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Simon Grynaeus 1493 in Veringendorf als Simon Griner 1 August 1541 in Basel war ein reformierter Theologe Reformator und Humanist Simon Grynaeus Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und fruhe Jahre 2 Karriere als Hochschullehrer und Reformator 3 Verhaltnis zu Erasmus und Tatigkeit in England 4 Herausgeberschaft und Handschriftensuche 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAusbildung und fruhe Jahre BearbeitenSimon Griner wurde 1493 als Sohn des Landwirts Thomas Gruner in Schwaben geboren und besuchte die Lateinschule in Pforzheim mit den Lehrern Nikolaus Gerbel und Georg Simler Hier begann eine lebenslange Freundschaft mit Philipp Melanchthon Ein weiterer Mitschuler war der spatere Berner Reformator Berchtold Haller Am 13 Oktober 1511 immatrikulierte sich Grynaeus an der Universitat Wien und machte dort seinen Magister artium Auch wurde er mit dem Humanisten Joachim Vadian bekannt Anschliessend war er Leiter einer Lateinschule in Buda wo es eine grosse Zahl deutscher Siedler gab Vom konservativen Klerus vertrieben begab sich Grynaeus nach Wittenberg wo er im April 1523 immatrikuliert wurde In Wittenberg bekehrte er sich zum Protestantismus Karriere als Hochschullehrer und Reformator Bearbeiten nbsp Epitaph im Kreuzgang des Basler Munster fur Jakob Meyer zum Hasen Johannes Oekolampad und Simon Grynaeus1524 wurde Grynaeus als Griechischprofessor an die Universitat Heidelberg berufen wo seine reformatorische Einstellung zwar nicht geteilt seine Kenntnisse aber dringend benotigt wurden Als Hermann von dem Busche seine Lateinprofessur verliess bat man Grynaeus auch diese zu ubernehmen In Heidelberg entfernte sich Grynaeus von Martin Luthers Auffassung der Eucharistie und naherte sich der Position Ulrich Zwinglis an unter anderem beeinflusst durch ein Treffen mit Andreas Bodenstein 1524 In Heidelberg befasste er sich auch mit Studien zu Mathematik Astronomie und Musik 1525 disputierte er mit Johannes Brenz uber seine neuen Positionen Wahrend des Reichstages 1529 besuchte er Speyer und erneuerte seine Freundschaft zu Melanchthon Gleichzeitig geriet er mit Johann Fabri aneinander 1529 wurde er vom Basler Stadtrat der von Johannes Oekolampad und dem Burgermeister Jakob Meyer zum Hirzen zu Grynaeus Gunsten beeinflusst wurde 1 als Griechischprofessor an die Universitat geholt spater lehrte er auch Theologie Seit Mitte der zwanziger Jahre hatte er sich nicht nur als Dozent sondern auch in Humanistenkreisen durch erfolgreiche Suche nach alten Handschriften einen Ruf erworben Er arbeitete mit den Verlegern Johann Froben und Johannes Bebel zusammen wurde in seiner Herausgebertatigkeit von dem Humanisten Erasmus von Rotterdam unterstutzt und reiste 1531 auf der Suche nach Handschriften nach England wo er auch Thomas More und andere Humanisten traf nbsp Simon GrynaeusKurz vor dem 25 Juli 1531 nach dem Religionsgesprach mit dem Taufer Hans Pfyster Meyer am 13 Juli 1531 in Bern traf Grynaeus wieder in Basel ein und begann mit seinen Studenten die logischen und wissenschaftlichen Schriften des Aristoteles zu behandeln Noch kurz vor seinem Tod hielt er eine Vorlesung uber das Organon des Aristoteles 1534 verliess Grynaeus Basel mit Genehmigung des Stadtrates der von Herzog Ulrich von Wurttemberg und Ambrosius Blarer darum gebeten worden war damit er sich um die Reform der Universitat Tubingen kummern konne Am 13 Juli 1535 kehrte er nach Basel zuruck Die Einladung von Grynaeus und auch Blarer nach Wurttemberg zeigt das Bemuhen Herzog Ulrichs Zwinglianer und Lutheraner gleichermassen im Lande zu halten Schnell wurde Grynaeus in Tubingen mit einer Kontroverse uber das Abendmahl konfrontiert die er nach dem Vorbild des Strassburger Reformators Martin Bucer im Stil der Irenik und im Dialog zwischen Lutheranern Zwinglianern und Strassburgern beizulegen suchte Nach einem Kolloquium in Tubingen am 28 Mai 1535 gelang ein Kompromiss auf der Grundlage von Luthers Eingabe in Marburg die Zwingli ja abgelehnt hatte Aber die lutherische Partei war grosser sodass allmahlich ganz Wurttemberg lutherisch wurde Ahnlich wie in Wurttemberg war Grynaeus auch in der Schweiz um die Einung der protestantischen Kirchen bemuht Er erarbeitete vermutlich mit Myconius unter Verwendung von Vorarbeiten von Oekolampad die Erste Basler Konfession von 1534 die bis 1871 in Basel in Kraft war Auch an der Zweiten Basler Konfession von 1536 bzw an der Confessio Helvetica Prior war er Mitautor Nach seiner Ruckkehr aus Tubingen profilierte er sich immer mehr als geistiger Leiter der Basler Kirche Oekolampad war 1531 gestorben da Myconius ihn immer ofter zu Rate zog 1536 37 war er Dekan der Philosophischen Fakultat Wahrend des Berner Synodus von 1537 verteidigte Grynaeus die Strassburger Position gegen die Angriffe der Lutheraner und erneuerte seine personliche Beziehung zu Johannes Calvin dem er half seine Ruckkehr nach Genf 1541 vorzubereiten Calvin widmet daraufhin seinen Romerbrief von 1539 Grynaeus Auch die Beziehungen zwischen Altglaubigen und Protestanten lagen ihm am Herzen So vertrat er etwa Basel auf dem Wormser Religionsgesprach 1541 wo seine Geschicklichkeit seinen Ruf weiter forderte In Basel unterstutzte Grynaeus Oswald Myconius in seinen Auseinandersetzungen mit dem Stadtrat und der Universitat die verlangten der Klerus musse akademische Grade vorweisen Grynaeus propagierte die Freiheit der Pastoren von der Obrigkeit womit er erstmals mit seiner Meinung gegen seinen Freund Bonifacius Amerbach stand Schliesslich siegte die Position von Rat und Universitat aber der Konflikt kochte immer wieder hoch Vielleicht war die Wahl Grynaeus zum Rektor der Basler Universitat am 1 Mai 1541 Zeichen der Versohnung von Seiten des Rats und der Universitat 2 Drei Monate nach seiner Wahl zum Rektor starb er allerdings an der Pest die schon 1539 seine Familie betroffen hatte seine Frau erholte sich damals noch einmal von der Krankheit zwei Mitglieder seines Haushalts starben Grynaeus war zweimal verheiratet Seine erste Frau die aus Speyer kam heiratete er in Heidelberg Nach deren Tod heiratete er in zweiter Ehe in Basel 1538 die reiche Witwe Katherine Lompart Sie hatten einen Sohn Samuel Grynaeus 1539 1599 der ebenfalls Professor in Basel wurde Verhaltnis zu Erasmus und Tatigkeit in England BearbeitenSeit seinem Englandaufenthalt hatte das Verhaltnis Grynaeus zu Erasmus stark gelitten Grynaeus verlangte in Anbetracht der Gesundheit und des Alters des Erzbischofs von Canterbury William Warham eine Einmalzahlung einer Summe statt der jahrlichen Zahlungen an Erasmus und als er die Erfolge die er in Ubereinkunft mit Erasmus erzielt hatte aus Sicht von Erasmus sich selbst zu eigen machte verargerte das Erasmus Grynaeus schien sich in insbesondere in theologischen Fragen in England nicht sonderlich taktvoll verhalten zu haben denn nach der offentlichen Kritik von Erasmus kritisierte auch sein englischer Gastgeber Thomas More sein Verhalten Grynaeus Unfahigkeit komplexen Sachverhalten mit Taktgefuhl und Umsicht zu begegnen wird an anderer Stelle auch von seinem Freund Martin Bucer erwahnt Wahrend seines Empfangs bei Heinrich VIII wurde Simon Grynaeus darum gebeten zur Angelegenheit der Scheidung Heinrichs von Katharina von Aragon einer auch politisch brisanten Angelegenheit protestantische Positionen einzuholen Im August 1531 schickte Grynaeus eine erste Sendung von Briefen nach London die die Positionen von Oekolampad Paul Phrygio Wolfgang Capito Zwingli und Bucer enthielt die alle mehr oder weniger moderat des Konigs Anliegen unterstutzten Im Oktober sandte er die Positionen von Melanchthon und Luther hinterher die nicht gar so positiv ausfielen Warum genau Erasmus sich gegen Grynaeus auf einmal so feindselig verhielt ist ungeklart 3 mit der Scheidungsaffare von Heinrich VIII scheint es jedoch nichts zu tun gehabt zu haben Es mag dennoch sein dass Grynaeus anwesend war als Erasmus in Frobens Haus in Basel 1536 starb Darauf weisen Briefe der Strassburger Reformatoren Martin Bucer und Wolfgang Capito an Luther hin 4 Herausgeberschaft und Handschriftensuche Bearbeiten1526 vertraute er einige von ihm aufgespurte Materialien Sebastian Munster an der sie nutzte um die Frobensche Herausgabe der Hebraischen Grammatik des Elias Levitas zu unterstutzen Vor allem im Umfeld der Druckerei Froben erregte Simon Grynaeus Aufsehen als er funf der verloren geglaubten Bucher des Titus Livius Ab urbe condita in der Bibliothek der Abtei Lorsch wiederentdeckte und Froben im September 1526 zukommen liess der sie in seine Liviusausgabe von 1531 aufnahm Grynaeus begann seine Tatigkeit in Basel mit einer Vorlesung uber Aristoteles Rhetorik gleichzeitig versucht er sich an einer Erklarung des Neuen Testaments Erasmus von Rotterdam unterstutzte ihn nach Kraften obwohl sie in theologischen Fragen differierten Grynaeus ubersetzte fur Erasmus einige Chrysostomos Homilien uber den 1 Korintherbrief und half der Frobendruckerei bei der Edition so dass die Ausgabe 1530 in Druck gehen konnte Erasmus verfasste fur Grynaeus griechische Aristotelesausgabe gedruckt im Mai 1531 von Johannes Bebel ein Vorwort 1531 unternahm Grynaeus mit dem Verleger Bebel eine Reise nach England um alte Handschriften aufzuspuren und fur den Druck vorzubereiten Durch die Vorworte und Widmungen an Charles Blount im Livius und John More im Aristoteles von Bebel aber auch Empfehlungsschreiben des Erasmus waren die beiden auf die Reise gut vorbereitet Sie besuchten Freunde des Erasmus in Koln Antwerpen Gent Calais und London Am 6 Juni 1531 traf Grynaeus in London auf Heinrich VIII ausserdem knupfte er Kontakte zu Reginald Pole Thomas Cranmer Thomas More und John Claymond dem Leiter des Corpus Christi College in Oxford Dieser erlaubte Grynaeus eine Anzahl von Handschriften mit nach Basel zu nehmen um sie dort herauszugeben vor allem von Proklus So verlegte er 1531 bei Bebel Schriften von Proklos und widmete sie John Clement Fur seine griechischen Ausgaben der Elemente von Euklid der Editio Princeps des griechischen Textes benutzte er zwei Manuskripte Eines aus Venedig das ihm der dortige franzosische Gesandte Lazare de Baif zur Verfugung gestellt hatte der heutige Codex Marcianus 301 und ein Kodex aus Paris aus dem 16 Jahrhundert den ihm der Arzt und Humanist Jean Ruel zur Verfugung stellte Codex Paris gr 2343 Den Kommentar zu den Elementen von Proklos hatte er von Claymond aus Oxford 5 Grynaeus liess das Werk 1533 bei Jakob Herwegens drucken er widmete es Cuthbert Tunstall 1474 1559 einem Mathematiker und Juristen der spater Bischof von London und Durham werden sollte 1534 folgte eine lateinische Ubersetzung von Bebels Plutarchedition mit Widmung an Cranmer Grynaeus hat daruber nachgedacht Frobens lateinischen Platon 1532 fur den er Ficinos Ubersetzung uberarbeitet hatte Thomas More zu widmen 1534 schliesslich widmete er Johannes Walders griechischen Platon John More dem Sohn von Thomas More obwohl Thomas More da schon nicht mehr Kanzler war Diese und andere von Grynaeus initiierte und vorbereitete Editionen wie Johannes Huttichs bei Herwagen gedruckte Quellensammlung zu Entdeckung der Neuen Welt Novus orbis regionum et insularum 1532 belegen dass Grynaeus posterasmianische Veroffentlichungstendenzen in Basel hin zu mehr wissenschaftlichen und wissenschaftliche Methoden betonenden Veroffentlichungen stark gepragt hat 6 ahnlich wie Melanchthon in Wittenberg Literatur BearbeitenPeter G Bietenholz Simon Grynaeus In Peter G Bietenholz Thomas B Deutscher Hrsg Contemporaries of Erasmus Band 1 University of Toronto Press 1985 S 141 146 Thomas K Kuhn Grynaeus Simon In Historisches Lexikon der Schweiz Conrad Bursian Grynaeus Simon In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 10 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 72 f Kurt Guggisberg Grynaus Simon In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 241 Digitalisat Melchior Adam Vitae Germanorum Theologorum Frankfurt 1620 S 118 ff Biografie zu Simon Grynaeus Realenzyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche Band 7 S 218 Rudolf Thommen Geschichte der Universitat Basel 1532 1632 Basel 1889 S 109 113 Karl Gauss Die Berufung des Simon Grynaeus nach Tubingen 1534 35 In Basler Jahrbuch 1911 S 88 130 Melanchthons Briefwechsel Bd 12 bearb von Heinz Scheible Stuttgart Bad Cannstatt 2005 S 192 f Friedrich Wilhelm Bautz GRYNAUS Simon In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 377 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Simon Grynaeus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Arpad Blazy Der Humanist und Reformator Simon Grynaeus 1493 1541 Einfuhrung in sein Leben und Werk Website der Evangelisch Lutherischen Kirche in Ungarn 3 Marz 2007 Ludwig Griener Wer war Simon Grynaeus Ahnen und Wappen de 10 Marz 2015 Herbert Huber Simon Grynaeus als Wegbereiter Rene Descartes Die Vorrede Simon Grynaeus zur Euklid Ausgabe 1533 und ihre Auswirkungen gavagai de 27 Februar 2004Einzelnachweise Bearbeiten Bietenholz Artikel Simon Grynaeus in Bietenholz Deutscher Hrsg Contemporaries of Erasmus University of Toronto Press 1986 Band 2 S 142 Bietenholz Artikel Simon Grynaeus in Contemporaries of Erasmus Band 1 1985 S 145 Peter G Bietenholz Simon Grynaeus in Peter G Bietenholz Thomas B Deutscher Hrsg Contemporaries of Erasmus Band 1 University of Toronto Press 1985 S 145f Bietenholz loc cit S 146 Thomas Heath The thirteen books of Euclids elements Cambridge 1908 Band 1 S 100 Bietenholz Artikel Grynaeus loc cit S 145Normdaten Person GND 11690240X lobid OGND AKS LCCN nr93004803 VIAF 51739295 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grynaeus SimonKURZBESCHREIBUNG deutscher Humanist und reformierter TheologeGEBURTSDATUM 1493GEBURTSORT VeringendorfSTERBEDATUM 1 August 1541STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Simon Grynaeus amp oldid 232105704