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Das Chronicon Altinate gelegentlich auch Chronicon Venetum genannt ist eine der altesten Geschichtsquellen Venedigs Sie ist aber auch seit mehr als zwei Jahrhunderten eine der umstrittensten in Bezug auf die Bezeichnung die Entstehungszeit den Verfasser den Zusammenhang zu zeitgenossischen Manuskripten sowie zwischen den nicht ubereinstimmenden und den bisher drei kritischen Editionen zugrundeliegenden Handschriften Die Kompilation der Textsammlung lasst sich nicht auf einen einzelnen Verfasser zuruckfuhren Es handelt sich weniger um eine Chronik wie der Name nahelegt als vielmehr um eine Kompilation von Legenden zur Entstehung Venedigs und von Mythen wie der Abkunft der ersten Veneter von den Trojanern oder dem Angriff Pippins des zweiten Sohnes Karls des Grossen auf die Lagune von Venedig Hinzu kommen Listen von Bischofen Papsten Dogen und Kaisern dazu Kirchenverzeichnisse und Geschlechterregister sowie chronikalische Notizen Die bedeutendsten Handschriften liegen im Vatikan in Venedig und in Dresden doch ist unklar in welchem Verhaltnis die drei Manuskripte zueinander und zu einer Reihe weiterer Handschriften stehen Selbst die Frage ob das barbarische Latein der Chronik als Ausdruck des fruhmittelalterlichen Niedergangs der Lateinkenntnisse zu deuten sei oder ob diese mitunter wirre Ausdrucksweise womoglich der Vortauschung hohen Alters und damit der Steigerung der Glaubwurdigkeit gedient haben konnte bleibt unklar Das Chronicon Altinate hat deshalb eine so enorme Wirkmacht erhalten weil die vom Staat bis 1797 streng kontrollierte Geschichtsschreibung Vieles aus ihm ubernahm ein Prozess der spatestens mit der Chronik des Dogen Andrea Dandolo 1343 1354 einsetzte die die Zeit bis 1280 umfasst denn diese wurde zur Hauptquelle fur die spateren Chronisten Als Mitte des 14 Jahrhunderts die Geschichtsschreibung nicht mehr in Latein sondern in der Volkssprache dem Volgare erfolgte gelangten aus den uberlieferten aber auch aus einer verlorenen Handschrift weitere Einzelheiten aus dem Chronicon Altinate in die Historiographie Venedigs Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Inhalt der Chronik 3 Sprache und Stil 4 Datierung und Handschriften 5 Einfluss auf die Staatschronistik Venedigs 6 Editionen 7 Literatur 8 AnmerkungenName Bearbeiten nbsp Kartenausschnitt der Tabula Peutingeriana aus dem 12 Jahrhundert im Mittelpunkt das namengebende Altino am Rand der AdriaDie Bezeichnung als Chronicon Altinate nannte 1732 Marco Foscarini denn er meinte dass es einigen gefalle den anonymen Verfasser so zu nennen weil er sich so ausgiebig mit Altinum befasse einer reichen und beruhmten Stadt 1 Der Herausgeber von 1845 Antonio Rossi meinte sogar sie habe von Anfang an aus diesem Grunde so geheissen Erstaunen erregt diese Annahme deshalb weil der Verfasser der Chronik sich in nur wenigen Zeilen mit der Stadt befasst und dann nur mit deren Zerstorung und dem nachfolgenden Exodus Wahrend Apostolo Zeno 1750 2 und Bernard de Montfaucon 1741 diesen Namen vermieden gestand ihn Henry Simonsfeld der im Rahmen der Monumenta Germaniae Historica eine Edition vornahm nur deshalb zu weil er im 19 Jahrhundert langst gelaufig war Nicolae Iorga fand den Namen unlogisch der leitende Archivar des Staatsarchivs Venedig Roberto Cessi versuchte ihn durch seine Origo civitatum Italiae zu ersetzen Doch konnte sich Cessi damit nicht durchsetzen und so leben Altinate und Gradense als getrennte Chroniken fort Fur Cessi war Chronicon Altinate una ridicola mistificazione eine lacherliche Mystifizierung 3 Inhalt der Chronik BearbeitenDen Anfang der Chronik bildet nachdem die ersten 15 Patriarchen von Beatus Heliodorus episcopus sedit primus bis hin zu Paulus angefuhrt wurden die legendare Abwanderung der Bewohner von Altinum die Grundung von Torcello die Errichtung des Patriarchats von Grado Diese Passage fand so die altere Meinung Eingang in das Chronicon Gradense Die nachfolgende Liste der Patriarchen wurde sukzessive bis in das 13 Jahrhundert fortgefuhrt die fruheren Eintrage dienten Johannes Diaconus als Vorlage fur seine eigene Chronik die Istoria Veneticorum Dann folgen die Bischofe von Torcello und von Olivolo heute im Osten des historischen Zentrums von Venedig darauf ein Verzeichnis von Kirchen und Klostern die von venezianischen Familien gegrundet worden waren Es folgt ein Verzeichnis derjenigen Familien die Anfang des 9 Jahrhunderts auf den Inseln Rialto und Malamocco ansassig waren ein Abschnitt der fur die alteste Geschichte Venedigs von erheblicher Bedeutung ist Eine zweite Geschichte des Patriarchats Grado bietet weitere Angaben uber das private und offentliche Leben der Bewohner Daran schliesst sich eine widerspruchliche gelegentlich wirr genannte Erzahlung uber den Prafekten Longinus an der demnach im 6 Jahrhundert lebte Da sich eine Stelle auf Heinrich IV bezieht kann der Angriff Pippins auf die Lagunenorte erst zu dieser Zeit eingefugt worden sein Dem schliesst sich wiederum eine Papstliste bis Damasus II 1048 an eine Liste der Dogen dann eine der romischen Kaiser bis Theodosius I der ostromischen ab Arkadius wobei hier die westromischen Kaiser die bis in die Zeit Karls des Grossen herrschten fehlen Die folgende fabelhafte Darstellung des Trojanischen Krieges wurde in der Dresdner Handschrift an den Anfang gesetzt Mit dieser Herkunftsableitung ist die Chronik im europaischen Mittelalter etwas ganz und gar gewohnliches denn wie Horst Brunner konstatierte erschien Troja den Zeitgenossen als Wiege der europaischen Volker 4 oder wie Maria Klippel feststellte wurde Troja als Wiege fast aller europaischen Staaten angesehen 5 Sprache und Stil BearbeitenInsgesamt ist die Sprache davon gepragt dass einfachste Grammatikregeln unbekannt zu sein scheinen So werden die Kasusendungen vollig willkurlich gebraucht und selbst das Genus ist verschwunden die Verben werden falsch gebeugt Relativpronomina werden unverstandlich gebraucht Simonsfeld nennt den Stil in seiner Edition valde barbarum 6 Gina Fasoli stellte sich angesichts dieser sehr barbarischen Sprache die Frage ob diese selbst eine Funktion gehabt haben konnte Sie nahm an dass eine derartige Barbarei womoglich einem bewussten Akt entsprungen ware der dem Text den Anschein von Altertumlichkeit und damit Glaubhaftigkeit verleihen sollte denn ein derartiger Umgang mit der Sprache wurde ansonsten in keinem einzigen Dokument der gesamten venezianischen Geschichte auftauchen 7 Datierung und Handschriften BearbeitenLange wurde angenommen die Chronik sei bereits im 9 Jahrhundert begonnen worden spatestens aber im 10 Jahrhundert 8 Die vier Handschriften sind so unterschiedlich wie Max Manutius meinte dass es fast unmoglich sei eine geschlossene Edition in Gestalt einer ursprunglichen Form bereitzustellen In allen Handschriften finden sich grossere Einschube Diese vier Handschriften von denen eine in Rom eine in Dresden und zwei in Venedig liegen sind der Codex Vaticanus 5273 aus dem 13 Jahrhundert der Codex Dresdensis F 168 ebenfalls aus dem 13 Jahrhundert dann der Codex Venetus aus der Bibliothek des Patriarchenseminars in Venedig H V 44 heute im Museo Civico Correr abermals 13 Jahrhundert daneben der Codex Venetus bibliothecae S Marci classis Italianae XI nr 124 vom Anfang des 16 Jahrhunderts Die Frage ob und wie die vier Handschriften in Zusammenhang stehen hat vor allem im Umkreis von Editionsvorhaben die Konfusion noch verscharft Erschwerend kam hinzu dass die Signaturen zuweilen sogar die Namen der Bibliotheken sich anderten Als alteste und damit fur die Erschliessung der Chronik bedeutendste Handschriften gelten die Vat Lat 5273 dann die F 168 und die H V 44 und zwar ausschliesslich aufgrund ihres hoheren Alters Dabei nahm Henry Simonsfeld im Rahmen seiner Edition fur die Monumenta Germaniae Historica an dass die Vaticana die alteste sei weil die Liste der byzantinischen Kaiser mit Johannes II Komnenos endet der von 1118 bis 1143 herrschte eine zeitliche Grenze die mit den Listen der Patriarchen und Bischofe zu harmonieren schien Roberto Cessi hingegen glaubte dass die Handschrift einer Traditionslinie angehorte der die Erganzungen aus der Dresdense und der Handschrift aus dem Patriarchenseminar fehlten Demnach sei sie die jungste der drei Handschriften 9 Die Dresdener Handschrift war im Besitz von Bernardo Trevisan wo sie von Bernard de Montfaucon und Apostolo Zeno konsultiert wurde Die Edition von 1847 die Filippo Luigi Polidori besorgte basiert auf dieser Handschrift Sie reicht bis zur Thronbesteigung von Heinrich I von Hennegau also bis 1206 andererseits fehlt die Genealogie der frankischen Konige Der Patriarchencodex also der aus der Bibliothek des Seminars hatte zunachst die Signatur B III 10 dann H V 44 derzeit aber 951 Er gehorte Marino Sanudo di Leonardo in dessen Bibliothek er die Nummer 2784 trug wie einer wohl eigenhandigen Eintragung zu entnehmen ist Im 17 und 18 Jahrhundert lag er wohl in der Bibliothek der Familie Trevisan doch galt er Mitte des 18 Jahrhunderts als verschollen Francesco Calbo Crotta gelangte in seinen Besitz der ihn wiederum 1815 an Abt Sante della Valentina verlieh 1827 ubereignete Calbo Crotta den Codex an das Seminar des Patriarchen Susy Marcon konnte belegen dass die Handschrift zwar aus dem 13 Jahrhundert stammt doch sind ihrer Auffassung nach drei Entstehungsphasen zu unterscheiden namlich im ersten und zweiten Jahrzehnt des 13 Jahrhunderts dann in der vierten und funften Dekade schliesslich in der zweiten Halfte des Jahrhunderts 10 Schon fruher waren verschiedene Vorschlage unterbreitet worden wie 1210 Bernard de Montfaucon Apostolo Zeno Antonio Rossi kurz nach 1205 Emmanuele Antonio Cicogna oder zwischen 1237 und 1249 Giovanni Monticolo Im Gegensatz zu anderen Manuskripten enthalt der Dresdense die Genealogie der Frankenkonige und weitere verstreute Angaben einschliesslich des Chronicon Gradense und Auszuge aus dem Pseudo Altinate Die Edition von Rossi basierte auf diesem Codex In der Sammlung Cicogna sie geht auf Emmanuele Antonio Cicogna zuruck existieren zwei Abschriften aus dem 19 Jahrhundert Dabei ist Ci 274 eine Abschrift durch Abt Sante della Valentina 1826 11 wahrend August Prost vermutet eine Abschrift zu der Cicogna keine weiteren Angaben macht Ci 617 sei von Michele Angelo Doria kopiert worden Zu diesen Chroniken steht wiederum Marc Lat X 305 und Barb 247 sowie zwei Manuskripte aus der Bibliotheque nationale in Paris und eine aus der Foscarini Sammlung in Wien in Beziehung 12 Nach Giovanni Monticolo sind Patriarchenseminar und Dresdense naher bei Johannes Diaconus als die Vaticana Enrico Besta schien sogar dass im Falle der Bevorzugung der beiden der zu edierende Text nicht mehr so absurd erscheinen wurde 13 Bruno Rosada konnte nachweisen dass die Ilias in der Vaticana und nur dort erschien wahrend die frankischen Legenden nur in der Vaticana und in der Patriarchenhandschrift auftauchen die Legende von Narses und Longinus in allen dreien die Erzahlung von Aeneas bis Caesar nur in der Dresdense und der Patriarchenhandschrift 14 Marco Foscarini platzierte das Chronicon Altinate zunachst in die Zeit um 1200 denn die Reihe der Dogen und Patriarchen endete mit Pietro Ziani und Angelo Barozzi die 1205 und 1201 gewahlt wurden Auch andere Autoren wie Cicogna pflichteten dieser ungefahren zeitlichen Einordnung bei Roberto Galli hingegen datierte die Chronik weiterhin sehr fruh Fur ihn reichten die Quellen aus denen exzerpiert worden war bis ins 6 Jahrhundert zuruck so etwa die Episode um Narses und Longinus Fur ihn stammten Teil I bis III aus der Zeit zwischen 568 und 572 wohingegen Teil IV zwischen 827 und 829 entstanden war Andere Autoren darunter Simonsfeld und Cessi lehnten diesen naiven Ansatz Mythen in reine Historie zu verwandeln ab 15 Dennoch wurde weiterhin akzeptiert dass einige Teile der Chronik zeitlich vor Johannes Diaconus lagen Sieht man von Samuele Romanin ab der sich mehrfach widersprach so schloss selbst Henry Simonsfeld vom barbarischen Latein auf die Mitte des 10 Jahrhunderts spater auf das Ende des 10 Jahrhunderts Dabei glaubte er an spatere Erganzungen wie etwa der Episode um Karl den Grossen die nach ihm zwischen 1056 und 1065 eingefugt worden war bis hin zu den Patriarchen und Bischofslisten die wahrend des 11 Jahrhunderts hinzukamen Noch spater wurden im 13 Jahrhundert byzantinische und lateinische Kaiser erganzt Die Annahme dass um einen Kern des 10 Jahrhunderts weitere Erganzungen vorgenommen worden waren wurde von verschiedenen Historikern wie Giovanni Monticolo Bernhard Schmeidler und zunachst auch von Carlo Cipolla akzeptiert 16 Die Einschatzung von Simonsfeld basierte auf seiner strikten Annahme dass das Chronicon Gradense das man zu dieser Zeit Johannes Diaconus zuschrieb von Johannes aus einem Exzerpt des Chronicon Altinate abgeschrieben worden sei Der erste der diese zeitliche Einordnung bezweifelte war Enrico Besta dessen These partiell von Carlo Cipolla unterstutzt wurde Besta betrachtete die Kerndarstellung und ordnete sie einer Epoche zu in der Venedig bereits das ostliche Mittelmeer beherrschte Es sei so Besta nicht moglich auf diese Art uber Venedig zu schreiben wenn es nicht eine prosperierende dominante Stadt gewesen sei ein Zustand der erst unter Pietro Orseolo 976 978 erreicht worden sei Ihn erinnerte die Situation die man beim Betrachten der Chronica vor Augen gefuhrt bekomme an eine der Bedrohung sowohl durch den West als auch den Ostkaiser was gut in die Zeit Friedrich Barbarossas und Manuel I Komnenos passte also ins 12 Jahrhundert Augusto Gaudenzi ubernahm diese Einordnung und prazisierte sie auf die erste Halfte des 12 Jahrhunderts indem er Giacomo Veneto eine wenig bekannte Figur aus Konstantinopel als Autor vorschlug 17 Doch die genaue Studie von Lorenzo Minio Paluello zu diesem putativen Verfasser fuhrte zu dessen Ablehnung schon aufgrund seiner hohen Bildung 18 die in krassem Gegensatz zum kruden Latein der Chronik stand Auch auf der Grundlage einer in Grossbritannien entdeckten Quelle der Cronica Venetum saec XI konnte Carlo Castellani nicht entscheiden ob es sich um eine Altinate oder einen Johannes Diaconus handelte so dass er bloss das 11 bis 12 Jahrhundert vermutete 19 Roberto Cessi schlug fur die erste Periode die Zeit zwischen 1092 und 1118 vor wobei er wiederum an den kaiserlichen Listen ansetzte Fur die zweite nahm er einen Zeitrahmen von 1145 bis 1180 an Fur die dritte Periode konnte er keinen Zeitpunkt festlegen doch lag dieser in jedem Falle vor Pietro Ziani also vor 1205 Wie schon fruher durch Bartolomeo Cecchetti so wurde nun ein breiterer Entstehungsrahmen angenommen Gina Fasoli akzeptierte Cessis Ansicht als plausibel aus kritischer Perspektive als akzeptabel aus historischer Gherardo Ortalli folgte Cessis Argumenten nur bedingt denn er mochte nicht ausschliessen dass einige Teile der Chronica noch vor Johannes Diaconus entstanden waren Robert Lee Wolff glaubt the garbled and difficult Chronicon Venetum called Altinate die verstummelte und schwierige Chronik also stamme aus der Mitte des 11 Jahrhunderts 20 Marino Zorzi nimmt an dass die altesten Teile aus der Zeit vor dem 11 Jahrhundert stammen 21 Jacques Poucet praferiert das 11 bis 12 Jahrhundert 22 Einfluss auf die Staatschronistik Venedigs BearbeitenIn der Chronik des Dogen Andrea Dandolo 23 die wie durch einen Flaschenhals die Legenden und Mythenbildungen aus der fruhen Zeit Venedigs nicht nur bundelte sondern auch zum Grundstock venezianischer Mythenentfaltung dauerhaft hinzufugte entfaltete sich erstmals eine von der Staatsspitze kontrollierte und gesteuerte Geschichtsschreibung die bis zum Ende der Republik Venedig also bis 1797 fortgesetzt wurde Sie beherrschte fortan nicht nur die Historiographie sondern verdrangte daruber hinaus alle anderen Ansatze so dass die meisten Werke der Zeit vor Dandolo verschwanden wie schon Marco Foscarini feststellte 24 oder Jahrhunderte in den Archiven schlummerten Auf der anderen Seite gab die Chronik die zwischen 1342 und mindestens 1352 entstand der Geschichtsschreibung starke Impulse Sie selbst zitierte mindestens 280 Dokumente vollstandig oder in Regestenform eine Arbeit die nur durch unmittelbaren Zugang zum Archiv im Dogenpalast zu bewaltigen war Im Zentrum dieser Bemuhungen standen die Kanzler Benintendi de Ravegnani Grosskanzler ab 1352 und Rafaino de Caresini ersterer ein Freund des Dogen letzterer der Fortsetzer der Chronica Brevis fur die Jahre 1343 bis 1388 die gleichfalls dem Dogen zugeschrieben wurde In ihr erscheinen nun endgultig die Dogen beinahe als einzige Herren der Geschichte wahrend die fruhen Institutionen der Volksversammlung arengo oder der Tribunen umgedeutet oder beinahe vergessen wurden die Geschichte Venedigs wurde bis 1797 zur blossen Abfolge der genau 120 nicht nur uberlieferten sondern auch von der Staatschronistik als solche akzeptierten Dogen 25 In die apologetische Historiographie des besagten Dogen flossen mittelbar Teile des Chronicon Altinate ein die vor allem uber drei Autoren vermittelt wurden Diese waren Frater Paulinus Jacopo da Varazze oder da Varagine und Pietro Calo oder Petrus de Clugia Die Historia Satyrica des Fra Paolino erkannte etwa Henry Simonsfeld als Hauptquelle des dogalen Werkes 26 Dies gilt etwa mit Blick auf die Beziehungen zu den romisch deutschen Konigen 27 und vielfach scheint Paulinus sogar die einzige Quelle zu sein auf die sich Andrea Dandolo stutzte 28 Jacopo da Varagines Werk das als Legenda Aurea vulgo Historia Lombardica dicta bekannt ist 29 trug ebenso zu Dandolos Opus bei wie die Legendae de tempore et de sanctis des Pietro Calo 30 aus Chioggia Keinen Einfluss des Chronicon Altinate sieht man hingegen auf die Historia Ducum Veneticorum ein Geschichtswerk das nach gangiger Auffassung nach dem Tod Pietro Zianis also nach 1229 entstanden ist Dies hangt damit zusammen dass dieses Werk erst 1102 einsetzt sich also fur die fruhe Geschichte Venedigs gar nicht interessiert Sein Schwerpunkt liege wie der Herausgeber Henry Simonsfeld annahm auf dem Vierten Kreuzzug 31 Deutlich starker rezipierte der Verfasser der Chronica di Marco 32 einer unedierten Chronik die folgt man dem Prolog 1292 entstand Der Verfasser bediente sich bei Les Estoires de Venise der Chronik des Martino da Canale kopierte aber auch aus dem Chronicon Altinate Er liess jedoch ganze Passagen und Zeitraume aus Dabei korrigierte und variierte er die Form Mitte des 14 Jahrhunderts fand ein erneuter Richtungswechsel der Geschichtsschreibung statt denn nunmehr wurde das Lateinische durch das Volgare die Volkssprache abgelost Einige der Autoren griffen dabei offenbar wieder auf das Chronicon Altinate zuruck So weist der Codex Marc cl X Lat 36a dessen hohen Wert schon Simonsfeld im Zusammenhang mit seinem Editionsvorhaben erkannte einige Hinweise auf Er stellte fest dass der Verfasser eine vollstandigere Version des Altinate zur Verfugung gehabt haben muss als die heute bekannten Handschriften Da ihm eine Handschrift vorgelegen haben muss die auch die Historia Ducum Veneticorum enthielt zog er diese fur sein Editionsvorhaben der besagten Historia hinzu Editionen BearbeitenDie von Antonio Rossi 1845 besorgte erste Edition erfolgte im Archivio Storico Italiano Sie basierte auf dem Codex aus dem Patriarchenseminar 33 Die 1847 erfolgte Edition von Filippo Polidori erschien in derselben Zeitschrift und basierte auf der Dresdner Handschrift wahrend Henry Simonsfeld die altere der beiden Vatikanischen Handschriften fur seine Edition in den Monumenta Germaniae Historica bevorzugte Giovanni Monticolo der einen zweiten Band seiner Cronache veneziane antichissime ankundigte kam nicht mehr dazu das Chronicon Altinate zu analysieren Roberto Cessi schlug 1933 eine vollig neue Edition der Chronik vor Henry Simonsfeld Hrsg Chronicon Venetum quod vulgo dicunt Altinate Monumenta Germaniae Historica Scriptores XIV Hannover 1883 S 1 69 Digitalisat Filippo Luigi Polidori Cronichon Venetum vulgo Altinate quod prius editum an MDCCCXLV iuxta codicem Patriarch Veneti Seminarii denuo prodit ex ms codice Reg Bibliothecae Dresdensis in Archivio Storico Italiano 5 1847 appendice S 9 128 Antonio Rossi La Cronaca Veneta detta Altinate in Archivio Storico Italiano Florenz 1845 Introduzione S 3 10 Liber primus S 20 22 Liber secundus S 41 61 Liber tertius S 81 103 Liber quartus S 116 129 Liber quintus S 152 184 Liber sextus S 192 198 Liber septimus S 204 216 Liber Octavus S 220 228 jeweils mit vorangehendem commentario dann S 769 793 correzioni e supplementi Digitalisat Literatur BearbeitenȘerban V Marin Considerations regarding the Place of Chronicon Altinate in the Venetian Historical Writing in Revue des Etudes Sud est Europeennes 51 2013 83 103 Digitalisat auf academia edu Bruno Rosada Storia di una cronaca Un secolo di studi sul Chronicon Altinate in Quaderni Veneti 7 1988 155 180 Roberto Cessi Hrsg Origo civitatum Italie seu Venetiarum Chronicon Altinate et Chronicon Gradense Tipografia del Senato Rom 1933 Fonti per la storia d Italia 73 Digitalisat Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd 2 Von der Mitte des 10 Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kampfes zwischen Kirche und Staat 3 Nachdruck der 1923 erschienenen 1 Aufl Beck Munchen 1976 S 249 251 Digitalisat Enrico Besta Nuove ricerche sul Chronicon Altinate in Nuovo Archivio Veneto XV 1908 5 71 Digitalisat Enrico Besta Sulla composizione della chronaca Veneziana attribuita al diacono Giovanni in Atti del Reale Istituto Veneto discienze lettere ed arti 73 1913 14 775ff Enrico Besta I trucchi della cosidetta cronaca altinate in Atti del Reale Istituto Veneto discienze lettere ed arti 74 1914 15 1275 1330 Giovanni Monticolo Cronache veneziane antichissime Rom 1890 S XIII XVII Digitalisat Henry Simonsfeld Venetianische Studien I Das Chronicon Altinate Munchen 1878 Anmerkungen Bearbeiten Marco Foscarini Della letteratura veneziana con aggiunte inedite dedicata al principe Andrea Giovanelli Nachdruck der Ausgabe von 1732 Venedig 1854 S 124 Digitalisat Seine Arbeit an den altesten Handschriften wird schon 1765 hervorgehoben Chronicon Venetum omnium quae circum feruntur vetustissimum et Johanni Sagornino vulgo tributum e mss codice Apostoli Zeno v cl Venedig 1765 S X Roberto Cessi Hrsg Origo Civitatem Italie seu Veneticorum Chronicon Altinate et Chronicon Gradense Rom 1933 S vii Horst Brunner Hrsg Die deutsche Trojaliteratur des Mittelalters und der fruhen Neuzeit Materialien und Untersuchungen Reichert Wiesbaden 1990 Maria Klippel Die Darstellung der Frankischen Trojanersage in Geschichtsschreibung und Dichtung vom Mittelalter bis zur Renaissance in Frankreich Beyer amp Hausknecht Bielefeld 1936 S 2 f Henry Simonsfeld Hrsg Chronicon Venetum quod vulgo dicunt Altinate Monumenta Germaniae Historica Scriptores XIV Hannover 1883 S 1 69 hier S 4 Digitalisat Gina Fasoli I fondamenti della storiografia veneziana in Agostino Pertusi Hrsg La Storiografia Veneziana fino al secolo XVI Aspetti e problemi Florenz 1970 S 34 Max Manitius Hrsg Geschichte der Lateinischen Literatur des Mittelalters Teil II Beck Munchen 1923 S 249 Șerban V Marin Considerations regarding the Place of Chronicon Altinate in the Venetian Historical Writing in Revue des Etudes Sud est Europeennes 51 2013 83 103 hier S 86 und daselbst Anm 1 Ich folge hier weitgehend seiner Darstellung der modernen Deutungsversuche Șerban V Marin Considerations regarding the Place of Chronicon Altinate in the Venetian Historical Writing in Revue des Etudes Sud est Europeennes 51 2013 83 103 hier S 87 Dies ergibt sich aus dem Titel Cronica dell anonimo Altinate scoperta ed illustrata dal sig d Sante della Valentina veneziano cappellano dell arciconfraternita di s Rocco Șerban V Marin Considerations regarding the Place of Chronicon Altinate in the Venetian Historical Writing in Revue des Etudes Sud est Europeennes 51 2013 83 103 hier S 88 Enrico Besta I trucchi della cosidetta cronaca altinate in Atti del Reale Istituto Veneto discienze lettere ed arti 74 1914 15 1275 1330 hier S 1278 Bruno Rosada Storia di una cronaca Un secolo di studi sul Chronicon Altinate in Quaderni veneti 7 9 1988 155 180 hier S 176 Roberto Cessi Venezia ducale Bd 1 Duca e popolo Venedig 1963 S 30 f Anm 5 Carlo Cipolla Ricerche sulle tradizioni intorno alle antiche immigrazioni nella laguna Il Chronicon Altinate in confronto col Chronicon Gradense in Archivio Veneto 27 1884 338 373 Digitalisat 28 1884 104 131 und 297 334 Digitalisat 29 1885 331 353 31 1886 129 146 und 423 442 Digitalisat Augusto Gaudenzi II Costituto di Constantino in Bullettino dell Istituto Storico Italiano 39 1919 S 53 57 61 f Lorenzo Minio Paluello Il Chronicon Altinate e Giacomo Veneto in Miscellanea in onore di Roberto Cessi Bd 1 Rom 1958 S 153 169 Carlo Castellani I manoscritti Veneti contenuti nella collezione Phillipps in Cheltenham contea di Glocester in Archivio Veneto 37 1889 199 248 Digitalisat Robert Lee Wolff Romania The Latin Empire of Constantinople in Speculum 23 1948 1 34 nachgedruckt in Ders Studies in the Latin Empire of Constantinople London 1976 S II 1 34 hier S 8 Marino Zorzi I Gradenigo e i libri in Marino Zorzi Susy Marcon Hrsg Grado Venezia i Gradenigo Venedig 2001 S 227 242 hier S 228 Jacques Poucet Le mythe de l origine troyenne au Moyen age et a la Renaissance un exemple d ideologie politique Antenor fondateur de Venise II in Folia Electronica Classica 5 2003 online Ester Pastorello Hrsg Andreae Danduli Ducis Venetiarum Chronica per extensum descripta aa 46 1280 Rerum Italicarum Scriptores XII 1 Nicola Zanichelli Bologna 1938 Marco Foscarini Della letteratura veneziana con aggiunte inedite dedicata al principe Andrea Giovanelli Nachdruck der Ausgabe von 1732 Venedig 1854 S 105 Dabei ist die venezianische Uberlieferung ungemein komplex Zudem gibt es keinen Gesamtuberblick uber die zahlreichen Manuskripte Solche Uberblicke existieren nur fur einzelne Sammlungen wie etwa Tommaso Gar I codici storici della collezione Foscarini conservata nella Imperiale Biblioteca di Vienna in Archivio Storico Italiano 5 1843 281 505 oder Antonio Ceruti Inventario Ceruti dei manoscritti della Biblioteca Ambrosiana Milano Trezzano sul Naviglio 1973 1979 Bd I V oder fur einzelne Lander Cesare Foligno Codici di materia veneta nelle biblioteche inglesi in Nuovo Archivio Veneto n s IX 1906 parte I S 89 128 dann Giuseppe Mazzatinti Inventari dei manoscritti italiani delle biblioteche di Francia pubblicato dal Ministero della Pubblica Istruzione Indici e Cataloghi V 3 Bde Rom 1886 1888 Naturgemass ist die Situation in Italien noch komplizierter Joseph Alentinelli Biblioteca Manuscripta ad S Marci Venetiarum Codices manuscripti latini Venedig 1868 1873 Bd I VI Bd IV Digitalisat Pietro Zorzanello Catalogo dei codici latini della Biblioteca Nazionale Marciana di Venezia non compresi nel catalogo di G Valentinelli Milano Trezzano sul Naviglio 1980 1985 Bd 1 III Carlo Frati Arnaldo Segarizzi Catalogo dei codici marciani italiani Modena 1909 1911 Bd I II Bd 2 Digitalisat Carlo Campana Cronache di Venezia in volgare della Biblioteca Nazionale Marciana Padua Venedig 2011 Henry Simonsfeld Andrea Dandolo e le sue opere storiche S 46 und allgemein Ders Bemerkungen zu der Weltchronik des Frater Paulinus von Venedig Bischofs von Pozzuoli in Deutsche Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 9 1893 120 127 Henry Simonsfeld Andreas Dandolo und seine Geschichtswerke Theodor Ackermann Munchen 1876 S 117 Bruno Rosada Storia della letteratura veneziana dalle origini al quattrocento Bd 1 London 2011 S 408 zur Person Paulinus und seinem Werk vergl daselbst S 353 359 Ester Pastorello Hrsg Andreae Danduli Ducis Venetiarum Chronica per extensum descripta aa 46 1280 Rerum Italicarum Scriptores XII 1 Nicola Zanichelli Bologna 1938 S LXIII Vgl Enrico Maria Di Palma Il Legendarium di Pietro Calo Sezione 649 667 Fonti strategie tradizione tesi di laurea Mailand 2012 Henry Simonsfeld Hrsg Historia Ducum Veneticorum Monumenta Germaniae Historica Scriptores XIV Hannover 1883 S 72 97 ab S 94 Supplementum aus dem Cod Marc cl X Lat 36 a 3326 Chronica Iustiniani Elisa Paladin Osservazioni sulla inedita cronaca veneziana di Marco sec XIIIex XIVin in Atti dell Istituto Veneto di Scienze Lettere ed Arti Classe di Scienze morali lettere e arti CXXVII 1969 1970 429 461 Vgl dazu auch Agostino Pertusi Le profezie sulla presa di Costantinopoli 1204 nel cronista veneziano Marco e le loro fonti bizantine Pseudo Costantino Magno Pseudo Daniele Pseudo Leone il Saggio in Studi Veneziani n s 3 1979 13 46 Antonio Rossi Hrsg La Cronaca Veneta detta Altinate di autore anonimo in latino Florenz 1845 S 11 228 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chronicon Altinate amp oldid 233939180