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Orso II Particiaco oder Ursus II Particiacus spater auch Partecipazio auch Orso II Badoer 2 Halfte 9 Jahrhundert nach 932 in Ammiana war nach der staatlich gesteuerten historiographischen Tradition der 18 Doge von Venedig Uber seine Regierungszeit die Jahre von 912 bis 932 ist wenig bekannt Sein Sohn Petrus wurde auf der Ruckreise von Konstantinopel ausgeraubt und an Zar Simeon von Bulgarien ausgeliefert der ihn wohl gegen Losegeld wieder freiliess Mit zwei der nachkarolingischen Herrscher kam es zu Erneuerungen der bis in die Zeit Karls des Grossen zuruckreichenden Handelsprivilegien In einem Fall wurde Venedig das Recht eingeraumt eigene Munzen zu pragen Mangels gegenteiliger Nachrichten gelten die Jahre 912 bis 932 als ungewohnlich friedlich bei einigen Historikern als Jahre friedlicher wirtschaftlicher Expansion Inhaltsverzeichnis 1 Familie Verhaltnis zwischen Particiaco und Badoer 2 Dogenamt 3 Rezeption 3 1 Bis gegen Ende der Republik Venedig 3 2 Historisch kritische Darstellungen 4 Quellen 4 1 Erzahlende Quellen 4 2 Rechtsetzende Quellen Briefe 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenFamilie Verhaltnis zwischen Particiaco und Badoer BearbeitenDie Particiaco gehorten zu den machtigsten und einflussreichsten tribunizischen Familien Venedigs Zusammen mit den Candiano und den Orseolo war es die Familie Particiaco Badoer die nach traditioneller Betrachtung von 810 bis zur Verfassungsreform von 1172 die meisten Dogen Venedigs stellte Der erste Doge eines von Byzanz de facto unabhangigen Venedig war Agnello Particiaco 810 827 ihm folgten seine Sohne Giustiniano und Giovanni 829 836 Nach der fast dreissigjahrigen Regierung Pietro Tradonicos kehrten die Particiaco mit Orso I auf den Dogenthron zuruck Ihm folgte sein Sohn Giovanni II Als letzter Particiaco bzw Partecipazio so die spatere Geschichtsschreibung kam sieben Jahre nach dem Tod Orsos II dessen Sohn Pietro Badoer 939 942 aus einem Seitenzweig der Familie Particiaco auf den Dogenthron Ausserdem gingen mehrere Bischofe und Patriarchen aus den Familien der Particiaco und der Badoer hervor Die Zugehorigkeit zu den Particiaco wird in der Chronik des Johannes Diaconus behauptet der etwa 80 Jahre nach dem Tod des Dogen schrieb 1 Das Chronicon Altinate gibt ihm den Beinamen Paureta 2 Johannes Diaconus nennt ihn als Vater des Pietro Badoer der von 939 bis 942 herrschte 3 das Chronicon Altinate identifiziert die Badoer mit den Particiaco 4 Als eher schwacher Hinweis auf eine Gleichsetzung gilt Badoer der Bruder Giovannis II Particiaco der vor 886 starb nachdem er bei seiner Gefangennahme durch den Grafen Marino von Comacchio schwer verletzt worden war Unter der Annahme dass dieser Badoer der Vater Orsos II war konnte dessen Sohn als Cognomen den Taufnamen des Grossvaters ubernommen haben 5 Dogenamt Bearbeiten nbsp Das Bulgarenreich zur Zeit Simeons I um 925Ursus wurde erst mehrere Monate nach dem Tod seines Vorgangers von der Volksversammlung zum Dogen gewahlt Kurz nach der Wahl schickte er seinen Sohn Petrus nach Konstantinopel zu Kaiser Leo VI der dem Dogensohn wie seit geraumer Zeit Usus den Titel eines Protospatharios verlieh Auf der Ruckreise fiel Petrus wohl 911 oder 912 in die Hande des Herrschers von Zahumlje Herzegovina Michael eigentlich Mihailo Visevic der ihn an den bulgarischen Zaren Simeon auslieferte mit dem er gegen Byzanz verbundet war Dieser liess den Dogensohn gegen Losegeld wieder frei Spater erschien der Freigelassene in einer diplomatischen Mission unter Fuhrung Domenicos des zukunftigen Bischofs von Malamocco Ursus hielt zwar Venedig eher im Einflusskreis Konstantinopels unterhielt aber auch gute Beziehungen zum Regnum Italicum Dieses war das bedeutendste Einfallstor fur venezianische Waren aus dem Orient 924 verlieh Rudolf II Konig von Burgund und Italien Venedig das Recht Munzen zu schlagen Eine Delegation reiste nach Pavia an den Hof Rudolfs und erhielt am 28 Februar 925 ein weiteres Mal eine Erneuerung der Privilegien die zuletzt 891 bestatigt worden waren Am 26 Februar 927 erreichte die venezianische Diplomatie eine solche Bestatigung auch von Hugo von der Provence der 926 Konig von Italien geworden war Bei jeder dieser Erneuerungen meist anlasslich eines Herrscherwechsels erlangten die Venezianer gunstigere Klauseln konstatierte zuletzt Marco Pozza 931 dankte Ursus ab und zog sich in das Kloster Santi Felice e Fortunato auf La Salina zuruck auch Santi Felice e Fortunato di Ammiana das zu dieser Zeit noch ein Teil der spater versunkenen Stadt Ammiana war Dort im Norden der Lagune von Venedig starb der Doge zu einem unbekannten Zeitpunkt Er wurde auch in der Stadt begraben Die Ursache fur seinen Rucktritt ist nicht bekannt doch ein Hinweis auf interne Konflikte konnte sein dass sein Nachfolger Pietro II Candiano eine deutlich aggressivere Aussenpolitik betrieb nbsp B Vrsvs Badvario Dux Ol auf Leinwand 100 mal 74 cm um 1622 Madonna dell Orto Kapelle S MauroNach seinem Tod wurde er von den Venezianern als Seliger verehrt daher beatus der Kult wurde aber von der Kirche nicht anerkannt In der Capella S Mauro der Kirche Madonna dell Orto erinnert ein Idealportrat an den Dogen dessen Aussehen unbekannt ist Jener freigekaufte Dogensohn Pietro Badoer oder Petrus Badoarius wurde 939 selbst Doge Wenig ist uber ihn bekannt ahnlich wie uber seinen Vater Er verfolgte vermutlich eine friedliche Aussenpolitik wahrend sein Nachfolger abermals ein Doge aus dem Hause Candiano wurde Rezeption BearbeitenBis gegen Ende der Republik Venedig Bearbeiten Fur das Venedig des 14 Jahrhunderts war die Deutung die man der Herrschaft des zweiten Ursus gab in mehrerlei Hinsicht von symbolischer Bedeutung Das Augenmerk der Chronik des Andrea Dandolo reprasentiert in vollendeter Form die Auffassungen der langst fest etablierten politischen Fuhrungsgremien die vor allem seit diesem Dogen die Geschichtsschreibung steuerten Dabei standen die Fragen nach der politischen Unabhangigkeit zwischen den sich zersetzenden Kaiserreichen des Rechts aus eigener Wurzel mithin der Herleitung und Legitimation ihres territorialen und Seeherrschafts Anspruches stets im Mittelpunkt denn Venedig war in dieser Zeit gezwungen ausgesprochen eigenstandig in einer politisch zersplitterten Umgebung zu agieren Dabei spielte der Kampf zwischen Bulgarien und Byzanz eine wesentliche Rolle aber auch das Verhaltnis zu den Reichen die in Italien entstanden waren Dabei wissen die Chronisten uber Ursus besonders wenig zu berichten nbsp Der bulgarische Zar Simeon verfolgt von Ungarn nimmt Zuflucht in Silistra Bilderhandschrift des Skylitzes ursprunglich in den 1070er Jahren angefertigt illustrierte Kopie von etwa 1150 bis 1175 entstanden im Umkreis des normannischen Konigshofs in Palermo Biblioteca Nacional de Espana in Madrid fol 108vDie alteste volkssprachliche Chronik die Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo aus dem spaten 14 Jahrhundert stellt die Vorgange ebenso wie Andrea Dandolo auf einer in dieser Zeit langst gelaufigen von Einzelpersonen dominierten Ebene dar was den Dogen noch einmal grossere Macht zuwies Dabei bleiben die Entscheidungsfindungsprozesse allerdings im Dunkeln 6 Nach dieser Chronik schickte Orso Badoer die Abstammung der Badoer von den Particiaco hatte sich gleichfalls bereits etabliert seinen Sohn Piero nach Konstantinopel wo er honorificentie et dignitade grandissime erhielt also bedeutendste Ehrungen und Wurden Auf dem Ruckweg jedoch wurde er von Michiel bam overo duxe frauodolentemente gefangengesetzt und mitsamt seiner bando wohl seiner Begleitung an den Bulgarenherrscher Simeon ausgeliefert In dieser Chronik gelang dem Dogensohn die Flucht Ansonsten berichtet die Chronik nichts uber die Amtszeit des Dogen ausser dass er 19 Jahr geherrscht hat und wo er beigesetzt wurde Ausserst knapp berichtet auch Pietro Marcello Er fuhrte 1502 in seinem spater ins Volgare unter dem Titel Vite de prencipi di Vinegia ubersetzten Werk den Dogen im Abschnitt Orso Badoero Doge XVII Er herrschte dort ab DCCCCIX also ab 909 7 Marcello berichtet nur von der Gefangennahme des Dogensohnes und vom Ruckzug Orsos ins Kloster im 11 Jahr seiner Herrschaft Den Kroaten der Pietro gefangen nahm nennt er nicht beim Namen sondern tituliert ihn nur mit un certo Signorotto di Dalmatia Das Geschichtswerk des Gian Giacomo Caroldo das er 1532 abschloss berichtet vom neuen Dogen Orso Badoaro 2 auch nur wenig sondern erzahlt zunachst verhaltnismassig ausfuhrlich von der Gefangennahme seines Sohnes Pietro 8 Per gratificarsi il Greco Imperatore schickte Orso seinen Sohn nach Konstantinopel wo er neben Ehren und Geschenken auch den Titel eines Protospatharios erhielt eines Schwerttragers An der Grenze nach Kroatien wurde er gefangen genommen und nach Bulgarien verbracht Um Pietro aus den Handen des bulgarischen Herrschers zu befreien schickte Orso Dominico Archidiacono di Malamocho mit vielen Geschenken an den Hof Er erreichte die Freilassung und wurde nach der Ruckkehr als Ausgleich fur seine Anstrengungen und seine sorgsame Vorgehensweise zum Bischof von Malamocco erhoben Dies geschah allerdings gegen seinen Willen Er habe fortan mit seiner Familie in castita Keuschheit gelebt Schliesslich sei er von seinem Amt zuruckgetreten und nach Jerusalem gegangen Unter dem Vorwand die Chioggioten wurden ihren Verpflichtungen nicht so zugig nachkommen wie sie es sollten contro loro fece qualche innovatione Worin diese innovatione bestand fuhrt der Chronist nicht aus Doch der Blick in die Privilegien und auch der Wille des Dogen sie zu beruhigen fuhrte wohl zu einer Erneuerung ihrer Vorrechte Als Konig Hugo sich 927 in Pavia aufhielt sandte Ursus Ambassatori Ioanni Flabanico et Stephano Caloprino dorthin die die Erneuerung der fruheren Privilegien erreichten Der Doge poco prezzando le cose mondane zog sich aus dem wenig geschatzten weltlichen Leben nach 20 Jahren der Herrschaft zuruck und ging als Monch nach San Felice d i Mani das einst in Ammiana unter dem Namen San Stephano bestanden hatte Dort wurde er auch beigesetzt Caroldo meint Orso sei di singular ingegno et religione amator di giustitia elemosinario et pieno di virtuosi costumi gewesen In der 1574 erschienenen Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben des Frankfurter Juristen Heinrich Kellner die auf Marcello aufbauend die venezianische Chronistik im deutschen Sprachraum bekannt machte ist Orsus Badoer der Siebentzehende Hertzog 9 Kellner nennt als Grunde fur die Wahl des neuen Dogen im jar 909 seine Frombkeit Redligkeit und Gute Sein Sohn wurde zum Kaiser nach Konstantinopel geschickt und von im zu Ritter geschlagen und mit vielen Geschencken begabet Doch auf der Ruckreise wurde er von einem Herrn in Dalmatia gefangen im all sein Geschenck genommen und er in Misiam verbannet Der Doge trat im elfften jar seines Regiments von seinem Amt zuruck ward ein Munch und bracht das ubrig seines Lebens im Kloster zu S Felice zu In der Ubersetzung von Alessandro Maria Vianolis Historia Veneta die 1686 in Nurnberg unter dem Titel Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani erschien 10 wird der Doge Ursus II Badoarius der Achtzehende Hertzog genannt Vianoli der den Dogen als uberaus tapffere n Furst en als uberaus fromm usw beschreibt berichtet uber die Gefangennahme seines Sohnes Petri wie er von Michaele Ban als ein Sclav an Simon den Konig aus Misien verehrt worden und wie er durch Hulffe eines Ertz Caplans von Malamocco dessen Handen wiederum entgangen und auf freyen Fuss gestellt worden ist S 122 Dann zahlt er auf welche Kirchen in dieser Zeit errichtet worden seien Ja der Hertzog selbsten ubergabe das Hertzogthum nahme die geistliche Kleidung an ward ein Munch und brachte die ubrige Zeit seines Lebens in dem Kloster zu S Felice in grosster Gluckseligkeit und Andacht zu Sein Nachfolger Petrus II Candianus wurde 932 gewahlt 1687 schrieb Jacob von Sandrart in seinem Werk Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig noch lakonischer als schon uber den Vorganger des Dogen Im Jahr 909 XVII Ursus Badoarius welcher eilff Jahr wohl regierte Endlich aber danckte er freywillig ab und gieng in ein Kloster wiewohl andere schreiben dass er Bischoff von Venedig worden 11 Historisch kritische Darstellungen Bearbeiten nbsp Phantasiedarstellung des Dogen Orso Participazio II aus den fruhen 1830er Jahren Antonio Nani Serie dei Dogi di Venezia intagliati in rame da Antonio Nani Giuntevi alcuni notizie biografiche estese da diversi Bd 1 Merlo Venedig 1840 o S Google Books Nach Johann Friedrich LeBret der ab 1769 seine vierbandige Staatsgeschichte der Republik Venedig veroffentlichte 12 hatte das venetianische Volk eine solche Hochachtung gegen das badoerische Haus dass es nach dem Tode des Tribuns wieder einen Participatier auf den Thron erhob Es furchtete zugleich keine Ubermacht der Familie denn der Doge war bescheiden schutzete die Gerechtigkeit war mildthatig gegen die Armen brachte aber enen gewissen Hang zur Religion mit auf den Thron der sich besser fur einen Monch als einen Fursten geschickt hatte und der auch endlich den Fursten bestimmte den Furstenmantel mit der Monchskutte zu vertauschen Dann schildert er wie der Doge seinen Sohn nach der Gewohnheit der venetianischen Fursten nach Konstantinopel schickte wie er aber entgegen der Gewohnheit der Particiaco Familie seinen Sohn nach der Dogenwahl nicht zum Mitdogen erhob wohl aus Misstrauen Als die Kroaten Pietro gefangen nahmen schickte er ihn um den Fursten der Venetianer desto mehr zu kranken nach Bulgarien LeBret behauptete schliesslich dass Pietro durch Dominicus einen Archidiakonus von Malamocco durch eine grosse Summe Geldes befreit worden sei Dabei galt nach LeBret Der Charakter der Italiener bleibt sich immer gleich Alle Dinge haben bey ihnen so vielen Werth als sie Geld dafur bekommen konnen S 189 wobei er dies mit scharfer Kritik an der Kurie seiner Gegenwart verbindet Auch erwahnt er die Vertragsbestatigungen mit Berengar und Rudolf Insgesamt habe der friedfertige Doge sein Volk glucklich gemacht er erweiterte die Handlung und verschaffete ohne das Gerausch der Waffen seinem Volke die wesentlichsten Vortheile Aber alle Reichthumer waren in den Handen einiger adelichen Hauser welche die Schifffahrt am meisten getrieben hatten Deutlich weniger ausfuhrlich geradezu lakonisch schildert Samuele Romanin 1853 im ersten der zehn Bande seiner Storia documentata di Venezia die friedliche Herrschaft Ursus II auf dessen angeblichen Charakter er dabei nur am Rande eingeht 13 Stattdessen diskutiert er ausfuhrlich das in spaterer Zeit mehrfach bestatigte Privileg fur Chioggia das er ins Jahr 919 also in die Herrschaftszeit des Dogen Ursus datiert nicht wie ublich in die seines Vorgangers wobei er durch eine grosse Zahl von Konjekturen erklart warum dort chronologisch unpassende Namen auftauchen das Dokument ist nur in Abschriften erhalten ja sogar ein sonst nirgendwo erwahnter Doge namens Dominicus erscheint Bei der Gefangennahme des Dogensohnes Pietro konnte so Romanin der Bulgarenzar vielleicht ein Motiv fur eine Feindschaft gegen Venedig besessen haben Jedenfalls behauptet auch Romanin Pietro sei gegen eine grossa somma freigekauft worden Der Doge der alles getan habe um Venedig reicher zu machen habe einen grossen Teil seines Vermogens als milde Gaben eingesetzt An Rudolfs Hof in Pavia habe der Doge 924 den inzwischen zum Bischof von Malamocco erhobenen Domenico der schon die Freilassung des Dogensohnes erwirkt hatte dazu Stefano Coloprino entsandt Die Unterhandler erreichten die inzwischen ubliche Bestatigung der venezianischen Privilegien wobei das Ripaticum nicht mehr auftaucht eine Abgabe fur das Anlanden der Schiffe ganz im Gegensatz zum Vertrag mit Hugo von der Provence wo es wieder erscheint Doch gestattete der Vertrag mit Rudolf der Republik Venedig erstmals eigene Munzen zu pragen Romanin nimmt an dass es Hinweise auf eine Zecca bereits unter Karl dem Grossen gegeben habe S 224 f ahnlich wie das Pactum Lotharii von 840 bereits libras veneticorum kannte Gepragt wurden in dieser Zeit ausschliesslich kaiserliche Munzen mit der Aufschrift Venecias Der Brauch auswartige Munzen in Venedig zu pragen wurde tatsachlich erst 1356 durch den Grossen Rat untersagt S 226 Schliesslich berichtet der Autor knapp Orso II sei ins Kloster San Felice di Ammiana gegangen ein Kloster das erst 32 Jahre zuvor gegrundet worden sei namlich von Monchen die aus Santo Stefano d Altino vor den Ungarn geflohen waren die im Jahr 900 die Stadte rund um die Lagune geplundert hatten August Friedrich Gfrorer 1861 nimmt in seiner erst elf Jahre nach seinem Tod erschienenen Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 an 14 dass Byzanz nach wie vor grossten Einfluss in der Lagune ausubte was sich darin widerspiegle dass wie Andrea Dandolo schreibt der Doge nur bestatigt worden sei Fur den Autor konnte eine solche Bestatigung nur aus Konstantinopel erfolgen Gfrorer ist sich sicher dass die Aufenthalte der Dogensohne auch derjenige Pietros nur dazu eingesetzt wurden als Geisseln der Treue ihrer Vater zu dienen und in die Schule genommen zu werden Nach dem Autor fiel Peter in die Hande slawischer Seerauber die ihn an Simeon der ein Feind des Vaters gewesen zu sein scheint ablieferten Gfrorer stellt mit Blick auf Ursus fest Johannes Diaconus gehe mit wenigen Linien uber ihn weg und Andrea Dandolos Chronik kenne nur drei politische Handlungen obgleich er 20 Jahre lang Doge war So nennt er die Privilegienverlangerungen Rudolfs und Hugos bestatigt in den Urkunden vom 28 Februar 924 und vom 26 Februar 927 Gfrorer aussert die Vermutung dass die dritte politische Handlung das Privileg fur Chioggia dazu diente dessen Loyalitat die eines Unterthanenlandes auf sein Haus und weg von den Tribuni zu ziehen die ein fruheres Privileg ausgestellt hatten auf das sich Chioggia berufen hatte Er sieht dabei eine Parallele zu Poveglia wo dereinst die Leibwachter des Dogen Peters Trandonico angesiedelt worden waren Den Ruckzug des Dogen ins Kloster schliesslich und den fur ihn gleichzeitigen Rucktritt des jungeren Dominicus nicht des alteren des Archidiakons dem die Befreiung des Dogensohnes gelungen war und der schliesslich zum Bischof von Malamocco ernannt worden war eines verheirateten Laien von seinem Bischofsamt einschliesslich der Pilgerfahrt nach Jerusalem deutet Gfrorer als Busse fur begangene Missethat S 229 Eine ansonsten nur bei Gfrorer existente katholische Partei habe die Schmach des einem Laien ubertragenen Episkopats auszutilgen verstanden Pietro Pinton der Gfrorers Werk im Archivio Veneto in den Jahresbanden XII bis XVI ubersetzte und annotierte korrigierte dessen Vorstellung von einem Interregnum zu Anfang der Regierungszeit Orsos II Seine eigene Darstellung erschien erst 1883 gleichfalls im Archivio Veneto Sie gelangte zu stark abweichenden weniger spekulativen Ergebnissen 15 Anhand eines Dokuments vom 14 Januar 932 widerlegt Pinton Gfrorers Annahme eines langeren Interregnums nach Pietro Tribuno aus dem der Osterreicher harte Konflikte abgeleitet hatte weil sich dieses durch Nachberechnung der Herrschaftsjahre auf wenige Monate reduziere Auch die angebliche kaiserliche Anerkennung die Gfrorer aus Dandolos laudatur dux ableiten zu konnen glaubte widerlegen die Annalen in denen kein essere confermato sondern nur ein acclamato erscheint wie Pinton erweist Fur Pinton reisten die Dogensohne gerade nicht an den Hof in Konstantinopel um vorrangig dem Kaiser Reverenz zu erweisen und um grosse Geschenke und Titel zu erhalten oder wie Gfrorer behauptet sich dort als Geiseln einzufinden mit denen Byzanz die Dogen kontrollierte sondern vor allem um die Handelsprivilegien zu erneuern Die von Gfrorer als Beleg angefuhrte zweijahrige Aufenthaltsdauer des Sohnes des Dogen Pietro II Candiano bei Hof erscheint beim alteren Chronisten Johannes Diaconus nach der Expedition gegen Comacchio und nach dem Tod des Bischofs Domenico Orciano von Olivolo also um 934 Damit ist auch dieser lange Aufenthalt auf wenige Wochen oder Monate reduziert Schliesslich widerlegt er die Annahmen Gfrorers zum Ubergang des Abhangigkeitsverhaltnisses der Chioggioten zum Dogenhaus Dabei ist die Situation mit der von Poveglia nicht vergleichbar denn ihre Pflichten hingen am Bistum von Malamocco dem einstigen Sitz des Dogen 1861 hatte Francesco Zanotto in seinem Il Palazzo ducale di Venezia worin er der Volksversammlung erheblich mehr Einfluss einraumte berichtet dass der Doge auch als dritter seines Namens gezahlt werde denn Giovanni II habe einen Mitdogen dieses Namens gehabt Dieser regierte jedoch nie allein 16 Wie Pietro Pinton so nahm auch dieser Autor an dass der Dogensohn vor allem wegen der Bestatigung der Handelsprivilegien nach Konstantinopel reiste Dass der Dogensohn wegen der mitgefuhrten kaiserlichen Geschenke ausgeraubt und an Simeon ausgeliefert wurde erscheint dem Verfasser klar doch das Motiv des Bulgarenzaren bleibt unklar wie die Historiker anfuhren Gegen viel Gold wurde er jedenfalls freigekauft Ob es allerdings nur die Friedensliebe war die den Dogen von einer vendetta abhielt lasst sich aus den Quellen nicht belegen Auch die Vertrage von 924 und 927 hatten dort angeblich ihren Ausgangspunkt Immerhin erwahnt Zanotto das Munzpragerecht Ins Kloster zuruckgezogen starb der Doge wenig spater Fur Emmanuele Antonio Cicogna wurde im ersten 1867 erschienenen Band seiner Storia dei Dogi di Venezia der 18 Doge ebenso wie bei Zanotto erwahnt von einigen Historikern als dritter seines Namens gezahlt 17 Fur ihn kehrte der Dogensohn uber Land aus Konstantinopel zuruck wo er ausgeraubt und gefangen genommen wurde Auch bei ihm wurde die Freilassung Pietros am Hof Zar Simeons mittels Gold erreicht Der Unterhandler jener Archidiakon Dominicus inzwischen Bischof von Olivolo erreichte einmal in Begleitung von Stefano Caloprino dann von Domenico Flabanico an den Hofen von Rudolf und Hugo die Erneuerung der Privilegien Auch das Munzrecht erwahnt Cicogna Uber die Ursache des Streits mit Chioggia spekuliert Cicogna allerdings nicht Bei ihm ging der Doge aus Altersgrunden ins Kloster und starb in Ammiana im Ruf der Heiligkeit odore di santita Heinrich Kretschmayr skizzierte die Herrschaftszeit des Dogen Petrus Candianus II nur extrem knapp als eine Ara des Friedens eine Periode wertvoller innerer Sammlung 18 In seiner History of Venice in mehreren Auflagen zwischen 1977 und 2011 aufgelegt bieten die friedlichen Dogate des Pietro Tribuno und Orsos II fur John Julius Norwich kaum Anlass fur wenige Zeilen Der Autor betont allerdings den freiwilligen Rucktritt des Dogen nach zwanzig Jahren Fur den Verfasser stellen die beiden Dogen offenbar nur das Praludium fur die 44 folgenden Jahre dar in denen die Candiani Venedig dominierten 19 Quellen BearbeitenErzahlende Quellen Bearbeiten Luigi Andrea Berto Hrsg Giovanni Diacono Istoria Veneticorum Fonti per la Storia dell Italia medievale Storici italiani dal Cinquecento al Millecinquecento ad uso delle scuole 2 Zanichelli Bologna 1999 auf Berto basierende Textedition im Archivio della Latinita Italiana del Medioevo ALIM der Universitat Siena La cronaca veneziana del diacono Giovanni in Giovanni Monticolo Hrsg Cronache veneziane antichissime Fonti per la storia d Italia Medio Evo IX Rom 1890 S 131 133 178 Catalogo dei dogi Digitalisat Roberto Cessi Hrsg Origo civitatum Italiae seu Venetiarum Chronicon Altinate et Chronicon Gradense Rom 1933 S 29 118 125 s Chronicon Altinate Ester Pastorello Hrsg Andrea Dandolo Chronica per extensum descripta aa 460 1280 d C Rerum Italicarum Scriptores XII 1 Nicola Zanichelli Bologna 1938 S 168 170 Digitalisat S 168 f Roberto Cessi Fanny Bennato Hrsg Venetiarum historia vulgo Petro Iustiniano Iustiniani filio adiudicata Venedig 1964 S 2 52 54 Alberto Limentani Hrsg Martin da Canal Les estoires de Venise Cronaca veneziana in lingua francese dalle origini al 1275 Olschki Florenz 1972 S 22 f Șerban V Marin Hrsg Gian Giacomo Caroldo Istorii Veneţiene Bd I De la originile Cetăţii la moartea dogelui Giacopo Tiepolo 1249 Arhivele Naţionale ale Romaniei Bukarest 2008 S 2 52 54 Rechtsetzende Quellen Briefe Bearbeiten Capitularia regum Francorum Monumenta Germaniae Historica Legum sectio II II Hrsg Alfred Boretius Victor Krause Hannover 1897 S 148 150 Luigi Schiaparelli Hrsg I diplomi italiani di Ludovico III e Rodolfo II Rom 1910 S 129 Digitalisat Luigi Schiaparelli Hrsg I diplomi di Ugo e di Lotario di Berengario II e di Adalberto Rom 1924 S 27 Roberto Cessi Hrsg Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille 2 Bde Bd II Padua 1942 S 47 f Literatur BearbeitenMarco Pozza Particiaco Orso II in Dizionario biografico degli Italiani 81 2014 474 f stellt die Grundlage des Darstellungsteils dar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Orso II Participazio Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten La cronaca veneziana del diacono Giovanni in Giovanni Monticolo Hrsg Cronache veneziane antichissime Rom 1890 S 132 Digitalisat Roberto Cessi Hrsg Origo civitatum Italiae seu Venetiarum Chronicon Altinate et Chronicon Gradense Rom 1933 S 118 La cronaca veneziana del diacono Giovanni in Giovanni Monticolo Hrsg Cronache veneziane antichissime Rom 1890 S 133 Roberto Cessi Hrsg Origo civitatum Italiae seu Venetiarum Chronicon Altinate et Chronicon Gradense Rom 1933 S 157 Zu den Badoer Particiaco vgl Marco Pozza I Badoer Una famiglia veneziana dal X al XIII secolo Francisci Padua 1982 Roberto Pesce Hrsg Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo Origini 1362 Centro di Studi Medievali e Rinascimentali Emmanuele Antonio Cicogna Venedig 2010 S 41 Pietro Marcello Vite de prencipi di Vinegia in der Ubersetzung von Lodovico Domenichi Marcolini 1558 S 31 Digitalisat Șerban V Marin Hrsg Gian Giacomo Caroldo Istorii Veneţiene Bd I De la originile Cetăţii la moartea dogelui Giacopo Tiepolo 1249 Arhivele Naţionale ale Romaniei Bukarest 2008 S 67 online Heinrich Kellner Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben Frankfurt 1574 S 12r Digitalisat S 12r Alessandro Maria Vianoli Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani Nurnberg 1686 S 120 123 Ubersetzung Digitalisat Jacob von Sandrart Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig Nurnberg 1687 S 22 Digitalisat S 22 Johann Friedrich LeBret Staatsgeschichte der Republik Venedig von ihrem Ursprunge bis auf unsere Zeiten in welcher zwar der Text des Herrn Abtes L Augier zum Grunde geleget seine Fehler aber verbessert die Begebenheiten bestimmter und aus echten Quellen vorgetragen und nach einer richtigen Zeitordnung geordnet zugleich neue Zusatze von dem Geiste der venetianischen Gesetze und weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten von der innern Staatsverfassung ihren systematischen Veranderungen und der Entwickelung der aristokratischen Regierung von einem Jahrhunderte zum andern beygefugt werden 4 Bde Johann Friedrich Hartknoch Riga und Leipzig 1769 1777 Bd 1 Leipzig und Riga 1769 S 187 190 Digitalisat Samuele Romanin Storia documentata di Venezia 10 Bde Pietro Naratovich Venedig 1853 1861 2 Auflage 1912 1921 Nachdruck Venedig 1972 Bd 1 Venedig 1853 S 215 222 zu Ursus S 222 228 Digitalisat August Friedrich Gfrorer Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 Aus seinem Nachlasse herausgegeben erganzt und fortgesetzt von Dr J B Weiss Graz 1872 S 225 zu Orso II S 225 230 Digitalisat Pietro Pinton La storia di Venezia di A F Gfrorer in Archivio Veneto 25 2 1883 288 313 hier S 300 303 Teil 2 Digitalisat Francesco Zanotto Il Palazzo ducale di Venezia Bd 4 Venedig 1861 S 42 f Digitalisat Emmanuele Antonio Cicogna Storia dei Dogi di Venezia Bd 1 Venedig 1867 o S Heinrich Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 Bde Bd 1 Gotha 1905 S 104 John Julius Norwich A History of Venice Penguin London u a 2011 S 39 VorgangerAmtNachfolgerPietro TribunoDoge von Venedig 912 932Pietro II CandianoNormdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 12 Februar 2023 PersonendatenNAME Orso II ParticiacoALTERNATIVNAMEN Ursus II Particiaco Orso II Partecipazio Orso II BadoerKURZBESCHREIBUNG Doge von Venedig 912 932 GEBURTSDATUM 9 JahrhundertSTERBEDATUM 932STERBEORT Ammiana Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orso II Particiaco amp oldid 237645257