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Almagest altgriechisch ma8hmatikh synta3is mathematike syntaxis arabisch المجسطي DMG al maǧisṭi nennt man eines der Hauptwerke der antiken Astronomie das auf den Gelehrten Claudius Ptolemaus zuruckgeht Das Werk wurde im 2 Jahrhundert n Chr in Alexandria heute Agypten geschrieben das damals zum romischen Kaiserreich unter Hadrian gehorte Ublicherweise wird der Sternkatalog auf das Jahr 137 n Chr datiert 1 2 3 wobei die Teile Bucher des Gesamtwerks verschiedenen Alters sein konnten Der Titel lautete griechisch Mathematike Syntaxis Mathematische Zusammenstellung von ma8hmatikos zum Lernen gehorig wissbegierig da im romischen Reich weiterhin Altgriechisch die lingua franca der Wissenschaft war Darstellung des ptolemaischen Weltsystems 1661 Dieses Buch gilt als umfassendste und kompetenteste Darstellung des astronomischen Systems der griechisch romischen Antike Es ist ein Kompendium also Zusammenstellung verschiedener Komponenten von Wissen in einem umfassenden Werk das wie der Titel sagt Lehrbuch und fur spatere Forschende auch Handbuch sein sollte Es wurde wahrend des gesamten folgenden Millenniums oft kopiert Spatere Abschriften des hoch angesehenen Werkes trugen den Titel Megiste Syntaxis Grosste Zusammenstellung was als al madschisti in die arabischen Ubersetzungen ubernommen wurde und von dort als Almagest in die lateinischen Ubersetzungen und den heutigen Sprachgebrauch uberging 4 Im Gegensatz zu anderen Werken jener Zeit ist der Text des Almagest vollstandig uberliefert Der Almagest beruht auf dem geozentrischen ptolemaischen Weltbild und arbeitet dessen astronomische Details aus Im Gegensatz zum eher physikalisch gepragten Werk Hypotheseis ton planomenon Hypothesen uber die Planeten des Ptolemaus steht im Almagest die mathematische Beschreibung der Bahnen der einzelnen Himmelskorper im Vordergrund Wegen seiner exakten mathematischen Modellierung der Himmelsbewegungen und der dadurch eroffneten Moglichkeit diese recht genau vorauszuberechnen entwickelte er sich zum Standardwerk der mathematischen Astronomie vom 2 bis zum 17 Jahrhundert Aufgrund der thematisch sehr umfassenden und systematisch gegliederten Darstellung verdrangte der Almagest schon sehr fruh alle anderen griechischen astronomischen Schriften Ptolemaus systematisierte darin das gesamte antike Wissen uber die Himmelsobjekte nutzte dabei das hohe Niveau der griechischen Mathematik und bettete sein System in die aristotelische Physik ein Heute gilt das Werk als Hohepunkt und Abschluss der antiken Astronomie Neben dem Werk selbst sind auch antike Kommentare dazu uberliefert insbesondere von Pappos und Theon von Alexandria Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Weltbild 3 Fixsternsphare Sternkatalog 3 1 Aufbau des Sternkatalogs 3 2 Sternbilder im Almagest 3 3 Fehler in den Sternkoordinaten 4 Problematik 5 Uberlieferung 6 Ausgaben und Ubersetzungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie Standardedition ist die von Johan Ludvig Heiberg 1899 5 auf dieser Edition basieren die deutsche Ubersetzung von Manitius 1912 1913 1 in zwei Buchern und die englische Ubersetzung von Gerald J Toomer 1984 wobei letzterer auch Korrekturen aus der mittelalterlichen arabischen Handschriftenuberlieferung berucksichtigt 2 Der Inhalt und Aufbau des Almagest wurde fur mehr als 1500 Jahre fur alle astronomischen Handbucher das Vorbild Wie Euklids Elemente besteht auch der Almagest aus 13 Buchern Buch 1 2 Einfuhrung in das ptolemaische Weltsystem und die mathematischen Hilfssatze Buch 3 Theorie der Sonne Buch 4 5 Theorie des Mondes Buch 6 Mond und Sonnenfinsternisse Buch 7 8 Sterne und Sternkatalog Verzeichnis der Sternbilder Buch 9 13 Theorie der Planeten Saturn Jupiter Mars Venus und Merkur Weltbild BearbeitenAls Vorbesprechung stellt Ptolemaus einige Grundsatze auf Das Himmelsgebaude hat Kugelgestalt und dreht sich wie eine Kugel Ihrer Gestalt nach ist die Erde als Ganzes betrachtet gleichfalls kugelformig Ihrer Lage nach nimmt sie als Zentrum die Mitte des ganzen Himmels ein Ihrer Grosse und Entfernung nach ist sie im Verhaltnis zur Fixsternsphare wie ein Punkt Die Erde vollzieht ihrerseits keinerlei Ortsveranderungen verursachende Bewegungen Die einfachen Vorstellungen von Kugeln und Kreisen standen jedoch nicht im Einklang mit den Beobachtungsdaten Zwei Schwierigkeiten waren auffallig die 1 Ungleichheit Planeten durchlaufen die Bahnstucke mit ungleichmassiger Geschwindigkeit die 2 Ungleichheit Planeten bewegen sich teilweise in die entgegengesetzte Richtung ihre Bewegungen ahneln einer Art Schleife Zur Erklarung dieser Phanomene gab es verschiedene Modelle Ptolemaus ubernahm in seinem Werk die Epizykeltheorie des Apollonios von Perge mit ihren Epizykeln und Deferenten da diese Theorie im Vergleich zum alteren Kugelschalen Modell des Eudoxos von Knidos den Vorteil hatte dass man sie erweitern konnte Epizykeln hoherer Ordnung Von Hipparch von Nicaa hingegen stammt die Idee der exzentrischen Lage des Deferenten Exzentertheorie Wegen der ungleichmassigen Geschwindigkeit benotigte Ptolemaus zusatzlich auch noch einen Ausgleichspunkt den so genannten Aquanten von diesem Punkt aus erschien die Bewegung des Planeten dann wiederum gleichmassig Die Sonnentheorie des Hipparch ubernahm Ptolemaus unverandert war jedoch der Meinung dass dessen Mondtheorie wegen der komplexeren Mondbewegung genauer darzustellen sei Dank der sehr genauen durch eben jenen Hipparch uberlieferten Daten der Mondbewegungen ermittelte Ptolemaus in seiner Mondtheorie Werte die durch Tycho Brahe spurbar verbessert werden konnten Der Almagest enthalt unter anderem auch eine systematische Zusammenfassung der Kunst aus der Messung von Winkeln und Strecken Entfernungen zu messen Triangulation Daraus entwickelte sich spater die Trigonometrie Dreiecksmessung In Buch 1 findet man die beruhmte Sehnentafel einen Vorlaufer unserer trigonometrischen Tafeln von bis 180 in Schritten dies entspricht im Wesentlichen der Sinustafel von bis 90 in Schritten Es folgen weitere Satze der ebenen und spharischen Trigonometrie Auch enthalt der Almagest einen Katalog der Himmelsobjekte Dieses Inventar besteht aus den Angaben zu 1025 Sternen in 48 Sternbildern Dieser Katalog galt die nachsten 15 Jahrhunderte dann auch als stilbildend fur den Aufbau die Fachausdrucke und die Koordinatenangaben aller seiner Nachfolger Fixsternsphare Sternkatalog BearbeitenDer Sternkatalog des Almagest beschreibt die fur den antiken Beobachter unveranderliche Sphare der fest angeordneten Punkte am Nachthimmel Die Bucher 7 und 8 des Almagest widmen sich folgenden Themen Feststellung dass die Lage der Sterne relativ zueinander unveranderlich ist d h die Sterne des Grossen Wagens z B verschieben sich nicht gegeneinander Feststellung dass es aber eine systematische Verschiebung der Sternbilder entlang der Ekliptik gibt d h die Koordinaten der Sterne andern sich systematisch Prazession in zwei Schritten Daraus leitet sich die Notwendigkeit des ekliptikalen Koordinatensystems ab da der Almagest fur die nachste Jahrhunderte gedacht ist und es dem kunftigen Leser moglichst einfach gemacht werden soll die gegebenen Koordinaten in seine eigene Zeit zu transformieren Die zwei Schritte sind Die Jahreshauptpunkte z B Fruhlingspunkt wandern durch den Tierkreis liegen also etwa alle 2000 Jahre in einem anderen Sternzeichen Die Sternbilder des Tierkreises verschieben sich nicht gegenuber den Sternbildern ausserhalb des Tierkreises Ermittlung des Betrags dieser Verschiebung Prazessionskonstante anhand von historischen Sternbedeckungen durch den Mond Sternkatalog geordnet nach Sternbildern diese geordnet nach nordlich der Ekliptik an der Ekliptik sudlich der Ekliptik Anleitung zum Bau eines Globus mit den zuvor genannten Sternkoordinaten Der Globus fungiert als eine Art analoger Computer zur Berechnung der Phanomene z B heliakischer und mathematischer Auf und Untergange Kulminationen etc Beschreibung des Verlaufs der Milchstrasse fur den Globus nbsp Griechische Handschriften zeigen eine tabellarische Gliederung Aufbau des Sternkatalogs Bearbeiten Der Sternkatalog ist als Tabelle angeordnet Nicht nur die griechischen Handschriften Kopien und lateinischen Ubersetzungen machen das so 6 Ptolemaus schreibt expressis verbis dass die Koordinaten als ekliptikale Langen und Breiten angegeben sind die in Spalten angegeben sind so dass dies wohl auch schon immer so gewesen ist Bezeichnend ist dass Ptolemaus sich aufgrund seiner Kenntnis der Prazession fur das ekliptikale Koordinatensystem entscheidet was ihn von allen seinen Vorgangern unterscheidet Hipparchs Himmelsglobus hatte zwar eine eingezeichnete Ekliptik aber die Koordinaten waren aquatorial 7 Da der Sternkatalog von Hipparch nicht im Original uberliefert ist sondern im Almagest Sternkatalog aufging und in der Zeit von 265 Jahren dazwischen stark uberarbeitet wurde 7 8 ist der Almagest Sternkatalog der alteste bei dem uns komplette Tupel von Koordinaten und Helligkeitsangaben uberliefert sind Der Tierkreis hat in der griechischen Antike seit seiner Einfuhrung spatestens bei Eudoxos nicht in erster Linie eine astrologische Funktion sondern eine metrische Individualhoroskope gibt es seit augusteischer Zeit wahrend der Tierkreis in der griechischen mathematischen Astronomie Jahrhunderte fruher eingefuhrt wurde Bereits Hipparch unterschied sauber zwischen Sternbildern Figuren aus Sternen und Sternzeichen den zwolf Abschnitten des Tierkreises 7 Die Sternzeichen d h die zwolf Abschnitte a 30 des Vollkreises der Ekliptik dienen im ekliptikalen Koordinatensystem zur Bezeichnung der Position Beginnend bei Aries Widder werden 30 Aries gezahlt dann 30 Taurus dann 30 Gemini usw Der Punkt den wir heute 98 ekliptikale Lange nennen wurden hiess also bei allen griechischen Astronomen 8 Cancer nbsp Hier soll ein Text stehenAuch im Almagest stimmen Sternbilder und Sternzeichen nicht uberein Die Sternzeichen sind alle gleich lang 30 auf der Ekliptik wahrend die Sternbilder alle unterschiedlich gross sind einander teilweise uberlappen und teilweise Lucken lassen Sternbilder im Almagest Bearbeiten Der Sternkatalog enthalt 48 Sternbilder die unterschiedliche Flachenausdehnung und Sternanzahl besitzen In Buch VIII Kapitel 3 schreibt Ptolemaus zwar dass die Sternbilder auf einem Globus umrissen werden sollen es ist aber unklar wie er das genau meint Sollen umgebende Polygone gezeichnet werden oder die Figuren skizziert werden oder gar Strichfiguren gezeichnet werden Das wird nicht gesagt Obwohl keine Strichfiguren aus der Antike uberliefert sind kann man anhand der Beschreibungen im Sternkatalog die Figuren rekonstruieren Es ist ja genau verzeichnet an welcher Himmelskoordinate Kopf Fusse Arme Flugel und sonstige Korperteile der Figuren liegen 7 Es ist daher moglich die Strichfiguren im modernen Sinn so zu zeichnen dass sie zur Beschreibung im Almagest passen Diese modernen Strichfiguren als Rekonstruktion der historischen Sternbilder des Almagest sind seit 2019 in der freien Planetariumssoftware Stellarium verfugbar Diese Sternbilder bilden die Grundlage fur die modernen Sternbilder die 1930 international festgelegt wurden nbsp Fehlerplot der Sternkoordinaten im Almagest nach Grasshoff 1990 Hoffmann 2017 Fehler in den Sternkoordinaten Bearbeiten nbsp Fehlerplot der Sternkoordinaten im Almagest aus Hoffmann 2017 nach Grasshoff 1990 erganzt um Minimalpolygone Tycho Brahe entdeckte dass die Sternkoordinaten im Almagest einen systematischen Fehler aufweisen Alle sind um ca 1 langs der Ekliptik verschoben 3 woruber sich zahlreiche Astronomen seither den Kopf zerbrachen u a Tycho Brahe selbst Laplace Lalande im 18 Jh Delambre im 19 Jh Bjornbo H Vogt Dreyer zu Beginn des 20 Jh 3 Festgestellt wurde dass die Koordinaten tatsachlich nicht zur Epoche Aquinoktium des Almagest 137 n Chr passen sondern etwa ein Jahrhundert fruher in die Mitte des ersten Jahrhunderts datieren 7 3 Als Erklarungsversuche wurde angeboten dass alle Koordinaten aus hipparchschen Beobachtungen berechnet sind wobei die damals zu ungenau bekannte Prazessionskonstante zu einem Summenfehler fuhrte Delambre 1817 3 dass die Daten in Wahrheit ein Jahrhundert fruher von Menelaos von Alexandria beobachtet worden seien Bjornbo 1901 3 dass die Differenz eine Summe aus verschiedenen Einzelfehlern ist u a Kalibration mit veralteten Sonnendaten Dreyer 1917 9 3 dass das Instrument von Ptolemaus falsch kalibriert war und einen systematischen Offset hatte Vogt 1925 10 Zieht man den systematischen Fehler ab bleiben weitere Fehler ubrig die nicht mit der Prazession erklart werden konnen Von diesen Fehlern finden sich ca 18 bis 20 auch im nur unvollstandig rekonstruierbaren Sternverzeichnis von Hipparch 3 7 Daraus lasst sich schliessen dass eine Untermenge von Sternkoordinaten des Almagest tatsachlich auf Hipparch zuruckgeht 3 nicht aber dass der komplette Sternkatalog einfach nur abgeschrieben sei Vielmehr sind die grossten Fehler Hipparchs im Almagest nicht mehr vorhanden 7 und andererseits hatte Hipparchs Sternverzeichnis einige Sterne die im Almagest ganzlich fehlen 7 Daraus lasst sich schliessen dass Hipparchs Sternkatalog zwar die Grundlage bildet aber nachbeobachtet und uberarbeitet worden ist 7 8 Problematik BearbeitenMit dem epizyklischen Modell liessen sich zwar die Planetenbewegungen im Rahmen damaliger Messgenauigkeit sehr zuverlassig vorausberechnen allerdings um den Preis von Widerspruchen zu den Grundlagen der aristotelischen Physik die Bewegung der Planeten erfolgte nicht mehr um den Weltmittelpunkt wegen exzentrischer Lage des Deferenten und die Gleichformigkeit der Planetenbewegungen war nur durch mathematische Tricks zu gewahrleisten Deshalb sprach man schon sehr fruh von der Rettung der Phanomene Damit war gemeint dass die Astronomie eher als Zweig der Geometrie denn als Zweig der Physik zu sehen sei Sie sei lediglich fur die genaue mathematische Darstellung der Gestirnsbewegungen zustandig Eine fundamentale Kritik am Almagest namlich dass die angegebenen Beobachtungsdaten aus Berechnungen entstanden und als Beobachtungsdaten somit gefalscht waren ubte in den 1970er Jahren der amerikanische Astrophysiker Robert Russell Newton Sein Buch mit dem reisserischen Titel The Crime of Ptolemy machte zwar den Amerikaner popular aber die Idee dass die Koordinaten im Almagest Sternkatalog alter sein konnten als der Almagest kursiert seit ca vierhundert Jahren seit Tycho Brahe feststellte dass sie einen systematischen Fehler haben und an zahlreichen Stellen im Buch wird auf fruhere Astronomen Bezug genommen Die Behauptung eines wissenschaftlichen Vergehens crime von Ptolemaus ist also unberechtigt 3 7 zumal der Almagest als Kompendium selbstverstandlich alteres Wissen kompiliert Es werden darin sowohl babylonische Beobachtungen zitiert als auch altere griechische z B von Timocharis Aristyll Hipparch Agrippa Menelaos von Alexandria Der Ruckgriff auf altere wissenschaftliche Daten ist bis heute eine Methode der Wissenschaft 11 12 Uberlieferung BearbeitenDie altesten erhaltenen griechischen Manuskripte des Almagest sind der Pariser Codex 2389 in der Nationalbibliothek moglicherweise ursprunglich aus der Laurentiana in Florenz und von Katharina von Medici nach Frankreich gebracht und der Codex Vaticanus Graecus 1594 beide aus dem 9 Jahrhundert 13 Der Vatican Codex ist das schonste erhaltene Exemplar und wurde von Heiberg fur seine Ausgabe zugrunde gelegt Es gibt auch Codices aus dem 10 Jahrhundert Codex Venedig 313 und 11 Jahrhundert Laurentiana Pluteus 89 48 Peters und Knobel zahlen 1915 insgesamt 21 Griechische 8 Lateinische und 25 Arabische Codices auf ihre Liste ist aber unvollstandig Unter den arabischen Manuskripten ragt British Museum Reg 16 A VIII heraus 15 16 Jahrhundert von Nasir ad Din at Tusi ehemals im Besitz des turkischen Sultans Die fruheste erhaltene arabische Ubersetzung Bagdad 827 von al Haddschadsch ibn Yusuf ibn Matar und des Byzantiners Elias ist in einem Codex in Leiden Codex Leidensis 399 erhalten Im 9 Jahrhundert wurden viele griechische Schriften bei den Arabern bekannt unter anderem der Almagest Dieser wurde jetzt auch mehrfach ubersetzt und kommentiert So entwickelte er sich zur Grundlage des astronomischen Beobachtens und Rechnens im arabischen Raum Eine fruhe Ubersetzung Ende 8 Jahrhundert ins Syrische und die erste arabische Ubersetzung sind verschollen Die fruheste erhaltene arabische Version stammt von al Haddschadsch ibn Yusuf ibn Matar Die beste Ubersetzung aus der Zeit um 879 bis 890 verdanken wir Ishaq ibn Hunayn dem Sohn des Meisterubersetzers Hunain ibn Ishaq sie wurde von Thabit ibn Qurra uberarbeitet 14 15 Handschriften der beiden Ausgaben sind bis heute erhalten und gelangten im Mittelalter auch ins muslimische Spanien Da man wahrend des Fruhmittelalters im westlichen Europa kaum Zugang zu griechischen Quellen der Antike hatte war hier auch der Almagest unbekannt Obwohl Astronomie Teil des Quadriviums war waren die Kenntnisse auf diesem Gebiet doch eher gering Das anderte sich jedoch mit dem steigenden Interesse an der Astrologie denn dafur waren genaue Daten der Astronomie gefragt In der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts wurden dann endlich mehrere Astronomiewerke zuganglich darunter neben dem von Thabit ibn Qurra und Abu Maʿschar al Balchi Albumasar auch der Almagest Dieser wurde aus dem Arabischen durch Gerhard von Cremona ins Lateinische ubersetzt und war die uberwiegend im lateinischen Mittelalter verwendete Ausgabe Gerhard arbeitete zunachst mit der Haddschadsch Version im Verlauf der Arbeit bekam er die Hunain Thabit Ubersetzung in die Hande worauf er nicht nur die Vorlage wechselte sondern auch die bereits ubersetzten Kapitel anhand dieser exakteren Version uberarbeitete Gerhards Ubersetzung ist wie alle seine Ubersetzungen extrem wortlich 16 Ab Mitte des 13 Jahrhunderts bekam der Almagest in den astronomischen Vorlesungen der Universitaten starke Konkurrenz durch die Theorica planetarum Planetentheorie eine anonyme Abhandlung die wahrscheinlich von einem Lehrer der Pariser Universitat verfasst wurde 17 Die Planetentheorie beschrieb die ptolemaische Grundtheorie fur jeden Planeten und erganzte diese Beschreibung durch weitere Zeichnungen Im Jahr 1451 erstellte der griechische Gelehrte Georg von Trapezunt aus griechischen Quellen eine Ubersetzung ins Lateinische gedruckt in Venedig 1528 bei Giunti die jedoch als unzulanglich kritisiert wurde u a von Kardinal Bessarion Es gab auch schon eine Ubersetzung direkt aus dem Griechischen durch einen anonymen Ubersetzer im 12 Jahrhundert in Sizilien 18 die aber kaum Verbreitung fand vier Handschriften von ihr oder Teilen von ihr sind erhalten Ausserdem ist eine unvollstandige Handschrift einer Ubersetzung vom Arabischen ins Lateinische aus dem fruhen 12 Jahrhundert im Kreuzfahrerstaat Antiochia bekannt 19 Die Astronomen Georg von Peuerbach und dann Regiomontanus arbeiteten an besseren Ubersetzungen starben jedoch fruh Eine Zusammenfassung von Regiomontan der Epitom wurde erst zwanzig Jahre nach seinem Tod gedruckt 1496 als Epytoma Ioa n nis de Mo n te Regio in Almagestu m Ptolomei Dieses Bessarion gewidmete Werk war fur zwei Jahrzehnte eine der wichtigsten Grundlagen der Astronomie auch Copernicus gehorte zu den Besitzern eines Exemplars In einer vollstandigen Lateinischen Fassung erschien der Almagest erst 1515 in Venedig bei Petrus Lichtenstein in der Ubersetzung aus dem Arabischen von Gerhard von Cremona Der Druck der ersten griechischen Originalfassung folgte 1538 in Basel bei Joh Walder die Simon Grynaeus und Joachim Camerarius der Altere nach einer ehemals im Besitz von Regiomontanus befindlichen und spater verlorenen Handschrift anfertigten 20 In Basel erschienen 1543 auch die lateinischen Werke von Regiomontanus und Peuerbach uber den Almagest Ioannis de Monte Regio et Georgii Purbachii Epitome in Cl Ptolomaei magnam compositionem Im selben Jahr erschien in Nurnberg das Werk De Revolutionibus des Nicolaus Copernicus das in der Form an den Almagest anknupfte und dazu fuhrte dass das im Almagest dargestellte geozentrische Weltbild durch das kopernikanische heliozentrische abgelost wurde Die grossten Verfechter des neuen Weltbildes wurden uber ein halbes Jahrhundert spater Galileo Galilei und Johannes Kepler Die Keplerschen Gesetze leiteten dann auch die Entwicklung der modernen Astronomie ein Erasmus Reinhold etwa veroffentlichte 1549 den Almagest als Griechisch Lateinische Gegenuberstellung und 1551 seine Prutenischen Tafeln mit Daten von Copernicus Da bei der mittelalterlichen arabischen und lateinischen Uberlieferung des Almagest und anderer Schriften von Ptolemaus grosser Forschungsbedarf besteht wurde dies Gegenstands eines Projekts der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Ptolemaeus Arabus et Latinus 21 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenJohan Ludvig Heiberg Claudii Ptolemaei opera quae exstant omnia Teubner Leipzig 1 Syntaxis Mathematics 1898 griechische Textausgabe 2 Opera astronomica minora 1903 griechische Textausgabe Nachdruck Teubner Leipzig 1963 2 Bande Ubersetzung von Manitius mit Korrekturen von Otto Neugebauer Karl Heinrich August Manitius Des Claudius Ptolemaus Handbuch der Astronomie Teubner Leipzig 1 1912 deutsche Ubersetzung archive org 2 1913 deutsche Ubersetzung archive org auf Heiberg fussende Ubersetzung ins Deutsche Englische Ubersetzung von Robert Catesby Taliaferro in der Reihe Great Books of the Western World Encyclopedia Britannica 1955 Gerald J Toomer Hrsg Ptolemy s Almagest Translated and Annoted Duckworth London 1984 Neudruck Universitat Princeton Princeton 1998 ISBN 0 691 00260 6 Englische Ubersetzung Literatur BearbeitenChristian H F Peters Edward Ball Knobel Ptolemy s Catalogue of Stars A Revision of the Almagest Washington 1915 Carnegie Institution of Washington Band 86 Gerd Grasshoff The History of Ptolemy s Star Catalogue Springer New York 1990 ISBN 3 540 97181 5 Analyse des im Almagest uberlieferten Sternenkatalogs Paul Kunitzsch Der Almagest Die Syntax mathematica des Claudius Ptolemaus in arabisch lateinischer Uberlieferung Harrassowitz Wiesbaden 1974 ISBN 3 447 01517 9 zugleich Munchen Universitats Habilitationsschrift Paul Kunitzsch Herausgeber Ubersetzer Der Sternkatalog des Almagest Die arabisch mittelalterliche Tradition I Die arabischen Ubersetzungen Harrassowitz Wiesbaden 1986 Olaf Pedersen A Survey of the Almagest Odense University Press Odense 1974 Acta historica scientiarum naturalium et medicinalium Band 30 Detaillierte Erlauterungen zur Astronomie des Almagest Neuauflage von Alexander Jones Springer 2011 Otto Neugebauer A History of Ancient Mathematical Astronomy Springer Berlin Heidelberg New York 1975 Weblinks BearbeitenDer Sternkatalog im Almagest Memento vom 15 November 2007 im Internet Archive Ausgabe 1496 an der Digital Rare Book Collection at the Vienna University Observatory univie ac at Ausgabe 1515 als Digitalisate bei der Bayerischen Staatsbibliothek und an der Uni Wien PDF Ausgabe 1543 als Digitalisat bei Bayerischen Staatsbibliothek Ubersetzung Des Claudius Ptolemaus Handbuch der Astronomie Karl Manitius als Digitalisat im Internet Archive Buch I VI Buch VII XIII Syntaxis Mathematics Griechische Textausgabe von Johan Ludvig Heiberg als Digitalisat im Internet Archive Buch I VI Buch VII XIII Diverse Digitalisate bei Wilbour Hall at Brown University former home to the History of Mathematics Department Paul Kunitzsch Ptolemaus und die Astronomie Der Almagest Akademie Aktuell Bayerische Akademie der Wissenschaften 2013 Heft 3 S 18 23 mit anderen Aufsatzen zu Ptolemaus hier Akademie Aktuell 2013 Nr 3 Ptolemaeus Arabus et Latinus AlmagestEinzelnachweise Bearbeiten a b Manitius Handbuch der Astronomie PDF Warburg Institute abgerufen am 18 November 2021 a b Toomer and Ptolemy Ptolemy s Almagest Princeton New Jersey 1998 ISBN 0 691 21336 4 a b c d e f g h i j Gerd Grasshoff The History of Ptolemy s Star Catalogue Springer New York New York NY 1990 ISBN 1 4612 4468 4 Paul Kunitzsch Der Almagest Die Syntaxis mathematica des Claudius Ptolemaus in arabisch lateinischer Uberlieferung Wiesbaden 1974 S 115 f Heiberg Syntaxis Mathematika PDF Abgerufen am 18 November 2021 Ptolemaios Mathematike Syntaxis In Bayerische Staatsbibliothek Munchener Digitalisierungszentrum 1345 abgerufen am 18 November 2021 altgriechisch a b c d e f g h i j Susanne M Hoffmann Hipparchs Himmelsglobus ein Bindeglied in der babylonisch griechischen Astrometrie Wiesbaden 2017 ISBN 978 3 658 18683 8 a b Hoffmann Susanne M The genesis of Hipparchus celestial globe In Mediterranean Archaeology and Archaeometry Band 18 Athens S 281 287 Dreyer On the origin of Ptolemy s catalogue of stars 1917 abgerufen am 18 November 2021 H Vogt Versuch einer Wiederherstellung vonHipparchs Fixsternverzeichnis In Astronomische Nachrichten Band 224 Nr 2 3 1925 S 17 54 doi 10 1002 asna 19252240202 Steele John M Applied historical astronomy an historical perspective In Journal for the History of Astronomy Band 35 Nr 3 2004 S 337 355 Gudrun Wolfschmidt Susanne M Hoffmann Applied and Computational Historical Astronomy Angewandte und computergestutzte historische Astronomie Proceedings of the Splinter Meeting in the Astronomische Gesellschaft Sept 25 2020 In Nuncius Hamburgensis Beitrage zur Geschichte der Naturwissenschaften 1 Auflage Band 55 tredition Hamburg 2021 ISBN 978 3 347 27104 3 Christian Peters Edward Knobel Ptolemy s Catalogue of Stars A revision of the Almagest Carnegie Institution Washington D C 1915 S 18ff Liste der Manuskripte des Almagest Kunitzsch Der Almagest 1974 S 59 ff Kunitzsch Ptolemaus und die Astronomie der Almagest Akademie Aktuell 03 2013 Bayr Akad Wiss S 18ff Kunitzsch Der Almagest 1974 S 34 und 85f Olaf Pedersen The origins of the Theorica Planetarum In Journal of the History of Astronomy Band 12 1981 S 113 bibcode 1981JHA 12 113P Walter Berschin Griechisch Lateinisches Mittelalter Von Hieronymus zu Nikolaus von Kues Francke 1980 englischer Auszug Dazu C H Haskins Studies in the history of medieval science Cambridge Massachusetts 1924 Kunitzsch Akademie Aktuell 03 2013 S 23 Olaf Pedersen A survey of the Almagest Springer 2011 S 21 Dag Nikolaus Hasse Benno von Dalen David Juste Ptolemaeus Arabus et Latinus Einfuhrung Akademie aktuell 03 2013 Bayerische Akademie der Wissenschaften S 9ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Almagest amp oldid 237831018