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Petrus I von Grado spater Pietro I Marturio genannt 1 Halfte 9 Jahrhundert 878 in Grado war von 874 bis 878 Patriarch von Grado im Nordosten Italiens Der Doge von Venedig Ursus zwang ihn sein Vorschlagsrecht fur die sechs zu seinem Machtbereich gehorenden Bistumer die Suffraganbistumer des Patriarchen waren fur zukunftige Bischofe zu akzeptieren Damit drangte Ursus einerseits den Einfluss des Papstes der den Patriarchen unterstutzt hatte andererseits denjenigen der Ortskirchen aber auch den Einfluss des Patriarchen von Aquileia ab aus dessen Amtsbezirk im 5 Jahrhundert das Patriarchat von Grado hervorgegangen war Den uberwiegenden Teil seiner Amtszeit verbrachte Petrus ausserhalb von Grado darunter in Rom und in Venedig Inhaltsverzeichnis 1 Amtsubernahme 2 Streit mit dem Dogen um die Besetzung der Suffraganbistumer 3 Folgen fur das Verhaltnis zu Venedig 4 Quellen 5 Literatur 6 Siehe auch 7 AnmerkungenAmtsubernahme BearbeitenWichtigste Quelle zu Petrus ist die Istoria Veneticorum des Johannes Diaconus die um 1000 entstand Sie erwahnt allerdings nicht den Namen der Familie der Petrus entstammte Nur das Chronicon Altinate nennt als Vater des Patriarchen einen Giovanni Marturio 1 Johannes Diaconus nennt Petrus einen vir sanctitate precipuus gramatice artis peritus 2 der sich nach dem Tod seines Vorgangers Vitalis und seiner Wahl fur unwurdig fur das Amt fuhlte und ad Italiam floh Er floh also auf das italienische Festland wohl ins Regnum Italiae im Bewusstsein dass seine Lebensfuhrung und seine Kunst ihn fur die Amtsfuhrung keineswegs geeignet machten Von dort kehrte er dennoch zuruck tandem precibus reductus und ubernahm Amt und Titel Die Weigerung das Amt zu ubernehmen konnte aber auch handfeste Grunde haben Sie konnte in der politischen Unsicherheit wie sie der Tod des Deodato des Bischofs von Altino Torcello im Jahr 864 erweist liegen wie Gherardo Ortalli annimmt 3 Eine solche politische Dimension wurde mit der Wahl Ursus zum Dogen die wenige Monate vor dem Mord erfolgt war umso wahrscheinlicher 4 Streit mit dem Dogen um die Besetzung der Suffraganbistumer BearbeitenDer Konflikt zwischen dem Dogen und dem Patriarchen zeigte sich kurz nach der Wahl des Petrus Beim Tod Senatores des Nachfolgers des Deodato wurde Dominicus Bischof von Altino Torcello Abt des Klosters von Altino von dem Johannes Diaconus behauptet er habe sich selbst entmannt Petrus berief sich auf die Vorgaben des kanonischen Rechts als er den Neugewahlten wegen dieses korperlichen Defektes exkommunizierte Damit allerdings ging er zugleich gegen das ducis decretum an 5 womit er den Ruckhalt des Dogen Ursus verlor Er musste infolgedessen nach Istrien fliehen womit er sich im Machtgebiet des Patriarchen von Aquileia aufhielt Die Aussohnung zwischen dem Dogen und dem Patriarchen gelang auch wahrend des Aufenthalts des Petrus auf Rialto nicht der immerhin ein Jahr andauerte Wahrend dieses Jahres hielt er sich in San Giuliano auf das zum Patrimonium seiner Familie gehorte denn sie war 829 auf Geheiss jenes Giovanni Marturio errichtet worden Der Patriarch floh von dort nach Rom und wurde von Papst Johannes VIII angehort Wahrend Petrus nun die papstliche Ruckendeckung erhielt gelang es dem Dogen die Loyalitat der Lagune von Grado und der dem Patriarchen untergebenen Bischofe auf sich zu ziehen Die Ursache dafur durfte in der prekaren Lage Grados gelegen haben denn die Flotte des Dogen verteidigte 875 Grado gegen die Sarazenen die die Stadt zwei Tage lang belagerten und gegen die Slawen die 876 die Stadt bedrohten 6 Die Briefe Johannes VIII die er in den Jahren 876 und 877 abfasste erlauben es die Phasen des Konflikts genauer zu untersuchen Einen ersten Interventionsversuch stellte die Berufung der sechs Suffraganbischofe Grados nach Rom zu einer Kirchenversammlung ein Diese Einladung erfolgte allerdings durch einen Brief vom 24 November 876 der sich unmittelbar an den Dogen Ursus richtete 7 Die Einberufung wurde ignoriert obwohl sie wiederholt wurde wie der Papst in einem Brief vom 1 Dezember beklagt Dieser Brief richtete sich an Dominicus den Bischof von Olivolo und an Bischof Leo von Caorle Darin droht er Bischof Felix von Malamocco mit der Exkommunikation ebenso wie den Bischofen Petrus von Equilio und Dominicus von Altino Torcello fur den Fall dass sie der Einladung nicht Folge leisten wurden 8 In zwei weiteren Briefen diesmal direkt an die Bischofe von Malamocco und Equilo bzw an Dominicus gerichtet wiederholte er diese Drohung 9 In einem letzten Schreiben an Ursus erklart der Papst Dominicus nicht mehr der Selbstverstummelung fur schuldig sondern nennt ein ambicionis crimen 10 Umstande und Motivation fur die papstliche Einmischung bleiben dabei insgesamt dennoch recht unklar 11 Die vier Briefe vom Dezember 876 wurden Delto dem Bischof von Rimini uberantwortet dem er den Konflikt mit den Suffraganen erlautert den wir sonst nur aus Johannes Diaconus erschliessen konnen indem er Petrus als reverentissimus Venetiarum metropoleus antistes multis suffraganeorum suorum gravatus molestiis et canonice constitutioni in repugnantibus malis oppressus erklart 12 Er unterscheidet also klar zwischen der positiv zu bewertenden Rolle als Doge und der unterdruckerischen und belastigenden gegenuber den Suffraganen zwischen seiner weltlichen Rolle und seinem Verhalten gegenuber den obersten Klerikern seines Dukats Johannes VIII berief eine Synode nach Ravenna fur den Sommer 877 ein Da dort die anstehenden Konflikte gelost werden sollten wiederholte der Papst in den drei Briefen die der Synode vorangingen namlich zwischen Mai und Juli 877 nicht mehr die besagten Drohungen Er schlug einen versohnlicheren Ton an und schlug vor die altercatio zu losen aber auch um illius statum reformare provincie 13 Johannes Diaconus bestatigt dass zu dieser Synode die Bischofe von Equilo und Caorle aber auch diejenigen eingeladen wurden die in Abwesenheit des Patriarchen gewahlt worden waren und damit ohne Konsekration waren Diese waren die Bischofe von Olivolo Malamocco und Cittanova 14 Die Bischofe aus Venetia kamen erst verspatet in Ravenna an was zur Folge hatte dass sie exkommuniziert wurden Doch der Doge Ursus griff ein duce interpellante so dass diese Abtrennung von der Kirche nicht zur Ausfuhrung kam Johannes Diaconus berichtet von weiteren Ortswechseln des Patriarchen Petrus der weit entfernt von seinem Amtssitz blieb So ging er nach Bologna Parma und schliesslich Pavia im Gefolge des Papstes der dort im September 877 den Einzug des Karolingerkonigs Karl III erwartete Als der Papst nach Rom zuruckkehrte ging Petrus nach Treviso wo eine Reihe von Gesandtschaften befordert durch den Ortsbischof Landolo schliesslich zur Konfliktlosung Entscheidendes beitrug 15 Die von Johannes Diaconus geschilderten Bedingungen erweisen einen Kompromiss der schliesslich von Petrus im Dogenpalast abgezeichnet wurde Die Position des Dogen wurde weitgehend anerkannt Petrus kehrte nach Grado zuruck und weihte nunmehr die in seiner Abwesenheit eingesetzten Bischofe Allerdings wurde die Konsekrierung des Dominicus von Altino fur undurchfuhrbar erklart solange Petrus lebte Immerhin durfte er an seinem Amtssitz Torcello bleiben und weiterhin uber seine Einnahmen aus dem Bistum verfugen Petrus starb 878 kurz nach seiner Ruckkehr nach Rialto in der Kirche San Giuliano Folgen fur das Verhaltnis zu Venedig BearbeitenWie Antonio Niero 1987 konstatierte 16 hatte der Konflikt zur Folge dass nicht nur ein fester Kreis von sechs Bistumern an das Patriarchat von Grado gebunden wurde sondern dass dieser stark von der Kontrolle des Dogen abhing Das neue System zeigte seine Durchschlagskraft im Sinne des Dogen als Victor Petrus Nachfolger jenen Dominicus weihte Er musste namlich schworen jeden in Zukunft vom Dogen vorgeschlagenen Kandidaten zu akzeptieren Damit war das Verhaltnis zwischen Dukat und Kirche im Herrschaftsgebiet Venedigs auf lange Zeit festgelegt Quellen BearbeitenRoberto Cessi Hrsg Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille II Secoli IX X Padua 1942 S 7 14 16 18 Luigi Andrea Berto Hrsg Giovanni Diacono Istoria Veneticorum Fonti per la Storia dell Italia medievale Storici italiani dal Cinquecento al Millecinquecento ad uso delle scuole 2 Zanichelli Bologna 1999 S 134 136 138 140 auf Berto basierende Textedition im Archivio della Latinita Italiana del Medioevo ALIM der Universitat Siena Giorgio Fedalto Luigi Andrea Berto Hrsg Chronicon Altinate Rom 2003 S 217 Paul Fridolin Kehr Italia pontificia sive repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis Pontificibus ante annum 1198 Italiae ecclesiis monasteriis civitatibus singulisque personis concessorum VII Venetia et Histria 2 Respublica Venetiarum Provincia Gradensis Histria Berlin 1925 S 44 48 Literatur BearbeitenEmanuela Colombi Pietro Marturio in Dizionario Biografico degli Italiani 83 2015 Grundlage des darstellenden Teils Roberto Cessi La crisi ecclesiastica veneziana al tempo del duca Orso in Atti del Reale Istituto Veneto di scienze lettere ed arti LXXXVII 1928 815 857 erneut in Robert Cessi Le origini del ducato veneziano Neapel 1951 S 53 98 Antonio Niero La sistemazione ecclesiastica del ducato di Venezia in Franco Tonon Hrsg Le origini della chiesa di Venezia Venedig 1987 S 106 109 f Daniela Rando Una chiesa di frontiera Le istituzioni ecclesiastiche veneziane nei secoli VI XII Bologna 1994 S 51 54 Siehe auch BearbeitenLagune von GradoAnmerkungen Bearbeiten Giorgio Fedalto Luigi Andrea Berto Hrsg Chronicon Altinate Rom 2003 S 217 Istoria veneticorum III 9 Luigi Andrea Berto Hrsg Giovanni Diacono Istoria Veneticorum Bologna 1999 S 134 Gherardo Ortalli Il ducato e la civitas Rivoalti tra carolingi bizantini e sassoni in Lellia Cracco Ruggini et al Hrsg Storia di Venezia dalle origini alla caduta della Serenissima I Origini Eta ducale Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1992 S 754 f Roberto Cessi La crisi ecclesiastica veneziana al tempo del duca Orso in Atti del Reale Istituto Veneto di scienze lettere ed arti LXXXVII 1928 815 857 hier S 846 848 Antonio Niero La sistemazione ecclesiastica del ducato di Venezia in Franco Tonon Hrsg Le origini della chiesa di Venezia Venedig 1987 Istoria Veneticorum III 11 Luigi Andrea Berto Hrsg Giovanni Diacono Istoria Veneticorum Bologna 1999 S 136 Istoria Veneticorum III 14 Roberto Cessi Hrsg Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille II Secoli IX X Padua 1942 n 5 S 7 f Synthese bei Kehr 1925 n 40 54 S 44 48 Roberto Cessi Hrsg Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille II Secoli IX X Padua 1942 n 6 S 8 f Roberto Cessi Hrsg Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille II Secoli IX X Padua 1942 n 8 und 9 S 11 14 Roberto Cessi Hrsg Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille II Secoli IX X Padua 1942 n 7 S 10 Daniela Rando Una chiesa di frontiera Le istituzioni ecclesiastiche veneziane nei secoli VI XII Bologna 1994 S 50 Roberto Cessi Hrsg Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille II Secoli IX X Padua 1942 n 10 S 14 Roberto Cessi Hrsg Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille II Secoli IX X Padua 1942 n 11 13 S 16 18 Istoria Veneticorum III 18 Luigi Andrea Berto Hrsg Giovanni Diacono Istoria Veneticorum Bologna 1999 S 138 Istoria Veneticorum III 20 Luigi Andrea Berto Hrsg Giovanni Diacono Istoria Veneticorum Bologna 1999 S 140 Antonio Niero La sistemazione ecclesiastica del ducato di Venezia in Franco Tonon Hrsg Le origini della chiesa di Venezia Venedig 1987 S 110 PersonendatenNAME Petrus I von GradoALTERNATIVNAMEN Pietro I Marturio Pietro MarturioKURZBESCHREIBUNG Patriarch von Grado im Nordosten Italiens 874 878 GEBURTSDATUM zwischen 800 und 850STERBEDATUM 878STERBEORT Grado Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Petrus I von Grado amp oldid 234453383