www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Hypatia Begriffsklarung aufgefuhrt Hypatia auch Hypatia von Alexandria griechisch Ὑpatia Hypatia um 355 in Alexandria Marz 415 oder Marz 416 in Alexandria war eine griechische spatantike Mathematikerin Astronomin und Philosophin Von ihren Werken ist nichts erhalten geblieben Einzelheiten ihrer Lehre sind nicht bekannt Sie unterrichtete offentlich und vertrat einen vermutlich mit kynischem Gedankengut angereicherten Neuplatonismus Als Vertreterin einer nichtchristlichen philosophischen Tradition gehorte sie im uberwiegend christlichen Alexandria der bedrangten paganen Minderheit an Dennoch konnte sie lange unangefochten lehren und erfreute sich hohen Ansehens Schliesslich wurde sie aber das Opfer eines politischen Machtkampfs in dem der Kirchenlehrer Kyrill von Alexandria religiose Gegensatze instrumentalisierte Ein aufgehetzter Mob aus christlichen Laienbrudern und Monchen Parabolani 1 brachte sie schliesslich in eine Kirche und ermordete sie dort Der Leichnam wurde zerstuckelt Frontispiz und Titelblatt von John Tolands antikatholischem Traktat Hypatia Or the History of a most beautiful most vertuous most learned and every way accomplish d LadyDer Nachwelt blieb Hypatia hauptsachlich wegen der spektakularen Umstande ihrer Ermordung in Erinnerung Seit dem 18 Jahrhundert wird der Fall von Heidenverfolgung oft von Kritikern der Kirche als Beispiel fur Intoleranz und Wissenschaftsfeindlichkeit angefuhrt Aus feministischer Sicht erscheint die Philosophin als fruhe mit uberlegenem Wissen ausgestattete Vertreterin einer emanzipierten Weiblichkeit und als Opfer einer frauenfeindlichen Haltung ihrer Gegner Moderne nichtwissenschaftliche Darstellungen und belletristische Bearbeitungen des Stoffs zeichnen ein Bild das die sparliche antike Uberlieferung ausschmuckt und teils stark abwandelt Schon vor Hypatia gab es eine Frau die nach dem Zeugnis von Pappos in Alexandria Mathematik lehrte Pandrosion Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Leben 3 Tod 3 1 Vorgeschichte 3 2 Ermordung 4 Werke und Lehre 5 Rezeption 5 1 Antike und Mittelalter 5 2 Fruhe Neuzeit 5 3 Moderne 5 3 1 Altertumswissenschaftliche Forschung und Feminismus 5 3 2 Belletristik Musik bildende Kunst und Film 5 3 3 Benennungen 6 Quellensammlung 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenQuellen BearbeitenUber Hypatias Leben und Werk liegen nur sparliche Nachrichten vor Die wichtigsten Quellen sind sieben an Hypatia gerichtete Briefe des Neuplatonikers Synesios von Kyrene der sie ausserdem in weiteren Briefen und in seiner Abhandlung Uber das Geschenk erwahnt Als Schuler und Freund Hypatias war Synesios sehr gut informiert Da er am Neuplatonismus festhielt aber zugleich Christ war und sogar Bischof von Ptolemais wurde ist seine Sichtweise relativ wenig von Parteinahme in den religiosen Konflikten gepragt die Kirchengeschichte des Sokrates von Konstantinopel Sokrates Scholastikos der ein jungerer Zeitgenosse Hypatias war Ungeachtet des religiosen Gegensatzes schildert Sokrates die Philosophin respektvoll und verurteilt ihre Ermordung nachdrucklich als unchristliche Tat Auf seinen Angaben fussen die meisten Darstellungen spaterer byzantinischer Geschichtsschreiber die aber die Vorgange zum Teil anders bewerten als Sokrates die nur fragmentarisch erhaltene Philosophische Geschichte des Neuplatonikers Damaskios die im Zeitraum 517 526 entstanden ist Damaskios war ein entschiedener Anhanger der alten Religion und Gegner des Christentums Gleichwohl neigte er zu kritischen Urteilen uber die Kompetenz von neuplatonischen Philosophen die seinen eigenen Massstaben nicht genugten und auch seine Bemerkungen uber Hypatia lassen eine abwertende Haltung erkennen die Chronik des agyptischen Bischofs Johannes von Nikiu Johannes der im 7 Jahrhundert schreibt also aus grosser zeitlicher Distanz berichtet billigt Hypatias Ermordung und ergreift vorbehaltlos fur ihre radikalen Gegner Partei der Hypatia gewidmete Artikel in der Suda einer byzantinischen Enzyklopadie des 10 Jahrhunderts 2 Dort sind Angaben unterschiedlicher Herkunft und Qualitat unkritisch aneinandergereiht Der Verfasser des Suda Artikels verwertete Nachrichtenmaterial aus der Philosophischen Geschichte des Damaskios und wahrscheinlich auch aus einer weiteren spatantiken Quelle der von Hesychios von Milet angelegten Sammlung von Literaten Biographien die heute bis auf Fragmente verloren ist In seiner Darstellung ist legendenhafte Ausschmuckung erkennbar Leben BearbeitenHypatias Vater war der Astronom und Mathematiker Theon von Alexandria der letzte namentlich bekannte Wissenschaftler im Museion von Alexandria einer beruhmten staatlich finanzierten Forschungsstatte 3 Das Geburtsjahr von Hypatia wird zwischen etwa 350 und 370 n Chr datiert der Chronist Johannes Malalas nennt sie zwar eine alte Frau doch ist die Aussage spat und unzuverlassig 4 Sie scheint das ganze Leben in ihrer Heimatstadt Alexandria verbracht zu haben Bei ihrem Vater erhielt sie eine mathematische und astronomische Ausbildung Spater beteiligte sie sich an seiner astronomischen Arbeit Wer ihr Philosophielehrer war ist unbekannt einer Forschungshypothese zufolge kommt Antoninos ein Sohn der Philosophin Sosipatra in Betracht 5 Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung begann sie selbst Mathematik und Philosophie zu unterrichten Nach Angaben der Suda verband sie rhetorische Begabung mit einer umsichtigen durchdachten Vorgehensweise Sokrates von Konstantinopel berichtet von uberall seien Horer zu ihr gekommen Manche ihrer Schuler waren Christen Der beruhmteste von ihnen war Synesios der im letzten Jahrzehnt des 4 Jahrhunderts bei ihr sowohl Philosophie als auch Astronomie studierte Damaskios berichtet Hypatia habe den Philosophenmantel tribōn getragen und sei in der Stadt unterwegs gewesen um offentlich zu unterrichten und allen die sie horen wollten die Lehren Platons oder Aristoteles oder auch jedes beliebigen anderen Philosophen auszulegen Wie diese Nachricht zu deuten ist ist in der Forschung umstritten Jedenfalls stutzt sie nicht die Ansicht Hypatia habe einen aus offentlichen Mitteln finanzierten Lehrstuhl innegehabt dafur gibt es keinen Beleg 6 Etienne Evrard interpretiert die Formulierung des Damaskios im Sinne eines Unterrichts auf offener Strasse 7 Die uberlieferte Darstellung von Hypatias Lehrweise ruckt die Philosophin ausserlich in die Nahe des Kynismus ebenso wie der Hinweis auf ihren Philosophenmantel ein Kleidungsstuck das man mit Kynikern zu assoziieren pflegte Damaskios lasst durchblicken dass er Hypatias offentliches Auftreten missbilligte Er war der Meinung dass Philosophieunterricht nicht in der Offentlichkeit und nicht jedem sondern nur entsprechend qualifizierten Schulern erteilt werden sollte 8 Moglicherweise hat er bei seiner Darstellung von Hypatias Tatigkeit karikierend ubertrieben Jedenfalls kann man seinen Worten entnehmen dass sie philosophische Themen die man sonst in geschlossenem Kreis unter einschlagig Gebildeten zu erortern pflegte einer relativ breiten Offentlichkeit unterbreitete In diese Richtung weist auch eine in der Suda uberlieferte Anekdote wonach sie einem in sie verliebten Schuler ihr Menstruationsblut als Symbol fur die Unreinheit der materiellen Welt zeigte um ihm die Fragwurdigkeit seines sexuellen Begehrens drastisch vor Augen zu fuhren Die Geringschatzung des Korpers und der korperlichen Bedurfnisse war ein Merkmal der neuplatonischen Weltsicht Wenn auch die Anekdote moglicherweise erst im Zuge der Legendenbildung entstanden ist mag sie einen wahren Kern haben jedenfalls war Hypatia dafur bekannt vor einem bewusst provozierenden Verhalten nicht zuruckzuschrecken Dies ist ebenfalls ein Indiz fur ein kynisches Element in ihrer philosophischen Haltung Kyniker pflegten kalkuliert zu schockieren um Erkenntnisse herbeizufuhren 9 Neben dem Lehrstoff den Hypatia der Offentlichkeit vermittelte gab es auch Geheimlehren die einem engeren Schulerkreis vorbehalten bleiben sollten Dies ist aus der Korrespondenz des Synesios ersichtlich der gegenuber seinem Freund und Mitschuler Herkulianos mehrfach an das Gebot der Verschwiegenheit echemythia erinnert und Herkulianos vorwirft sich nicht daran gehalten zu haben Dabei verweist Synesios auf das Schweigegebot bei den Pythagoreern die Vermittlung von Geheimwissen an unqualifizierte Personen fuhre dazu dass solche eitlen und verstandnislosen Horer ihrerseits das Vernommene in verzerrter Form weitergaben was letztlich eine Diskreditierung der Philosophie in der Offentlichkeit bewirke 10 Sokrates von Konstantinopel schreibt Hypatia sei in der Umgebung hoher Beamter aufgetreten Sicher ist dass sie zum Umkreis des romischen Prafekten Orestes gehorte Hypatia blieb ihr ganzes Leben unverheiratet Die Angabe in der Suda sie habe sich mit einem Philosophen namens Isidoros vermahlt ist auf einen Irrtum zuruckzufuhren Damaskios erwahnt ihre aussergewohnliche Schonheit Im Rahmen ihrer naturwissenschaftlichen Arbeit befasste sich Hypatia auch mit Messgeraten Dies ist aus der brieflichen Bitte des Synesios ersichtlich sie moge ihm ein Hydroskop schicken womit offenbar ein Araometer gemeint war 11 Ob das Instrument zur Erfassung und Beschreibung der Himmelskorperbewegungen das Synesios bauen liess nach Anweisungen Hypatias konstruiert wurde ist in der Forschung umstritten 12 Tod BearbeitenHypatia wurde im Marz 415 oder im Marz 416 ermordet 13 Die Vorgeschichte bildete ein primar politischer und personlicher Konflikt mit religiosen Aspekten mit dem sie wohl ursprunglich nichts zu tun hatte Vorgeschichte Bearbeiten nbsp Theophilos steht triumphierend auf dem Serapeum spatantike Buchillustration Schon in der zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts war es in Alexandria zu starken Spannungen zwischen Teilen der christlichen Bevolkerungsmehrheit und Anhangern der alten Kulte gekommen die zu gewalttatigen Ausschreitungen mit Todesopfern fuhrten Im Lauf dieser Auseinandersetzungen wurde die Minderheit zunehmend zuruckgedrangt Der Patriarch Theophilos von Alexandria liess Kultstatten zerstoren insbesondere das beruhmte Serapeum doch der pagane Unterrichtsbetrieb wurde wenn uberhaupt nur vorubergehend beeintrachtigt 14 Die religios philosophische Weltanschauung der Gebildeten die an der alten Religion festhielten war ein synkretistischer Neuplatonismus der auch Teile des Aristotelismus und stoische Gedanken in sein Weltbild integrierte Diese paganen Neuplatoniker versuchten die Verschiedenheiten der uberlieferten philosophischen Systeme durch eine stimmige Synthese der philosophischen Traditionen zu uberbrucken und erstrebten damit eine einheitliche Lehre als philosophische und religiose Wahrheit schlechthin Von der Synthese ausgenommen war nur der Epikureismus den die Neuplatoniker insgesamt verwarfen und nicht als legitime Variante der griechischen Philosophie betrachteten Zwischen dem paganen Neuplatonismus und dem Christentum bestand ein schwer uberbruckbarer inhaltlicher Gegensatz Nur Synesios der zugleich Christ und Neuplatoniker war versuchte eine Harmonisierung In Konfliktfragen gab er aber letztlich der platonischen Philosophie gegenuber den Glaubenslehren den Vorzug Die religios orientierten nichtchristlichen Platoniker welche die geistige Basis fur einen Fortbestand paganer Religiositat in gebildeten Kreisen schufen erschienen den Christen als prominente und hartnackige Gegner Zu Opfern von Verfolgung und Vertreibung wurden Personen aus diesem paganen Milieu aber nicht wegen ihres Festhaltens an ihrem religios philosophischen Weltbild etwa bei der Vermittlung herkommlicher Bildungsinhalte an Schuler sondern wegen ihrer Kultpraxis 15 Seit Iamblichos von Chalkis schatzten und praktizierten viele Neuplatoniker die Theurgie eine rituelle Kontaktaufnahme mit den Gottern zum Zweck des Zusammenwirkens mit ihnen Aus christlicher Sicht war das Zauberei Gotzenkult und Beschworung teuflischer Damonen Radikale Christen waren nicht bereit solche Praktiken zu dulden zumal sie davon ausgingen dass es sich um einen boswilligen Einsatz von Zauberkraften handle Neben den Konflikten zwischen paganen und christlichen Einwohnern von Alexandria gab es zugleich auch unter den Christen schwere Zerwurfnisse zwischen Anhangern unterschiedlicher theologischer Richtungen sowie Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen Damit vermischten sich politische Gegensatze sowie Machtkampfe zu deren Hintergrund auch personliche Feindschaften gehorten nbsp Kyrill von Alexandria Ikone Den Ausgangspunkt der Ereignisse die schliesslich zu Hypatias Tod fuhrten bildeten handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen die eskalierten und zahlreiche Todesopfer forderten Der Patriarch Kyrill von Alexandria der seit Oktober 412 amtierte war der Neffe und Nachfolger des Theophilos dessen Kurs religioser Militanz er fortsetzte Kyrill profilierte sich zu Beginn seiner Amtszeit als radikaler Gegner der Juden Ein in seinem Sinne tatiger Agitator namens Hierax schurte den religiosen Hass Als er bei einer Veranstaltung des Prafekten Orestes im Theater auftauchte beschuldigten ihn die anwesenden Juden er sei nur gekommen um einen Aufruhr anzuzetteln Orestes der zwar Christ war aber als oberster Reprasentant der Staatsmacht fur den inneren Frieden zu sorgen hatte liess Hierax festnehmen und sogleich offentlich unter der Folter befragen Daraufhin bedrohte Kyrill die Anfuhrer der Juden Nach einem nachtlichen Angriff der Juden die dabei viele Christen getotet hatten organisierte Kyrill einen umfassenden Gegenschlag Seine Anhanger zerstorten die Synagogen und plunderten die Hauser der Juden Judische Einwohner wurden enteignet und aus der Stadt vertrieben 16 Die Behauptung des Sokrates von Konstantinopel es seien samtliche in Alexandria lebenden Juden betroffen gewesen scheint allerdings ubertrieben zu sein Es gab auch spater eine judische Gemeinde in Alexandria Ein Teil der Vertriebenen kehrte zuruck Johannes von Nikiu der die Vorgange aus der Sicht der Parteiganger des Patriarchen schildert beschuldigt Orestes der Parteinahme fur die Juden Diese seien bereit gewesen Christen anzugreifen und zu massakrieren weil sie sich auf die Unterstutzung des Prafekten hatten verlassen konnen 17 Das eigenmachtige Vorgehen des Patriarchen gegen die Juden forderte die Autoritat des Prafekten heraus zumal Angriffe auf Synagogen gesetzlich verboten waren Es kam zu einem erbitterten Machtkampf zwischen den beiden Mannern den hochsten Reprasentanten des Staates und der Kirche in Alexandria Dabei stutzte sich Kyrill auf seine Miliz die Parabolani Zur Verstarkung seiner Anhanger trafen rund funfhundert gewaltbereite Monche aus der Wuste ein Zu diesen militanten Monchen hatte Kyrill ausgezeichnete Beziehungen da er fruher einige Jahre unter ihnen gelebt hatte Im Milieu der teils analphabetischen Monche herrschte eine bildungsfeindliche Einstellung und radikale Intoleranz gegenuber allem Nichtchristlichen sie hatten schon den Patriarchen Theophilos bei der Verfolgung religioser Minderheiten tatkraftig unterstutzt Die Parteiganger des Patriarchen behaupteten der Prafekt schutze Gegner des Christentums weil er mit ihnen sympathisiere und selbst insgeheim ein Heide sei Die fanatisierten Monche traten dem Prafekten als er in der Stadt unterwegs war offen entgegen und forderten ihn mit Beschimpfungen heraus Ein Monch namens Ammonios verletzte Orestes durch einen Steinwurf am Kopf Darauf ergriffen fast alle Begleiter des Prafekten die Flucht sodass er in eine lebensgefahrliche Lage geriet Seine Rettung verdankte er herbeieilenden Burgern welche die Monche verjagten und Ammonios ergriffen Der Gefangene wurde verhort und starb unter der Folter Daraufhin lobte Kyrill offentlich den Mut des Ammonios verlieh ihm den Namen der Bewundernswerte und wollte fur ihn einen Martyrerkult einfuhren Damit fand er aber bei der christlichen Offentlichkeit kaum Anklang da der tatsachliche Hergang der Auseinandersetzung allzu bekannt war 18 Ermordung Bearbeiten Nun entschied sich Kyrill oder jemand aus seinem Umkreis fur ein Vorgehen gegen Hypatia die sich als Angriffsziel eignete da sie eine profilierte pagane Personlichkeit im engeren Umkreis des Prafekten war Nach dem Bericht des Sokrates von Konstantinopel der glaubwurdigsten Quelle wurde das Gerucht verbreitet dass Hypatia als Beraterin des Orestes diesen zu einer unnachgiebigen Haltung ermutige und damit eine Versohnung zwischen der geistlichen und der weltlichen Gewalt in der Stadt hintertreibe Hierdurch aufgestachelt versammelte sich eine Schar christlicher Fanatiker unter der Fuhrung eines gewissen Petros der in der Kirche den Rang eines Lektors innehatte und lauerte Hypatia auf Die Christen bemachtigten sich der alten Philosophin brachten sie in die Kirche Kaisarion den ehemaligen Tempel Caesarium zogen sie dort nackt aus und toteten sie mit Scherben eine andere Bedeutung des in diesem Zusammenhang gebrauchten Wortes ostraka ist Dachziegel Dann rissen sie den Leichnam in Stucke brachten seine Teile an einen Ort namens Kinaron und verbrannten sie dort 19 Johannes von Nikiu prasentiert eine Version die hinsichtlich des Ablaufs mit der des Sokrates weitgehend ubereinstimmt und nur im Detail etwas abweicht Nach seiner Darstellung wurde Hypatia zwar in die Kirche Kaisarion gebracht aber nicht dort getotet sondern nackt in den Strassen der Stadt zu Tode geschleift Die Folge sei eine Solidarisierung der christlichen Bevolkerung mit dem Patriarchen gewesen da er nunmehr den letzten Rest des Heidentums in der Stadt vertilgt habe Johannes von Nikiu dessen Bericht wohl die offizielle Position der Kirche von Alexandria wiedergibt rechtfertigt den Mord mit der Behauptung Hypatia habe den Prafekten und die Stadtbevolkerung mittels satanischer Zauberei verfuhrt Unter ihrem Einfluss habe der Prafekt nicht mehr am Gottesdienst teilgenommen Den Lektor Petros den unmittelbaren Anstifter zum Mord beschreibt Johannes als vorbildlichen Christen 20 Kaum glaubwurdig ist die Schilderung der Vorgeschichte bei Damaskios der behauptet Kyrill habe als er zufallig am Hause Hypatias vorbeigefahren sei eine Menschenmenge bemerkt die sich davor versammelt hatte und daraufhin aus Neid auf Hypatias Popularitat beschlossen sie zu beseitigen 21 Fur Orestes bedeutete der Mord eine spektakulare Niederlage und er busste viel Ansehen in der Stadt ein da er weder die mit ihm befreundete Philosophin schutzen noch die Tater bestrafen konnte Zwar wurde gegen die Morder Klage erhoben doch ohne Folgen Damaskios behauptet Richter und Zeugen seien bestochen worden Eine Gesandtschaft des Patriarchen begab sich nach Konstantinopel an den Hof des ostromischen Kaisers Theodosius II um dort die Ereignisse aus der Sicht Kyrills zu schildern Etwas spater jedoch anderthalb Jahre nach Hypatias Tod konnten die Gegner des Patriarchen ihm einen schweren Schlag versetzen denn es gelang ihnen sich in Konstantinopel durchzusetzen Kaiserliche Verordnungen vom September und Oktober 416 legten fest dass kunftig Gesandtschaften an den Kaiser unter Umgehung des Prafekten nicht mehr erlaubt seien und dass die Miliz des Patriarchen verkleinert und fortan der Kontrolle des Prafekten unterstellt werde Demnach verlor diese Truppe den Charakter einer Miliz die der Patriarch nach Belieben verwenden und sogar gegen den Prafekten einsetzen konnte Diese kaiserlichen Massnahmen hatten allerdings nicht lange Bestand schon 418 konnte Kyrill die Befehlsgewalt uber seine Miliz zuruckgewinnen 22 Seit langem umstritten ist die Frage ob der Patriarch Kyrill den Mord angestiftet oder zumindest gebilligt hat Eine eindeutige Klarung ist kaum moglich Jedenfalls ist davon auszugehen dass die Tater annehmen konnten im Sinne des Patriarchen zu handeln Edward Watts bezweifelt dass Petros den Tod Hypatias geplant hatte Watts weist darauf hin dass es in der Spatantike des Ofteren zu Konfrontationen zwischen prominenten Personlichkeiten und einem aufgebrachten Mob kam dieser aber selten eine Totungsabsicht verfolgte Selbst in Alexandria wo es ofters zu Unruhen kam waren gezielte Totungen eher selten im 4 und 5 Jahrhundert war es zweimal dazu gekommen und beide Male 361 und 457 waren die Opfer unbeliebte Bischofe Es ist auch moglich dass Petros die alte Philosophin einschuchtern wollte damit sie sich von ihrer beratenden Rolle Orestes gegenuber zuruckzog die Situation dann jedoch ausser Kontrolle geriet 23 Werke und Lehre BearbeitenDie Darstellung des Damaskios dass Hypatia sowohl die Schriften Platons als auch die des Aristoteles auslegte und uberhaupt uber jeden beliebigen Philosophen dozierte weist sie als Vertreterin des zu ihrer Zeit vorherrschenden Synkretismus aus Man ging von einer in den Grundzugen einheitlichen Lehre aller damals als serios geltenden philosophischen Richtungen aus Die verschiedenen Richtungen ausgenommen der verachtete Epikureismus wurden unter dem Dach des Neuplatonismus zusammengefuhrt Dass Hypatia Neuplatonikerin war wird in der neueren Forschung nicht mehr bezweifelt Sokrates von Konstantinopel stellt ausdrucklich fest sie habe der Schule angehort die Plotin begrundet hatte und dies war die neuplatonische Die Hypothese von John M Rist wonach Hypatia eine vor neuplatonische an den Mittelplatonismus anknupfende Philosophie vertrat hat sich nicht durchgesetzt 24 Die Frage welcher Richtung des Neuplatonismus Hypatia angehorte wird in der Forschung unterschiedlich beantwortet Da die Quellen nichts uberliefern sind nur hypothetische Uberlegungen moglich Einer Vermutung zufolge stellte sich die Philosophin in die Tradition des Iamblichos und betrieb dementsprechend Theurgie Nach der gegenteiligen Meinung zahlte sie eher zur Richtung von Plotin und Porphyrios die eine Erlosung der Seele aus eigener Kraft durch geistiges Erkenntnisstreben postulierte 25 In der Suda werden ihr mehrere Werke alle mathematischen oder astronomischen Inhalts zugeschrieben ein Kommentar zur Arithmetik des Diophantos von Alexandria ein Kommentar zu den Kegelschnitten des Apollonios von Perge und eine Schrift mit dem Titel Astronomischer Kanon oder Zum astronomischen Kanon Unklar ist ob das letztgenannte Werk ein Kommentar zu den Handlichen Tafeln des Astronomen Ptolemaios war wie meist angenommen wird oder ein eigenes Tafelwerk Hypatias 26 Diese Schriften sind wohl fruh untergegangen da sie sonst nirgends erwahnt werden Es ist keine einzige konkrete mathematische naturwissenschaftliche oder philosophische Aussage uberliefert die Hypatia mit Sicherheit zugeschrieben werden kann Allerdings hat ihr Vater Theon in der altesten Handschrift des von ihm verfassten Kommentars zu Ptolemaios Almagest bei der Uberschrift zum dritten Buch angemerkt es handle sich um eine von der Philosophin Hypatia meiner Tochter durchgesehene Fassung Unklar ist ob damit gemeint ist dass sie den Text der Almagest Handschrift die Theon fur die Erstellung seines Kommentars verwendete auf Fehler durchgesehen hat oder ob sie korrigierend in den Text von Theons Kommentar eingegriffen hat 27 Im Kommentar sind Spuren einer Uberarbeitung erkennbar die moglicherweise anzeigen dass sie wirklich an diesem Werk ihres Vaters beteiligt war Allerdings kann es sich dabei auch um Eingriffe eines anderen vielleicht wesentlich spateren Bearbeiters handeln Vermutungen uber sonstige Werke die Hypatia verfasst haben konnte sind spekulativ ebenso wie Versuche in den uberlieferten Texten der Arithmetik des Diophantos und anderer Werke Spuren ihrer kommentierenden oder bearbeitenden Tatigkeit zu finden 28 Rezeption BearbeitenAntike und Mittelalter Bearbeiten Schon zu ihren Lebzeiten genoss Hypatia einen legendaren Ruf Synesios ruhmte sie uberschwanglich und erwahnte in einem an sie gerichteten Brief ihren grossen Einfluss der sie zu einem gewichtigen Faktor im offentlichen Leben mache Sokrates Scholastikos schrieb in seiner Kirchengeschichte sie habe die Philosophen ihrer Zeit ubertroffen und sei wegen ihrer Tugendhaftigkeit allgemein bewundert worden Dass sie in Alexandria ausserordentlich verehrt wurde bezeugt auch ein durch die Suda uberlieferter Bericht Daher erregte ihre Ermordung grosses Aufsehen und wurde auch von einem Teil der christlichen Geschichtsschreiber verurteilt Der arianische Kirchengeschichtsschreiber Philostorgios nutzte die Gelegenheit seine theologischen Gegner die Anhanger des Konzils von Nicaa fur den Mord verantwortlich zu machen 29 Auch im lateinischsprachigen Westen wurde der Vorgang bekannt Ein Kapitel der unter Cassiodors Leitung kompilierten Kirchengeschichte Historia ecclesiastica tripartita ist dem Schicksal Hypatias gewidmet Diese Version folgt der Darstellung des Sokrates von Konstantinopel gibt aber abweichend von dessen Bericht an die Philosophin sei mit Steinen getotet worden 30 Dem Dichter Palladas wird traditionell ein Lobgedicht auf Hypatia zugeschrieben von dem funf Verse in der Anthologia Palatina uberliefert sind 31 Alan Cameron argumentiert gegen diese Zuschreibung und meint der Dichter sei ein unbekannter Christ und die von ihm verherrlichte Hypatia nicht die Philosophin sondern wahrscheinlich eine Nonne gewesen 32 Anderer Meinung ist Enrico Livrea er halt das Gedicht fur Hypatias Grabinschrift 33 Kevin Wilkinson meint Palladas sei schon vor der Mitte des 4 Jahrhunderts gestorben die Fragen der Verfasserschaft des Lobgedichts und der Identitat der gepriesenen Frau halt er fur vollig offen 34 Der wohl auf einer verlorenen spatantiken Darstellung fussende Bericht des Johannes von Nikiu aus dem 7 Jahrhundert der den Mord rechtfertigt gibt die Sichtweise von Hypatias kirchlichen Feinden wieder Sie erscheint darin als kriminelle Magierin die mittels Schadenzauber schweres Unheil uber die Stadt gebracht hat Daher habe sie getotet werden mussen zur Strafe fur ihre Verbrechen wie auch zum Schutz der Einwohner Johannes gehorte der koptischen Kirche an die Hypatias Gegner Kyrill zu ihren bedeutendsten Heiligen zahlte und die Moglichkeit eines Fehlverhaltens dieses Kirchenvaters nicht in Betracht zog 35 Der neueren Forschung zufolge wurde die hagiographische Darstellung der Personlichkeit und des Schicksals der als Heilige und Martyrerin verehrten Katharina von Alexandrien grossteils aus Elementen der Hypatia Uberlieferung konstruiert Es wird angenommen dass Katharina die angeblich im Jahr 305 hingerichtet wurde eine erfundene Gestalt ist Ihr Kult ist ab dem 7 Jahrhundert bezeugt 36 Moglicherweise lieferte bei der Ausformung der Katharina Legende ein Bericht uber Hypatia einen Teil des Stoffs wobei die Rollen von Christen und Heiden vertauscht wurden 37 Im 14 Jahrhundert berichtete der byzantinische Geschichtsschreiber Nikephoros Gregoras die Kaiserin Eudokia Makrembolitissa die im 11 Jahrhundert lebte sei eine zweite Theano und Hypatia genannt worden Aus seinen Worten ist zu ersehen dass Hypatia im mittelalterlichen Byzantinischen Reich als Muster einer vorzuglich gebildeten Frau fortlebte 38 Fruhe Neuzeit Bearbeiten Gilles Menage veroffentlichte 1690 seine Historia mulierum philosopharum Geschichte der Philosophinnen in der er Quellenzeugnisse zu Hypatias Leben und Tod zusammenstellte Die Instrumentalisierung des Themas fur religiose und philosophische Polemik setzte im spaten 17 Jahrhundert ein Der protestantische Kirchenhistoriker Gottfried Arnold beurteilte in seiner Unparteyischen Kirchen und Ketzer Historie Erstdruck 1699 die Rolle des Patriarchen als verbrecherisch Im 18 Jahrhundert wurde das Schicksal Hypatias unter dem Gesichtspunkt der damaligen Gegensatze zwischen Katholiken und Protestanten sowie zwischen Vertretern der Aufklarung und der katholischen Kirche thematisiert 1720 veroffentlichte der irische Philosoph John Toland ein Deist der aus der katholischen Kirche ausgetreten war seine kirchenfeindliche Schrift Tetradymus die auch einen Essay mit dem Titel Hypatia enthielt in dem er die Philosophin idealisierte und Kyrill fur den Mord voll verantwortlich machte Henry Fielding nahm ebenfalls in seiner kirchenfeindlichen Satire A journey from this world to the next 1743 auf Hypatias Schicksal Bezug Ihr Tod galt als eindruckliches Beispiel fur einen kirchlicherseits geforderten morderischen Fanatismus den insbesondere Aufklarer wie Voltaire anprangerten Voltaire ausserte sich dazu unter anderem in seinem Examen important de Milord Bolingbroke ou le tombeau du fanaticisme Fur ihn war Hypatia eine vom Klerus beseitigte Vorlauferin der Aufklarung Der Historiker Edward Gibbon zweifelte nicht an Kyrills Verantwortung fur die Mordtat er sah in Hypatias Beseitigung ein Musterbeispiel fur seine Deutung der Spatantike als Epoche eines Zivilisationsverfalls den er mit dem Aufstieg des Christentums in Verbindung brachte 39 Von stark kirchlich orientierten Christen wurde Kyrills Schuld bestritten oder heruntergespielt Der Anglikaner Thomas Lewis publizierte 1721 ein Pamphlet in dem er Kyrill gegen Tolands Polemik verteidigte und Hypatia als most impudent school mistress bezeichnete 40 Die Rechtfertigung Kyrills war auch das Ziel einer 1727 veroffentlichten Abhandlung des franzosischen Jansenisten Claude Pierre Goujet Selbst unter den protestantischen Gelehrten Deutschlands fand Kyrill einen eifrigen Verteidiger Ernst Friedrich Wernsdorf bestritt in einer 1747 1748 erschienenen Untersuchung jede Mitverantwortung des Patriarchen fur den Mord Moderne Bearbeiten Altertumswissenschaftliche Forschung und Feminismus Bearbeiten Eine Einschatzung von Hypatias philosophischen mathematischen und astronomischen Leistungen ist angesichts der sehr ungunstigen Quellenlage spekulativ und problematisch Christian Lacombrade betont dass Hypatia ihren Nachruhm den Umstanden ihres Todes verdanke nicht ihrem Lebenswerk 41 42 Eine Gegenposition zu dieser skeptischen Einschatzung ihrer Bedeutung ist in der feministischen Forschung anzutreffen wo sich insbesondere Henriette Harich Schwarzbauer mit ihrer 1997 in Graz vorgelegten Habilitationsschrift Hypatia von Alexandria Die Testimonien zur alexandrinischen Philosophin profiliert hat Im feministischen Diskurs werden die antiken Texte zu Hypatia unter dem Gesichtspunkt der Genderforschung interpretiert Ihr Schicksal erscheint als Beispiel dafur wie man mit der weiblichen Intellektualitat und wie man mit weiblicher Autorschaft umzugehen pflegte So wie Hypatias Leichnam zerstuckelt wurde so sei auch ihre Lebensleistung durch die Uberlieferung zerstuckelt worden Sie der Vergessenheit zu uberantworten war Kalkul 43 Die Aussage des Philostorgios Hypatia habe ihren Vater in der Mathematik und Astronomie weit ubertroffen bietet einen Anhaltspunkt fur die in moderner wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Literatur vertretene Meinung sie sei zu ihrer Zeit auf diesen Gebieten fuhrend gewesen 44 Mit der Betonung ihrer wissenschaftlichen Qualifikation verbindet sich bei manchen modernen Beurteilern die Ansicht ihr Tod markiere einen historischen Einschnitt das Ende der antiken Mathematik und Naturwissenschaft und insbesondere der Beteiligung von Frauen an wissenschaftlichen Bestrebungen 45 1925 veroffentlichte Dora Russell die Frau des Philosophen Bertrand Russell als Mrs Bertrand Russell eine feministische Schrift mit dem Titel Hypatia or Woman and Knowledge Mehrere feministische Zeitschriften sind nach der spatantiken Philosophin benannt worden Hypatia Feminist Studies wurde 1984 in Athen gegrundet Hypatia A Journal of Feminist Philosophy erscheint seit 1986 in Bloomington Indiana In Berlin gab es von 1991 bis 1998 die Zeitschrift Hypatia Historische Frauenforschung in der Diskussion Belletristik Musik bildende Kunst und Film Bearbeiten nbsp Hypatia vor ihrer Ermordung in der Kirche Gemalde von Charles William Mitchell 1885 Laing Art Gallery NewcastleDie moderne Belletristik griff den Stoff auf und popularisierte ihn Dichter und Schriftsteller nahmen sich des historischen Themas an und verfremdeten den Stoff zum Teil betrachtlich Charles Leconte de Lisle schrieb zwei Fassungen eines Hypatia Gedichts das in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts viele Leser fand und das kurze Drama Hypatie et Cyrille 1857 Er verherrlichte das Ideal einer Verbindung von Weisheit und Schonheit das er in Hypatia verwirklicht sah Die starkste und nachhaltigste Wirkung erzielte der Schriftsteller Charles Kingsley mit seinem 1853 in London erschienenen Roman Hypatia or New Foes with an Old Face der 1858 erstmals in deutscher Ubersetzung herauskam 46 Dieser Roman machte Hypatia einem breiten Publikum bekannt Kingsley behandelte den Stoff aus christlicher aber antikatholischer Sicht Er zeichnete zwar ein insgesamt positives Bild von Hypatia stellte aber ihre philosophische Lebensweise als Irrweg dar Sein erklartes Ziel war es das Christentum als den einzigen wirklich demokratischen Glauben und die Philosophie als den in hochstem Masse exklusiv aristokratischen Glauben darzustellen 47 Auch bei ihm macht die Verbindung von Weisheit und Schonheit die Faszination Hypatias aus Kingsleys Gestaltung des Stoffs bildete die Basis fur die 1878 veroffentlichte Tragodie Hypatia von Arnold Beer ein Trauerspiel in Versen 1906 stellte Hans von Schubert fest Kingsleys Hypatia ist langst zum Gemeingut des gebildeten Publikums zu einem Lieblingsbuch speziell des historisch gebildeten Publikums auch in Deutschland geworden 48 Fritz Mauthner schrieb einen kirchenkritischen Roman Hypatia 1892 Von dem Komponisten Roffredo Caetani stammt die Oper Hypatia eine azione lirica in drei Akten die 1924 veroffentlicht und 1926 im Deutschen Nationaltheater in Weimar uraufgefuhrt wurde Sie handelt vom letzten Lebenstag Hypatias Der italienische Schriftsteller Mario Luzi schrieb das Drama Libro di Ipazia 1978 in dem er die Unausweichlichkeit des Untergangs der von Hypatia reprasentierten Welt thematisierte 1987 erschien die Erzahlung Renaissance en Paganie der aus Quebec stammenden Politikerin und Schriftstellerin Andree Ferretti in der Hypatia eine wichtige Rolle spielt 1989 veroffentlichte der kanadische Mediavist und Schriftsteller Jean Marcel Paquette unter seinem Pseudonym Jean Marcel den Roman Hypatie ou la fin des dieux Hypatia oder Das Ende der Gotter 1988 publizierte der Jugendbuchautor Arnulf Zitelmann seinen historischen Roman Hypatia in dem Hypatia als Vorkampferin des freien Denkens und verantwortlichen Handelns dem Patriarchen Kyrill gegenubergestellt wird Hypatia fand Eingang in die bildende Kunst des 20 Jahrhunderts Die feministische Kunstlerin Judy Chicago widmete ihr in der Arbeit The Dinner Party eines der 39 Gedecke am Tisch 49 Im Jahr 2000 erschien der Roman Baudolino von Umberto Eco Der Titelheld begegnet einem Mischwesen das den Oberkorper einer Frau mit einem ziegengestaltigen Leib vom Bauch an abwarts verbindet und sich als eine Hypatia vorstellt Nach ihrem Bericht gehort sie zu den Nachkommen von Schulerinnen der Philosophin Hypatia die nach dem Mord geflohen sind Sie tragen alle den Namen Hypatia Die Gestalt von Mischwesen haben sie erhalten da sie sich mit Satyrn fortpflanzen Sie bekennen sich zu einer von gnostischem Gedankengut gepragten Erlosungslehre die sie der christlichen entgegenstellen 50 Der Regisseur Alejandro Amenabar drehte 2009 uber Hypatia den Spielfilm Agora Die Saulen des Himmels mit Rachel Weisz in der Hauptrolle Dort ist Hypatia eine bedeutende Astronomin Sie vertritt wie schon Aristarch ein heliozentrisches Weltbild und entdeckt sogar den elliptischen Charakter der Erdbahn womit sie ein fruhneuzeitliches Modell teilweise vorwegnimmt Mit ihrer wissenschaftlichen Denkweise erregt sie in fundamentalistischen religiosen Kreisen Anstoss Ob der Film eine wirklichkeitsnahe Darstellung der Protagonistin und der Verhaltnisse im spatantiken Alexandria bietet ist umstritten Nach der Ansicht des Regisseurs ist das der Fall 51 Die Historikerin Maria Dzielska hingegen meint der Film habe wenig mit der authentischen historischen Hypatia zu tun 52 Benennungen Bearbeiten Nach Hypatia ist der Asteroid 238 Hypatia benannt der am 1 Juli 1884 von Viktor Knorre an der Berliner Sternwarte entdeckt wurde Auch der Mondkrater Hypatia tragt ihren Namen Nordlich des Kraters befinden sich Mondrillen die Rimae Hypatia Hypatia Rillen heissen 2015 wurde der Exoplanet Hypatia Iota Draconis b nach einem offentlichen Wettbewerb der IAU nach Hypatia benannt Quellensammlung BearbeitenHenriette Harich Schwarzbauer Hypatia Die spatantiken Quellen Sapheneia Band 16 Peter Lang Bern u a 2011 ISBN 978 3 0343 0699 7 Habilitationsschrift in uberarbeiteter Fassung Quellentexte mit Einleitung Ubersetzung und Kommentar Besprechung bei sehepunkte Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Handbucher Henriette Harich Schwarzbauer Hypatia In Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 3 Schwabe Basel 2018 ISBN 978 3 7965 3700 4 S 1892 1898 2131 f Christian Lacombrade Hypatia In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 16 Hiersemann Stuttgart 1994 ISBN 3 7772 5006 6 Sp 956 967 Silvia Ronchey Hypatia the Intellectual In Augusto Fraschetti Hrsg Roman Women The University of Chicago Press Chicago London 2001 ISBN 0 226 26094 1 S 160 189 227 235 Henri Dominique Saffrey Hypatie d Alexandrie In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 3 CNRS Editions Paris 2000 ISBN 2 271 05748 5 S 814 817 Monographien Untersuchungen Michael A B Deakin Hypatia of Alexandria Mathematician and Martyr Prometheus Books Amherst New York 2007 ISBN 978 1 59102 520 7 Maria Dzielska Hypatia of Alexandria Harvard University Press Cambridge Massachusetts 1995 ISBN 0 674 43775 6 Silvia Ronchey Ipazia La vera storia Rizzoli Milano 2010 ISBN 978 88 17 0509 75 englische Ubersetzung Hypatia The True Story De Gruyter Berlin Boston 2021 ISBN 978 3 11 071757 0 53 Edward J Watts Hypatia The Life and Legend of an Ancient Philosopher Oxford University Press Oxford 2017 ISBN 978 0 19 021003 8 Rezeption Veronique Gely Hypatia In Peter von Mollendorff Annette Simonis Linda Simonis Hrsg Historische Gestalten der Antike Rezeption in Literatur Kunst und Musik Der Neue Pauly Supplemente Band 8 Metzler Stuttgart Weimar 2013 ISBN 978 3 476 02468 8 Sp 525 534 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hypatia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Hypatia im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Texte zu Hypatia englisch Synesios von Kyrene Brief 154 an Hypatia englisch Memento vom 26 Juni 2008 im Internet Archive Johannes von Nikiu Chronik 84 87 103 englisch Wolfgang Meyer Hypatia von Alexandria Heidelberg 1886 google books Richard Hoche Hypatia die Tochter Theons Gottingen Kaestner 1860 Sonderabdruck aus Philologus Band XV Heft 3 google books Nadja Podbregar Krieg im Dienste Gottes Die Eskalation der Konflikte Scinexx 11 Marz 2010 auf scinexx de 1 Anmerkungen Bearbeiten Glen W Bowersock Parabalani A Terrorist Charity in Late Antiquity In Anabases Traditions et Receptions de l Antiquite Band 12 2010 S 45 54 DOI 10 4000 anabases 1061 Suda Adler Nr Y 166 online Die Hypothese von Denis Roques wonach der Vater Hypatias in Wirklichkeit Theoteknos hiess hat sich nicht durchgesetzt siehe dazu Henri Dominique Saffrey Hypatie d Alexandrie In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 Paris 2000 S 814 817 hier 814 Siehe dazu Henri Dominique Saffrey Hypatie d Alexandrie In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 Paris 2000 S 814 817 hier 814 f und Robert J Penella When was Hypatia born In Historia 33 1984 S 126 128 mit weiteren Argumenten vgl Michael A B Deakin Hypatia of Alexandria Mathematician and Martyr Amherst New York 2007 S 51 f 174 und Maria Dzielska Hypatia of Alexandria Cambridge Massachusetts 1995 S 67 f sowie The Prosopography of the Later Roman Empire PLRE 2 Hypatia 1 575 f Ursprunglich wurde ihre Geburt um 370 datiert diese Datierung ist aber heute umstritten Alan Cameron Jacqueline Long Barbarians and Politics at the Court of Arcadius Berkeley 1993 S 51 Henri Dominique Saffrey Hypatie d Alexandrie In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 Paris 2000 S 814 817 hier 816 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Band 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 133 Anm 6 Edward J Watts City and School in Late Antique Athens and Alexandria Berkeley 2006 S 194 f Maria Dzielska Hypatia of Alexandria Cambridge Massachusetts 1995 S 56 Die Hypothese einer staatlich bezahlten Lehrtatigkeit Hypatias vertreten Markus Vinzent Oxbridge in der ausgehenden Spatantike In Zeitschrift fur antikes Christentum 4 2000 S 49 82 hier 67 69 und Pierre Chuvin Chronique des derniers paiens Paris 1991 S 90 Etienne Evrard A quel titre Hypatie enseigna t elle la philosophie In Revue des Etudes grecques 90 1977 S 69 74 Siehe dazu Alan Cameron Jacqueline Long Barbarians and Politics at the Court of Arcadius Berkeley 1993 S 41 44 Zum Verstandnis der Anekdote siehe Enrico Livrea I gynaikeῖa ῥakh di Ipazia In Eikasmos 6 1995 S 271 273 Danuta Shanzer Merely a Cynic Gesture In Rivista di filologia e di istruzione classica 113 1985 S 61 66 Vgl Christian Lacombrade Hypatie un singulier revival du cynisme In Byzantion 65 1995 S 529 531 John M Rist Hypatia Memento vom 12 Juni 2020 im Internet Archive In Phoenix 19 1965 S 214 225 hier 220 f Synesios Brief 143 Zeilen 1 52 Garzya vgl die Briefe 137 Zeilen 41 45 und 142 Zeilen 7 9 Siehe dazu Antonio Garzya Denis Roques Hrsg Synesios de Cyrene Band 3 Correspondance Lettres LXIV CLVI 2 Auflage Paris 2003 S 399 Anm 11 15 S 400 Anm 19 S 408 410 Anm 3 19 Michael A B Deakin Hypatia of Alexandria Mathematician and Martyr Amherst New York 2007 S 104 f 193 f Siehe zu dieser Frage Tassilo Schmitt Die Bekehrung des Synesios von Kyrene Munchen 2001 S 278 280 und Anm 128 Zur Frage der Datierung siehe Pierre Evieux Introduction In Pierre Evieux William Harris Burns u a Hrsg Cyrille d Alexandrie Lettres Festales Paris 1991 S 55 f Anm 1 Michael A B Deakin Hypatia of Alexandria Mathematician and Martyr Amherst New York 2007 S 173 f Alan Cameron Palladas and Christian Polemic In The Journal of Roman Studies 55 1965 S 17 30 hier 26 28 Jean Rouge La politique de Cyrille d Alexandrie et le meurtre d Hypatie In Cristianesimo nella storia 11 1990 S 485 504 hier 495 Christopher Haas Alexandria in Late Antiquity Topography and Social Conflict Baltimore 1997 S 163 165 Sokrates von Konstantinopel Kirchengeschichte 7 13 Johannes von Nikiu Chronik 84 95 Sokrates von Konstantinopel Kirchengeschichte 7 14 Siehe zu diesen Vorgangen Jean Rouge La politique de Cyrille d Alexandrie et le meurtre d Hypatie In Cristianesimo nella storia 11 1990 S 485 504 hier 487 495 Sokrates von Konstantinopel Kirchengeschichte 7 15 Johannes von Nikiu Chronik 84 100 103 Karl Praechter Hypatia In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IX 1 Stuttgart 1914 Sp 242 249 hier 247 Christopher Haas Alexandria in Late Antiquity Topography and Social Conflict Baltimore 1997 S 314 316 Edward J Watts Hypatia Oxford 2017 S 115 f Henri Dominique Saffrey Hypatie d Alexandrie In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 Paris 2000 S 814 817 hier S 816 Alan Cameron Jacqueline Long Barbarians and Politics at the Court of Arcadius Berkeley 1993 S 49 f Fur die Gegenposition siehe John M Rist Hypatia In Phoenix 19 1965 S 214 225 Henriette Harich Schwarzbauer Hypatia In Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 3 Basel 2018 S 1892 1898 hier S 1896 Vgl Edward J Watts Hypatia Oxford 2017 S 43 Alan Cameron Jacqueline Long Barbarians and Politics at the Court of Arcadius Berkeley 1993 S 44 f Michael A B Deakin Hypatia of Alexandria Mathematician and Martyr Amherst New York 2007 S 96 98 Fur Ersteres pladiert Alan Cameron Isidore of Miletus and Hypatia On the Editing of Mathematical Texts In Greek Roman and Byzantine Studies 31 1990 S 103 127 hier 107 115 Anderer Meinung ist Wilbur Richard Knorr Textual Studies in Ancient and Medieval Geometry Boston 1989 S 755 765 Fabio Acerbi Hypatia In Noretta Koertge Hrsg New Dictionary of Scientific Biography Band 3 Detroit u a 2008 S 435 437 hier 436 Zum Diophantos Kommentar siehe Michael A B Deakin Hypatia and Her Mathematics In The American Mathematical Monthly 101 1994 S 234 243 hier 239 f Philostorgios Kirchengeschichte 8 9 Historia ecclesiastica tripartita 11 12 Anthologia Palatina 9 400 Ubersetzung bei Markus Vinzent Oxbridge in der ausgehenden Spatantike In Zeitschrift fur antikes Christentum 4 2000 S 49 82 hier 70 Alan Cameron The Greek Anthology from Meleager to Planudes Oxford 1993 S 322 324 In diesem Sinne ausserte sich auch Maria Dzielska Hypatia of Alexandria Cambridge Massachusetts 1995 S 22 f Enrico Livrea A P 9 400 iscrizione funeraria di Ipazia In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik 117 1997 S 99 102 online Auch Polymnia Athanassiadi Hrsg Damascius The Philosophical History Athen 1999 S 131 Anm 96 glaubt dass sich die Verse auf die Philosophin beziehen Kevin Wilkinson Palladas and the Age of Constantine In The Journal of Roman Studies 99 2009 S 36 60 hier 37 f Zur koptischen Sichtweise siehe Edward Watts The Murder of Hypatia Acceptable or Unacceptable Violence In Harold Allen Drake Hrsg Violence in Late Antiquity Aldershot 2006 S 333 342 hier 338 342 Siehe dazu Christine Walsh The Cult of St Katherine of Alexandria in Early Medieval Europe Aldershot 2007 S 3 26 Michael A B Deakin Hypatia of Alexandria Mathematician and Martyr Amherst New York 2007 S 135 f 202 Maria Dzielska Hypatia of Alexandria Cambridge Massachusetts 1995 S 21 f Christian Lacombrade Hypatia In Reallexikon fur Antike und Christentum Bd 16 Stuttgart 1994 Sp 956 967 hier 966 Christine Walsh The Cult of St Katherine of Alexandria in Early Medieval Europe Aldershot 2007 S 10 Gustave Bardy Catherine d Alexandrie In Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 11 Paris 1949 Sp 1503 1505 hier 1504 Nikephoros Gregoras Rhomaische Geschichte 8 3 Gibbon Edward Der Sieg des Islams Hrsg Johann Sporschil e artnow 2018 ISBN 978 80 268 5502 6 S 46 Thomas Lewis The History Of Hypatia online Christian Lacombrade Hypatia In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 16 Stuttgart 1994 Sp 956 967 hier Sp 958 f 965 DER SPIEGEL Weltfrauentag Frauen in der Wissenschaft verfolgt verpont bewundert Abgerufen am 13 Marz 2021 Henriette Harich Schwarzbauer Erinnerungen an Hypatia von Alexandria In Barbara Feichtinger Georg Wohrle Hrsg Gender Studies in den Altertumswissenschaften Moglichkeiten und Grenzen Trier 2002 S 97 108 hier S 98 f Michael A B Deakin Hypatia of Alexandria Mathematician and Martyr Amherst New York 2007 S 110 112 194 f Siehe dazu Maria Dzielska Hypatia of Alexandria Cambridge Massachusetts 1995 S 25 f In diesem Sinne ausserte sich schon Richard Hoche Hypatia die Tochter Theons In Philologus 15 1860 S 435 474 hier S 474 er schrieb mit Hypatia sei der letzte Glanz heidnischer Wissenschaft erloschen die christliche Wissenschaft habe den traditionellen Ruhm Alexandrias nicht zu erhalten vermocht Charles Kingsley Hypatia or New Foes with an Old Face englischer Text online deutsche Ubersetzung online Siehe dazu Emilien Lamirande Hypatie Synesios et la fin des dieux L histoire et la fiction In Studies in Religion Sciences Religieuses 18 1989 S 467 489 hier S 478 480 Hans von Schubert Hypatia von Alexandrien in Wahrheit und Dichtung In Preussische Jahrbucher 124 1906 S 42 60 hier S 43 Seite des Brooklyn Museums zum Kunstwerk Umberto Eco Baudolino Munchen 2001 Ubersetzung der italienischen Originalausgabe von 2000 S 475 510 595 f Agora Die Saulen des Himmels 2010 Deutsche Website des Films Hilmar Schmundt Interviewer Hypatia wird zum Opfer des Christentums stilisiert In Spiegel Online 25 April 2010 Interview mit Maria Dzielska Rezension Judith Herrin The Byzantine Review April 2022 nbsp Dieser Artikel wurde am 26 Oktober 2010 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 119121409 lobid OGND AKS LCCN n85017447 NDL 031828782 VIAF 503149196560674792574 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME HypatiaALTERNATIVNAMEN Hypatia von AlexandriaKURZBESCHREIBUNG griechische spatantike Mathematikerin Astronomin und PhilosophinGEBURTSDATUM um 355GEBURTSORT AlexandriaSTERBEDATUM Marz 415 oder Marz 416STERBEORT Alexandria Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hypatia amp oldid 238048491