www.wikidata.de-de.nina.az
Luigina Gina Fasoli 5 Juni 1905 in Bassano del Grappa 18 Mai 1992 in Bologna war eine italienische Mittelalterhistorikerin Fasoli schrieb sich bereits als 17 Jahrige an der Universitat Bologna ein wo sie ihr Studium 1926 beendete Ihre Doktorarbeit schrieb sie uber die unveroffentlichten Statuten ihrer Heimatstadt Sie lernte bei Luigi Simeoni am Lehrstuhl fur mittelalterliche und neuzeitliche Geschichte 1950 wurde Fasoli Dozentin und damit die erste Frau in Italien die einen Lehrstuhl fur Mediavistik innehatte Zuerst unterrichtete sie an der Universitat Catania ab 1957 an der Universita di Bologna wo sie bis zur Emeritierung 1981 lehrte Ihre Schwerpunkte lagen auf der Historiographie der Geschichte der Langobarden und der der Stadte Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Werke Auswahl 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben und Werk Bearbeiten nbsp Statuti del comune di Bassano dell anno 1259 e dell anno 1295 1940 Gina Fasolis Vater Arturo war ein Ingenieur der sein Studium 1902 in Padua abgeschlossen hatte Auf der Grundlage seiner Beschaftigung mit Wasserkraft wurde er fur den Bau des Aquadukts von Mestre verantwortlich ebenso wie fur den von Asiago Seine Frau Adele Pozzato gebar am 5 Juni 1905 eine Tochter doch verstarb Arturo Fasoli an einer Lebensmittelvergiftung bereits am 10 Juni des folgenden Jahres Adeles Vater Francesco Pozzato war Assessor bei der Kommune und auch er arbeitete 1895 an einem Aquadukt namlich dem seiner Heimatstadt Bassano Dem Urgrossvater gehorte eine Druckerei Da man glaubte Gina habe schwache Bronchien wurde sie zu Hause unterrichtet Mit neun Jahren ging sie dennoch zum Gymnasium dem Liceo von Bassano Ihr wichtigster Lehrer wurde der Sarde Vincenzo Tedesco der als freischaffender Dozent arbeitete Schon zu dieser Zeit interessierte sich Luigina fur die Geschichten um Ezzelino III da Romano Wahrend des Ersten Weltkriegs zog die Familie nach Bologna was ihr das Ende der Schulzeit erleichterte In den Sommerferien fuhren Mutter und Tochter regelmassig nach Bassano Diesen Wechsel zwischen den neun Monaten akademischen Lebens und den drei Monaten im landlichen Ort hielt sie fast ihr Leben lang durch Nachdem sie am Liceo Classico Minghetti von Bologna ihre Schule abgeschlossen hatte schrieb sie sich bereits 1922 an der Facolta di Lettere in Bologna ein Bis 1926 lernte sie bei Raffaele Petazzoni Ihre Abschlussarbeit schrieb sie uber die Statuti comunali inediti di Bassano die unedierten Statuten von Bassano 1 wodurch sie mit der mittelalterlichen Geschichte vertraut wurde wofur vor allem ihr Lehrer und Professor fur Palaographie Pietro Torelli verantwortlich war Dabei liess er Fasoli uber die komplexen mittelalterlichen Lebensformen schreiben dem Codex widmete sie hingegen nur vier Seiten Damit ging sie weit uber die Themen die zu dieser Zeit ublicherweise im Bereich Palaographie und Diplomatik bearbeitet wurden hinaus 1927 wurde Luigi Simeoni an die Universitat Bologna berufen mit dem sich uber rund ein Vierteljahrhundert ein intensiver Austausch entwickelte In den nachsten funf Jahren machte sich Fasoli mit der didaktischen und padagogischen Seite ihres Berufes vertraut ein Terrain auf dem sie spater als Meisterin galt Dem Kreis um Luigi Simeoni gehorten neben Fasoli auch Eugenio Dupre Theseider und Paolo Lamma an obwohl keiner von ihnen sein Schuler wurde Fasoli arbeitete in dieser Zeit im Staatsarchiv Bologna um sich ein Bild von der ausserst komplexen Quellenlage uber die komplizierten Mechanismen der Kommune zu machen um daraus ein neues Bild zu entwickeln Daraus entstand eine Geschichte der antimagnatischen Gesetzgebung Bolognas die 1933 publiziert wurde 2 Dieser Themenkreis bereits von Robert Davidsohn und Nicola Ottokar fur Florenz bearbeitet war in Bologna beinahe Neuland Dabei gelangte sie zu der Erkenntnis dass die Entstehung der Kommunen nur auf einer vergleichenden Basis erklart werden konne die die Entwicklung der internen Verwaltung mit einschliesse Unter dem Pseudonym Gif schrieb sie parallel zu ihren Forschungsarbeiten Artikel fur Festa ein katholisches Blatt fur junge Intellektuelle Darin zeigte sich ihre Fahigkeit komplexe Vorgange auch fur Laien verstandlich aufzubereiten Im Archivio Veneto bereitete sie ihre Dissertationsergebnisse so auf dass ihre Stossrichtung abweichend von der bisherigen Rechtsgeschichte sich viel starker mit dem Alltagsleben und mit einem Sitz im Leben der andere Wissenschaften zwangslaufig mit einbezog verband Zusammen mit Pietro Sella publizierte sie die Statuten von Bologna von 1288 1940 erlangte sie eine freie Dozentur in mittelalterlicher Geschichte 1947 48 nahm sie nachdem in der unmittelbaren Nachkriegszeit der Lehrbetrieb geruht hatte ihre Tatigkeit als Assistentin in Bologna wieder auf Dort griff sie ein neues Thema auf das des Verhaltnisses zwischen den freien Stadten und ihrem Umland Die Grundung der borghi franchi stand dabei im Mittelpunkt Wiederum unter dem Blickwinkel der gegen die lokalen Grossen gerichteten Gesetzgebung bezog sie erstmals wirtschaftliche Aspekte ein dazu demographische Fragen die Sozialstruktur aber auch die Formen der Auseinandersetzung um den Landbesitz Wahrend des Krieges hatte Fasoli ein neues Thema entdeckt das bis dahin wenig beforscht war das der Invasion durch die Ungarn im 10 Jahrhundert 3 Damit uberschritt sie den Rahmen der rein italienischen Forschung bei weitem Methodologisch und mit Blick auf die Quellenlage betrat sie damit das Terrain der hagiographischen und sonstigen erzahlerischen Quellen der verstreuten Urkunden und sie verliess das Gebiet der Statuten kommunalen Vertrage wie insgesamt einer dichten stadtischen Uberlieferung Zugleich untersuchte sie die Fruhzeit der Kommunen die sich in einem Abwehrkampf sahen 1949 erschien I Re d Italia 4 ein Werk das die Breite ihrer Ansatze und Interessen bekannt machte 1950 zahlreiche Professoren waren von den Faschisten verfolgt ins Ausland gegangen wurde Fasoli als erste Frau Italiens zur Professorin fur mittelalterliche Geschichte berufen Sie ging damit nach Catania wo sie bis zum 31 Januar 1957 lehrte um dann nach Bologna zuruckzukehren Zunachst arbeitete sie sich in die Geschichte Siziliens ein um den Interessen ihrer Studenten entgegenzukommen In Catania unterrichtete Carmelina Naselli Geschichte der Volkstraditionen was sich fur Gina Fasoli insofern auswirkte als sie nun auch auf anthropologische und volkskundliche Methoden und Fragestellungen zuruckgriff Dazu gehorten Gebrauche Legenden aber auch die Regionaldialekte Ihr schwebte inzwischen eine Art histoire totale vor eine umfassende alle Lebensaspekte einschliessende Geschichtsauffassung die sie als Storia come storia della civilta bezeichnete Zugleich drang sie weiter ins Fruhmittelalter vor und befasste sich mit den Langobarden Auf Luigi Simeoni war auf dem Lehrstuhl fur Mittelalter und Neuzeit Eugenio Dupre gefolgt Simeoni der sie immer wieder ermuntert hatte und der zugleich ihre Zahigkeit Intelligenz und ehrliche Arbeit bewundert hatte starb im Juni 1952 Wahrenddessen trug Fasoli an der Last in den 50er Jahren als Frau ihr Amt ausfullen zu konnen Dabei brachte sie ihre Krafte in die Reorganisation der Historischen Wissenschaften in Italien ein So entstand etwa das Centro Italiano di Studi sull alto medioevo in Spoleto 1955 begann in Rom die Kommission fur Stadtgeschichte des internationalen Historikerverbands zu entstehen die sich komparatistischen Studien der europaischen Stadte verschrieb Ihr erster Prasident war Hermann Aubin 1955 1958 ihm folgte Hektor Ammann 1958 1967 dann Philippe Wolff 1967 1986 Aus Italien gehorten ihr bis 1980 Ernesto Sestan Eugenio Dupre Carlo Guido Mor Cinzio Violante und Gina Fasoli an Unter ihren Kollegen entstanden Freundschaften mit Raoul Manselli und Giovanni Tabacco Mit den Anregungen von der Reichenau oder von anderen Kongressorten kehrte Fasoli zuruck 1966 wurde sie Mitglied des Direktoriums des renommierten Centro di studi sull alto medioevo in Spoleto Dort hatte sie selbst 1957 einen Vortrag uber die Caratteri del secolo VII gehalten 5 einen weiteren 1965 uber Castelli e signorie rurali 6 worin sie neue Deutungen des italienischen Feudalismus bekannt machte 1957 ging sie wieder nach Bologna wo sie bis 1977 das Istituto di Discipline Storiche e Giuridiche leitete Dort waren es vor allem die innovativen Forschungsansatze und ihre didaktischen Fahigkeiten die ihrer Berufung forderlich waren Als erste Frau der Welt hielt sie eine Semestereroffnungsvorlesung in einem mediavistischen Hochschulinstitut Darin sprach sie uber die Projektionen des Risorgimento von nationaler Identitat ins Mittelalter Nationalkonigtum In Bologna forderte sie die Suche nach neuen Forschungsmethoden neuen Wegen der Geschichtsdidaktik der Interdisziplinaritat dazu den Aufbau einer Spezialbibliothek Lange vor den Reformen ab 1980 lud sie fachfremde Referenten ein und offnete das Fach methodologisch Sie benutzte Luftbilder von Stadten um in die Urbanistik gleichsam das Fahrtenlesen einzufuhren mit dem der historische Blick geubt wurde Fur sie war klar dass das was die Archaologie und die historische Forschung zutage forderten den Heutigen Sinn verlieh In den nachsten Jahren war sie europaweit als Spezialistin fur die Geschichte der Ungarn und Langobarden der Kommunen und des Reichs der Lega lombarda und Friedrichs II anerkannt 1975 wurde sie emeritiert 1987 erhielt sie den angesehenen Premio Archiginnasio d oro fur Verdienste um die Stadt Bologna Einen ahnlichen Preis hatte sie bereits 1980 in Bassano erhalten 1989 erhielt sie eine entsprechende Auszeichnung vom Osterreichischen Arbeitskreis fur Stadtgeschichtsforschung in Linz In den letzten Jahren intensivierte sie Studien zu Bassano es erschien La Storia e l Atlante und sie sammelte nach wie vor einen Studentenkreis um sich Werke Auswahl BearbeitenCatalogo descrittivo degli statuti Bolognesi conservati nell Archivio di Stato di Bologna Biblioteca dell Archiginnasio s II n XLI Bologna 1931 Statuti del comune di Bassano dell anno 1259 e dell anno 1295 R Deputazione di storia patria per le Venezie Venedig 1940 I Bentivoglio Nemi Florenz 1936 La Serenissima Florenz 1937 Ricerche sui borghi franchi dell alta Italia in Rivista di storia del diritto italiano XV 1942 139 214 Le incursioni ungare in Europa nel sec X G C Sansoni Florenz 1945 I re d Italia 888 962 Sansoni Florenz 1949 Mondo feudale europeo in Ernesto Pontieri Hrsg Storia Universale Vallardi Bd IV 1 Mailand 1960 Che cosa sappiamo delle citta italiane nell Alto Medio Evo in Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte 47 1960 289 305 L America latina nel periodo coloniale Aspetti e momenti Riccardo Patron Bologna 1962 Citta e sovrani dalle lezioni tenute alla Facolta di Magistero dell Universita di Bologna nell anno accademico 1962 63 Bologna 1963 I Longobardi in Italia dalle lezioni tenute nella Facolta di Magistero dell Universita di Bologna nell anno accademico 1964 65 Bologna 1965 mit Francesca Bocchi La citta medievale italiana Sansoni Florenz 1973 Statuti di Bologna dell anno 1288 Bd 1 Citta del Vaticano 1973 mit Antonio Carile Documenti di storia feudale Bologna 1974 Hrsg Storia della Citta di Bologna dal 1116 1280 Bologna 1975 italienische Ausgabe des Werkes von Alfred Hessel Geschichte der Stadt Bologna von 1116 bis 1280 Berlin 1910 Navigazione fluviale porti e navi sul Po in La navigazione mediterranea nell alto medioevo Bd 2 Spoleto 1978 565 667 mit Reinhard Elze Hrsg Stadtadel und Burgertum in den italienischen und deutschen Stadten des Spatmittelalters Berlin 1991 Ceti dominanti nelle citta dell Italia centro settentrionale fra X e XII secolo in Giorgio Cracco Hrsg Nuovi studi ezzeliniani Istituto Storico Italiano per il Medioevo Nuovi Studi Storici XXI Rom 1992 S 3 13 Auszeichnungen Bearbeiten1970 Medaglia d Oro dei Benemeriti della Scuola della Cultura e dell Arte 1980 Premio per la cultura della citta di Bassano 1987 Premio Archiginnasio d oro del Comune di Bologna 1989 Osterreichischer Arbeitskreis fur Stadtgeschichte Linz Ehrenmitglied Literatur BearbeitenFrancesca Bocchi Gian Maria Varanini L eredita culturale di Gina Fasoli Atti del convegno di studi per il centenario della nascita 1905 2005 Bologna Bassano del Grappa 24 25 26 novembre 2005 Istituto storico italiano per il Medio Evo 2008 Memorial per Gina Fasoli Bibliografia e alcuni inediti hgg v Francesca Bocchi Bologna 1993 L opera storiografica di Gina Fasoli in Atti e Memorie della Deputazione di Storia Patria per le Province di Romagna XLIV Bologna 1993 La storia come storia della civilta in Atti del Memorial per Gina Fasoli hgg v S Neri und P Porta Bologna 1993 Francesca Bocchi Biographie des Centro Gina Fasoli per la storia delle citta Paolo Golinelli Gli studi matildico canossani di tre amici scomparsi Gina Fasoli Vito Fumagalli Lalla Bertolini in Atti e memorie della Deputazione di Storia Patria per le antiche provincie modenesi s XI XXII 2001 3 12 Vito Fumagalli Ricordo di Gina Fasoli in Quaderni medievali 35 1993 5 f Weblinks BearbeitenFrancesca Bocchi Biographie beim Centro Gina Fasoli per la storia delle citta Publikationsliste beim Centro Verzeichnis mit 327 Titeln Francesca Bocchi Gina Fasoli 2004 Veroffentlichungen von und uber Gina Fasoli im Opac der Regesta ImperiiAnmerkungen Bearbeiten Gina Fasoli Statuti del comune di Bassano dell anno 1259 e dell anno 1295 R Deputazione di storia patria per le Venezie Venedig 1940 Gina Fasoli La legislazione antimagnatizia a Bologna fino al 1292 in Rivista di Storia del diritto italiano VI 1933 351 392 Gina Fasoli Le incursioni ungare in Europa nel sec X G C Sansoni Florenz 1945 I re d Italia 888 962 Sansoni Florenz 1949 Gina Fasoli Aspetti di vita economica e sociale nell Italia del secolo VII in Caratteri del secolo VII in Occidente Settimane 5 Spoleto 1958 S 103 159 Gina Fasoli Castelli e signorie rurali in Agricoltura e mondo rurale in Occidente nell alto medioevo Spoleto 1966 S 531 567 Normdaten Person GND 137689713 lobid OGND AKS LCCN n50011986 VIAF 34550901 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fasoli GinaALTERNATIVNAMEN Fasoli LuiginaKURZBESCHREIBUNG italienische MittelalterhistorikerinGEBURTSDATUM 5 Juni 1905GEBURTSORT Bassano del GrappaSTERBEDATUM 18 Mai 1992STERBEORT Bologna Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gina Fasoli amp oldid 235891535