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Bei der Istoria Veneticorum des Chronisten Johannes Diaconus handelt es sich um eine der altesten Geschichtsquellen Venedigs Sie reicht vom 6 Jahrhundert bis zum Jahr 1008 1 Die um 1000 verfasste Chronik ist fur die meisten Ereignisse der fruhen Geschichte der Lagune von Venedig bzw der Republik Venedig die einzige erzahlende Quelle Inhaltsverzeichnis 1 Handschriften 2 Abfassung durch Johannes Diaconus 3 Themen der Chronik 4 Rezeption im Mittelalter 5 Editionen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenHandschriften Bearbeiten nbsp Drei Zeilen aus der vatikanischen Handschrift Urb lat 440 saec xi f 9r Post dicessum cuius omnis Veneticorum frequentia simul collecta quendam civem Heraclianae civitatis Mauricium nomine peritissimum seculari studio ducatus honore apud Metamaucensem insulam sublimavit Qui dum sapienter Die alteste Handschrift befindet sich im Vatikan genauer in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek namlich als Urb lat 440 saec xi Sie entstand womoglich unter Aufsicht des Verfassers spater wurde sie in falscher Reihenfolge geordnet und neu gebunden zudem kam es zu Blattverlusten Digitalisat Vatikanstadt Vatikanische Apostolische Bibliothek Vat lat 5269 f 1r 40v saec xiii Digitalisat Venedig Biblioteca Nazionale Marciana ms Lat X 141 3451 saec xv San Daniele del Friuli Civica Biblioteca Guarneriana ms Guarn 224 saec xvii Venedig Biblioteca Nazionale Marciana Cod Cicogna 1986 saec xviii aus der Sammlung des Emmanuele Antonio Cicogna Venedig Biblioteca Nazionale Marciana Cod Cicogna 3537 saec xix Abfassung durch Johannes Diaconus BearbeitenDas Werk ist in den Handschriften ohne den gangigen Titel und den Namen des Verfassers uberliefert Dabei erscheint es als Chronicon Venetum oder Chronica Veneta weil es die Geschichte Venedigs bis 1008 erzahlt Da der Verfasser den Dogen Pietro II Orseolo besonders genau schildert nimmt man an dass er in dessen Umkreis tatig war Johannes Diaconus kannte daruber hinaus Otto III personlich und taucht vielfach als Gesandter auf Er organisierte das geheime Treffen zwischen Otto und Pietro in Venedig und er erhielt zahlreiche Auftrage fur Gesandtschaftsreisen von beiden Herrschern Ausserdem erscheint sein Name unter den Firmatoren der Vertrage zwischen Venedig und Kaiser Otto 2 Am 16 November 1002 bezeichnete ihn Heinrich II als Capellanus des Dogen Die Wohlinformiertheit und die Nahe zum Dogen und zum Kaiser machen seine Urheberschaft an der Chronik so wahrscheinlich dass diese Annahme allgemeine Zustimmung erlangt hat Der Name des Verfassers erscheint nirgendwo in der Chronik Lange wurde sie einem Giovanni Sagornino zugeschrieben weshalb sie als Sagornina bekannt war Dies geht darauf zuruck dass in zwei Handschriften namlich der Urb lat 440 saec xi und der Marciano Lat X 141 3451 neben dem Namen Iohannes Sagornino sich ein Nomen auctoris und ein Ioannes Sagornino huius libelli auctor fand Doch war dies einfach mitkopiert worden wie sich herausstellte 3 Themen der Chronik BearbeitenDie Chronik setzt mit allgemeinen Angaben zu Venetien und dann den Langobarden ein Sie berichtet uber das Ende des Ostgotenreiches und uber den ostromischen Feldherrn Narses den Einfall der Langobarden 568 und die Grundung Venedigs Dabei bezog der Verfasser einen Teil seiner Einsichten aus dem Chronicon Altinate der Chronica de singulis patriarchis Nove Aquileie der Langobardengeschichte des Paulus Diaconus Dann folgt eine Aufzahlung der Inseln in der Lagune von Venedig eine Geschichte Ostroms und Italiens wobei Bruchstucke aus dem Chronicon Gradense und der Chronica de singulis patriarchis Nove Aquileie eingeflochten wurden Der Tod von Papst Gelasius I an der pestis inguinaria leitet zu Gregor II uber ein Abschnitt der wiederum aus Paulus Diaconus und den Viten Bonifatius III und Bonifatius IV gespeist wird Der nachfolgende Bericht ist fast vollstandig Beda Venerabilis und Paulus Diaconus entlehnt Hinzu kommen Briefe auf S 85 ein Brief der Kaiser Philippicus und Anastasios II an Papst Konstantin I auf S 95 f ein Brief Gregors II oder des III an Patriarch Antoninus von Grado der wortlich zitiert wird S 96 f einer desselben Papstes an Serenus von Aquileia Mit dem Amtsantritt des Dogen Mauricius wird die Geschichtserzahlung breiter bezieht sich aber weiterhin auf Venedig So wird Karl der Grosse nur genannt der Patriarch Paulinus wird gar nicht erwahnt Ausfuhrlicher hingegen werden die Streitigkeiten der Patriarchen geschildert ebenso wie ein Sieg uber Konig Pippin den zweiten Sohn Karls des Grossen im Jahr 810 Vielfach annalistisch wird nur die ostromisch byzantinische Geschichte beruhrt Neben der sehr viel eingehender geschilderten Geschichte Venedigs werden auch die Verhaltnisse bei den Ungarn und Slawen Kroaten Normannen und Sarazenen geschildert Inkarnationsjahre erscheinen dabei hochst selten vielfach erscheint gar keine Datierung Die Franken werden nur dann erwahnt wenn sich eine Involvierung der lokalen Potentaten ergibt wie im Falle des Petrus von Grado der in Zusammenhang mit dem Zug Karls des Kahlen zur Kaiserkronung nach Italien 875 in Zusammenhang gebracht wird Die romisch deutschen Reichsverhaltnisse kommen erst in den Fokus als Otto II die Schlacht bei Crotone 982 verliert wobei seine Darstellung von derjenigen Thietmars und Alperts von Metz 1024 abweicht 4 Mit der Herrschaft Ottos III wird die Erzahlung lebhafter und facettenreicher was als Hinweis darauf gilt dass sie in die Lebensphase des Verfassers fallt Wahrscheinlich wurde das Werk nicht vollendet denn seinen Abschluss bildet die Charakterisierung des jungen Patriarchen Ursus von Grado und die Renovierung der dortigen Marienkirche Santa Maria delle Grazie Rezeption im Mittelalter BearbeitenDie Chronik fand partiell Eingang in den Annalista Saxo die Chronik des Andrea Dandolo und die Libri de vitis patriarcharum Aquilegensium 5 Editionen BearbeitenGirolamo Francesco Zanetti Hrsg Chronicon Venetum omnium quae circum feruntur vetustissimum et Johanni Sagornino vulgo tributum e mss codice Apostoli Zeno v cl Venedig 1765 das Werk wurde lange als Sagornina bezeichnet Digitalisat Georg Heinrich Pertz Hrsg Chronicon Venetum Monumenta Germaniae Historica Scriptores 7 Hannover 1846 S 1 38 Digitalisat La cronaca veneziana del diacono Giovanni in Giovanni Monticolo Hrsg Cronache veneziane antichissime Fonti per la storia d Italia Medio Evo IX Rom 1890 S 59 171 Digitalisat PDF Mario Di Biasi Hrsg La cronaca veneziana di Giovanni Diacono Versione e commento del testo 2 Bande Ateneo Veneto Venedig 1986 und 1988 Luigi Andrea Berto Hrsg Giovanni Diacono Istoria Veneticorum Fonti per la Storia dell Italia medievale Storici italiani dal Cinquecento al Millecinquecento ad uso delle scuole 2 Zanichelli Bologna 1999 auf Berto basierende Textedition im Archivio della Latinita Italiana del Medioevo ALIM der Universitat Siena Literatur BearbeitenGiovanni Monticolo I manoscritti e le fonti della cronaca di Giovanni diacono in Bullettino dell Istituto storico italiano per il Medio Evo 9 1890 37 328 Enrico Besta Sulla composizione della cronaca veneziana attribuita al diacono Giovanni in Atti del Reale Istituto veneto di scienze lettere ed arti 73 1914 775 802 Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Von der Mitte des 10 Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kampfes zwischen Kirche und Staat Band 2 Von der Mitte des zehnten Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kampfes zwischen Kirche und Staat C H Beck Munchen 1923 S 246 249 Digitalisat Luigi Andrea Berto Giovanni Diacono In Mario Caravale Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 56 Giovanni di Crescenzio Giulietti Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2001 Luigi Andrea Berto Il vocabolario politico e sociale della Istoria Veneticorum di Giovanni Diacono Padua 2001 ISBN 88 7115 174 7 Ubersetzung The Political and Social Vocabulary of John the Deacon s Istoria Veneticorum Brepols Turnhout 2013 ISBN 978 2 503 53159 5Weblinks BearbeitenIstoria Veneticorum Text der Chronik Archivio della latinita italiana del medioevoAnmerkungen Bearbeiten Oliver Plessow Die umgeschriebene Geschichte Spatmittelalterliche Historiographie in Munster zwischen Bistum und Stadt Bohlau Koln 2006 S 148 Giovanni Monticolo Cronache veneziane antichissime Rom 1890 S XXIX XXXV Roberta A Rosada Hrsg Storia della letteratura veneta Bd 1 Bruno Rosada Dalle Origini al Quattrocento London 2011 S 239 Alpert von Metz De Episcopis Mettensibus libellus MGH Scriptores 4 Hannover 1841 S 697 700 Digitalisat Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters BD II Von der Mitte des zehnten Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kampfes zwischen Kirche und Staat C H Beck Munchen 1976 S 248 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Istoria Veneticorum amp oldid 238097913