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Bonifacius Amerbach 11 Oktober 1495 in Basel 24 oder 25 April 1562 ebenda war ein Schweizer Jurist Humanist Professor und Komponist In seinem rechtsphilosophischen Denken das die humanistische Rechtsauffassung mitbegrundete rezipierte er die ethischen Vorstellungen der Antike insbesondere das romische Recht Sein differenziertes Verstandnis war ein Vorbild fur die Entwicklung der modernen Naturrechtslehre Die Neuzeit betrachtet ihn als geistigen Erben Erasmus von Rotterdam Bildnis des Bonifacius Amerbach Hans Holbein der Jungere 1519 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenAmerbach entstammte der Basler Familie von humanistisch gebildeten Druckern und Juristen Er war der dritte Sohn des aus Amorbach eingewanderten Johannes Welcker genannt Amerbach und der Barbara Ortenberg der Tochter eines Basler Ratsherrn Ob er bereits Orgelunterricht vor dem Besuch der Lateinschule Schlettstadt erhalten hatte ist nicht gesichert Er kannte allerdings den Organisten und Orgelbauer Hans Tugi um 1460 1519 1508 schrieb er sich an der Artistenfakultat der Universitat Basel ein und horte Musiktheorie Daneben nahm er Musikunterricht bei dem Organisten Johannes Kotter Daraus entstand ein Tabulaturbuch das als Codex Amerbach zu den umfangreichsten Arbeiten des fruhen 16 Jahrhunderts zahlt Ab 1513 setzte Amerbach seine Studien an der Universitat Freiburg im Breisgau fort wo er sich der Rechtswissenschaft zuwandte Bei Ulrich Zasius lernte er die Anfange des praktischen Rechtsverstandnisses kennen das sich von der scholastischen Tradition abzugrenzen und das Rechtswesen zu erneuern begann Hier stand er in freundschaftlicher Verbindung zu Sixt Dietrich und dem Organisten Hans Weck Von 1519 bis 1525 beendete Amerbach schliesslich seine Ausbildung an der Universitat Avignon wo er Schuler von Andreas Alciatus war Sein Studium schloss er mit einer Promotion zum Doktor beider Rechte ab Bereits 1525 wurde er als Professor der Rechtswissenschaft an die Universitat Basel berufen und lehrte bis 1536 romisches Recht Als sich nach der Reformation die Universitat Basel in einer Krise befand die die zeitweilige Schliessung der Hochschule bewirkte war Amerbach einer der Initiatoren ihrer Neueroffnung Er wurde funfmal zum Rektor der Universitat gewahlt und stiftete einen Lehrstuhl fur Aristotelische Ethik Im Jahr 1527 heiratete Amerbach Martha Fuchs die Tochter eines Kaufmanns und Burgermeisters von Neuenburg am Rhein 1533 wurde ihr einziger Sohn Basilius geboren der spater ebenfalls Jurist und Humanist wurde Von 1536 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1548 arbeitete er nur noch in Teilzeit an der Hochschule Bereits 1535 war er zum Stadtsyndikus von Basel ernannt worden im darauf folgenden Jahr wurde er Verwalter der Stiftung des Erasmus von Rotterdam und beriet als Privatgelehrter die Studenten der Universitat Basel Als Rechtsberater stand er im Dienst mehrerer deutscher Stadte und Fursten Amerbach der 1529 die Einfuhrung der Reformation in Basel miterlebte unterstutzte die neuen Ideen zunachst nicht Er verteidigte die katholische Transsubstantiationslehre und beteiligte sich nicht am reformierten Abendmahl 1530 wurde er von der Basler Obrigkeit wegen seines Verhaltens angegriffen musste aber wegen seiner gesellschaftlichen Stellung als Rektor nicht wie viele Gleichgesinnte emigrieren Mit Erasmus von Rotterdam verband ihn eine enge Freundschaft Dessen kritische Haltung gegenuber den als radikal empfundenen Positionen Martin Luthers und Ulrich Zwinglis teilte und unterstutzte er seine eigene Position blieb gemassigt und vermittelnd die sozialen Utopien der Schwarmgeister wie Karlstadt die schliesslich im Bauernkrieg endeten lehnte er ab zugleich kritisierte er die kompromisslose Haltung gegenuber den Bauern und der Tauferbewegung Ab 1533 naherte Amerbach sich der ausgleichenden Position Martin Bucers an Unter dessen Einfluss bekannte er sich schliesslich zur Reformation 1534 trat er auch fur das protestantische Abendmahl ein Als Delegierter und Rechtsgutachter hatte er bereits 1533 an der Strassburger Synode teilgenommen 1540 41 war er zum Wormser Religionsgesprach abgeordnet Werk BearbeitenAmerbach gilt als einer der bedeutendsten Humanisten aus dem Umfeld Erasmus von Rotterdam Er war zu Lebzeiten als bedeutender Rechtsgutachter bekannt Zwar verfasste er keine juristischen Schriften er ist aber wegen seines umfangreichen Nachlasses eine der durch Quellen am besten dokumentierte Personlichkeiten seiner Zeit Seinen musikalischen Neigungen ging er nur wahrend seiner Studienzeit nach Seinem humanistisch orientierten Bildungsideal folgend wandte er sich eher der praktischen Musikausubung zu als der zu seiner Zeit spekulativ verstandenen Theorie Er hinterliess die zwischen 1513 und 1532 niedergeschriebenen Stucke des Codex Amerbach der Intavolierungen und polyphone Choralbearbeitungen aller im 16 Jahrhundert gepflegten musikalischen Gattungen enthalt Praludien und Tanzsatze von Kotter Weck und Hans Buchner lateinische Motetten franzosische Chansons und deutsche Liedsatze nach originalen Vokalwerken von Heinrich Isaac Paul Hofhaimer Josquin Desprez Alexander Agricola Dietrich Pierre Moulu und anonymen Komponisten Dazu kommen vereinzelte Liedsatze aus der Jugendzeit u a 1510 entstandene Liedsatze nach Isaac und Ludwig Senfl einige 1520 21 in Avignon verfasste Lautentabulaturen sowie zahlreiche Werke fur Orgel und Clavichord Amerbach unterhielt in seinem Kleinbasler Haus eine Sammlung die Noten und Musikinstrumente Kunstgegenstande und eine Bibliothek enthielt sie befindet sich zusammen mit dem Erasmus Nachlass seit seinem Tod im so genannten Amerbach Kabinett das sein Sohn Basilius begrundet hatte und das nach einem langen Rechtsstreit 1662 von der Stadt Basel und der Universitatsbibliothek erworben wurde Seine Korrespondenz die zu den aufschlussreichsten Zeitdokumenten der Reformationsepoche gehort wurde zwischen 1942 und 1995 veroffentlicht Sie umfasst deutsche franzosische und italienische lateinische und altgriechische Briefe die als wichtige Quelle zur Personen und Rechtsgeschichte des 16 Jahrhunderts sowie fur die Entwicklung des Humanismus der Reformation und des Bildungswesens dienen Schriften BearbeitenHans Joachim Marx Die Tabulaturen aus dem Besitz des Basler Humanisten Bonifacius Amerbach In Tabulaturen des XVI Jahrhunderts Barenreiter Basel 1967 Faksimileausgabe Schweizerische Musikdenkmaler VI Literatur BearbeitenDie Amerbachkorrespondenz bearbeitet und herausgegeben im Auftrag der Kommission fur die Offentliche Bibliothek der Universitat Basel von Alfred Hartmann ab Bd 6 auf Grund des von Alfred Hartmann gesammelten Materials bearbeitet und herausgegeben von Beat Rudolf Jenny u a Bd 1 11 Verlag der Universitatsbibliothek Basel 1942 2010 ISBN 978 3 7965 1846 1 ISBN 978 3 7965 1037 3 Ronny Baier Amerbach Bonifacius In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 22 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 133 2 Sp 17 20 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Theophil Burckhardt Biedermann Bonifacius Amerbach und die Reformation Reich Basel 1894 Hans Rudolf Hagemann Die Rechtsgutachten des Bonifacius Amerbach Helbing amp Lichtenhahn Basel 1997 ISBN 3 7190 1542 4 Alfred Hartmann Amerbach Bonifacius In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 247 Digitalisat Holger Jacob Friesen Beat R Jenny und Christian Muller Hrsg Bonifacius Amerbach Zum 500 Geburtstag des Basler Juristen und Erben des Erasmus von Rotterdam Schwabe Basel 1995 ISBN 3 7965 1008 6 Guido Kisch Humanismus und Jurisprudenz Der Kampf zwischen mos italicus und mos gallicus an der Universitat Basel Basel 1955 Guido Kisch Bonifacius Amerbach Basel 1962 Gedenkrede zum 400 Todestag Elisabeth Landolt Kabinettstucke der Amerbach im Historischen Museum Basel Objets choisis de la Collection Amerbach Merian Basel 1984 ISBN 3 85616 020 5 Schriften des Historischen Museums Basel Bd 8 Wilhelm Merian Bonifacius Amerbach und Hans Kotter In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 16 1917 S 140 206 e periodica ch Beat von Scarpatetti Amerbach Bonifacius In Historisches Lexikon der Schweiz Christian Muller Die Bildnisse des Basler Juristen und Erben des Erasmus von Rotterdam In Basler Stadtbuch 1995 S 46 48 Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Bonifacius Amerbach im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Bonifacius Amerbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Bonifacius Amerbach in der Deutschen Digitalen Bibliothek Website des Historischen Seminars Basel zur Geschichte der Universitat entstanden zum 550 Jubilaum der Uni BaselNormdaten Person GND 118502522 lobid OGND AKS LCCN n86097001 VIAF 34528701 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Amerbach BonifaciusALTERNATIVNAMEN Amerbach Bonifazius Amerbachius latinisiert KURZBESCHREIBUNG schweizerischer Jurist Komponist und HumanistGEBURTSDATUM 11 Oktober 1495GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 24 April 1562 oder 25 April 1562STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bonifacius Amerbach amp oldid 238161562