Stuttgart 1965 Originaltitel Instruments des sciences dans l art et l histoire DNB 453370926 James E Morrison The Astrolabe Janus Rehoboth Beach Delaware 2007 ISBN 978 0 939320 30 1 National Maritime Museum Greenwich The Planispheric Astrolabe National Maritime Museum Department of Navigation and Astronomy Greenwich 1976 Gunther Oestmann Geschichte Konstruktion und Anwendung des Astrolabiums bei Zifferblattern astronomischer Uhren Herausgegeben von Musee International D Horlogerie La Chaux de Fonds Athena Oberhausen Edition Institut l Homme et le Temps La Chaux de Fonds 2014 ISBN 978 3 89896 572 9 Ioannes Philoponus De usu astrolabii eiusque constructione Uber die Anwendung des Astrolabs und seine Anfertigung Herausgegeben von Alfred Stuckelberger de Gruyter Berlin 2015 ISBN 978 3 11 040277 3 Burkhard Stautz Die Astrolabiensammlungen des Deutschen Museums und des Bayerischen Nationalmuseums Deutsches Museum Abhandlungen und Berichte NF Band 12 Oldenbourg Munchen 1999 ISBN 3 486 26479 6 Burkhard Stautz Untersuchungen von mathematisch astronomischen Darstellungen auf mittelalterlichen Astrolabien islamischer und europaischer Herkunft Verlag fur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik Bassum 1997 ISBN 3 928186 29 9 Dissertation Universitat Frankfurt am Main 1995 Joachim Wiesenbach Wilhelm von Hirsau Astrolab und Astronomie im 11 Jahrhundert In Klaus Schreiner Bearb Hirsau St Peter und Paul 2 Teile Forschungen und Berichte der Archaologie in Baden Wurttemberg Bd 10 Stuttgart 1991 ISBN 3 8062 0902 2 Band 2 S 109 156 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Astrolabium Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Astrolabium Quellen und Volltexte Webseite uber eine Ausstellung an der Uni Erlangen mit vielen Verweisen Das Astrolabium von Erasmus Habermel Deutsches Museum Munchen Martin Brunold Das Astrolabium In Cartographica Helvetica Fachzeitschrift fur Kartengeschichte Band 23 24 2001 Heft 23 S 19 25 doi 10 5169 seals 12584 Siegfried Wetzel Astrolabium Uhr und Uhrzeiger Sinn James E Morrison Janus astrolabes orgEinzelnachweise Bearbeiten Germanisches Nationalmuseum Online Objektkatalog Astrolabium des al Sahl al Nisaburi Ludwig Meier Der Himmel auf Erden Ambrosius Barth 1992 S 14 Abbildung auf S 13 Theons Schrift ist nicht erhalten doch eine detaillierte Inhaltsangabe findet sich in einer um 880 herum verfassten Schrift von al Yaqubi vgl Otto Neugebauer A History of Ancient Mathematical Astronomy Berlin 1975 S 877 878 Johannes Philoponos De usu astroloabii eiusque constructione Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana 2016 Unter Mitarbeit von Heinrich Rohrer hrsg ubersetzt und erlautert von Alfred Stuckelberger De Gruyter Berlin 2015 ISBN 978 3 11 040221 6 Text griechisch und deutsch parallel Arno Borst Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften philosophisch historische Klasse Jahrgang 1989 Nr 1 Heidelberg 1989 ISBN 3 533 04146 8 insbesondere S 18 20 Ernst Zinner Uber die fruheste Form des Astrolabs In Bericht der naturforschenden Gesellschaft Bamberg 30 1947 S 9 21 besonders S 15 17 Marco Mostert The library of Fleury a provisional list of manuscripts Middeleeuwse studies en bronnen 3 Ed Verloren Hilversum 1989 ISBN 90 6550 210 6 Der Astrolabtext aus der Handschrift Codex 196 Burgerbibliothek Bern Spuren arabischer Wissenschaft im mittelalterlichen Abendland von Matthias Schramm Carl Philipp Albert und Michael Schutz Martin Brunold in Zeitschrift fur Geschichte der arabisch islamischen Wissenschaften ZGAW Mag allat ta ri h al ulu m al arabi ya wa l islamiya Institut fur Geschichte der Arabisch Islamischen Wissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt a M Band 17 2006 2007 S 199 300 Edition des lateinischen Textes mit deutscher Ubersetzung darin von Martin Germann Geschichte der Handschrift und ihrer Uberlieferung S 200 202 Arno Borst Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften philosophisch historische Klasse Jahrgang 1989 Nr 1 Heidelberg 1989 ISBN 3 533 04146 8 besonders S 46 59 Arno Borst Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften philosophisch historische Klasse Jahrgang 1989 Nr 1 Heidelberg 1989 ISBN 3 533 04146 8 besonders S 118 119 Helmut Minow Hermannus Contractus Astrolabium und Erdmessung Memento vom 16 Februar 2015 im Internet Archive PDF 202 kB In Geomatik Schweiz 1 2008 S 23 24 Hermann Contractus Liber de mensura astrolabii Gustav Bilfinger Die Zeitmesser der antiken Volker 1886 Ludwig Meier Der Himmel auf Erden Ambrosius Barth 1992 S 15 16 Ludwig Meier Der Himmel auf Erden Ambrosius Barth 1992 S 14 Samuel Guye Henri Michel Uhren und Messinstrumente des 15 bis 19 Jahrhunderts Orell Fussli 1971 Ralf Kern Wissenschaftliche Instrumente in ihrer Zeit Band 1 Vom Astrolab zum mathematischen Besteck Koln 2010 S 209 210 Ralf Kern Wissenschaftliche Instrumente in ihrer Zeit Band 1 Vom Astrolab zum mathematischen Besteck Koln 2010 S 211 213 Er konnte auch schon von den Astrolabien ubernommen worden sein Diese enthalten traditionell die nordliche Projektion die zudem gespiegelt ist denn in der Antike machte man sich bevorzugt ein von aussen gesehenes Bild des Himmels Somit dreht sich in ihnen der Himmel die Rete auch im uns gelaufigen Uhrzeigersinn Siehe auch swetzel ch Astrolabium Uhr und Uhrzeiger Sinn Abruf am 22 Februar 2011 Normdaten Sachbegriff GND 4003304 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astrolabium amp oldid 238061309