www.wikidata.de-de.nina.az
Das Prismenastrolabium oder Prismenastrolab ist ein von dem franzosischen Astronomen Andre Danjon 1890 1967 konstruiertes Winkelmessinstrument zur Bestimmung von Sterndurchgangen durch einen bestimmten Horizontalkreis 1 Es dient der Bestimmung der Zeit der geographischen Breite und der Lange durch Beobachtung von Sterndurchgangen durch eine Hohe von ublicherweise 60 2 Die Hohe wird durch ein gleichschenkliges optisches Prisma festgelegt das den entsprechenden Prismenwinkel besitzt Die Messunsicherheit von kleiner als 0 5 Winkelsekunden wird wesentlich uber die Unsicherheit in der Kenntnis des Prismenwinkels bestimmt Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Funktionsweise 3 Besonderheiten 4 Bauarten 5 EinzelnachweiseAufbau BearbeitenDas Prismenastrolabium besteht aus einem waagerecht liegenden Fernrohr vor dessen Objektiv sich ein gleichseitiges optisches Prisma befindet und einem unter dem Prisma aufgestellten Quecksilberhorizont Bild 1 nbsp Bild 1 Strahlengang im Prismen astrolabium bei Sternhohe unterhalb des vorgegebenen HorizontalkreisesDie beiden wesentlichen Komponenten die dieses Astrolabium auszeichnen sind das Prisma und der Quecksilberhorizont Das Prisma gibt den Horizontalkreis vor in dem der Sterndurchgang erfasst werden soll Der Quecksilberhorizont ist eine spiegelnde Flache die sich senkrecht zur Schwerkraftrichtung einstellt und so die Horizontalebene des Standortes darstellt Ursprunglich wurde dafur ein Behalter mit Quecksilber verwendet heute werden andere Losungen zur automatischen Horizontrierung verwendet 3 Das Fernrohr dient der Vergrosserung des Sehwinkels Zwei Strahlenbundel aus Teilbereichen des Lichts eines Sterns sind eingezeichnet die auf unterschiedlichen Wegen das Prismenastrolabium durchlaufen Hier befindet sich der Stern in der Hohe h 54 und damit unterhalb des durch das Prisma vorgegebenen Horizontalkreises mit h0 60 Das Bild des Sterns aus dem Strahlenbundel 1 liegt in diesem Fall unterhalb des Bildes aus Strahlenbundel 2 Funktionsweise BearbeitenLicht das von einem Stern zum Beobachtungs Standort gelangt lasst sich aufgrund der grossen Entfernung des Sterns uber ein Bundel paralleler Strahlen ausreichend genau beschreiben Fur deren Abbildung uber optische Komponenten eignet sich die Geometrischen Optik Grundlage der Prazisionsmessung ist das Aufteilen eines solchen Lichtbundels in zwei Teilbundel die das Prismenastrolabium auf verschiedenen Wegen durchlaufen Siehe Bild 1 Das vom Stern aus einem Teilbereich kommende Strahlenbundel 1 fallt direkt auf den oberen Schenkel eines optischen Umlenkprismas tritt in das Prisma ein und durchlauft es bis zum zweiten Schenkel Von diesem wird es durch Totalreflexion zur Prismenbasis geleitet Dort tritt es aus und gelangt in das Fernrohr Das Fernrohr Objektiv bildet dieses aus dem Unendlichen kommende parallele Strahlenbundel in der Zwischenbildebene des Fernrohrs als Punkt ab Das Strahlenbundel 1 wird also genau einmal spiegelnd umgelenkt Das aus dem anderen Teilbereich kommende Strahlenbundel 2 trifft zunachst auf eine horizontal ausgerichtete Spiegelflache den Quecksilberhorizont Dieser ist unter dem Prisma derart positioniert dass das Strahlenbundel 2 von seiner Oberflache zum unteren Schenkel des Umlenkprismas reflektiert wird in dieses eintritt und zum oberen Schenkel gelangt Von dort wird es uber Totalreflexion zur Prismenbasis gelenkt tritt aus und gelangt in das Fernrohr In dessen Zwischenbildebene wird es als Punkt abgebildet Das Strahlenbundel 2 wird also in dem in sich starren Spiegelsystem bestehend aus Quecksilberhorizont und Prisma zweimal spiegelnd umgelenkt Aus beiden Teilbereichen des Sternenlichts entstehen somit in der Zwischenbildebene des Fernrohrs zwei Bilder des Sterns in einem gewissen Abstand Bild 1 Hohenwinkel von Sternen andern sich im Tagesverlauf mit der Zeit Daher andern sich auch die Richtungen der gespiegelten Strahlenbundel mit der Zeit Die einfache Umlenkung des Strahlenbundel 1 bewirkt dass sich die Richtung des gespiegelten Strahlenbundels umgekehrt zur Richtung des einfallenden andert Die zweifache Umlenkung des Strahlenbundels 2 hat zur Folge dass sich die Austrittsrichtung im gleichen Sinn wie die Eintrittsrichtung andert 4 Damit bewegen sich die beiden Bildpunkte des Sterns in der Zwischenbildeben entgegengesetzt so dass sie in einer Position des Sterns zusammenfallen konnen Das ist bei Koinzidenz der Fall das heisst dann wenn sich der Stern in dem durch das Prisma vorgegebenen Horizontalkreis mit dem Hohenwinkel h0 befindet Bild 2 Dieser ist mit dem Prismenwinkel a festgelegt h0 90 a 2 nbsp Bild 2 Strahlengang im Prismen astrolabium bei Sternhohe im vorgegebenen Horizontalkreis also bei Koinzidenz Der Zeitpunkt in dem der Abstand verschwindet wird festgehalten Zur besseren Beobachtung der Koinzidenz werden die Sternbilder uber das Okular vergrossert betrachtet Bei Koinzidenz treten die beiden Strahlenbundel aus den Teilbereichen des Sternenlichts nach dem Austritt aus dem Prisma parallel in das Fernrohr ein und werden daher in der Brennebene des Objektivs in einem einzigen Punkt abgebildet Bild 1 zeigt den Fall in dem sich der Stern unterhalb des Koinzidenz Hohenwinkels befindet Bild 2 den Koinzidenzfall Ein Strahlengang im Prismenastrolabium oberhalb des Koinzidenz Hohenwinkels ist in Bild 3 konstruiert nbsp Bild 3 Strahlengang im Prismen astro labium fur die Position h 66 eines Sterns oberhalb der Horizontalkreishohe h0 60 Die Strahlengange der Bildfolge Bild 1 Bild 2 Bild 3 entsprechen der Bewegung eines Sterns von kleinen Hohenwinkeln zu grosseren Prinzipiell ist das Prismenastrolabium auch ohne Fernrohr einsetzbar Die Beobachtung mit dem blossen Auge reicht wie aus dem Verlauf der Strahlenbundel nach Austritt aus dem Prisma ersichtlich ist Die Lichtstrahlen in den austretenden Strahlenbundeln verlaufen parallel werden deshalb auf der Netzhaut eines auf unendlich angepassten Auges als Punkte abgebildet Im Koinzidenzfall entsteht ein einziger Punkt denn in diesem Fall verlaufen die aus dem Prisma austretenden Strahlenbundel beider Teilbereiche auch parallel Anstelle des Auges kann eine Kamera die aus dem Prisma austre tenden parallelen Lichtstrahlen erfassen Diese werden dann in der Bildebene des Kamera Objektivs abgebildet Besonderheiten BearbeitenEine Besonderheit die das Prismenastrolabium auszeichnet ist aus dem Aufbau gegeben Die Spiegelflache des Quecksilberhorizonts liegt in der Horizontalebene fest der Prismenwinkel ist fest und definiert den Hohenwinkel des Horizontalkreises fur den beobachteten Sterndurchgang Damit wird das Aufstellen des Prismenastrolabiums verhaltnismassig einfach Es ist unempfindlich gegenuber Abweichungen in seiner Ausrichtung zur Horizontalebene Dies wird gezeigt indem die Neigung des Prismenastrolabiums in zwei ausgewahlten Richtungen betrachtet wird eine Neigungsrichtung liegt in der Einfallsebene des Sternenlichts in den Quecksilberhorizont das ist die Ebene die durch die Strahlen vom Stern und der Lotrechten auf die Horizontebene aufgespannt wird die zweite ist senkrecht dazu Eine Neigung in der Einfallsebene hat keinen Einfluss auf das Erfassen der Koinzidenz Dies verdeutlicht eine Konstruktion der Strahlengange Auch bei grossen Ausrichtungsungenauigkeiten treten beide Teilstrahlenbundel parallel aus dem Prisma aus Bild 4 nbsp Bild 4 Prismen astrolabium Strahlengang im Koinzidenzfall bei Neigung des Gerats in der Einfalls ebeneDer Einfachheit halber ist die Quecksilberschale unverandert gezeichnet Die spiegelnde Oberflache des Quecksilberhorizonts bleibt horizontal denn die ruhende Flussigkeit richtet sich an der Schwerewirkung aus Die zeichnerische Konstruktion erfolgte anhand der Abbildungsgesetze Auf eine formale Beschrei bung der geometrischen Verhaltnisse wird hier verzichtet Eine Neigung des Prismenastrolabiums senkrecht zur Einfallsebene dagegen beeinflusst das Erfassen der Koinzidenz auf zwei weisen einmal dadurch dass die beiden Bilder des Sterns in der Zwischenbildebenen des Fernrohrs horizontal versetzt erscheinen und zum Zweiten durch eine Verkleinerung des wirksamen Prismenwinkels Dies wird verstandlich dadurch dass die Lichtstrahlen als Vektoren betrachtet werden Diese Vektoren werden in zwei voneinander unabhangigen Komponenten zerlegt Eine Komponente liegt in der Einfallsebene die zweite senkrecht dazu Ein Schwenken des Prismas nach rechts im Rechtsschraubensinn der Lichtausbreitung bewirkt dass das Strahlenbundel 1 von der unteren Schenkelflache des Prismas aus der Einfallsebenen nach rechts abgelenkt wird und das Strahlenbundel 2 von der oberen nach links beide um den gleichen Betrag s In der Zwischenbildebene des Fernrohrs liegen die Bilder der Sterne dann nicht ubereinander sondern seitlich versetzt Dieser Versatz kann genutzt werden um das Prismenastrolabium wahrend der Beobachtung nach zu justieren Das Justieren erfolgt durch Ausrichten des Prismenastrolabiums derart dass beide Bilder ubereinander gebracht werden Bei Koinzidenz liegen sie dann aufeinander Wird nicht nachjustiert dann verandert die Neigung des Prismenastrolabiums senkrecht zur Einfallsebene den wirksame Prismenwinkel a Er ist bei kleinen Abweichungen von der horizontalen Ausrichtung gering wie aus einer Berechnung hervorgeht Eine grobe Neigung von 5 fuhrt bei dem ublichen Prismenwinkel a 60 zur relativen Abweichung des Prismenwinkels von 0 3 Bei Neigung von 1 liegt sie in der Grossenordnung 10 4 und damit in der Grossenordnung der Fertigungsgenauigkeit des Prismenwinkels Bauarten BearbeitenIm Laufe der letzten Jahrzehnte wurden dreierlei Typen von Instrumenten entwickelt von denen zwei leicht genug sind um sich fur den nachtlichen Feldeinsatz zur Geoid und Ortsbestimmung zu eignen rasche Messung der astronomischen Breite und Lange auf TP Punkten Die dritte Bauart ist fur stationaren Einsatz auf Sternwarten oder auf massiven Messpfeilern gedacht genaueste Messung von Sternortern bzw der Ortssternzeit Uberwachung der Erdrotation Theodolit mit Prisma und Quecksilberhorizont Die Zielachse des Theodolits ist waagrecht das Prisma lenkt den Messstrahl um 60 nach oben und unten ab Im oberen Strahl wird der Sterndurchgang direkt gemessen wahrend der untere Strahl in einer davor montierten Quecksilberschale gespiegelt wird und sein Bild dem direkten Stern entgegenlauft Wenn die Bilder koinzidieren wird der genaue Zeitpunkt an einem Chronometer registriert Dieser Bautyp wurde in den 1950er Jahren von Wild Heerbrugg fur den Triangulationstheodoliten Wild T3 entwickelt Messgenauigkeit etwa 1 Automatisches Nivelliergerat mit vorgesetztem 60 Prisma Die Zielachse wird durch einen genauen Neigungssensor auf 0 3 genau horizontal gehalten das Prisma weist in eine Zenitdistanz von 30 Die Sterndurchgange werden direkt im Fadennetz beobachtet und mit einer Digitalstoppuhr registriert Das erste Gerat dieser Art ist das um 1960 von Zeiss entwickelte Ni2 Astrolab Es wiegt nur wenige kg ist auf einem normalen Vermessungsstativ einsetzbar und liefert Ort bzw Lotrichtung auf 0 2 bis 0 5 Nur bedingt transportabel ist das Danjon Astrolab Es wurde in den 1960ern fur Fundamentalastronomie und fur Zeitdienste zur Uberwachung der Erdrotation entwickelt Das schwere Instrument benotigt einen stabilen Pfeiler und arbeitet nach dem 1 Prinzip vereinigt aber alle Bauteile in einem abgeschirmten Gehause Die zwei Bilder jedes Sterns werden mit einem Registriermikrometer in Koinzidenz gehalten und ihre Zeiten automatisch auf wenige Millisekunden genau aufgezeichnet Genauigkeit der Lotrichtung etwa 0 05 Einzelnachweise Bearbeiten Farbiges grosses Volkslexikon Bibliographisches Institut AG Mannheim 1981 Der Neue Brockhaus F A Brockhaus Wiesbaden 1959 Gottfried Schroder Hanskarl Treiber Technische Optik Vogel Fachbuch 9 Auflage Seite 146 Gottfried Schroder Hanskarl Treiber Technische Optik Vogel Fachbuch 9 Auflage 2002 Seite 39 und 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prismenastrolab amp oldid 237756592